Unterschiede zwischen der österreichischen und luxenburgischer Literatur

Ginette Griesbach-Frosio
Jasmine Rippinger

Ein interessanter Abend im Literaturhaus, denn was bitte ist die Luxenburgische Literatur, nie davon gehört, obwohl ich mich ja in der zeitgenössischen Literatur ganz gut auskenne.

Und zufällig mit dem Alfred hingegangen, weil es am Freitag nicht viel anderes gibt, stimmt nicht ganz im Amerlinghaus gab es eine Veranstaltung, aber die hätte erst um acht angefangen und im Literaturhaus Vea Kaiser als Österreicherin und Elise Schmidt als luxemburgerische Vertreterin und die luxemburgische Gemeinde saß in der ersten Reihe.

Ein Herr hat freundlich begrüßt und ist dann auch zu mir gekommen “Wir kennen uns vom “Ohrenschmaus” und wie sind Sie zu der luxembergischen Literatur gekommen?

Eigentlich gar nicht oder nur zufällig und dann hat Robert Huez begrüßt und der Herr hat die Veranstaltung vermittelt, weil er Vea Kaiser auf ihrer luxemburgischen Lesereise kennenlernte.

So geht es auch und die 1988 in St. Pölten geborene Verena Kaiser, die jetzt mit ihrem zweiten <kind schwanger ist, war sowohl in der “Ohrenschmaus -” als auch in der “Bachmannpreis-Jury,”.

Beides hat sie zurückgelegt und will jetzt ihren aktuellen Roman beenden, bevor das zweite <kind geboren wird und “Blasmuskpop” habe ich gelesen und es hat mir sehr gefallen, obwohl ich inzwischen nicht mehr viel Ahnung hatte, worum es geht.

Jasmine Rappinger, auch eine Luxemburgerin hat moderiert, aber Vea Kaiser, die Extravertierte hat ihr die Moderation abgenommen und die Fragen an die luxemburgische Autorin Elise Schmidt selber gestellt.

Die hat eine Geschichte aus ihrem Erzählband “Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen” gelesen und dann ging es eben um die Unterschiede zwischen der luxemburgischen oder der österreichischen Lteratur oder der Literatur an den Rändern.

Elise Schmit, Vea Kaiser

Vea Kaiser, die extravertierte, hat gleich eine Beschreibung der österreichischen Lteratur gegeben, das morbide, katholische etcetera und dann werden Schinken geschireben, weil die Verlage und die Buchhandlungen keine Erzählungen wollen.

Stimmt, ich mag eigentlich keine solche lesen, obwohl meine eigenen Werke immer kürzer werden und Elise Schmit meinte, daß man in Luxenburg, als Erzäherlin größere Chancen haben, weil die Leute dort eher kurz lesen wollen, sich nicht konzentrieren können und wenig Zeit dafür haben. Sie schreibt auch fürs Theater und in Luxemburg spricht man vier Sprachenö Luxemburgisch, Deutsch, Englisch, Französisch, wird aber in Deutsch alphabetisiert und Vea Kaisers Textprobe kam auch aus “Blasmusikpopp”.

Ihre andere Bücher habe ich nicht gelesen, bin aber gespannt auf den neuen Roman und nachher gab es Cremant und was zum Knabbern und viele Gespräche mit der luxemburgischen Gemeide, die mich fragte, ob ich öfter ins Literaturhaus gehe? Es war also ein interessanter Abend.

Fünfzehnter literarischer Lenz im Centrope

Auf den “Literarischen Lenz im Centrope”, das Literaturfestival in dem die Literatur aus Ungarn, Tschechien, Slowakei und Österreich einmal jährlich in dem Theater in der Münzwardeingasse vorgestellt wird, hat mich Stephan Teichgräber schon vor Jahren aufmerksam gemacht, noch bevor er mich zu seinen Workshops eingeladen hat. Ein paarmal bin ich dort gewesen, dann kam Corona, da hat es das Festival zeitlich verschoben zwar gegeben, aber mit Maske, Anmeldung, 2 oder 3G, und anmelden hätte man sich auch diesmal sollen, aber sonst war es wie auch bei den anderen literarischen Veranstaltungen, die ich ich seit circa drei Wochen schon besuche, weitgehend normal und es hat sogar Brötchen und Getränke gegeben.

Jelena Semjonowa-Herzog und Stephan-Immanuel Teichgräber haben moderiert und begonnen hat es mit der 1943 geborenen Philosophin und ehemalige Hochschullehrerin Etela Farkasova aus Bratislava, die sich als Feministin vorstellte und aus ihren Roman “Die Rettung der Welt nach G.” ein philosophischer Roman, wie sie erwähnte, der auch Corona thematisierte und die Ruhe, die durch die Lockdowns aufgetreten ist.

Als nächstes kam wieder eine Österreicherin nämlich die 1990 geborenen Theodora Bauer, die thematisch passend aus ihren Roman “Chikago” las, geht es da ja um die burgenländischen Auswanderer aus Amerika vor hundert Jahren.

Der 1940 geborene ungarische dichter Otto Tolnai konnte gesundheitsbedingt nicht anreisen und wurde durch einen ungarnsprachigen Schauspieler ersetzt, der mit zwei anderen, die die deutsche Übersetzung lasen vier Gedichte vortrug, die sehr originell und ungewöhnlich klangen.

Dann wurde die Pause mit den Brötchen vorgezogen, denn Egyd Gstättner von dem ich gar nicht gewußt habe, daß er in Wien lebt, war noch nicht da und er las sehr launig aus seinem Roman “Leopold der Letzte”, wo es auch um Corona, hört hört, da beschäftigen sich offenbar doch viel mehr Schriftsteller, wie man glaubt, mit diesem Thema, als auch um Leopold Sacher- Masoch und einem Rollingstone-Konzert geht und die Tschechin Alena Mornstajnova hat die Geschichge mit ihren Roman “November” umgekehrt.

Das wars für Tag eins und am Mittwoch geht es noch einmal mit fünf Autoren weiter. Aber vorher gabs per Stream ein Pressegespräch zu einer Auftaktveranstaltung des Gastlands Österreich in Leipzig,tur nächsten April, das sich inzwischen auf eine Literatour durch alle deutschen Literaturhäuser und ein Jahr der österreichischen Literatur ausgeweitet hat und da in Berlin mit einer Abendveranstaltung beginnt.

So präsentierte Katja Gasser die Kuratorin ihr Programm, Benedikt Föger vom Hauptverband leitete ein, eine Dame von der Auslandkultur erläuterte ihre Projekte. Da gibt es eines mit Lydia Mischkulnig und die tritt ja auch in im Centrope auf, es gab einen Vortrag mit dem bosnischen Autor Dzevad Karahasan, der auch auf der Abendveranstaltung auftritt, aber da müßte man vor Ort in Berlin sein und die Botschafterin, bei der die Präsentation, glaube ich, stattfand, hat auch gesprochen und die Vielfalt der österreichischen Literatur präsentiert.

Also auf in die Münzwardeingasse zur Literatur im mitteleuropäischen Raum und da gings im selben Rhythmus weiter. Zuerst stellte Stephan Teichgräber, die 1984 geborene slowakische Autorin Barbora Hrinova und ihre Kurzgeschichten vor. Sie las zwei davon. “Einhörner” heißt das Buch mit dem sie auch einen bekannten slowakischen Literaturpreis bekommen hat. Dann kam Lydia Mischkulnig, die Verza Canetti Preisträgerin von 2017 mit einem Ausschnitt aus ihrer 2020 erschienen “Richterin”, ein Buch das ich mir einmal von den Gutscheinen meiner Schwiegermutter kaufte, aber noch nicht gelesen habe, wo es um Asylverfahren und afghanische Flüchtinge geht und dann ging es wieder nach Ungarn zu Edina Szvorens Kurzgeschichten und die, die sie las, handelt von einem Toten, der in einer Schule gefunden wird und Ferdinand Schmatz, 1953, glaube ich, in Korneuburg geboren, diskutierte mit Jelena Semjonova, ob er ein experimenteller Autor ist oder nicht und sie erwähnte auch die beiden Gedichtbände, die er vor Jahren mit Franz Josef Czernin geschrieben hat, um zu beweisen, wie man schlechte Gedichte unterjubeln kann. Er ist auch der Nachlaßverwalter von Reinhard Priessnitz, den er einmal bei Hermann Nietsch in Prinzendorf kennengelernt hat und las aus seinem noch nicht erschienen Gedichtband “strand.der verse lauf” und die Tschechin Zuzana Kultanova, die ihre noch nicht erschienene Geschichte, ein Romanausschnitt, zu Stephan Teichgräbers Erstaunen von ihrem Handy las und nachher gab es wieder, ganz wie in den alten Zeiten, das Buffet mit Brötchen und Pogatschen gestiftet vom tschechischen oder slowakischen Kulturinstitut, in gehörigen Abstand, stand noch auf den Plakaten und es war wieder einmal sehr spannend in die Literatur des Centropes hineinzuschauen, während in Berlin die österreichische Literatur präsentiert wurde.

Reise durch Ruinen

Weg vom Restauflesen des Schweizer und österreichischen Buchnpreises, denn jetzt kommt eine Rarität, nämlich George Orwells “Reise durch Ruinen” und den 1903 als Eric Arthur Blair geborenen kennt man wohl hauptsächlich durch sein “1984”, das in den pandemischen Zeiten ja wieder Auferstehung erlebte und die “Animal Farm”, das erste habe ich gelesen, das zweite nicht. Er war aber auch Journalist und hat als solcher von März bis November 1945 Österreich und Deutschland bereist und das dort Erlebte beschrieben. Seine gesammelten Reportagen sind jetzt erstmals auf Deutsch bei “C. H. Beck” erschienen. Ein ausführliches Nachwort, das die damalige Lage erklärt und auch Beobachtungen von anderen Kriegsberichterstattern einfließen läßt von Volker Ulrich gibt es auch.

Das hundert Seiten Büchlein mit einem Umschlagbild vom zerstörten Köln 1945 ist in zwei Teile gegliedert und da schildert er in seinen Artikeln, die zum Teil im “Observer” erschienen sind, wie er beispielsweise im März nach Köln kam, wo die Wasserwägen herumzogen, weil die Stadt zerstört war und die Deutschen ihm meist sehr unterwürfig begegneten.

Er schildert das Schicksal der Zwangsarbeiter oder displaced persons, die in englischsprachigen Medien meist als Sklaven bezeichnet wurden, was, wie er beschreibt, nicht stimmte, weil sie teilweise Lohn bekamen und in die Sozialversicherung eingegliedert waren und zum Teil auch bei den Bauern blieben. Ein anderer Teil wollte in die Heimatsländer zurück, mußte aber vorher registriert werden, um die Spione zu entdecken und das Ausbreiten von Seuchen zu verhindern.

Die bayrischen Bauern, die er im April besuchte, ignorierten den Krieg und versuchten das Dorfleben weiter zu gestalten, obwohl an den Straßensperren Leichen lagen und Österreich wurde im Mai von einer sowetischen Regierung verwaltet, die aber im Westen nicht anerkannt wurde und in “Rache ist sauer” schreibt er am 9. November in der “Tribune”, daß er “Anfang des Jahres in einem Kriegsgefangenenlager in Süddeutschland von einem kleinen Wiener Juden herumgeführt wurde, dem es offenbar Freude machte, den dort inhaftierten Gefangenen, alle wahrscheinlich hohe Nazis mit Fußtritten und anderen zu schikanieren, worauf Orwell eine Betrachtung über den Sinn von solchen Aktionen anstellt und überlegt, ob das wirklich zu Befriedigung führen kann?

Im zweiten Teil “Artikel zu Deutschland 1940-1945”, gibt es eine Rezension zu Hitlers “Mein Kampf”, das ich übrigens gelesen habe, weil es meine Eltern, wie damals üblich zu ihrer Hochzeit, die 1940 stattfand, bekommen habe, die George Orwell am 21.März 1940 in der “New Englisch Weekly” veröffentlicht hat und eine zu Thomas Manns politischen Essays, sowie ein Artikel in dem Orwell “Die Weltlage 1945” beschreibt, in dem er sich damit auseinandersetzt zu welchen kriegsbedingten Verschiebungen gekommen ist oder kommen wird, so wurden beispielsweise die Deutschen aus Ostpreußen , um dort die Polen anzusiedeln.

Ein spannendes Büchlein das interessante Einblicke eines englischen Kriegsberichterstatters gibt, in dem man ein bißchen nachvollziehen kann, wie es 1945 nach Kriegsende war.

Cherubino

Jetzt kommt, sehr spät, ich weiß, das zweite Buch von der deutschen Longlist, das erste hatte ich schon im Juli gelesen, aber der Schweizurlaub hinderte mich wohl daran, denn als ich diesmal vor Verkündigung der Longlist zurückgekommen bin, warteten einige andere Neuerscheinungen auf mich, die ich inzwischen brav eines nach dem anderen hintergelesen habe.

Also ein sehr später Beginn des Buchpreislesens, die deutsche Shortlist wird ja schon nächste Woche verkündet und da hatte ich in Bestzeiten schon die Hälfte der Bücher gelesen, dafür wird es jetzt wahrscheinlich zügiger vorangegehen, denn ich habe alle Bücher, zur Hälfte digital, denn das schicken die Verlage jetzt gern und den Rest kann man auf der “Netgalley” anfragen und zuerst wird es beim Longlistlesen österreichlastig zugehen, denn alle sechs österreichischen Bücher stehen weit vorn auf meiner Leseliste und wem es interessiert, mit dem Printbuch von Tonio Schachinger habe ich  schon angefangen.

Aber zuerst als zweites deutsches Longlistbuch kommt Andre Grills “Cherubino”, für mich eine Überraschung, als ich im August in die Liste einsah, obwohl ich Ende Juni als in Klagenfurt das “Bachmann-Lesen” angefangen hat, eigentlich in die “Gesellschaft” zu einer Andrea Grill- Lesung gehen wollte, das dann aber nicht geschafft habe, aber die hat, wenn ich mich nicht irre, wahrscheinlich ohnehin etwas anderes, nämlich eine Übersetzung gelesen.

Also “Cherubino” von Andrea Grill, die 1975 in Bad Ischl geborenen wurde, vom Beruf Biologin ist und die ich schon vor ihrem Auftritt beim “Bachmann-Preis, 2007”, glaube ich, literarisch verfolge.

Im Blog habe ich sie  zu Beginn in  meinen Namensartikel erwähnt, “Zweischritt” habe ich gelesen und das Buch das sie in New York geschrieben hat, bei einigen ihrer Lesungen, beispielsweise bei der, wo sie den “Stoeßl-Preis” bekommen hat, war ich  und sehe sie auch sonst manchmal im Publikum des Literaturhause und “Cherubino” war, ich schreibe es gleich, für mich eine Überraschung, denn es geht für eine, die vor drei Monaten Großmutter wurde und eine fünfunddreißigjährige Tochter hat, sowie in Locarno den Schweizer Film “Die fruchtbaren Jahre sind vorbei” gesehen hat, wo eine Architektin verzweifelt am Boden herumrobbt, weil ihr schon über der Zeit liegendes <kind nicht kommen will, sie aber auf die Baustelle muß, um ihren Auftrag nicht zu verlieren und ihre Karriere nicht zu gefährden.

Und genau davon handelt der Roman, er ist aber, eine Überraschung, im Sänger- und nicht im Biologenmilieu angesiedelt.

Iris ist neununddreißig, als sie im Klo einer Konditrei steht und einen Schwangerschaftstest in der Hand hält. Sie steht gerade am Beginn ihres Durchbruchs. An der Met singt sie den titelgebenden Pagen und im Sommer soll sie in Salzburg in “Sophie Choices” brillieren, das ist die Oper, wo sich eine Frau in Auschwitz für eines ihrer zwei Kinder entscheiden soll.

Iris muß sich dagegeben entscheiden oder herausfinden, welcher ihrer zwei Männer der Vater ist?

Man sieht, Andrea Grill ist sehr modern und baut in ihrem Roman alle Realitäten des modernen Lebens ein.

Da gibt es Ludwig, den Politiker, den sie liebt, aber der ist verheiratet und will von seiner Familie nicht weg und Sergio, den Sänger, mit dem sie schon seit einigen Jahren zusammen ist.

Sie erzählt beiden Männern von der Schwangerschaft und, daß sie die Väter wären und sonst zuerst nur ihren Eltern und fremden Leuten, wie dem Taxilenker oder der Friseurin davon. Nicht aber in der Met und in Salzburg, denn sie ist freiberufliche Unternehmerin,  hat daher keinen Mutterschutz und würde damit womöglich ihre Rolle bzw. ihre Karriere gefährden.

Man sieht, das Leben in den neoliberalen und prekären Zeiten ist sehr hart, ansonst freut sich Iris auf das Kind, besucht gleich zwei Ärzte, ihre Gynäkologin in Wien und einen in New York, wo sie ja immer wieder hinfliegen muß, weil sie Schmierblutungen hat.

“Das ist der Streß!”, beruhigen die Ärzte und raten sich zu schonen. Das kann man aber wohl schwer, wenn man außerdem noch den “Hänsel” an der Wiener Staatsoper singt und niemand von der Schwangerschaft wissen soll. Das klappt aber ohnehin nicht so ganz, denn die Kostüme werden enger und müßen geweitet werden und auf dem Bauch über die Bühne robben, kann sie auch nicht.

So redet sie Regisseurin ein, daß ein Priester, der das Militär verweigern will, denn das Ganze ist auch noch eine Paradie auf das moderne Regietheater, das den “Figaro” nicht in einem andalusischen Schloß, sondern in einem Gerichtsaal spielen lassen will, das nicht tun würde.

So darf sie ihre Arie im Sitzen singen und weil der Bauch immer größer wird, kommt das mit der Schwangerschaft doch einmal heraus und sie verliert zuerst ihre Rolle in Salzburg. Später bekommt sie sie zurück, denn jemand hat sie in der Met fogografiert und das Foto ins Internet gestellt.

Das wird jetzt so berühmt, wie Iris während ihrer gesamten bisherigen Karriere nicht wurde, wieder ein Seitenhieb der Autorin. So darf sie doch, als “Sophie” auftreten und soll in Salzburg ihren Bauch zeigen.

Das Kind, der kleine Linus oder Marius Orion, glaube ich, vereitelt das Ganze, denn er kommt etwas früher oder kündigt sich doch an, so daß Iris im Kreißsaal, die Premiere mit ihrer Vertreterin sehen darf und wer der Vater ist, weiß sie immer noch sehr genau, obwohl sich der am Schluß nicht mehr meldet.

Ein tolles Buch mit einem überraschenden Thema, würde ich meinen, denn leider ist es das immer noch, wenn jemand eine Schwangerschaft in die Literatur hineinholen will. Zumindest höre ich die Blogger, die die Longlist bewerten, das so sagen.

Da legen junge Frauen das Buch weg und sagen ,”Interessiert mich nicht!”, was ich etwas seltsam finde, weil die ja vielleicht auch einmal schwanger werden und ein anderer, dem das Buch gefallen hat, vermutet, daß es nicht auf die Shortlist kommen würde.

Ich würde es mir und Andrea Grill wünschen und  würde von den Büchern, die ich noch nicht gelesen habe, schätzen, daß es die Streeruwitz, Sasa Stanisic und Karen Köhler schaffen könnten, über die anderen kann ich noch nichts aussagen, nur daß das Buch ganz gut zu den anderen Frauenbüchern, wie, das der Marlene  Streeruwitz, der Gertraud Klemm und der Mareike Fallwickl passt, die ja auch, wenn auch auf andere Art und Weise, das Thema “Frau in der Gesellschaft” bearbeiten.

Und ehe ichs vergesse, Kinderlieder, listig abgeandel “Ri ra ru, wir sitzen auf einer Kuh, wir sitzen auf einer Milchpartie, billiger war das Reisen nie” und Szenen übers Kochen und Essen, beispielsweise das von Linsen mit Knödel,  kommen in dem Buch auch immer wieder vor.

Etwas rätselhaft waren für mich die Kapitelüberschriten, die von “* 0 (75 cm) bis *36 (105cm) lauten. Ob das die Schwangerschaftswoche und der Bauchumfang gemeint ist? Denn ein Neugeborenes hat ja ungefähres fünfzig Zentimeter.

Ein Personenverzeichnis am Anfang und ein Werkverzeichnis am Ende gibt es übrigens auch.

Das Licht ist hier viel heller

Der Leseherbst 2019 ist den starken Frauen in allen Varianten und den Debuts natürlich gewidmet, könnte man so sagen, sechs Debuts auf der Longlist des dBps, darauf auch Marlene Streeruwitz und Karin Köhler, Gertraud Klemm nicht und auch nicht Mareike Fallwickl, die 1983 geborene Bloggerin und Texterin, der mit ihrem “Dunkelgrün fast schwarz”, im Vorjahr ein Sensationserfolg, zumindest nach Meinung der Bloggerszene, gelungen ist. Sie stand damit auch auf der Longlist des östBs und hat nun ihr ihr drittes Buch herausgebracht, das sich, 2017 geschrieben mit der “Mee too” Debatte beschäftigt und was ich sehr interessant finde, auch mit dem Literaturbetrieb.

Maximillian Wenger, so Mitte fünfzig ist ein Erfolgsautor, zumindest war er das einmal. Denn jetzt ist er in der Krise. Seine Frau hat ihn aus der schönen Villa hinausgeworfen und lebt dort nun mit einem viel jüngeren Fitnesstrainer. Der literarische Erfolg ist auch weg, so haust er in Salzburg zwischen Schachteln und Flaschen in einer viel kleineren Wohnung. Seine Schwester Elisabeth, eine Integrationslehrerin, kommt regelmäßig putzen und legt ihm Tupperdosen mit gekochten Essen in den Kühlschrank.

Einmal bringt sie ihm auch einen Brief von einer Unbekannten geschrieben aus San Remo, an den Vormieter. Er macht den Brief auf und bekommt dadurch Inspiration für seinen späteren Romanerfolg. Aber das passiert erst später,dazwischen gibt es noch zwei weitere Romanstränge.

Der eine wären die Briefe, die von Gewalt erzählen. Eine ehemalige Buchhändlerin schreibt sie an ihren Geliebten, einem verheirateten Mann. Der Buchladen wurde ihr von einem Spekulanten wegenommen, der das mit sehr viel Gewalt durchzog, um daraus eine” Mozartwelt” zu machen und der dritte Strang kommt von der achtzehnjährigen tochter Chloe oder Zoey die sich  in letzteres umbenannt hat, weil sie in der Schule “Klo” gerufen wurden.

Ihr jüngerer Bruder Spin, heißt eigentlich Finnegan und die Eltern haben nicht viel Zeit für Kinder, die von einer guten Seele namens Barbara aufgezogen wurde.

Jetzt hat die Mutter Patricia einen Fitnewahn, will, daß Zoey Pilates betreibt und nach der Matura in ihre Firma einsteigt. Der Vater will, daß sie Jus studiert, warum ihm das so wichtig ist, wird erst später klar.

Zoej will aber Fotografin werden. So hilft sie, während die Mutter glaubt, daß sie in einem Pilateskurs ist, bei einem Fotografen aus, um sich das Geld für eine analoge Kamera zu erspraren, der versucht sie bei einem Fotoshooting zu vergewaltigen und erkauft anschließend mit derKamera ihr Schweigen.

Zoey hat auch einen Freund, Jonathan, der aber inzwischen mit Maja liiert ist, trotzdem nähert er sich ihr bei ihrer Geburtstagsfeier wieder an, obwohl er die Beziehung zu seiner Freundin nicht aufgibt.

Diese drei Handlungsstränge wechseln einander ab. Interessant dabei ist, daß die Wenger-Kapitel von zehn bis null nach Rückwärts gezählt werden. Die Zoey-Kapitel haben Hashtags und die Briefe sind mit dem Jahr 2017 datiert, denn da ist ja die Mee too- Debatte losgegangen und da beginnt Wenger für den Frauenbeziehungen sehr wichtig sind, wieder zu schreiben. Wie in einem Rausch schreibt er einen Roman, wo ein Politiker eine junge Frau vergewaltigt. Dem Verleger ist das nicht persönlich genug, so fügt er noch die Originalberiefe an, was Zoey, die die Briefe auch gefunden hat, entsetzt.

Die Eltern lassen die Geschwister überhaupt viel allein, sind nie vorhanden, wenn sie sie brauchen. So muß Zoey handeln. Sie verläßt die Dunkelkammer und zertrümmert die Kamera, der Fotograf wird später auch von Wenger und Patricas neuem Freund zusammenschlagen wird und sagt Jonathan beziehungsweise Maja was sie von ihnen hält. Dann bewirbt sie sich mit ihren Fotos, um ein Stipendium und fängt solcherart ein neues Leben an und ich muß feststellen, daß mir “Das Licht ist hier viel heller”, besser als “Dunkelgrün fast schwarz” gefallen hat, was vielleicht auch logisch ist, da mir Romane über den Literaturbetrieb ja sehr gefallen und auch Gertraud Klemm kürzlich dieses Thema behandelt hat.

Mareik Fallwickl tut das glatter und weniger litaneihaft als Gertraud Klemm. Zeigt aber auch ihr großes Wissen über Literatur. Blogger und Bücher kommen immer wieder vor und sie hat ja jetzt auch gemeinsam mit dem Instagrammer Florian Valerius, der auch am Klappentext ein paar Zeilen geschrieben hat, einige Bücher übers Lesen herausgegeben.

Auf die Longlist des deutschen und des österreichischen Buchpreis ist Mareike Fallwickl mit ihrem dirtten, nicht dem zweiten verflixten Roman, wo sich angeblich das Talent erweist, nicht gekommen, trotzdem kann ich das Buch, das auch irgendwie abgrundtief bösartig ist und wenn man es so pathetisch sagen darf, den Finger auf die Wunden der Zeit und der Gesellschaft legt, sehr empfehlen, obwohl es im letzten Drittel Längen hat, das erste Drittel habe ich sehr spannend gefunden und es sehr begierig gelesen.