Norbert Gstrein in der “Gesellschaft für Literatur”

Saisonauftakt in der “Gesellschaft” war letzten Mittwoch mit Reinhard Kaiser Mühleckers öst und dBp- Buch “Wilderer”, aber da ich das Buch lesen werde und außerdem auch eine Stunde hatte, habe ich das ausgelassen und mich jetzt erst in die “Gesellschaft” gestreamt, wo Norbert Gstrein seinen neuen Roman “Vier Tage drei Nächte” vorstellte und der scheint mit seinen letzten beiden Romane “Als ich jung war” und der “Zweite Jakob” zusammenhängen, wie Manfred Müller in seiner Einleitung erklärte und wissen wollte, ob es sich dabei, um eine Trilogie handelte und der 1961 in Tirol geborene Autor, der in Hamburg lebt, meinte, daß er nichts geplant hätte, daß es sich aber um autofiktionale Elemente und Abspaltungen von ihm handeln würde, da alle drei Romane in Tirol und auch von einem Hoteliersohn handeln und Norbert Gstrein, der mit dem neuen Buch weder auf der deutschen noch auf der österreichischen Liste stand, mit seinen anderen Büchern aber schon gestanden ist und mit “Als ich jung war” auch den Öst gewann, ist ein mir bekannter Autor von dem ich schon viel gelesen und gehört habe, obwohl ich mich nicht unbedingt als eine Gstrein-Fanin bezeichnen würde.

Das Buch handelt von zwei Geschwistern, Elias, dem Ich-Erzähler und Ines, die denelben Vater, also den schon erwähnten Tiroler Hotelier , aber verschiedene Mütter haben und daher erst spät erfahren haben, daß sie Geschwister sind, als sie schon in einander verliebt waren. Also ein inzestiöses Thema, wie Manfred Müller erwähnte und ich füge keck an die Courths Mahler hat auch immer diese Themen, die sich dann aber elegant auflösen.

Bei Norbert Gstrein ist das sicherlich anders, künstlerischer, anspruchsvoller und Norbert Gstrein hat drei Stellen vorgelesen. Die erste handelte von einer Therapiesitzung, die die beiden Geschwister, die von ihrem Vater ein Jahr in Amerika bezahlt bekommen haben, die Elias absolviert und, um einen Hubschrauberabsturz scheint es auch zu geben, da Elias eine solche Ausbildung macht und einen Stier namens Nil gibt es auch.

Dann kam die Manfred Müller Frage, wovon das Buch eigentlich handeln würde und, daß Elias eigentlich ein unverläßlicher Erzähler ist, der viele Widersprüche hat und dann ging es um den Anspruch von Norberts Gstrein erzählen, die dieser wieder etwas vage behandelte. Die Frage nach dem Titel folgte und da geht es offenbar um eine verbotene Fete in dem Hotel. Das Buch spielt im Dezember 2020 in Corona-Zeiten, und eine dritte Hauptfigur die ein Schwarzer ist und die Karl heißt, gibt es auch und Norbert Gstrein erklärte, daß das in dem Buch eigentlich erst am Ende erwähnt wird, weil er den Leser damit in die Irre führen will, aber jetzt hat er es schon verraten und ich habe es auch gespoilert.

Die zweite Lesestelle handelt vom Dezember in dem Hotel. Karl trägt Mund-Nasen-Schutz, Ines ist Literaturwissenschaftler und forscht an einem Briefwechsel zweier Lyriker der Fünfzigerjahre, den sich Karl und Elias vorlesen

“Ich will, daß du mich aufspießt und ich an deinem Horn verglühe!”, wäre das Zitat aus diesem Briefwechsel und da sind wir wieder bei dem Stier aus der ersten Szene.

Die nächste Frage war dann, ob es sich bei dem Buch um einen archaischen Liebesroman handelt und Norbert Gstrein stimmte zu.

Das Buch wurde von William Faukners “Schall und Wahn” inspiriert und an den “Boccacio” kann man auch dabei denken, da lesen sich sich ein paar Leute während einer Pandemie oder Pest auch Geschichten vor und dann kam schon die Frage nach dem Corona-Roman. Ene Frage, die mich ja auch sehr interessiert. Denn das gibt es ja das Gerücht, daß man keinen Corona-Roman schreiben darf und den auch keiner lesen will.

Aber es kann nicht verboten sein, einen Roman zu schreiben, der im Spätherbst 2020 spielt, meinte Norbert Gstrein und dann das, auf das ich auch schon gekommen ist. Es gibt Bücher, die über Corona handeln oder die einfach in der Zeit spielen, wo man Masken trägt und im Lockdown ist und das ist ja eine interessante Frage, wie man einen Roman schreibt, der in Corona-Zeiten spielt und natürlich kann man, füge ich an, einen Roman schreiben, der von der Liebe zweier Virologen handelt, die an den Impfstoffen forschen und vielleicht trotzdem ineinander verliebt sind oder auch einen, wo ein Ehepaar wegen unterschiedlicher Auffassungen ihre Freunde verlieren.

Aber Ines schreibt einen Roman der “Drei Arten ein Rassist zu sein” heißt, der offenbar von einer Dreiecksbeziehung zwischen einem Schwarzen und zweier Geschwister handelt und sie fährt dazu, nach ihrer zweiten Impfung, zu der sie sich offenbar ein bißchen vordrängte, in ein Haus nach Sizilien, wo sie dann ihren Bruder trifft, der auch schon zweimal geimpft und einmal genesen ist.

Am Schluß gab es noch ein paar Seiten auf Englisch, denn Karl, Ines und Elias, erzählen sich auf dieser Lockdownfese ihre ersten Liebesgeschichte und Karl, der einen amerikanischen Vater hat, kann das nur auf Englisch tun.

Das rundet die Geschichte ab, meinte Norbert Gstrein und interessant ist, daß man in dem Video, das ich gesehen habe, denn ich hatte ja einen sechs Uhr Stunde, zwei Frauen im Publikum, eine mit und eine offenbar ohne Maske zu sehen waren.

Ein interessantes Buch, denn Covid-Bücher oder solche, die in diesen Zeiten spielen, interessieren mich ja sehr, obwohl ich in meinen Work on Progress, Corona auch schon verlassen habe und bei der zweiten oder dritten nachfolgenden Krise gelandet bin, zu dem ich aber,weil ich mich ja gerade durch die deutsche und die österreichische Longlist lese, wahrscheinlich nicht kommen werde, obwohl Manfred Müller das Kaufen und das Lesen des Romans wieder sehr empfahl.

Der zweite Jakob

Buch fünfzehn des dBps ist das vierte der Shortlist und da ist interessant, daß ich die erste Seite daraus schon bei der österreichischen Bchpreisverleihung 2019, wo Norbert Gstrein mit ,”Als ich jung war” gewonnen hat, hörte.

Ein paar Leute haben sich darüber aufgeregt, ich habe es interessant gefunden und mich wahrscheinlich gefragt, wann ich es dann lesen werde. Das Buch ist, glaube ich, im Februar erschienen. Die Präsentationen wurden lockdown ,bedingt dann ein paar Mal verschoben. Im Juni habe ich mich in die “Alte Schmiede” gestreamt und dann gleich die Präsentation aus dem Lteraturhaus Salzburg nachgehört. Jetzt noch die aus dem Stifterhaus und meine Leser wissen es wahrscheinlich, ich bin kein besonderer Gstrein-Fan, weil er mir etwas zu gewollt konstruiert erscheint, war aber bei etlichen Lesungen, habe auch einiges gelesen und er ist ja auch schon auf mehreren Buchpreislisten gestanden.

Jetzt ist er sechzig geworden und da kommt er natürlich, vielleicht doch irgendwie überraschend, in die “Alte weiße Männer Liste” die sich mit ihrem Leben, ihrem Sex und ihrem Krebs beschäftigen.

Norbert Gstrein tut das zugegeben sehr elegant und führt, die geneigten Leser mit seinen autobiografischen Anspielungen auch gewollt in die Irre und wieder ist der Plot sehr kompliziert und äußerst vielschichtig konzipiert und der Erzählstil, wie eine Vloggerin meinte, nach soviel experimentellen auf der Longlist erstaunlich konventionell, fast altmodisch erzählt.

Trotzdem war es nicht ganz leicht mit der so vielschichtigen Handlungen mitzubekommen, deshalb habe ich mir, als ich fertig war, auch so viele Gespräche angehört und bin da wirklich vom hundersten ins tausendste gekommen.

Es beginnt ganz konventionell. Der Schauspieler Jakob Thurner, der eigenlich “Gestirn” heißt, eine Anspielung auf seines Autors Namen, feiert seinen sechzigsten Geburtstag und soll deshalb eine Biografie bekommen.

Das haßt er, zum Unterschied zu mir, sehr, kann sich um seinen Biografen Elmar Pflegerl aber nicht drücken, obwohl eri hm später fast tätlich angreift und das führt bei ihm zu der Frage ,wie er seine Biografie verfälschen kann, beziehungsweise gerät er, der sich darob nicht festlegen will, in mehrere Versionen, die mir das Verstehen und um das Herausbekommen, um was es hier eigentlich, geht erschwert, aber wahrscheinlich Norbert Gstreins Absicht war.

Jakob Thurner war dreimal verheiratet, hat eine etwa zwanzigjährige Tochter namens Luzie, die laut Johanna Öttl eine Autismusspektrum-Störung hat. Ich muß gestehen, habe das nicht gemerkt, habe aber auch hier eher flüchtig gelesen und hätte, die eher, dem ersten Jakob, dem Onkel unterstellt und der erste Satz des ersten Buches “Einer” heißt “Jetzt kommen sie und holen Jakob” und der erste Jakob, der achtzigjährige Onkel hat sich jedesmal, wenn ihm die Kinder, das nachriefen, wochenlang im Keller versteckt, denn die Großmutter gab den etwas “komischen” Buben auf Anraten Anfang der Vierzigerjahre in eine Anstalt und konnte ihn dann noch gerade herausholen. Ja diese Ansspielung mußte natürlich sein.

Der zweite Jakob war aber nicht nur dreimal verheiratet, sondern hat auch dreimal einen Mörder gespielt. Etwas was den Biografen natürlich zu Verknüpfungen bringt, die Jakob erzürnen und ihm droht seine Zustimmung zur Veröffentlichung zurückzuziehen, worau er natürlich erpreßt wird.

Dann kommt die Tochter Luzie, die alles genau wissen will und daher fragt “Was ist das Schlimmste in deinem Leben, Papa, was dir passierte?” und das war ein Filmdreh in den Neunzigerjahren an der mexikanischen Grenze. Da hat Jakob einen Grenzer gedreht, ist dann selber, noch halb in der Uniform von Texas nach Mexiko und dort in einem Club gefahren und dort einer Prostiutierten oder sie ihm zu Nahe gekommen und ist dann mit einer Kollegin noch einmal darüer gefahren, die betrunkene Xenia hat eine Frau angefahren und die Beiden haben die Leiche liegen lassen, was Luzie so erschütterte, daß sie den Kontakt mit dem Vater abbrach und sich sogar die Pulsadern aufritze, dabei wollte Jakob mit der Tochter zum sechzigsten Geburtstag nach Amerika reisen.

Beim Dreh in den Neunzigerjahren ist er noch George W. Bush begegnet, den der im Buch

“Dubya” nennt und Gstrein hat Johanna öttl oder war es Tomas Friedman, auch erkläert, daß er es sehr genau mit seinen Namen hält um am Schluß gibt es, glaube ich, keine Biografie, aber eine Statue aus China, die im Heimatort aufgestellt werden soll, Jakob stammt, wie wahrscheinlichauch sein Autor, aus einer Tiroler Hotelierfamie und deshalb schaut der Schauspieler ein bißchen asiatisch aus.

Norbert Gstrein hat es faustdick hinter den Ohren und spart nicht mit den aktuellen Anspielungen und so kommen nicht nur die mexikanischen Frauenmorde, sondern auch die asiatischen Billigwaren vor und vorher gibt es noch, wie Gstrein erwähnte zwei Bonuskapitel.

Ein Ausdruck, den ich nicht kannte, aber sehr interessant fand. Das eine ist die Krankheit, die dem Sechzigjährigen diagnostiziert wird, die zweite, die um dreißg Jahre jüngere Freundin und in der “Alten Schmiede” hat er die Zuhörer aussuchen lassen, aus wechen Kapitel sie etwas hören wollten.

Gekonnt konstruiert, kann ich nur wiederholen, vielschichtig listig und wahrscheinlich nichts ausgelassen und ich habe mich beim Lesen öfter gefragt, um was es hier wirklich geht?

Um die zurechtkonstruierte Biografie eines noch gar nicht so alten Schauspielers, Nazivergangenheit den Frauenerfahrungen und interessant ist noch eines, was die meisten nicht erwähnten, erkannte, Jakob hat eine Filmrolle, einen Prostituiertenmörder adarzustellen, den später John Malkovich spielte und der war in einem Gefängnis, hat dort zu schreiben begonnen, was Jakob ein wenig verächtlich erwähnt, wurde dann auf Grund von Iterventionen der österreichischen Autorenschaft entlassen und ein paar Jahre später als Prostiuertenmörder verurteilt und sich in der Nacht danach in seiner Zelle erhängt. Vorher hat er in der “Editon Wortbrücke” meine “Hierarchien” ,herausgegeben und ich habe auch einmal, bis er aus der GAV weil die ihm zu sozial war, ausgetreten ist, mit ihm gelesen.

Eine Vloggerin fragte sich warum das Buch auf die Shortlist gekommen ist? ich habe das erwartet und vielleicht sogar gedacht “Uje, dann muß ich es lesen!”

Müßte ich natürlich nicht, wenn ich es nicht anfragen würde. Als Gewinnerbuch wünsche ich mir von den vier von mir bis jetzt gelesenen Shortlistbüchern, aber immer noch Mithu Sanyal “Identiti” und da kann man den Unterschied zwischen dem weiblichen und dem männlichen Schreiben auch sehr gut erkennen.

Zweimal zweiter Jakob

Ich habe ja ein etwas distanziertes Verhältnis zu Norbert Gstrein, weil mir seine Bücher als sehr konstruiert erscheinen. Habe einiges von gelesen und war auf einigen seiner Leseungen. Seine Romane sind sehr realistisch und sehr kompliziert zusammengefügt. Den vorletzten österreichen Buchpreis hat er gewonnen, da war er krank und konnte seinen Preis nicht entgegennehmen. Er hat aber den Beginn oder eine Seite aus seinem neuen Roman lesen lassen, was, wie ich nachher beim Buffet hörte, von einigen befremdlich aufgenommen wurde. Ich habe es sehr spannend gefunden und gedacht, jetzt habe ich wieder ins Nähkästchen gegucktund ich bin gespannt,ob und was ich von dem Roman, wo ein Schauspieler sechzig wird und eine Biografie über ihn geschrieben werden soll, noch hören werde.

Jetzt habe ich einiges gehört und weiß, daß es “Der zweite Jakob” ist. Der Roman sollte im Februar in der “Alten Schmiede” vorgestellt werden, wurde aber verschoben. Dann habe ich noch irgendwie mitgekommen, er wird auch im Lliteraturhaus Salzburg vorgestellt, aber dazu mußte man, glaubte ich, ein Ticket haben. Also ließ ich es und jetzt wurde der Roman wieder oder wirklich in der “AS” vorgestellt. Am Donnerstag, wo wir nach Harand fahren wollten und ich hatte eine sechs Uhr stunde. Also lassen wir es, wenn das Buch auf eine Listen kommen sollte, kann oder werde ich es ja lesen. Aber dann rief die Klientin schon um fünf an. Trotzdem schafften wir es nicht pünktlich nach Harland zu kommen, denn ein längeres Gespräch am Gang, ein Stau vorder Autobahn. So war Norbert Gstrein schon mitten im Gespräch mit Johanna Öttl und ich kannte mich nicht aus, obwohl ich ja aus dem Roman auch bei meinem Rauris-Surfing gehört habe. Es dauerte also länger bis ich mitgekommen bi n. Der Held ist ein Schauspieler namens Jakob, der sechhzig wird und eine Tochter namens Lucie hat, die ist offenbar oder wurde von Johanna Öttl so angedeutet autistisch und warin einem Internat.

“Ich wurde weggeben, weil ich so komisch war!” und wer ist jetzt der erste Jakob könnte man so fragen? Das ist der achtzigjährige Onkel ein Sonderling, der in den Dreißigerjahren in einem Heim war und dort knapp entkommen ist, so daß er sich tagelang im Keller versteckte, wenn jemand “Wir holen Jakob!”, sagte!”

Das ist offenbar auch der erste Satz aus seinem ersten Roman “Einer” Man sieht Norbert Gstrein ist sehrraffiniert. Es stellte sich auch die Frage nach der Biografie, denn Norbert Gstrein wurde im Vorjahr ja auch sechzig und einige biografische Spuren hat er auch gelegt, damit die Rezensenten in Fallen tappten und von Autobiografie schreiben.

Es geht aber um Biografien und als ich soweit war, das zu kapieren, kapierte ich auch, daß ich das Video zurückschalten, also Johanna Öttls Einleitung hören konnte und da kam noch heraus, es gibt eine zweite Erzählebene, die Frauenmorde an der mexikanischen Grenze die wirklich passierten und der Schauspieler Jakob fährt offenbar, wie sein Autor sehr gern nach Amerika und hat oft Frauenmörder gespielt. Dann stieg Norbert Gstrein mitten im Satz und offenbar auch mitten im Buch ein und man erfährt, daß die Tochter Lucie offenbar einen Selbstmordversuch unternommen hat und mit Vierzehn oder Fünfzehn schon viel getrunken hat. DerVater hat ihr Wein eingeschenkt und es geht auch um Gewalt an Frauen.

Dann kam wieder das Gespräch, das ich jetzt besser verstanden habe und dann eine Stelle, wo der Jakob, der vor Jahren an der mexikanischen Grenze einen Film gedreht hat, da mit zwei Freunden über die Grenze geht, dort in eine Kneipe geht und dann mit einer jungen Mexikanerin im Auto landet, die seinen Autoschlüßel nimmt. Diese Stelle hat Norbert Gstrein, glaube ich, in Rauris gelesen. Mitten in der Stelle war dann das Video aus.

“Shit!”, dachte ich, entdeckte dann aber, daß ich mir das Video aus dem Salzburger Literaturhaus anschauen konnte und da erzählte Tomas Friedmann nochmal die Handlung und Norbert Gstrein fing freundlicherweise auch vom Anfang an, der heißt “Natürlich will niemand sechzig werden und natürlich will niemand ein Fest deshalb feiern!

“Irrtum, lieber Norbert Gstrein!”, füge ich an, ich habe das getan und da meine dreißig Bücher, die ich damals hatte, vorgestellt und sechzig Minuten oder solange Elfriede Haslehner mich ließ, daraus gelesen. Aber das ist wahrscheinlich auch der Unterschied zwischen mir und Norbert Gstrein oder seinem Jakob, denn der will seinen Geburtstag nicht feiern, sondern mit seiner Tochter nach Amerika entflüchten, was aber weil Lluciemißlingabsagt mißlingt und im Gespräch mit Tomas Friedmann erklärte Norbert Gstrein auch noch wie er es mit seiner Namensgebung hält.

Dann las er eine Stelle, die in El Paso spielt, vor, wo auch G .W. Bush vorkommt, der aber einen anderen Namen hat und interessant ist auch, daß der Nachname des Jakobs erst auf Seite 91, das erste Mal genannt wird. Norbert Gstrein ist auch zur Recherche nach Mexiko gefahren, hat davon aber nur indirekte Details von seinen Notizen verwendet, zum Beispiel, daß dort in den Tankstellen gekoche Eier in Plastikdosen verkauft werden und das tut dann eine der Personen im Roman.

Interessant, das Switschen zwischen den beiden Lesungen und interessant, was ich jetzt von diesen wieder sehr komplizierten Plot verstanden und mitbekommen habe und habe wieder etwas über das Schreiben und den Taktiken von Schriftstellern gelernt.

Als ich jung war

Nun kommt Buch acht der österreichischen Buchpreisliste und gleichzeitig das Siegerbuch Norbert Gstreins “Als ich jung war” und ich habe von dem 1962 in Tirol geborenen schon einiges gelesen und gehört.

Aufgefallen ist er mir, glaube ich, vor zig Jahren als er beim “Bachmannpreis” gelesen hat. Da habe ich ihn, glaube ich, für experimentell gehalten. Inzwischen ist sein Stil eindeutig realistisch geworden. Er greift immer aktuelle Themen auf und versucht sie, glaube ich, auch mit philosophischen Ansätzen zu verbinden.

“Selbstportrait mit einer Toten”, sowie “Die ganze Wahrheit”, habe ich gelesen und kürzlich erst die “Kommenden Jahre” wo er mit dem Buch, glaube ich, sowohl in Krems, als auch bei den “O-Tönen” war.

Er ist, glaube ich, auch schon öfter auf den “Buchpreislisten” gestanden. 2013 mit einer “Ahnung vom Anfang”, in der “Alten Schmiede” habe ich auch schon Lesungen aus seinen Romanen gehört, den “Wildganspreis” hat er bekommen und bei dem neuen Buch haben, glaube ich, einige bedauert, daß es nicht auf der deutschen Liste gestanden ist.

Nun  war er auf der österreichischen und ich kann schreiben, daß ich mit dem Buch wohl das Problem hatte, wie mit Norbert Gstrein überhaupt, den ich wahrscheinlich, als etwas distanziert empfinde oder man kann über das Buch ein großes philosophisches Konstrukt stülpen, kann die verschiedenen Fragen, wie “Wem gehört die Wahrheit?”, “Wer erzählt eine Geschichte?”, “Was erzählt man dabei und was nicht?”, diskutieren und dann liest man ein Buch, wo auf den dreihundertfünfzig Seiten eigentlich nicht sehr viel geschieht, als daß der Ich-Erzähler Franz der im Hotel seines Vaters aufgewachsen ist, der dort eine sogeannten Hochzeitfabrik betrieb, das heißt, jedes Wochenende Hochzeiten ausrichtete, einmal die Cousine einer Braut küsste, die sich als siebzehn ausgab, aber erst dreizehn war.

Er war zu dieser Zeit Student und ein paar Wochen später ist eine Braut bei einer anderer Hochzeit, die er fotografierte, tot aufgefunden worden. Der Protagonist ist daraufhin nach Amerika gegangen, war dort jahrelang Skilehrer und kehrte, nachdem er eine Beinverletzung hatte, wieder nach Tirol in das Hotel, das inzwischen von seinem Bruder geführt wird, zurück. Dazwischen liegt eine Beziehung zu einem tschechischen Professor, dessen Skilehrer er in der USA war und der sich dort umbrachte.

Das ist eigentlich die ganze Handlung und die ist eigentlich banal. Norbert Gstrein schreibt einen ganzen Roman daraus, der die Frage, der Schuld aufbläht oder beleuchtet und eigentlich einen Looser aus diesem Franz macht.

Aber, um welche Schuld geht es? Ein Kuß ist, denke ich, kein Verbrechen auch wenn das Mädchen erst dreizehn ist und die Theorie, die ich auch schon hörte, daß er die Braut umgebracht hat, kann ich aus dem, was ich gelesen habe, eigentlich nicht nachvollziehen.

Trotzdem tauchen ständig Kommissare oder Sheriffs auf, das halbe Buch spielt in Amerika, die andere Hälfte in Tirol und am Schluß, da fährt er zu einem Konzert, wo das inzwischen erwachsene, dreizehnjährige Mädchen, eine Geigerin ein Konzert gibt.Er geht aber nicht hienein, aus Angst, daß ihm die Polizei verhaften können, flieht er mit dem Auto nach Sizilien, wo er zusammengeschlagen wird, in einem Krankenhaus aufwacht und den dort ihn fragenden Ärzten einen Namen angibt.

Das erscheint mir etwas sehr aufgebläht oder viel Lärm um nichts und man könnte das alles viel einfacher und viel weniger geheimnisvoll erzählen, aber damit vielleicht keinen Buchpreis gewinnen.

Interessant ist auch, daß Norbert Gstrein bei der Preisverleihung ja krank war, den Anfang seines nächsten Romans von seiner Lebensgefährtin vorlesen ließ, was einigen Besuchern nicht gefallen hat und Clemens J. Setz der ja auch auf der Shortlist gestanden ist, dessen Erzählband ich gerade ebenfalls lese, sich auf der “Buch Wien” wo er für Michael Köhlmeier eingesprungen ist, sich darüber mokierte, daß er nicht anwesend war und in seiner ersten Erzählung auch Norbert Gstrein erwähnte.

Da ich außer “Schotter” jetzt schon alle Bücher gelesen habe, könnte man mich nach meiner Einschätzung zum Buchpreis fragen und wissen wollen, wem ich den Preis gegeben hätte?

Ich fürchte, ich weiß es nicht, bei meiner Shortlistprognose hätte ich ja auf Florjan Lipus oder Gerhard Roth getippt. Das Roth Buch hat mir, glaube ich, während des Lesens nicht so sehr gefallen. Jetzt würde ich es aber bei meinen Ranking hinaufreihen. Raphaela Edelbauers Buch hat mir sehr gefallen. Sie hätte ich gern auf der “Bloggerdebutshortliste” gehabt und sonst Karl Markus Gauss ist interessant, Norbert Gstrein ohne jeden Zweifel ein routinierter Schreiber, Sophie Reyer eher experimentell und Harald Darer, der mir auch nicht so gefallen hat und Marlene Streeruwitz sind ja nicht auf der Shortlist gestanden, was auch für Ivna Zik gilt.

 

Die kommenden Jahre

Norbert Gstrein zukunftsträchtiger Roman, 2018 erschienen, der sich mit den zwei aktuellen Themen dieser Zeit, die Klimafrage und die Flüchtlingskrise beschäftigt, ist im Vorjahr zwar weder auf der dBd noch auf der österreichischen Buchpreisliste gestanden. Ich habe aber sowohl in Göttweig als auch bei den O-Tönen daraus gehört und mir das Buch von meiner Straßergassenschulkollegin Trude K. zum Geburtstag gewünscht.

Ich habe von dem 1961 in Tirol geborenen Autor schon einige Bücher gefunden, war auch auf seinen Lesungen, aber noch nicht soviel von ihm gelesen, aber das thema ist sehr zukunftsweisend und ich interesse mich ja für die gesellschaftspolitischen Fragen der Zeit.

Da ist Richard, ein etwa fünfhzigjähriger Gletscherforscher mit Frau und Kind in Hamburg lebend. Aber das Buch beginnt auf einem Kongreß in New York zu den Wahlkampfzeiten, wo alle noch versicherten, daß sie nach Kanada auswandern würden, wenn Donald Trump die Wahl gewinnen würde?

Der Kollege Tim macht Richard auch eine solches Angebot und die mexikanische Kollegin Idea unterstützt ihn auch darin. Er reist aber nach Hamburg zurück, beziehungsweise in das von seiner Frau Natascha, einer Schriftstellerin geerbte Häuschen im ehemaligen Osten, das sie, medienträchtig vermarktet, an die syrische Flüchtlingsfamilie Fahri vermietet haben.

Richard ist das ein wenig peinlich und er spart auch nicht an zynischen Kommentaren. Natascha ist aber begeistert und es gibt auch gleich Probleme und Gerüchte.

Zuerst will aber Herr Fahrdi nur konvertieren und wird deshalb öfter vom Pastor besucht. Es gibt auch vermummte Jugendliche, die sich dem Haus nähern, die beiden Söhne entführen und in einem Baumhaus gefesselt liegen lassen. Die Nachbarn streuen Gerüchte und Natascha, die sich mit Herrn Fahrdi anfreudet und mit ihm auch an einem Kunstprojekt arbeitet, weigert sich mit Richard und der Tochter Fanny den Rest des Sommers, wie geplant in <kanada zu verbringen.

Das Ganze ist und das ist sehr interessant, in dreizehn Kapiteln geschrieben, oder in zwei Teilen, die zwölf Kapitel enthalten. Dann gibt es zwei dreizehnte, die das schildern, was sich zugetragen haben könnte, als Richard wieder nach New York geflogen ist, dann kommt das, was verrät was wirklich geschehen ist.

Richard kommt in Kanada an, wird aber von Natascha angerufen, die erzählt, Herr Fahrdi hätte mit der Waffe, die sie ihm gegeben hat, auf die Angreifer geschossen und sei verhaftet worden.

Norbert Gstrein hat, glaube ich, im MQ gesagt, daß er absichtlich nicht Stellung bezogen hat, also nicht für oder gegen die Flüchtlinge ist, sondern das Ganze neutral gehalten hat.

Das könnte man dem Buch ankreiden, daß es die Themen nur anreißt, aber nicht wirklich eine Lösung bietet und, daß das, was da erzählt wird, eigentlich alltäglich ist.

Der weiße Intellektuelle ist frustriert, die Annäherung an die Flüchtlingsfamilie gelingt nicht wirklich, die Gletscher schmelzen und Norbert Gstrein hat ein hochaktuelles Buch geschrieben, das, glaube ich, auch in der Literatursendung von Ellen Kositza und Susanne Dagen besprochen wurde.

Zwei Tiroler mit viel Freiheit

Friederike Gösweiner

Friederike Gösweiner

Nachdem ich letzte Woche die O-Töne ausgelassen habe, weil ich Eva Schmidt schon in der “Alten Schmiede” gehört und Irmi Fuchs Debut schon gelesen habe, habe ich mich diesen Donnerstag mit dem Alfred im Museumsquartier getroffen.

Die O-Töne finden ja abwechselnd im Haupthof und bei den Boule Bahnen, je nach Prominenz der Lesenden offenbar, statt.

Wenn es regnet geht es ins Quartier 21, wo übernächste Woche auch Friederike Mayröcker lesen wird, diesmal also in dem kleinen Hof, dafür zwei Moderationen, da Daniela Strigl offenbar die Debutreihe betreut, während die Hauptlesenden  von abwechselnden Hauptmoderatioren angekündigt werrden, der diesmal Klaus Zeyringer war, der auch  bei “Literatur und Wein” den Samstag moderiert und ein Bild der diesmaligen Debutantin gibt es schon in meinem Blog, hat sie ja Alfred in Leipzig im Österreich-Cafe fotografiert und auch ihr Buch gekauft, während mir die 1980 in Tirol geborene Autorin bisher eher unbekannt war.

Ihr Roman  “Traurige Freiheit” ist bei “Droschl” erschienen und handelt von der schönen neuen freien Arbeitswelt des Prekariats, ein trauriges Buch, wie Daniela Strigl ankündigte, beziehungsweise hat es Karl Markus Gauss so beschrieben, das von einer Hanna handelt, die mit einem Jakob, einen Arzt, in einer Stadt wie Innsbruck lebt und in Berlin die Chance auf ein Volontariat bekommt.

Norbert Gstrein

Norbert Gstrein

Jakob will zwar keine Fernbeziehung, eine Freundin stellt ihr aber eine Wohnung zur Verfügung, das Volontariat geht offenbar schief, zu Jakob kann sie  nicht zurück, so bleibt sie in Berlin, hat kein Geld, arbeitet tagsüber in Bibliotheken, nimmt Abends Schlaftabletten.

Das Leben ist hart und Daniela Strigl hat in ihrer Einleitung auch noch vom Scheitern gesprochen.

Friederike Gösweiner bedankte oder beschwerte sich danach, daß sie als Vorhut lesen müsse oder dürfe und meinte, daß der ebenfalls Tiroler Norbert Gstrein, der, glaube ich, aber inzwischen in Hamburg lebt, ihr Buch schon Korrektur gelesen habe, der lobte es dann sehr, bevor er mit seiner “Freien Welt” begann und da habe ich die Buchvorstellung auch schon in der “Alten Schmiede” gehört und da las Norbert Gestrein aus dem Roman, wo ein österreichischer Schriftsteller namens Hugo, den Lebensspuren des jüdischen Schriftstellers John, der kein Opfer sein will, aufspürt, fast die gleichen Stellen, nur bei der ersten, wo die Beiden ein Jahr vor Johns Tod durch die Wüste fahren, bin ich mir nicht ganz sicher, dann kam aber die Stelle mit dem Nachruf in der Buchhandlung in San Francisco und auch die letzte Stelle wo er nach Israel fliegt und mit John Mauthausen besucht, habe ich, glaube ich, schon gehört.

Neu war für mich, daß Norbert Gstrein, wie Klaus Zeyringer betonte, seine Schreibprozesse immer in seine Romane einbezieht und das finde ich  sehr interessant und am Schluß wies der Autor noch auf ein Buch von Claude Simon hin, das er in den offenen Bücherkästen Hambrugs gefunden habe und das man lesen solle.

20160728-202011

Man soll vielleicht auch “In der freien Welt” lesen,  jedenfalls konnte man sich das Buch, wie auch das von Friederike Gösweiner signieren lassen und ich bin gespannt oder erwarte es mir eigentlich, daß es entweder auf die deutsche oder österreichische oder vieleicht sogar  auf beide Buchlisten kommt und dann bin ich gespannt, ob es zu mir kommt.

Ansonsten warten in meinen Regalen von meinen Bücherfunden ja noch “Die englischen Jahre” und “Das Handwerk des Tötens” auf mich. “Einer” und “Anderntags”, die Frühwerke habe ich aber, glaube ich, auch noch nicht gelesen.

Israelische und palästinesische Spannungsfelder und Konflikte

Norbert Gstrein hat einen neuen Roman geschrieben “In der freien Welt”, der gerade erst erschienen ist und der heute Morgen im Morgenjournal vorgestellt und wahrscheinlich angekündigt wurde, daß daraus am Abend in der “Alten Schmiede” gelesen wird. Das habe ich zwar ein wenig verschlafen, mir aber gedacht, daß ich früher hingehen soll, weil vielleicht viele Leute kommen werden. War aber nicht so, ein Platz in der ersten Reihe war jedenfalls noch frei und Kurt Neumann leitete, das neue Buch dann lange und umständlich ein.

Daß es um den israelisch palästinenischen Konflikt, beziehungsweise die Kriege dort, geht, habe ich schon im Morgenjournal mitbekommen und auch gewußt, daß der 1961 in Tirol geborene Norbert Gstrein, bekannt für seine provokanten Themen, beziehungsweise Spannungsfelder ist, so hat er auch über den Jugoslawienkrieg geschreiben und wurde, glaube ich “Beim Handwerk des Tötens” angegriffen, daß man so nicht über den Krieg schreiben darf, hat über das Haus “Suhrkamp” einen Schlüßelroman geschreiben, den ich mit Vergnügen gelesen habe, seine ersten beiden Bücher waren, glaube ich, experimentell und bei “Selbstportrait mit einer Toten” geht es, glaube ich, um den Wiener Literaturbetrieb, mit “Eine Ahnung vom Anfang” ist er auf LL von 2013 gestanden und den “Wildganspreis” hat er auch bekommen.

Ich habe einiges von ihm gelesen, die “Englischen Jahre”, wo ich auch einmal bei einer Lesung im Literaturhaus war, stehen auf meiner Leseliste und jetzt also der israelisch-palästinensiche Konflikt.

So ganz habe ich bei der Einleitung von Kurt Neumann nicht ganz verstanden, worum es in dem Buch geht, er erzählte jedenfalls von einem amerikanischen Schriftsteller namens John, der Jack gerufen wird, der, Sohn einer jüdischen Mutter, um etwas Nützliches zu tun, nach Israel zuerst in den Kibuz und dann in die Army geht, danach in Amerika verkommt, trinkt, im Untergrund lebt und einen anderen österreichischen Schriftsteller namens Hugo kennenlernt.

Ein Festival in Gmunden gibt es auch und Hugo schreibt einen Schlüßelroman. Der eine hat dem anderen eine Freundin weggekommen, deshalb sind sie Freunde geworden, sagte Kurt Neumann. Da kannte ich mich schon nicht mehr recht aus, daß John bei einem Attentat ums Leben kam und Hugo über ihm schreiben wird, hat er auch erwähnt und noch hinzugefügt, daß er jetzt auf etwas vergessen hätte, da hat ihm das Publikum unterbrochen und gesagt, daß sie das selber lesen wollen.

Ja, ja, das Spoilern, was ich ja auch so gern betreibe, gilt als  inzwischen als Unart und “Amazon” streicht, glaube ich, solche Kritiken hinaus, Kurt Neumann hat sich aber nicht unterbrechen lassen, weil Norbert Gstrein aus dem zweiten oder dritten Kapitel seines Buches lesen wollte, das aus drei Kapiteln und einen Epilog besteht und dann würde man es nicht mehr verstehen.

Norbert Gstrein hat dann auch ziemlich hinten mit einer Stelle, wo John, dem Hugo sagt, daß er alles über ihm, aber ein gutes Buch schreiben soll, denn was hat er davon, wenn er ein Held ist und das Buch ist schlecht und sich dann etwas nach vorn und wieder zurück gelesen.

Eine Stelle, wo Hugo in Amerika in eine Buchhandlung kommt und einen Nachruf auf den toten Freund halten soll und da von einem nackten drogensüchtigen Mädchen erzählt, das er gerettet hat und das  später die jüngste Physik Profesorin von Tel Aviv wird und dann noch eine Stelle, wo Hugo nach Israel fliegt und im Flugzeug von einer pensionierten Lehrerin angesprochen wird, die ihm erzählt, daß sie leider keine Jüdin wäre, aber gern und oft nach Isreal fliegt, worauf er ihr erzählt, daß er ein Eisverkäufer wäre, der den Israelis besondere Sorten andrehen will.

Nachher hätte es laut Programm eine Gespräch zwischen Norbert Gstrein und Kurt Neumann geben sollen, der war aber vielleicht  beleidigt, jedenfalls hat er das Wort an das Publikum weiter gegeben und seltsamerweise haben sich mehrere Damen, darunter Evely Holloway gemeldet den Autor angegrifen, warum die Frauen bei ihm so schlecht wegkämen und warum er meint, daß die jungen Leute glauben, alle Juden umarmen zu müßen, um die Schuld ihrer Väter und Großväter gutzumachen, worüber sich Gstrein, glaube ich, lustig machte.

Auch, daß sich John für seine Schwäche schämt und stark sein will, um sich zu wehren, wurde kritisiert, was mir aber ebenso logisch, wie Norbert Gestrein erscheint, der mit den Angriffen erstaunlich locker umzugehen wußte, da habe ich bei Daniel Kehlmann ja schon einmal etwas anderes erlebt und auf die Frage, wieviel er für das Buch recherchierte, erzählte, daß er einen Schriftsteller und einen Journalisten als Berater gehabt hätte, die in dem Buch auch vorkämen und, daß er nicht unbedingt von dem israel palästinensichen Konflikt schreiben hätte wolle, sondern daß sich das im Lauf des Schreibens so ergeben hätte.

Er las dann noch ein Stück, nämlich von einer Literaturveranstalterin in Bad Ischl, die unbedingt Philip Roth zu ihren Lesungen einladen will, der aber ablehnte, weil er nicht in Deutschland oder Österreich lesen beziehungsweise von ihr umarmt werden will.

Ein spannender Roman und eine  interessante Lesung, denke ich, die ich bezüglich Norbert Gstrein bisher vielleicht ein wenig skeptisch war, spannend auch, ob ich das Buch einmal finden werde und ob es auf die neue LL kommt, aber ich habe ja noch die “Englischen Jahre” und auch einiges andere zu lesen.

Das Buch passt auch sehr gut zu der gestrigen Veranstaltung, denn ich interessiere mich ja sehr für den Holocaust und die Zeitgeschichte, obwohl ich keine Schuldgefühle habe und eigentlich nicht so viel umarmen will.