Korrespondenzen über das Schreiben

Im Jahr 2016 hat die “Alte Schmiede” die Saison mit einer Reihe “Was ist gute Literatur?” begonnen, wo Kurt Neumann verschiedene Autoren und Literaturwissenschaftler, mich natürlich nicht, einlud über die gute Literatur zu diskutieren.

Was das ist, habe ich noch immer nicht verstanden, obwohl ich mich ja nachweislich sehr damit beschäftigte, nur daß meine offenbar nicht dazu zählt oder auch nicht, ich sehe das anders und jetzt ist bei “Matthes und Seitz” ein Buch darüber entstanden.

Über gute und schlechte Literatur” was den Dialog zwischen Thomas Stangl und enthält und das wurde heute in der “AS” vorgestellt. Der Doyen ist erschienen und hat mit Anne Weber darüber geplaudert, daß Reisen jetzt eine schlechte Idee ist, weil wegen einem Cluster bei der “Aua” werden viele Flüge abgesagt, aber da Anne Weber in Paris lebt, wird ihr das nicht erspart geblieben sein.

Was ist gute und schlechte Literatur? Das werde ich wohl nie wissen , sondern einfach alles quer durch den Gemüsegarten lesen. Aber das Thema über das sich Thomas Stangl und Anne Weber ausgetauscht haben, war sehr interessant und da kann ich, die schlechte Schreiberin, auch einiges dazu sagen und werde das auch tun.

Der 1966 geborene Thomas Stangl, der den ersten “Alpha” ,gewonnen hat, versteht sich glaube ich, als politischer Autor, obwohl ich ihn sehr kompliziert empfinde und die in Frankreich lebende 1964 geborene Anne Weber hat 2020 mit “Anette ein Heldinnenepos” den vorletzten “Deutschen Buchpreis” gewonnen und jetzt den der Leipziger BM in der “Sparte Übersetzung” und das war auch das Thema über das die Beiden geschrieben haben. Wie schreibt man über gelebt habende Figuren?

Thomas Stangl hat das einmal getan und Anne Weber in ihrem “Heldinnenepos”.

Ja, wie schreibt man darüber und kann man oder darf man das? Eine interessante Frage und da kann ich aus meiner Erfahrung anmerken, daß ich mich am Anfang sehr stark an reale Vorbilder gehalten habe. So bin ich beispielsweise mehrmals mit der Bruni auseinandergeraten, weil ich sie als Vorbild für eine meiner Figuren verwendet habe. Sie war dann empört und in den “Hierarchien” habe ich die WG des Martins und der Gerlinde verwendet. Aber das war kein Roman über die Bruni ,sondern sie war nur das Vorbild einer meiner fiktiven Figuren und über real lebende Personen habe ich auch geschrieben.

In den “Dreizehn Kapitel” über Ernst Schwarz, auf den ich über das Buch das “Gesprengte Grab” gestoßen bin und da treffe ich sicher auf die Beerkung von Anne Weber, daß sie Johann Wolfgang Goethe in einem Roman oder Biografie über ihn womöglich nicht erkennt oder aufschreit, das war doch ganz anders und da fällt mir die Biennale vor ein paar Jahre im Breitenseer Kino ein, wo eine Runde von Starliteraturkritiker auf dem Podium saß und über Gerhad Rühm diskutierten und der saß im Publium und wollte dazu etwas sagen, durfte das aber nicht.

Wenn ich über eine reale existierende Person schreibe, werde ich, auch wenn ich das nicht will, immer subjektiv sein, geht ja gar nicht anders. So habe ich der “Unsichtbaren Frau” auch über Sebastian Kurz ,geschrieben und ihn so beschrieben, wie ich denke, daß er ist.

Interessant war auch die Feststellung, daß ich, wenn ich über historische Person, beispielsweise über August von Goethe, wie das Anette Weber einmal tat, schreibe, wahrscheinlich scheitere, wenn ich ihn so beschreiben will , wie er war. Irgendwo fiel der Satz, es ist einfacher ihn in die heutige Zeit zu verlegen. Das meine ich, wird wahrscheinlich so passieren, ob ich es will oder nicht, sollte aber nicht angestrebt werden und Anette Weber merkte noch an, daß sie sich in August von Goethe verliebt hätte und das sie einmal etwas über ihren Vater geschrieben hat, was der nicht wollte.

Thomas Stangl scheint ein Kafka-Fan zu sein und hat seine Bografien gelesen und noch etwas war interessant, nämlich die Frage, daß manche Autoren behaupten, daß ihre Figuren machen was sie wollen. Also quasi ein Eigenleben haben. Das habe ich, glaube ich, einmal bei der Präsentation von “Kolibri” erlebt und nicht verstanden.

Interessant, daß Anne Weber sagte, sie würde das auch nicht tun, sie ist aber keine wirkliche Romanautorin und Thomas Stangl meinte dann, das, was wahrscheinlich stimmt, daß das nicht die Figuren sind, sondern sich die <handlung während des Schreibens einfach verändert.

Ich hätte es für Koketterie gehalten und “Quatsch!” dazu gesagt. Also ein interessantes Thema über das man sich seine eigenen Gedanken machen kann, für eine selber Schreibende und interessant ist auch, daß Thomas Stangl gerade einen Roman über seine Großmütter geschrieben hat und da Schwierigkeiten hatte, alles preiszugeben, während er da bei einem chinesischen Kaiser keine Hemmungen hatte und Anne Weber merkte am Schluß an, daß sie morgen mit Sabine Scholl ihr “Heldinnenepos” in der “Schmiede” präsentiert haben.

“Wenn Sie Zeit haben kommen Sie!”, forderte die Moderatorin Johanna Öttl auf. Ich merke gleich an, werde das wahrscheinlich nicht tun, denn Erstens habe ich das Buch schon gelesen und dann auch noch von der lieben Doris zum Geburtstag bekommen und zweitens wird im Literaturhaus Sasha Marianna Salzman lesen, die den “Preis der Literaturhäuser” bekommen hat, die auch schon auf den dBp-Listen stand.

Geschlossene Gesellschaft zur guten Literatur

In der “Alten Schmiede” hat ja, wie schon berichtet die neue Saison mit einem Projekt und der Buchvorstellung “Was ist gute Literatur” begonnen.

Daran hat sich am Donners- und am Freitag ein Symposium, wo diese Fragen weiterdiskutiert wurden, angeschlossen.

“Interessant!”, habe ich gedacht, als ich das Programm vor ein paar Wochen zur Hand genommen habe, meine Donnerstag fünf Uhr Stunde, die ich schon eingetragen hatte, verschoben und dann erst gesehen, die vier Sessions finden im Schmiederaum, als geschlossene Veranstaltung mit Übertragung ins Literarische Quartier in den Kellerraum statt und das hat mir nicht gefallen.

Die “Alte Schmiede” hat ja schon länger an den Nachmittagen Veranstaltungen für angemeldete Schulklassen, da stand früher dabei, Restplätze für das allgemeine Publikum, jetzt wird das in den Schmiederaum und zur Videowall verbannt, was mir auch nicht gefällt, so daß ich da eigentlich nicht hingehe und ich habe die zwei Veranstaltungstage aus meinem Kalender auch wieder hinausgestrichen.

Für den Donnerstag Stunden eingeteilt, am Freitag hatte ich keine und bin am Mittwoch zu der öffentlich zugängigen Veranstaltung ins literarische Quartier gegangen.

Dort habe ich meinen Psychologiekollegen Wolfram Huber getroffen, den ich fragte, ob er zu den geschlossenen Sessions kommt, er hat nur vage geantwortet, wahrscheinlich hat er das Problem, das ich damit hatte auch nicht erkannt und am Donnerstag habe ich mich den ganzen Tag gefragt, ob ich am Freitag zu Hause bleiben und an meiner Klara-Geschichte, zu der ich wegen meines intensiven “Buchpreis-Lesens” ohnehin nicht richtig hineineinkomme, weiterschreiben soll oder doch in in die “Alte Schmiede” gehen?

Kurt Neumann hat das allgemeine Publikum am Mittwoch ja in den Kellerraum eingeladen, erklärt, warum diese Trennung, die ich eigentlich ganz ehrlich, als Diskriminierung empfand, hat er nicht dazu gesagt.

Es gab aber auch eine Alternativveranstaltung, nämlich Freitag und Samstag Kleinliteratur und Kunstfilme beispielsweise von der neuen “Veza Canetti-Preisträgerin” Ilse Kilic im WUK, aber da begannen die interessanten Veranstaltungen erst am Nachmittag und so bin ich etwas hin- und hergerissen heute morgen in die “Alte Schmiede” gegangen.

Man findet ja jetzt immer genau dort hin, wo die Veranstaltungen stattfinden, weil die Alternativtüren verschlossen sind, obwohl die Vortragenden sich schon im Schmiederaum befanden und die Assistenten, die anderen Teilnehmer und zu meiner Überraschung. auch Kurt Neumann, nahmen im Kellerraum Platz, wo eine Leinwand aufgestellt war und einige der Teilnehmer hatten Kaffee und Kipferln in der Hand, obwohl es unten nur Getränke gab.

Etwas, was mir auch nicht gefällt und nicht mit der nötigen Konzentration, die die Diskutanten im geschlossenen Raum haben würden, wie mir Annalena Stabauer begründete, als ich sie fragte, “Warum es diese komische Präsentationsform geben würde?”, zu erklären wäre.

Sie war sehr freundlich und hat gemeint, es hätten sich auch schon andere beschwert und ich habe mich, wie schon beschrieben, diskriminiert und ausgeschlossen gefühlt und finde, die Kommunikationsform auch nicht gut, denn dann hat man keinen Kontakt zu den Vortragenden, kann nicht fragen und nicht mitdiskutieren und könnte sich das Ganze eigentlich auch zu Hause als Video oder Livestream ansehen und bräuchte nicht extra hingehen.

Die erste Session begann, Thomas Eder diskutierte mit den zwei Literaturwissenschaftlerinnen Katja Mellmann und Christiane Schildknecht, den Anne CottenFerdinandSchmatz Briefwechsel. Es gab Hangouts und das Ganze war sehr interessant, weil es dabei, um psychologische beziehungsweise philosophische Literaturaspekte ging und daß es eine psychologische Literaturwissenschaft, beziehungsweise Forschungen zum “Erzähltrieb” gibt, habe ich gar nicht gewußt.

Die Session dauerte drei Stunden mit einer Pause in der Mitte. Da stieg ich mit meinem Wasserglas, die Stiegen hinauf und beobachtete, wie das Publikum die Türen öffnen wollte, um zum Kaffee zu gelangen, aber die waren ja geschlossen und Helmut Neundlinger, bei dem ich mich auch beklagte, erklärte mir, daß ihm die konzentrierte Diskussion angenhemer wäre, weil die Leute wahrscheinlich eh nur “Blödsinn” fragen würden.

Es ging aber im zweiten Teil und auf den Hangouts, um die Kommunikation und das gibt es ja einen Sender und einen Enmpfänger und das ist der Bestandteil der guten Diskussion und wenn ich im Keller sitze und auf einer Leinwand sehe, daß einen Stock über mir konzentriert diskutiert wird, kann ich eigentlich nicht wirklich kommunizieren.

Zu Mittag bin ich nach Hause gelaufen und habe mir Fischstäbchen gebraten, weil ich wengen der Bücherpost, die ich vielleicht versäume, eigentlich nicht mit einem Cheeseburger am Donaukanal spazieren gehen wollte.

Dann kam wieder eine Autorensession, nämlich die drei eher experimentellen oder sprachkünstlerisch arbeitendenen Autorinnen Birgit Kemper, Anja Utler und Martina Hefter moderiert von Florian Huber und das war sehr interessant, obwohl die Autorinnen sehr viel vom Tanz gesprochen haben.

Es wurden auch Gegenstände besprochen, die die Autorinnen mitgebracht haben, aber dann ging es ins Medias Res und zu den Fragen, ob Literatur verständlich sein müsse oder nicht und der Autor für den Leser schreibt beziehungsweise, wie das mit den großen Literaturgöttern, wie Thomas Bernhard etcetera sei, die die kleinen Autorinnen verdrängen.

Oswald Egger und seine Performances in Berlin wurden einige Male erwähnt und dann gabs nochmals eine lange Pause mit zugesperrten Türen, bis es dann, um halb acht mit dem Schlußplenum weiterging, wo man Fragen stellen durfte und die vier Herausgeber, die vier Sessions kurz vorstellten, so daß ich eine Ahnung bekam, was ich versäumt habe.

Denn da gab es auch eine Autoren- beziehungsweise eine Bibliothekar- und Übersetzerrunde.

Die Autoren waren Ilma Rakusa, Semir  Insayif und Alois Hotschnig moderiert von Anna Kim und die Bibliothekarinnen und Übersetzer diskutierten, glaube ich, auch über die Verständlichkeit beziehungsweise, ob Bücher wie beispielsweise, das von Thilo Sarrazin zum Bildungsauftrag gehören oder nicht.

Eigentlich doch ganz gut, daß ich mich in den Keller setzte, denn ich interessiere mich ja für Literatur und habe im Sommer noch vor meinem Longlistenlesen mich ja auch mit dieser Frage, beziehungsweise mit Tobias Nazemis Kriterien beschäftigt.

Ob ich bei dem Symposium wirklich herausbekommen habe, was gute Literatur ist, bin ich ich mir nicht ganz sicher, was höchstwahrscheinlich auch gar nicht möglich ist, die Verständlichkeit gehört aber sicher dazu und die Vielschichtigkeit.

Für mich ist es, wie schon beschrieben die Authentizität und auch der gesellschaftliche Anspruch, während mir die wunderschöne oder auch die experimentelle Sprache alleine eher doch zu wenig ist.

Und für die nächsten Symposien würde ich mir wieder eine Einraumlösung mit der Möglichkeit zur allgemeinen Diskussion und Fragen stellen, auch wenn die vielleicht nicht sehr genützt wird, wünschen und Kaffee und Wasser für alle oder für keinen, weil irgendwie gehört ja auch der demokratische Anspruch und die Gleichheit zur guten Literatur oder sollte ich mich da irren?