Eine runde Sache

Jetzt komme ich endlich zum “Preis der Leipziger Buchmesse”, da habe ich ja von jeder Kategorie zwei Bücher bekommen. Den Dart habe ich schon beim “deutschen Buchpreis” gelesen und Tomers “Runde Sache” schon in der “Gesellschaft” gehört. Andere Belletristik habe ich nicht bekommen und jetzt Tomer Gardi s”Runde Sache”, den Belletritik-Sieger, den 1974 in Israel geborenen und in Berlin lebenden Tomer Gardi habe ich beim “Bachmann-Preis” kennengelernt.

Sein “Broken German” habe ich gelesen und jetzt eine “Runde Sache” oder zwei Romane in einem Buch. Denn zuerst stürmt ein Schriftsteller namens Tomer Gardi aus einem Theater, holt sich im Foyer Bier und belegte Brote und verliert das Gürkchen dabei. Der Intendant rutscht darauf aus und verletzt sich sein Gesicht und das Bein.

Tomer Gardi geht aufs Ko, zieht sich eine Plastikvagina aus einem Automaten und lernt dann einen Markus kennen, einen Literaturagenten, der ihm auf eine Yacht einlädt und Tomer Gardi erzählt ihm, daß er ein Lügenworkshop vorbereitet, denn so ist das bei der Literatur, alles nur Erfindung.

So entpuppt sich die Yacht auch als eine Jagd und der ewige Jude trifft auf einen Schäferhund namens Rex, der nur in “Üs” spricht. Vor ihm flieht er auf einen Apfelbaum. Dann verwendet er die Vagina als Maulkorb, was den deutschen Rex nicht gefällt. Sie treffen dann in dem Wald in dem sie sich befinden auf den Erenkönig oder den toten Elfenkönig, der seine Elfen verloren hat. Der alte Goethe ist also da und die Brüder Grimm rund die drei wanden bis zum Bad Obdach, sammeln dort Flaschen für den Supermarkt und treffen auch noch auf eine Oma, die sie auf einen Braten einlädt. Denn der Jäger hat ihr offensichtlich das Wild serviert, das wegen dem Adrenalin besser schmeckt.

Über die Arche Noah geht es dann ins Theater zurück, wo der Erlkönig und der Hund zwar verloren wurden. Tomer Gardi aber ziemlich ramponiert den Intendanten trifft und sie beschließen dem Publikum die Geschichte mit der Salzgurke zu erzählen.

Im zweiten Teil der “Runden Sache”, Tomer Gardi sagte auf dem “Blauen Sofa” nach der Preisverleihung, daß für ihn eine runde Sache eigentlich zwei gegenseitige Bedeutungen hat. Auf der einen Seite ist ein Kreis nie abgeschlossen, hat also keinen Anfang und kein Ende, die Bedeutung der “Runden Sache” besagt aber genau das.

So gibt es in dem Buch noch einen Roman der “Eine runde Sache” heißt, auf Hebräisch geschrieben und von Anne Birkenhauer übersetzt und da geht es um den indonesischen Maler und Prinzen Raden Saleh, der von 1811 bis 1888 lebte und viele Jahre in Europa, der Niederlande, Deutschland und in Paris gelebt und gemalt hat.

Tomer Gardi schildert seine Reise nach Europa und wieder zurück, spricht von seinen Kleidern, den “bohemischen”, den javanischen und anderen und, daß er nicht tanzen konnte. Er wurde an den verschiedenen Höfen herumgereicht, erhielt von Prinzen und Diplomaten Stipendien, hielt auch Beziehungen zu Arbeiterkreisen und versuchte auch die Bewegungen zu malen. Es gibt auch einen geheimnisvollen Erzähler aus der Gegenwart oder dem Jahr 2030, der all das erzählt.

Dieser Teil, der mit dem ersten nichts zu tun hat, obwohl er den gleichen Titel trägt, ist abgesehen von den immer wieder eingesprenkelten Bezügen aus der Gegenwart viel konventioneller erzählt.

Zwei Romane in einem oder eigentlich zwei Erzählungen und Tomer Gardi ist ein sehr weitläufiger Erzähler, der die verschiedensten Sprachstile oder Spiele perfekt beherrscht.

Teil eins würde ich als eine Farce bezeichnen. Alexander Carmele, der meinen Blog ja sehr verfolgt, sieht Bezüge bis zu Thomas Mann und den verschiedensten Philosophen darin. Soweit würde ich nicht gehen, sondern überlege immer noch das “Broken German”, das darin, wenn auch viel weniger, als in dem anderen Buch, enthalten ist.

Tomer Gardi spricht gut Deutsch, spielt also damit und das erregte viel Widerstand oder Diskussionen, als er in Klagenfurt seinen ersten Text las und ich bin auch irgendwie davon betroffen, da ich, weil ich mich immer noch gegen die Festlegung auf Rechtschreibregeln wehre und wahrscheinlich auch die Grammatik einer österreichischen Hauptschülerin habe, die irgendwie auch anders, als die deutsche ist, nicht und nicht in den Literaturbetrieb hineinkomme, obwohl ich das so gerne will.

Tomer Gardi, der in Israel geborene, spielt damit und die heurigen “Leipziger- Buchpreisgewinner” spielen alle mit der Sprache und den Problemen der Übersetzungen und das deutete Tomer Gardi in den Interview am “Sofa” auch so an, daß er natürlich eine andere Sichtweise durch seine Herkunft und Lebenserfahrungen, als beispielsweise die Interviewerin hat.

So entstehen Mißverstänisse oder können das und das ist natürlich eine Frage, die uns alle betrifft. Also ist die die Sache gar nicht so rund, wie es vielleicht den Anschein hat.

Zwei unterschiedliche Reisebücher

Zwei sehr unterschiedliche Bücher wurden heute in der Reihe “Literaturen der Welt” in der “Gesellschaft für Literatur” vorgestellt und von Ursula Ebel moderiert.

Zsuzsanna Ghase und Tomer Gardi und die 1946 in Budapest geborene und jetzt in Müllheim lebende Zsuzsanna Ghase, die ihre experimentelle Poetik in der “Edition Korrespondenzen” verlegt, habe ich schon bei mehreren Veranstaltungen erlebt und bei der “Literatur und Wein” gab es, glaube ich, auch einen Sonderdruck von ihr.

“Bergisch teils farblos”, heißt das neue Buch, wo es, glaube ich, in fünfhundert Aufzeichnungen, um die Alpen geht. Ganz genau habe ich das nicht verstanden, weil der “Gesellschaft-Livestream” oft stark geruckelt hat. Jedenfalls hat Zsuzsana Gahse, entnehme ich dem Beschreibungstext “unterwegs in nicht nur freundlichen Alpengegenden in unterschiedlichen Hotels und Berghütten Portraits von den Besuchern und den heimischen Gastgebern” gesammelt.

Einige der Stücke hat sie gelesen und im Gespräch mit Ursula Ebel erklärt, warum sie keinen herkömmlichen Roman schreiben wollte, sondern sich eher an Nathalie Sarraute orientiert, für diese Textform entschieden und einen herkömmlichen Roman hat auch der 1974 in Israel geborene Tomer ,Gardi nicht geschrieben, der 2016 eingeladenen von Klaus Kastberger in Klagenfurt mit seinem “Broken German” aufgefallen ist, das ich bei “Droschl” erschienen, auch gelesen habe.

Der jetzt ebenfalls bei “Droschl” erschienene dritte Roman “Eine runde Sache” besteht offenbar aus zwei Teilen. Im ersten Teil geht es ebenfalls in Broken German: “Ich bin ein gieriger Mensch, eine Person mit starke Bedürfnisse, und nach der Eröffnungsabend des Theater Festivals, wollte ich folgendes: Bier, Brot, Zigarette”, ein Autor namens Tomer Gardi mit einem Erklönig und einem Hund namens Rex auf Reise.

Der Autor spricht das schon erwähnte Kauderwelsch, der Erlkönig in Reimen und der Hund stößt immer “uus ” heraus.

Also schon ganz schön interessant. Es gibt aber noch einen zweiten Teil und den hat Tomer Gardi in Hebraisch geschrieben und von Anne Birkenhauser übersetzen lassen und da reist im neunzehnten Jahrhundert, ein indonesischer Maler von von Java nach Europa und wieder zurück.

Wie die beiden Teile zusammenpassen und sich in einen Roman zusammenfassen lassen, habe ich nicht ganz verstanden. Klingt aber sehr interessant und originell, denn ich höre ja immer, daß ich angeblich so schlecht schreibe.

Mag sein, obwohl ich es ja sehr lang und sehr regelmäßig praktiziereKunstsprache und Sprachexperimente und ich meine es ja ernst und finde auch die Kombination von Zsuzsanna Gahses Sprache und die von Tomer Gardi, die ja höchst unterschiedlich sind, sehr interessant und vielleicht auch mutig und weil ich mir ja derzeit, zuerst freiwillig, jetzt vom Staat verordnet,das alles von zu Hause ansehe, kann ich noch erwähnen, daß ich, als die Lesung beendet war, auch, glaube ich, denn mit Maske erkennt man die leute ja nur schwer, Kurt Neumann und Räto Ziegler, den Saal verlassen gesehen habe.

Broken German

Weiter geht es mit den Geburtstagsbüchern und diesmal ist es eines, das polarisieren könnte, nämlich Tomer Gardis “Broken German” mit dem er im Vorjahr beim “Bachmannpreis” gelesen hat und bei “Amazon” gibt es gleich drei “Ein-Stern-Rezensionen”:Unglaublich schlecht. Definitiv nicht empfehlenswert, zumindest für Leute mit Anspruch auf gute deutsche Literatur, welche nicht in einem Satz gleich mal 10 Rechtschreibfehler hat”, steht da geschrieben und am Buchrücken steht “Eine erfrischende Antwort auf die “German Kulturangst” vor der Überfremdung – für alle, die Lust auf Grenzüberschreibtung und Regelbrüche haben.”

Ja wir leben in bewegten Zeiten, wo sich viel, aber nicht alles verändert, denn daß die Leute sehr happig sind, wenn einmal die Orthographie nicht ganz stimmt und die alte statt der neuen Rechtschreibordnung verwendet wird, kann ich bei meinen Kommentaren merken, dabei habe ich kein gebrochenes, sondern wahrscheinlich ein Hauptschuldeutsch, mit dem ich mich, aufmüpfing wie ich einmal bin, wehre mich den Regeln und den sogenannten Rechtschreibordnungen anzupassen.

Andererseits kann man ja schon in Hochschulvorträgen Sätze hören, wo das German mit dem  Englisch sehr vermischt ist, wir gehen shoppen, schreiben mails etecetera, brauchen, da viele Kinder in der Schule nicht richtig Lesen lernen, eine leichte Sprache und die Kinder, die in mehreren Sprachen aufwachsen, verwenden wahrscheinlich sehr selbstbewußt ein Sprachgemisch und ich war auch einmal in Bozen und hörte einer Frau beim Reden zu, wie sie sehr selbstverständlich mitten im Satz das Deutsch ins Italienische kippte, weil ja zweisprachig aufgewachsen und beides  die Mutter oder Vatersprache, wie das so schön heißt, ist.

Aber eigentlich geht es auch, um die Flüchtlingsströme, die polarisieren und die “Gutmenschen” und “Multikultis” dann vielleicht auch einmal aus Trotz dazu veranlaßen, Leute zum “Bachmannpreis” einzuladen, die vielleicht wirklich oder auch nur konstruiert, ein  broken German haben.

Bei dem 1974 in Israel geborenen Tomer Gardi, der sowohl in Tel Aviv, als auch in Berlin Literatur studierte, bin ich mir gar nicht so sicher, wie gebrochen er wirklich Deutsch spricht.

Er war jedenfalls Stipendiat in Graz und hat da, glaube ich, das bei “Droschl” erschienene Buch geschrieben. Klaus Kastberger hat ihn nach Klagenfurt eingeladen und ich habe das Buch gelesen und muß schreiben, ich habe mir beim Lesen auch ein wenig schwer getan, all das zu verstehen, ist man das fehlerfrei korrigierte Hochdeutsh ja gewähnt und erwartet es wahrscheinlich auch und ich kriege ja auch manchmal Kommentare, daß ich zu unverständlich bin.

Ein Roman oder eigentlich ist es eine Kurzgeschichtensammlung, die mit der Sprache, der Geschichte und noch mit vielen anderen spielt, um Kafka und Goethe, Nabokov und die Herren der Akademie geht es auch und die Leichen, die man im jüdischen Museum findet und Koffer, die am Flughafen vertauscht werden und auch die Protagonisten werden das ständig, taucht doch Tomer Gardi himself auf, sitzt in Graz und schreibt sein “Broken German”, dann sind wir in Berlin und im jüdischen Museum.

Es geht, um ein nur scheinbar vergrabenes Messer und den Film der darüber gedreht werden soll. Aber eigentlich wurde das ja gar nicht vergraben, sondern von der Flughafenpolizei abgenommen, weil man damit ja in kein Flugzeug  darf und sowas habe ich 1991 in Japan auch tatsächlich erlebt, daß eine alte Dame, ein solches in ihrem Koffer hatte und auch Brot und Konserven, weil sie sich in den zehn Tagen Japanaufenthalt vorwiegend durch Mitgebrachtes ernähren wollte. Das war noch lange vor nine elefen, also auch da kein großes Tamtam und ich bin ja eine, die sehr tolerant ist und die Frage was gute Literatur ist noch immer nicht beantwortet hat.

Das heißt, ich glaube, es gibt eigentlich keine besondere und alle ist gut, die ehrlich und authentisch ist und eigentlich ist es ja auch nicht wirklich sehr verständlich, warum man keine Rechtschreibfehler haben darf, aber sehr wohl Mäuse in heißes Fett tauchen, wenn man ein Stipendium haben will.

Ich denke, daß alle Leute schreiben sollen, die das wollen, daß man dafür keine Matura und auch keine Hochschulbildung braucht und, daß sich die Sprache natürlich verändert wird, wenn die jungen Autoren Türkisch als Muttersprache haben,  Serbisch oder Albanisch, etcetera.

In dem Buch geht es sicher auch um Politik und ich wäre sehr gespannt, was mein Kritiker Uli dazu sagen würde, oder lieber nicht, denn, daß dem das auch nicht sehr gefallen könnte, daß da einer herkommt und mit der Sprache mehr oder weniger mutwillig spielt, aus dem “Goethe Institut” eines für Kafka machen will und ständig den Herren der Akademie von seinem Besuchen im jüdischen Museum und den Leichen, die er dort gefunden hat erzählt, kann ich mir vorstellen

Wahrscheinlich eine Einbahnstraße der Literatur und ein Experiment, daß da Klaus Kastberger und “Droschl”, der ja als er noch dem Vater gehörte,  ein sehr sehr experimenteller Verlag gewesen ist und heute einer dessen Bücher man regelmäßig auf den dBp-Listen kann, wagten.

Der gebildete Durchschnittsleser wird sich wahrscheinlich schwer mit solchen Büchern tut, und “Kann der kein Deutsch?”, schreien, aber das tut Tomer Gardi ja auch und schreibt mehrmals “Wie heißt das jetzt auf Deutsch?” oder “Was für Sprache redet ihr da? Was wir reden ist Deiutsch, sagt er. Was ihr da redet ist kein Deutsch. Die drei wollen uuns, sagt er zu seine Freude, die drei wollen uns anscheint verarschen”.

Das vielleicht auch und mich würde wirklich interessieren, wie echt oder konstruiert dieser Text, den ich für sehr wichtig, gerade in Zeiten wie diesen halte und ihn auch interessant zu lesen fand, ist und die Sprache wird sich und hat sich natürlich verändert.

Vor hundert Jahren haben die böhmischen Köchinnen in den Wiener und wahrscheinlich auch Berliner Herrschaftshaushalten “Kucheldeutsch” gesprochen, in den Kabaretts wurde geböhmakelt und gejiddelt und sich lustig darüber gemacht.

Das mag ich wahrscheinlich genauso wenig, wie die Tschechen, wenn es um das böhmakeln des Joseph Schwejk geht, der das in Prag sicherlich nicht gemacht hat, weil seine Muttersprache ja Tschechisch nicht Dutsch war und heute reden wirm je gebildeter wir sind, alle selbstverständlich “denglisch”, wollen aber bestes Hochdeutsch oder vielleicht auch etwas Experimentelles lesen und wenn etwas einfach und linear geschrieben ist, dann ist es keine gute Literatur. Fehler darf es natürlich auch keine haben, aber dafür gibt in den Publikumsverlagen, ja die Lektoren, sofern diese in Zeiten, wie diese noch existieren, die sie ausmerzen sollen.

Ein spannendes Stück Literatur also mit der wir über uns, über die politische und gesellschaftliche Situaton nachzudenken und vielleicht auch mehr Toleranz einzufordern können.

Aber beim “Bachmannpreis” und noch viel mehr beim “Bloggerbusterpreis” wird natürlich nach wie vor ausgewählt und Tomer Gardi konnte, da Graz-Stipendiat in Klagenfurt lesen und bei “Droschl” erscheinen, wenn der sein Manuskript aber einfach so und ohne Erklärung zu den Bloggern geschickt hätte, währe er höchstwahrscheinlich nicht in die Longlist gekommen, denke ich, bin gespannt, was weiter in der Sprache und in der Literatur passiert und freue mich in diesem Sinn schon auf den nächsten “Bachmannpreis”, der ja demnächst stattfinden wird.