Heute hat die Friederike Mayröcker ihr neues Buch in der “Alten Schmiede” vorgestellt und als ich das im Programm gesehen habe, habe ich natürlich gedacht, da gehe ich hin, dann aber gleich am selben Tag eine achtzehn Uhr Stunde eingeteilt und wenn ich da nach sieben hingehe, bekomme ich keinen Platz unten und kann mir im Schmiede-Saal die Wall anschauen, was ich nicht will.
Aber heute ist auch der internationale Tag der Frau und da hat mir die Ruth schon länger gesagt, daß sie da die Neuauflage ihres “Auf-Buchs” vorstellt und ich dachte, das geht sich besser aus, wenn ich nach der Stunde dort hinfahre, obwohl das mit den Plätzen in der Wien-Bibliothek ja auch nicht mehr so ist.
Da soll man sich zwar anmelden, sie reservieren aber keine Plätze und dann kommt man hin und alles ist für die Veranstalter reserviert und man kann hinten stehen oder im Vorsaal sitzen. Das habe ich das letzte Mal mit der Öffentlichkeitsarbeiterin Suzie Wong so diskutiert, mir überlegt, ob ich die Ruth bitten soll, mir einen Platz zu reservieren, das aber gelassen und bin kurz nach sieben in den vollen Saal hineinmarschiert, habe einen Mitarbeiter der mir sagte, daß ich, wenn ich nicht reserviert habe, draußen bleiben müße, ignoriert, dann aber keinen freien Platz gesehen, nur die Hilde Langthaler in der zweiten Reihe Mitte, die mir zuwinkte und sagte, ich solle mich auf den leeren Platz vor ihr in die erste Reihe setzen.
Der war zwar für die Direktorin, die gerade eröffnete, reserviert, aber dem Mutigen gehört die Welt und auf der Längsseite waren ohnehin noch einige reservierte Plätze frei.
Sylvia Mattl-Wurm begrüßte also die Anwesenden und wies auf das umfangreiche Frauenarchiv hin. Dann kam Alexsander Lellek vom “Löcker Verlag” an die Reihe und berichtete von den Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Frauenkollektiv” Rit Clique”, das das Buch herausgegeben hat und erinnerte daran, daß es noch gar nicht so lang her ist, daß wir die männliche Oberhoheit, die den Frauen verbietet ohne Erlaubnis ihres Mannes einen Beruf auszuüben, nicht mehr haben und, daß Homosexualität nicht mehr verobten ist. Das war in den Siebzigerjahren, als das Familienrecht geändert wurde und da gründete sich auch die “Auf”, die Autonome Frauengruppe und die Ruth die da ja sehr aktiv war, hat schon vor ein paar Jahren bei “Promedia” ein Buch über die diesbezügliche Geschichte herausgegeben, das vergriffen ist und jetzt bei “Löcker” Ruths Stammverlag wiederaufgelegt wurde.
Ich bin ja auch eine sehr frauenbewegte Frau, bei der “Auf” war ich aber nie richtig dabei und soweit ich mich erinnern kann nur einmal in diesem Lokal in der Tndlergasse, aber beim “Arbeitskreis schreibender Frauen” und irgendwann habe ich dann auch die Ruth und die Hilde Schmölzer kennengelernt.
Der “Wiener Frauenverlag” wurde von Elfriede Haslehner gegründet, die dann von Barbara Neuwirth abgelöst wurde und der sich dann in “Milena” umgewandelt hat und inzwischen, was ich immer noch sehr schade findet, auch Männer verlegt.
Die “Auf” gibt es auch nicht mehr, wohl aber das Buch darber und ein Frauenkollektiv der Gründerfrauen hat Texte daraus gelesen, während die Ruth, die leicht oder sogar schwer erkrankt ist, so daß sie am Dienstag nicht in der Schreibegruppe war, den Büchertisch betreute.
Erna Dittelsbach, Erica Fischer, die mich einmal in der Otto Bauergasse interviewte, weil ich ja trotz Feminismus gegen Abtreibung bin und da einmal einen Arbeitskreis Linke gegen Abtreibung” gegründet habe, der allerdings ein Flop war, Käthe Kratz, Bodil Petersen und Heldis Stepanek-Kögl haben Texte aus dem Buch gelesen und sozusagen die ganze Frauengeschichte aufgerollt und inzwischen, die Siebzigerjahre sind schon lange her, hat sich sehr viel geändert und die Frauen der Identitäre, junge blonde hübsche, hetzten gegen den Feminismus und sagen, sie wollen einen Mann und Kinder und fühlen sich davon nicht unterdrückt, während die Frauen damals viel bewirkten, Johanna Dohnal war zuerst Staatssekreätrin für Frauenfragen, danach die erste Frauenministerin.
Das Frauencafe, der Frauenverlag und die Frauenbuchhandlung haben sich gegründet, die “AufW gibt es nicht mehr und die damaligen Aktivitstinnnen sind älter geworden. Der Lesesaal der Wien Bibliothek war aber wie schon erwähnt bummvoll und nachher gab es wieder Brot und Wein und Gespräche und ich bin bei der Ruth gestanden und habe den Buchverkauf beobachtet, den Suzie Wong phänomenal fand, weil, wie sie sagte, normalerweise nicht so viel Bücher verkauft werden.