Grabtuch aus Schmetterlingen

Das zweite Buch das in der Abteilung Übersetzung für den “Leipziger Buchpreis” nominiert wurde, ist und das ist besonders fein, ein Gedichtband und dann noch dazu eines von einer jungen Syrierin, Lina Fatah , 1989 geboren, die seit 2013 in Wanne- Eickel lebt.

Brigitte Oleschinksi und Osman Yousufi haben den Band aus dem Arabischen übersetzt und interessant ist dabei, daß das im “Pendragon-Verlag” erschienene Buch zweisprachig erschienen ist. Man kann die Gedichte also sowohl in Deutsch als auch auf Arabisch, wenn man es kann, lesen und die junge Frau, die 2017 an einem Übersetzerworkshop “Poesie der Nachbarn” in Edenkoben teilgenommen hat, hat wirklich eine erstaunlich frischte starke Sprache.

Dort hat sie auch Jan Wagner, der, glaube ich, auch einmal in Leipzig mit dem Gedichtband “Regentonnenvariationen” gewonnen hat, kennengelernt und das Vorwort zu dem Band schrieb.

Ein Gedicht, das mir natürlich besonders gut gefällt, ist das, wie sie die Corona-Situation beschreibt, obwohl ich ja immer hörte, daß Corona-Gedichte niemand hören will.

“2020”

“Ich blieb zuhause./Ich blieb im Zimmer,/Ich blieb auf der Couch liegen,/denn als ich aufstehen wollte,/zog mich eine lange Wurzel zurück./Ich grüßte Kafkas Verwandlung/und rief ihm zu, ich sei inwischen/eine Pflanze geworden/

Ich wusch mir die Hände./Ich wusch mir die Hände./Ich wusch mir die Hände/bis zum Ende vom Lied”

Toll, sage ich und finde es nur schade, daß ich das Gedicht nicht auf Arabisch lesen kann, aber hier geht es ja um die Sparte Übersetzung, also weiter durch das Buch:

“Wozu brauchen sie Gedichte/” geht es weiter.

“Ein Wort an die Geliebte/ Ein Wort an die Mutter./Ein Wort an die Angst./Eins an die Trauigkeit./Der Einsamkeit die Maske abnehmen.”

Sehr scharfzüngig und gesellschaftskritisch die Gedichte der jungen Frau, die den Frieden folgendermaßen beschreibt:

“Reich uns die offene Hand:/sagt der Feind und schließt seine zur Faust/ Reiß dich zusammen:sagt die Kugel auf dem Weg durch den Körper

Aus der Haut von Mitgeschöpfen/nähen wir Taschen und Schuhe./Aus den Knochen basteln wir Schmuck./Dabei sind wir allerbesten Laune./Wir sind die Geschöpfe ganz oben/in der Hierarchie, die zum Spaß töten könnte.”

Oder bei “Amazonas”

“Amazonas mächtiger Fluss,/sie stehlen deinen Namen/für ein Überangebot an Träumen.

Gestohlener Name eines Flusses,/der vor den Soja-Plantagen flieht/in einen zurückweichenden Wald.”

Und das “Letzte Lied des Kaniarienvogels” wurde für den “Ruhrpott auf der Flucht vor seinen Zechen” geschrieben. Und so weiter und so fort mit den sehr schönen beeindruckenden Gedichten, bis man zu dem Titelgebenden Text kommt:

“Deine geschlossene Lider, Engel,/bedeckt ein Grabtuch aus Schmetterlingen.”

Ich bin, wie man wahrscheinlich merken konnte von der gesellschaftskritischen starke Stimme, der in Syrien geborenen jungen Frau begeistert, der ich den Preis wirklich sehr wünsche und, die einen solchen für ihre Gedichte schon bekommen hat.

Aber hier geht es um die Übersetzung, die mich ja beeindruckt hat und mich auch etwas ratlos zurückläßt, weil ich ja eigentlich von der Autorin sehr beeindruckt bin.

Christoph Martin Wieland

Buch drei der nominierten Bücher des Leipziger Buchpreises und das erste aus der Sachbuchreihe, ist sehr dick und umfangreich.

Jan Philipp Reemtsmas Biografie über den 1733 geborenen und 1813 verstorbenen Christoph Martin Wieland, der mit Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller als Viergestirn der Weimarer Literatur gilt.

“Die Erfinder der modernen deutschen Literatur”, heißt der Untertitel, des über sechshundert Seiten Buchs, das einen dicken Anhang hat, an dem Fanny Estherhazy mitgearbeitet hat und das Ziel Reemtsma war wohl Wieland aus dem Schatten Goethes und Schillers herauszulösen und auf seine literarische Bedeutung hinzuweisen, was wohl interessant und wichtig ist, denn ich muß gestehen, außer den Namen nicht viel über Christoph Martin Wieland, den in Oberholzheim geborenen und in Biberach aufgewachsen Pfarrersohn, dessen Literatur inzwischen auch ziemlich unbekannt ist, zu wissen und sein Leben scheint, obwohl mir das Lesen des Buchs nicht ganz einfach fiel, weil Reemtsma, der ja schon seine Dissertation über Wieland geschrieben hat, viel zitiert und sehr weitläufig, bis in die Gegenwart hineinreichend interpretiert, auch sehr interessant.

So hat er sich 1750 mit seiner Cousine Sophie Gutermann verlobt, die die Verlobung drei Jahr später wieder auflöste, einen Herrn la Roche heiratete und auch Schriftstellerin war.

Er hat auch 1750, obwohl er immer Dichter werden wollte ein Jusstudium in Tübingen begonnen und ist 1752 nach Zürich gegangen, wo er Schüler des Philologen Johann Jakob Bodmer war, von dem er sich später trennte, zuerst in Zürich, dann in Bern Hauslehrer war und seine ersten Werke verfaßte. Shakespeare hat er übersetzt.

“Die Natur der Dinge – zwölf moralische Briefe in Versen”, geschrieben, den “Anti-Ovid” und auch Theaterstücke.

Bei den Frauen hat er sich den Älteren hingezogen gefühlt, sich in der Schweiz aber mit Julie von Bondeli verlobt, mit der er, wie auch mit Sophie la Roche noch länger in Kontakt blieb, bevor er wieder nach Biberach zurückkehrte, wo er als Kanzleisekretär tätig ist, komische und Verserzählungen schreibt, von seiner Haushälterin ein Kind bekommt und schließlich Anna Dorothea von Hillenbrand heiratet, vo der er drei Töchter bekommt.

Die Romane “Agathon” der in Griechenland spielt, ein philosophischer ist und von Lessing als “Erster Roman für Leser des klassischen Geschmacks” gepriesen wurde und der Bestseller ” Don Sylvio von Rosalva”, der dem “Don Quichotte” nachempfunden ist, werden geschrieben.

1769 geht er als Professor für Philosophie obwohl er das gar nicht studiert hat, an die etwas heruntergekommene Universität nach Erfurt und als der Plan nach Wien zu gehen, scheitert, verhandelt er mit der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar sehr lange, als Erzieher für ihren Sohn Carl August nach Weimar zu kommen und handelt sich da auch das entsprechende Honorar aus.

In Weimar , wo er 1813 auch stirbt, schreibt er dann Opern-Libretti, zum Beispiel den “Alcente” bekommt noch mehr Kinder, von denen nicht alle überleben und gilt in der Stadt als berühmter Mann, der viele Briefe und auch Gedichte zugeschickt bekommt und lernt Goethe, dessen “Wahlverwandten” ihm nicht sehr gefallen, Herder und auch Schiller kennen, mit denen er die schon erwähnte “Weimarer-Klassik” bildet.

Den “Teutschen Merkur” gibt er heraus und ein Kapitel ist auch dem “politischen Autor” gewidmet, hat Wieland ja die französische Revolution miterlebt und da schon lang die Alleinherrschaft Napoleons vorhergesagt, den er 1806 auch trifft.

Reemtsma wechselt immer zwischen Kapitel, die das Leben beschreiben mit denen, die das Werk beschreiben, ab.

So werden, die weiteren Romane “Diogenes”, der sich mit dem Leben des Philosophen beschäftigt, der “Goldene Spiegel” der die Herzogin bewogen hat, Wieland als Erzieher ihres Sohnes zu beschäftigen, “Peregrinus Proteus”, Agathodämon”, “Aristipp”, etc, erwähnt.

Bei den Übersetzungen hat sich Wieland mit Horaz und Cicero beschäftigt und nachdem er die Erziehungsarbeit am Kronprinzen beendet hat, übersiedelt er im März 1997 auf das Gut Oßmannstedt, weil sich in dessen Nähe eine seiner Töchter verheiratet hat. Der Kontakt mit Sophie von la Roche wird wieder aufgenommen, deren Enkeltochter Sophie von Brentano, die Schwester des Clemens, zu der Wieland sowohl ein freundschaftliches als auch ein väterliches Verhältnis hat, 1800 auf dem Gut stirbt. Sie wird auf den Friedhof begraben, wo ein Jahr später Wielands Gattin begraben wird und schließlich auch Wieland seine Ruhestädte finde, der 1803 wieder nach Weimar zurückkehrt.

Jan Philipp Reemtsma, der einen interessanten Lebenslauf aufzuweisen hat, hat in der “vorliegenden Bografie versucht, ein Bild Wielands in seiner Zeit, seine Bedeutung für seine Zeit und für die Entwicklung der deutschen Literatur zu geben, die frei von der Optilk des 19. Jahrhunderts ist”, zu geben, was ich für sehr interessant halte, mir aber trotzdem die Frage stelle, wieviele Leser sich die siebenhundert Seiten Band wohl geben werden, den ich, ich gebe es zu, an manchen Stellen auch nur überflogen habe.

Sehe ich in meinen Bibliothekskatalog, finde ich den ersten Band der gesammelten Werke, der “Aufbau Gesamtauflage”, die ich mir unter anderen als Studentin geleistet habe. Das Spätwerk “Das Hexameron von Rosenain” habe ich vor kurzem im Bücherschrank gefunden. Jetzt müßte ich das alles lesen, werde da aber höchstwahrscheinlich auch die zeitgenössische Literatur vorziehen.

Christoph Martin scheint aber auf jedenfall ein vielseitiger Mann gewesen sein, der viel geleistet hat und viele Interessen hatte.

Vertraulichkeiten

Buch zwei der für den “Preis der Leipziger Buchmesse” nominierten Bücher und das erste aus der Abteilung “Übersetzung”, ist genauso interessant, wie das “Deutschlandmärchen”, mein erstes Belletristik-Buch, denn da bin ich schon einmal über den Namen des Autors, des Verlags, des Covers und der Übersetzung aus dem Französischen geestoßen.

Max Lobes “Vertraulichkeiten”, nominiert wurde die Übersetzerin Katharina Triebner-Cabald, am Cover des Buches ist ein junger Schwarzer zu sehen und der “Akono Verlag” habe ich noch ergooglet, ist ein Verlag, der sich mit zeitgenössischer afrikanischer Literatur beschäftigt.

Ganz schön verwirrend. Ein deutscher Name, ein afrikanischer Verlag, eine französische Übersetzung. Von allem noch nie etwas gehört und dann ergooglet, daß Max Lobe 1986 in Kamerun geboren wurde und seit 2004 in Genf lebt. Das Buch ist eine autofiktionale Erzählung über den Befreiungskrieg, den es in den Neunzehnfünfziger Jahren in Kamerun gegeben hat, um sich von der französischen Kolonalisierung zu lösen.

Interessant, interessant und eigentlich davon noch nichts gehört und das hat sich wohl Max Lobe gedacht, als er seinen vierten Roman “Confidences” geschrieben hat, daß es da in Europa einen Nachholbedarf gibt, Denn da kehrt einer, der wahrscheinlich das Alter Ego des Autors ist, nach Kamerun zurück und spaziert mit der achtzigjährigen Ma Maliga durch den Bassa-Wald, die ihr von dem Befreiiungskrieg erzählt, den sie als junge Frau erlebt hat.

Max Lobe hat für seinen in Französisch geschriebenen Roman eine Kunstsprache gewählt, die sich wohl auch an das afrikanische Vorbild hält und diese Ma Maliga ist eine sehr scharfzüngige Frau, die zu Hause einen zerschlagenen Fernseher hat und sich weigert sich von ihren Sohn eine junge Frau schicken zu lassen, die sie pflegt oder wenigstens für sie kocht und nun spaziert sie mit Max oder dem Protagonisten, von ihr Sohn genannt, durch den Bassa-Wald und fährt mit ihm auch zu dem Grab von Ruben Um Nyobe, dem Befreiungskämpfer, auch Mpodol-Lon genannt, der 1958 von den Franzosen hingerichtet wurde.

Ma Maliga erzählt von unten sozusagen. So wie die einfachen Leute die Geschichte erlebten. Erzählt von ihrer Familie, ihre Mutte Tonye, Marie Antoinette genannt, die sich im Befreiungskampf engagierte und sich auch von ihren intellekutellen Vater trennte, ihren Sohn Makon, ihren Mann, ihrer Schwester und die hatten alle auch französischen Namen und das Wort “Neger”, das mehrmals vorkommt, ist immer durchgestrichen und außer den Erzählungen der alten Frau, die mit ihren Besucher auch gerne Palmwein trinkt, gibt es auch immer kürzere Passagen des Erzählers, wo er mit seiner Mutter in der Schweiz telefoniert oder seiner Cousinde Sandrine ein Smartphone kauft, weil diese eines haben will.

Ma Maliga hat, wie schon erwähnt, einen kaputten Fernseher und eine Solarlampe von den Chinesen, die in der Nacht die Hütte erwärmt und am Tag ins Freie gestellt wird, um sich wieder aufzuladen und sie erzählt auch und das finde ich in Zeiten wie diesen, wo alle von der Wissenschaft schwärmen, wo ich noch an des “Kaisers neue Kleider” dachte, daß die Franzosen den Krebs nach Kamerun brachten und da wurde eine Verwandte damit diagnostiert und es sollte ihr die Brust abgenommen werden.

“Wird sie dann ein Mann?”, fragt sich Maliga, was in Zeiten, wie diesen, wo man angeblich bald sein Geschlecht jedes Jahr wecchseln kann, auch sehr interessant ist und Max Lobe ist auch ein “queerer Autor.”

“Aber nein!”, ist die Antwort. Denn es soll nur eine abgenommen werden. Die Verwandte lässt sich dann mit Naturpflanzen behandeln. Maliga ist da Spezialistin und sogar eine “dokta” und die Brust bleibt dran.

Nicht nur deshalb ein interessantes Buch, weil ich da wieder einen unbekannten Autor kennengelernt habe und mich auch ein bisschen, dank der Übersetzerin in den Freiheitskampf von Kamerun, der glaube ich, bei uns eher unbekannt ist, einlesen konnte.

Der kongulesische Autor Alain Mabanckou hat übrigens auch noch das Nachwort, beziehungsweise einen “Brief an Max!”, geschrieben.

Die Freiheit zu sehen, wo man bleibt

Im Literaturhaus gab es heute ein Netzwerktreffen mit zwei Podiumsdiskussionen, wo Schriftsteller eingeladen waren, ihre Ideen für einen kommenden Schriftstellerkongreß zu konkretisieren und da wußte ich am Anfang nicht, ob ich mich da anmelden kann?

Bin ich eine Schriftstellerin oder doch bloß nur eine Hobbyautorin, wie mir der Uli immer weismachen will?

Also habe ich gezögert, bis ein Mail der GAV gekommen ist, das mich dazu aufgefordert hat. Also doch, natürlich bin ich ja seit 1987, glaube ich, GAV Mitglied, schreibe viel und beschäftige mich viel mit Literatur, habe aber doch nur selbstgemachte Bücher,h keinen Verlag gefunden, etc und da gab es ja 1981 den ersten österreichischen Schriftstellerkongreß, den ic, o bwohl ich damals schon beim “Arbeitskreis schreibender Frauen” war, knapp versäumte.

Aber heuer ist ja Österreich endlich Gastland in Leipzig und die Veranstaltung die Jana Volkmann, Andrea Grill, Eva Schörkhuber und Elena Messner organisiert haben, war auch in diesen Film und auf den Tischen in der Bibliothek lagen Bilder vom ersten Schriftstellerkongreß und dazu gab es verschiedene Themen, wie man sich für die Zukunft wünscht, die man bearbeitet sollte.

Ich erwischte den Tisch mit dem Thema “Hoffnung”, wo sich auch Elena Messner, Eva Schökhuber, Iris Blauensteiner, Ilse Kilic, Kaska Brylla, Waltraud Haas und einige andere einfanden und dann gab es noch den Chaostisch, den der Selbstkritisk, der Phantasie und und und dann das Thema erarbeiten, was hat sich seit 1981 verbesseert, was verschlechtert?

Es gibt mehr Publiziermöglichkeiten, Selbfpublishing, das Internetpubizieren, das Bloggen, etc.

Möglichkeiten, die ich ja benützte, um mein Schreiben zu verwirklichen. Aber weniger Leser und Ilse Kilic warf die Frage auf, ob man sich wünschen soll, daß alle schreiben? Denn das ist ja die Konkurrenz. Ich wünsche mir das, will das für mich durchsetzen und so ging es bis halb sechs hin und her. Zwischendurch konnte man hinunter gehen und sich Kaffee und Kuchen holen. Raphaela Edelbauer war da, die jetzt auch in der Jury des “Ohrenschmauses” ist, Ursula Knoll, die den letzten “Blogger-Debutpreis” gewonnen hat, Jopa Joakin, Karin Peschka und und…

Fast nur Frauen und eigentlich lauter jüngere Autoren und außer Waltraud Haas glaube ich niemand, der damals am Schriftstellerkongreß teilgenommen hat und um sechs gabs dann die erste Podiumsdiskussion mit Eva Schörkhuber, Elena Messner, Andrea Grill, Jana Volkmann, Didi Drobna und Karin Wozonik, die von einem fiktiven Schriftstellerinenkongreß im neunzehnten Jahrhundert berichtete und dann erzählte Jana Volkmann, die letzte “Priesnitz-Preisträgerin”, von den Zeiten, wo sie sich das Schreiben durch Eisverkaufen verdienen mußte.

Ja, das Schreiben und der Brotberuf. Da gab es ja einmal eine Veranstaltung, die die Ruth, die nicht anwesend war, einmal in dem legendären Cafe Poldi organisierte. Da hat auch Bettina Balaka referiert, die heute anwesend war und ich bin ja froh, daß ich Psychologiea und nicht Germanistik, wie ich ja einmal wechselnd wollte, studiert habe. Denn davon konnte ich ja leben, vom Schreiben nicht und Andrea Grill,die unter anderen den “Stoessl-Preis” gewonnen hat, erzählte, daß sie für das Schreiben ihren gut dotierten Beruf als Biologin aufgegeben hat. Dann berichteten die Teilnehmer des Workshop von ihren Ergebnissen. Da wurde ein neues Schriftstellerzentrum gewünscht und noch andere Utopien besprochen.

Dann gabs eine Pause mit Wein und Brötchen und in der zweiten Runde ging es um den Klimaschutz und um die Frage was Literatur bewirken kann? Kann man die Welt mit einem dystpischen Roman, wo es jetzt ja viele gibt, retten? Was Ilse Kilic verneinte und man dann überhaupt zu der Frage kam ob man über die Klimakrise einen Roman schreiben kann?

“Der Roman geht zu Ende, die Krise bleibt!”, meinte Ilse Kilic und das ist ja ein Problem, das ich mit Corona hatte, weil man ja während des Achreibens nicht wirklich weiß, wie die Geschichte ausgeht? Trotzdem habe ich über dieses Thema geschrieben und geschrieben und einer im Publikum meinte auch, daß er es sich nicht verbieten lassen möchte über was er schreibt. Natürlich nicht und dann wurden auch ein paar Romane genannt, wo das sehr wohl gegangen ist.

Also schreiben, schreiben und eine weitere schriftstellerische Vernetzung wäre sicher auch ganz gut und das wird auch in Leipzig passieren, wo ja die österreichische Literatur präsentiert werden wird.

Metallhase und grüne Hydra

Wieder in die “Alte Schmiede” und da gab es zwei Buchvorstellungen mit vielen Bekannten. Julia Danielcyck war da, der “Ritter-Lektor” Paul Pechmann, die Ilse Kilic, Birgit Schwaner, Marion Steinfellner, Angelika Kaufmann, etc.

Gelesen haben, moderiert von Annalena Stabauer, Herbert J. Wimmer und Lisa Spalt, die letzte “Veza Canetti-Preisträgerin” und beide GAV-Autoren kenne ich schon lange.

Herbert J Wimmer seit der Zeit als er noch die “Textvorstellungen” im zweiten Stock im Hof der “AS” moderierte und war auch bei vielen seiner Buchvorstellungen.

Lisa Spalt auch noch von der Zeit, als sie noch nicht so berühmt war, sondern bei xx-small ihre Bücher vorstellte und beide Bücher der “metallhasenalltg”, des 1951 in Melk geborenen Herber J. Wimmer, der auch der Lebensgefährte von Elfriede Gerstl , war und die “Grüne Hydra von Calembour”der 1970 in Hohenems geborenen Lisa Spalt, sind sehr e2xperimentell.

Der “metallhasenalltag” im “Sonderzahl-Verlag erschienen, hat die Gattungsbezeichnung “short stories”.

Sind aber keine wie Annalena Stabauer in ihrer Einleitung erklärte, sondern eine experimentelle Textsammlung, die “Madeleines” enthält und “Labyrithe”, das sind Zitate von Texten von Autoren wie Andreas Okopenko, Lisa Spalt, Elfriede Gerstl, ect und das Buch ist offenbar auch eine Art Lexikonroman und der “metallhase”, beziehungsweise sein Alltag, zieht durch das Buch.

Annaena Stabauer deutete den “metallhasen”, ich habe da an das DurcaellHäschen gedacht, als die Verbindung zwischen dem Toten und dem Lebendigen. Herbert j. Wimmer meinte aber, daß er im Jahr des Hasens geboren ist und der also eine Art Alter Ego ist.

Er las sich, was zum “Lexikonroman” passt, quer durch das Buch. Dann gab es eine Pause und dann war Lisa Spalt an der Reihe und da wurde es noch experimenteller und ich muß auch zugeben, daß ich nicht sehr viel davon verstanden habe, obwohl es Annalena Stabauer in ihrer Einleitung erklärte.

Es geht um den Markt und ist offenbar eine Art Kapitalismuskritik. Eine positive Verschwörungtheorie erklärte Lisa Spalt später und es begann mit einer Filmvorführung. Dann wurde ein Pferd projeziert obwohl lisa Spalt betonte, das ein solcher in dem Buch keine Rolle spielt.

Es geht um die grüne Hydra und um Flöhe und von Callembour ging es über den Kahlenberg zu den Kalauern und am Schluß gab es noch zwei oder drei Sorten grüne Liköre zum Verkosten und Annalena Stabauer schloß die Lesung mit den Worten, daß man da jetzt sehr viel Interessantes aber nicht sehr viel aus dem Buch gehört hat.

Also lesen, lesen, lesen und einen Büchertisch gab es auch. Aber ich lese jetzt ja die “Leipziger-Buchpreis Bücher” und habe diese Woche auch noch etwas Literarisches vor.

Essays aus der “Edition tandem”

Zwei Essaybände, nämlich Band zwei und Band drei aus der “Edition tandem” wurden heute in der “Gesellschaft für Literatur” vorgestellt, die von zwei mir bekannten Autoren, die beide auch im Vorstand der IG-Autoren tätig sind. Nämlich Ludwig Laher und Renate Welsh.

Ich fange mit dem Jüngeren, nämlich den 1955 in OÖ geborenen und dort lebenden Ludwig Laher an, den ich entweder in der IG oder in der GAV kennenlernte, ihn dann, weil er auch über die Trisomie 21 schrieb, in die Jury des “Ohrenschmauses” brachte und von dem ich sowohl einige Bücher gelesen habe, als auch bei einigen Veranstaltungen war. Er hat unzählige Bücher geschrieben, historische, gesellschaftskritische Romane, Erzählbände, etcetera, etcetera.

Setzt sich bei der IG für die Rechtschreibreform und für mehr Literatur bei der Zentralmatura ein und der Essayband zwei enthält einige Texte von denen Ludwig Laher drei verlesen hat. Zuerst zwei dann kamen drei Fragen von Manfred Müller und dann noch ein Text und das gemeinsame an den Erzählbänden, ist wohl der überraschende Kick. Da erwartet man etwas Schlechtes und etwas Gute kommt heraus oder so ähnlich und persönlich waren die drei Texte auch.

Der Erste hat mich etwas zum Überlegen gebracht, weil da die Absicht nicht so deutlich herauskam. Denn da ging der Autor mit seiner Frau, wie täglich spazieren, um seinen Kopf für das Schreiben freizubekommen und überholten ein Pferd, auf dem ein kleines Mädchen begleitet von seiner jungen Oma oder älteren Mutter ohne Helm saß und sich an der Mähne festhielt. Die Beiden gehen vorbei, das Pferd scheut, das Kind fällt herunter, die Großmutter fängt es auf und beruhigt es “Das hast du großartig gemacht” und die Beiden philosophieren, ob sie die Frau mahnen hätten sollen oder ob sie schuld gewesen wären, wenn das Kind sich verletzt hätte? Ja beim Reiten braucht man einen Helm, aber es ist ja nichts passiert und hat die Oma, als die Beiden vorüber waren, das Kind wieder hinaufgesetzt?

Die dritte Geschischte war dann ähnlich. Denn da fand Laher in einem Zug an der Schweizer Grenze ein kleines Schweizer Messer an einem Schlüßelanhänger, den er dann gleich herzeigte und ihn seither bei sich trägt. Nur bei Flügen ist das schwierig. Denn da darf man ja kein Messer mithaben. Also vergräbt er ihn einmal, ein zweites Mal kommt er in Wien durch, wird aber in Kiew erwischt und der Security läßt ihn damit aber weiterfliegen und dann hat er das “Messer” siehe oben “im Kopf”.

Denn was hätte er getan, wenn er den Vorfall bei einem anderen beobachtet hätte, während er sich freute, sich von seinem Messer nicht trennen zu müssen. Also interessant, interessant und die dritte Geschichte habe oder hätte ich fast miterlebt, denn ich war ja im Jahre 2013 beim Schwendter Begräbnis am Baumbartner Friedhof.

Was ich damals an hatte,weiß ich nicht mehr und ich habe den Weg vom 49 er auch gleich gefunden. Ludwig Laher Rolf Schwendter zu Ehren in seinen ältesten Jeans hat sich aber verirrt und hätte sich verspätet, wenn ihm nicht ein Polizeiauto entgegen gekommen wäre, das ihn dann zum Portal chauffiert hat. Vielen Dank, aber Rolf Schwendter war ja sehr gesellschaftskritisch und hat die Polizei oft kritisiert. Ludwig Laher offenbar auch, jetzt haben die Beamten ihn beschämt, so weit so gut und auch sehr spannend, nur der Zusatz, daß sich Ludwig Laher jetzt bei den “Schwurblerdemos” ein härteres Eingreifen gewünscht hätte, hat mich etwas irritiert und das schließt an den zweiten Essayband, nämlich den von der 1937 in Wien geborenen Renate Welsh, der Kinderbuchautorin, die auch für Erwachsene schreibt und IG-Präsidentin, die auch in der Vinzi-Rast Schreibwerkstättten hielt und offenbar in letzter zeit einen Schlafanfall erlitt.

Jedenfalls hat sie Ludwig Laher in der Zeit in der es ihr schlecht ging, ermuntert, Essays für einen Band zur Verfügung zu stellen und hat sie auch für sie ausgesucht und die drei Texte, die die Autorin gelesen hat, haben sich auch mit der Wirkung der Literur, der Kraft der Sprache und dem Wert des Zuhörens beschäftigt, etwas was sich in der letzten Zeit ja auch sehr geändert hat, wo die Linken für die Corona Politik und die Rechten maßnahmenkritisch waren.

Es war aber ein sehr interessanter Abend und auch eine Erinnerung an Rolf Schwendter den ich ja auch sehr gut gekannt habe.

Hanno Millesis und Thomas Stangls Erzählungen

Nach fast drei Wochen Veranstaltungspause, richtig beim Musikprogrmm bin ich vorige Woche in der “AS” gewesen, aber sonst war ich live das letzte Mal bei Oswald Wieners Grundbuch dort und ein paar Veranstaltungen habe ich, weil ich jetzt ja viel in Harland war, oder Stunden hatte, gestreamt.

Also heute wieder eine literarische Veranstaltung. Johannes Tröndl hat moderiert und beide Autoren, die dem österreichischen Mittelfeld angehören, würde ich schätzen und beide schon für den Öst nominiert wurden, kenne ich sehr gut.

Von Hanno Millesi den ich bei Ernst Kostals “Wahnsinnssymposium” kennengelernt habe, bin ich sogar würde ich sagen, eine Fanin, habe einige Bücher von ihm gelesen und war auch bei einigen Veranstaltungen.

Bei dem ebenfalls 1966 geborenen Thomas Stangl ist das ebenso, der hat den ersten “Alpha” gewonnen und ist wie Hanno Millesi ein sehr interessanter Autor und jetzt haben beide Erzählbände geschrieben.

Kürzesterzählungen Thomas Stangl. Hanno Millesi eine längere “Der junge Mann und das Meer” und daraus hat er einige Stellen gelesen und da irrt ein junger Mann in einer Stadt, die am Meer liegt herum. Läßt sich von seiner Zimmervermieterin eine Liste von Sehenswürdigkeiten geben, die in keinen Reiseführer stehen. Landet da am Hafen und bekommt von einem Fischer einen Tintenfisch geschenkt. Der ist dann offenbar recht lebendig und mit dem irrt er dann weiter durch die Stadt, geht ins Heeresgeschichtliche Museum, etcetera.

Thomas Stangl bei “Droschl” erschiene “Diverse Wunder” trägt den Untertitel “Ein paar Handvoll sehr kurzer Geschichten”.

Achtzig sind es, glaube ich und Thomas Stangl nannte sie auch manchmal Romane, die aus nur einen Satz bestehen und erzählte im Gespräch, daß er damit das Absurde ins Ernste und auch das Ernste im Absurde zeigen wollte und das Ganze scheint auch in einem Zusammenhang zu stehen.

So tauchen immer wieder dieselben Personen auf. Tiere spiele eine Rolle. Es gibt einen Schattenpriester, einen Hundemaler, eine Akrobatin, etcetera und das Ganze ist, wie schon erwähnt sehr absurd und offenbar auch sehr lustig.

Jedenfalls gab es viel Gelächter im Publikjum und da ist interessant, daß ich neben Henike Blum und vor Daniela Strigl gesessen bin und jetzt bin ich gespannt, ob ich die beiden Bücher einmal lesen werde und ob sie auf der Öst oder vielleicht auch auf anderen Listen stehen.

Unser Deutschlandmärchen

Jetzt kommt das erste das für den “Preis der Leipziger Buchmesse” nominierten Bücher aus der Abteilung Belletristik und das ist für mich eine Überraschung, denn von dem 1979 in Nettetal geborenen Dincer Gücyeter, der 2022 den “Peter Huchel Preis” für seine Lyrik bekommen hat, als Verleger und im Theaterautor tätig ist, habe ich noch nie etwas gehört und er erzählt in “Unser Deutschlandmärchen” wieder die Geschichte einer Gastarbeiterjungend, seine authentische Geschichte.

Er tut es aber ganz anders, als beispielsweise Fatma Aydemir, die mit ihrer auf der letzten Shortlist des dBps gestanden ist. Er läßt seine Stimme als Lyriker und da wir der mit Friederike Mayröcker verglichen, schwingen. Mischt neben Gedichte und Raps immer wieder Dialoge zwischen ihm und der Mutter Fatma, die in den Sechzigerjahren nach Deutschland gekommen ist, um in einer Fabrik zu arbeiten und den ihr damals unbekannten Vater zu heiraten.

Es gibt immer wieder Fotos von der Familie und ganz am Anfang beginnt es mit den Stimmen der Großmutter und der Urgroßmutter, die ist aus Griechenland in die Türkei gekommen und es ist wirklich ein sehr ungewöhnliches Buch, in einer sehr ungewöhnlichen Sprache, das deshalb wahrscheinlich auch nominiert wurde und von den Kritikern, wie man hören und lesen kann auch sehr gelobt wird.

Ein ungewöhnliches Buch und ein ungewöhnliches Leben, denn mit Sechzehn hat Dincer eine Werkzeugmacherlehrer begonnen und sich dabei die Finger wundgerieben, der eigentlich ans Theater und schreiben wollte.

Gelesen hat er immer in den Pausen Anna Achtmatova beispielsweise und wurde deshab von seine Kollegen “Schwuchtel” genannt, um den verschuldeten Vater, der eine Kneipe betrieb, bzw. die Familie zu retten.

Gearbeitet hat er schon als Kind bei einem Bauern beispielsweise, um ein paar Mark zu verdienen. Im Sommer fuhr die Familie mit in Holland gekauften Sachen, in die Türkei und Dincer hat dann auch in einem Theater ein Workshop gemacht und 2012 den “ELIF Verlag” gegründet, wo er Lyrik verlegt. Das finanziert er sich, daß er immer noch als Gapelstaplerfahrer tätig ist.

Sehr ungewöhnlich das Leben und das Buch und die Art von einem Gastarbeiterleben zu erzählen. Das Buch ist im letzten November herausgekommen und ich kann der Jury für den “Leipziger-Buchpreis” also dankbar sein, eine ungwöhnliche Stimme, die von seiner Jugend und dem Leben als Gastarbeiterkind erzählt, gehört zu haben und jetzt bin ich gespannt auf den Jurybescheid.

Muß aber erst die anderen Belletritk-Bücher lesen. Drei davon habe ich schon bekommen.

Mutters Stimmbruch

Jetzt kommt ein kleines dünnes Bändchen das mit seinen hundertzwanzig Seiten und den, wie ich es nennen würde, sechzig Prosastückchen Anette Wassermann vom “Wagenbach-Verlag” sehr beeindruckt hat, jedenfalls hat sie bei dem japanischen Abend im Jänner sehr davon geschwärmt.

Katharina Mevissens “Mutters Stimmbruch”, die ja vor einigen Jahren mit “Ich kann dich hören”, nicht nur auf der Bloggerdebutpreisiste gestanden hat und die 1991 Geborene hat schon damals ein ungewöhnliches Thema in die Literatur hineingebracht.

Jetzt geht es um das Alter oder um die Transformation, so genau weiß ich das eigentlich nicht, denn die titelgebende Mutter ist wahrscheinlich noch gar nicht so alt, daß sie von der Demenz bedroht ist und das Ganze ist überhaupt vielmehr symbolhaft zu verstehen als realistisch.

“Mutter ist schon lange kinderlos und hat nun auch ihre Stimme noch verloren. Sie muss an einen neuen Ort, um wieder stark und laut zu werden. Ein Roman über das Altern, einen späten Aufbruch und eine bleibende Sehnsucht”, steht so am Buchrücken und wie schon angedeutet, Roman würde ich die sechzig Seiten nicht nennen und habe mir beim Lesen am Anfang auch schwer getan den symbolistischen Prosastückchen einen realistischen Sinn zuzuordnen.

Das ist also die namenlose Mutter.

“Herr Mutter!”, nennt sie sich einmal, als sie in einem Reisebüro anruft, um eine Reise ans Meer zu buchen. Die lebt in einen großen Haus mit einem lecken Dach, das sie renovieren muß. Sie lässt die Handwerker aber nicht in den Keller, wo sie irgendetwas erledigen müssen, bevor sie sich an das Dach machen könnenn und das mit dem Stimmverlust habe ich am Anfang gar nicht so mitbekommen. Die Zähne wackeln aber. So geht Mutter zum Zahnarzt und lässt sie sich schließlich reißen.

Da muß ich noch erwähnen, daß das Buch immer wieder schöne Illustrationen von einer Katharina Greeven hat, die auch öfter das Zahnmotiv wählt.

Die zahnlose Mutter verlässt nun auch ihr großes Haus zieht in eine zwei Zimmerwohnung, wo es nur eine Luftmatrazze und viele Pflanzen gibt und um ihre Stimme wiederzubekommen, beginnt sie viel zu telefonieren und interessant ist auch dabei, daß die dreißigjährige Autorin, die sich wahrscheinlich nicht mehr wirklich an Telefonzellen erinnern kann, ihre Mutter, die offenbar kein Handy besitzt, dorthin schickt.

Weiters gibt es einen Hinweis auf drei Kinder, die aber nur zu Weihnacchten und zum Muttertag anrufen. Dann kommt auch der Muttertag. Da geht Mutter einkaufen und bekommt von der Kassiererin eine Rose überreicht. Sie trinkt später drei Gläser Sekt, isst ein Stück Tiefkühltorte und keine Kinder rufen an. Ein Hinweis auf die Einsamkeit?

Ihr Haus soll dann auch verkauft werden, weil es offenbar durch den Dachschaden überflutet wurde, trotzdem kehrt Mutter dorthin zurück und vergräbt ihre Zähne in die Erde, um das Leben offenbar auf diese Art und Weise fortzupflanzen.

Wie schon erwähnt sehr symbolhaft und ich persönlich würde auch bezweifeln, daß sich eine Dreißigjährige wirklich mit dem Alter auseinandersetzen kann oder falsch, ich habe in diesem Alter viele alte Bekannte, wie beispielsweise die Hansi Berger gehabt und mich auch in meiner Dissertation mit der Midlifekrise auseinanderbesetzt und darin geht es in dem Buch wohl auch und schön ist natürlich die Sprache.

Da schwärmt nicht nur Anette Wassermann davon. Ich habe auch in den Rezessionen etwas von einer der begabtesten jungen Autorinnen gehört und möchte am Schluß noch ein paar Sprachproben anführen, bevor ich mich wieder an das Lesen von dickeren realistischen Romanen oder Biografien machen werde:

“Mutter bleibt liegen. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie das zuletzt getan hat. Sie besorgt sich drei weiche Brötchen mit Butter aus der Küche undd ein paar Äpfel,verspeist sie im Bett.

Als spätnachmittags die Nacht hereinbricht, siedelt si ein die Badewanne über.”

“Mutter weiß: Wer den Tod fürchtet, hat eine große Gefriertruhe.”

“Noch kein Winter war so streng mit ihr wie dieser.”

“Ohne Zähne und mit dem Zorn von Jahrzehnten schafft sie es vor die Tür. Draußen kommt es ihr schon etwas wärmer vor.”

“Mutter ist ihr eigener Mittelpunkt. Und die Zähne im Bad sind die Perpherie.”

Man sieht die Metahpernsprache und kann sie sich beliebig deuten und sm Schluß des Buches gibt es die übliche Danksagung, wo Katharina Mevissen betont, daß ihre Mutter mit der im Buch beschriebenen keine Ähnlichkeit hat.

Wiener Anwaltsterben

Jetzt kommt der dritte “Gmeiner-Krimi” den ich mir in diesem Frühling bestellt habe und Achtung der Fehler im Titel stammt nicht von mir, liebe Kritiker, sondern steht so am Cover und von dem 1953 in OÖ geborenenen Reinhardt Badegruber habe ich schon einen Krimi gelesen und habe auch einmal auf der “Buch-Wien” mit ihm gequizzt.

“Lest die Leseprobe, um herauszufinden, ob man den Schreibstil mag!”, wird bei “Amazon” empfohlen und ich empfehle, tut das nicht, denn das schmeißt ihr das Buch wahrscheinlich weg und das wäre sehr schade und außerdem steht auch irgendwo “Krimisatire”, wenn man sich also einen ganz normalen Kriminalroman erwartet, wird man wahrscheinlich enttäuscht.

Denn das Krimigenre wird ja schon lange zum Aufdecken der gesellschaftlichen Mißstände oder, wie wahrscheinlich hier zum Zeigen des umfangreichen oder recherchierten Wissen des Autors benützt und da kann ich gleich warnen, politisch unkorrekt ist das Buch allemal nicht. Das war aber sicher die Absicht des Autors und für wem ist nun das Buch?

Für den der sich einen soliden Krimi erwartet, wahrscheinlich nicht, denn ich habe die Handlung immer noch nicht verstanden und würde auch vermuten, es gibt gar keine solche und wenn man das Buch in Berlin oder Hamburg liest, wird man sich wahrscheinlich trotz der gelegentlichen Fußnoten nicht auskennen.

Bei mir als Wienerin, die auch den Dialekt und die Klischees herum beherrscht war das nicht so und so würde ich das Buch, als einen alternativen Wien-Führer für Touristen empfehlen. Aber auch wenn man auf alternativen Weg in die österreichische Literatur eintauch will, aber da müß man sich wahrscheinleich auch ein bisschen auskennen und über vieles hinwegsehen.

Also um was geht es? Um das Anwaltssterben wahrscheinlich nicht. Da kommen zwar zwei um, aber am Anfang klebt eine Leiche oder ihr blutiger Abdruck in einer Nobelwohnung in der Tuchlauben und der der aufklären soll, ist der Prototyp des Antihelden.

Versoffen, total unkorrekt nicht nur in der Sprache sondern auch in seinen Handlungen, verfickt, stinkend, etcetera und am Anfang habe ich mich noch weniger, als jetzt ausgekannt, denn da schweift der Autor ununderbrochen ab, geht in die Vergangenheit seiner Figuren zurück, erzählt Nebensächlichkeiten und der Klappentext weicht auch ein wenig von der Handlung ab.

Der Gruppeninspektor Frank Karl wird jedenfalls vom Polizeipräsidenten protegiert oder haßgeliebt, hat viele abgebrochene Studien hinter sich und kennt sich in der Literatur hervorragend aus.

Er geht aucb ständig irgendwo einen saufen und da findet er sich beim Schottentor, glaube ich, in einem Beisl ein, wo er plötzlich neben einer blonden Deutschprofessorin sitzt, die ihn in ihre Lesegruppe eindlädt.

Dann kommt sein Oberst und beschuldigt ihn Poronrografie am Schreibtisch oder sonst wo zu haben und das ist ein Text von Neidhard von Reuental und da beginnt es schon interessant zu werden. Die Tochter des Obersten besucht das Rilke-Gymnasium, hat da die bewusste Deutschlehrerin, als Profesorin und da geht es dann fortan, um den Sex in der österreichischen oder auch anderen Literatur, die den Herrn Papa erzürnt.

Also wird der Inspektor von seinen Fällen abgelöst und muß nun die Schülerinnen und ihre Eltern aufsuchen und sich mit ihnen über den Sex in der Literatur, zitiert an Beispielen unterhalten und da kann ich gleich wieder auf zwei Fakes hinweisen.

Ersteinmal wohnen die Schülerinnen in ganz Wien verstreut. Also jenseits und diesseits der Donau und besuchen trotzdem dasselbe Gymnasium und dann steht am Beginn auch der berühmte Satz “Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.”

Stimmt nicht, würde ich meinen. Denn Ingeborg Bachmann ist wohl wirklich 1973 in Rom an einer Zigarette zu Tod gekommen. Den Roman “Deutschstunde” von Siegfried Lenz gibt es wirklich und ich habe ihn auch gelesen. Die “Blechtrommel” gibt es und “Katz und Maus” von Günther Grass und den hat es auch gegeben und ich nehme auch an, daß die zitierten Stellen stimmen und da kann man gleich noch etwas anfügen, wird ja immer geklagt, daß man derzeit bis zur Matura kommen kann, ohne je ein literarisches Werk gelesen zu haben und zur Matura schreibt man dann eben einen Gebrauchstext.

Bei den Schülerinnen und Schülern der 6B war das anders. Die kennen sich in der Literatur offenbar gut aus. Daß sie dabei auch Sexfotos machten und es von Sex und Crime wimmelt, ist ein anderer Kaffee und da muß man wohl anmerken, daß sich die Leute, die sich für die österreichische Literatur interessieren, wohl nicht immer von pornographen Inhalten in einer starken Sprache lesen wollen und, daß man den Roman wahrscheinlich nicht in der Deutschstunde lesen kann. Denn jugendfrei ist er nicht und politisch korrekt, was ja heute alles sein muß, auch nicht.

Aber Hermann Nitsch war auch nicht prüde und hat mit seinen Schüttbldern, die Gemüter und heute noch die FPÖ erregt.

Also spannend, spannend und ich habe, obwohl ich keine unbedingte Freundin der deftigen Sprache und der gewollten Unkorrektheiten bin, das Lesen des Buches sehr genossen, obwohl ich Anfangs schwer hineingekommen bin und dachte, da werde ich damit gar nicht fertig, weil das Lesen auch für eine Wienerin sehr mühsam ist und noch etwas hat mir nicht gefallen, lieber Reinhardt Badegruber, die Klischees, die da auch hineinmussten. Aber bitte, zeigen Sie mir die Sandler, die knicksen und “Euer Gnaden!”, sagen. Ich habe solche noch nicht gesehen. Also wird vielleicht doch ein Kunstbild und nicht das realistische Wien, das ich bevorzuge, beschrieben.