Noch einmal Nacht

Jetzt geht es gleich und wahrscheinlich für heuer das letzte Mal, weil ich am nächsten Montag in Harland bleiben will, weiter mit dem Cafe Prückl und da habe ich am letzten Montag ja geschrieben, daß mir die heute auftretende Nathalie Rounaet unbekannt ist. Stimmt aber nicht, denn ich habe sie schon ein paar Mal im Literaturhaus slamen gehört, jetzt las sie einen, wie sie betonte, ihren Lieblingsslamtext, den ich, glaube ich, schon hörte, “Sie nennen dich Flüchtling, Migrantin, dein Name ist Leyla und das bedeutet Nacht” und dann Ausschnitte aus einem Roman, an dem sie gerade schreibt, in dem es um die Resistance und ihren Großvater geht.

Dann ging es, wie Birgit Schwaner bedeutete, weiter mit dem Politischen, nämlich mit Gerald Jatzek, dem Liedermacher, Kinderbuchautor und Lyriker, der drei Texte vorbereitet hatte, den ersten hat er, wie er betonte letzte Nacht geschrieben und er handelt, was mich natürlich besonders interessiert, wo ich ja bevor ich ins Cafe Prückl gegangen bin, meine zehnte Szene geschrieben habe, wo die Lena Wünsche, die Eja Corona-Gedichte schickt und die Wiedereinführung der Maskenpflicht gerade in den Nachrichten durchgegeben wird, von einem “Vir” das die Welt verändert hat. Ob das eine Anspielung an das “Wir ist, habe ich nicht ganz herausbekommen. Der Satz “Wenn Konzerte ausfallen, macht die Polizei Musik”, hat sich mir aber besonders eingeprägt.

Dann kam eine ältere Geschichte von einem alten Tschecheranten, der am Zentralfriedhof Blumen aus Gräber aus und in andere für Geld eingräbt, mit den alten Witwen schäkert und dann auf einer Bank in Friedhofsnähe verstirbt. Dann kam noch ein Nachtstück oder ein Totengesang “Die Toten sind…”, in fünf Teilen. Gerald Jatzek hat E. T. Hofmann dabei erwähnt. Mich hat es eher an die Jelinek und “Die Kinder der Toten” erinnert.

Die Ruth war wieder da, der Hansjörg Liebscher und noch eine Menge andere mir unbekannter Leute und interessant ist, denke ich, abschließend, wie unterschiedlich man die Nacht beschreiben kann.

Ich habe mich ja diesmal nicht beworben, da ich mir die GAV-Aussendung, die dazu aufforderte, nicht oder nicht so genau angeschaut habe, bei den Deutungshoheiten oder, daß Nacht ja auch vergessen bedeutet, wäre aber das Stück aus der “Magdalena Kirchberg”, das ich das letzte Jahr beim Volksstimmefest gelesen habe, passend gewesen und da gibt es heuer nicht nur keine Anthologie und kein “Linkes Wort”, sondern, wie ich gestern hörte, auch kein Volksstimmefest weil die Organisation und die Auflagen offenbar doch zu schwierig ist. Man sieht Corona schlägt wild herum und das gehört wahrscheinlich auch irgendwie zur Nacht, obwohl das Birgit Schwaner sicherlich nicht eingeplant hat, als sie dieses Thema wählte.

Viermal war ich heuer bei den Podiums-Lesungen. Früher hätte ich mir das eher ausgespart, aber heuer hat es dieser Juli literarisch auf sich und jetzt bin ich nur gespannt, ob ich morgen zu den O-Tönen komme oder nicht.

Hahnrei Wolf Käfers und Thomas Northoffs Nachtgeschichten

Nach dem verpatzten oder verpassten O-Tönen letzte Woche geht es, denn jetzt kann man ja noch maskenlos ein Lokal betreten, gleich weiter mit den Lesungen und diesmal war es in dem CafePrückl Hinterraum auch sehr voll. Die Ruth ist schon an einem Tisch gesessen, Hansjörg Liebscher, Susanne Schneider, die Nahid Bagheri-Goldschmid und und waren da und gelesen haben zwei Bekannte, die ich beide letzte Woche gehört und gesehen habe.

Nämlich als erster Hahnrei Wolf Käfer der hier nur als Wolf aufgetreten ist und den ich ja eigentlich mit der anderen Lesereihe im Weinhaus Sittl assoziiert hätte, in dem heute, glaube ich, Christa Kern einen Nestroy veranstaltete, Birgit Schwaner, die ja immer sehr abgehoben deutet, leitete mit einem Zitat ein, daß die Nacht, sowohl eine Metahpher für den Tod, als auch für ein schönes Erlebnis am Würstelstand dienen können.

Das hat es eigentlich in sich und Hahnrei Wolf Käfer, der von Birgit Schwaner, als wieder sehr genau und präzise Schreibender vorgestellt wurde, las in seinem Nachtportrait von einer Melanie Nacht, einer alten Lehrerin an einer Privatschule, die sich von ihrem Partner namens Sunrise, ebenfalls Lehrer, der zwei Schüler zum Selbstmord bringt, langsam verfremdet.

Interessant der Sprachstil, die Ruth hat ihn mit Thomas Mann verglichen und dann ging es gleich zu den Graffitis, einem alten Widerstandskämpfer und einer Liebesgeschichte von Thomas Northoff, die wie Birgit Schwaner erklärte im letzten “Podium” erschienen ist und da überraschte mich die Sprache, denn Thomas Northoff hat ja einen sehr speziellen experimentellen Stil, wie er auch am Dienstag in Strobl präsentierte, aber jetzt war es umgangsprachlich realistisch und las von einem alten Widerstandskämpfer, den er zu einem Graffitisymposium einladen wollte.

“Hör ma auf mit Graffitis, das sind doch Schmierereien!”, fuhr er ihn an, hat aber in Nazizeiten selber Widerstandsparaolen auf die Straße gemalt und dabei die Liebe seines Lebens kennengelernt, jetzt ist die eine alte Frau und sehr krank und ist dann zwei Wochen bevor er auf dem Symposium auftrat gestorben.

Interessant die Vielfalt der Nachgeschichten. Am Mittwoch kommt die mir unbekannte Nathalie Rouanet und der mir bekannte Gerald Jatzek, mal sehen, ob ich da noch gehen kann, aber in dem Hinterzimmer ist man ja schnell drinnen. Dann gäbe es noch einen Montag mit Monika Vasik und Stefan Schmitzer, aber da werden wir wahrscheinlich in Harland in der Sommerfrische sein.

Wieder Cafe Prückl

Langsam scheint der Veranstaltungsreigen wieder zu beginnen, zumindestens was den Sommer betrifft, denn da ist es nach den Kurzausflug ins Salzkammergut gleich wieder zu der Sommerlesereihe des Podiums, zu der Nacht, beziehungsweise zur Dunkelheit, wie Birigit Schwaner in ihrer Einleitung eine Untergruppierung herstellte.

Dunkelheit das sind die Krisen, die Geheimnisse, sogar der Tod könnte man sagen. Birgit Schwaner bemühte sogar die Hundemetapher, da solche in beiden Texten sowohl in dem von Annett Krendelsberger als auch den von Constantin Göttfert vorkamen.

Die 1967 in Wien geborene Annett Krendelberger, die ich, glaube ich, schon bei einigen Lesungen hörte, begann den Reigen. Bei ihr hat Birgit Schwaner auch noch die bildreiche Sprache besonders gelobt.

Der Text hieß “Die Besucherin” und hatte tatsächlich schöne Wendungen, der erwähnte Hund kam kurz vor während bei dem 1979 ebenfalls in Wien geborenen Constantin Göttfert, der in Leipzig studierte und dessen “Steiners Geschichte” ich sowohl in der “Alten Schmiede” bei den “Textvorstellungen” hörte, als auch das Buch Mitten in der Pandemie im Schrank gefunden habe, der Hund schon im Titel vorkam.

Birigt Schwaner deutete eine Vieldeutigkeit der Metapher an, die mir aber entgangen zu sein scheint, habe ich die Geschichte von den Beiden mit den Plan, wo der eine in dem Haus bei einer Frau wohnt, die ihn heraushaben will und der den Hund dann mit Hundekekse zum “Leidensweg” bringt, viel realistischer Verstanden und war recht froh darüber, als Birgit Schwaner in ihrer Ausleitung auch die neoliberale Deutungsweise erwähnte.

Hansjörg Liebscher war von den mir Bekannten im Publikum und das nächste Mal am Montag werden Wolf Käfer und Thomas Northoff lesen, die ich beide wohl diese Woche schon lesen hörte.