Saisoneröffnung mit Thomas Stangls Körper

Saisoneröffnung in der “Alten Schmiede”, in der “Gesellschaft” ist es schon vorvorige Woche so weit gewesen, das Literaturhaus werde ich morgen besuchen und eigentlich war die Präsentation von Thomas Stangls Erzählband” die “Geschichte des Körpers” gar nicht so spekulär neu, wurde es ja schon in der Leseauslese in Juni von Cornelius Hell oder Katja Gasser empfohlen.

Ich hätte es mir auch auf die östBpListe gewünscht. Auf die Deutsche kommen ja nur Romane , aber trotzdem war heute in der “Alte Schmiede” etwas anders oder schon vorher, hat das Programm ja ein neues Design, an das ich mich erst gewöhnen muß und Daniel Terkl, der neue Leiter trat gemeinsam mit Johanna Öttl auf, erzählte etwas von einem schönen Ort, der die “Alte Schmiede” wäre und ließ seine Kollegin dann das Programm der nächsten Saison aufzählen, bevor er den aus dreißig mehr oder weniger langen Erzählungen bestehenden bei “Droschl” erschienen Band, einleitete.

Ich kenne den 1966 in Wien geborenen,  “Alpha- und Fried-Preisträger”,schon lange, habe ihm mehrmals in der “Alten Schmiede” gehört, sein “Alpha-Preisbuch” gelesen.

Ich bin vielleicht gar nicht so begeistert in die “AS” gegangen oder doch natürlich, habe ich ja andere Veranstaltungen diesbezüglich abgesagt und wurde auch nicht enttäuscht, denn Thomas Stangl hat eine wirklich sehr dichte Sprache und er las zuerst die Geschichte, wo die “Monster kommen” oder die Hausbewohner, Flüchtlinge wahrscheinlich, die ihre Bücher und ihre Spielsachen verloren habe, die bei einer Anna mit aufgeklebten Bart untergekommen sind, dann gar nicht finden.

Nach der Geschichte gab es ein Gespräch, wo Daniel Terkl, den Autor nach den Regeln fragte, die in dem Text vorkommen und Thomas Stangl etwas über die Entstehung des Erzählbandes und die Klammern, die ihn zusammenhalten, beziehungsweise seine Geheimnisse und Ausparungen, erzählte.

Dann folgte die “Als ob Geschichte”, “Das Sterben in Zimmer 105, wo Thomas Stangl wohl versuchte seine Erfahrungen als Zivildiener in einem Pflegeheim sprachlich dicht aufzuarbeiten und darüber zu philosophieren, ob und, wie das gelingen kann.

Eine sehr dichte Geschichte, der Arzt und die Stationsschwester sagen: “Man stirbt nicht im Parterre!”, natürlich nicht. Das tut man gewöhnlich im Spital und es kommen dann nur die Söhne und die Töchter, um die Zimmer auszuräumen und ich dachte die ganze Zeit an meine Maria Mattuschek, die sich ja auch in ihre Erinnerungen und in ihre Vergangenheit zurückzieht und war dann sehr verwundert, als Daniel Terkl nicht über das Sterben und die Demenzen, sowie die Eindrücke, die das auf einen zwanzigjährigen, der plötzlich in ein Pflegeheim gesteckt wird, sondern nach den Perspektiven und den Hierarchien der sprachlichen Analyse fragte.

Da sieht man wohl den Unterschied zwischen den Literaturwissenschaftlern und den Psychologen und Psychotherapeuten.

Thomas Stangl antwortete auch da geduldig, verwies aber auf seine eigene Zivildienstzeit und die Musik, die er damals hörte, aber nicht ganz verstand, weil es noch keine Booklets und kein Internet gegeben hat.

Ein interessanter Abend und eine interessante Saisoneröffnung, obwohl mich ja meine Bücherberge meines nun schon dreifachen Buchpreislesens eigentlich keine Zeit dazu lassen, aber das “Literaturgeflüster” war ja schon immer dreifach angelegt und eine Mischung zwischen Veranstaltungsprogramm lesen und dem eigenen Schreiben, das derzeit ja aus meiner eigenen Schreibwerkstatt mit dem Korrigieren von meinem “Schreiben und meinem Büchern” besteht.

Literatur und Geschichte

“Ferne Spiegel – Literatur und Geschichte”, lautet das Motto der heurigen “Podium-Sommerlesereihe”, die erstmals von Birgit Schwaner gestaltet wird. Gegründet wurde die Reihe von Claudia Erdheim und wurde bis letztes Jahr von Christa Nebenführ organisiert.

Die Auftaktveranstaltung findet immer in der “Alten Schmiede” statt, die dann im Juli jeweils Dienstag und Donnerstag im Cafe Prückl forgesetzt werden.

Zu deen Auftaktveranstaltungen bin ich eigentlich immer gegangen, ins Cafe Prückl, da ich ja sehr sparsam bin, erst seit einigen Jahren und lesen würde ich auch gerne einmal wollen, aber Christa Nebenführ haben meine Texte ja nicht gefallen, bei Birigt Schwaner, die immer sehr freundlich ist und die einmal auch ein Buch von mir kaufte, habe ich zum Thema passend den Link zum “Schutzengelchen” hingeschickt, das ja auch im ersten Weltkrieg spielt, dann hat es, leider, leider offenbar doch nicht so gepasst, obwohl, die heutigen Lesungen sehr abwechslungsreich waren und einer sich auch mit dem Frauenwahlrecht beschäftigt hat und Cornelia Travnicek,die ihn geschrieben hat, war wohl auch so angzogen, wie die Urgroßmutter, die mit einem Flugzeug nach Donetz reiste, aber gut, macht ja nichts oder ich kann es nicht verändern und ich bin wegen meiner sechs Uhr Stunde auch wieder ein bißchen zu spät gekommen oder gerade richtig zum Interview, das Birigt Schwaner mit Nils Jensen zur Geschichte des Podiums führte.

ich habe da auch eine, denn Alois Vogel, einer der Urväter des Literaturkreises, hat ja einmal meinen Slavica Text genommen und ich hatte auch noch später ein paar Texte in der Literaturzeitschrift, in der quadratischen, bei dem zweihundert Seiten Buch hat es dann nicht mehr geklappt und Nils Jensen erwähnte gerade den Namen Wilhelm Szabo, als ich meinen Platz in der zweiten Reihe erreichte.

Dan  kam Claudia Erdheim, die Sommerlesenreihebegründerin und sagte, daß sie früher hunderttausend Schillinge für die Veranstaltung zur Verfügung gehabt habe, da wird das Budget heute wohl ein wenig knapper sein und sie las aus ihrem Buch über das jüdische Leben in der Leopoldsstadt im, glaube ich, siebzehnten Jahrhundert.

Dann folgte wieder Nils Jensen und ging mit seinem Essay über Europa in die Gegenwart, da erwähnte er ein 1979 geschriebenes Gedicht und den Roman des vorletzten deutschen Buchpreisträgers, der ja mit seiner Fiktionalisierung sehr in die Patrouille der Rechten oder in den Fälscherverdacht gekommen ist und dann Cornelia Travnicek mit einer Abwandlung zu hundert Jahren Frauenwahlrecht.

Das wurde ja im letzten Jahr gefeiert und Cornelia Travnicek erzählte, daß vorher das allgemeine Männerwahlrecht eingeführt wurde und noch früher konnten nur Leute von Stand und Geld wählen, da waren dann einige Frauen dabei, die ihr Wahlrecht verloren haben.

Grund genug für Cornelia Travnicek den Spieß im Sinne der “Töchter Egalias” umzudrehen und einen Karl in ein Wirtshaus zu schicken, wo ihm drei stramme Damen mit großen Hüten auf den Penis schauen und eine Frau Binder vergeblich versucht einem jungen Mann zu helfen, der durch das neue Wahlrecht seines verlieren wird.

Sehr spannend der Text,  hat mir wirklich sehr gefallen und jetzt kann ich gespannt sein auf die weiteren “Spiegelschriften”, am Dienstag werde ich mich ja wahrscheinlich mit Ausnahme des sechzehnten, wo ich im Cafe Westend lese, ins Prückl begeben und am Donnerstag zu den O-Tönen, wo die Großen der Literatur lesen und mir verraten werden, was vielleicht demnächst auf den kommenden Buchpreislisten stehen wird.

Zeitschriftenpräsentation: Idiome

In der “Alten Schmiede” wurde heute eine weitere Literaturzeitschrift vorgestellt. Da gibt es ja eine eigene Reihe “Literatur als Zeit- Schrift”, die von Daniel Terkl, Lena Brandhauer und Paul Dvorak kuratiert werden und heute waren die “Idiome” dran.

Das ist eine bei “Klever”, von Florian Neuner herausgegebene Zeitschrift oder eher eine Anthologie, die einmal im Jahr erscheint, hundert Seiten hat, die heute präsentierte Jubiläumsnummer “Idiome X” hat hundertachtzig und Florian Neuner, Lisa Spalt war auch Gründungsmitglied und eine Zeitlang Mitherausgeberin, erklärte, daß die Zeitschrift entstanden ist, weil man der reflexiven Prosa neben der Lyrik und dem Roman einen Platz einräumen wollte und der Anspruch ist, wie man schon wahrscheinlich merkt, ein experimenteller.

Das war auch im Publikum zu merken Liesl Ujvary, Michaela Hinterleitner, Fritz Widhalm, Ilse Klilc, Karin Spielhofer, Angelika Kaufmann und und und…

Und der Roman, der zum Beispiel, der  in Hauptstadt der EU spielt, wo die schweine herumlaufen, wie Florian Neuner erklärte und alle kicherten, kam schlecht weg, denn die “reflexive Prosa” hat ja ihren eigenen Anspruch und in den “Idiomen” einen eigenen Raum und ich glaube an dem Tag, wo Anne Cotten, die mit dem Versepos, die im Vorjahr auf der Longlist des östBp stand, im MUSA präsentiert wurde und ich wegen der Muttertagveranstaltung früher dran war, bin ich am Büchertisch gestanden und habe die “Idiome” durchblättert und dabei mit Ralph Klever geplaudert. Jetzt war der, glaube ich, nicht da, dafür Wolfgang Helmhart, Hermann J. Hendrich und Walter Pilar, die in der Sondernummer Texte hatten, die sie präsentierten.

Aber erst stellte Florian Neuner die  Zeitschrift vor und erklärte, daß es zum Jubiläum eine eigene Schiene gegebenen hatte, es wurden da nämlich je ein experimenteller Autor, andere dürfen, glaube ich, dort nicht verlegen, mit einem bildenden Künstler usammengespannt durften sich ein Wort ziehen und dazu arbeiten.

Wolfgag Helmhart, den ich ja auch immer im MUSAsehe und den ich wieder zu meinem literarischen Geburtstagsfest eingeladen habe, der Rudi und Margit Heumann, die da lesen werden, waren übrigens auch im Publikum  und  Waldemar Franz Rösch wählten das thema “Unterfütterung” und Wolfgang Helmhart trat dazu in seinem, wie er sagte, letzten Hemd, beziehungsweise barfuß in einem weißen Malerkittel, den er “Elfriede Aufzeichnungssysteme” abgekauft hat und las seine Texte vor. An der Wand wurden dazu die entsprechende Bilder präsentiert und den Briefwechsel des Malers an den “Sehr geehrten Herrn Helmhart!”, gab es auch dazu.

Dann kam der 1934  Heinrich J. Hendrich, der mit dem experimentellen Filmemacher Marc Adrian befreundet war und las einen theoretischen Text über ihn und der letzte war der 1948 in Ebensee geborene Walter Pilar, den ich immer bei den GAV Veranstaltungen sehe.

Der hat ein Lebenswertk in mittlerweile drei Bände “Lebensee” heißt es und ein Teil davon scheint in den “Iodmen X ” abgebildet zu sein. Reflexive Prosa in oberösterreichischer Mundart und der Inhalt der Lebenswerke scheint zu sein, daß der Autor in Ebensee, eine Gegend, wo wir mit Alfreds Wandergruppe auch schon waren, wandert geht und dazu mit seinen Gesprächspartner philosophiert oder seine Lebensansichten austauscht.

Spannend, spannend, dann gabs noch eine Diskussion mit vielen Fragen. Wer finanziert die Zeitschrift, Honorar gibt es keinen. Die Druckkosten sind subventionert und das Heft hat eine ISBN-Nummer und man kann sie sogar im Buchhandel kaufen.

Dürfen auch Frauen verlegen?, fragte Michala Hinterleitner und Florian Neuner merkte nochmals das Auswahlsystem “Literatur als sprachkunst” eben, keine narrative Romane, wo die Außerirdischen erscheinen, die Schweine herumrennen oder, wie das ja bei mir öfter der Fall ist, die alten Frauen sterben und die jüngeren depressiv sind.

Die Hefte konnte man sich dann am Büchertisch auch kaufen und ich habe mich mit  Margit Heumann noch ein bißchen über die Frankfurter Buchmesse und die Störungen, die es dort gab, ungterhalten.