LongCovid

Ein wichtiges Buch zu einem wichtigen Thema, das, glaube ich, schon im April oder Mai 2020 aufgekommen ist, als es dazu noch keine Studien gegeben hat und auch jetzt gehen die Erzählung darüber sehr durcheinander, wird Long oder Post Covid ja auch als Argument gebraucht, daß man die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich impfen lassen soll, weil auch leichtere Verläufe Spätfolgen, wie Erschöpfung, Müdigkeit, etcetera haben können, so daß man dann arbeitsunfähig ist, keine Stiegen mehr steigen und auch seinen Haushalt nicht mehr erledigen kann.

Irgendwann vor einem Jahr habe ich dann gehört, daß Long Covid auch mit psychosomatischen Reaktionen oder Depressionen verwechselt werden kann. Kein Wunder habe ich gedacht, nach all der Angstmache, in den letzten Jahren und daß das ständige Maskentragen, die Aufmerksamkeitsdefizite erhöhen und die Konzentrationsfähigkeit verringern ist auch ganz klar, aber wahrscheinlich noch nicht so untersucht.

Nun ein Buch dazu, daß mir C. H. Beck freundlicherweise geschickt hat “Long Covid – die neue Volkskrankheit” von der Chefärztin der MEDIAN Klinik Heiligendamm Jördis Frommhold, das sehr einfach und allgemein verständlich im Jänner 2022 geschrieben, die Problematik dieser Krankheit aufzeigt und es beginnt, damit, daß sie einen kleinen Einblick in ihre Patienten gibt. Da ist die Intensivschwester ehrgeizig und ungeduldig, die von ihr schon am ersten Tag die Heilung all ihrer Beschwerden erwartet und dann in Gesprächen mit anderen Betroffenen erkennt, daß Umschulung auch eine Möglichkeit ist, die Studentin die schon früh mit einen leichten Verlauf erkrankte, Spätfolgen hat, die dann nicht ernst genommen wurden, so daß sie sich den Reha aufenthalt mit einem Anwalt erkämpfen mußte. Die Mutter, die die Aufgaben ihres Sohnes zwar lesen, aber nicht verstehen kann und auf das Schreiben wirkt sich Long Covid auch auf.

Es gibt auch Definitionen, was Long- und was Post Covid ist und Jördgis Frommhold, die dem Genesenen Begeff skeptisch gegenübersteht, teilt ihn in drei Stufen ein, denn da gibt es auch die kranken Genesenen, die mit den leichten Verläufen und den Spätfolgen, die dann nicht ernst genommen werden. Denn es gibt zu wenig Rehaplätze, zu wenig Psycho-Ergo- Physio- etcetera, Therapeuten.

Dann geht es und das fand ich sehr interessant zu den Symptomen und Belastungen, die diese Krankheit auslöst. Das ursprüngliche Virus konnte ja zu schwere Lungenerkrankungen führen, so daß die Betroffenen wochenlang auf der Intensivstation lagen, beatmet und gedreht werden mußten und das belastete natürlich den Körper, so daß die nachträglichen Belastungen, wie auch bei anderen Intensiverkrankungen, die Folge sind. Man muß mühsam wieder atmen und für sich sorgen lernen und das löst wieJordis Frommhold schreibt oft auch posttraumatische Belastungsstörungen und kognitive Beeinträchtigungen aus und wenn man falsch atmet oder nicht anders kann, kann man halt nicht mehr Stiegen steigen und muß das Bauchatmen erst lernen und nicht nur flach vor sich hinzuhyperventilieren. Da gibt es auch Anleitungen zum richtigen Atmen und das finde ich ebenfalls sehr interessant und wertvoll an dem Buch.

Es kommt zur Unterscheidung zwischen Post- und LongCovid. PostCovid sind die Patienten, die nach einem Aufenthalt an einer Intensivstation wieder ins Leben zurück müßen. LongCovid die, die einen leichten Verlauf hatten, nicht ins Spital mußten und dann treten Symptome, wie Erschöpfung, Konzentrationsfähigkeit und vieles andere auf, denen man erst erklären muß, daß man sich das nicht nur einbilden. Die Patienten selbt sind aber oft sehr ehrgeizig und ungeduldig und überfordern sich dabei, weil sie glauben, daß am nächsten Tag schon wieder alles normal sein muß.

Da gibt es ein Beispiel eines Arztes, der unbedingt eine Reha haben wollte, obwohl er noch nicht so weit war, der ist daran gestorben. Die psychologische Begleitung und das hat mich erstaunt findet, Jördis Frommhold, die natürlich an die Impfung glaubt und Impfskeptiker nicht verstehen kann, gut. Auch die Einbeziehung der Angehörigen und sie führt die erste Klinik, wo LongCovid-Patienten behandelt werden, hat selbst das Behandlungskonzept, es gibt noch kein wirkliches und vieles wird erst erprobt, erstellt und beklagt, daß es für so viele Betroffene zu wenig Therapieplötze gibt und die praktischen Ärzte, die erste Anlaufstelle, oft mit den Klagen ihrer Patienten nichts anfangen können. Deshalb schwört sie auf das Internet und Apps, das Buch hat auch eine eigene Website, wohin sich Betroffene wenden können.

Also ein sehr interessantes Buch mit dem auch eine maßnahmenkritische Psychologin nund Psychotherapeutin sehr viel anfangen konnte, also vielen Dak dafür und ich kann es auch den eher kritisch Eingestellten sehr empfehlen.

Etymologischer Gossip

Essays und Reden der 1979 in Berlin geborenen Uljana Wolf, die aus dem Englischen und dem Polnischen übersetzt und mit ihrem bei “kooksbooks” erschienen Buch den Sachbuchpreis in Leipzig gewonnen hat und es ist ein sehr ästhetish künstlerisch gestaltetes Buch, das auch für den “Preis der schönsten Bücher” nominiert werden hätte können und Uljana Wolf, die mir bisher unbekannt war, ist auch Lehrbeauftragte im “Institut der Sprachkunst” an der Angewandten und hat bei den “Edition der Korrespondenzen” verlegt.

Es geht also um das Übersetzen von Lyrik, um das künstlerisch anspruchsvolle Intellektuelle und Uljana Wolf hat auch eine solche Sprache. Es gibt Zeichnungen in dem Buch und wie schon erwähnt eine sehr schöne künstlerische Gestaltung, andere Seitensetzungen, schwarze Seiten, Kapitelumrahmungen, etcetera.

Beginnen tut es mit einer Art Vorstellung und der Beschreibung von wo Uljana Wolf, die auch in den USA gelebt hat, herkommt. Aus einem Ostberliner Pattenbau, den sie überflog, wenn sie von Berlin nach Wien wollte.

In “Dirty bird rtanslation” geht es um die “Übersetzung und Zugunruhe” im Gedicht, da ums Übersetzen von Christian Hawkey und da werden die Worte wie Luftburg, Fallenlassen, Landschaft und Holzweg erwähnt.

Ums Übersetzen aus dem Belasrussischen geht es auch, obwohl Uljana Wolf, wie sie schreibt diese Sprachen nicht kann. Sie erwähnt aber Volja Hapeyeva, die ich glaube ich schon in der “AS” gehört habe und dann geht es um Ilse Aichingers “Schlechte Wörter”, die sie gemeinsam mit den schon erwähnten Christian Hawkey ins Englische übersetzte und über Christine Lavants Gedichte geht es auch.

Es gibt dann die Rede, die sie zum “Peter Huchel-Preis”, 2006 bekommen hat.

Dann gehts zum “Prosagedicht”, da werden so wohl Charles Baudelaire, als auch Friederike Mayröcker , als auch Rosmarie Waldrop, die im Vorjahr auf der Übersetzerschiene gestanden ist und wieder Ilse Aichinger, die Uljana Wolf, glaube ich, sehr schätzt, zitiert.

Es geht um Uljana Wolfs Gedichtband “falsche freunde” und dann um eine auf Englisch geführte Konversation zwischen ihrund Simen Hagerup zu diesem Gedichtband, den sie auf dem “Audiator-Festival for ny poesi” in Bergen 2014 führte.

Mit Else Lasker-Schüler und ihre “Ankunftssprachen”, hat sich Uljana Wolf in einem anderen Aufsatz auch beschäftigt.

Um die Mehrsprachigkeit im Gedicht beziehungsweise Text geht es im nächsten Teil und da ist der Bezug zu Tomer Gardis Mehrsprachigkeit beziehungsweise “Broken German” sehr interessant, der ja ganz praktisch umsetzt, was Uljana Wolf ästhetisch theoretisch ausführt. Haben ja viele Autoren mehrsprachige Identitäten, egal ob migrantischer, touristischer Hintergrund oder das Pndeln von einem Wohnort zum nächsten.

Das wird in den Texte der polnischen Autoren Dagmara Kraus, die als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland kam, ausgeführt oder in einem Text, wo es um den Tod von Sklaven während Sklaventransporte geht. Sterben sie eines natürlichen Todes hat der Besitzer den Schaden, sonst die Versicherung, also wurden sie über Bord geworfen.

Wie übersetzt man das?, fragt Uljana Wolf. Dann geht es noch um eine koreanische bildendende Künstlerin die verschiedene Identitäten und Sprachen hatte und das in ihren Werken ausdrückte und zum Schluß kommt Uljana Wolf und da schließt sich wieder der Bogen zu Tomer Gardi “Rundungen, zum Wiegenlied bzw. und Märchen und das hat der Belletristikpreisträger auch im ersten Teil seiner “Runden Sache” meiner Meinung nach sehr satirisch und schalkhaft ausgedrückt.

Also eine sehr interessante Preisvergabe und jetzt bin ich noch auf das Buch in der Sparte Übersetzung grespannt, aber da wird das Lesen noch etwas dauern.

Der unsichtbare Mensch

Jetzt kommt ein Sachbuch von meiner Backlist, nämlich Ingrid Brodnig “Der unsichtbare Mensch – Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert” aus dem Jahr 2013, also für ein Internetbuch schon lange her und ich habe die1984 geborene Medienjournalistin, die sich sehr gegen den Haß im Netz einsetzt, glaube ich, 2016 auf der “Buch-Wien” kennengelernt und sie auch angesprochen, da ich ja damals bezüglich meinem Kommentarwechseln mit meinen Freund Uli viele Fragen hatte. Ist das jetzt ein Troll oder nicht und wie geht man am besten damit um?

Inzwischen hat sich das Problem gelöst, denke ich und eine gegenseitige Haßliebe entwickelt und auch ein Thema in dem wir seltsamer Weise gleicher Ansicht sind und Ingrid Brodnig hat seither weitere Bücher geschrieben. In einem geht es, glaube ich, um Fake News und darüber, wie man mit Corona-Leugnern diskutiert. Da habe ich eine Diskussion von der Leipziger Online Messe gehört, wo es auch um die Frage geht, ob man schon ein solcher ist, wenn man sich nicht gleich impfen läßt und wie man Fake News erkennt? Zum Beispiel daran meint Ingrid Brodnig, daß die Leugner keine Wissenschaftler sind. Aber Prof Bhakdi ist das und auch noch einige andere. Aber egal, gehen wir sieben Jahre zurück und beschäftigen uns mit der Anonymität im Netzt und da war es für mich sehr interessant, daß es schon damals, um dieKlarnamen ging, die eingefordert wurden, aber glaube ich, noch immer nicht umgesetzt sind.

Das ist für mich kein Thema, denn ich war immer schon dafür im Netzt, das heißt im Literaturgeflüster” mit meinem Namen zu agieren und interessanterweise tut das mein Freund Uli auch und was ich unter der Forderung und ihren Sinn verstehe ist, daß damit verhindert soll, daß so viel geschimpft oder Haß verbreitet wird. Denn ich bin ja und das diskutiere ich mit dem Uli auch sehr oft, daß man im Netzt nicht schimpfen braucht und trotzdem seine Neinung klar äußern kann, wasich auch zu tun versuche. Habe eigentlich wenig Beschimpfungen, einige schon, die meinen, daß mein Blog unnötig und vertrottelt ist und da denke ich, daß das Aussagen sind, die unnötig sind, klagen würde ich aber deshalb nicht.

Das Buch das ein Vorwort von Viktor Mayer-Schönberger vom Oxford Internet Institute hat, ist in fünf Kapitel gegliedert und einen schönen Cartoon gibt es am Anfang auch:

“Are you coming to bed!”, fragt da einer einen User. “i can´t this ist important”, sagte der. “What?” wird gefragt. “Someoneis wrong on the internet” und damit und mitvielen anderen setzt sich Ingrid Brodnig, die sympathische junge Frau aus Graz auch auseinander. Sie beginnt damit in dem sie erklärt, daß die Anonymität oder ihr Gegenteil erst zum Thema wurde, als die Leute zu lesen begannen. Vorher hat das niemanden interessiert und dann zitiert sie noch einen Cartoon, der besagt, daß im Internet niemand merkt, daß ein Hund ein hund ist, das heißt, man kann sich andere idetitäten geben. Dann kommt sie zu dem chinesischen Blogger Anti, der sich deshalb so nennt, weil er seiner Regierung damit seinen Widerstand signalisieren will. Ansonsten wäre es egal, denn die chinesische Regierung weiß längst, wie er klar heißt und wo er ist. Jetzt lebt er in Amerika hat da in Harvard unter seinen neuen Namen studiert. Aber Facebook hat ihn gesperrt, denn die wollen nur Klarnamen,jetzt twittert er.

Was den haß im Netzt betrifft, zitiert sie die hunderttausend Haßpostings, die eine niederländische künstlerin erfuhr, als sie im Netz ihre todkranke Katze erwürgte und aus ihrem Fell eine Tasche machte. Se wollte damit irgendwas aufzeigen. Ich denke, ich würde schreiben “Dasfinde ich nicht geil!”

Mit dem Tod oder so bedrohen käme für mich nicht in Frage und ich wundere mich, daß das so viele Leute machen, wie auch bei der Frau Rowling, als die schrieb, es gibt nur zwei Geschlechter. Da kann man zurückschreiben, falsch, es gibt sechhundert oder so! Alles andere kommt aber genausowenig in Frage, wie der Satz, daß mein Blog unnötoig wäre.

Wer das findet, braucht ihm nicht zu lesen und die Sache hat sich. Aber das Netz ist, glaubt man, anonym und da fallen die Schranken. Ingrid Brodnig beweist im zweiten Kapitel, glaube ich, daß das nicht stimmt. Die regierungen wissen alles oder haben alle Daten, wie sie sie dann aussützen ist eine andere Frage. Es gibt oder gab auch Internetspiele, wo die User bewußt in andere Rollen schlüpfen, um sich wie bei der Psychotherapie ausprobieren. Ein schüchterner Mensch wird da mutig und vergewaltigt aber nur in der Phantasie, nicht in Wirklichkeit. Da es da aber keinen Therapeuten gibt, der das lenken könnte, kann das auch die Bahnen sprengen und Ingrid Brodnig meint auch, daß diese Spiele nicht mehr so in Mode sind.

Ingrid Brodnig führt dann an ,wie sich die niederländische Künstlerin wehrte, in dem sie in einem Buch, die Identitäten der Schimpfer bloßstellte. Das war zwar nicht legal, argumentierte sie, aber die Beschimpfungen auch nicht. In China oder Südkore gibt es Plattformen, wo die Identitäten von solchen Beschimpfern ausgeforscht werden. Als Beispiel wird da eine Krankenschwester angeführt, die ihre Katze mit ihren Stiefletten zertrat. Sie wurde ausgeforscht und mußte ihren Job kündigen und wegziehen. Ähnlich ging es einer Studentin aus Südkorea, die sich weigerte, die Scheiße ihres Hündchens in der U- Bahn wegzuräumen.

Dann kommt Ingrid Brodnig zu der Definition des Trolls, die wollen provozieren und sind anonym, so gesehen fällt der Uli nur halb darunter und sie nerven Foren beispielsweise, die die sich auf Hochzeiten vorbereiten, in dem sie immer wieder stören. Soll man die ausschließen oder nicht und wie ist das mit der Meinungsfreiheit. Große Zeitungen sperren Kommentare, wenn sie nicht höflich oder sachlich sind. Wie steht es da mit der Meinungsfreiheit? Gut sagen die, denn der User kann seine Meinung ja haben, wir wollen sie nur nicht publizieren.

So geht Ingrid Brodnig konsequent das für und wieder der Anonymität im Netzt durch. Sie ist gut, damit man in China oder wo auch immer seine meinunggegenmißständefreiäußern kann, ohne gleich verhaftet zu werden, wenn jemand gemobbt und in den Selbstmord getrieben wird. Ingrid Brodnig führt auch hier beispielweise an, ist sie schlecht und ich frage mich wieder, warum Leute im Netz unbedingt schimpfen müßen? Man kann ja alles freundlich und höflich sagen und man sollte auch, wie ich es tue, auf Kommentare antworten. Da ärgere ich mich oft, wenn ich wenn ich kommentiere und keine Antwort darauf bekomme und ich tue es immer höflich und sachlich begründet.

Ein interessantes Buch, das zum Nachdenken anregt, auch wenn es wahrscheinich schon veraltet ist, denn das Netz ist schnelllebig und inzwischen hat sich sicher vieles schon verändert und Neues ist hinzugekommen.

Die neuen Leipziger Buchpreisbücher

Die Leipziger-Buchmesse, die im März wie immer stattfinden hätte sollen, wurde schon vor langen aufden Mai verschoben,dann hieß es pandemiebedingt wird sie im Mai stattfinden und dann, daß sie wieder nur, wenn überhaupt Online stattfinden wird. Was heißt das dann fürden”Preis der Leipziger Buchmesse”,den ich im Vorjahr zum ersten Mal zum Lesen angefangen habe, nachdem ich das schon seit 2015 mit dem deutschen Buchpreis, 2016 mit dem österreichischen und seit 2019 mit dem Schweizer-Buchpreis tat?

Wird im Rahmen des Leipzig-liest-Extra stattfinden, dreihundertneunundachtzig Bücher wurden vorgeschlagen und die Liste der nominierten dreimal fünf Bücher, Belletristik, Sachbuch und Übersetzungen wird am 13. April bekannt gegeben.

Voila da ist die Liste, zeitgleich zum Rücktritt unseres Gesundheitsministers, habe ich sie erfahren. Wui heute ist allerhand los und die Liste bietet wieder Überraschungen, denn als ich so nachgedacht habe, was denn darauf kommen könnte, ist mir eigentlich nur Raphaela Edelbauers “DAVE” um patriotisch zu bleiben, Martin Mosebachs “Krass”, was ich angefragt habe und dann noch Benedikt Wells “Hard Land” eingefallen, aber Corona oder Veranstaltungsstop bedingt, bin ich da vielleicht auch nicht auf dem Laufenden, obwohl ich das Wochenende ja in Rauris verbracht habe und da den Katalog auch schon zugeschickt bekommen habe.

Also auf der Belletritikliste stehen:

1. Iris Hanika “Echo Kammern”, daswurde ja aufder letzte Leseauslese vorgestellt und als mir dann der Alfred einen Thalia-Gutschein in die Hand drückte, den die Schwiegermutter nichtmehr einlösen kann, habe ich an das Buch gedacht, als ich vor Weihnachten auf den Markt gefahren bin und es dann vergessen der Doris Kloimstein die für mich in den Thalia gegangen ist, anzusagen. Henrike Blum vom Literaturbüro hat es mir aber schon als PDF geschickt, so daß ich es gleich zum Lesen anfangen kann, wenn ich mit den Rezensionsexemplaren, die noch vorher auf der Liste stehen, fertig bin.

2.Judith Hermanns “Daheim”, da hat sich die Legasthenikerin in mir gleich einmal verlesen und an Juli Zeh gedacht, denn die hat ja einen Corona-Roman glaube ich geschrieben, den mir die Doris <kloimstein schon empfohlen hat und ich dachte “Fein!”, bis ich daraufgekommen bin, das ist ja eine andere. Aber von JudithHermann habe ich schon etwas gelesen und einiges gefunden, bin also gespannt, ob das buch zu mir kommen. Denn ich habe ich schon angefragt.

3. Christian Kracht “Eurtrash” von dem habe ich noch nichts gelesen, von dem Autor schon viel, von dem Buch noch nichts gehört, das Cover ist aber häufig im Netz zu finden, ich bin also gespannt.

4.Friederike Mayröcker “da ich morgens und moosgrün Ans Fenster trete”. Da würde ich ja sagen, hoffentlich die Gewinnerin, obwohl ich nicht so ein unbedingter FM Fan bin, aber schon bei Lesungen war, im Schrank außer”Larifari “noch nichts von ihrgefunden habe, die Fan geben offenbar nichts her und die anderen lesen sie vielleicht nicht, “Und ich schüttelte einen Liebling” habe ich gelesen und bin jetzt neugierig, ob “Suhrkamp”, mir das Print oder das PDF schickt, denn gespannt bin ich schon darauf und ebenso auf

5. Helga Schuberts “Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten”, denn das ist ja wahrschein der Text aus dem sie beim “Bachmannpreis” gelesen undgewonnen hat.

So das wars in der Belletristik, die Sachbuchschiene lasse ich wohl komplett aus, da gibt es aber was übern Krieg, über Foucaults, die Freiheitsgrade, die Bauern und die Affen und beim Thema Übersetzung geht es zu Ann Cotten, die aus dem Englisch “Pippins Tochter Tacschentuch” von Rosmarie Waldrop übersetzte. Klingt spannend und ist ebenfalls bei “Suhrkamp” erschienen und Ann Cotten habe ich ja vor kurzem in der “Alten Schmiede” gehört.

Angefragt habe ich dann noch Hinrich Schmidt-Henkels übersetzung von Tarjei Vesaas “Die Vögel” und Times Tankos Übersetzung von “Apropop Casanova- Das Brevier des heiligen Orpeus” von M klos Szenkuthy, klingt ein wenig schwierg, wie es wahrscheinlich auch das dicke

John DosPassos Buch “USA-Trilogie” ist. Das hat tausendfünfhundert Seiten und liegt momentan neben mir, beziehungsweise seit November im Badezimmer habe ich es mir ja zum Geburtstag gewünscht, also kann ich hier ein wenig Backlist lesen und

“Den großen Absturz. Stories aus Kitchike von Louis-Karl Picard-Sioui habe ich noch nicht angefragt, könnte es aber, wie das eine oder andere Sachbuch noch tun.

Die Preisverleihung findet jedenfalls am achtundzwanzigsten Mai um sechzehn Uhr in der Kongreßhalle am Zoo in Leipzig statt. Dazu wird es einen Stream geben. Ich bin sehr gespannt und habe bis dahin auch schon da eine oder das andere gelesen. Denn lesen kann man, wie ich immer schreibe und in pandemischen Zeiten sogar besonders gut, noch dazu da in Wien und in NÖ der Lockdown ja bis Anfang Mai verlängert wurde.

In der Jury, füge ich noch an, sind Jens Bisky, Anne-Dore Krohn, Tobias Lehmkuhl, Andreas Platthaus, Marc Reichwein, Katrin Schumacher und Katharina Teutsch gesessen.

Kontinent Doderer

Jetzt kommt, könnte man respektlos schreiben, der dritte Bobo aus der “Falter-Redaktion”nämlich der ehemalige “Bachmann-Juror” und “Staatspreisträger für Literaturkritik” Klaus Nüchtern, der zum fünfzigsten Todestag von Heimito von Doderer eine Biografie über ihn schreiben sollte.

Der wollte oder konnte das nicht, so ist ein”Kontinent Doderer” daraus geworden oder, wie Nüchtern ganz am Anfang schreibt, ein essayistischer Gang durch Leben und Werk des großen oder kleinen, vergessenen oder bekannten österreichischen Dichters.

Mir ist er bekannt, befand ich mich doch nach meiner Knödl-Matura stark in der philosophischen Krise und bin mit dem nicht so kleinen literarischen Wissen, vermittelt durch die Frau Prof Friedl, im Sommer 1973 und noch später, die Buchhandlungen Wiens abgeklappert und habe mich eingekauft und eingelesen.

Ja, damals hat die sparsame Studentin noch zum Normalpreis gekauft und sich nicht vorstellen können, daß die Bücher vierzig Jahre später einfach so auf der Straße herumliegen oder, daß man sie von den Verlagen problemlos zugeschickt bekommt und gelesen hat sie viel, wenn auch wahrscheinlich noch nicht sehr viel verstanden.

1974 im Sommer im Häuschen am Almweg “Den Mann ohne Eigenschaften” und drei Jahre später glaube ich, frisch verliebt in den Willi und sehr gehemmt, vorwiegend im Stadtpark “Die Dämonen”, was für mich ein prägendes Buch werden sollte und ich jetzt endlich nach der Nüchtern-Lektüre weiß, was ich antworten soll, wenn mich jemand fragt, welche Bücher mich geprägt hätten?

Also unter anderen “Die Dämonen”, vorher schon “Onkel Toms Hütte”, auf der Operbühne hat es der “Don Carlos” geschafft, Unbehangen hat der “Zerbrochene Krug” in mir ausgelöst” weil ich mich mit dem armen Adam identifizierte.

Man sieht, ich hatte schon damals keinen Humor, über die “Alten Meister” habe ich aber einmal in der Station Hütteldorf, als ich auf den Zug nach st. Pölten wartete, sehr gelacht, mich inzwischen aber trotzdem vom Meister entfertn, während ich zu Meister Doderer wieder zurückgekommen zu sein scheine und das ist ja insofern interessant, da Meister I angeblich nach dem Tod von Meister II im Dezember 1966 aufgejauchzt haben und gesagt haben soll “Jetzt ist der Weg für mich frei!”

In meinen Studentenjahren war ich, glaube ich, von Doder sehr beeinflußt und habe mir sowohl die “Merowinger”, als auch die “Wasserfälle” in der Taschenbuchausgabe gekauft und erst oder wiedergelesen, als ich im vorigen Jahr nicht so recht wußte, worüber ich schreiben soll und dann die Anne Frank zu Stefan Zweig und Heimito von Dodererim Himmel zusammen frühstücken ließ.

Damals hatte, es war im Frühling, ich den Eindruck Doderer sei inzwischen völlig unbekannt und habe im Netzt nur ein paar alte Interviews von ihm gefunden. Das sollte sich im Herbst, als das Jubliäum nahte, ändern und als die Trude K. die mich ja jetzt immer fragt, von mir wissen wollte, welches Buch ich zum Geburtstag haben will, habe ich dieses genannt und es ist auch das letzte der Geburtstagsbücher, das ich jetzt lese.

Dazwischen hat es in der “Gesellschaft” ein “Doderer-Symposium” gegeben und Klaus Nüchtern wurde zu seiner Biografie befragt, er hat sie auch auf der “Buch-Wien” vorgestellt und er greift in seiner “Durchquerung” im Kapitel “Eine Gebrauchsanweisung” auch gleich die Frage auf, wie bekannt oder unbekannt Doderer inzwischen ist und ob man ihn, beziehungsweise, die Fußnoten im Buch lesen soll?

Die Antwort ist natürlich, man muß nicht, könnte dann aber etwas versäumen und natürlich zählt Doderer zum Minderheitenprogramm, aber das tun die anderen D Dante, Dickens, Dostojewsky höchstwahrscheinlich auch.

Bei Dickens wäre ich mir da nicht so sicher, füge aber hinzu, daß ich ihn kaum gelesen habe und wenn ich mir so anhöre, was die Literaturwissenschaftler am heutigen Deutschunterricht beklagen, kommen wahrscheinlich die meisten Maturanten durch diese ohne den Namen Doderer je gehört zu haben und ich muß ehrlicherweise anmerken, daß ihn auch, die Frau Profossor Friedl wahrscheinlich nicht sehr erwähnte, weil die ja ein Faust-Fan war und uns wirklich und wahrhaftig ein ganzes Jahr lang damit beschäftigte, was mir noch heute unvorstellbar vorkommt.

Doderer war also ein alter Nazi, ist er doch, kein Witz, am 1. 4. 1933 in die NSDAP eingetreten, was ihm später höchstwahrscheinlich den Nobelpreis kostete. Das deutet Nüchtern nur diskret an, beschäftigt sich in seinem zweiten Essay aber sehr wohl mit den vier S, der Schuld und Sühne, Schicksal und Sibirien”, denn Doderer hat ja in derKriegsgefangenschaft in Russland im World war I zu schreiben angefangen und in seinem ersten Roman, den er später nie mehr auflegen ließ, darüber eschrieben und auch im letzten, den “Grenzwald”, den ich erst lesen muß.

Bekanntgeworden ist er in den Fünfzigerjahren schlagartig durch die “Strudhofstiege”, die ich auch erst finden muß und hat es dadurch, ich glaube, nach der Bachmann auf das Cover des “Spiegels” gebracht und da Klaus Nüchtern, glaube ich, ein Filmfan oder Kenner ist, vergleicht er im nächsten Kapitel auch gleich Doderer mit Hitschcock und da muß ich passen, denn ich habe die berühmten Filme kaum gesehen, bin ich ja eine passionierte Nichtferseherin und war das schon immer.

Aber es gibt da einen mir gleichfalls unbekannten Roman, wo zwei Herren mit dem Feldstecher, die Damen des gegenüberliegenden Hauses beim Ausziehen ihrer Unterwäsche beobachten und ihre Freunde daran hatte, was waren das für Zeiten in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts?

“Den Mord den jeder begeht”, habe ich auch nicht gelesen. Vielleicht finde ich ihn noch, da fahren jedenfalls ein paar Studenten mit dem Zug und stecken zu ihrem Gaudium einen Totenkopf aus dem Fenster, um das Mädchen im vorigen Coupe zu erschrecken. Die fällt dann aus dem Fenster und stirbt und um die “Suspense” hat sich Nüchtern auch bemüht und weist nach, wie das mit dieser im Bezug auf Mary Ks. ersten Straßenbahnunfall der Literaturgeschichte ist, der sie um ihre schöne Beinen brachte. Das wird in der “Strudlhofstiege” am Anfang angedeutet und erst achthundert Seiten später wirklich ausgeführt. Respektdem Meister Nummer II oder natürlich I.

Es gibt ein Kapitel über Doderers Wien. Das wird zum Beispiel  dieStrudlhofstiege genau beschrieben und eines das erläutert wie Doderers literarischer Aufstieg in den fünziger Jahren möglich war. Er war ja, meint Nüchtern, ein Spätzünder, hatte bis zur “Strudlhofstiege” nicht so viel veröffentlicht oder war nicht so bekannt.

Ein anonymer Brief hat seinen “Nobelpreis” verhindert. Hilde Spiel hat sich aber sehr für ihn eingesetzt und Nüchtern meint auch im nächsten Kapitel, wo es hauptsächlich um die “Dämonen” geht, dazwischen kommt ein eher kleiner Bildteil, daß sich Doderer mit diesem Buch, wo er ja den Justizpalastbrandt, ie Ereignisse von Schattendorf und den Aufstieg eines Arbeiters zum Bibliothekar, in dem er sich selbst Latein beigebracht hat, beschrieben hat, sich damitentnazifizieren wollte und ich war ja in den Siebzigerahren, obwohl ich von den gschichtlichen Ereignissen  nicht viel verstanden habe, von Leonard Kakabsas sozialen Aufstieg sehr begeistert.

Der war und ist meine Lieblingsfigur und deshalb ist es wahrscheinlich, wie schon beschrieben, eines mich prägenden Bücher.

Ich habe aber es im Vorjahr wegen seiner Dicke nicht mehr nochmals gelesen und von den anderen Personen, es ja ein Monsterbuch, eines zu dem Doderer wahrscheinlich auch seine preußisch-zwanghaften Pläne zeichnete, ging es ja in einem der vorigen Kapitel, auch um die Frage, wie Österreichisch das penibel Plänezeichen des Heimito von Doderers ist, nicht mehr viel außer der Stelle, wo es, um Quapps, glaube ich, vergebliches Bemühen um die Kunst ging, was mich natürlich sehr beeindruckt hat, in Erinnerung.

Dazu haben mir beim Lesen, was ich ja sehr blauäugig angegangen bin, wahrschlich auch die Vorkenntnisse aus der “Strudlhofstiege” gefehlt.

Der nächste Essay ist den “Metowingern”, über die ich im Vorjahr auch einen Film gesehen habe, in dem Wiens literarische Avantgarde der Sechzigerjahre mitspielte oder der “Grossen Wut des Doctor D.” gewidmet und der Docotor Döblinger, der ja in mehreren Werken Doderers eine Rolle spielt, wird als das Alter Ego des Dichters gehandelt.

In den “Posaunen von Jericho”, die in dem “Doderer-Buch”, das ich mir einmal von meinen Eltern schenken ließ enthalten ist, kommen ähnliche Motive und Personen, wie bei den “Merowingern” vor, zumindestes der Psychiater mit seiner Antiaggressionstheorie und Nüchtern analysiert hier sehr genau, was es mit der Wut, der Aggression und dem Witz, also der Tendenz zu lachen, wenn jemanden Böses passiert und damit seine Triebe zu bewältigen, womit ich ja bekannterweise große Schwierigkeiten habe, auf sich hat.

Eine Stelle, die sich, glaube ich, auf Wendelin Schmidt Dengler bezieht, der ja auch sehr viel über Doderer geforscht hat, finde ich sehr interessant, nämlich die “Wer seine Ästhetik aus der Mappe der Menschlichkeit bezieht, für den muß dieser Roman ein unsympathisches Buch bleiben, keine Ästhetik der Welt kann über dieses Unbehagen hinweghelfen”.

Dem stimme ich ein bißchen zu, weil ich ja, wie oft beschrieben, nicht ganz verstehe, warum geschmipft, beleidigt, geschlagen, gemordet werden muß und, daß dann bei einer Veranstaltung die Leute noch darüber lachen.

Doderer hat aber seine “Merowinger” selber als sein Ausnahmewerk und als eine große Blödelei verstanden.

Daß er damit auch das dritte Reich aufarbeiten wollte glaube ich auch und so habe ich gar nicht so viele Schwierikeiten mit dem Buch, obwohl man natürlich über manches den Kopf schütteln kann.

Es beweist aber auch Doderers große geschichtliche Kenntnisse, der ja auch als “Spätzünder” Geschichte studiert hat.

Dann gibts ein bißchen was zu den “Wasserfällen”. Wir erfahren, daß Doderer am  zwölften April 1957 sich mit Theodor Adorno im Hotel Sacher zu einem Mittagessen traf und ihm dort gerne an “die Glatze klatschen”, wollte, um zu erfahren, ob von dort “ein Wölkchen Staub  auspuffen” würde.

Doderer hat sich in seinen Werken viel mit den Hausmeistern beschäftigte und diese, weil sie wohl an die Blockwarte erinnern gehaßt. Wir erfahren in seinen Büchern viel, wie seine Protagonisten wohnen und das letzte Kapitel, was ich ganz besonders interessant finde, ist dem Namen-Glossar gewidmet.

Haben mich doch, wie ich im letzten Jahr feststellen mußte, seine Namen sehr beeinflußt, so gibt es auch bei mir Figuren mit dem Namen Wewerka und bei Doderer gibt es einen Branntweiner mit dem Namen Freud, was mich an meinen sprechenden Namendisput mit meiner ersten Kritikerin erinnerte und Nüchtern betont, daß der große Meister von der Berggasse dadurch wahrscheinlich nicht beleidigt wurde, hatte es doch damal mindestens drei Branntweiner mit diesem Namen gegeben.

Und so haben wir den Kontinent Doderer durchquert und sind an sein Ende angelangt.

Nüchtern schreibt dazu: “Der  Kontinent Doderer ist nicht nur ein weites Land, er ist auch dicht besiedelt. Wer ihn kennenlernen will, muss nicht nur ganz Sibirien durqueren, sondern auch viele Treppen steigen und zwar nicht nur über die noble Strudlhofstiege, sondern auch in schlecht ausgeleuchteten Stiegenhäusern und Hausfluren, in denen es nicht immer sehr gut riecht.”

Und ich füge hinzu, daß man sich danach wahrscheinlich auch durch das Ouvre lesen sollte, wer das nicht will oder nicht kann, weil er nicht so viel Zeit hat, dem würde ich zu Beginn das “Doderer-Buch” empfehlen.

Nüchterns Essays sind natürlich auch sehr interessant, aber dafür wäre vielleicht ein wenig Doderer Vorwissen auch nicht schlecht.