Wien-Reihe mit Daniela Chana und Christa Nebenführ

Wieder einmal Wien-Reihe in der “AS”, wieder zwei Stipendiaten, diesmal mit Daniela Chana und Christa Nebenführ. Eine alte und eine jüngere Dichterin könnte man sagen und ich glaube, daß ich Christa Nebenführ in den frühen Achtzigerjahre in dem Literaturcafe in der Berggase, der ÖH, das es nicht mehr gibt, kennengelernt habe, später hatte ich mit ihrer resoluten Art meine Schwierigkeiten oder sie mit mir, weil ihr meine Texte, da vor allem den “Letzten Versuch” wo es ja einmal einen Filmausschnitt in der “AS” von August Bisinger gab, als der “Augustin-Tag” der Ruth vorgestellt wurde und ich ein- oder zweimal in der “Podium- Sommerlese-Reihe” lesen wollte.

Das ist jetzt vorbei und Christa Nebenführ ist sehr engagiert, in der GAV, beim “Podium” beim ORF etcetera, hat 2006 die “Blutsbrüderinnen” geschrieben und jetzt schreibt sie an einem Text der im nächsten Jahr bei “Klever” erscheinen wird.

“Den König spielen die anderen”, heißt der Text mit dem Christa Nebenführ schon in den Achtzigerjahren begonnen hat und richtig, das habe ich vergessen, Christa Nebenführ war oder ist auch Schauspielerin und der Text scheint wieder sehr theoretisch. Gibt es doch einen Prolog und einen Epilog, der sehr lang ist. Christa Nebenführ hat da nur einen Teil gelesen und dazwischen gab es ein narratives Stück und das Ganze ist eine Famiiengeschichte oder Gewalt an Frauen. Schließlich gab es schon den ersten Femizid und im letzten Jahr, glaube ich, über dreißig und Christa Nebenführ stellte die Fragen, wie weit die Frauen mitbeteiigt sind?

Die Frau Fritzl vielleicht, als der Herr Fritzl seine Tochter in den Keller sperrte und mißbrauchte, was Thema des ersten Teiles war und naiv betrachtet, könnte man den Text, als eine Auseinandersetzung mit dem Vater verstehen. Eine Familie in den Sechzigerjahren, wo der erste Fernseher auftauchte und der tyrannische Vater seiner Familie erklärte, das ist der Knopf zum Aufdrehen, der es dann gar nicht war und als die Tochter ihre Tochter zur Firmung führte, tauchte der Vater erst verspätet auf, weil er sich mit einem Türken zerstritten hat und mit dem Messer herumwackelte. Die Mutter war depressiv, machte SVs und brachte sich, wenn ich den Text richtig verstanden habe, im Epilog um und der Bruder sagte einmal über den Vater, daß der nur ein armes Würstel ist, also ganz schön widersprüchig, aber wahrscheinlich wahr und eine interessante Diskussion danach, denn die Familie ist ja die Keimzelle in der wir aufwachsen und unsere Traumen erleben, die uns dann vielleicht zum Schreiben bringen und vorher war die 1985 geborene Daniela Chana, also die nächste Generation, an der Reihe, die mich mit ihrem Erztählband oder österreichisches Shortlistbuch sehr beeindruckt hat und die ich schon zweimal in der AS hörte.

Jetzt schreibt sie an einen Roman, der viel narrativer, aber vielleicht ähnlich zu interpretieren ist. Nämlich die Geschichte einer Reporterin einer Regionalzeitung, die ins Weinviertel zu einem Ehepaar fährt, das einen Ökohof betreibt, wo der der Eiskasten wegen der mangelnden Nachhaltigkeit verkauft werden soll, es nur zweimal in der Woche Fleisch gibt und man ankreuzen muß, wenn man dieses essen will. Das erzählt die Frau stolz der Reporterin, während der Mann von seinen Steaks träumt, aber einen Melanzaniaufstrich präsentieren muß.

Auch da gab es eine interessante Diskussion und ich kann mich an die Ökowelle oder das alternative Essen in den Achtzigerjahren, als die Anna klein war, erinnern, die mich damals sehr prägte. Das erste Vollkornbrot oder die Getreidemühle und das jetzt vielleicht ganz anders ist und sich auch die Klimakrise weiterentwickelt hat.

Zwei interessante Texte von einer älteren und einer jüngeren Frau, beides Familiengeschichten, einmal eher narrativ erzählend, das andere eher theoretisch, die sich sehr ähneln, obwohl sie sehr verschieden sind.

Literatur und Glück

Glück in der Literatur ist ja bekanntlich etwas, das ich nicht besonders habe, mit ihr schon ein bißchen mehr, denn ich schreibe für mich ja sehr erfolgreich seit über vierzig Jahren, habe schon über vierzig Bücher und neun Jahre Literaturgeflüster.

Und die Zahl vierzig, die da zweimal vorkommt, war vor einigen Jahren das Motto der Sommerlesereihe des “Podiums”, heuer ist es das Glück” und mit der Sommerlesereihe des Kulturkreises Podium, die Christa Nebenführ seit einigen Jahren veranstaltet, habe ich auch kein besonderes Glück, obwohl ich ja in den Achtzigerjahren einige meiner frühen Texte, in der niederösterreichischen Literaturzeitschrift hatte.

Aber ich bin kein Mitglied des Vereins und als ich Christa Nebenführ, ich glaube, es war 2007 zu Hilde Schmölzers siebzigsten Geburtstag im Literaturhaus, fragte, ob ich da auch einmal mitmachen könnte, sagte sie, es kann nur jeweils ein Nichtmitglied pro Saison lesen und dafür, daß sie mich diesbezüglich auserwählt, hält sie mich für  nicht gut genug.

Nun gut, mit dieser Meinung ist sie, glaube ich, nicht allein, ich schreibe aber trotzdem weiter und staune jedes Jahr und bin ein bißchen neidisch, wenn ich am Programm die Namen  der Auserwählten lese.

Aber da ich bis voriges Jahr im Sommer meine Sommerfrische in Harland bei St. Pölten machte, bin ich ohnehin nur zu der Schluß oder Beginnveranstaltung in die “Alte Schmiede” gekommen und für das Cafe Prückl war ich  bis vor kurzem auch zu geizig, da mir jetzt in meiner Pension aber das Geld sozusagen überbleibt und ich seit voriges Jahr nur mehr meine Wochenenden in Harland verbringe, habe ich  gerade beschlossen an den Dienstagen dorthin und nicht, wie ich wahrscheinlich vorhatte auf den Rathausplatz zu gehen und am Freitag, wo es im Juli dann noch “Podium- Veranstaltungen” gibt,  bin ich in Harland und lasse sie aus.

Literatur und Glück also, ein sehr schönes und spannendes Thema, obwohl ich dem auch nicht so besonders nachjage, aber der Alfred hat mir ein paar solcher Büc her, die keine Belletriktik waren, geschenkt und Anna Weidenholzer hat sich in ihren letzten Longlistroman ja auch damit beschäftigt.

Die hat also Glück in der Literatur, obwohl ich ihr ein bißchen  bezüglich der Aufnahme in die GAV helfen konnte und ein weiterer Glücksforscher der Literatur ist ohne jeden Zweifel, der Philosoph Franz Schuh, der auch “Wespennest-begründer” war und mich einmal in der Otto Bauergasse angerufen hat und mir sagte, daß er einen meiner Texte, den ich damals dorthin schickte, gerne genommen hätte, aber leider ist aus irgendeinen Grund  nichts daraus geworden, also wieder kein Glück, aber das ist schon lange her.

Inhzwischen gibt es das “Magazin des Glücks”, das ist eine Kolumne, die Franz Schuh, glaube ich, im Radio hat und die dort gesendeten Texte gibte es inzwischen auch als Buch.

Franz Schuh hat aber in der Auftaktveranstaltung, die sehr gut besucht war, aus einem anderen Glücksbuch gelesen und gekonnt mit dem “Das Glück ist ein Vogerl begonnen”.

Friedrich Torberg hat seine Tante Jolesch sagen lassen, daß Gott einen vor allem was noch ein Glück ist, hüten möge und das Publikum hat bei Franz Schuhs Texten viel gelacht.

Damit habe ich ja immer meine Schweirigkeiten, weil ich die meisten dieser Stellen so gar nicht lustig finde und in der Diskussion wurde  darüber gerdet, ob das Klischee stimmt, daß die Schriftsteller ihre besten Texte schreiben, wenn sie unglücklich sind.

Franz Schuh hat das energisch bestritten und gemeint, Ernst Jandls letzte Texte wären tief melancholisch aber nicht gut gewesen. Vielleicht hat aber da schondas Nachlassen der kognitiven Kräfte eine Rolle gespielt und einer aus dem publikum hat wissen wollten, ob die “Todesfuge” ein schlechtes Gedicht sei, weil Celan sie nach einer wahrscheinlich schrecklichen Traumatisierung geschrieben hat.

Aber daßman nach Auschwitz keine Gedichte mehr schreiben könne, habe ich ja sehr lange gehört und die Trtaumatisierung hat Paul Celan, glaube ich, auch nach der Todesfuge nicht losgelassen und, ich glaube, eigentlich schon, daß man in der Depression bessere Texte, als in der Manie schreibt, weil in der schreibt man ja wahrscheinlich gar nicht, sondern genießt sein Glück.

Thomas Bernhard hat Franz Schuh noch erwähnt, hätte in der Depression fröhliche Texte geschrieben und es wurde auch sehr lang der Unterschied zwischen Spaß und Freude diskutiert, was für mich eigentlich kein Kriterium des Glücks ist.

Der Herr der neben mir saß, lobte nach der Veranstaltung Franz Schuhs Intellekt: “So ein gescheiter Mensch!”

ch antwortete, daß ich nicht immer alles verstehe und eigentlich auch nicht so sicher bin, ob Ernst Jandls letzte Gedichte wirklich so schlecht wären. Aber was ist schon ein schlechtes Gedicht?

Christa Nebenführ wünschte dann allen einen sehr glücklichen Sommer und ich habe, wie schon erwähnt, beschlossen, die nächsten Dienstage ins Cafe Prückl zu wandern und mich dort weiter, wie Anna Weidenholzers Karl der Glücksforschung hinzugeben.

Die erwähnte in ihrerm Buch übrigen den Jupiterweg, wo ja Elfriede Jelinek wohnt, deren Haus ich einmal, als ich meine Psychologenkollegin Irmgard G. besuchte, suchte, aber nicht gefunden habe.

Also auch hier kein Glück und Anna Weidenholzer meinte auf Christa Nebenführs Frage, sie hätte das während des Schreibens nicht gewußt, sondern erst später erfahren.

Wo man jetzt auch diskutieren kann, ob das zum Glück oder Unglück gehört und Annas Weidenholzer ist ja nicht auf die Shortlist des letzten BPs gekommen, aber vielleicht kommt das noch bei ihten nächsten Büchern, für Leipzig war sie ja auch schon mal nominiert.

Podium-Sommerlesereihe

Die “Sommerlesereihe des Literaturkreises Podium”, Lesungen zu einem bestimmten Thema, die meistens im Cafe Prückl, aber auch in der “Alten Schmiede” und an anderen Orten stattfinden, gibt es seit 1993.

Da hat sie Claudia Erdheim eingeführt, seit 2003 wird sie von Christa Nebenführ weiterorganisiert und da hatte ich, mit meinem  Wunsch auch mitzumachen, Schwierigkeiten, weil ihr meine Art zu schreiben, beziehungsweise meine Texte nicht gefallen und zu jammerig sind.

Ich bin auch kein Mitglied des “Literaturkreises Podium”, habe aber früher einige Texte in der Zeitschrift gehabt und war auch manchmal bei den Abschluß oder Eröffnungsveranstaltungen,  die in der “Alten Schmiede” stattfanden.

Im Cafe Prückl war ich weniger, bin ich den Sommer  auch meistens in meiner Sommerfrische und nicht in Wien, aber heuer ist es anders, da ist es sich für die letzte Veranstaltung in der “Alten Schmiede” ausgegangen und das heurige Podium Thema “Literatur und Arbeit” ist  auch sehr interessant.

Eigentlich ist es meines, könnte man so sagen, habe ich dazu doch viel geschrieben,  bin  wahrscheinlich auch so gut, wie die die anderen Eingeladenen, schreibe ich ja realistisch und kenne mich bezüglich der Arbeitswelt auch ein bißchen aus.

Die Reihe hat auch auch schon am vorigen Mittwoch im “Vorwärtsgebäude”, der ehemaligen Arbeiterzeitung stattgefunden, da war ich in der “Alten Schmiede” und am Montag, als die erste Prückl Lesung mit Armin Baumgartner, Elfriede Bruckmaier und Karin Ivancsics war, auch.

Und heute fand die Veranstaltung mit Malte Borsdorf, Konstantin Kaiser und Verena Mermer in der “Alten Schmiede” statt. Christa Nebenführ moderierte und erzählte von einem Essay den Konstantin Kaiser 1987 für das “Wiener Tagebuch” geschrieben hat.

“Hinter die Mauer gehen- Exkurs über Arbeitsweltliteratur”, hat er geheißen,  den hat er Christa Nebenführ geschickt, die ihn daraufhin eingeladen hat, Gedichte zur Arbeitswelt zu lesen und den Essay am Ende der Veranstaltung als Diskussionsgrundlage verlas und der war sehr interessant, beziehungsweise sehr polemisch, bezog sich Konstantin Kaiser doch auf den damals existierenden “Max von der Grün Preis”, auf die “Werkkreise der Literatur der Arbeitswelt” und meinte, daß eine Literatur der Arbeitswelt auch eine “Befindlichkeitsliteratur” wäre und daher in Frage gestellt werden sollte.

Das sehe ich ein bißchen anders, denn als ich 1973 literarisch zu schreiben angefangen habe, gab es gerade Michael Scharangs “Charly Traktor” und die realistischen Romane von Wolfsgruber und Innterhofer, die heute vielleicht schon wieder vergessen sind. Sie waren ein realistisches Aufblitzen in einer ansonsten eher experimentellen Literaturszene, aber wahrscheinlich das, wie auch ich schreiben wollte und so habe ich im “Arbeitskreis schreibender Frauen” auch begonnen, beziehungsweise habe ich mit ihm, das war, glaube ich, 1982, beziehungsweise Bärbl Danneberg, Hilde Langthaler, Elfriede Haslehner, Sigrid Faber, Erika Danneberg, Brigitte Gutenbrunner, ein Wochenende in der Steiermark auf einer Alm mit dem “steirischen Werkkreis der Literatur der Arbeitswelt” verbracht. Dann kam auch der “Max von der Grünpreis”, wo ich regelmäßig meine Texte, zum Beispiel, meine “Slavica”, mit der ich dann auch einmal nach Kärnten, als es dort kurzfristig einen “Preis der Arbeit” gegeben hat, eingeladen wurde, schickte.

In Linz habe ich nie etwas gewonnen, mit der “Slavica” nur fast, wie mir einer der Juroren sagte, wurde aber 1987 zu einer Schreibwerkstatt eingeladen, wo ich Traude Korosa und auch den lieben Rudi kennenlernte, der damals Linzer Stadtschreiber war. Ilse Kilic hat in diesem Jahr, glaube ich, einen der Preise gewonnen.

Der “Max von der Grünpreis” wurde dann auch eingestellt, wie es auch die “Werkreihe zur Literatur der Arbeitswelt”, die in den siebziger Jahren bei “Fischer”, glaube ich, herausgegeben wurde, längst nicht mehr gibt.

Den “Luitpoldt-Sternpreis”, wo ich mich auch beteiligt habe und auch ein paarmal was gewonnen habe, gibt es ebenfalls nicht mehr und vielleicht auch keine Autoren mehr, die sich mit der Arbeitswelt befassen.

Das stimmt, glaube ich, nicht so ganz, denn es gibt ja noch einen Werkkreis um Gerald Grassl und Christian Schreibmüller“Volksstimmefest” auftreten und es gibt das “Linke Wort” beim “Volksstimmefest” und da wird ja auch “Literatur zur Arbeitswelt” gelesen, aber die Arbeitswelt hat sich seit den Siebzigerjahren sicherlich geändert,  ist glänzender, aber auch viel brutaler geworden.

Die  1984 geborene Verena Mermer, die  auch schon beim “Linken Wort” gelesen hat und die ich im Rahmen, der von Semir Insaif geleiteten Schreibwerkstatt in der “Gesellschaft für Literatur” kennenlernte, schreibt, glaube ich, in einer sehr modernen frischen Art von der Welt der Sekretärinnen und Kellner oder Köchinnen in Cateringsfirmen. Während der  1981 in Reutlingen geborene Malte Borsdorf, einen viel konventionelleren Textauszug brachte, schreibt er doch an einem Roman über die Hamburg er Sturmflut von 1962, “Die Arbeit der Scheuerleute”, wo es um Solidarität, Unterdrückung und Ausbeutung ging.

Dazwischen las Konstantin Kaiser seine Stadtgedichte, zitierte Theodor Kramer und Siglinde Bolbecher und in der Diskussion über die Begehrlichkeit und die Befindlichkeit der Arbeiterliteratur ging es auch weit in die Geschichte zurück.

Christa Nebenführ zitierte einen Roman von Alexander Chronin, man könnte aber auch B. Traven oder Hans Fallada anführen oder überhaupt die “Büchergilde Gutenberg Bücher”, die sich in der Bibliothek meiner Eltern in der Wattgasse befanden.

Christa Nebenfür stellte auch die Frage, ob die Arbeiterliteratur nicht auch von bürgerlichen Schriftstellern geschrieben wurde?

Zum Teil sicherlich, zum anderen Teil wurden durch den “Max von der Grün” und den “Luitpold Sternpreis” und die “Werkkreise zur Arbeitswelt”, glaube ich, auch Arbeiter zum Schreiben animiert, die aber inzwischen wieder damit aufgehört haben dürften und die “Werkreihe” hat vielleicht auch nicht so viele Leser gehabt, weil realistische Literatur ja auch nicht für so vollwertig gilt.

So gesehen ist die “Podium-Sommerlesereihe” sicherlich sehr interessant und wichtig. Montag bin ich ja diesen Sommer nicht so oft in Wien, aber vielleicht geht es sich an den Mittwochen noch aus hinzugehen und das “Linke Wort” beim “Volksstimmefest” hat heuer auch ein ähnliches Thema, das allerdings genaugenommen “In Arbeit” heißt, so daß man hier auch seine “Work in Progress” vorstellen kann, was zu Christa Nebenführs Eingangsfrage, ob “Literatur nicht vielleicht auch Arbeit” ist, zurückführt und die Antwort lautet ganz eindeutig ja, in meinen Schreibberichten, kann man die meine ein bißchen nachvollziehen.