Zwei Dramatikerstipendien im MUSA

Wieder einmal “Literatur im MUSA”, die Veranstaltungsreiche des Kulturamts der Stadt Wien, wo monatlich die Stipendiaten und Preisträger vorgestellt werden und wo ich ja seit es diese Reihe gibt, immer sehr gerne hingehe, denn ich finde es ja interessant, zu sehen, wer da einen Preis bekommt und wer nicht.

Ich werde immer sehr freundlich eingeladen und stehe dann meistens mit dem Manfred und der Angela isoliert herum, während sich die anderen, die Insider des Literaturbetriebs nach außen, küssen und herzen und nach innen wahrscheinlich sich verdammen und zum Teufel wünschen.

Das letztere ist natürlich nur Spekulation und weiß ich nicht so genau, daß die Konkurrenz aber groß ist, ist wahrscheinlich kein Geheimnis.

Zehn,  elf bekommen das Stipendium und der Rest kann durch die Finger schauen und ich gehöre  zu der letzteren Gruppe, obwohl ich mich schon sehr sehr lange, um kein Stipendium der Stadt Wien mehr bewerbe und heuer durch meine Lesung in der “Alten Schmiede” letzte Woche, den “Hammer 95” und unseren Literaturspaziergang nächsten Mittwoch ohnehin einen literarischen Auftrieb habe und denke, eigentlich könnte ich ja jetzt den nächsten ” Veza Canetti- Preis” gewinnen, aber wieder halt, bevor mich jetzt  jemand fragt, ob ich betrunken bin?

Ich beziehie mich natürlich nur auf meinen Aprilscherz vom Ostersonntag und natürlich, ja,  ich habe Rotwein getrunken, denn den gibt es ja im MUSA immer, Brot und Wein nach der Veranstaltung von Ines Varga, die, glaube ich, Julia Sanilcycks Assistetntin ist und höchstahrscheinlich Literaturwissenschaft studiert hat, immer freundlich ausgeschenkt.

Zuerst gab es aber die Lesungen und da trat Michaela Falkner, wie ich sie einmal bei einem Fried Symposium kennenlernte, wahrscheinlich schon zum dritten Mal auf, denn offenbar kann man das Dramatikerstipendium so oft beziehen und die junge Frau mit den   schwarzen Haaren, die inzwischen schon bei “Manifest 53” angelangt ist, hat sich glaube ich, seit ich sie kenne auch sehr verändert und literarisch weiterentwickelt.

Jetzt liegt sie, glaube ich, nicht mehr auf den Boden und macht literarische oder bildnerische Performanmances, sondern kurartiert Hörspielsreihen und das “Manifest 53″ aus dem sie gelesen hat, ist auch eine Hörpsielprdouktion, die sie gerade im Funkhaus aufnimmt und das im Mai in Ö1 gesendet wird.

Es ging und das fand ich ganz interessant, um eine Drachentötergeschichte. Eine Parabel oder Sage könnte man jetzt respektlos unken und wahrscheinlich auch,”Das habe ich schon hundertmal gehört!”

Jedenfalls habe ich mir das ganz frech gedacht, als mich die neben mir sitzende Dame fragte, wie hoch denn das Stipendium wäre und sich dann auch empört an die vor ihr sitzenden Damen wandte.

Nun ihr hat es vielleicht nicht so gefallen. Ich habe den Wert, der experimentellen Manifesten villeicht nicht ganz verstanden, aber Kunststück, ich bin ja eine erfolgfrei schreibende realistische Autorin und werde von manchen für unverständlich gehalten, was wieder das Verbindungsglied wäre.

Ich habe Michaela Falkner, als ich ihr davon erzählte, aber wie ich merken mußte, sehr getroffen, obwohl das eigentlich, wie ich dachte, eine sehr alltägliche Frage ist.

Nun gut, das Hörspiel wird gesendet werden und ich werde es vielleicht hören und der zweite Stipendiat  Bernhard Studlar war mir vom namen her bekannt und er brachte, gemeisam mit einer Schauspielerin, drei Szenen und einen Epilog aus einem Stück namens “Nacht ohne Sterne”, ein Titel, wie er erklärte, der ihm sehr gefällt und ein Reigen.

So beginnt es mit einer Szene zwischen einer Kindergärtnerin und einer Mutter. Die holt ihr Kind zu spät ab, weil sie von einer Demonstration abgehalten wurde. Die Kndergärtnerin, gelesen von Bernhard Studlar, rügte sie deswegen und drohte ihr, daß sie ihren Betreuungsplatz verlieren würde. Sie versucht sie mit fünfzig Euro zu bestechen. Die zerreißt ihn aber und in der nächsten Szene zwischen der Mutter und dem Vater, klebt sie sie wiederz zusammen. Der Vater steckt sie ein und trifft sich mit einem Kredithai, der von ihm die geliehenen zwanzigtausend Duro wieder haben will, die er nicht hat, so daß er ihn erschießt und so weiter und so fort.

Der Tod tritt noch auf, verriet Julia Danilcyck im Gespräch und die Freiheitsstatue und ich finde ein sehr interessantees Stück, das mich sehr heugierig machte und das schon in Bratilsava aufgeführt wurde, da ich aber kein Slowakisch verstehe und wahrscheinlich auch nicht so bald dorthin komme, kann ich höchstens demnächst ins Schauspielhaus gehen, aber da gibt es ja keine “Kolik-Lounge” mehr und die Aufführung eines anderen Studlar-Stückes.

Horchposten II

Michaela Falkner oder FALKNER, wie sie sich jetzt nennt und ich sie vor kurzem im MUSA hörte, kuratiert jetzt ja in der “Alten Schmiede” zum zweiten Mal die “Horchposten- Modellpositionen zum Hörspielhören”, das wahrscheinlich soetwas wie der Nachfolger, der von Christiane Zintzen kuratierten Radiokunst ist, nur viel weniger experimenteller, würde ich so sagen.

Im Vorjahr gab es das Projekt offenbar auch schon und da ist es an mir vorbeigegangen, was nicht sehr erstaunlich ist, bin ich ja kein besonderer Hörspieltyp, nicht sehr dramatisch und auch keine Theatergeherin.

Die lange Nacht des Hörspiels oder “Hörspielgala” wie das jetzt ja heißt, bildet eine der Ausnahmen, die die Regel bestätigen, denn da bin ich ja irgendwie hängengeblieben, obwohl ich zu Hause eigentlich nur sehr wenig und sehr selten, eigentlich kaum, Hörspiele höre und daher auch nicht mitstimmen kann.

Gibt es aber kein Alternativprogramm gehe ich in die “Alte Schmiede” und so bin ich bei der zweiten Veranstaltung im zweiten Jahr häöngen geblieben und ich muß sagen, es war wirklich interessant.

Als ich um cirka dreiviertel sieben in den Keller kam, machte es zwar den Eindruck, als würden sich nicht sehr viele Leute für die Hörspiele interessieren, denn außer den Auftretenden und den Assistenten, war eigentenlich nur Herbert J. Wimmer da.

Das änderte sich dann langsam, Anita C. Schaub, Patricia Brooks und noch einige andere erschienen und es wurden an diesem Abend die Hörspielproduktion des Westdeutschen Rundfunks, also des WDR vorgestellt und das ist eigentlich sensationell, denn die machen Montag bis Freitags jeden Tag eine Stunde Hörspiel. In Ö1gibt es das nur am Dienstag und am Samstag und Isabel Platthaus, eine Frau mit stark deutschen Akzent, die mich an meinen Leipzig Aufenthalt erinnerte, stellte, moderiert von Elisabeth Zimmermann vom O1 Kunstradio einige Produktionen vor und die waren, ich wiederhole mich, wirklich sehr interessant.

Nämlich schon die erste “Orpheus in der Oberwelt”, wo es sehr sehr kritisch um die Flüchtlingsfrage ging und vorher betonte Isabel Platthaus auch, daß der Sender in dem er jeden Tag Programm mache, Leute erreiche oder abhole, die sich sonst nicht für die Radiokunst interessieren würden und auch nicht in Galerien oder zu Lesungen, etcetera gehen.

Das zweite Beispiel war auch sehr interessant, nämlich ein Hörspiel von einem, der eine Stelle findet, wo er die Videos, die sich nicht für das Netz eignen, aussortieren muß.

Dann gab es noch eine dritte, literarisch etwas anspruchsvollere Hörspielprobe, wie die Drataturgin meinte, dann ging es zu den Internetaktivitäten des Senders, denn die gibt es auch und da wurde nach einem Roman von  David Foster Wallace “Unendlicher Spaß” ein achtzig Stunden Projekt gestartet, wo jeder eine Seite lesen durfte und das Ganze dann zusammengemixt wurde und eine Mischung zwischen Game und Hörspie unter dem Titel “39” gab es auch.

Da braucht man zwar eine App, um mitzuspielen, kann den Ausgang der Handlung auch nicht bestimmen. Das Projekt, wo es darum geht, daß einer Mann plötzlich mit einer Kugel im Kopf im Krankenhaus liegt und man herausfinden muß, was geschehen ist, war aber sehr erfolgreich und die Veranstaltung, wie schon erwähnt sehr sehr interessant, nämlich viel weniger experimentell, als erwartet oder befürchtet und einige der Hörspielproduktionen kann man sich auch, wie Elisabeth Zimmermann betonte, in Ö1 zu den Hörspielsendezeiten und dann noch sieben Tage lang im Netzt anhören und da gab es heute Dienstag  auch das “Hörspielstudio oder Museum” und da lief ein Hörspiel von Krok und Petschinka, auf das Elisabeth Zimmermann hinwies.

Gegenwartsliteratur im Centrope und Dystopien im MUSA

In der Spengergasse gibt es die kleine “Dokumentationsstelle für ost – und mitteleuropäische Literatur”, die, glaube ich, von Stefan Teichgräber betrieben wird, der auch eine Zeitlang das Literaturprogramm der Szene Margareten in der Pannaschgasse moderierte und zweimal das Festival “Die goldene Margarete” ausgerichtet hat.

Da hat er mich einmal zu lesen eingeladen, nachdem ich ein paar Jahre vorher wegen der Honorarfrage wieder ausgeladen worden bin, obwohl die Programme schon gedruckt waren und bei der “Margarete” habe ich auch gelesen.

Dann waren wir einmal mit dem Lesetheater während des Osterspaziergangs in der “Dokumentationsstelle”, wo sie uns Stefan Teichgräber vorstellte und bei einer Veranstaltung bezüglich einer Literaturzeitschrift bin ich auch einmal gewesen.

Und dann gibt es das Festival “Centrope”, ich glaube, alle zwei Jahre im “Theaterbrett”, da bin ich auch einmal gewesen und jetzt bekam ich die Einladung an einem Workshop mitzumachen, wo im Sommersemester jeden Mittwoch von drei bis fünf eine Textanalyse der dort präsentierten Texte stattfinden soll.

Nun bin ich ja keine Literaturwissenschaftlerin, aber das Seminar wendet sich neben den diesbezüglichen Studenten auch an alle Literaturinteressierten und da ich das ja bin und eigentlich immer sehr viel und jetzt gerade wieder osteuropäische Literatur lese, habe ich mir gedacht, daß ich einmal hinschauen und vielleicht mitmachen will, bin ich ja eigentlich immer an neuen beziehungsweise literarischen Experimenten interessiert.

Und ein Experiment war auch das Erstaunen Stefan Teichgräbers, daß zwei Personen, außer mir hat sich noch ein Philosoph eingefunden, das Workshop besuchen wollten, so daß sich die zwei jungen Frauen, offenbar Mitarbeiterinnen, die noch im Raum  waren, in andere Räume verzogen und Stefan Teichgräber mit seinem Laptop gleich ins Media Res ging.

Das heißt die ersten zwei Male wurden die Grenzen des Centropes definiert, beziehungsweise festgestellt, daß die Euroregion Centrope verschiedene Bundesländer von Österreich, Ungarn, der Slowakei und Tschechien umfaßt. Da soll dann in den restlichen Mittwochen bis Ende Juni die Gegenwartsliteratur in verschiedenen Aspekten, die mir nicht viel sagten, aber von Stefan Teichgräber aufgezählt wurden, analysiert werden.

Die entsprechende Literatur hat er uns auch dazu herausgesucht  und ich bin gespannt und entschlossen, soviel wie möglich an dem Workshop teilzunehmen.

Das heißt in drei Wochen werden wir ja nach Leipzig fahren und dann im Mai eine Woche mit dem Rad und der Ruth um den Bodensee.

Und am Abend ist es dann gleich in MUSA gegangen, wo diesmal sozusagen im Vorraum zwei Dramatikerstipendiaten vorgestellt wurden, die auch Hörspiele machen.

Eine davon ist FALKNER, die ich ja einmal im Literaturhaus als Performerin kennenlernte. Dann hat sie ein Buch bei “Residenz” herausgebracht, Manifeste geschrieben, beim “Bachmannpreis” gelesen und jetzt ist sie Hörspielautorin oder Regisseurin, deshalb bin ich auch bei der langen Nacht vor ihr gesessen.

Sie kurartiert für die “Alte Schmiede”, das “Horchpostenfestival”, das ist glaube ich in der Nachfolge von Christiane Zintzen, die ja vor ihr die experimentelle Hörspielreihe machte.

Und jetzt Stadt Wien Stipediatin mit Ausschnitten aus dem Hörspiel . “Du darfst mich lieben, wenn du tot bist”.

Da irrt eine Figur Ivan in einer menschenleeren Gegend herum, versucht sich aus den Toten die herumliegen, selber eine Figur zu machen, denn er sehnt sich nach liebe, trifft dann Thomas, tauscht mit ihm Körperteile und am Schluß hat sie ihrer Lieblingsfigur auch noch ein Lied geschrieben.

Eigentlich ganz schön konventionell für Michaela FALKNER und schöne Worte, schöne Sätze gibt es auch, aber eher eine abgehobene Welt ihre Figuren haben keine Berufe, während es bei dem Dramatiker Robert Woelfi mehr um Gesellschaftskritik geht. Aber der organisiert auch Hörspiele und scheint ein sehr selbstbewußter Mann zu sein und bei seinem Stück ging es um vier Programmierer, die in die Wüste fuhren, um dort die Welt zu retten oder die Idee für ein tollen Projekt zu finden, beziehungsweise den Weltuntergang zu erleben.

Eine Diskussionpartnerin neben Julia Danilcyck gab es diesmal auch und wieder sehr viel Prominenz im Publikum.