Unser Deutschlandmärchen

Jetzt kommt das erste das für den “Preis der Leipziger Buchmesse” nominierten Bücher aus der Abteilung Belletristik und das ist für mich eine Überraschung, denn von dem 1979 in Nettetal geborenen Dincer Gücyeter, der 2022 den “Peter Huchel Preis” für seine Lyrik bekommen hat, als Verleger und im Theaterautor tätig ist, habe ich noch nie etwas gehört und er erzählt in “Unser Deutschlandmärchen” wieder die Geschichte einer Gastarbeiterjungend, seine authentische Geschichte.

Er tut es aber ganz anders, als beispielsweise Fatma Aydemir, die mit ihrer auf der letzten Shortlist des dBps gestanden ist. Er läßt seine Stimme als Lyriker und da wir der mit Friederike Mayröcker verglichen, schwingen. Mischt neben Gedichte und Raps immer wieder Dialoge zwischen ihm und der Mutter Fatma, die in den Sechzigerjahren nach Deutschland gekommen ist, um in einer Fabrik zu arbeiten und den ihr damals unbekannten Vater zu heiraten.

Es gibt immer wieder Fotos von der Familie und ganz am Anfang beginnt es mit den Stimmen der Großmutter und der Urgroßmutter, die ist aus Griechenland in die Türkei gekommen und es ist wirklich ein sehr ungewöhnliches Buch, in einer sehr ungewöhnlichen Sprache, das deshalb wahrscheinlich auch nominiert wurde und von den Kritikern, wie man hören und lesen kann auch sehr gelobt wird.

Ein ungewöhnliches Buch und ein ungewöhnliches Leben, denn mit Sechzehn hat Dincer eine Werkzeugmacherlehrer begonnen und sich dabei die Finger wundgerieben, der eigentlich ans Theater und schreiben wollte.

Gelesen hat er immer in den Pausen Anna Achtmatova beispielsweise und wurde deshab von seine Kollegen “Schwuchtel” genannt, um den verschuldeten Vater, der eine Kneipe betrieb, bzw. die Familie zu retten.

Gearbeitet hat er schon als Kind bei einem Bauern beispielsweise, um ein paar Mark zu verdienen. Im Sommer fuhr die Familie mit in Holland gekauften Sachen, in die Türkei und Dincer hat dann auch in einem Theater ein Workshop gemacht und 2012 den “ELIF Verlag” gegründet, wo er Lyrik verlegt. Das finanziert er sich, daß er immer noch als Gapelstaplerfahrer tätig ist.

Sehr ungewöhnlich das Leben und das Buch und die Art von einem Gastarbeiterleben zu erzählen. Das Buch ist im letzten November herausgekommen und ich kann der Jury für den “Leipziger-Buchpreis” also dankbar sein, eine ungwöhnliche Stimme, die von seiner Jugend und dem Leben als Gastarbeiterkind erzählt, gehört zu haben und jetzt bin ich gespannt auf den Jurybescheid.

Muß aber erst die anderen Belletritk-Bücher lesen. Drei davon habe ich schon bekommen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *