Die am elften November 2016 verstorbene Ilse Aichinger, da bin ich gerade auf der “Buch-Wien” gewesen und habe anschließend mein literarisches Geburtstagsfest gefeiert, wäre am ersten November hundert Jahre alt geworden und hat mein literarisches Leben auch mehr oder weniger intensiv begleitet.
Als Studentin ist mir wohl die “Größere Hoffnung” in die Hand bekommen und habe sie höchstwahrscheinlich nicht verstanden und bei dem Symposium das im Oktober 1980 in der “AS” bzw im NIG stattfand, bin ich höchstwahrscheinlich nicht gewesen, zumindestens kann ich mich nicht erinnern.
Ich bin aber bei Veranstaltungen gewesen, wo ihre Kinotexte in der “Edition Korrespondenzen” herausgekommen, präsentiert wurden. Habe mir da, was ich nicht sehr oft tue, mir von ihr ein Autogramm, nicht in das Buch, sondern auf das Programmheftchen geben lassen, was von einem in der Schlange kritisiert wurde und ich kann mich auch, das war wahrscheinlich 2001, an ein “Rund um die Burg” erinnern, wo sie glaube ich einen Text über nine elefen gelesen hat, aber zu spät daran war, nachher hat Dietmar Grieser gelesen und die alten Damen im Publikum haben ungedudig “Wir wollen sen Grieser!”, skandiert und haben der alten Dame, die mit zitternder Stimme gelesen hat, nicht mehr zugehört. Das hat mich sehr beeindruckt und habe es Herrn Grieser auch einmal erzählt, weil ich dachte, daß es gut in seine Bücher passen könnte.
In der “Alten Schmiede” gab es mehrere Hommagen und Saisoneröffnungen, die ich mir natürlich anhörte und in der Gesellschaft im April 2016 in der “Gesellschaft” eine Veranstaltung, die ich abgebrochen habe, nachdem ich mich in der Pause mit dem Korrespondenzen -Verleger, der sie immer im Pflegeheim in Ottakring, wo sie damals lebte, unterhalten habe,um pünktlich nach Krems zur “Literatur und Wein” zum kommen und nach ihrem Tod gab es im Literaturmuseum eine Veranstaltung und bin ich anschließend zum Wein ins “DichtFest” gegangen. Ein berühmtes Plakat, wo da die etwa Sechzigjährige im karierten Kleid sitzt, das ich mir einmal von einer Literaturhaus-Veranstaltung mitgenommen habe, hängt auch in unserem Wohnzimmer.
Und zum hunderten Geburtstag, wo ihr eine Woche lang an den verschiedensten Orten gedacht wird, umständehalber nur mehr Livestream oder doch nicht so ganz und eine Woche vorher hat Cornelius Hell ihr im Ö1 die “Gedanken für den Tag” gewidmet und die “Die Welt ist aus dem Stoff,/der Betrachtung verlangt, ein Zitat aus dem Gedicht “Winterantort” – Ilse Aichinger zum achtzigsten Geburtstag” hat am Montag den 2. 11. wo es im Literaturhaus immer eine Gedenklesung für die toten Mitglieder gibt, mit einem “Hörstück” begonnen, das Kurt Neumann für den Rundfunk aus dem schon erwähnten Symposium gebastetl hat. Da Programm von damals ist wohl in der “AS” aufgelegen, ich habe mir nur gemerkt, daß Erich Fried und Peter Härting bei dem Symposium aufgetreten ist und Ilse Aichinger, da Richard Reichesperger mit dem sie bis zu seinem Tod, 2004, befreundet war, das erste Mal getroffen hat.
Das war der Prolog der Veranstaltung, dann trat der “Büchner-Preisträger” Josef Winkler auf die Bühne, der offenbar am 1. 12. 2008 im Schausspielhaus Darmstadt auf einer großen Bühne, wo schöne Gladiolen standen, die er gerne ihr gewidmet hätte und der bei einer anderen Veranstaltung auf den “Erinnerungspunkt” bestand, der am Mittwoch auf der Schwedenbrücke eröffnet wird, bestanden hat. Es hat vor fünfundzwanzig Jahren auch eine Veranstaltung im Akademietheater mit Elfriede Jelinek, Elfriede Gerstl ,Josef Winkler,, etcetera, gegeben, die mir ebenfalls entgangen ist, wo Josef Winkler denselber Text, den er auch am Montag vortrug, gelesen hat. Dann kam Julian Schutting und las Texte wo er Ilse Aichinger an ein Interview erinnerte und mit ihr auch ins Kino gegangen ist, was die in ihren letzten Lebensjahren oder davor, als die das noch konnte, fast täglich tat.
Dann kam ein Generationensprung nämlich die 1973 in Zagreb geborene Anna Baar, die das Stiftsgymnasium in Viktring besuchte und einmal, wie Ilse Aichinger ein Medizinstudium abgebrochen hat, deren “Nil” das auf der Shortlist des Öst steht, ich erst lesen muß und sie erzählte in ihrem Text von ihrer Matura in jenem Gymnasium 1991, wo sie sich zwischen Bertha von Suttner,Hermann Hesse, Albert Camus und den “Spiegelgeschichten” entscheiden konnte, die sie offenbar erst später gelesen oder verstanden hat.
Am Schluß der Montagveranstaltung kam die 1963 in Erlangen geborene Germanistin Christine Ivanovic, die sich sehr mit Ilse Aichinger beschäftigte und auch zwei Ausstellungen über sie gestaltet hat, die das Gedicht “Winterantwort”, in dem Ilse Aichinger ihrer deportierten Großmutter gedachte, wobei sie sie an das Grimmsche Märchen des “Rotkäppchen” anschloß, interpretierte.
“Großmutter wo sind deine Lippen hin. um die Gräser zu schmecken/ ist es nicht ein finsterer Wald in den wir gerieten?/ Nein, Großmutter, er ist nicht finster, ich weiß es, ich wohnte lang bei den Kindern am Rande,und es ist auch kein Wald.”
Dann habe ich mich in die schon erwähnte Veranstaltung ins Literaturhaus gestreamt, was ich auch im Vorjahr tat, wo zeitgleich der Terroranschlag stattgefunden hat und bin gerade zu Christian Katt zurechtgekommen, der sich, wie immer mit den Werken des 2001verstorbenen Christian Loidl beschäftigt hat.
Dann folgte Antonio Fian, der sich mit dem 2011 verstorbenen Werner Kofler beschäftigte, mit dessen Koffer ich ja einmal von Wien nach Klagenfurt gefahren bin. Dann kam Erika Wimmer, die sich mit der 2007 verstorbenen Erika Danneberg beschäftigt hat, die im Jänner ihren hundersten Geburtstag feiern würde, die mit Hermann Hakel verheiratet, Psychoanalytikerin und Kommunistin war, die ich im “Arbeitskreis schreibender Frauen” kennenlernte und mit der ich einige Male beim Volksstimmefest gelesen habe und las sechs Gedichte von denen ich “Wie gehst du um Genosse mit deinen Genossinnen?”, schon kannte. Karin Ivancsics, die die Veranstaltung für die GAV organisierte, folgte und erklärte, daß die Veranstaltung, die mit der großen Friederike Mayröcker begonnen hat, mit der früh verstorbenen Hertha Kräftner beendet würde.
Ilse Aichinger wurde dabei ausgelassen, obwohl sie ja auch vor vor fünf Jahren gestorben ist, was ich ein wenig schade finde, aber es geht schon am Mittwoch mit ihrer Hommage weiter.
Am Mittwoch sollte es mit einer Echtveranstaltung weitergehen, wurde doch auf der Schwedenbrücke beim Donaukanal ein Erinnerungsort beziehungsweise das Gedicht “Winterantwort” enthüllt, das dort angebracht war. Der Präsident des Kunstsenats Josef Winkler hat das vermittelt.Walter Famler eröffnet, dann, glaube ich, die Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler geredet.
So genau habe ich das nicht mitbekommen, denn auf der Brückenseite, wo das stattfand war ein Absperrungsgitter aufgestellt. Zwei Polizisten standen davor und zwei maskierte Frauen, wo mir die eine erklärte, daß ich auf der anderen Seite weitergehen könne. Die Zweite, die mich offenbar erkannte, ich sie in ihrer Maske nicht, sagte dann, ich könne durch, müßte aber offenbar eine Maske aufsetzen.
“Im Freien?”
“Leider ja!”
Also auf die andere Brückenseite stellen, wo ich dann den Passanten erklären mußte, was da gegenüber stattfand und ein offensichtlich deutscher Tourist mit zwei Kindern wollte wissen, wieso gerade dieser Ort für die Veranstaltung, denn es wäre jetzt schon kalt?
“Das weiß ich auch nicht so genau, aber wahrscheinlich war das ein wichtiger Ort für Ilse Aichinger!”, antwortete ich ihm und las dann später, als die Masken schon hinuntergenommen wurden, auf einer Tafel, daß Ise Aichinger da einmal zugesehen hatte, wie ihre Großmutter von den Nazis in ein KZ abtransportiert wurde. Daher also das schon am Dienstag zitierte Gedicht, das Josef Winkler, der Präsident, der dann das Denkmal enthüllte, nochmals las. Der hatte auch ein laute Stimme, so daß ich alles gut verstand. Vorher hat noch die Kulturstadträtin Mayer ein paar Worte gesprochen und, als es vorüber war bin ich auch hinübergegangen. Wurde von ein paar Leuten begrüßt von denen ich ,glaube ich, Lukas Cejpek erkannte, Manfred Müller von der “Gesellschaft”, Kurt Neumann war da und als alles ganz vorbei war, der Alfred hat sich noch lange mit einer grünen Kultursprecherin unterhalten, denn er ist ja mit der Grünpolitik sehr unzufrieden, kam ein Lastwagen und hat das aufgestellte Zelt und die Absperrgitter wieder abtransportiert.
Am Abend ging es dann mit einem Gespräch zwischen Christine Ivancic und dem 1963 geborenen Literaturwissenschaftler Thomas Wild über sein Buch “ununderbrochen mit niemanden reden. Lektüren mit Ilse Aichinger” weiter.
Am Donnerstag wurden dann in der “Gesellschaft” zwei Briefwechsel vorgestellt, nämlich den zwischen Ilse Aichinger mit Ingeborg Bachmann mit der sie offenbar sehr befreundet war und die sie neben ihrer Zwillingsschwester Helga, die ja nach England emigirierte, als den dritten Zwilling bezeichnete. Gelesen haben aus den beiden Bänden, die von Nikola Herweg und Irene Fußl, sowie Roland Berbig herausgegeben wurden, die beiden Schauspielerinnen Anne Bennent und Andrea Eckert.
Und am Montag ging es in der “Alten Schmiede” mit dem Ilse “Aichinger Wörterbuch” weiter das von Birgit Erdle und Annegret Pelz herausgegeben wurde und das ausgehend von Aichingers “Schlechte Wörter” eine Wörtersammlung, wie Atlantik, Beerensuche, Eich, Großmutter, grün, Kino, Schwedenbrücke, Vögel, Zumutung, etcetera, enthält, zu denen verschiedene Autoren, wie Bodo Hell, Katja Gasser, Ann Cotton, Theresia Prammer, Gisela Steinlechner , Retro Zegler, Essays herausgegeben wurde.
Das war das Ende des Aichingers-Schwerpunkts in der “Alten Schmiede” sagte Johanna Öttl in ihrer Einleitung. Am Dienstag soll es noch eine wissenschaftliche Fortsetzung geben und außerdem hält Theresa Präauer im Wiener Rathaus in der Reihe “Autorinnen feiern Autorinnen” eine Festrede auf die berühmte Autorin, wo es aber keinen Livestream gibt.