Erwin Riess
Walter Eckart
Elfie Resch
Pünktlich eine Woche vor dem Schulanfang, Wiens angeblich schönstes Fest mit einer Autorenlesung jeweils zwischen vier und sechs.
Ich habe da, glaube ich, so ungefähr 1980 oder war es schon 79 zusammen mit dem “Arbeitskreis schreibender Frauen” gelesen und kann mich erinnern, daß ich sehr aufgeregt war, war es ja wahrscheinlich eine meiner ersten Lesungen, Waltraud Haas hat mich da beruhigt und gersagt, sie wäre es auch.
Das nächste Mal allein war dann 1989 in dem Jahr oder Sommer wo Arthur West, der damals die Lesungen organisierte. das Publikum beruhigte und erklärte, daß das nicht so schlimm mit der DDR wäre und sie bestimmt nicht untergehen würde.
Damals haben, glaube ich, noch Elfriede Jelinek, Peter Turrini und Marie Therese Kerschbaumer gelesen, ich habe ein Stück aus den “Hierarchien,” die ich ja damals geschrieben habe, vorgetragen und Peter Turrini hat sich interessiert danach erkundigt.
Nadia Baha
Andi Pianka
Eva Jancak
Seit damals habe ich fast jedes Jahr gelesen, 1991 oder 92 nicht, da ist es sich, glaube ich, irgendwie nicht ausgegangen Arthur West zu fragen, weil ich statt auf der GAV-Vollversammlung auf irgendeiner Fortbildungsveranstaltung war und ich habe dann auch meinen Vater betreut und bin, glaube ich, nur kurz zum Zuhören hingefahren.
Arthur West ist 2000 gestorben, Helmuth Rizy hat aber schon ein bißchen früher die Organisation übernommen und mit den “Anthologien” angefangen.
Dann gabs ein zwei Jahre, glaube ich, kein Volksstimmefest oder keine Lesungen, danach haben Christoph Kepplinger und Roman Gutsch die Organisation übernommen. Seit einigen Jahren macht es Christoph Kepplinger allein und bringt auch junge Lesende, wie Peter Clar, Nadine Kegele, Gertraud Klemm, Verena Mermer, Petra Piuk, die dann bekannt wurden und viele andere, es hat aber auch schon Julian Schutting gelesen, etcetera.
Karin Marinho da Silva
Susanne Toth
Sandra Weihs
Es gibt seit einigen Jahren ein Thema, diesmal war das “Von der Ordnung und Unordnung der Welt” und ist, glaube ich, von der russischen Revolution ausgegangen, die ja heuer ihr hunderstes Jubläum hat.
Dazu passt die Szene wo der Fabian Hirschmann von der Störaktion aus Graz zurückkommt und von seiner Mutter aufgeweckt wird, zwar nicht wirklich, ist er ja, wenn überhaupt, dann eine Revolutionär in der anderen Richtung, aber es gibt auch, wie Chrisoph Kepplinger betonte, demächst eine Wahl und die “Rechten” wollen auch eine Ordnung in unsere Gesellschaft bringen, weil sie glauben, daß die nicht mehr geordnet ist und da passt die Szene gut hinzu und ich habe auch gleich am Beginn des Samstags gelesen, was ich ja eigentlich auch immer will.
Die erste Lesende war Elfie Resch, 1948 in Baden geboren und schon fast eine Stammleserin und sie brachte zur Ordnung passend, einen Text von einem Schatzkästchen, das eine Tochter geschenkt bekommt und dann noch ein paar Gedichte, die die Unordnung und den Widerstand dagegen aufzeigten.
Richard Schuberth
Reinhard Wegerth
Gertraud Klemm
Erwin Riess, 1957 in Wien geboren und ebenfalls ein Stammleser, ganz früher haben noch Ernst Hinterberger, Franz Kain, Erika Danneberg etcetera gelesen, brachte einen Ausschnitt aus seinem neuen Groll-Roman, den er in der “Alten Schmiede” zur Saisoneröffnung vortragen wird. Deshalb war wahrscheinlich auch Kurt Neumann im Publikum.
Dann kam schon ich mit meiner Fabian Szene aus meinem wahrscheinlich demnächst erscheinenden Buch “Vor dem Frühstück kennt dich keiner”, mit dem Bibliotheksgespenst, das eigentlich keines ist und dem Roman über hundert Tage schwarz-blau, den ich 2000 geschrieben habe.
Walter Eckhart und Nadia Baha sind, glaube ich, zwei Debutleser, der erste wurde 1948 in der Steiermark geboren und ist Redakteur des “Uhudlers”, die zweite 1983 und schreibt satirische Texte.
Andi Pianka, kenne ich, glaube ich, noch aus der Zeit, wo er auf Cornelia Travniceks Blog kommentierte, habe ihn zweimal in St. Pölten und einmal auch in dem Cafe in der Lerchenfelderstraße gemeinsam mit Sara Wipauer gehört.
Helmut Rizy
Werner Lang
Hilde Schmölzer
Er brachte zwei sehr politisch scharfe Texte, die sich mit der ungeordneten Welt und ihren Mißständen beschäftigten.
Karin Marinho da Silva, 1962 geboren und im Burgenland lebend, überraschte dagegen mit einem Text, der sich mit dem Senf beschäftigte. Wo ist da die Ordnung oder der politische Anspruch, könnte man fragen. Er war aber meiner Meinung nach eine erfrischende Abwechslung und Würsteln mit Senf gehören wahrscheinlich auch zum Volksstimmefest, die in Wien Frankfurter und überall sonst Wiener heißen, was wieder zu Ordnung passt.
Die 1983 in Klagenfurt geborene Sozialarbeiterin Sandra Weihs, die ich, glaube ich schon einmal im Literaturhaus hörte, wurde dann wieder politisch und brachte eine Gesprächsprotokoll zwischen einem AMS berater und einem arbeitssuchenden Klienten, der sich nicht ganz an die vorgegebene Ordnung hält.
Die 1964 geborene Burgenländerin Susanne Toth kenne ich von den Poetnächten. Sie hat, glaube ich, auch schon am Volkstimmefest gelesen. “Save the day” hieß ihr Text.
Susanne Ayoub
Heino Fischer
Barbara Eder
Und der 1950 geborene Reinhard Wegerth ging mit seinem Text weit in die Vergangenheit hzurück und beschäftigte sich da mit den in den Siebzigerjahren existieren “Edition der Literaturproduzenten”, die bei “Jugend und Vol”k erschien und wo die Autoren selbstverwaltende Texte herausgaben. Elfriede Gerstls “Berechtigte Fragen” sind da entstanden. Die Texte der Jelinek und des Michael Scharangs aber nicht so sehr, denn die waren schon bei “Rowohlt” oder “Luchterhand” und hatten die Autoreninitiative daher nicht mehr so nötig, wie Reinhard Wegarth satirisch listig anmerkte.
Und Richard Schuberth, auch schon ein regelmäßiger Leser beschäftigte sich mit dem Heimatbegriff, den er den Rechten nicht so ganz überlassen wollte.
Als letzte kam Gertraud Klemm auch schon eine Stammleserin, die ihre Karriere vielleicht dort machte oder schon gelesen hat, als sich noch nicht auf der LL gestanden ist und in Klagenfurt gelesen hat. Sie brachte und das ist interessant, einen Text von einer siebzigjährigen rebellischen Frau, die auch, wie der Fabian in Graz, Scheiße schmiß, diesmal aber auf einen Regierungsrat der einen Bären erschossen hat.
Dann gabs wieder Kaffee und Kuchen beim Favoritnerstand und am Abend hörten wir uns noch auf der “Volksstimmefestbühne” Timna Brauer und den “Nino aus Wien” an.
Günter Vallaster
Mladen Savic
Katrin Forstner
Am Sonntag ging es dann mit nich ganz so schönen Wetter und daher auch nicht so vielen Zuschauern mit dem “Linken Wort” auf der “Sigi Maron Bühne” weiter. Da hat Helmut Rizy, den ich schon lange kenne und mit ihm auch einmal in der GAV-Neuaufnahmejury war, begonnen und setzte sich mit seinen Ordnungstext, sowohl politisch, als auch im Bereich der Kunst, wo wir ja alles in E oder U, Romane, Erzählung, Novelle, etcetera einteilen und dann doch nicht einhalten, auseinander.
Das 1955 in der Steiermark geborene Mitglied des “Werkkreises Literatur der Arbeitswelt” Werner Lang brachte dann auch einen Ausschnitt aus der Erzählung “Stramm”, wo sich ein Arbeiter mit der Vergangenheit seines Vaters und Großvaters beschäftigte.
Hilde Schmölzer, die frauenbewegte, die dann folgte, beschäftigte sich in ihrem Text natürlich mit der Frauenbewegung während Susanne Ayoub auch schon eine Volksstimmefest-Stammleserin, einen Auszug aus ihrer “Medea-Neubearbeitung” brachte, mit dem sie einen Exil-Theaterpreis gewonnen hat.
KurtO Wendt
Natalie Deewan
Dann wurde es musikalisch, kam doch der 1948 in St. Pölten geborene Heino Fischer, der eine beachtliche Publikationsliste hat, mit seiner Gitrarre, gedachte Sigi Maron und brachte Auszüge aus seinem Programm “Es reicht”.
Die 1981 geborene Barbara Eder, die Sozial und Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Genderforschung studierte und, glaube ich, in der “Dokumentationsstelle für ost und mitteleuropäische Kunst” im Juni einen Vortrag über Comics halten hätte sollen, brachte einen sehr interessanten Text, wo, die nicht mehr gebrauchten Arbeitskräfte zwangsweise nach Armenien oder an anderen Orten ausgeflogen wurden.
Der mir aus der GAV und aus dem “Wohnzimmerkreis” schon lang bekannte 1968 in Vorarlberg geborene Günter Vallaster sah die Ordnung beziehungsweise die Unordnung in seiner in einer der “Feribordnummern” herausgegebenen “Hasentexte”, was man wieder etwas vom Thema ab interpretieren könnte, es ist aber bekannterweise alles Interpretationssache, beziehunsweise die experimentelle Literatur vielleicht nicht so ganz ordentlich, wie die dem Mainstream angehörende.
Der 1979 in Zagreb geborene Mladen Savic, der glaube ich, schon im Vorjahr gelesen hat, wurde dagegen wieder theoretisch und brachte einen sehr langen Text, der sich mit der Ordnung oder Unordnung der Polizeigewalt auseinandersetzte.
Natalie Deewan
Danach wurde es mit der 1989 in Wolfsburg geborenen Kathrin Forstner sehr poetisch und dann kam KurtO Wendt von dem ich schon ein Buch gelesen habe und stellte ein Theaterstück vor, das demnächst im “Fluc” aufgeführt wird, in dem es um die Abschaffung der Arbeit geht und ganz am Schluß kam noch eine Wortperformance der 1978 in Wien geborenee Natalie Deewan, die zehn Leute aufforderte sich als Wortträger zu betätigen, ihnen die Buchstaben aus denen man sowohl “LINKES WORT” als auch das Anagramm “SILENT WORT” bilden konnte, was dann wahrscheinlich die 2017 Anthologie über die “Ordnung und Unordnung” der Welt zieren wird.
Kurz nach der Lesung begann es dann zu regnen, so daß wir auf der “Volksstimmefestbühne” zwar Tini Trampler und den “Playbackdolls” zuhörten, dann aber nach Hause gegangen sind, so daß wir die “Wiener Tschuschenkapelle” versäumten, aber die habe ich glaube ich schon einmal in Krems und einmal im AK-Theater gehört.
Und jetzt kommt für alle Interessierte, noch das Archiv 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015 und 2016, wo man sich die Artikel und meistens auch die schönen Fotos vom Alfred ansehen kann.