Das Bloggerdebutpreisfinale

Den Bloggerdebutpreis den Janine Hasse, Bozena Anna Badura und Sarah Jäger gegründet haben, gibt es seit 2016. Da wird eine Longlist der in einem Jahr erschienenen deutschsprachigen Debuts erstellt und daraus wählen die drei Frauen dann fünf Shortlistbücher, aus denen dann die teilnehmenden Literaturblogger das Debut des Jahres auswählen sollen, das dann im Cafe Livres in Essen gefeiert wird.

Die Shortlist für das Jahr 2022, ausgewählt aus sechsundsiebzig Titeln war

  1. Slata Roshal “153 Formen des Nichtssein”
  2. Claudia Schumacher “Liebe ist gewaltig”
  3. Noemi Somalvico “Ist hier das Jenseits fragt das Schwein”
  4. Ursula Knoll “Lektionen in dunkler Materie
  5. Annika Büsing “Nortstadt”

und dann lesen, lesen, um seine Empfehlung abgeben, was bei mir ja immer ein wenig ambivalent ist, schreibe doch ja immer, daß man nicht fünf Bücher aus sechsundsiebzig oder ein aus fünf auswählen kann, weil Bücher keine Äpfel und Birnen sind, die man untereinander vergleichen kann.

Dann reizt es mich aber mich aber doch und ich habe mich ja auch 2016 in letzter Minute angemeldet ßum noch mitzujurieren und mein Senfkörnchen für die Literatursuppe abzugeben. Das Lesen macht mir auch großen Spaß, hatte auch schon zum Zeitpunkt der Shortlistverlautbarung vierzehn Bücher gelesen, darunter auch das Buch der Slata Roshal, weil sie auf der deutschen Buchpreisliste stand.

Dann als Anfang Jänner die vier anderen Bücher kamen, habe ich mich darauf gestürzt und nun die Qual der Wahl und das war wieder nicht so leicht, weil ich bei meinen drei Erstgereihten beliebig hin und her schwenken und also wieder würfeln konnte und dann ist es auch die Frage der Kriterien?

Soll ich mich jetzt mehr für das Experimentelle, das ja eigentlich nicht so das meine ist oder für den Realismus entscheiden? Die Sprache, zählt und dann das Neue, das Originelle, das bei den Millionen Bücherbergen, die wir haben und die von Buch zu Buch größer werden, sowieso nicht möglich ist.

Also mit einem leisen Buchweh, stimmte ich mit fünf Punkten und für Platz eins für Annika Büsings “Nordstadt”weil es sprachlichichich schön, trotzdem realistisch und auch originell, die Geschichte zweier Außenseiter erzählt.

Dann Patz zwei oder drei Punkte Ursula Knolls “Lektionen dunkler Materie” weil sie sprachlich viel radikaler eigentlich das Gleiche erzählt oder nein sie ist experimenteller, dann vielleicht auch ein wenig distanzierter, wie sie da die Geschichte von einigen Außenseiter und diversen Frauen, die sich zu wehren wissen und zurückschlagen oder im Weltall schweben erzählt

Platz drei, ein Punkt für Claudias Schuhmachers” Mißbrauchsgeschichte “Liebe ist gewaltig”, diej auf jeden Fall sehr beeindruckend und psychologisch wichtig ist, aber vielleicht ein wenig widersprüchig und manchmal auch zu gefällig oder zu dick aufgetragen ist.

Und dann Platz vier oder fünf, die Geschichte der Noemi Solmalvico ist wirklich originell, schon vom Titel her, dann habe ich mich aber gefragt um was geht es hier, was wird hier erzählt und eigentlich und genau genommen ist es eine Nonsensestory in schöner Sprache, während mir Slata Roschals Autofiktion wieder zu experimentell, aber ohne jeden Zweifel hoch literarisch ist.

Es ist also schwer und nicht so leicht zu entscheiden und auf jeden Fall der Mühe Wert, die Bücher zu lesen, die fünf der Shortlist und dann die anderen, die der Longlist und die vielen alten und neuen Bücher und dann das eigene Schreiben auch nicht zu vergessen, denn das ist sicher auch sehr interessant.

Und nun hurrah, hurrah, die Wertung der anderen Jurymitglieder.

Platz eins geht was mich besonderns freut an Ursula Knoll “Lektionen im Verborgenen”

Dann kommt womit ich weniger anfangen konnte, Slata Roschal mit den “153 Formen des Nichtsein”

Mit Platz drei Annika Büssings “Nordstadt” kann ich wieder viel anfangen, war das ja meine Favoritin.

Dann folgte Caudia Schumacher “Mit Liebe ist gewaltig” und am Schluß “Ist hier das Jenseits fragt das Schwein”, was sicher auch ein interessantes Buch ist.

Liebe ist gewaltig

Das letzte Buch der Bloggerdebutshortlist ist dem vierten, “Nordstadt” sehr ähnlich, wie es überhaupt bei drei oder vier Büchern auf dieser Liste umd die Identitätsfindung und das Aufwachsen in häuslicher und gesellschaftlicher Gewalt geht.

“Liebe ist gewaltig” der 1986 in Tübingen geborenen Cludia Schumacher ist erzählender und vielleicht auch ein wenig kitschiger, als Annika Brüsings Debut. Es schweift mehr herum und ist vielleicht auch ein wenig unglaubwürdiger. So wirkt die Anwaltmutter manchmal wie eine Hausfrau, die zu Mittag zu Hause ist und für ihre Lieben kocht und der wahrscheinlich dreißigjährige Bruder wird gleich Bürgermeister des Städtchen.

Die Einstiegsszene, die 2007 spielt, ist aber schon mal sehr gewaltig. Da ist die Heldin, Juli, Jules genannt, die sich später Julia nennt, siebzehn und ist von ihren Eltern in ein Sanatorium gebracht worden, wo sie sich erholen soll und ist hier mit Dementen und Bunouts zusammen, passt also nicht hin.

Vielleicht passt sie auch nicht nach Ederfingen, das ist ein Vorort von Stuttgart, wo sie in einer Vorzeigefamilie, beide Eltern Anwälte mit drei Geschwistern aufwächst. Eine Vorzeigefamilie mit dem reinen Glück, dabei ist der Vater sehr gewaltig und der Teppich hat Blutflecken, die Mutter beschwichtigt, lächelt immer und versucht alles mit neuen Klamotten und McDonald Besuchen auszugleichen.

Juli fliegt, weil sie auch gewalttätig sein kann, aus der Kur hinaus, soll in eine Psychiatrie kommen, die Mutter holt sie aber ab und bringt sie in die Villa zurück und hier findet Juli vorläufig ihr Glück in einer kleinen Maus, die sie aufzupäppeln versucht. Der Vater erlaubt ihr zuerst sie zu behalten. Später setzt er sie in Beisein der Mutter aus, aber von Menschen aufgezogene Mäusen können in der freien Wildbahn nicht überleben, “weil sie den Katzen gleich ins Maul marschieren”.

Juli rastet also wieder aus und verläßt das Elternhaus. Später, 2014, da ist sie erfolgreiche Gamerin, lebt in Berlin und soll ihr Mathematikstudium abschließen, kehrt sie zum sechzigsten Geburtstag des Vaters zurück. Was auch in einer Katastrophe endet. Sie beschimpft den Gratulanten. Der älteste Bruder ist inzwischen Bürgermeister des Städtchens geworden und sehr aufstiegsorientiert. Nur der Bruder Bruno ist ihr Halt. Sie klagt den Vater in Beisein aller der Gewalttätigkeit an. Schweigen folgt, der Vater sagt sie ist hysterisch und bildet sich das nur ein und niemand glaubt ihr.

So verläßt sie die Party und fliegt nach London, um ihre Exfreundin Sanyu, die eigentlich Sandy heißt, zu treffen, die sie aber gar nicht hineinläßt und in einer Disko hat sie auch jemand zusammengeschlagen und muß mit einer Anzeige rechnen. Der Vater, der das öfter macht, boxt sie hinaus und 2016 heißt sie dann Julia, was mich Anfangs beim Lesen sehr verwirrte, weil ich mich nicht auskannte, wer diese Julia ist jetzt ist?

Sie ist, wird ihr ihr Bruder Bruno später schreiben, eine “runtergedummte Barbie-Version”, denn sie hat sich ihren Freund Thilo, einen Aufsteiger aus Sachsen, sehr angepasst und sich äußerlich sehr verändert, kocht und backt für ihren Freund, hat die Wohnung umgestaltet und ihr Inneres total verdrängt.

Sie wird sich aber wieder finden und nach Berlin zurückkehren und wie es weiter geht, können wir nur ahnen oder uns erhoffen, daß es nicht in dieser Art und Weise weitergeht.

Sehr viel Gewalt also, die die Dreißig bis Verzigjährigen, die heute Bücher schreiben, in ihrer Jugend erlebten.

Ronja von Rönne, die das Buch sehr lobte, ist wahrscheinlich auch eine davon, Helene Hegemann, etcetera und die Danksagung, wo man den Schreibverlauf gut verfolgen kann, ist sehr lang.

Nordstadt

Buch vier der Bloggerdebutshortlist Annika Büsings “Nordstadt” ist ein kleines dünnes “Steidl- Taschenbüchlein” mit einem sehr eindrucksvollen Cover. Eine Schwimmerin mit Kopf nach unten und das ist Nene, fünfundzwanzig Jahre alt. Bademeisterin von Beruf und für die meisten Romane ungewöhnlich, eine Protagonistin aus der Unterschicht und die Nordstadt scheint auch eine Art Großfeldsiedlung zu sein. Sie wurde von ihrem Vater grün und blau geschlagen und wenn den Vertrauenslehrerinnen, die blauen Flecken auffielen, haben sie das Jugendamt verständigt und die haben sie dann für ein paar Tage in ein Heim gesteckt.

Es gibt eine ältere Halbschwester namens Alma, die sich um Nene kümmert, deren Mutter früh gestorben ist. Die ist eine erfolgreiche Goldschmiedin und schwimmt im Geld während Boris, der an Kinderlähmung erkrankte und daher hinkt, weil seine Hippiemutter eine passionierte Impfverweigerin ist. Man sieht oder ich würde es vermuten, das Buch wurde während der Pandemie geschrieben, vom “Geldamt” lebt, das ist ein Ausdruck Nenes und das ist manchmal so knapp, daß er nichts zu essen hat und Nene dann für das Popcorn und die Kinobesuche sorgt.

Aber das ist schon vorgegriffen. Nene lernt Boris im Schwimmbad kennen, wo er sich das Schwimmbrett ausleiht und sie gehen fünfmal ins Kino und dann klappt es mit dem Sex nicht so ganz, wie Nene es sich vorstellt. Denn Boris ist diesbezüglich sehr verschlossen und Nene wurde auch einmal auf einer Schaukel vergewaltigt.

Die Geschichte wird rückwirkend und sehr lakonisch von der Ich-Erzählerin erzählt. Die Sprache wirkt manchmal ein wenig altmodisch und manche eindrucksvolle Metaphern werden mehrmals zitiert

“Alma sagt: “Du teilst die Welt immer so in Häppchen ein.”

“Boris sagt “Jeder denkt in Klischees. Sonst überleben wir doch gar nicht.”

“So nennen wir das manchmal: Optionen”, beispielsweise.”

Eine Metaphernerklärung bietet die 1981 geborene in Bochum lebende Annika Büsing, die Theologie und Germanistik studierte auch an:

“Mein Mitschüler Marius verstand nicht, was das sein sollte, eine Metaphernkeule.

“Ein Mordwerkzeug”, sagte mein Deutschlehrer, “man killt damit jede Poesie.”

Und weil Marius es noch immer nicht verstand, erklärte er es so “Wenn du einen Roman schreibst über einen Zug, der mit einem Waggon eine Liebesbeziehung führt, und der Zug Schluss macht und du den Waggon sagen lässt “Du hast mich abgehängt”, das ist eine Metaphernkeule.

Da hatte Marius es verstanden. Er meinte aber die Information sei für ihn nicht wichtig, denn er habe nicht vor jemals Romane zu schreiben.”

Die Beziehung zwischen Nene und Boris entwickelt sich als schwierig. Denn er lügt sie an, erzählt ihr er sei Hausmeister und hat vor eine Ausbildung als Mechatroniker zu machen, was aber nicht stimmt, denn er ist arbeitslos und bekommt sein Geld von “Geldamt”.

Dabei hat er einmal als Jugendlicher einen Preis gewonnen, denn er ist sehr begabt. Seine Hippiemutter behält das Geld aber so lange auf dem Konto, bis er eine Ausbildung macht. Man sieht auch ein wenig ungewöhnlich und gegen den Strich gebürstet und der Tod ist in dem Buch ein wichtiges Thema.

Zuerst oder zuerst beschrieben stirbt Frau Lübke, die Stammgast im Schwimmbad war und Nene bittet sich von ihrem Sohne ihre alte Badekappe aus. Eine alte Frau, die die Bademeister, um ein Handtuch bittet, weil ihr kalt ist, fällt auch plötzlich um und dann stirbt auch noch Nenes Vater, von dem sie ausgezogen ist, als sie achtzehn war und ihn dann erst bei seinem Begräbnis sehen wollte.

Ein sehr eindruckvolles ungewöhnliches Buch, dessen letzte Sätze nach dem Begräbnis lauten:

Boris nimmt seine Mütze ab und setzt sie mir mit einer Hand ungelenk auf den Kopf, und er sagt “Wenn du mit wem anders rummachst, stecke ich die Stadt in Brand.”

“Episch “, sagte ich.”

Auch diese Sätze kann kann schon vorher lesen und Elke Heidenreich hat am Buchrücken “Ein bemerkenswert eindringliches Debut ist entstanden, aus Liebe und Wut”.

Dem kann ich mich anschließen und überlegen, ob das Buch bei mir jetzt an erster oder zweiter Stelle kommt.

“Liebe ist gewaltig” ist aber erst zu mir gekommen und am Titel hätte ich auch etwas auszusetzen, da er mir nicht ganz passend erscheint. Ich hätte eher eine Schwimmmetapher dafür ausgesucht.

Interessant ist auch die Triggerwarnung am Buchbeginn: “In diesem Roman finden sich Beschreibungen körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt”. So ist das Leben aber, würde ich meinen und wer das weiß und ihm nicht ausweicht, ist klug und bin als Verhaltenstherapeutin auch eine Anhängerin der Konfrontationstherapie.

Ist hier das Jenseits, fragt das Schwein

Buch drei der heurigen Bloggerdebutshortlist hat wohl den ungewöhnlichsten Titel und ist auch ein ungewöhnliches Buch, denn seine Helden sind Tiere. Alle ohne Namen und ohne Geschlecht, so daß einige Leser vermuten, daß die 1994 in Solothurn geobrene Noemi Salamlvico, die am Literaturinstitut in Biel studierte, die Genderproblematik und die Verunsicherung unserer Zeiten, wieviele Geschlechter es nun gibt, umschiffte.

Die junge Autorin selbst meinte bei einer Lesung, die vor ungefähr einem Jahr im Berliner Literaturhaus stattfand, daß sie von den Menschen genug hatte und deshalb zu den Tieren gewechselt hat und das Schwein der oder das Titelheld hatte sie zuerst im Kopf und mir macht es die junge Autorin mit der poetischen Sprache schwer.

Ist sie doch auch eine, die keinen Plot und keinen Handlung will , sondern, wie ich es interpretieren würde, mit viel Spaß vor sich hinschreibt und wenn man Tiere als Protagonisten hat, denkt man wohl an eine Fabel oder an Kinderbücher, denn da kommen Tiere meist als Menschen verkleidet auch gern vor und das Ganze hat dann meist auch eine mehr oder weniger moralinsaure Botschaft.

Das fehlt bei der jungen Autorin und ich habe mir schon mit den vielen Tieren sehr schwer getan und mich nicht ausgekannt wer oder was das jetzt ist und tut und wohhin es in den sehr dünnen Buch geht und da passiert sehr viel. Werden doch Welten die das Dies- und Jenseits lustig gewechselt und eine Zwischenwelt, dort wo Gott wohnt, scheint es auch zu geben.

Es beginnt aber sehr weltlich, pardon tierisch natürlich, denn Schwein ist depri oder einsam, von seinem Freund verlassen. Dann ruft es im Radio an und gewinnt eine Reise in eine Wüste, die es aber stornieren muß, denn es hat keinen, der es es dahin begleiten würde.

Das klingt schon alles recht und menschlich. Die Tiere fahren Straßenbahn oder Bus, schminken sich und haben Handies und können dann auch nicht mit auf die Reise, weil sie ja arbeiten müssen.

Eine Reh und einen Hirsch gibt es auch und dann gibt es noch einen Dachs, der eine Erfinduung macht und der trifft dann Gott in seiner Zwischenwelt, der schläft, sowie eine Schwester hat und findet dann einen Fisch mit dem er mit Schwein und Dachs ins <jenseits aufbricht, weil dort die Toten wohnen.

Bei der Lesung in Berlin war eine Pfarrerin die Moderatorin und die hat Noemi Somalmvio gefragt, wie sie sich Gott denn vorstellen würde? Ist das jetzt ein alter Mann mit weißen Bart oder ganz wer anderer und die hat gesagt, daß sie da mit einer Antwort überfordert ist.

Also spazieren Schwein, Gott und Dachs im Jenseits auch auf einer Wüste herum, finden da eine Telefonzelle und dann ein Hotel. Dort wird Gott krank, stirbt vielleicht.

Man sieht Noemi Somalvico spielt mit allen Wirklichkeiten und Ordungswelten und bringt alles lustvoll durcheinander. Am Schluss kehrt er dann wieder in sein Haus zurück und die Leser werden aufgefordert ihre Welt zu verlassen und sich in Noemi Somalvicos schöne Sprachutopie einzulassen, die dann die Literaturexperten schreiben und die ist schon ein bißchen lyrisch, aber doch nicht so poetisch wie die Sprachwelt der Andrea Winkler beispielsweise.

Ich würde es eher kindlich nennen und auch so frech sein, das Buch einem Nonsensstil zuzuordnen. Da hat eine mit Literaturabschluß lustig vor sich hingeschrieben, ohne sich viele Gedanken zu machen. Die Kritiker geben dem Ganzen dann schon einen Sinn. Sprechen vom hohen Wert der Freundschaft und sogar Dennis Scheck, der von den hunderttausend ähnlichen Plotbüchern wohl schon die Nase voll hatm scheint begeistert. Die Debutfrauen sprechen von moderner Fabel und absurder Erzählung und ich bleibe ein wenig ratlols zurück und weiß wieder nicht, wie ich das sehr ungewöhnliche Buch mit der starken bildhaften Sprache einordnen soll?

Ich habe aber noch zwei der nominierten Bücher zu lesen.

Lektionen in dunkler Materie

Nachdem ich nach Weihnachten auch noch die Schweizer Buchpreisliste soweit vorhanden fertiggelesen habe, ist jetzt die Bloggerdebutshortlist

an der Reihe. Da habe ich ja fünfzehn der Longlisttitel, die man melden konnte gelesen. Bozena Bandura und Janine Hasse haben fünf davon ausgewählt und bis Februar hat man Zeit, die zu lesen. Das verschiebt sich nach hinten ich weiß, am Anfanghabe ich im November gelesen.

Aber fünf Titel sind für mich kein Problem, obwohl ich von der 2022 Liste ja noch drei Bücher zu lesen hätte.

Eines der fünf, die Slata Roschal kenne ich schon und jetzt als nächstes “Die dunkle Materie” der 1981 in Wien geborenen Ursula Knoll mit der ich schon am “Volksstimmefest” gelesen habe. Von den Buch habe ich schon gehört, mich aber nicht näher in es vertieft.

“Atelier” hat es mir aber sehr schnell geschickt und jetzt hinein in die Matierie, die nicht dunkel sein muß, aber ein wenig schwer zu lesen, zumindestens am Beginn, weil sehr theoretisch, war das Buch schon, das ich eher, als eine in sich verknüpfte Personen oder Episodenansammlung bezeichnen will. Eine wirklich Handlung mit Plot und Spannungsbögen hat es nicht wirklich. Das entspricht auch meiner Schreibweise. Es ist aber erstaunlich modern und aktuell und vielleicht auch darüber hinaus denn am Cover ist ein Astronaut zu sehen, der ein Kind hinter sich herzieht. Eine Astronautin natürlich, denn in dem Buch wird nicht nur gegendert. Es scheint auch in der Zukunft zu spielen, denn so weit ich weiß, werden wir noch nicht von Astronautinnen im Weltall umkreist, die dann auch noch ihre Bordcomputer oder KIs in ihren Emotionen zerstören und dabei fast eine Katastrophe auslösen.

Gemeinsam am Volksstimmefest gelesen? Ja natürlich, denn das Buch ist sehr sozialkritisch, das geht schon am Klappentext hervor.

Da gibt es zum Beispiel eine Asylverfahren bearbeitende Fachkraft, wahrscheinlich eine Richterin, namens Ines, die im Laufe des Geschehens entlassen wird, weil sie nur mehr positive Bescheide ausstellt. Die trifft eine Fatima, die sie per einer Datingapp kennenlernte und die ist Kindergärtnerin und der passiert plötzlich, daß eine Mutter beschließt mit ihrem Sohn Linuns nicht mehr nach Hause zu gehen, sondern den Kindergarten besetzt, weil dessen Öffnungszeiten sich mit denen ihrer Arbeit nicht decken und sie daher ständig zuspätkommen oder sich abhetzen muß und die, namens Heide ist Zimmermädchen in einem Hotel und wurde von Katalin ihrer Lebenspartnerin, das ist die Astronautin verlassen.

Man sieht sehr realistisch sind die Verhältnisse vielleicht doch nicht zusammengewürfelt oder zu utopisch ausgelegt. Es gibt aber eine sehr spannnende Szene, wo Linus mit seiner Mutter in den Supermarkt geht und die hat nicht genug Geld im Börserl, bezahlt sie in dem Zukunftsszenari noch bar-? Nein auf dem Konto natürlich. Muß also die Bananen und was anderes zurückgeben. Hat aber Glück, denn in dem Supermarkt wird in diesem Augenblick mit Tomaten herumgeschmissen, so daß die Kassiererin keine Augen dafür hat, daß Heide sich die Sachen zurückholt und Katalin hat inzwischen vom Bordcomupter Simon zuerst daran gehindert, dann unterstützt, in ihrem Konto herumgeschnüffelt.

Es gibt dann noch eine Milka, das ist die Tomatenschmeißerin oder auch Umweltaktivistin, die sich für die, die die Tomaten im fernen Italien ernten und dabei ausgenützt werden und die erfährt, daß ihr Freund umgekommen ist. Da dreht sie durch und schmeißt mit den Tomaten, wird dabei von der Polizistin Esther verhört, die Katalins Schwester ist und die erfährt, während des Verhörs, daß im Weltraum ein Unglück geschehen ist.

Sie kann dann noch mit ihrer Schwester telefonieren und so weiter und so fort und, wie geschrieben am Anfang habe ich mir mit dem Lesen schwer getan, weil zu theoretisch und auch noch wegen der Handlungssprünge, die Ursula Knoll vor allem zu Beginn manchmal hat, unverständlich und habe mir gedacht, wieso haben die Frauen dieses Buch ausgesucht?

Dann bin ich aber in den Sog hineingekommen und finde es hochaktuell, sehr realistisch, die, die Probleme unserer Gesellschaft anreißen und in Frage stellen, wenn auch, wie schon geschrieben ein paar Unklarheiten bleiben, weil die Zukunft ist ja unserer Gegenwart voraus und ob die Welt, wenn es so weit ist, daß die Astronautinnen uns umkreisen, dann noch besteht oder nicht schon verglüht ist, stellen die Umweltaktivistinnen der “Letzten Generation” ja in Frage und ob, die Zimmermädchen, die Schwierikgeiten mit den Kindergartenöffnungszeiten haben und ihre Einkäufe nicht bezahlen können, wirklich alle mit den Topaustronauten zusammenleben, glaube ich auch nicht wirklich und von der Kindergärtnerin Fatima hätte ich gerne mehr bezüglich ihrer Geschichte erfahren.

Wer Lnus Vater ist würde mich auch interessieren. Aber vielleicht ist das in der Zukunft nicht mehr wichtig oder schon geklärt, wie zwei Frauen zu einem Kind kommen können.

Ein spannendes Buch, sehr realistisch, denn diese Themen interessieren mich ja sehr. Bis jetzt also Buch eins auf meinen Ranking. Ich habe aber drei andere noch nicht gelesen.

Schreibveränderungen und Bloggerdebutshortlist

Mit dem Fünftagewebinar der Jurenka Jurk bin ich wieder gut in das neue Jahr eingestiegen. Gut und mit vielen Plänen, ist 2023 doch ein Jubiläumsjahr für mich.

Da gibt es fünfzig Jahre Matura und fünfzig Jahre literarisches Schreiben zu feiern“, das “Literaturgeflüster” wird es im Juli fünfzehn Jahre geben und ebenfalls im Juli kann ich “Sieben Jahre Uli” feiern. Ein verflixtes siebentes Jahr könnte man da unken, denn wir catchen uns ja sehr und er hält nicht viel von meinen Schreiben. Ich aber wohl und so starte ich in das neuen Jahr mit den besten Plänen für das neue Romanschreibjahr.

Das war auch schon im vorigen Jahr so und in den vorvorigen wahrscheinlich auch. Denn da bin ich mitten im Webinar draufgekommen, daß ich das “Frauenleben” schreiben könnte. Da war die Idee, daß eine der Teilnehmerin fragte, ob sie sich ihr Buch von ihren alten Onkel leltorieren lassen könne und der Großonkel Bernhard war geboren. Das Rohtext dann schon Ende Jänner fertig.

Ich weiß, das geht sehr schnell bei mir und das sollte ich vielleicht ändern, wenn ich es kann und heuer war es ähnlich.

Der Alfred hat schon lange “Das Soziale Kreditsystem” zum Fertigmachen, das ist jetzt in der Endkorrikturphase, bevor es an die Druckerei gehen kann und am Freitag bin ich mit dem Korrigieren der “Flora Faun” fertig geworden, habe den Beschreibungstext geschrieben und das Manu an den Alfred geschickt und das ich als nächstes über drei Frauen, eine aus Budapest, eine aus Prag und eine aus Bratislava schreiben könnte, die alle im selben Haus wohnen, diese Idee ist mir, glaube ich, schon vor dem Jahreswechsel gekommen. Da haben mich drei meiner Klientinnen inspiriert, obwohl ich die Figur der Journalist Szofi, die mit dem Orban-Budapest Schwierigkeiten hat, frei erfrunden habe.

Ja und dann ist das Webinar gekommen mit denselben Fragebögen, die ich schon einige Male ausgefüllt habe und auf einmal ist das Konzept gestanden oder nein, nur die drei Anfangsszenen.

Die der Zsofi, wie sie im Zug nach Wien fährt, die der Katalin, die ihre Kinder in die Schule und den Kindergarten bringt und dann ihre Freundin Barbara im Cafe Hummel trifft, die mit der Geigerin eine Band gründen will und die der Jelena, die die Zsofi empfängt und dann das Wochenende zu ihrer Mutter nach Prag fährt, weil es der nicht so gut geht.

So weit, so gut, aber noch keine wirkliche Handlung. Höchstens drei Handlungstränge, die sich durch die Heldenreise verknüpfen lassen. Ein paar Schreibartikel sind auch entstanden und ein Catchen mit den lieben Uli, der alles besser weiß und dann ist mir die Handlung sozusagen zugeflogen, so daß ich inzwischen schon sechs Szenen geschrieben habe, achtzehneinhalb Seiten und 8056 Worte und nur hoffe, daß ich nicht schon wieder nach zwei Wochen mit dreißigtausend Worten fertig bin.

Da würde mir vielleicht das Planen und das Szenenausarbeiten oder auch die Übungen der Jurenka Jurk helfen, aber nein, ich buche die Ausbildung nicht, weil ich ja nicht erst im nächsten Jahr mit den Schreiben anfangen will, aber besser werden, meine Schwächen überwinden und dann noch Leser finden, nur zu, ich bin dazu bereit.

Und was das Lesen betrifft habe ich schon ungeduldig auf die Bloggerdebutshortlist gewartet, die heute von den drei oder zwei Debutblogfrauen Bozena Anna Badura und Janine Hasse, die Sarah Jäger schreibt, glaube ich an ihren eigenen Romanen, zusammengestellt wurde.

Seit 2016 bin ich Mitglied in der Bloggerdebutjury und habe da von den sechsundsiebzig Titel der Longlist auch schon fünfzehn gelesen.

1.Finn Job “Hinterher”

2.Slata Roschal “153 Formen des Nichtseins”

3.Anna Yelitz Schentke “Kangal”

4.Silke Stamm “Hohe Berge

5.Carl Christian Elze “Freudenberg”, hat mir sehr gut gefallen

6.Tamar Noort “Die Ewigkeit ist ein guter Ort”

7.Markus Grundtner “Die Dringlichkeit der Dinge”

8.Lena Marie Biertimpel “Luftpolster”, die österreichiche Debut-Gewinnerin

9.Kurt Fleisch “Albophobia”

10.Bettina Schleifinger “Erbgut”

11.Maria Muhar “Lento Violento”

12.Tatjana Scheel “Vielleicht habe ich dich nur erfunden”

13.Kim de L´Horizon “Blutbuch”

14.Anna Maria Stadler “Maremma”

15.Ela Mayer “Es war sochon immer ziemlich kalt”

Stehen ja immer einige auf den Buchpreislisten und so habe ich wieder fest mit “Blutbuch” gerechnet, aber das hätte ich wahrscheinlich nicht vorgeschlagen und wie das immer ist, man bekommt dann Bücher auf die Leseliste, die einem vorher entgangen wären und so gibt es von den fünf Shortlisttitel, die ich die nächsten Wochen lesen soll, ein schon bekanntes, nämlich

  1. Slata Roschal “153 Formen des “Nichtseins”, ein eher experimentelles Buch, während mit die vier anderen unbekannt sind.
  2. Claudia Schuhmacher “Liebe ist gewaltig”
  3. Noemi Somalvico “Ist hier das Jenseits, fragt das Schwein”, klingt interessant und macht neugierig
  4. Ursula Knoll “Lektionen mit dunkler Materie” mit der habe ich schon einmal am Volkksstimmefest gelesen.
  5. Annika Büsing “Nordstadt”

Und jetzt müßten noch die vier Bücher kommen, damit ich sie lesen kann.

Adas Raum

Buch vier des Bloggerdebuts “Adas Raum” von der 1972 in London geborenen Sharon Dodua Otoo, die 2016 mit einem sprechenden Ei, glaube ich, den Bachmannpreis gewonnen hat und dann dort einmal die Eröffnungsrede ,hielt und da fragt man sich warum stand das nicht auf der “Deutschen Buchpreisliste” oder besser noch warum hat es nicht gewonnen, ganz ehrlich ich würde es vor die “Blaue Frau” reihen, aber mal sehen, vielleichts klappts mit dem Bloggerdebut. Meine Stimme hat es, glaube ich, aber ich muß ja noch den Thomas Arzt lesen, also nicht vorgreifen. Es ist jedenfalls, was ja nicht schwer ist, das beste Buch das ich in diesem Jahr gelesen habe und das letzte von 2021 war Martina Cavaldetschers “Erfindung des Ungehorsams” und da ist interessant, daß man da schon die namensgebende Ada, die mir bisher unbekannt war, kennenlernen konnte.

Augusta Ada King-Noel, Countess of Lovelace, 1815-1852, die Tochter des Lord Byron, Mathematikerin und Computerpionierin, die wie Sharon Dodua Otoo andeutet auch ein Verhältnis mit Charles Dickens hatte.

Martina Cavaldetscher beschreibt sie in Verbindung mit einer Sexpuppe und deren Erzeugerin, Sharon Dodua Otoo macht es noch tiefgründiger und ausgefuchster und geht nach Westafrika ins fünfzehnte Jahrhundert zurück. Da stirbt ein Kind der ersten Ada, dem sie unbedingt ein Fruchtbarkeitshalsband ins Grab oder ins Wasser in das sie den Leichnahm schmeißen will, mitgeben will und es endet in Berlin mit der Geburt eines Kindes, das die dortige Ada dort zu Welt bringt, die kommt aus Ghana und hat einen Putzmann als Vater. Das Armband spielt auch eine Rolle und zieht sich durch das ganze Buch, das den Feminismus, wenn ich ihn richtig deute, mit der Fruchtbarkeit verbindet und Ada ist viele.

Die Urmutter im fünfzehnten Jahrhundert, die schon erwähnte Ada Lovelace und dann eine Ada die in einem KZ 1945 das Bordell bedienen muß.

Da wurde Sharon Dodua Otoo, glaube ich, bei der “Literatur im Herbst” gefragt, ob eine Frau mit afrikanischen Wurzeln über ein deutsches KZ und den Holocaust schreiben darf?

Sie darf natürlich, wie eine weiße Frau über den afrikanischen Kolonialismus, eine Hetero Frau über Lesben oder Tran oder eine, die wie ich, nie einen haschte über den ersten Joint,, denn man muß ja nicht in der Bratpfanne liegen um zu wissen, was ein Fisch dort fühlt, ein Zitat das Jurenka Jurk, glaube ich, gern erwähnt.

Aber zurück zum Buch, das in Schleifen erzählt wird und ständig von einer Ada zu der anderen switscht und ,um das Ganze noch komplizierter oder origineller zu machen, der Erzähler wechselt auch ständig seine Identität. Einmal ist er ein Besen mit dem Ada I geschlagen wird, dann der Türkneifer von Ada Lovecrafts Residenz, dann das Zimmer im KZ-Bordell oder der Paß in dem die letzte Ada von London , glaube ich, nach Deutschlad reist oder war es von Ghana nach London?

Autobiografische Details der Autorin sind wahrscheinlich auch zu finden und was auffällt, ist die Originalität die ja schon im Frühstückei beim “Bachmmann-Preis” zu finden war und der Paß, der Türöffner, etcetera spricht dann auch noch mit dem lieben Gott und läßt sich von ihm die Welt erklären.

“Nu is aba jut, sagte Gott, Jib ihm das Ding zurück”.

Nun ja, wir sind in Berlin oder auch in Totope, bzw. in Khonstein bei Nordhausen oder in Stratford-le-Bow und die einzelnen Kapitel tragen Namen, wie “Unter den Zahnlosen”, “Unter den Betrogenen”,” Unter den Glücklichen” und das wird dann, weil es ja die Schlefen gibt, auch noch wiederholt.

Ein tolles Buch. Ein originelles mit einer starken wortgewaltigen Sprache. Illustrierte Frauenbildchen gibt bei den Kapitelanfängen auch und ich wiederhole, das erste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe und wenn ich ein wenig schneller gewesen wäre, hätte ich es auch noch nach dem der Martina Cavaldetscher, das den Schweizer Buchpreis bekommen hat, aber kein Debut ist, gereiht.

Die Aufdrängung

Obwohl es ja noch ein Schweizer Buchpreisbuch zu lesen gibt, beginne ich, um in keinen Zeitdruck zu geraten mit den Bloggerdebuts. Das heißt eines “Mama” habe ich ja schon gelesen und war eigentlich nicht so begeistert davon.

Die Gewinnerin des “Aspekte-Literaturpreises”, die 1988 in Basel geborene Ariane Koch, wobei wir gleich in der Schweiz bleiben, hat mit ihren Debut ja schon großes Aufsehen erregt und interessant ist auch, daß das 176 Seiten Buch als “Suhrkamp TB” herausgekommen ist, was vielleicht auch ein wenig ungerwöhnlich ist und als ich beim Frankfurter Surfing wahrscheinlich, den Inhalt hörte, war ich eigentlich gar nicht so begeistert, habe vielleicht an Dürenmatt gedacht, später an “Warten auf Godot”.

Von Kafkas “Verwandlung” habe ich auch etwas gehört, weil irgendwo ein Käfer vorkommt. Von der überschämenden Phantasie der Autorin steht im Klappentext zu lesen und auch, daß man den Inhalt in zwei Sätzen zusammenfassen kann.

Das ist es ja, was ich immer brauche. Da wird eine Frau von einem Mann oder ist es ein Tier mit Fell und Krallen, Gast genannt besucht und wird also aufgedrängt und dann verläßt sie das Haus in dem sie in einer Kleinstadt neben einer Bergpyramide lebt und bricht in die weite Welt hinaus.

Also ein Coming of Age-Roman ganz klar, obwohl das absurde Theater oder die überschäumede Phantasie der Autorin, die auch am Theater tätig ist, nicht zu überlesen ist.

Also, da ich den Inhalt schon zusammenfaßte, komme ich an den schönen Sätzen, der schönen Sprache nicht vorbei. Davon habe ich mir einiges angestrieichen und auffällig ist dabei die Zweideutigkeit mit der Ariane Koch zu spielen scheint.

“Meine Eltern sind zwar weggegangen, aber ihre Art, sich in der Architektur zu befinden, ist geblieben.”, ist einer davon.

Die Widersprüchigkeit ist dann bei “Ich hatte eiinmal einen Freund, der sich daran erfreute, dass ich ständig Sätze mit einerseits und andererseits begann, ohne die Begriffe korrekt zu verwenden. Anstatt gegensätzliche Ansichten kundzutun, addierte ich damit frei immer die gleiche Meinung.” oder

“Ich finde es wichtig, daß der Gast begreift, dass es keine Selbverständlichkeit ist, dass er hier in Unterhosen herumgehen kann.”, bis zu “Ich reise, aber ich komme nicht fort, denke ich.”

Und um doch etwas vom Inhalt preiszugeben, das Haus hat zehn Zimmer, neun bewohnt die Erzählerin, das zehnte bekommt der Gast, in dem wohnen oder leben aber die Staubsauberrüssel, wohl ein utopisches element in dem Roman, der eigentlich aus lauter mehr oder weniger kurzen Sequenzen, manchmal nur aus einzigen Sätzen, besteht.

Die eltern haben ihr das Haus überlassen, die Angst die Geschwister könnten kommen, um es zu unternehmen ist ständig da. Manchmal kommen auch Gäste, um zu irritieren und hinterlassen Gegenstände, daneben gibt es eine “Rondellbar”, wo sie den Gast kennenlernte oder war es der Bahnhof, wo sie sich ihn abholte und im Interview im “Blauen Sofa” bekannte Ariane Koch, daß nicht ganz klar ist, wer sich jetzt aufdrängt, ist es der Gast oder ist es die Erzählerin?

Die wahrscheinlich, denn die schwadroniert über ihr Leben oder wird erwachsen, löst sich von ihrer Familie ab und zieht am Ende in die weite Welt hinaus, um das zerstörte Haus, die Fischgräber und die Staubsauberrüssel zurückzulassen. richtig, eine Katzenverscheuchsirene gibt es auch.

“Die Aufdrängung” hat das Zeug zum Klassiker”, schreibt “Zeit Online” am Buchrücken.

“Man tut diesem grandiösen Debut nichts Schlechtes, wenn man es in Relation zur fixen größe Kafka setzt, denn dieser Roman wird dadurch nicht kleiner. im Gegenteil.” schreibt die “Neue Zürcher Zeitung”

Soweit würde ich nicht gehen, ich glaube man tut der Autorin auch nichts Gutes damit, bis jetzt zählt das Buch aber zu meinen Favoriten, obwohl noch einiges folgt, auf das ich schon sehr gespannt bin.

Wieder zu den Bloggerdebutpreis-Empfehlungen

Das was in dem letzten Jahr und noch in diesem am besten oder vielleicht auch als einziges klappte, ist meine Jurytätigkeit. Da gab es ja erst die “Ohrenschmaus-Jursitzung”, die Preisverleihung von 2020, die für Anfang Dezember geplant war, wurde ja verschoben und nach Weihnachten habe ich dann die restlichen drei Bücher, der heurigen Shortlist des “Bloggerdebuts” gelesen. Zwei der fünf hatte ich schon gelesen und in der Bloggerjury bin ich ja schon seit 2016 dabe und habe mich seit dieser Zeit oder auch schon vorher intensiv mit den jeweiligen Jahresbebuts beschäftigt.

Meine Longlistempfehlungen habe ich auch immer gesammelt und an die Bloggerfrauen weitergegeben, beziehungsweise sie auf meine Longlist gesetzt, wo man auch immer sehen kann, weilche Debutbücher ich jeweils gelesen habe.

Für 2020 habe ich fünfzehn Longlistbücher auf meiner Liste und vierzehn davon schon gelesen und als die Shortlistbücher bekanntgegeben wurden, hatte ich auch schon meine Shortlistempfehlungen.

“Triceratops”, bei den “Verlassenen Kindern” bin ich mir nicht mehr so sicher.

Leander Fischers “Die Forelle” habe ich zum Zeitpunkt des Erscheinens der Shortlist gerade gelesen. Dann kam die Shortlist, wo ich zwei derBücher schon gelesen habe, die drei anderen waren mir mehr oder weniger unbekannt und Denis Ohde “Streulicht” die mit ihrem Debut auf der Shortlist des DBbs gestanden ist und, glaube ich, auch den” Aspekte-Debutpreis” bekommen hat, wurde überall sehr gelobt und da war das Erstaunen der Leser, wie sehr Migratenkinder im Bildungsystem immer noch benachteiligt sind und ich habe gedacht, das ist doch nichts Neues. Das habe ich alles schon gelesen, das Buch aber sonst gut konzipiert gefunden.

Lucia Leidenfrosts “Verlassene Kinder”, das ich schon im Frühjahr gelesen habe, hat mich, glaube ich, sehr beeindruckt. Ein sehr poetisches Buch, das auch soziale Themen anspricht, aber eigentlich kein wirkliches Debut ist und mich gefragt, ob es auf die Shortlist kommen wird?

Dann habe ich “Hawaii” gelesen, ein Buch von dem ich vorher nicht sehr viel, aber da nur Postives gehört habe und war einmal erstaunt, daß es sich dabei, um einen heruntergekommenen Stadtteil von Heilbronn und nicht um die berühmte Südseeinsel handelt.

Ein bißchen Dystopie war dabei, was mich ja besonderns in diesem Jahr sehr interessiert, es ist auch das Debut eines Sohnes einer türkischen Einwandererfamilie und da habe ich die Problematik dichter herausgearbeitet als bei “Streulicht” gefunden.

Als viertes Buch habe ich Amanda Lasker-Berlins “Elijas Lied” gelesen und war da von den Tabubrüchen, die die junge Regiestudentin da unerschrocken thematisiert, begeistert. Das “Down-Syndrom”, die Recherche in der neuen Rechten-Szene, nur die Verarbeitung des Themas Sex im Alter habe ich etwas zu aufgesetzt gefunden, obwohl der in den Altersheimen wahrscheinlich immer noch verboten ist. Auch, wie die drei Schwestern da einen Tag lang durch das Moor tappen habe ich künstlerisch und sprachlich gut gelöst gefunden.

Dann kam Buch fünf und das war schon optisch das Außenseiterbuch. Ich habe die Inhaltsangabe und eine Amazon-Rezension gelesen, die vielleicht auch von einem Blggerjurymitglied stammt, das das Buch abgebrochen hat, weil es sich beim Lesen nicht mehr ausgekannt hat, es aber als ein sehr anspruchvolles schwer verständliches Buch beschreibt. Habe es zu lesen angefangen, gedacht, Platz vier, war dann in der Mitte sehr begeistert. Der Monologstil, die Themen haben mir gefallen, verstanden habe ich auch nicht sehr viel und es hat sehr lange gedauert, bis sich der Inhalt mit der Beschreibung deckte, also doch drei Punkte und der Würfel muß her.

Also voila und wieder betone ich, es kann immer alles ganz anders sein und alle drei Bücher und natürlich auch die anderen, die auf der Longlist stehen sind lesenswert und habe ich es schon geschrieben, ich bedauere natürlich, daß keine Selfpublisher-Bücher auf die Liste kommen können und da auch noch dieses Vorurteil besteht, aber gut, das kann ich zumindestens jetzt noch nicht verändert.

Also fünf Punkte für “Elijas Lied”, weil ich mich die Tabubrüche, die Themenauswahl, das sensible Beschreiben des Leidens unter der erzwungenen Kinderlosigkeit Elijas, weil Downsyndrom-Betroffene immer noch keine Kinder haben dürfen, die neuen Rechte-Szene und auch der Tag, der Schwestern, in dem Moor sehr beeindruckt haben und man von der jungen Frau in dem Buch Dinge erfahren kann, die in anderen Büchern nicht zu finden sind.

Drei Punkte für Cihan Alcars “Hawaii”, weil mich das Leben der jungen Deutschtürken sehr interessiert und mir auch die Genreübergreifungen des Buches sehr gefallen hat und mich das Buch mehr als Denis Ohdes “Streulicht” angesprochen hat.

Ein Punkt für Lucia Leidenfrost “Wir verlassenen Kinder”, weil ihr Buch sowohl sehr poetisch als auch sehr sozialkritisch ist und das auf eine ganz besondere Art und Weise wiedergibt.

Abschließend möchte ich das Lesen von David Mischs “Schatten über den Brettern” noch einmal empfehlen und dem Buch vielleicht auch noch eine Überarbeitung wünschen, weil das Lesen so wirklich nicht ganz einfach war, ich es aber trotzdem für sehr interessant halte.

Und nun zu den Gewinnerinnen und dazu wie sich die anderen Blogger entschieden haben:

Da hat natürlich, wie erwartet Deniz Ohdes “Streulicht” gewonnen, gefolgt von Lucia Leidenfrust, dann überraschend, weil es ja sehr kritisiert wurde, “Elijas Lied” und “Hawaii”, zum Schluß kommt David Misch, dessen Buch ja sehr ungewöhnlich ist und dem man sich sehr ambilavent nähern kann. ich gratuliere und am Abend wird es noch einmal eine “Zoom-Sitzung” der anderen Blogger geben.

Elijas Lied

Jetzt kommt schon Buch vier der heurigen Bloggerdebutshortlist, die ja am dreißigsten November bekanntgegeben wurde.

“Elijas Lied” von der 1994 in Essen geborenen Amanda Lasker-Berlin, das auch für den Debutpreis der LitColgone vorgeschlagen wurde und ich muß sagen, das Buch, das sonst sicher an mir vorbeigegangen wäre, ist eine Überraschung, nämlich ein eher unübliches Thema, Tabus werden angeschrieben und Sprache ist auch ungewöhnlich und nicht so abgelutscht.

Es geht um drei Schwestern, Elija, Loth und Noa, also ungewöhnliche oder biblische Namen und die treffen sich wiedermal um einen Ausflug ins Moor zu machen, wie sie es schon als Kinder taten. Elija ist die älteste, schaut aber am jüngsten aus, denn sie hat das Down-Sndrom und die Gutmenschen-Eltern, die auch gläubig sind, haben sich entschlossen, ihr eine Chance zu geben und sie trotzdem zu bekommen. Sie war auch einmal schwanger, hat das Kind aber nicht bekommen. Da haben die Eltern für sie unterschrieben und jetzt spielt sie Theater und lebt da das aus, was sie im echten Leben nicht erleben kann. Also ganz schön kritisch und sehr ungewöhnlich, das jemand dieses Thema thematisiert. Ich habe das durch den “Ohrenschmaus” ja auch einmal versucht, aber von JuSophie beispielsweise eine harsche Kritik bekommen.

Die andere Schwester ist Noa, die hat ihr Studium ebenso wie Loth aufgegeben und arbeitet jetzt in einer Kantine, sie hat einen Freund, der glaube, ich in höheren Etagen arbeitet und was auch eher ungewöhnlich wenn nicht eher unrealistisch ist, betätigt sie sich als Prostiutierte und geht da in Pflegeheime. Ob es sowas wirklich gibt, weiß ich nicht, vielleicht bin ich da naiv, aber Valerie Fritsch hat sich in ihren ersten Texten auch mit diesem Thema beschäftigt. Es zieht also wahrscheinlich die Debutanten an, über sowas “Verbotenes” zu schreiben. Die dritte Schwester ist Loth und die hat sich den Patrioten oder neuen Rechten angeschlossen und da bin ich verblüfft, wie genau Amanda Lasker-Berlin recherchiert hat, wird ja, glaube ich, Martin Sellner mit seiner amerikanischen Frau, natürlich namenlos genannt, wie das Gut Schnellroda mit dem Ehepaar Kostriza-Kubitschek, wo Loth an einigen Sommer- beziehungsweise Winterakademien teilnahm und dort die blonden Kinder mit ihren dicken Zöpfen herumrannten.

Der Roman ist in eine genaue Tagesstruktur gegliedert, beispielsweise “von acht bis elf” bis “von null und weiter” gegliedert und da hasten die Geschwister durch das Moor, essen zu Mittag Kaiserschmarren, kommen dann in die Nacht und in ein Gewitter, flüchten in eine Kirche und Elija scheint am Schluß in einem See umzukomme oder ist die am ende doch von Noa gerettet worden und kann mit ihrer Regisseurin im Flugzeug bis in die Schweiz und nach Frankreich zu einem Theaterfestival reisen.

Amanda Lasker-Berlin lese ich in ihrer Bigorafie hat schon mit achtzehn ihr erstes Theaterstück aufgeführt und studiert jetzt Theaterregie und ich bin unsicher bezüglich der Bewertung. Denn bis jetzt wäre es trotz der unzweifelhaft vorhandenen Anfängerschwäche bei mir auf Platz eins.