1000 Serpentinen Angst

Buch siebzehn des dBp und eines der drei Debuts und wow, was für ein Buch könnte ich ich schreiben, das Erstlingswerk der 1985 in Weimar geboren Olivia Wenzel, die in Ostldeutschland von einer weißen Mutter aufgezogen wurde und einen sambischen Vater hat.

So ein Buch hat es schon von Jackie Thomae hat es schon im Vorjahr auf die Shortlist gebracht und als ich die Besprchung bei “Papierstau” hörte, wo ich noch lange nicht so weit mit dem Lesen war, dachte ich, das ist ein sehr ähnliches Buch und habe mich wieder einmal sehr geirrt.

Ist es nicht, es ist ein beachtliches Erstlingwertk einer jungen Frau mit einem sehr sehr ungewöhnlichen frischen frechen oder auch was immer Stil, das viele Themen anschneidet und absolut noch nichts von einer Struktur und einem Plot etwas gehört zu haben scheint. Ich würde es auch nicht Roman nennen, sondern wahrscheinlich wieder Memoir, greift es wahrscheinlich ja viele Themen und biografische Punkte seiner Autorin auf und hat einen rassanten ersten Satz, wo ich noch mit dem Thomae Vorurteil behaftet schon einmal “Wow!” dachte “Mein Herz ist ein Automat aus Blech”, lautet der nämlich. Dann geht es nach New York und zur TrumpWahl, von der man ja jetzt in zweiter Runde wieder sehr viel hört. Dann zurück nach Berlin, ist teilweise, wie ein Seitenkatalog oder ein Fragenbogen gestaltet, dann hat es wieder Fließtextanteile und kurze knappe abschnitte und sehr viel Englisch und, das ist auch sehr interessant, es hat dem gestrengen Kritiker vom Literaturcafe wegen seiner Ungewöhnlichkeit gefallen und ich, die ich ja schon ein wenig älter und auch konventioneller bin, ein wenig verwirrt. Das Buch wird aber sicher einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, obwohl ich es eher schnell und flüchtig gelesen habe, maches überflog und mich dann wieder bei anderen Rezensenten und Vloggern nach ihren Eindruck erkundigte.

Die Autobiografie aber bleibt und ist wahrscheinlich prägend, da ist die Protagonistin, ich glaube, sie hat keinen Namen, aber einen Zwillingsbruder, der sich umbrachte, einen Vater aus Angola, der bald wieder in seine Heimat verschwand, aber zum Geburtstag mailt, eine SED- getreue Großmutter, als es die noch gab, die die Enkeltochter liebevoll “Schokokrümelchen” nannte, eine Mutter, die Punkerin war und jetzt reist diese, ich glaube, Dreißigjährige, die auch als Lehrerin in Neukölln arbeitet, nach New York und dann wieder nach Berlin zurück. Sieht am Flughafen einen Mann, der sich vielleicht einen Sprengstoffgürtel überschnall und geht zur Security, als sie zurückkommt spielt er mit drei Kindern und man denkt “Wow!”, es gibt Kim, die vietnamnesische Freundin, die auch von ihren Rassismuserfahrungen erzählt.

Richtig, es ist ein Buch über Rassismus und über die Mikro- oder Makroaggressionserfahrungen dieser Welt, die die jungen Leute von heute wahrscheinlich stärker oder ganz anders, als ihre Großümütter erleben.

Im letzten Teil ist die Protagonistin, dann schwanger und reist nach Vietnam, vorher hat sie, weil an Angst- und Panikstörungen leidend, einige Therapien durchgemacht, ein Freund, der Psychoanaltiker ist, hat sie dazu gezwungen, sie erwischt aber wieder einige falsche, nämlich auch rassistische, die sie und ihr Problem nicht verstehen. Mit den Psychopharmaka ist es ähnlich.

Das Automatenbild kommt immer wieder vor und andere verschiedene Rassismuserfahrungen und immer wieder diese Fragebögen oft in Groß- und Fettschrift geschrieben, die von manchen Rezensenten als rapartig interpretiert wurden.

Interessant, interessant, würde ich sagen, auf die Shortlist ist es nicht gekommen, obwohl es mir wahrscheinlich besser als Jackie Thomaes “Brüder” gefallen hat. Auf meine würde ich es aber wahrscheinlich auch nicht tun. Jetzt bin ich wieder gespannt, was ich noch alles von der Autorin hören oder lesen werde und natürlich auf das dritte Debut, Deniz Ohdes “Streulicht”, das auf der Shortlist war, sowie den “Aspekte-Preis” bekommen hat, für den, Olivia Wenzel, glaube ich, auch nominiert war und das, als Nächstes auf meiner Leseliste steht und natürlich bin ich auch gespannt, ob das Buch für die Bloggerdebutshortlist auserwählt wurde, denn dann hätte ich es schon gelesen.

Land in Sicht

Jetzt kommt wieder ein Debut nämlich das hundertsechzig bei “Blumenbar” erschienene Büchlein, der1990 bei Stuttgart geborenen Ilona Hartmann und es ist eines, das schon von der Beschreibung her ungewöhnlich und originell, vor allem für mich als Wienerin, die schon ein paar mal die Donau entlang gefahren oder geradelt ist, klingt.

Jana vierundzwanzig ist ohne Vater aufgewachsen. Das ist einmal für die selbstbewußte schnoddrige junge Frau kein Problem, bis eine Freundin ihr erklärt, daß man ohne diesen nur ein halber Mensch ist. Das will sie natürlich nicht bleiben. Also schaut sie beim nächsten Mutterbesuch in deren Adreßbuch nach und erfährt ihr Vater Milan ein Tscheche ist Kapitän der MS Mozart, ein Kreuzfahrtschiff, das von Passau nach Wien und wieder zurück fährt und dort eine Woche lang beborzugt Paare über sechzig beherbergt. Also leiht sie sich das Geld von ihrer Großmutter und checkt ein. Der älteren Dame, die sie fragt, was sie hier macht, erklärt sie was von einer Großmutter, die die Fahrt bei einem Preisausschreiben gewonnen hätte, aber nicht fahren wollte und den Vater begegnet sie auch gleich, als sie zum ersten Abend vorüber an seinem Kapitänshäuschen geht. Der Bordmusiker Bob erzählt ihr eine Geschiche und fordert sie zum Mitsingen auf. Der Vater erklärt ihr, wie das mit dem Trappistenkloster in Engelhardtszell ist.

Dort versäumt sie das Schiff, weil sie sich verjoggt, also läßtsie sich mit einem Taxi nach Linz bringen. Dort bleibt das Schiff lange sehen. Ein Barbesuch mit dem Vater ist geplant. Die nächste Station ist dann schon Wien und ich dachte, wo bleibt das Stift Melk, aber zuerst geht es in den “Lachenden Esel”, ein Restaurant in der Augustinerstraße an dem ich immer vorübergehe, wenn ich von der “Gesellschaft” komme. Dort outet sie sich dem Vater, der ein unstetes ungebundenes Leben hatte und viel auf Reisen war.

Sie radelt mitihm bis zum Zentralfriedhof, besucht dort Falcos Grab und man weiß nicht recht, hat das Ilona Hartmann aus dem Reiseführer oder wirklich eine solche Schiffreise gemacht?

Ich weiß auch nicht, ob es Kreuzfahrten von Passau nach Wien und zurck gibt. Bin aber einmal mit einem Schiff von Bratislava nach Wien gefahren und als Kind und noch einmal mit derAnna von Wien nach Dünstein. Geradelt bin ich das auch ein paarmal und das Vater Outing scheitert vorerst.

Mit vollen Kopf kommt sie aufs Schiff zurück, versäumt das Frühstück, läßt sich während ein zerstrittenes Paar das Schiff verläßt, vom Vater mit einen geborgten Auto durch die Wachau fahren, versäumt dann das Abschiedsdinner und steht mit ihm in Passau, wo er ihr eine Sonnebrille schenkt. Die Gleiche, wie er selber hat, etwas vom nächsten Mal murmelt, wo er ihr schöne Sachen zeigen wird und dann verschwunden ist, als sie noch denkt, daß es jetzt etwig so weitergehen könnte.

“Die Donau ist übrigens überhaut nicht blau”, lautet einer letzten schnoddrig schönen Sätze von denen ich mir einige angestrichen und ein interessantes Buch gelesen habe. Mal sehen, ob es auf die Bloggdebutshortlist kommt, dann wäre es wahrscheinlich neben dem Stefan Roiss schon eine Favoritin.

Triceratops

Jetzt kommt eine Neuererscheinung, eines der beiden Bücher aus der Literaturdschiene des “Kremayr& Scheriau Verlags”, die jetzt ja ihr fünftes Jahresjubiläum feiern, da war ich bei einigen Veranstaltungen und habe viel, nicht alles, von den Neuerscheinungen, die auch einige Debuts enthielten, gelesen.

Zuerst “Triceratops” das Debut des 1983 in Linz geborenen Stephan Roiss der mit Auszügen daraus schon Preise bei der “Floriana” und wo anders gewonnen hat und es auch bei den O-Tönen vorstellen wird.

Am Anfang bin ich über den unverständlichen Titel gestolpert, was heißt denn das? Dann hat “Wikipedia” mir verraten, daß das ein Dinosaurier ist und im Klappentext, der mich zugegeben nicht sehr angesprochen hat, ist etwas von einem kleinen Jungen der Monster malt und einer Mutter, die die Neuroleptikea in der Anstalt mit ungesüßten Fruchttee hinunterschluckt und einem Vater, der die Bibel liest.

Das müßte eine Psychologin eigentlich interessieren, aber vielleicht hat die auch Abwehrmechanismen und bei “Google ” habe ich bei der Beschreibung noch etwas von “Psychologie-Fiction” gelesen. Was ist denn das? Ein neues Genre?

Interessant ist vielleicht auch, daß diesen Herbst und Sommer einige Debutanten sich die Monster erwählt haben, um damit die Traumatisierungen der Kindheit zu beschreiben. Lernt man das in Schreibschulseminaren?

Ulrike Almut Sanding hat das in “Monster wie mir” getan und damit den Kindesmißbrauch und die darauffolgenden Dissoziationen beschrieben.

Stephan Roiss tut es, meine ich, subtiler, in dem er eigentlich eine wahrscheinlich doch eher ganz normale Kindheit und Pubertät mit all ihren Schwierigkeiten in einer schönen knappen Sprache beschreibt, die was ich besonders schön finde, nicht zu auffällig experimentell ist.

Interessant ist auch und das hat die Psychologien nicht so ganz verstanden, obwohl es wahrscheinlich etwas mit der Abspaltung zu tun hat, daß der Erzähler, der, glaube ich, namenlose Junge in der Wir-Form von sich spricht.

Das tun, glaube ich, in der Entwicklungspsychologie wird das gelehrt, die dreijährigen Kinder, aber diesen Jungen begleiten wir ja durch seine Pubertät. Er lebt in Aschbach oder Ottensheim. Dort ist sein Autor aufgewachsen und wir mit den Rad ein paar Mal vorbeigefahren, wenn wir nach Passau wollten, hat einen Vater, der die Bibel liest und immer “In Ordnung!”, sagt.

Eine Mutter, die sich bemüht ihren Kindern all die Liebe, die sie hat, zu geben, was ich auch sympathisch finde, weil ich ja schon mit mehreren Klienten arbeitete, die ihre Mütter als Monster empfanden, die ist es nicht, hat aber den erhängten Vater gefunden. Dann das erste Kind, die große Schwester geboren, während das “Wir” ein Unfall war und die Mutter verschwindet in der Kindheit des Jungen auch mehrmals in der psychiatrischen Anstalt und da ist interessant, daß Stephan Roiss das so nennt, weil es ja heute nicht mehr so heißt.

Der Junge malt Drachen, läßt sich aus der Bibel auch diese Stellen vorlesen, hat eine esoterische Tante und die Aschbach-Großutter zu der er muß, wenn die Mutter in der Anstalt ist und die Schwester doch noch nicht so groß genug, um auf ihn aufzupassen.

Er kaut an den Fingernägeln, hat Narben, kratzt sich ununderbrochen und hat später, im zweiten Teil, als er schon ins Gymnsium geht oder gehen soll eine Glatze.

Aber vorher noch zur Aschbach-Großmutter die später stirbt, die hat auch ihre Geheimnisse mit dem Großvater, der aus dem Krieg zurückkommt und im zweiten Teil geht es um die Pubertät. Da hat die Schwester schon ihren Paul und ist ausgezogen. Die Mutter scheint gesünder und sorgt sich um ihren Sohn, der die Schule schmeißt, schlechte Note schreibt, so daß die Lehrer mahnen, du wirst wiederholen müßen.

Schließt sich den Punks an, beginnt Feuer zu legen, etcetera, während der fromme Bibel- Vater zu trinken anfängt. Paul verläßt die Schwester und die erwürgt ihr acht Monate altes Kind, weil sie ihm das Leben ersparen will und landet selber in der Anstalt, also doch nicht alles so normal, Stephan Roiss erzählt, es aber unaufgeregter, als andere Autoren deren Debuts mit ihren Lebenskrisen ich schon gelesen habe.

Es endet auch versöhnlich, das Wir, das im dritten kurzen Teil zum Jungen geworden ist, besucht die Schwester regelmäßig in der Anstalt, heute heißt das, glaube ich, psychiatrische Klinik, es geht aber dort noch so zu, wie ich den “Steinhof”, der ja heute auch anders heißt oder den es vielleicht gar nicht mehr gibt, erlebte, als ich Psychologie studierte, lernt dort die Patienten, vor allem den alten Konrad kennen, der, weil nur ein “halber Mann” und Schwierigkeiten mit seiner Mutter hatte, die er umbrachte, in der Frauenabteilung untergebracht ist und er scheint dort, was heute wohl auch nicht mehr so ist, schon Jahrzehnte zu leben, füttert aber Vögel mit Brotresten.

Eine alte Frau, die immer den Ausgang sucht, um zum Fleischhacker zu gehen, gibt es auch und der Junge findet, wenn ich mich nicht irre und das Buch richtig interpretiere, in das Leben hinein.

Das nächste Buch aus dem Verlag schildert, glaube ich, eine Eßstörung und dieses hat mir, muß ich sagen, sehr gut gefallen und so bin ich gespannt, ob es auf welche Debutpreislisten kommt?

Schwarzpulver

Nun kommt eine Juni-Neuerscheinung, das Debut der 1985 in Münschen geborenen Laura Lichtblau, ein dystopischer Roman, der eigentlich von unserer Corona-Dystopie schon ein bißchen überholt ist, geht es darin doch um das altbekannte Szenario eines Berlins in dem die Bürgerwehr regiert, das gendert verbietet, den homosexuellen und allen anderen das Leben schwer zu machen versucht und es geht auch, um drei besondere, wie bei “Amazon” steht oder auch etwas skurrile Figuren, was vor allem Charlotte, die Mutter und Scharfschützin der Bürgerwehr betrifft, denn die ist eine etwas labile Person, Cognac trinkende, alleinerziehende Mutter, des Charly oder von seinem Onkel und der Bürgerwehr auch Karl genannt, ein unbezahlter Praktikant in der gerade noch erlaubten Musikbrachche, die fährt zu Beginn des Buches und das ist für mich interessant nach Wien, um dort einen Vortrag über die “Sicherheit in der Straßenbahnen” zu halten und dort hat sie auch ihre Wurzel, beziehungsweise Charly seinen ihm unbekannten Vater.

Dann gibt es noch Burschi oder Elisa, am Land aufgewachsen und verliebt in Johanna, was in Staaten wie diesen, ja verboten ist. Sie wohnt bei einem alten Ehepaar oder räumt deren Wohnung aus und verkauft die Sachen am Schwarz- oder Flohmarkt, so lernt sie auch Charly kennen, der von ihr ein Musikequipment kauft.

Es kommt der Silvester. Charlotte wird von der Partei zu einer Feier auf einem Schiff eingeladen, Burschi hat Johanna in die Wohnung des Ehepaar März eingeladen. Die alte Frau entkommt und Johanna landet in einem U-Bahnschacht, so daß Charly in seiner Ratlosigkeit, seine Mutter, die Scharfschützin zu Hilfe ruft, die kommt betrunken, wie sie ist, schießt auf Johanna und wird von der Partei in eine Psychiatrie gebracht, sie kann aber fliehen, wird von Chary in einem Schuppen versteckt und Johanna hat noch Schwierigkeiten mit dem Amt für Volksgesundheit, die sie zu ihren sexuellen Vorlieben befragt.

Eine wie beschrieben schon sehr bekannt Dystopie mit einer etwas skurrilen Mutter.

Nora Gomringer meint am Buchrücken, daß “Wer halbdunkle Dystopien mag, die einzelne Figuren eben heller aufscheinen lassen, weil sie Heil suchen, Sehnsucht und Leidenschaft beweisen, und wer eine Sprache mag, die verführt, betört und -wow wow wo- so klingt wie die keiner anderen Erzählerinnen im Land, der wird Laura Lichtblaus “Scharzpulver” schätzen können und sich keine andere Lese-Montion für diesen Herbst wünschen”.

Das erscheint mir, somal wir ja noch Sommer haben, ein wenig übertrieben, bin aber gespannt, ob das Buch auf die Blogger-Debutshortlist kommt.

Der Lügenpresser

Jetzt kommt ein Backlistbuch aus dem Jahr 2018, das sich der Alfred bei einer Buchpräsentation kaufte und mir dann freundlicherweise überließ, auf der Bloggerdebutlonglist ist auch gestanden aber nicht  auf die Shortlist gekommen, das erste Buch der Journalistin Llivia Klingl, von der ich “Biedermaiern” gelesen habe und die auch be iLuis Stabauers Lesereihe lesen hötte sollen, im Jänner ist sie aber krank gewesen, der zweite Versuch ist, glaube ich, Corona wegen ausgefallen. Ein zwei Jahre altes Buch, das aber trotzdem, da sich die Ereignisse überschlagen, aktueller ist denn je oder eigentlich doch nicht so ganz, steht doch auf Seite neunundzwanzig “In Peking sieht man sowieso nichts wegen der Luftverschmutzung. Bei uns weht fast immer ein angenehmes Lüfterl und wir brauchen keinen Mundschutz.”

Da sieht man, was sich alles seit 2018 geändert hat, sonst erscheint einem vieles bekannt, obwohl der Dr. Karl Schmied, der Lügenpresser oder in den Chronikteil einer Boulvardzeitung abgeschobener zweiundsechzigjähriger Historiker, fast sympathische Züge hat und man bei seinem hundertachtzig Seiten Dahingeschimpfe fast verstehen kann, wieso die Leute halt so sind, wie sie sind, aber beim “richtigen” Herrn Karl ist das wahrscheinlich auch nicht anders und am Schluß tut er einem fast leid, nachdem ihn seine Sonja verlassen hat, er sich in der leere Redaktion auskotzt und mit letzter Kraft seinen Rachefeldzug schmiedet.

Das Buch ist in fünf Tage gegliedert und spielt an verschienenen Orten. Zuerst “In der Früh, zu Hause im Bett”, da hat die Sonja ihren Karl gerade verlassen, denn, die eine sechsundvierzigjährige Moldawierin, die als Empfangsdame arbeitet, nimmt das sehr genau und so bleibt der Karl  liegen und denkt über das Leben nach. Träumt sich aus, wie er mit seiner Sonja nach Grado fahren wird, denn da war er früher als Kind mit seiner alleinerziehenden Mutter öfter. Früher als alles noch viel besser war. Jetzt überlegt er, ob er seine Sonja nicht irgendwann heiraten will, dann wird sie ihm zu Jause die Bozena, die Putzfrau ersetzen und sonst kann sie es gut haben, kann zur Massage gehen und ihre Freundinnen treffen.

Wegen der Bozena, der Putzfrau steht er dann doch auf und wir finden ihm am Dienstag im  Prater wieder, wo er weiter schwadroniert. Die Sonja hat ihn versetzt, weil keine Zeit. So muß er abends allein in den Schanigarten gehen und denkt, daß früher alles besser war, nur unter Kreisky konnte er studieren, auch viele Auslandsreisen machen. Mit einer Delegation ist er sogar nach Saudiarabien gekommen. Jetzt gibt es die Flüchtlingskrise, die Willkommenskultur, die Redaktion stellt sich auf Online um und hat ihn vom Außenressort abgeschoben, das habe ich auch vor kurzem auf meiner Backlist gelesen.

Die “Besserwisserin” und der Onlineredakteur machen ihm Sorgen, nur die gendernde Sally gefällt ihm ein bißchen und so sitzt er d,a schwadronniert, trinkt seine acht Spritzten und wartet auf die Sonja, aber die hat ihm am “Donnerstag spätabends allein an der Theke” wiederversetzt, beziehungsweise mitgeteilt, daß sie eigentlich Ekatherina heißt und leider nicht drei Tage nach Grado fahren kann, denn sie fährt Jetzt nach Hause, nach Moldawien zu ihrer Tochter, wird sich dort eine Weinhandlung aufmachen und das Geld hat sie sich natürlich in einem Escortservice, wie denn sonst, verdient, ihren Karl aber doch sehr gern gehabt.

Sehr betrunken schleppt sich der am nächsten Tag in die Redaktion und findet einen Geschenkkorb vor, glaubt zuerst, er wäre wieder auf das Außenressort zurückversetzt, findet dann aber sein Abschiedsschreiben, er kann mit Zweiundsechzig schon in die Korridorpension und eine nicht so kleine, wie er sich eingesteht, Abschlagzahlung bekommt er auch. So kotzt er seine Magenbitter, wie schon beschrieben am Klo heraus, packt dann die Kugelschreiber in den Korb und setzt  an zum Abschiedscoup, wo, der Zeitunartikel ist abgedruckt , der Boulvard einen “Unfaßbaren skandal” aufdeckt.

Sehr berührend irgendwie, wo wir ja schon zwei Jahre drüber stehen, sich die Willkommenskultur sehr verwandelt hat, der Rechtsruck noch mehr vollzogen ist,  die FPÖ und die Identitären sich für Freiheit und die Menschenrechte ohne Maskenpflicht mit einem Babyelefanten Abstand einsetzen.

Ein sehr beeindruckendes Buch, das obwohl bei “Kremair & Scheriau” erschienen fast an mir vorübergegangen wäre. Der Alfred hat es verhindert und ich kann das Lesen daher sehr empfehlen.

Das Journalistinnen zu schreiben beginnen, wenn sie in Pension gehen, ist übrigens nicht so selten, Susanne Scholl hat es gemacht und Cornelia Vospernik, die das vielleicht noch nicht ist, hat ja auch ein Buch geschrieben, das ich bei “Rund um die Burg neu” kennenlernte und später mal im Schrank gefunden habe. Da könnte man fast neidisch werden, aber stimmt ja nicht, ich schreibe ja auch und sehr viel und mir hat Bruno Kreisky höchstwahrscheinlich auch das Studium ermöglicht und ich halte dieSiebzigerjahre ebenfalls für die besten meines Lebens, wie es vielleicht auch bei der 1956 geborenen Kriegs und Krisenberichterstatterin Livia Klingl so war.

Am Schluß steht übrigens noch “Alle  handelnde Personen sind erfunden. Nur die Besserwisserin  – das bin ich”

Superbusen

Jetzt kommt ein Debut oder ein Poproman, das Erstlingswerk der 1989  in Dresden geborenen Paula Irmschler, die 2005 zum Studium nach Chemnitz zog.

Sie ging dann nach Köln, arbeitete dort als Garderobiere und begann eine Kolumne zu schreiben.

Im Herbst 2018, wo Chemnitz ja berühmt wurde, wurde sie Redakteurin der “Titanic” und hat in “Superbusen” höchstwahrscheinlich in einem sehr rotzigen frechen Ton von sich selbst erzählt und wahrscheinlich auch noch das eine oder andere dazu erfunden,  die berühmte Stadt aber, glaube ich,  mit ihren sozialen Problemen, treffend geschildert.

Das in drei Teilen mit einem Epilog geschriebene Buch beginnt, als Gisela, die eine Zeitlang mit ihrem Freund Paul in Berlin lebte, wieder nach Chemnitz zurückkommt, wo sie vor einigen Jahren, nach dem sie eine eher sozialschwache Jugend in Dresden erlebte, wie ihre Autorin zum Studium in diese Stadt  gekommen ist, dort in einigen WGs wohnte und mit ihren Freundinnen Fred, Meryam und Jana, die Band “Superbusen” gegründet hat, mit denen sie durch die Lande zog.

“Nächste Woche soll`s wieder scheiße wern”, hieß der erste Song.

Vorher wird in einigen mehr oder weniger starken Szenen, das Studentenleben ohne Geld erzählt. Das Studium geht nicht so recht voran, die Studenten sammeln Flaschen oder klauen sie, um dann das Pfand abzukassieren, leben von Spaghetti, die sie in einer Sauce mit Ketchup, Milch, Wasser und Pfeffer essen.

Gisela, die nicht so genannt werden will, arbeitet, wie ihre Autorin, als Garderobiere, hat ein Problem mit ihrem Übergewicht, wird gehänselt und hat auchProbleme mit der Stadt in der sich die Antifa mit den Nazis, beziehungsweise,  umgekehrt, bekriegen oder auch das nicht passiert.

Ein wildes freches Buch, dem vielleicht ein wenig der strigente Handlungsrahmen fehlt, eines, das als superlustig beschrieben wird, als Ereignis der Saison,  auf “Amazon” sehr gute Kritiken bekommen hat und von Chemnitz der berühmt berüchtigten Stadt, die zu DDR -Zeiten,  in Karl Marx Stadt umbenannt wurden, haben wir 2018 ja sehr viel gehört und sich darüber mit einem  Roman, wie diesen, ein Bild zu machen, ist wahrscheinlich auch in Zeiten wie diesen, wo höchstwahrscheinlich,  wenn wir nicht großes Glück haben, noch viel kaputt gehen wird, sicherlich sehr interessant.

Wir verlassenen Kinder

Jetzt kommt  das zweite “Kremayr&Scheriau-Buch” aus der Frühjahrsschiene, ein Debut der 1990 in OÖ geborenen Lucia Leidenfrost, das wieder keines ist, habe ich doch schon ihren vor zwei Jahren erschienenen Erzählband “Mir ist die Zunge so schwer” gelesen und ich muß sagen, es ist ein sehr interessantes Buch, das ein  wichtiges und wohl auch verdrängtes Thema unserer Zeit auf sehr poetische Art und Weise, wenn auch mit einigen Widersprüchen und Kurven zu schildern weiß.

Soll es doch in Moldawien oder sonstwo ganze Dörfer geben, wo die Kinder mit vielleicht ein oder zwei Großmüttern verlassen leben, weil die Eltern im goldenen Westen die Ärsche der dortigen alten Leute putzen, weil das dort niemand mehr kann oder will.

Lucia Leidenfrost schildert das alles dezenter und auch namenloser, es wird kein Ländernamen genannt und die Kinder dort heißen zwar Mila und juri aber auch Anni und ein Erwachsener Valentin und mal gibt es Krieg im Nachbardorf, mal ziehen Blechvögel über den Himmel und nur ein einziges Mal wird eine Lidia erwähnt, die eben im goldenen Westen die Ärsche putzt und Briefe an ihre verlassenen Kinder schreibt.

Die bekommen zuerst noch Geld und Geschenke, Stützstrümpfe für eine Oma, die längst  gestorben ist und auch der Lehrer hat das Dorf schon verlassen. Es gibt zuerst noch einen Pfarrer der zu alle heiligen Zeiten kommt und einen Bürgermeister, der im Rathaus sitzt und die Kinder manchmal mit ihren Eltern telefonieren läßt.

Der ist der Vater von Mila und ihren zwei Schwestern, die jüngste ist ein Baby und die Mutter ist bei der Geburt gestorben, Mila versorgt nun die Schwestern, ist die Außenseiterin im Dorf, wird von den anderen Kindern, die ihre eigenen Regeln erstellen, gemobbt und gequält.

Sie stieht aber den Vater auch den Schlüßel zur Schule, will Lehrerin werden und weil  kein neuer Lehrer komt, selber die kleineren Kinder unterrichten.

Die Scheifen von denen ich oben geschrieben habe, bestehen darin, daß die Eltern beispielsweise schreiben, sie wären schon in der Nachbarstadt und würden bald kommen, als die Kinder aber dorthinziehen, um das Geld von der Bank zu holen, sind sie nicht da.

Später kommt auch kein Geld mehr und keine Geschenke und die paar Alten und auch der Bürgermeister verlassen das Dorf, um in einen Krieg zu ziehen. Der Bürgermeister kommt aber in den Nächten zurück und bringt Fleisch und Käse mit, das Mila ihm brät, während die anderen Kindern kein Wasser, keinen Strom und kein Essen mehr haben.

So werden zwei Beschlüße gefaßt, Mila putzt die schule und beschließt ab der nächsten Woche die Kleineren zu unterrichten, während die anderen Kinder sie in der Hoffnung, daß dann endlich Hilfe kommt, sie anzünden und gemeinsam velassen sie dann das Dort, um sich ihre eigene Welt zu bauen oder so etwas wie Geborgenheit woanders zu finden?

Einer der berührendsten Sätze im Buch lautet “Einmal werden wir mit der geladenen Pistole zu unseren Eltern fahren und sie zurückholen” und der Automechaniker, von dem sie die Pistole haben, wundert sich in einem Brief über die Gewalttätigkeit der Kinder und schreibt “Man hätte die Kinder auch mitnehmen können.”

Ein berührendes Buch das nachdenken läßt, aber auch sehr poetisch ist, so daß ich mir schon überlegen, ob es auf die shortlist des Bloggerdebut oder auf eine der anderen Buchpreislisten kommt und das Lesen sehr empfehlen kann.

Balg

Buch fünf der Schweizer Buchpreisliste, das Schweizer Buchpreislesen ist zu Ende und nach den großen Katastrophen und der Weltuntergangsstimmung, die Sibylle Berg von England ausgehend über ganz Europa ausbreitete, erzählt die 1981 am Bodensee aufgewachsene Tabea Steiner, die offenbar Lehrerin ist oder war vom kleinen Unglück in einer Familie, die sich auch zu einer großen Katastrphhe ausbreiten kann.

Balg ist die Bezeichnung eines unerzogenes Kindes und Timon ist ein solches, ein verhaltensauffälliges Kind, das durch die Unfähigkeit der Erwachsenen in die Verhaltensstörung hineingetrieben wurde.

Die Jugendämter können wohl wahre Lieder davon singen, aber das Wort Jugendamt kommt in dem Buch höchstens einmal vor, während die Kindergärtnerinnen den kleinen Timon weil er die anderen Kinder gebissen hat, in ein Extrazimmer sperren und die Schulleiterin, die Eltern in die schule holen und den Jungen von der Schule ausschließen, weil er die Lehrerin bestohlen hat und dabei hat alles so schön angefangen.

Chris und Antonia sind aufs Land gezogen, damit ihr Junge es einmal besser hat und in einer schönen Umgebung aufwächst. Antonia kommt von dort her, ihre Mutter lebt hier und kann sich, was ja auch sehr gut ist, gleich um ihn kümmern, wenn Antonia arbeiten geht.

Dann beginnt es gleich passend am Weihnachtsabend, Timon krabbelt zum Christbaum, schluckt irgendwas, Chris beschuldigt Antonia, die sich betrinkt, obwohl sie ja noch stillt. Dann verläßt Chris sie, zieht in die stadt, Antonia muß zu arbeiten beginnen, die Großmutter ist auch überfordert und die Kindergärtnerinnen schimpfen, weil Timon die anderen beißt.

Dabei gibt es einen Lichtblick im Dorf, Valentin, der war mal Lehrer, jetzt ist er Postbote, denn da ist einmal etwas ganz Schlimmes passiert, man weiß nicht genau was, ahnt, daß es umMißbrauch geht, daß Valentin zu lang geschwiegen hat und daß Antoina jetzt stinksauer auf ihn ist und seine Frau und seine Tochter haben ihn deshalb auch verlassen. Der alte Valentin ist es aber, der sich um Timon kümmert, er schafft sich auch Hase für ihn an und kauft ihm Süßigkeiten, als Antonia davon erfährt, droht sie mit der Polizei und verbietet Timon zu ihm zu gehen.

Dann schickt die Großmutter Timon auf einen Bauernhof, wo es ihm gefällt, Antonia holt ihn von dort weg und das Kätzchen das er gerne will, darf er auch nicht haben.

Antonia findet einen neuen Freund, der den Jungen nicht leiden kann, der Vater zu dem kontakt besteht und der eine neue Familie hat, kauf ihm ein Fahrrad, Antonia verkauft es und kauft sich dafür einen Mantel, den er zerschneidet, dann rückt er aus, verstckt sich in einer alten Käserei, Valentin gibt ihm Essen und läßt ihn bei sich duschen, während  Antonias Freund, dem sie sein Verschwinden verschweigt, auch nicht zur Polizei geht, sondern nur seine Hadybewegungen verfolgt, sein Zimmer bezieht und ihn zur Großmutter schickt.

Man sieht, es passiert viel in dem Buch, alles machen alles falsch, es ist sehr beeindruckend, das Elend in den Familien zu verfolgen, obwohl manches wieder etwas unlogisch und übertrieben scheint, kennt man solche Geschichten der Sprachlosigkeit, der Mißverständnisse, der Überforderungen, die zu Verhaltensstörungen und Traumatisierungen führen.

“Atemlos erzählt Tabea Steiner von einer grausamen Kindheit: ein verzweifelt zärtliches Buch über die Liebe und die Sprachlosigkeit”, hat Dana Grigorcea auf den Buchrücken geschrieben und man sieht wie vielfältig und unterschiedlich die heurige Buchpreisliste war, die einen auch zum Nachdenken bringen läßt.

Ein Debut kann ich noch verraten, ist es auch gewesen, obwohl es nicht auf die Bloggerdebutshortlist gekommen ist.

Und hier gehts zum Adventkalender und zum 25. Türchchen der “Nika, Weihnachtsfrau”.

Kate Glory Lie

Jetzt gehts weiter mit der Buchpreispause, sechs deutsche Bücher wären ja noch zu lesen, aber FVA hat mir außer der sehr modernen Beziehungsgeschichte von Paulie Delabroi-Allard noch ein Buch geschickt, daß sich mit der neuen Geschlechteridentität beschäftigt, nämlich das Debut des 1996 geborenen Stefan Scheufelen “Kate Glory Lee”, das nach einer wahren Geschichte geschrieben sein könnte.

Kate Glory Lee oder Karsten Vogel, ein zwei Meter Mann mit Abendkleid, Ohrringe und Highheels oder Frau natürlich, die Drage Queen kokst und dealt sich durch das hippe Berliner Leben.

Die Freunde in der Wohngemeinschaft tun einen ständig etwas in den Tee, so daß es zu herrlichen Szenen am Arbeitsmarktservice kommt, wenn der Bittsteller high vor seiner Beraterin sitzt oder vielleicht im Wartebereich vor sich hin meditiert.

Dazwischen erzählt Karsten Vogel, wie er in dem Berlin der Wendejahre aufgewachsen ist. Der Vater weg, die Mutter depressiv, hat den kleinen Jungen vor den Fernseher gezwungen, bis er ihre Schminksachen entdeckt. Dann verliert der Fernseher seine Bedeutung, die Mutter lädt, während die Mauer fällt, dieNachbarn zu den Shows des kleinen Karsten ein und das Leben einer Drage Queen beginnt, die während sie zu ihren Auftritten tourt von den Taxifahrern angepöbelt wird, sich aber herrlich durchsetzen kann, nicht umsonst trägt sie immer einen kleinen revolver mit sich.

Das Leben holt sie  trotzdem ein. Es kommt zu einem MS-Schub auf der Bühne. Es ist nicht der Erste, die hat sie aber ihren Freunden und Managern verschwiegen, will sie doch nicht bemitleidet werden.

Außerdem geht es zu einen großen Auftritt nach Amerkia, nach Harlem, New York, wo auch noch ein bißchen Drogen geschmuggelt werden und in einem Theater ein Stück gezeigt wird, die die Rolle der Queers im Irak schildert. Da kommt es zu noch einem Schub und der letzte Absatz, fettgedruckt, lautet:

“Es war das letzte Mal, dass Kate Glory Lee die Bühne betrat. Sie erwachte im Mount Sinal Hospital in East Harlem. Nach einem erneuten MS-Schub, dem im Laufe der nächsten Jahre mehrere folgten, gab sie ihre Karriere und Identität als Drag Queen Kate Glory Lee auf. Karsten Vogel sitzt im Rollstuhl usnd lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft für MS-Betroffene. Er wird gelegentlich von Sebastiao und Fabio besucht.”

Und vielleicht noch ein Absatz vom Klappentext:

“Mit viel Tempo, Witz und Empathie erzählt Stefan Scheufelen, die einzigartige Geschichte einer Drag Queen, ein bunter Funkenreigen an Ereignissen – bis der Vorhang fällt.”

Es ist Sarah

Jetzt kommt eine kleine Buchpreispause, denn FVA hat mir das Debut der 1988 geborenen Französin Pauline Delabroy-Allard, die mit ihrem Erstling großes Auffsehen erregte und damit auch schon einige Preise gewonnen hat, geschickt.

“Eine noch nie da gewesene Liebesgeschichte!”, steht im Klappentext und der Beschreibung und ich bin ein wenig weniger begeistert, beziehungsweise habe ich das Aufsehen erregende Neue dieser Liebesgeschichte nicht so ganz entdeckt und sie im Gegenteil manchmal sogar als ein bißchen altmodisch empfunden.

Sie besteht aus zwei Teilen und einem Prolog, diese Liebesgeschichte, die da auf hundertachtzig Seiten in sehr kurzen Episoden  von der Ich-Erzählerin, einer Lehrerin und alleinerziehenden Mutter erzählt werden, die auf einer Silvesterparty in Paris, die Violistin Sarah, eine sehr ungewöhnliche außergewöhnliche Frau, kennenlernt und eine rassante Liebesgeschichte zwischen den beiden Frauen beginnt.

Eine noch nie dagewesene Liebe, die alles andere darum auslöscht. Sarah, erscheint im Unterricht, holt die Erzählerin mit ein paar Croissants von der Schule ab, die reist mit ihr durch die Welt, begleitet sie bei den Konzerten, erzählt ihren Eltern von der Liebe, die verstehen. Sarahs eltern sind weniger begeistert und dann kommt es zum Bruch, der schon im Prolog angedeutet wird.

Die beziehung scheitert, Sarah verläßt die Erzählerin, erzählt ihr dann von ihrem Brustkrebs und die flüchtet  im zweiten Teil vor der Kathastrophe nach Italien, wo man sicht so recht weiß, ob Sarah nun gestorben ist, sie sie ermordet hat oder sie nur ihren Anblick in ihrer Kranheit nicht ertragen konnte.

Die Erzählerin verläßt also Kind und Beruf und lebt in einer “Wolkenwohnung”, sitzt auf einer Bank, trinkt Spritz in einem Cafe, kauft im Supermarkt Spinatgnocci, erkennt dann, daß sie schon längst Schuberts “Tod und das Mädchen” auf der in der Wohnung gefundenen Platte hört, was sie letztendlichlich durchdrehen läßt.

Ihr Portemonnaie wird gestohlen, so daß sie sich ihre Gnocci stehlen muß und an ihrer großen Liebe offenbar zugrunde geht.

Eine Szene dieser kurzen Schnappschüße ist imir besonders im Gedächtnis geblieben, nämlich die, wo sie aus Liebeskummer ihren Herzschmerz nicht aushaltend, den Notruf anruft und der dort am Telefon sitzende Mann “Hallo, hallo, Mademoiselle, ist es vielleicht eine Liebesgeschichte, haben Sie vielleicht,um es so auszudrücken, Herzschmerzen, oder ist Ihnen Sie wissen schon, schwer ums Herz?”, fragt.

So etwas habe ich, die da an Panikattacken oder an einem Herzinfarkt denken würde, tatsächlich noch nicht gelesen.

Und auch das ist ein wenig ungewöhnlich, daß sie sich in ihrer Triesterwohnung vom Geist Sarahs verfolgt fühlt und der Wirt, bei der sie täglich ihre Spritz trinkt, sie dann beruhigt, daß das die Bora ist, die es ja in Triest gibt.

“E la bora, picola, die Bora, der Wind, der verrückt macht!”