Drei verrissene Bücher

Wieder einmal “Tea for three” in der Hecklounge der Hauptbücherei, obwohl ich zu ja zu literarischen Soireen nicht mehr so oft gehe, sondern die Bücher lieber selber lese. Aber heute kein anderes Programm. In der “Gesellschaft” und in im Literaturhaus gabs keine Veranstaltung, die “Alte Schmiede” ist nach Graz gegangen. Dann gabs natürlich den Opernball und die Demos dagegen, aber da bin ich weder noch hingegangen.

Also in die Hauptbücherei hinausgewandert, wo sich Klaus Nüchtern und Daniela Strigl immer einen Literaturexperten einladen und drei Bücher vorstellen oder besprechen. Das Publikum muß zuhören, das find ich inzwischen böd, daß man da nicht mitreden kann und einmal vor Jahren habe ich dort auch ein Buch vorgestellt.

Jetzt ging es um Elfriede Jelineks “Angabe der Person” von dem ich schon gehört habe, als ich mir im November den Jelinek Film angeschaut habe und mich an einem diesbezüglichen Gewinnspiel beteiligt habe.

Der Literaturwissenschaftler Wolfgang Straub, der diesmalige Gast hat es vorgeschlagen und vorgestellt und da geht es um einen Steuerprozeß in dem Elfriede Jelinek einmal verwickelt war. Die Deutschen wollten Geld von ihr, weil sie dort offenbar einen Nebenwohnsitz hat und haben sich nach ihrer Person erkundigt. Sie hat sich verfolgt gefühlt und das dann gleich mit der Verfolgung ihrer Familie durch die Nazis gleich gesetzt und das Ganze im Fließtext ohne Genrebezeichnung herausgegeben, beziehungsweise dann über Gott und die Welt frei weiterassoziiert.

Ich fand das spannend, Klaus Nüchtern, der strenge Literaturkritiker und Literaturkritikpreisträger weniger und dann kam die Überraschung, nämlich ein Buch das ich schon im Badezimmer liegen habe und das Daniela Strigl vor ein paar Wochen im Literaturhaus vorgestellt bzw. dort Raphaelas Edelbauers “Inkommensurrablen” moderiert hat. Jetzt hat Klaus Nüchtern das Buch eingeleitet und Wolfgang Straub hat sich dann darüber mokiert, daß der Rußknecht Hans aus Nordtirol nach Wien anreist und am Südbhnhof ankommt.

Richtig 1914 wahrscheinlich nicht, heute aber schon und Klaus Nüchtern hat das Buch dann ziemlich verrissen und seine übertriebene Sprache bemängelt. Daniela Strigl hat es mild als versuchten Expressionismus verteidigt, aber Klaus Nüchtern hat es nicht gefallen.

Jetzt bin ich gespannt, was ich dazu schreiben werde und das dritte Buch ist immer ein Kassiker und diesmal ein Buch, das mich ratlos machte, weil noch nie etwas davon gehört und ich aus der Besprechung auch nicht wirklich mitbekam, um was es dabei geht?

Ein Sachbuch oder eine philosphische Abhandlung “Der Garten des Cyrus”, eines Thomas Brownes aus dem Englischen von Manfred Pfister übersetzt und darin wurde, glaube ich, besprochen, ob man am selben Tag geboren werden und auch sterben kann? Thomas Browne scheint das an seinem siebzigjährigen Geburtstag geschafft zu haben und er empfiehlt auch nicht nach Wien zu fahren oder nur wenn man bestimmte Beschwerden hat.

Die Hecklounge war erstaunlich voll. Man mußte sich von irgendwo einen Sessel holen. Also viele Leute, die die Lteratur dem Opernball vorziehen. Dine Petrik war da, Helene Hoffmann, etcetera und am nächsten Monat wird dann Erich Maria Remarques “Im Westen nichts Neues” vorgestellt und was den Opernball betrifft, kann ich auf das bekannte Buch von Josef Haslinger hinweisen oder statt Alexander van der Bellen eine Präsidentin hinschicken und wer den Ball der Literatur vorzieht, aber keine Karte bekommen oder kein Ballkleid hat, der konnte sich die Opernballshow bei 0e24 anschauen, wo die Moderatorin im Abendkleid da saß und die Kleider der Ballgäste auch verrissen oder bewundert wurden.

Tea for three

Oder Kamingespräch ohne Kamin mit Weißwein in der Hauptbücherei mit Blick auf den Gürtel, im Programm steht Live- Talkshow mit der Literaturkriterikin Daniela Strigl dem Falter-Literaturkritiker Klaus Nüchtern und einem kompetent prominenten Gast, die einmal im Monat drei Bücher vorstellen.

Früher hat das das Publikum machen dürfen und ich habe da unter Angelika Reitzer glaube ich auch einmal vorgestellt, die literarische Soiree gibt es im Radiokultrcafe und natürlich die Lese.Auslese in der “Gesellschaft”, zu der ich eigentlich wegen dem Punsch und den Keksen gerne gehe und zu dem “Tee ohne Tee” bin ich noch nie hingegangen. Zur “literarischen Soiree”, wo man auch ein Buch gewinnen konnte, schon, weil ich mir inzwischen denke, daß ich die Bücher ja selber lesen kann.

Aber heute gab es kein Alternativprogramm und da ich mich ja jetzt nach zwei Jahre Corona-Abstinenz wieder in das literarische Leben stürze, bin ich notgedrungen hingegangen, auch um die Corona-Regeln zu erforschen, denn vor einer Woche hätte dort Exex-Gesundheitsminister Anschober sein Buch “Pandemia” vorstellen sollen, da habe ich hingeschrieben, keine Antwort bekommen und bin dann in die “AS “zur “Wien-Reihe” gegangen,aber jetzt alles wieder normal. Keine Anmeldung, keine Masken, ein schöner Blick auf Wien und drei Bücher von denen ich keines gelesen habe, wurde vorgestellt.

Der Gast war Toniio Schachinger, der mit seinem Fußballroman vor ein paar Jahren auf der Shortlist des dBps stand und der, glaube ich, auch Sprachkunst studierte und ein sehr strenger Kritiker war und bei den Büchern begann es mit Wolf Haas “Müll” ein neuer Brenner-Roman, obwohl er den ja, glaube ich, schon sterben ließ, der von allen sehr gelobt wurde, obwohl es, wie Klaus Nüchtern meinte, wenn ich es recht verstanden ist, ein literarischer Krimi ist oder auch nicht, zumindestens kein gewollter, wie Dürenmatt oder Gerhard Roth aber einer mit sehr vielen Anspielungen, die man verstehen kann oder auch nicht und es wird in einer Mülldeponie wieder eine Leiche gefunden und dann gibt es laut Tonio Schachinger auch viel Anagramme und Sprachspiele, also ein sehr gutes Buch, wie die drei Diskutanten fanden und dann ging es zu einem Buch das Tonio Schachinger, glaube ich, nicht so gut gefallen hat und das er auch für schlecht übersetzt hält, nämlich Yasmina Rezas “Serge” von der ich noch nichts gelesen habe. Von Wolf Haas schon, die meisten Brenner-Krimis und dann das “Wetter vor fünfzehn Jahren”, das mir sehr gut gefallen hat und bei “Serge” geht es, wenn ich es recht verstanden habe, um drei Geschwister und die Familie herum, die nach Auschwitz fahren und der Besuch dort geht schief.

Sehr viel mehr habe ich nicht herausbekommen, werde das Buch wahrscheinlich auch nicht lesen und dann kam Jack Kerouacs “Engel der Trübsal”, ein Klassiker ist, glaube ich, jedes Mal dabei und von Jack Kerouac, der, glaube ich, gerade seinen Hunderter feierte, habe ich vor kurzen ja die “Dharma-Jäger” gelesen, das ist jetzt neu herausgekommen. Der “Engel der Trübsal” offenbar nicht, das wieder laut Tonio Schachinger wieder schlecht übersetzt wurde und es geht in dem Buch, glaube ich, um den Berg auf den er nach den “Dharma-Jäger” hinging, um den Turm zu warten und dann von dem Buddhismus, den er vorher erlebte, enttäuscht war. Drei Jahre später ist er gestorben und er hat sehr viele Romane geschrieben, bevor er berümht geworden ist. Berühmt ist er aber mit “On the road” geworden, das offenbar zwischen den beiden anderen Büchern angesiedelt wird und Tonio Schachinger meinte, daß Jack Kerouac seine Romane gar nicht so spntan geschrieben hat, wie er vorgab.

Also sehr interessant mit den drei Literaturexperten in drei Bücher, die ich wahrscheinlich nicht lesen werde, einzutauchen, ob es wirklich eine Literaturshow war, wage ich nicht zu behaupten, die findet, glaube ich, eher in Graz bei Klaus Kastberger statt und das nächste Mal werden, wie ich hörte, Fran Lebwitz “Kolumnen” besprochen, aber die habe ich schon gelesen.

Die Vorlage zum Film

Bezüglich meiner heutigen Programmgestaltung bin ich in der Hauptbücherei gelandet, was gar nicht so leicht zu entscheiden war, hat mir der erste Abend des visuellen und Digitalen Festivals in der “AS” gestern ja sehr gefallen und Fritz Widhalm hatte mich schon in die Grundsteingasse eingeladen, ich habe aber vorher zu Günter Vallaster gesagt, daß mir das vielleicht zu viel experimentelle Literatur wäre und, daß ich lieber in die “Tiempo Nuovo Buchhandlung” zur Lesetheateraufführung von Vicki Baums “Liebe und Tod in Bali” gehen würde, aber dahin eigentlich auch nicht wirklich, weil ich das Buch ja schon gelesen habe und ich selten zu Veranstaltungen gehe, wo ich das Buch schon kenne, es gab noch eine dritte Alternative, die zwar auch nicht ganz passte, stand da doch im Programm “Juergen Maurer liest aus  Frank Tallis “Liebermann-Büchern” und wer bitte ist Frank Tallis und wer Juergen Maurer?

Da war ich ziemlich unbedarft und hätte würfeln können, habe mich dann aber doch für die Hauptbücherei entschieden, wo die Moderatorin, eine Journalistin, deren Namen im Programm nicht angeführt war, vermutete, daß alle Zuhörer schon die Fernsehserie gesehen hätte, die zu Weihnachten im ORF gelaufen wäre und der Herr von der Hauptbücherei sagte noch etwas, daß das ein Experimant sei, nämlich die Buchvorlage zum Film zu präsentieren.

Irgendwer fragte dann noch, ob wer die Tallis-Bücher schon gelesen habe oder kenne, da meldete sich keiner.

Aber ich habe mich vorher schon am Büchertisch umgeschaut, der von der Buchhandlung “Orlando” gestaltet wurde und da lagen, glaube ich, sieben verschiede Krimis auf, die alle in Wien, um die vorige Jahrhundertwende spielen und Frank Tallis steht noch im Programm ist ein 1958 in London geborener und dort lebender klinischer Psychologe, laut “Wikipedia” kein Psychiater, wie Juergen Mauer, der Schauspieler ist und in der Serie, den Kriminalinspektor spielte, behahuptete.

Ich habe die Buchhändlerin gefragt, ob sie die Bücher schon gelesen habe, “Nein!”, hat sie geantwortet, sie hätte keine Zeit dazu, Juergen Maurer sagte dafür später im Gespräch, daß er sehr gern und sehr viele Krimis lesen würde und das Buch aus dem er dann gelesen hat, heißt offenbar “Wiener Blut” in der deutschen Übersetzung bei “btb” erschienen, “Vienna Blood”, der Film, der in Wien gedreht wurde, aber einer der Darsteller ist ein Engländer. Die Sprache war auch Englisch und es geht in das Jahr 1905 oder 1906 und die Protagonisten sind offenbar nach Sherlock Holmes und Dr. Watson konzipiert, also Max Liebermann ,ein Schüler Freuds und Inspektor Oskar Rheinhardt und die Stellen, die Juergen Maurer gelesen hat, waren sehr spannend, da wird der Inspektor und sein Assistent zu einer toten Frau, ein Fräulein Löwenstein in einem blauen Kleid mit tiefen Devolette, gerufen, die wurde erschossen, hat einen Abschiedsbrief geschrieben, aber die Tür zu ihrem Zimmer war verschlossen,  eine Kugel in ihrem Herz gibt es auch nicht und keinen Revolver, dann geht der Inspektor zu seinem Freund, den er im Film, wie der Schauspieler erzählt erst im Fiaker kennenlernt und der zeigt vielleicht ein bißchen klischeehaft sein ganzes analytisches Talent, in dem er ihm auf Grund des vorherigen Gesprächs voraus sagte, daß eine Frau in einem blauen Kleid ermordet wurde.

Dann erfolgte ein Gespräch zwischen dem Unterschied zwischen Buch und Film und wie die Filme gedreht wurden und auf die Frage der Moderatorin, die mich auch interessiert hat, ob er Autor, den er in London bei der Premiere kennengelernt hat, einen Wien-Bezug hat?, antwortete er nur “Er ist Psychiater!” und alle lachten, aber an dem, was ich hörte war das Wien sehr genau geschrieben und ein interessanter Abend, owbwohl ich ja keine ausgesprochene Krimileserin bin, habe aber wieder etwas Neues kennengelernt und das Wien der Psychoanaylse interessiert mich ja auch, mal sehen, ob ich von dem Autor noch etwas höre oder vielleicht gar eines seiner Bücher finden werde.

Wieder Revolutionsworkshop, wieder Hauptbücherei

Jetzt bin ich in diesem Semester erst das zweite Mal in Stephan Teichgräbers Revolutionsworkshop gewesen, zuerst hinderte mich mein Gips und meine Veranstaltungspause daran.

Dann waren noch Osterferien, der erste Mai und Stephan Teichgräber hatte auch auswärtige Termine.

Ich bin aber nicht untätig gewesen, habe ich doch nicht nur Markus Liskes Buch über “Erich Mühsams Räterepublik” gelesen und in den letzten Tagen endlich Gerhard Loibelsberger “Schönbrunner Finale”, sondern auch  auf wundersame Weise am Sonntag als ich vom “Kramer-Fest” zurückgekommen bin, Alexej Tolstoi dritten Teil des “Leidenwegs” im “Wortschatz” gefunden, was mich daran erinnerte, daß ich im letzten Semester ja immer den ersten Teil “Die Schwestern”, die Stephan Teichgräber, im Oktober in einem Antiquariat in der Margareten oder Schönbrunnerstraße erstanden hat, zum Workshop und wieder zurück schleppte, das Buch aber nicht gelesen habe, denn meine Leseliste war ja so lang, aber deshalb ein schlechtes Gewissen entwickelt, denn beim Partisanenworkshop habe ich ja auch das “Engele” gelesen.

Jetzt bin ich mit meinen Rezensionsexemplaren zwar nicht ganz, aber fast durch, ist doch heue Jörg Fausers “Schlangenmaul” zu mir gekommen und Arif Anwars “Kreise ziehen” wartet auch noch auf das Lesen.

Aber dann habe ich mir vorgenommen, werde ich beide Bücher lesen und im Workshop meinem Privatissimum mit Stephan Teichgräber ist es heute wieder um Alfred Döblins “November 1918” gegangen.

Da wollte Stephan Teichgräber, daß wir  nach den Motiven suchen und daraus Motivketten erstellen, die er für sein Skriptum braucht.

Damit habe ich zwar immer noch meine Schwierigkeiten und auch die Handlung beim ersten Teil zu erkennen, bin aber jetzt schon bis Seite einundzwanzig gekommen und dann wieder in die Hauptbücher gefahren. Das habe ich im März, als ich das letzte Mal im “Doml” war, auch getan, da hat es einen Film über Ivan Cancar gegeben. Diesmal hat wieder Armin Thurnher aus seiner “Fähre nach Manhattan” gelesen und Franz Schuh hat mit ihm gesprochen.

Ich habe zwar schon im Schauspielhaus und bei “Rund um die Burg” aus dem Buch gehört”, aber irgendwie hat es mich, obwohl ich Wiederholungen ja sonst vermeide,  hingetrieben, wahrscheinlich weil Armin Turnher, der Falter-Gründer, eine interessante Erscheinung ist und das bei “Zsolnay” erschienene Buch ist, wie ich heute erfuhr, der erste Teil einer Autobiografie. Zwei Weitere sollen noch folgen und Armin Thurnher sagte auch gleich, daß das “Ich”, um das es in dem Buch geht, nicht sein wirkliches wäre, weil ja alle Autobiografien gelogen wären, uns so weiter, aber es ist wahrscheinlich wirklich schwierig authentisch zu bleiben, wenn ein Siebzigjähriger über den Achtzehnjährigen, der er einmal war, schreibt, der mit einem Schnürrlsamtanzug aus Vorarlberg nach Amerika kommt, um dort in einem College ein Stipendium anzutreten.

Es war das Jahr 1967 und der Vietnamkrieg, die Bürgerbewegung und er wurde auch von der Selbstbedienungscafeteria in dem College erschlagen, hatte er sowas doch nur vorher in Wien in der “Billateria” in der Singerstraße, die ich auch gelegentlich besuchte, gesehen.

Die Stellen, die gelesen wurden, habe ich zum Teuil schon gehört und Franz Schuh breitete dann gleich ein ganzes Konstrukt darumherum auf, beginnend mit Fragen zur Autobiografie, kam er zu der “Utopie Amerikas” und  dem “Mythos Stadt”.

Darüber kann man natürlich herrlich philosphieren, die französische Revolution und den “Alexanderplatz” zitieren. Man kann aber auch einfach, wie ich es eher tun würde, von den Jugenderinnerungen des Achtzehnjährigen, der das erste Mal mit seinem Schnürrlsamtanzug und vielleicht ein bißchen ungeschickt, in das weite Land kommt und jetzt mit siebzig über seine Erinnerungen schreibt, sprechen.

Mal sehen, ob ich das Buch mal finde oder zu den Lesungen der beiden anderen  Bände komme, wenn sie erschienen sind.

Cankcar

Nachdem wieder März ist, hat das Doml-Workshop wieder begonnen, das jetzt doch mit der Revolutionsliteratur weitergeht. Statt um drei beginnt es jetzt um vier, weil es dort vorher einen Deutschkurs gibt und als ich ein paar Minuten nach vier anläutete und ohnehin etwas verunsichert war, machte mir niemand auf.

Stephan Teichgräber war aber da und hat mich nur nicht gehört, weil seine Büroräume ja im hinteren Teil liegen, so hat das Workshop statt, um vier um halb fünf angefangen und kurz danach tauchte Edi Winter auf, der mich damals bei der Lesung in der Pannaschgasse wieder ausgeladen hat, weil ich ein Honorar haben wollte und hielt mit der SPÖ, die im Doml auch Untermieter eine Sitzung ab, so daß der Workshop diesmal etwas gestört war und anschließend bin ich in die Hauptbücherei gegangen, weil es dort einen slowenischen Filmabend gab und der Film “Cankar” über den slowenischen Nationaldichter, der 2018 von Amir Muratovic gedreht,  gezeigt wurde.

Von Ivan Cankar, dem 1876 geborenen und 1918 gestorbenen slowenischen Nationaldichter, der auch eine Zeitlang in Wien lebte, habe ich, glaube ich in der “Gesellschaft für Literatur” einmal etwas gehört, Erwin Köstler ist sein Übersetzer, weiß aber sonst nicht sehr viel von ihm, so daß ich auf den Film sehr neugierig war und nur unsicher war, ob er auf Deutsch gezeigt wird, weil sich die Hauptbücherei bald mit der slowenischen Gemeinde Wiens füllte, ein paar Deutschsprachler waren aber , wie Dine Petrik, auch dabei und eine Frau vom slowenischen Kulturinstitut begrüßte und steltle den Regisseur vor, sagte dann noch etwas, das der Film auf Englsch sei, was aber nicht stimmte.

Englisch waren die Untertitel, aber die waren nicht sehr gut zu lesen, zum Glück war aber der Teil, der in Wien spielte, auf Deutsch und Erwin Köstler hat auch Deutsch gesprochen, so daß ich mir das, was ich nicht verstanden habe, durch “Wikipedia” ergänzen kann.

Der Film beginnt, als Cankar nach Wien kommt und sich in Ottakring bei einer Näherin ein Untermietzimmer nimmt. Er beginnt mit ihrer Tochter Steffi ein Liebesverhältnis, verläßt sie aber zehn jahre später. Inzwischen hat er, wie Erwin Köstler sagte, inzwischen fast sein ganz Werk geschrieben. Er ging dann nach Sarajewo wurde dort von der Kirche vereinahmt, war aber Sozialdemokrat und sehr viele Wissenschaftler sagten dann etwas auf Slowenisch dazu. Es gab auch künstlerische Darstellungen, Briefe und Bilder wurden gezeigt. So habe ich trotzdem einen interessanten Eindruck von dem Dichter, dessen Werk ich, glaube ich, gar nicht kenne, bekommen.

Eine Kindheit zwischen Melk und Damaskus

Mittwoch habe ich eigentlich zu Hause bleiben und mich nach meiner sechs Uhr Stunde mit Helen Weinzweigs “Schwarzes Kleid mit Perlen” in die Badewanne legen wollen, aber dann habe ich doch die Programme durchgeschaut und entdeckt, in der Hauptbücherei wird das Buch einer offensichtlich syrischen Autorin vorgestellt und da ich mich ja nun schon zwei Jahre mit dem rechten Uli darum hakle, daß alle Syrier Gewalttäter und oder Analpbhabeten sind, habe ich umdisponiert, bin mit  Bus und Bim zun Urban Loritzplatz gefahren, bin ein bißchen zu spät gekommen und dann einer langen Einleitung zwischen dem Sprachkunstleiter und experimentellen Dichter Ferdinand Schmatz und der einer sehr lebhaften jungen Frau gefolgt und bin darauf gekommen, Luna al Mousli wurde 1990 in Melk geboren, ist dann offenbar in Damaskus aufgewachsen und nach Österreich zurückgekommen, hat hier Sprachkunst studiert und schon 2015 mit ihrer offensichtlichen Abschlußarbeit “Eine Träne ein Lächeln – meine Kindheit in Damaskus” den Kinderbuchpreis gewonnen.

Das Buch ist, wie auch das neue “Als Oma, Gott und Britney sich im Wohnzimmer trafen oder der Islam und Ich” bei “weissbooks  zweisprachig in Deutsch und Arabisch erschienen.

Das Erste, das Zweite gibt es nur auf Deutsch und wird jetzt auf Arabisch übersetzt und das lange Gespräch mit der jungen Autorin drehte sich darum, ob das jetzt ein Roman sei oder nicht Luna Al Mousli wehrte sich dabegen und sagte, sie sei noch lange nicht so weit. Es sei alle autobiographisch und ein Kunstmärchen, wie Ferdinand Schmatz vorschlug, aber zu hudertprotzentig erlebt, obwohl in dem Buch, das eine Erzählungsansammlung ist, zwar eine Luna vorkommt, die beiden Großmütter, der Opa und die sechs Tanten aber andere Namen hätten.

Da würde der Klang aber stimmen und die Farbe für das Buch sei ihr auch wichtig gewesen. Dann hat die lebhafte junge Frau, ein paar Stellen daraus gelesen. Es beginnt mit der Religion und der Oma, die das Beten für sehr wichtig hielt, weil es “Telefonieren mit Gott” darstellt.

Aber wenn das jeder fünfmal am Tag tut und die Familie  aus vielen Tanten Cousins und Cousinen besteht, dann ist der liebe Gott sehr überfordert, wie Luna Al Mousli feststellte und hatte nicht für alle ihre Wünsche Platz und Zeit und ein solcher war es die Haare der Cousine wieder nachwachsen zu lassen.

Denn die war immer, wenn es ihre Eltern nach Mekka zog, bei der Großmutter und dann spielten Lunia und ihre Schwester Frisiersalon, rieben die Haare der Kundin mit Nivea Creme ein oder schnitten sie ihr in Zick Zack ab. Es ging aber auch um die Verheiratung der Tanten, die offenbar jünger, als die Mutter  und nie damit einverstanden waren, daß sie sie den jungen Männern und ihren Familien als Braut präsentiert werden sollte. So zogen sie sich schlampig an, schminkte sich und fingen zu stottern an.

Sie haben trotzdem einen Mann gefunden, wie Lunia erzählte und nachher gab es eine lebhafte Diskussion, denn die Hauptbücherei war gut gefüllt mit älteren Damen und jungen Leuten mit Migrationshintergrund und ich denke, es ist sehr wichtig solche Bücher zu lesen, um zu sehen, daß man mit dem Islam auch leicht und locker umgehen kann und er nicht nur so ist, wie ihn sich die Patroten vorstellen. Eine interessante Stimme, die ich da fast durch Zufall kennenlernte, wenn ich sie nicht schon vorher durch eine der Sprachkunstlesungen kennengelernt habe.

Jetzt müßte ich nur eines der beiden Büher zweimal finden, dann könnte ich es dem Uli schicken, damit er  nachlesen kann, daß man auch leicht und locker über den Islam und das Aufwachsen in einer syrischen Großfamilie schreiben kann.

Wiedermal ein Buchgespräch

Heute war ich eine Weile ratlos, was ich am Abend machen sollte? Weil in der “AS” zwei Debutantinnen, die ich schon bei den O-Tönen gehört habe, eine davon hat sogar den öst Bp gewonnen und da ich mir ja nicht gerne zweimal das Selbe anhöre und im Literaturhaus und in der “Gesellschaft” nichts war, wäre die Alternative gewesen in der Badewanne “Troll” auszulesen, was ich auch nicht wirklich wollte, also das Programm der Hauptbücher durchgesehen und da fündig geworden.

Dort am Gürtel, wo ja auch eines meiner Bücher spielt, komme ich jetzt eher selten hin, aber um den Jahreswechsel haben die da immer eine Ausstellung der “Schönsten Bücher der Schweiz, Österreich, Deutschland und Niederlanden mit sogenannten Buchgesprächen darüber und ich kann mich erinnern, daß ich schon einmal am Jahresanfang mangels einer anderer Alternative dorthin gegangen bin, obwohl mich an Büchern ja mehr der Inhalt als die graphische Gestaltung interessiert, ich bin aber auch ein paar Jahre zu der Preisverleihung der “Schönsten Bücher Österreichs” gegangen.

Also rasch durch die Ausstellung gegangen, ich war eher spät daran, die diesbezüglichen Prospekte eingeholt und dann festgestellt, daß ich eines der prämierten bücher schon gelesen habe und im Vortragssaal waren viele schick gekleidete junge Leute, höchstwahrscheinlich Grafikstudenten und die Autogrammsammlerin, mit der ich mich ein bißchen unterhalten habe, am Vortragstisch tummelten sich wieder ein paar Leute, um den Computer und es hat nicht angefangen und nicht angefangen, weil der eingeladene Teo Schifferli, ein Graphiker aus der Schweiz, der den Katalog der schönsten Schweizer Bücher gestaltet hat, einen Computer hatte, mit dem die Hauptbücherei offenbar nichts anfangen konnte. Dann ging es aber doch und der Vortragende erklärte, daß er jetzt drei Jahre lang den Katalog gestalten würde und erzählte sein Konzept, wie er dabei vorgegangen ist, projezierte Abbildungen, zeigte dann auch noch einen film dazu und im Anschluß gab es eine rege Diskussion.

Interessant, interessant habe ich gedacht und bin dann mit meiner Büchertasche, dem schicken Beutel des “Ghetty Centers”, den mir der Alfred von seiner letzten Amerikareise mitgebracht hat, die ebenfalls mit Büchern voll gefüllt war, denn der Wortschaftz und der Schrank in der Zieglergassen waren beide sehr voll, offenbar räumen die Leute nach Weihnachten ihre Regale aus, nach Hause gegangen.

Etwas wirklich Aufregendes war nicht dabei, aber ein Gang durch den “Harry Potter” in sechzig Minuten, ein Buch über einen unbekanten Wiener Bürgermeister, eines über die Kindheit vom Maxim Gorki, das ist etwas, das wahrscheinlich eher Stephan Teichgräger interessieren würde, dessen Workshop morgen wegen einer Konferenz, die er besuchcen will, ausfällt und dann noch etwas über einen Poetry Slam, was vielleicht von der Gestaltung wegen, am ehesten zu den schönsten Büchern passt.

Krimitage ohne Krimis

In Wien gibt es ja öfter Krimitage, die, glaube ich, ziemlich regelmäßig in der Hauptbücherei stattfinden, einmal war ich in einer diesbezüglichen Veranstaltung im Schauspielhaus und die die Krimilesungen in den Wiener Kaffeehäusern gibt es auch.

Sehr oft gehe ich dort nicht hin, wie ich ja auch nicht sehr oft Krimis lese, aber diese Woche finden zwei solche Veranstaltungen in der Hauptbücherei statt und da ich an beiden Tagen bis sechs Stunden habe, bin ich heute erst sehr spät dorthin gekommen und  daher die Einleitung versäumt, wo wahrscheinlich erklärt wurde, daß das Motto der heurigen Veranstaltung “Zeit und ihre Geschichte” heißt und deshalb stehen höchstwahrtscheinlich auch Nichtkrimis am Programm, wie beispielsweise Bettina Balaka, wo ich mich wunderte, als ich ihren Namen im Programmfolder fand.

Als ich aber um halb sieben die Stiegen hinaufhetzte und mich in den erstaunlich leeren Raum in die zweite Reihe neben Bettina Balaka setzte, saß gerade der einzige Krimiautors des Abends am Lesepult, nämlich der mir bisher unbekannte Michal Gerwien, der aus seinem bei “Gmeiner” erschienenen Buch “Gründerjahr” las, von dem ich eigentlich nicht sehr viel mitgekommen habe.

Nur, daß es um irgendeine Leiche ging und um ein paar Kriminalinspektoren und der Autor erkärte dem Publikum auch, daß es damals noch keine Datenbank für die Fingerabdrücke gegeben hätte, so daß die Auswertung schwierig gewesen wäre.

Zum Glück gab es aber einen Büchertisch und so fand ich durch den Beschreibungstext heraus, daß es in dem Buch, um München 1918 ging, wo der Schriftsteller Kurt Eisner gerade den Freistaat Bayern ausgerufen hat.

Da habe ich ja vor kurzem einen Nichtkrimi darüber gelesen und den hätten die Veranstalter eigentlich auch vorstellen können, denn als der Autor mit seiner Lesung fertig war, trat der Moderator oder Organisator auf, erklärte noch einmal kurz das Motto und wies dann auf Dagmar Fohl hin, deren ebenfalls bei “Gmeiner” erschienenen Buch “Alma” auch kein Krimi ist, denn da geht es um einen Cellisten namens Aaron Stern, der mit seiner Frau leo 1938 nach dem Novemberprogrom gerade noch nach Kuba ausreisen konnte, nur leider mußten sie die neugeborene Tochter zurück lassen und der Roman beschreibt, erklärte der Moderator die Suche des Vaters nach dem Krieg nach seinem Kind.

Die Stellen, die die aus Hamburg gekommene Autorin las, befaßten sich aber mit der Zeit bis zur Ausreise und das war spannend und auch Bettina Balaka hat mit ihren  “Exkursionen in die Gegenwart der Vergagenheit – Kaiser Krieger Heldinnen” keinen <krimi geschrieben, sondern eher Essays, wenn ich das richtig verstanden habe und sie erzählte auch viel von der Frauengeschichte.

Nämlich, daß es bis 2000 keine Pilotinnen bei der AUA gegegeben hatte, zitierte Adelheid Popp und las dann auch eine Stelle vor, wie sie bei einer Führung durch die spanische Hofreitschule erfahren hat, daß es dort keine weiblichen Pferde und keine weiblichen Reiterinnen geben würde, weil das das Ensemble stören und die männlichen Pferde und Reiter in Unruhe versetzen würde.

Nun ja, vielleicht auch ein bißchen kriminell oder krimihaft, die Frauenunterdrückung.Nachher gab es Wein und Knabberstangen und der Veranstalter erwähnte vorher noch, daß morgen Beate Maly, Beate Maxian und Herbert Lackner, der ehemalige “Profil-Redakteur” lesen würden.

ich weiß aber nicht, ob ich hingehen werde, weil Erstens wieder eine sechs Uhr Stunde und Zweitens wird morgen in der “Schule für Dichtung” eine “Gerstl -Ausstellung” eröffnet.

Grande dame der italienischen Literatur

Als meine Bücherliste noch nicht so vollgestopft war, daß ich sie noch herunterlesen konnte, habe ich über den Umweg von Alberto Moravia,  die 1936 in Fiesole geborena Dacia Maraini kennengelernt, von der ich “Bagheria”, “Stimmen” und “Die Kinder der Dunkelheit” gelesen und noch einige andere Bücher, wie beispielsweise die “Stumme Herzogin” auf meiner Liste habe, beziehungsweise im letzten Herbst  davon heruntergestrichen habe.

Da trifft es sich sehr gut, daß inzwischen ein neues Buch, der fast achtzigjährigen Dame “Das Mädchen und der Träumer” erschienen ist, das auch heute in der “Hauptbücherei” vorgestellt wurde.

“Wui!”, habe ich gedacht und bin natürlich hingegangen und als ich zwanzig Miniten vorher den großen Saal erreichte waren dort die Stühle bis ins Foyer aufgestellt, die sich auch nach und nach, vorwiegend von älteren Damen, die alle offensichtlich auch einen Italienischkurs besuchten oder, wie der Moderator in der Einleitung ankündigte, zu Dacia Moraini Fankreis gehörten, füllten.

So war des Veranstalters Stimme auch ziemlich belegt, als er von der großen Ehre und der großartigen Veranstaltung sprach und Andreas Pfeifer, der bis 2007 Auslandkorrespondent des ORF in Rom war hat gedolmetscht und das Gespräch mit der alten Dame geleitet. Andrea Ecker die deutsche Übersetzung gelesen.

Das Buch, das ich schon beim “Morawa” gesehen habe, handelt, wie Andreas Pfeifer erwähnte, von den Kindern die Dacia Maraini sehr wichtig sind.

Von den Kindern und den Träumen und den Volksschullehrern, die Dacia Matraini besucht hat, um mit ihnen über die Erziehung zu sprechen und die sie auch sehr lobte, daß sie mit viel Idealismus und viel Ehrenamt viel Heldenhaftes vollbringen.

Dacia Maraini hat sichauch in ihren früheren Büchern, in den “Kindern der Dunkelheit” zum Beispiel, viel mit Gewalt gegen Kindern, Mißbrauch, Prostitution, etcetera beschäftigt und in diesen Buch scheint sie  in ihre eigene Kindheit zurückgegangen zu sein, da sie als Kind, da sie während des Faschismus zwei Jahre mit ihren Eltern in Japan interniert war, auch viel Gewalt und das Gefühl des Eingesperrtseins, erlebte.

Die Handlung des Buches ist schnell erzählt, obwohl sie sehr vielschichtig zu sein scheint. Die Hauptperson ist ein Volksschulllehrer, der seine Tochter mit acht Jahren verloren hat. Jetzt hat er eines Nachts einen Traum, wo er von einem Mädchen in einem roten Mantel träumt, das auf dem Schulweg verschwunden ist.

Dann wacht er auf und hört im Radio, daß tatsächlich ein Mädchen namens Lucia verschwunden ist. Das läßt ihm keine Ruhe und er beginnt nach ihr zu suchen, obwohl ihm die Schule und die Eltern der Schüler Schwierigkeiten dabei machen.

Die Schüler scheinen ihn aber zu helfen und zu unterstützen und einen Vogel, einen Raben, glaube ich, obwohl das in der Diskussion angezweifelt wurde, gibt es auch, der auf der Schulter des Lehrers sitzt und, wie der griechische Chor seine kritische Stimme ist.

Es wurden drei Stellen zuerst auf Italinisch und dann auf Deutsch gelesen. Dazwischen gab es immer sehr viel Gespräch über Dacia Marainis Kindheit, die politische Situation in Italien etcetera und man konnte ihm Anschluß auch Fragen stellen und sich das Buch kaufen, um nachzulesen, wie das dann mit dem Mädchen Lucia ist und ob es vom Lehrer gefunden wurde.

Dacia Maraini scheint ja gerne eine Art Krimis zu schreiben, die aber sehr hintergründig sind, so diskutiert der Lehrer mit seinen Schülern auch über Sklaverei und Demokratie und es gibt auch eine Stelle über den Wert des Lesens.

Eine lange Schlange von Leuten, die sich das Buch signieren ließen, gab es auch und einen vollen Büchertisch und in dem Buch gibt es eine Stelle, wo Dacia Mairaini sehr kritisch mit den Journalisten ins Zeug geht.

Da mußte der JournalistAndreas Pfeifer natürlich kontern, in dem er einige Stellen aus dem Corriere della sere zitierte und ich habe mir das Buch nicht gekauft, hatte aber ein deja Vue Erlebnis, war ich ja vor ein paar Jahren bei einer Peter Esterhazy Lesung in der Hauptbücherei und jetzt hatte ich auf dem Weg dorthin seine “Verbesserte Ausgabe”, wo es, glaube ich, um die Stasi Einträge seines Vaters geht, gefunden und ein Buch einer jüngeren italienischen Autorin, nämlich von der 1972 in Cabras geborenen Michela  Murgia “Chiru”, das mir “Wagenbach” vor kurzem schickte, werde ich auch demnächst lesen.

Das Leben ist also vielseitig und die Welt voller Probleme. In der Diskussion wurde noch vor dem Schaden, die die Handies anrichten gewarnt, in dem Buch geht es nämlich um die, die die Schüler in den Taschen haben und der Lehrer sie erst überreden muß, sie während des Unterrichts auszuschalten und ob die Politik nach Berlusconi besser wird?, wurde Dacia Maraini auch gefragt und sie ist  elegant und höflich ausgewichen und natürlich ist es eine Möglichkeit sich in die Welt der Literatur und der Träume zu flüchten. Dacia Maraini ist aber, glaube ich, eine sehr politische Autorin und gilt als Ikone des Feminismus.

Bei “Wikipedia” habe ich gerade gelesen, daß sie auch eine Anwärterin des Nobelpreises für Literatur ist. Ich drücke ihr also diesbezüglich alle Daumen, denn dann kann ich im Fall der Fälle auf die Lesung und meinen Artikel hinweisen.

Dunkles Italien

Heute bin ich wieder einmal in die Hauptbibliothek gewandert und habe dort einen Italiener kennengelernt, der mir sonst entgangen wäre.

Gioaccino Criaco, 1965 in Africo, Aspromonte Gebirge geboren, in Mailand Rechtsanwalt gewesen, stellte, wieder assistiert von Robert Reinagl und vorgestellt vom Italien Korrespondent Andreas Pfeifer moderiert, seinen von Karin Fleischanderl übersetzten und bei “Folio” erschienenen Roman “Schwarze Seelen” vor.

Deshalb bin ich einmal gleich Gustav Ernst fast in die Arme gelaufen, den ich schon lange nicht gesehen habe und Andreas Pfeifer stellte dann die Gegend des Aspromonte, eine schöne aber auch offenbar gefährliche und sehr arme Gegend, denn in dem ersten Stück das gelesen wurde, erzählt einer, wie er als Kind mit seinem Vater und seinem Bruder ein “Schwein” durch  die bergige Gegend führ, das stellt sich bald als ein entführter reicher Industrieller vor. Sie gehen mit ihm in eine Hütte, geben ihm zum essen, sperren es dann in den Stall, dann fahren oder gehen sie zurück in ihre Wohnung, um am nächsten Morgen mit dem Schulbus in die Stadt zu fahren. Denn sie sind arme Ziegenhirten und brauchen solche Geschäfte offenbar zum Überleben.

Später gehen sie zum Studium nach Mailand, geben das aber  bald auf und leben vom Drogenhandel, werden reich dabei, sind aber getriebene und kehren noch ein bißchen später in das Heimatdorf zurück.

Das waren die drei Leseblöcke.

Dazwischen gab es Gespräche über die Mafia, die Geschichte des Landes und die Karriere des Autors, von dem im Programm steht, daß sein Vater in einer Blutfehde ermordet wurde und sein  Bruder einer der meistgesuchten Kriminellen war.

Er hat es aber geschafft, als Rechtsanwalt und jetzt als Autor auf der “richtigen Seite”, die auch diskutiert wurde, zu bleiben. Das Buch wurde inzwischen verfilmt und die zahlreichen Fragen aus dem Publikum erkundigten sich nach der Rolle der Kirche, der Frauen und, wie man es schafft die Kinder von der Kriminalität wegzubringen.

“Die Literatur!”, war glaube ich ein Vorschlag, des charmanten und auch sehr selbstbewußten Moderators.

So konnte man das Buch auch kaufen und signieren lassen und ich habe wieder etwas gelernt, obwohl mich die kitalienische Mafia ja nicht so besonders interessiert. Von der alltäglichen Gewalt, in der, weil so armen Gegen offenbar schon schon Kinder zu Kriminellen werden und ganz selbstverständlich in den Neunzehnsiebziger bis neunziger Jahren tausende Reiche entführt wurden, habe ich allerdings nichts gewußt.