Die kalten Sekunden

Jetzt kommt ein Plädoyer gegen Gewalt an Frauen, der 1987 geborene Pole Remigiusz Mroz, der Jus studierte, aber mit seinen “nicht einmal noch dreißig Jahren schon fünfundzwanzig Bücher veröffentlicht hat”, hat die Thrillerform dafür gewählt, wie auch am Cover steht.

Das heißt, daß es immer wieder ungewöhnliche Wendungen und einen großen Spannungsbogen gibt, obwohl dann wieder über weite Strecken, die ganz banale alltägliche Gewalt beschrieben wird und weil es soviele Spannungsbögen gibt, erscheint mir auch einiges offen, unverständlich und nicht ganz nachvollziebar, was aber vielleicht auch Absicht war, ist das Leben doch nicht logisch zu erklären, obwohl die Krimileser das natürlich wollen.

Ungewöhnlich ist vielleicht auch, daß es zwei Ich-Perspektiven gibt. Da ist einmal Damian Werner, im folgenden Wern genannt, obwohl er das gar nicht will, der hat vor zehn Jahren seine Braut Ewa verloren, was ihn völlig aus der Spur brachte, sein Wirtschaftsstudium aufgegeben, sandelt er als Barkeeper vor sich hin, bis ihm ein Freund die Nachricht überbringt, er hätte Ewa auf einem Konzert gesehen.

Er geht zur Polizei, wird dort nicht ernst genommen, als aber später der Freund ermodert wird, flüchtet er zu seinen Eltern und kommt auch zu dem Schluß, daß Ewa noch leben muß, obwohl ihre Leiche kurz darauf gefunden wird.

Die zweite Perspektive ist Kassandra Reimann, das ist die Frau des Besitzer des Detektivbüros, an das sich der Freund wandte, um die Sache aufzuklären und da beginnen, dann die nicht so thrillertypischen Elemente.

Denn Kassandra, die schon am Vormittag trinkt, wird, stellt sich bald heraus, von ihrem Mann mißhandelt und gequält. Sie erduldet, was auch nicht so ganz logisch ist, alles wegen ihres  Sohns, der in dem Buch aber kaum vorkommt oder, wie in Trance herumläuft.

Dafür kommen die Angestellten in dem Haus vor, die Kassandra überwachen, die Hausarbeit wird aber von ihr und ihrem Mann erledigt. Kassandra kann sich nur gelegentlich in ihr Zimmer flüchtet und dort nimmt sie eine Internetverbindung mit Damian Werner auf, der inzwischen mit Internetbotschaften von Ewa durch das ganze Land gejagt wird. Die Polizei ist ihm auf der Spur, er kann aber immer glücklich entkommen.

Kassandra überweist inzwischen das Geld ihres Mannes an ihn, damit er sie und ihren Sohn retten kann und als der besonders brutal zuschlägt und schon alle Rippen gebrochen hat, steht Wern vor der Tür, wird aber auch niedergeschlagen. Kassandra tötet nun ihren Quäler und stellt sich als die verschwundene Ewa heraus.

Sie war es dann doch nicht, kann ich gleich spoilern, flieht aber mit Wern und dem Kind bis an die ukrainische Grenze. Dort kommt es zu einer neuerlichen Wende, Kassandra kann sich retten, Damian wird zurückgelassen und sie hat fortan Schuldgefühle, ob es richtig war, das zu tun, aber um all die Frauen, die sie vielleicht mittretten konnte, lohnt es sich vielleicht wieder. Kassandras Handlungsstategien und auch das Buch zu lesen, das ein ungewöhnlicher Thriller aus einer ungewöhnlichen Thrillerrichtung kommt. Schon daher lohnt es sich wahrscheinlich das Buch zu lesen und ein Nachwort, das sich gegen die Gewalt, die den Frauen täglich in Polen und wahrscheinlich auch sonst in der Welt richtet,  widerfährt, gibt es auch.

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