Karfreitag in der Krise

Ich bin ja, wie ich wahrscheinlich schon geschrieben habe, nicht religös, sondern  mit einer wahrscheinlich katholischen Mutter in einem sozialistischen Haushalt aufgewachsen, trotzdem ist mir der Kartfreitag immer besonders wichtig und ich kann mich auch erinnern, daß ich mich wahrscheinlich als Hauptschülerin fragte, ob ich das tun darf, als ich an diesem Tag in ein  Wurstsemmerl biß, das Fleischessen am Karfreitag und die eventuellen Schuldgefühle darüber sind jetzt vorbei, der Alfred ist ja ein großer Fleischkocher, aber das Freihalten des Karfreitags, der ja in Österreich seltsamerweise gar kein Feiertag ist, war mir immer wichtig.

So kann ich mich erinnern, daß ich als ich zwischen 1983 und 1987 Vertragsassistentin an der Sprachambulanu, der  II HNO-Klinik im AKH und daher Angestellte des Bundes war, dort den Karfreitag, wie die Ärzte freihatten, während die Logopäden, als von der Stadt Wien Angestellen da sein mußten.

Da gab es große Diskussionen, ich bin aber 1987 ohnehin in meine freie Praxis zuerst in der Otto Bauergasse, dann in der Gumpendorfterstraße, später in der Reinrechtsdorferstraße, jetzt in der Krrongasse gegangen und habe mir diesen Tag immer freigehalten, beziehungsweise meine Osteferien spätestens da begonnen.

Ich habe ja einen Zweitwohnsitz in Harland bei St. Pölten, weil der Alfred von dort stammt und so verbringen wir die Osterferien immer dort. Als der Alfred noch nicht in Altersteilzeit war, bin ich auch früher, wie beispielsweise manchmal schon am Gründonnerstag dort gewesen, wenn ich keine Stunden hatte. Seit er Montag und Freitag nicht arbeitet, fahren wir am Gründonnerstagabend dort hinaus und dann fahre ich dann Rad in Richtung Wilhelmsburg oder Herzogenburg, pflücke Bärlauch, wenn es ihn noch gibt und höre mir , auch die Ratschenbuam oder Mädeln ab, weil am Karfreitag ja die Glocken nach Rom fliegen und daher nicht läuten.

Der Karfreitag also ein besonderer Tag und ich habe, glaube ich, auch einen Artikel der “Karfreitagszauber” heißt, das stammt aus dem “Parsifal” und den habe ich mir früher, als Studentin, als ich noch in die Oper ging, öfter angehört, da allerdings, glaube ich, nicht am Karfreitag, weil es damals an diesem heiligen Tag  keine Aufführungen gab. Das ist jetzt, glaube ich, nicht mehr so, aber heuer in Corona-Zeiten ist sowieso alles anders und die Oper und Theater schon lange geschlossen.

Ich habe meinen Osterartikel ja schon geschrieben und am Wochenende als ich das tat, herrschte  große Aufregeung bezüglich des sogenannten “Ostererlaßes” oder darüber, daß in Salzburg, der Gaisberg für die Spaziergänger geschlossen werden und die Wiener Bundesgärten sind sowieso zu und da stellt sich die Frage, wo sollen die Leute, die keinen Balkon oder Garten haben mit ihren Kindern hingehen, die bei dem schönen Wetter wohl wirklich nicht in einer kleinen Wohnung zu halten sind, ohne Verhaltensstörungen zu entwickeln.

Wo sollen sie die Ostereier suchen, die in den Lebensmittelsgeschäften ja verkauft werden und auf meinem Küchenfenster stehen auch schon zwei Lindt-Osterhasen, ein großer und ein kleinerer, die mir der Alfred von seinen Einkaufstouren mitbrachte.

Der Bundeskanzler und die Minister reden sich ja auf Pressekonferenzen derzeit den Mund wund, daß die Leute, bitte, bitte, brav sein sollen und Ostern nicht mit ihrer Oma, Tante, Onkel etcetera feiern, sonder brav zu Hause bleiben oder höchstens eine Stunde spzieren gehen sollen, damit nach Ostern, wenn alles das waren, die kleineren Nonfood- Geschäfte natürlich mit Maske zu betreten und Abstand halten, wieder aufsperren können.

Da gab es dann auch Aufregungen, wie die Polizei das kontrollieren soll, daß sich nicht mehr als fünf Personen in meiner Wohnung aufhalten, aber eigentlich darf ich ja gar nicht aus dem Haus gehen und mich daher in keiner anderen Wohnung befinden und weitere Aufregung gab es auch über die sogenannte Rote Kreuz App, die verpflichtet eingeführt werden sollte und die, die kein Handy haben, wie beispielsweise ich, sollen einen Schlüßelanhänger bekommen und wenn man den zu Hause läßt, wenn man seine Milch beim “Hofer” mit Mundschutz einkaufen geht, soll man vielleicht die Corona-Strafe bezahlen, wie das beispielsweise einige Leute taten, die vielleicht mit nur neunzig Centimeter Sicherheitsabstand auf einer Parkbank saßen und dort Kaffee tranken.

“Gesundheit oder Freiheit? Wir müßen uns entscheiden!”

“Nein, es muß Sicherheit und Freiheit heißen!”, rief da lautstark Exminister Kickl, was ich, wenn mir das vor einem Jahr einer so erzählt hätte, ich auch für eine Fakenews gehalten habe, ihn jetzt aber loben müßte, obwohl ich ganz ehrlich immer noch sehr froh bin, daß er nicht mehr Innenminister ist.

Ostern also ohne Feiern, die Messen auf dem Petersplatz in Rom und in St. Stephan werden ja auch nur mehr online übertragen. Mich trifft das, wie schon angedeutet nicht besonders und da wir ja in der Krongasse einen kleinen Garten habe, gehe ich jetzt eigentlich kaum auf dem Haus, obwohl ich ganz ehrlich nicht so sicher bin, ob das alles wirklich so nötig ist, beziehungsweise, wie schon beschrieben, auf die sogenannte Vernunft und Freiheit des Einzelnen setze, als auf die Polizeikontrolle und es ist ja vielleicht auch nicht wirklich sinnvoll, daß die Kinder und die Eltern jetzt zu Hause sitzen, die Polizei aber jetzt mit Mundschutz den ganzen Tag herumläuft, um das zu überfrüfen, da sind sie wahrscheinlich mehr in Gefahr sich zu infiszieren, als die alte Frau, die sich ihr Päckchen Milch beim “Hofer” kauft oder eine Stunde im Stadtpark spazierengeht.

Karfreitagzauber also mit Corona und die positive Nachricht, die man auf den Pressekonferenzn hören kann, wäre ja, wir sind gut unterwegs und sehen schon das Licht im tunnel, weil sich alle so gut an die sogenannten Maßnahmen gehalten haben und nur fünf Prozent Corona-Partys feierten oder den Zollstab vielleicht nicht dabei hatten, um den Meter Abstand abzumessen und sich dabei um fünf Centimeter verschätzen.

Boris Johnson der Premier von England, der ja, wie Amerika und auch Schweden, lange an die Herdenimmunität setzte, befindet sich derzeit auf der Intensivstation und in New York soll es inzwischen mehr Tote, als in Italien geben, während in Schweden immer noch die Geschäfte und die Sportplätze offen sind.

Glauben wir also auf die Auferstehung nach Ostern und feiern es allein mit dem Osterei vor der Haustüre, das die freundliche Nachbarin vielleicht hinlegte und Ostereiersuchen mit dem nötigen Abstand ist im Park, wie ich den Innenminister sagen hörte, selbstverständlich erlaubt.

Karfreitagszauber

Die vier Praxistage sind vorrüber, da hat es am Montag einen Besuch mit experimenteller Literatur in der “Alten Schmiede” und am Dienstag ebendort ein Konzert mit Werken von Werner Pirchner gegeben. Am Mittwoch habe ich mit dem Abrechnen begonnen, am Donnerstag Bankgeschäfte erledigt und am Dienstag und am Donnerstag hat es doch Bärlauch mit Rösit und Spiegelei mit Schninken gegeben, da wir den am Sonntag beim sontäglichen Spaziergang auf die Mostalm doch schon gefunden haben und einen Hasen mit zwei Ostereiern habe ich von einer lieben Klienten auch bekommen.

Also doch ein bißchen Osterstimmung, obwohl das Wetter noch nicht so österlich ist, als wir am Donnerstag Abend mit gepackten Taschen in das Osgterwochenende aufgebrochen sind und mit der Oma noch Sekt getrunken haben.

Diesmal nur zweieinhalb Bücher als Lektüre und nicht meine Patientenordner, ist es sich doch mit dem Abrechnen sehr gut ausgegangen und denKarfreitag habe ich mir, owohl ich nicht katholisch bin, immer als freien Tag aufgehoben, seit ich in der freien Praxis bin. Als ich noch Assistentin an der HNO- Klinik/ Sprachambulanz war, hat es dort ein Gestreite gegeben, denn die vom Bund Angestellten hatten an diesem Tag frei, die von der Stadt Wien angestellten Logopädinnen hatten zu kommen.

Nun ich habe mir meinen Karfreitag immer als Ferien- oder Feiertag erhalten und kann mich erinnern, daß ich in der Zeit, als ich noch in die Oper ging, mir öfter in der Karwoche den “Parsifal” anschaute, obwohl ich jetzt nicht sagen kann, ob das, trotz “Karfreitagszauber” am Karfreitag war, denn es kann sein, daß die Oper in den Siebzierjahren spielfrei hatte und vielleicht noch immer hat.

Einmal waren wir bei einem Osterkonzert in der Karthause Mauerbach, ich glaube vor fünf Jahren und da war es dort sehr kalt, viel kälter als zu Weihnachten, wie die anderen Zuhöhrer sagten und Foto von einem Spaziergang auf die Rudolfshöhe vom Ostermontag gibt es von diesem Jahr auch, während wir an einem anderen Karfreitag im Cinema Paradiso bei einem “Karfreitsslam” waren.

Karfreitagszauber? Was ist das also für eine nicht gläubige Atheistin ohne Bekenntnis? Seit ich diese Tage in Harland verbringe, gehe ich da gerne Radfahren und ein paar Mal bin ich am Karfreitag nach Herzogenburg gefahren, dort durch das Stift gegangen und habe am Rückweg auch ein paar Ratschenbuam betroffen. Ob es die noch gibt, weiß ich auch nicht so genau.

Nach Wilhelmsburg bin ich auch schon mal am Karfreitag gefahren und einmal nach Traisen und habe mir dort bei “Spar” eine Osterpinze gekauft.

Karfreitag, also zur Erholung und zur Einstimmung auf das Fest, das bei mir ein nicht Religiöses ist, mit ein paar Ostereiern , die man von Klienten oder in Geschäften bekommt. Am Palm- oder Ostersamstag der Osterspaziergang der Litges, auch das ist schon gute Tradition und am Ostersonntag die Radfahrt nach Traismauer in das Donaugasthaus.

Dazwischen liegt der Karfreitag und seit ich nicht mehr möglichst viel der Karwoche, sondern weil der Alfred in Altersteilzeit ist, nur noch ab Karfreitag in Harland bin, beginnt das Osterwoche bei mir mit diesem Tag, den ich sozusagen zum Karfreitagzauber stilisiere, obwohl höchstwahrscheinlich nicht so viel besonders passiert, als daß ich am Morgen und am Abend in der Badewanne, meist keine besonderen Osterbücher, sondern die von meiner Leseliste lese, dazwischen Radfahren und diesmal wahrscheinlich mit dem Alfred und der Schwiegermutter ins Bootshaus essen gehen, da gibt es sicher Fisch als Tagesmenu und dann wenn noch Zeit ist und es sich ausgeht, an meiner “Unsichtbaren Frau” korrigere, was  auch etwasZauberhaftes sein kann, einKarfreitagretreat sozusagen.

Sehr viel Zeit wird dazu nicht bleiben, die “Hammer” für die Lesung am Ostersamstag, habe mitgenommen und die vier Texte, die ich am Mittwoch nach Ostern, während in der “Dokumentationsstelle für ost und mitteleuropäische Literatur” noch Osterferien sind, habe ich auch schon vorbereitet.

Wer da nicht dabei sein kann oder so ein bißchen hineinschnuppern will, dem sei verraten, daß ich den ersten Artikel, dann das Gerstl-Begräbnis, das ja vor neun Jahre auch kurz nach Ostern passierte, dann den “Wunderschönen Tintentraum” und dnn noch einen Reisetext, nämlich “Samstag in Litauen” lesen werden und jetzt hinein in das Osterwochenende und den “Karfreitagszauber” in allen seinen Formen und Facetten genießen, bevor es zum Osterspaziergang und dann am Ostersonntag vor oder nach dem Ostereiersuchen zum in den April schicken geht. Den entsprechenden Text, das kann ich auch verraten, habe ich schon vorbereitet.