Fliegengewicht

Weiter gehts mit einem richtigen Backlist-Buch, nämlich den 2010 erschienen Debutroman von Anna-Elisabeth Mayer, der bei mir natürlich auch seine Rezeptionsgeschichte hat.

Gehört habe ich von dem Werk, der 1977 in Salzburg gbeborenen Autorin, glaube ich, das erste Mal im Radio, bei den “Neuerscheinungen aus Österreich”, daß es sich bei der in Leipzig studierenden Anna Elisabeth Mayer, um einen ungewöhnlichen Arztroman handeln würde und habe mich noch über das Sujet gewundert.

Dann bin ich am Vorabend des zweiten “Alphas” in die SVA gegangen, weil die da einen Abend für ihre Autoren hatten und habe mich mit Andreas Renoldner über die Autorin, die ja dort für den Preis nominiert war unterhalten.

Am nächsten Tag war die KritLit, der Alfi war zu Hause und hat alles für das Geburtstagsfest vorbereitet, daß ich extra wegen dem “Alpha”, obwohl die sich auf mein Mail nicht gemeldet hatten und ich auch nicht genau wußte, wann die beginnen würde, verschoben hatte.

Ich kam dann sehr spät in das Studio am Rennweg, wollte nach dem Schutting hinein, wurde das aber nicht gelassen, bin nach Hause gefahren und habe mich geärgert und dann auf der Website erfahren, Anna-Elisabeth Myaer hat den Preis gewonnen.

“Wir laden Sie das nöchste Jahr ein!”, hat der nicht sehr freundliche Herr zu mir gesagt und sein Versprechen natürlich nicht gehalten. Da habe ich aber den “Chef” auf der “Buch Wien” angesprochen und ihm die “Buch-Kultur” gezeigt, wo die Veranstaltung wieder angekündigt wurde, ohne, daß dazugeschrieben war, daß man ohne Einladung hinausgeschnissen wird.

Herr Leitgeb hat sich dann zu mir gesetzt, gesagt, daß er sich der Sache annehmen wird, ich aber nicht böse sein solle, wenn….

Angenommen hat sich dann aber erst “Atalante” und ab dann hat es geklappt und 2015 hat Anna-Elisabeth Mayer den “Priessnitz-Preis” bekommen. Da ist mir ein Herr im Literaturhaus aufgefallen, der dort sehr auffällig “Hof gehalten” hat. Der Verleger habe ich gedacht, es war aber der Vater, den habe ich dann angesprochen, ihm mein Karterl gegeben und er hatte meinen Blog gelesen, wo ich ja bei den Bücher von Anna- Elisabeth Mayer und Miliena Michiko Flasar, der Gewinnerin von 2012 immer dazu geschrieben habe, daß ich das Buch leider nicht bekommen und auf meinen “Alpha-Artikel” verlinkt habe, weil man sich bei den Preisverleihungen, die entsprechenden Bücher immer mitnehmen konnte.

Er hat es mir dann aus Lichtenstein, wo er, glaube ich, eine Rechtsanwaltspraxis hat oder hatte, geschickt, wofür ihm nochmals sehr herzlich danke und das Buch dann angesichts meiner übervollen Leseliste liegenlassen, jetzt aber in der Sommerpause oder Sommerloch bevor die Neuerscheinungen des Herbstes kommen, hervorgeholt und ich muß sagen, es war eine Überraschung, nämlich ein Buch, wie ich es eigentlich schreiben möchte. Vielleicht lernt man das in Leipzig mit dem Klischee eines Arztromanes umzugehen und trotzdem keinen Trivialroman daraus zu machen.

Eine junge Frau komm auf eine Herzstation, wo außer ihr im Zimmer noch drei alte Frauen, Frau Ferdinand, Frau Ott und Frau Blaser liegen, die sich über das “Küken”, das sie nun bekommen haben, freuen. Der Stationsarzt heißt Dr. Winter, alle sind in ihm verliebt und träumen von ihm und die drei Frauen schlagen der Ich-Erzählerin eine Wette vor, daß sie ihn verführen soll oder so.

Sie steigt schließlich darauf ein, besucht ihm fortan immer, um drei im Ärztezimmer, um sich von ihm abhören zu lassen. Es gibt aber Schwierigkeiten, die eifersüchtige Stationsschwester mit Schmollmund namen Beatrice und natürlich auch die Frau Dr. Winter, die ein paar Staionen weiter auf der Urologie arbeitet.

Dazwischen laufen die Visiten ab, Medikamenten werden verabreicht und die Patientinnen werden besucht. Da kommt der Herr Abu ein afrikanitscher Ex-Flüchtling aus dem Herrenzimmer und verteilt Pistazien an die Damen, Frau Blaser wird von ihrem Sohn Reini besucht und Frau Ferdinand, die eigentlich nur sterben will, von ihrem Sohn Georg.

Die stets geschminkte Frau Ott, die Sophia Lorens Memoiren liest, ist die aktivste in der Runde. Sie erzählt von ihren Männern und gibt gute Ratschläge. Frau Blaser hat ein Hörgereät, daß einstmal einem russischen Minister gehörte und ihr Sohn Reini ist ihr Sorgenkind, denn er ist arbeitslos, lebt noch bei ihr und ist ein Spezialist für Vogelstimmen. Sie will ihn  auch gern an das Küken verkuppeln und dann gibt es noch ihre Tochter Ursl, die in Amerika ihren Xuan, drei Söhne von ihm hat und mit ihm einen vieatnamesischen Imbiß führt.

Sie kommt zum Muttertag auf Besuch und will Reini nach Amerika holen, was der Mutter so zusetzt, daß sie, was in einem Krankenhaus eben vorkommt, wie Schwester Beatrice belehrt, verstirbt. Der Herr Abo tut das aus, aber die Erzählerin wird entlassen und denkt bedauernd auf ihren Krankenhausaufenthalt zurück und überlegt, ob sich dort schon ein neues Fliegengewicht befindet.

Ein tolles und sehr gut geschriebenes Buch, so eines, wie ich, ich habe es schon erwähnt, auch gern schreiben würde können.

Anna Elisabeth Mayer hat inzwischen, glaube ich, zwei weitere eher ungewöhnliche Bücher geschrieben, die “Hunde von Montpellier” ist das zweite, “Am Himmel” heißt das dritte und das habe ich, höre und staune, vor ein paar Wochen im Schrank gefunden. Jetzt muß ich es nur noch lesen.

Festland

Ich habe mich ja schon ein paar Wochen vor unserer Reise auf die Schweitzer Literatur vorbereitet, mir das Schweizerische aus meinen Regalen hervorgeholt und auf den Badezimmerstapel gelegt und dann bin ich an einem Donnerstag davor in die Seestadt hinausgefahren, weil ich die dortige Buchhandlung aufsuchen wollte und habe in dem Nachbarschaftsregal, das es dort gibt, Markus Werners “Festland” gefunden.

Seit ich so viele Neuerscheinungen bekomme, tue ich mir  mit den Büchern, die ich dort finde, etwas schwer, denn keine Chance sie zu lesen oder erst in ein paar Jahren. Aber Moment Mal, bei diesem ist es anders, dieses gleich auf die heurige Leseliste, zwischen den Neuerscheinungen und Buchpreisbücher gesetzt und das Buch mitgenommen, habe ich den 1944 in der Schweiz geborenen Autor, doch in meiner Schweizer Rundschau vergessen, aufzuzählen, obwohl ich von ihm schon “Am Hang” und “Zündels Abgang” gefunden, aber noch nicht gelesen habe.

Also das 1998 bei dtv erschienene Büchlein, das ursprünglich im “Residenz-Verlag” herausgekommen ist, auf die Reise mitgenommen und in Genf zu lesen angefangen.

Da passte zwar nicht ganz die Sprachgrenze, aber egal, die Schweizer sind ja eine mehrsprachige Nation und lernen, glaube ich, sowohl Deutsch als auch Französisch in der Schule, wenn auch das Deutsch, das sie dann sprechen, vielleicht nicht immer zu verstehen ist und das Buch erinnert von der Thematik her, auch ein bißchen an das Debut von Donat Blum, denn da hat ein junger Mann über seine Großmutter geschrieben, während hier ein älterer  in einejr sehr abgehobenen, fast ein wenig altmodisch klingendes Sprache “Was mich so berürht hat:der wunderbare Ton dieses Buches”, hat Marcel Reich Ranicki im literarischen Quartett über das Buch besagt, wie am Buchrücken steht, eine Tochter über ihren ihr bisher unbekannten Vater erzählen läßt.

Es ist auch ein eher kleiner Roman, den man fast Novelle nennen können, die Tochter, bei den Großeltern aufgewachsen, weil sich ihre Mutter frühzeitig umgebracht hat oder war es doch ein Unfall, hatte bisher kaum Kontakt zu ihrem Vater, als sie der kurz nach ihrer Abschlußprüfung plötzlich anruft und sie zu sich bestellt.

Er bestellt sie in sein Haus oder in seine Wohnung, empfängt sie dort im Schlafanzug und im abgedunkelten Raum, erzählt ihr dort etwas von einer Geschäftsreise, die ihn kürzlich nach Wien und auf die Kärntnerstraße führte, wo ihn ein Hund verfolgte. Als ihn sein Chef anruft, läßt er sich verleugnen und, als der Rauchfangverkehrer kommt, um die Wohnung zu kontrollieren, zuckt er ebenfalls aus.

Die Tochter versucht den Meister zu beruhigen, gibt sich als des Vaters Pflegerin aus und läßt sich von ihm die Geschichte ihrer Mutter und die Beziehung, die der Vater zu ihr hatte, erzählen.

Der scheint immer schon ein eigenbrödlerischer Mann gewesen  sein, der noch bei seiner Mutter lebte, als er eine Reise machte und darauf hin jemanden rettete. Dafür wurde er von seiner Firma geehrt. Es kam in die Zeitung und Lena, die Mutter, eine Dolmetscherin ruft ihn an, um ihn zu treffen, obwohl sie bereits einen Freund hatte.

Es kommt zu einem Beischlaf der Beiden, obwohl vom Anfang an klar ist, daß die Mutter keine Beziehung will. Die Großeltern schirmen auch ab, seine Mutter ist ebenfalls dagegen. Trotzdem ruft dieMutter ihn, als sie in den Schnee hinausgeht und sagt “Julia braucht dich!”, der Kontakt war dann aber offenbar später nicht sehr dicht.

Jetzt übergibt der Vater, der Tochter den Schlüßel einer Wohnung und verschwindet dann wieder und als sie in seiner Firma anruft, sagt die Sekretärin “Ach Sie meinen wegen seiner Grippe, ich kann Sie beruhigen, er scheint sehr auf dem Damm, darf ich ihm etwas ausrichten? – Ja bitte, habe ich gesagt, er soll mich bitte anrufen, wenn das möglich ist – Geht in Ordnung , hat sie gesagt, und ich habe zu warten begonnen. Gegen Mitternacht habe ich zu warten aufgehört und den Koffer gepackt, langsam versonnen, fast schlafend schon.”

So endet das Buch und es hat wirklich einen sehr bedächtigen und sehr literarischen Ton, so daß es gut war, daß ich das dünne hundertvierzig Seiten Büchlein  rechtzeitig fand und so in der Schweiz einen mir bisher unbekannten Schweizer Autor kennenlernen konnte.

Elementarteilchen

Jetzt kommt ein Klassiker von meiner Backleseliste, nämlich Michel Houellebeqcs, 1999 erschienener Kultroman “Elementarteilchen”, den ich mir einmal beim Rotary Flohmart in St. Pölten vom Alfred kaufen ließ und auf den ich schon sehr gespannt war, obwohl das Buch jetzt im Schutzumschlag und die erste Seite angelesen,  ein halbes Jahr lang im Harlander Badezimmer lag, denn als ich es im Jänner zu lesen angfangen wollte, habe ich nach der ersten Seite überlegt, daß es doch besser wäre mit dem PDF von Joshua Cohens “Buch der Zahlen” anzufangen und bin seither mit dem Neuerscheinungslesenlesen nicht wirklich fertig geworden.Das heißt, doch im Juni, aber da war der Alfred in Amerika und ich bin in Wien geblieben.

Ein Kultbuch also von dem man schon viel gehört hat und mit dem auch, glaube ich, der 1956 oder 1958 geborene Autor, der  etwas exzentrisch sein dürfte, berühmt wurde und von dem ich einmal einen Gedichtband, der mir sehr gefallen hat und dann “Unterwerfung” gelesen habe.

Hier, schreibe ich gleich, war ich anfangs etwas enttäuscht, beziehungsweise habe ich gedacht, daß man dem zwanzig Jahre alten Buch sein Erscheinungsdatum deutlich anmerkt, denn das, was da über diese Sommerakademie mit den kreativen Writingkursen geschrieben wurde, habe ich nicht so sensationell, sondern alltäglich gefunden.

Es dürfte auch ein bißchen Autobiografisch sein, denn ich habe bei den beiden Brüdern Bruno und Michel, die da beschrieben werden, 1956 der eine 1958 der andere geboren, einige Parallelen zum Lebensweg des Autors gefunden.

Aber dann ist es natürlich ein das ganze Jahrhundert umfassende, breitgefächertes Buch, das das Nachkriegsfrankreich mit all seinen sexuellen Phantasien, dem Leiden von Söhnen von neunzehnhundertachtundsechziger Mütter, obwohl oder weil, die zehn Jahre früher geboren wurden, den wissenschaftlichen Fortschritten, den sexuellen Abartigkeiten und und genau darstellt wird und es ist, weil es ja bis in die Hälte des einunzwanzigsten Jahrhunderts geht, wahrscheinlich auch ein utopischer Roman, den ich mit Stephan Teichgräber im Workshop behandeln hätte können, wenn das, das sich im letzten Kapitel abspielt, nicht nur eine listige Variante des Autors sein sollte, ich neige dazu, das zu glauben und stelle schließlich fest, daß es doch ein sehr beeindruckendes Buchist, obwohl soviel männliche sexuelle Besessenheit  immer ein bißchen abtörnend auf mich wirkt, so daß ich ganze Seiten nur überflogen habe und trotzdem länger, als geplant zum Lesen gebraucht habe.

Es gibt ein Vorwort und ein Nachwort, das sich, um das Leben des Molekularbiologen Michel  Djerzinski, man sieht schon den autobiografischen Bezug, handelt, der in Irland das neue menschliche Leben klonte oder den wissenschaftlichen Beweis dazu lieferte und dann nachdem er die Artikel an die entsprechenden Fachzeitungen schickte, ins Wasser ging.

Das wird in der sogenannten “Nachrede” ausgeführt und dann noch bis 2050 oder so die wissenschaftlichen Folgen der Forschung erklärt.

Dazwischen liegen aber drei lange Teile, die das Leben der beiden Brüder Bruno und Michel, der eine, wie geschrieben 1956 der andere 1958 beboren, erzählt. Die Mutter hieß Janine und war eine Ärztin, die die sexuellen Ausschweifungen von 1968 sehr genoß, ihre beiden Buben von zwei Vätern hatte, sie bei den Großmüttern aufwachsen ließ, so war der eine Zeitlang in Algerien,  der andere bei der anderen Großmutter in Frakreich, beziehungsweise bei seinem Vater, auch einem Arzt, der Frankreichs Frauen, die Schönheitschirurgie bescherte, dann aber den Trend versäumte.

Bruno kam bald in ein Internat, wo er von den älteren Schülern gequält und mißhandelt wurde, mit den Mädchen Schwierigkeiten hatte und Zeit seines Lebens sich seines zu kleinen Penis wegen schämte. In der Jugend erlebte er mit seinem Bruder und mit Annabelle, einen wahrscheinlich nicht so flotten Dreier, in einer dieser Komunen, der Zeltanlage mit kreativen Angebot, die wohl an den Wiener Aktionismus und an Otto Mühl erinnern soll, denn das Buch ist wissenschaftlich unterminiert, die Wiener Ferkeleien werden erwähnt und auf der anderen Seite auch Albert Einstein und Werner Heisenberg.

Bruno wird Lehrer, verheiratet sich auch, wird bald geschieden, hat seinen Sohn Victor nur am Wocheneinde bei sich und versteht ihn nicht. Die Geschichte der sexuellen Revolution wird nebenbei erläutert und Bruno, der dann als Lehrer an das Internat kommt, wo er gedemütigt wurde, wird fast verrückt an den Miniröcken seiner Schülerinnen, holt sich wahrscheinlich hinter einem Schulheft verborgen, einem nach dem anderen hinunter und berührt dann eine nordafrikanische Schülerin, weil er die afrikanischen Schüler schon längst, wegenihrer angeblich längeren Pimmel beneidet.

Das Mädchen schweigt, Bruno sucht einen Psychiater auf und wird ins Ministerium versetzt. Dann hat er eine Zeitlang eine ebenfalls sexbesessene Freundin namens Christiane, als die aber nach einem Rückenmarkleiden gelähmt wird und sich umbringt, läßt er sich wieder in die Psychiatrie einweisen, besucht nur mehr die Mutter, die in ihrer Glückskommune, wo sie den Rest ihres Lebens verbringt und der auch allen ihren Besitz vermicht, stirbt, während Michel, nachdem seine Großmutter exhuminiert wurde, an dem Ort, wo er mit seiner Jugendfreunin Annabelle aufgewachsen ist, diese wiedersieht. Die will mit vierzig nochmals schwanger von ihm werden, was sich aber zu einer Katastrophe auswächst, die Ärzte entdecken einen Krebs an ihr, so daß sie schließlich nach einem Selbstmordversuch ins Koma fällt und stirbt und Michel nach Irland geht, wo er die oben schon beschriebenen Forschungen anstellt, wovon das Buch wohl auch seinen Namen hat.

Ganz am Anfang gibt es eine sehr berührende Stelle, über Michel, der als eine Art Autist beschrieben wird,  von einem Kanarienvogel, den er gerne loslassen will, der aber an panischer Angst vor der Freiheit stirbt, so daß Michel bis er nach Irland geht,  jahrelang mit einem leeren Vogelkäfig in der Wohnung lebt.

Die zwei Seiten des Michel Houllebecqs, könnte man so deuten, ein stark sexlastiges Buch, eines das wohl skandialierte und das ich mir auch etwas anders vorgestellt habe. Es aber sicher wichtig und gut es gelesen zu haben, um sich in der Welt der  starken Männer vielleicht wieder ein bißchen besser auszukennen und auch, um auch eineLücke im literarischen Kanon zu schließen.

Nobels Testament

Jetzt könnte eigentlich, wie ich es beim Schreiben ja immer gerne mache, ein wenig Rechercheliteratur, für mein “Work in Progress”, das heißt die “Unsichtbare Frau” kommen, geht es da doch in einem Seitenstrang, um den Nobelpreis für Literatur und seine Vergabe, kommen.

Aber Erstens geht es in Liza Marklunds “Nobels Testmament” um den Nobelpreis für Medizin, wie ich erst beim Lesen daraufgekommen bin, da ich das 2006 erschienene Buch, da ich den NB selbstverständlich für den für Literatur gehalten habe, schon immer haben wollte, Liza Marklund wahrscheinlich 2007 in Leipzig auch daraus am blauen Sofa lesen hörte und das Buch vor ein paar Jahren im Schrank gefunden und es auf meine heurige Liste gesetzt habe und da ist es dann während des Entstehens der “Unsichtbaren Frau” gestanden und gestanden und ich habe gar nicht daran gedacht, es für Recherchezwecke vorzuziehen.

Erst jetzt, da ich mit dem Korrigieren hoffentlich schon bald fertig bin und dem Alfred sogar schon am Sonntag, ein allerdings noch sehr fehlerhaftes Manuskript gesendet habe, bin ich darauf gekommen, daß ich das Buch, wie ich es auch sehr gerne mache, als Sommerlektüre, ein Krimi ist ja leicht und sommerlich, vorziehen könnte und jetzt habe ich es gelesen und bin ein bißchen verwirrt, denn es war zwar einerseits sehr spannend, andererseits auch eine ziemlich kunterbunt zusammengewürftelte Geschichte, wo fast alles und jedesThema verarbeitet wurde.

Von der 1962 gebobrenen schwedischen Autorin, habe ich, glaube ich “Primetime” gelesen, ein Buch, daß mir meine Freundin Elfi einmal zu einem meiner Geburtstagsfeste mitbrachte und “Mias Flucht”, wo es um einen angeblich oder wirklich authentischen Fall geht und “Prime time” hat mir, glaube ich, schon nicht so gefallen. Wahrscheinlich habe ich es auch sehr verwirrend gefunden.

Annika Bengtzon ist die Hauptfigur. Sie ist eine Journalistin im Abendblatt und weil es eine ganze Annika Bengtzon Reihe gibt, und “Nobels Testament” irgendwo in der Mitte angesiedelt ist und “Primetime” 2002, erschienen, wahrscheinlich auch, ist es nicht so leicht zu lesen, weil sehr viel von den vorigen Krimis offenbar vorausgesetzt wird und man sich nicht auskennt.

Es beginnt mit der Nobelpreisgala, da tanzt Annika Bengtzon mit einem Journalisten der Konkurrenz und dann wird sie angerempelt. Ein Schuß fällt und der Nobelpreisträger für Medizin, der gerade mit der Vorsitzenden der Kommission tanzte, wird ermordet.

Annika hat gar nicht so viel gesehen, nur die gelben Augen des “Kätzchens”, der Auftragskillerin, wird aber trotzdem von der Polizei verhört und bekommt, was ich ein wenig unlogisch finde, ein Redeverbot. Noch unlogischer ist allerdings, daß sie daraufhin für ein halbes Jahr beurlaubt wird und, daß das, was auf den ersten hundert Seiten passiert, eigentlich nicht sehr spannend ist.

Im zweiten Teil im Mai geht es dann weiter. Da ist Annika, die sich mit ihrem Mann Thomas einem Juristen, der im Ministerium für die Terrorismusbekämpfung zuständig ist, ständig streitet und auch Alpträume hat, weil er sie offenbar in einem der vorigen Teile betrogen hat, in ein Haus an den Stadtrand gezogen, das sie sich von dem Geld kaufte, daß sie offebar auch in einem vorigen Fall, als Finderlohn bekam. Dort hat sie einen “verrückten” Nachbarn, der ständig mit der Polizei droht, wenn sie ihr Auto vor dem Haus stehen läßt, aber mit seinem in ihren Garten fährt und in diesemauch einen Maibaum aufpflanzt. Ihre zwei Kinder werden im neuen Kindergarten gemobbt und ihr Mann ist auch nicht da, weil er für die Terrorismusbekämpfung neue Überwachungsgesetze ausheckt, die ihr ein Dorn im Auge sind.

Es wurde auch in ihrer Redaktion umstrukuriert, die Büros verkleindert, die Mitarbeiter ausgelagert und eigentlich denkt sie, sie bekommt den golden Handeshake angeboten, wird aber als freie Tagesreporterin im Mai wieder angestellt und da geht es dann mit dem Fall los, denn es werden hintereinander, die Mitarbeiter des Karolinska Instituts, dessen Direktorin, das ermordete Nobelpreismitglied war, ebenfalls ermordet.

Dazwischen geht es noch um sehr viel Kleinkram. Der Nachbar pudelt sich auf, als Thomas seinen Chef und seine Kollegen zu einem Abendessen einlädt. Er macht seine Frau lächerlich und ich wundere mich nur, wieso sie sich entschuldigt und nicht die Polizei holt, wenn er mit seinem Autor in ihren Garten fährt. Dann fällt Kalle, der Sohn im Kindergarten noch von der Schaukel. Ein Arschlochkind hat ihn huntergeschubbst und Anika geht wütend hin, und droht ihm an, es umzubringen, wenn es das noch einmal tut.

Da kann man diskutieren, ob das nicht vielleicht ein bißchen übertrieben ist. In einem Roman muß das alles sein. Ich weiß, da kann man nicht einfach sagen “Du pass auf, ich will nicht, daß du meinem Kind was tust!”

Es wirkt aber und es wird auch noch ein Kleinterrorist abgeschoben und Anika zerstreitet sich mit ihrem Thomas endgültig, bevor die Molotows Cocktails in ihr Haus fliegen. Sie die Mordfälle aufgeklärt hat und mit den Kindern flüchten kann und begreift, daß er nicht widerkommen wird und was den Alfred Nobel und sein Testament betrifft. Richtig darum geht es natürlich auch. Da werden E-Mails geschrieben, die über sein Leben und seine Beziehungen zu Frauen, wie beispielsweise der Berta Kinsky, nicht der Baronin von Suttner, Auskunft geben und auch, um eine schöne Vatermörderin aus vorigen Jahrhunderten, über die Alfred Nobel offenbar wirklich ein Theaterstück geschrieben hat.

Spannend und geheimnisvoll der Schwedenkrimi, obwohl ich micht die ganze Zeit fragte, wieviel, die vielen Themen, die da hineingepackt wurden und da habe ich jetzt noch gar nichts über die Stammzellenforschung an der im Karolinska Institut geforscht wurde und um die Intrigen und die Machtspielchen, die es dort gibt, geschrieben, miteinander zu tun haben?

Wahrscheinlich ist das Buch trotzdem unterhaltsam und angenehm zu lesen und die schwedische Krimiautorin versteht ihr Geschäft, obwohl sie, wie ich gelesen habe, ihre Anika Bengzton Reihe inzwischen beendet hat.

Deine grünen Augen

Jetzt kommt, während die Bücher der Herbstproduktion, die erst im Juli, August, September besprochen werden können im Badezimmer auf mich warten, wieder etwas von der Backlist.

Eines der älteren Bücher, das ich unbedingt lesen wollte, obwohl ich gar nicht so genau sagen kann,  wie es zu mir gekommen ist, wahrscheinlich habe ich es mir vor drei Jahren, kurz bevor wir nach Leipzig fuhren, vom klinischen Mittag kommend, in der ehemaligen “Buchlandung” in der Lerchenfelderstraße, um einen  Euro gekauft, vielleicht habe ich es auch in einem der Schränke gefunden.

Arnost Lustig “Deine grünen Augen” und gekauft oder genommen habe ich es mir höchst wahrscheinlich, weil mich der Name an Gila Lustiger erinnerte, von der ich einmal, langs lang ists her, etwas gelesen habe.

Das wäre aber wieder eine legasthene Verwechslung gewesen, denn Arnost Lustig wurde 1926 in Prag geboren, überlebte die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Buchenwald. Nach dem Krieg kehrte er in seine Heimat zurück und arbeitete als Rundfunkredakteur und Schriftsteller. Aufgrund seiner führenden Rolle imPrager Frühling flüchtete er 1968 nach Israel, steht im Klappentext.

“Wikipedia” entnehme ich, daß er 2011 in Prag gestorben ist und ein Schriftsteller und Publizist war, der sich in seinen Werken hauptsächlich mit dem Holocaust beschäftigte. In den USa scheint er auch gelebt zu haben.

“Deine grünen Augen” erschien 2000 im “Berlin Verlag”, die Originalausgabe kam 2000 in Prag heraus und handelt in Auschwitz kurz vor Ende des Krieges, sowie in Ungarn und Prag kurz danach.

“Hanka ist fünfzehn und Jüdin. Ihre Familie ist in Auschwitz umgekommen. Sie selbst gerät als jüngstes Mädchen ins Feldbordell Nr. 232 Ost. Ein erschütterndes Zeitdokument und eine Huldigung an den Lebenswillen. Mit beinahe beängstigender Ruhe erzählt Arnost Lustig von den Möglichkeiten der Selbstbehauptung in einer humanen Welt”, steht am Buchrücken und die Geschichte, die man eigentlich nicht erzählen kann, wie ein “Amazon-Rezensent” schreibt, wirkt, in seiner knappen,”ruhig”, wird es in der Beschreibung genannt, so, als könnte sie auch knapp nach dem Krieg geschrieben worden sein. Vielleicht ist es  auch die Erinnerung, die Arnos Lustig, das Unerzählbare in  eindringlich dichten Bildern und einer sowohl sehr direkten, als auch dissoziativen Erzählweise beschreiben läßt, die teilweise sehr experimentell  wirkt.

So gibt es immer wieder Stellen, wo beispielsweise “Fünfzehn: steht und dann wahrscheinlich ebensoviele Namen aufgeezählt werden “Hermann Hammer, Fritz Blücher, Reinhold Wuppertal…” etcetera.

Das sind wahrscheinlich die Wehrmachtssoldaten, die eine “Feldhure” pro Schicht zu bedienen hatte und Hanka ist mit ihren  Eltern und ihrem Bruder zuerst nach Theresienstadt, was sie noch, als angenehm und menschlich empfand, dann Auschwitz-Birkenau gekommen, dort wurde selektiert. Der kleine Bruder wurde sofort ins Gas geschickt, der Vater hat sich, um seine Würde zu bewahren an den Zaun geworfen, die Mutter hat sie auch verloren. Sie wurde sterilisiert und ist in eine medizinische Baracke zu einem Dr. Krueger geraten, der Experimente machte. Der wurde versetzt und Hanka gibt sich als Arierin aus, um, um ihr Leben zu retten, in das besagte Feldbordell zu kommen.

Hanka wird am Bauch tätowiert und muß bei Madame Kulikowa auch Offiziere bedienen, den Hauptmann Hentschel und den Obersturmführer Stefan Sarazin, der sich von ihr ans Bett fesseln läßt.

Es gibt außer ihr noch ein anderes jüdisches Mädchen Estelle, die eigentlich Esther heißt, mit ihr kann sie  kurz vor der Evakuation, wo alle erschossen werden, fliehen und kommt zuerst nach Ungarn, spter nach Prag, wo der Erzähler dessen Frau sie später werden wird, sie kennenlernt.

“Mit fünfzehn, fast schon sechzehn, hatte Hanka reine Haut, glänzendes Haar – sorgfältig gebürstet und immer wieder nachgewachsen und wunderbare grünen Augen.”, lautet der letzte Satz.

Die werden in dem nicht chronoligisch erzählten Roman, immer wieder erwähnt, den Soldaten und Offizieren, die sie bedienen muß, fallen sie auf. Hanka ist die jüngste in dem Bodell, gibgt sich aber, um zu überleben, als achtzehn fast neunzehn aus, wenn die Offiziere mißtrauisch auffällt, daß sie so jung ausschaut.

Die “Bordellstellen” werden immer wieder mit den “Nachherstellen”, wo Hanka in Ungarn beispielsweise bei einem Rabiner unterkommt, der ihr zu essen und die Kleider seiner ebenfalls umgekommenen Frau und Tochter gibt und der, ob dem was geschenen ist, fast den Verstand verliert und immer wieder Fragen stellt, wie so etwas geschehen und wie Gott das zu lassen konnte, abgelöst

“Warum haben sie das getan?”, flüsterte er. “Wie haben sie das tun können?”

“Worin verstand das Vegnügen beim Töten von Menschen, die man nicht kannte?

An wen konnte er sich wenden, an welches Gesicht Gottes? An den Gott der Unendlichkeit? Den Gott der Weisheit? Den Gott der Rache? Den Gott der Blitze? Oder den Gott der Gnade? Den Gott der Güte? Den Gott der dreißig Pfade zur Weisheit?  Dem Gott der fünfzig Tore zum Licht? Dem Gott mit dem Flammenschwert? Den Gott des Bundes?”

“Du hast ein Recht darauf sie zu hassen”, sagt der Rabbiner zu Hanka.

“Ich weiß nicht, ob ich das will”, antwortet sie ihm.

“Was mich angeht, darfst du sie hassen” sagt er.

“Das will ich aber nicht.”

“Niemand könnte es dir verdenken.”

“Das interessiert mich nicht.”

“Niemand würde dir einen Vorwurf machen.”

“Ich habe keinen Hass in mir” sagt sie.

Eine seltsame Situation. Während sie nur ans Essen dachte, suchte der Rabbiner nach Antworten auf etwas, das er nicht begreifen konnte.”

“Über Auschwitz zu schreiben, sei ein unmögliches Unterfangen behaupten viele Schriftsteller der Nachkriegszeit und unterließen es deshalb. Mit deinen grünen Augen konnte Arnost lustig den Gegenbeweis jedenfalls nicht antreten”, behauptet ein Zweisternrezensent bei “Wikipedia”, dem das Buch und sein Inhalt wohl zu direkt und nahegehend war.

Und es ist wahrscheinlich auch richtig, daß man das Ungeheuerliche, das damals geschehen ist, wahrscheinlich nicht so einfach erfassen kann und auch das Aufschreibensehr schweirg ist. Es ist  aber trotzdem wichtig, ist das zu tun, kann man die Vergangenheit ja nur so erfassen und es ist wahrscheinlich auch die  knappe  und doch sehr deutliche Art von Arnost Lustig,  die das trotzdem möglich macht, auch wenn der Autor heute eher vergessen und das Buch wahrscheinlich schon vergriffen ist, ist es trotzdem sehr empfehlenswert, es zu lesen, auch wenn es dem Leser vielleicht genauso schwer, wie dem Rabbiner Gideon Schapira fällt, das Geschehene  zu begreifen.

“Arnost Lustig schreibt über den Holocaust mit der gelassenen Autorität, die einer großen Bescheidenheit entwächst. Die kluge Sachlichkeit des Tons ist unvergleichlich”, hat die “Washington Post” noch auf den Buchrücken geschrieben.

Sickster

Jetzt gehts vorerst mal mit der Wiener Leseliste aus den Vorjahren weiter und da steht ja “Sixster”, Thomas Melles Debutroman mit dem er 2011 auf der Longlist des dBp stand, ganz oben.

Ein buch das ich mir an dem Tag, an dem in der “Alten Schmiede”, die literarische Erleuchtung ausgefallen ist und ich nicht wußte, wie ich die zeit bis zur “Kolik Lounge” verbringen sollte, um einen Euro bei “Kupptisch” aus der Abverkaufskiste zog, weil es  am Buchrücken einige Einschnitte hatte und das Buch ist gleich zweimal interessant. Erstens einmal passt es bestens zu der Unverständlichkeitdiskussion oder dem was sich die Buchhändler auf den Buchpreislisten wünschen, weil die Leser lieber etwas leicht verständliches Spannendes, als etwas sprachlich Kompliziertes kaufen und dann ist es ja der erste “Depressions oder Psychoseroman” von den drei mit dem Thomas Melle mit seinem Memoir “Die Welt im Rücken” den dBp 2016 dann doch nicht gewonnen hat.

Mit Buch zwei “Dreitausend Euro” ist er ja, gaube ich, 2014 auch auf der Shortlist gestanden und das Buch habe ich mir weil mich das Thema interessierte, vom Alfred schenken lassen und  damals nicht gewußt, daß Melle da auch, aber auf ganz anderere und viel leichter lesbarere Art und Weise das Thema psychische Krankheit beschreibrt, in der “Welt im Rücken” macht er es biobgraphisch und bei “Sickster” würde ich mal sagen, sehr kompliziert, so daß auch ich, eine glaube ich schon sehr versiierte Leserin, die ersten hundert Seiten brauchte, um in den Stil hineinzukommen und halbwegs zu verstehen, um was des da geht.

Auf den buchrücken hat glaube ich die Zeitschrift “Literaturen” von Sigrid Löffler begründet und nicht der Blog von Sophie Weigard geschrieben “Ein abschüßiges hartes und herzergreifendes Debut. Melle nimmt das voll Risiko. Er bricht Kälte durch Pathos und ist ganz sicher eines nicht, der nächste Popliterat”.

Ob das stimmt, weiß ich nicht, weiß ich ja nicht einmal genau, was ich mir unter einen Popliteraten vorstellen kann, aber ich könnte mir vorstellen, daß das Buch das ist, wie die Literaturkritiker von der qualifiziertesten Sorte, die gute Literatur haben wollen.

Neu und unverständlich, sprachlich auf hohen Niveau und ohne Rücksicht auf die psychischen Befindlichkeiten des Autors würde ich noch keck einwerfen, denn Thomas Melle hat sich ja inzwischen geoutet und damit, wie man vielleicht auch unken könnte, die eleitären abgehobenen Kriitiker entlarvt, die ja in dem Buch noch euphorisch schreiben:

“Ein beschädigtet Text über Lebens- und Systemfehler. Ein kaputter Roman über eine kaputte  Gegenwart, so nah an jetzt, dass es wehtut” Berliner Morgenpost oder

“Ein besseres Buch über trostlose junge Großstädter ist in den letzten Jahren nicht geschrieben worden.” Spex.

Worum geht es in dem Buch werden jetzt meine Leser von mir wissen wollen und das, Leute, ist gar nicht so einfach zu erzähen oder doch natürlich, denn das steht ja auch am Buchrücken.

Es geht um einen Magnus der ist Journalist bei einer Tankstellenzeitung, dann gibt es noch einen Thorsten, der ist in der Ölfirma, der die Tankstellen gehören Manager und trinkt, um das harte Leben, in das er da geraten ist, zu packen, sich munter dahin. Dann kokst und kifft er auch und hat eine Freundin namens Laura und die übt sich in Selbstverletzungen und kratzt ihre Wunden immer wieder auf, wohl auch, um auch das harte Leben der frühen Zweitausenderjahren mit allen ihren Krisen und Neoliberalismus durchzustehen und am Buchrücken steht noch etwa,s daß Magnus, der inThorsten einen Schulfreund wiedergetroffen hat, ihm seine Freundein wegnimmt. Das Klappentexter, habe ich nun ganz anders gelesen, für mich war da nichts von zarter Liebesgeschichte, sonder eher das rauhe Leben der Erfolgsgesellschaft pur.

Das Buch ist in einigen Teilegegliedert, beginnt mit Magunus Abiturentenzeit, die glaube ich, in Bonn passierte, dann säuft und kifft sich Thorsten im zweiten Teil durch das Leben und die Vorstandsetage. Dann gibt es jahreszeitlich besonders interessant, ein Christmas Kapitel, wo Magnus Familiengeschichte erläuert wird und um die Psychose, in “Die Welt am Rücken”,  bestens beschrieben, geht es im vierten Teil.

2016 hat mich verwirrt, das einige der Blogger, die ewig wiederkehrenden Schübe in dem Buch langweilig fanden.

“Hä?”, dachte da die Psychologin in mir.

In “Sixster” gehts, vom Autor abgewandt im Crashkurs durch die sensible Journalistenseele und dann treffen Magnus und Laura sich in der Klinik wieder und thorsten steht draußen, von seiner firma inzwischen beurlaubt, da ein kleiner Probedialog, um in den Stil des Buches einzuführen.

“Glauben Sie, ich bräuchte ruhe?”, fragte Thorsten.

“Ein wenig Urlaub, vielleicht.”

Das täte Ihnen sicherlich gut!”, sagt Francoise Starck”

“Wenn Sie meinen.”

“Das meinen wir”

Dann meine ich das auch”

“Das will ich auch gemeint haben”

So geht es offenbar zu in den Vorstandsetagen, wenn untragbar gewordenen Mitarbeiter entlassen werden und dann steht er also vor der Klinik und säuft und kotzt. Aber nicht sehr lange, denn Magnus und Laura holen ihn, glaube ich, hinein, beziehungsweisen machen sie dann zu dritt einen Aufstand und eine Revolution in der Ölfirma und so endet das Buch, Teil eins von Thomas Melles Krankekengeschichte, einem sprachlich nicht sehr leicht zu lesenden Buch, das damit die Befindlichkeit der 2000er Jahre ausdrückt, wie die Literaturkritiker jubelten und die wahrscheinlich erst fünf Jahre später begriffen, daß damit auch Thomas Melles psychische Befindlichkeit mit gemeint war und der Durchschnittsleser, der, der sich nach seiner harten Arbeit in einem Tankstellenshop oder einer Öllfirma unterhalten und erholen möchte und daher lieber zum Krimi oder Chick Lit greift, wird an dem Buch nicht viel Gefallen finden und “Das ist mir zu komplierzt sagen!”, wie ich fürchte und denke, die ich ja manchen meinen Lesern auch nicht sehr verständlich bin.

Tauben fliegen auf

Jetzt kommt ein Buch, das ich, was ich ja sonst fast nie mache, in zwei Ausgaben habe, sonst trage ich ja, wenn ich mal ein Buch doppelt erwische, es brav zurück.

Als ich aber vor ein paar Wochen “Tauben fliegen auf” das Buchpreisbuch von 2010 von Melinda Nadj Abonji im Schrank gefunden habe, hat mir das Cover so gut gefallen, daß ich es nicht liegen lassen konnte, obwohl das der älteren “Jung und Jung-Augaben”, die ja noch den selben Graphiker, wie die alten “Residenz-Ausgaben” hatten, eigentlich auch sehr schön sind.

Diesmal gefällt mir aber die der Lizenausgabe besser und da steht dann auch “Buchpreis 2010” darauf, so daß man nicht nachschauen muß, wann das gewesen ist und beide Covers und das ist auch sehr interessant, zieren Autos und Bäume und, um das geht es bei dem Buch ja, um das nach Hause fahren ind die Vojvovida Heimat aus der Schweiz im neuen Mercedes oder Chevrolet und ich habe auch in beiden Bücher jeweils ein bißchen gelesen.

Denn eines hatte ich ja in Harland, das andere, das ich mir vorige Weihnachten beim Bücherflohmarkt in der Grünangergasse gekauft habe, in Wien liegen und habe es dort auch zu lesen angefangen und das zweite dann während unseres Ausfluges auf den Edelweißboden im dortigen Pensionszimmer und auf der Rückfahrt im Auto.

Von der 1968 in  Becsej geborenen und in der Schweiz lebenden Melinda Nadj Abonji habe ich das erste Mal, glaube ich, etwas gehört, als sie beim “Bachmannpreis” gelesen hat und mir dann ihr Debut “Im Schaufenster im Frühling” das, glaube ich, noch sehr experimentell ist, genommen, als, glaube ich, die Buchhandlung “Kolisch” zusperrte und man sich da zwei Bücher nehmen konnte.

“Tauben fliegen auf,” fer mich die “Buchpreis-Überraschung” ist nicht sehr experimentell, es ist eher ein Memoir und enthält wahrscheinlich viele autobiografische Elemente und ich habe die Autorin auch schon in Wien in der “Alten Schmiede” daraus lesen gehört.

Da hatte ich aber, glaube ich, noch andere Vorstellungen von den Buch und so ist es sehr gut, daß es jetzt gleich zweimal bei mir liegen habe und so an das Lesen erinnert wurde, bevor die neue Buchpreisliste kommt und das Weglesen meines SUBS wieder etwas warten muß.

Das Buch ist, glaube ich, sehr raffiniert geschrieben. Ein Kapitel, wo die Familie  Kocsis mit ihren zwei Töchtern und ihren teuren schönen Wagen in die Vojvodina-Heimat fährt und dort die Mamika und die anderen Verwandten besucht und dann das Leben in der Schweiz, wo die Familie zuerst eine Wäscherei hatte und dann eine Konditorei aufmacht, wo die Mutter, die Chefin ist, der Vater, ein gelernter Fleischhauer kocht und die beiden Töchter, die nebenbei studieren, servieren.

Im ersten Kapitel sind die Kinder noch pubertierend und die Maminka, das ist die Großmutter, wartet mit den Gulaschtöpfen und dem “Traubi” das ist das Traubisoda, das es in der Schweiz nicht gibt und das die Kinder lieben. Es geht zu einer Hochzeit, da werden auch die Fleischberge und die Kuchen aufgetischt und die beiden Mädchen beobachten den Cousin Gyula, beim Vögeln mit einer verheirateten Frau und sind etwas verwirrt.

Und um gleuch auf den Titel, die “Tauben” zurückzukommen, die hält Cousin Belasich und die Mamika kocht daraus die besten Süppchen.

Eine andere Heimfahrt ist dann viel weniger lustig, denn da geht es zum Begräbnis der Mamika und der Krieg kommt dann auch bald und der stürzt die Familie in Verwirrung. Denn jetzt kommen alle Gäste und wollen von ihr wissen, wie das mit den Serben ist?

Aber die Vojvodina gehört ja zur ungarischen Minderheit. Die Mädchen sprechen gar nicht serbisch oder serbokroatisch, wie das damls noch hieß, weil sie schon in der Schweiz in die Schule gingen. Aber die Verwandten in der Heimat werden in Not gestürzt, denn die Burschen werden ja jetzt eingezogen und sollen vielleicht, wenn sie beispielsweise desertieren, aufeinander schißen.

Das Buch wird auch nicht ganz chronologisch erzählt. So handeln spätere Kapitel, wo die Mamika eigentlich schon gestorben ist, davon, wie sie den Mädchen von ihrem Großvater erzählt und in der Schweiz haben die Kocsiss auch ihre Schwierigkeiten, weil sie ja für ihre Einbürgerung lernen müssen und dann muß in der Schweiz offenbar die Gemeinde für oder dgegen stimmen, was auch sehr aufregend ist.

Ein interessantes Buch, das viel von dem Schicksal einer serbische, ungarischen oder was auch immer Emmigrantenfamilie erzählt, so daß ich jetzt vielleicht auch ein bißchen besser verstehe, warum es den “Deutschen Buchprei”s bekommen hat und auch ein bißchen schade finde, daß ich solange mit dem Lesen darauf gewartet habe. Aber jetzt habe ich es gleich in doppelter Ausgabe, werde mir beide behalten und gegenüberstellen und noch etwas ist interessant, habe ich mir doch beim Lesen öfter gedacht, daß der Titel so gar nicht passend ist.

Denn was haben die Tauben, die sich Cousin Bela hält, eigentlich mit Ildiko Kocsis, der Ich-Erzählerin zu tun, die in der Schweiz aufwuchs und Geschichte studierte und am Ende des Buches auch von zu Hause auszieht?

Beim Nachlesen meiner damaligen Eindrücke in der “Alten Schmiede” bin ich daraufgekommen, daß die Autorin ihn gar nicht haben wollte, aber vom Verlag dazu überredet wurde.

Stillbach oder Die Sehnsucht

Von der 1963 in Meran geborenen, in Wien lebenden, Sabine Gruber habe ich noch nie etwas gelesen, wohl war ich aber schon auf verschiedenen Lesungen und habe sie, glaube ich, in den Neunzigerjahren bei einer GAV Vollversammlung in Mondsee  kennengelernt, als sie dort Sekretärin war und das Fahrtspesenformular verteilte.

Ich galbe bei einem von Gösta Maier in Klagenfurt organisierten “Tag der Freiheit des Wortes” haben wir  einmal zusammen gelesen, dann ist sie literarisch aufgestiegen und recht schnell bekanntgeworden, steht doch beispielsweise am Buchrücken von “Stillbach oder Die Sehnsucht”, ein Buch das ich im Schrank gefunden habe, wie die Stempel beweisen und nicht beim “Morawa” aus der Abverkaufskiste zog, wie ich irrtümlich glaubte, etwas etwas von “Sabine Gruber gehört zu den wichtigen Talenten der österreichischen Autorengeneration neben Elfriede Jelinek und Marlene Streeruwitz”, was zwar vielleicht nicht ganz richtig ist, da sie ja wahrscheinlich italienische Staatsbürgerin ist, aber auch der Roman, es ist ihr dritter oder vierter, wird  als “groß und wunderschön geschrieben” bezeichnet.

Vielleicht eine Übertreibung, denn was ist schon wunderschön und was ein Wunder, eine Beschreibung des italienischen Faschismus sicherlich nicht, sie hat aber mit ihrem letzten Roman “Daldossi oder Das Leben des Augenblicks”, denn ich inzwischen, ziemlich abgefleddert, auch gefunden habe, bei der “Veza Canetti-Preisverleihung”, den sie  2015 bekommen hat, vorglesen, ist damit auf der “Long oder sogar der Shortlist des öst Bp” gestanden, hat bei den O-Tönen daraus gelesen und die Rezesionen waren gespalten und auch “Stillband”, der große wunderschöne Roman hat bei “Amazon” auch zwei und drei Stern-Rezensionen.

Da habe ich auch etwas gelesen, daß das Lesen etwas schwierig ist, weil heuzutage immer zwei Romane in einem geschrieben werden und man sich von Seite zu Seite auf ein anderes Sujet umstellen muß.

Das mache ich bei meinen Büchern, glaube ich, auch manchmal, habe mir bei “Stillbach” aber ein bißchen schwer getan, in die Handlung hineinzukommen, obwohl die eigentlich eine ganz einfache ist oder doch nicht so ganz, denn es geht ja um ein großes Thema, um den italienischen Faschismus und da finde ich auch, daß ein bißchen viel doziert wird und die Handlungsfäden sehr kompliziert verwoben sind.

Da ist einmal Clara, eine Südtirorerin aus dem Dörfchen Stillbach, in Wien lebend, mit einem Arzt unglücklich verheiratet, von Beruf Übersetzerin oder Schriftstellerin, sie schreibt jedenfalls über Gabriele d`Annunzio und Eleonora Duse und deren Freundin Ines, ebenfalls Übersetzerin oder Nachhilfelehrerin ist in Rom gestorben und Clara soll nun dorthin fahren, um ihren Haushalt auflösen.

Das ist die Rahmenhandlung, denn sie findet in Ines Wohnung das Mansukript eines Romans, der in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts handelt und von Ines erzählt, die damals in den Ferien in dem Hotel von Emma Manente arbeitete und die war auch eine Stillbacherin, die in den Dreißigerjahren in dieses Hotel als Zimmermädchen gegangen ist, mit einem Südtiroler namens Johann verlobt war, der bei einem Parisanenanschlag getötet wurde, aber dann von dem Sohn des Hotelbesitzers ein Kind bekommen hat und in Rom gelieben ist.

In vierunddreißig Kapiteln wird dieser Roman erzählt und dann kommt wieder die Rahmenhandlung, wo Clara mit Paul das ist ein Wiener Historiker, der in Rom Faschismusführungen macht und Franz oder Francesco, das ist Emmas Sohn, die inzwischen in einem Altersheim lebt, die Wohnung besucht und man erfährt in den fast vierhundert Seiten viel vom  italienischen Faschismus, den Neunzehndreißiger und den Neunzehnsiebzigerjahren und Detail am Rande auch die Schriftstellerin Sabine Gruber kommt darin vor, aber auch sehr viel anderes und ich denke es ist das, was wahrscheinlich auch “Daladossi” vorgeworfen wird, das zuviel Hanldungsgtränge in ihm verknpüft sind, aber andererseits tue ich das selber und natürlich ist es wahrscheinlich viel besser und genauer, als ich es tue, erzählt.

Man erfährt von einer sehr genauen Erzählerin sehr viel über die italienische Geschichte und denkt sich manchmal daß die Handlung einserseits eher banal und dann wieder sehr kompliziert konstruiert ist und wenn der Roman höchstwahrscheinlich doch nicht “wunderschön” war, das kann er, wie schon beschrieben, wahrscheinlich schon vom  Thema her nicht sein, so war er doch sehr lehrreich und ich bin jetzt auf den “Daldossi” sehr gespannt und kann noch hinzufügen, daß ich Sabine Gruber auch manchmal bei Lesungen, wo sie im Publikum ist, sehe und, daß sie mit Robert Schindel befreundet ist oder war.

Schattenfangen

Noch ein älteres Buch und eines das ich einmal in einem Schwung Leseexemplare höchstwahrscheinlich im “Wortschatz” gefunden habe.

Louise Erdrich “Schattenwerfen”, bei “Suhrkamp” 2011 erschienen und “Bitte keine Rezensionen vor dem 19. Februar 2011!”

Das ist lang vorbei und inzwischen gibt es, glaube ich, einen neuen Roman von der 1954, als Tochter einer Indianerin und eines Deutschamerikaners geborenen Louise Erdrich, von der ich vor dem Bücherfund noch nie etwas gehört hat.

Ja, die offenen Bücherschränke sorgen für Überraschungen und heben das Bildungsniveau, sage ich immer und diese Autorin ist ja schon von ihrer Herkunf her,t ganz besonders interessant.

Der Inhalt ein Ehe- und Familienroman, ganz besonder makaber und teilweise an die Ingrid Noll erinnernd, die glaube ich, in “Der Hahn ist tot” etwas ähnlich Bösartiges beschrieben hat, hier wird es, glaube ich, obwohls im  Klappentext so steht, nicht ganz ein Thriller.

Aber da ist eine Ehepaar mit drei Kindern, beide mit indogenen Wurzeln oder Mischungen. Er ein berühmter Maler und er hat seine Frau Irene, die sich jetzt, nachdem die Kinder halbwegs aufgezogen sind, an ihre Dissertation macht, nackt in allen Variationen gemalt.

Sie hat sich damals dadurch das Geld zum Studium verdient. Er ist berühmt geworden und liebt seine Frau abgöttisch, ist aber auch sehr eifersüchtig und liest in ihren Tagebüchern, die sie vor ihm versteckte und so treibt sie ein teuflisches Spiel. Sie legt sich nämlich noch ein solches an, hinterlegt es in einem Banksafe und in das andere schreibt sie Sachen, wie, daß sie ihren Mann nicht lieben würde,  sie ihn betrügt, die Kinder nicht von ihm sind,  sie von ihm loskommen will, etcetera.

Das wird in kleinen Tagebuchpassagen, aber auch abwechselnd aus der Sicht von Gil, Irene und den Kindern beschrieben, die eher gegen den Vater sind. Wenn die Eltern streiten, nicht schlafen können und der Vater hat auch eher einen rauhen Ton, obwohl er auch  seine Kinder sehr liebt und den Sohn Florian sogar für ein Genie hält.

Die Tochter Riel, die später das alles aufschreiben wird, sehnt sich nach ihren indianischen Wurzeln und trainiert für das Überleben, der kleine Stoney verstummt  und weil Florian dem Vater etwas von einer Buchbesprechung, die er für die Schule dann doch nicht machte, vorgelogen hat, bekommt er von ihm eine Ohrfeige, was zur einer Familiekatastrophe führt, denn die Mutter zwingt den Vater nun zur Therapie. Sie gehen gemeinsam zu einer Therapeutin, wo Irene Gil dann auch erzählt, daß die Kinder nicht die seinen sind, was die Therapeutin sprachlos macht.

Irene erzwingt nach einem Vergewaltignsversuch auch die Scheidung, beziehungsweise eine neue Therapie.

Gil darf seine Kinder länger nicht mehr sehen, auch keinen Sex mehr mit Irene haben, was ihn dazu veranlaßt seinen Selbstmord zu inszenieren und ins Wasser zu gehen und da die beiden ja nicht voneinander können, auch Irene nicht, springtt sie ihn nach und Riel wird Jahre später, wenn sie nach ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, den Schlüßel zum Safe der Mutter mit den Tagebücher bekommen hat, die Kinder sind inzwischen bei der Halbschwester in einer indianischen Großfamilie aufgewachsen und ihren Weg gegangen, all das aufschreiben, was von den Kritikern sehr gelobt wird, von denen die am Buchrücken stehen, bei “Amazon” gibt es ein paar Einstern-Rezensionen und ich würde mich dem anschließen und schreiben, daß die Autorin zwar schreiben kann und es auch sehr interessant ist, vom  heutigen indianischen Leben  zu erfahren, daß mir aber das, was und wie es es  beschrieben wurde, nicht gefällt, obwohl ich, in meinen therapeutischen Alltag ja auch mit manchen Krisen konfrotiert werde, zum Horrorroman eignen sich die aber, glaube ich,  nicht, beziehungsweise will ich das in dieser Form nicht lesen.

Die Ferienfamilie

Jetzt kommt noch ein Sommerbuch, ein älteres aus dem Bücherschrank und eines, das ich schon nach dem Erscheinen gern gelesen hätte, aber damals war ich zu geizig, um mir Barbara Frischmuths “Ferienfamilie” zu kaufen. Das Buch war aber, wenn ich mich nicht irre, in der “Frau” als Fortsetzungsgeschichte und ich bin, als ich damals auf einen “Ferientag” nach Linz gefahren bin, dort in eine alternative Buchhandlung gegangen und dort ein bißchen hineingelesen.

Und in der Beschrreibung des 1981 erschienenen Buches, die gefundene dtv-Ausgabe,stammt aus 1984, aber damals war die Anna schon geboren und ich bin nicht mehr allein nach Linz gefahren, steht etwas von “literarischer Kunstlosigkeit”. Damit ist vielleicht die Beiläufigkeit gemeint, mit der Barbara Frischmuth hier von einer Patschworkfamilie und dem Leben einer alleinerziehenden Mutter erzählt, ein Schicksal von dem sie  damals, glaube ich, auch betroffen war.

Da ist Nora, die Mutter von Pu, eine Übersetzerin und die hat im Sommer ein Haus am Land gemietet, um mit ihren Sohn dort die Ferien zu verbringen, acht Wochen, also eine Art Sommerfrische und das Häuschen ist so groß, daß es einige leere Zimmer hätte, so kommt die Schwester und Vater Nummer eins oder zwei, denn Pu hat noch einen Halbbruder und die geben Nora  ihre Kinder dazu.

Also reist sie noch mit dem zwölfjährigen Fenek und der achtjährigen Laja los und Vater eins oder zwei rät , daß sie allen erzählen sollen, daß sie eine richtige Familie seien, damit keine Fragen kommen.

Etwas was heut zutage vielleicht  nicht mehr so verständlich ist, aber es kommen ohnehin keine Fragen. Nur die Bäurin die das Haus vermietet hat, erklärt Nora, wie sie den Herd zu bedienen hat. Die Bäurin hat auch einige kinder und einen Fernseher, so ist die Freizeitfrage geklärt, denn am Nachmittag will Nora in der Laube arbeiten und ihre Ruhe haben.

Sie kocht am Abend Palatschinken und muß dann die Kinder suchen, die sich beim Fernsehen verplaudert haben und langsam  hört es auch zu regnen auf und die Ferienfamilie kann schwimmen gehen.

Ein wenig auffällig wirkt auch noch die Altklugheit mit der der zwölfjährige Fenek mit Nora Erwachsenengespräche  über Behiehungen führt, aber der lebt ja in einem Internat, weil Vater eins oder zwei mit Mutt drei in Amerika ist und seine Mutter in Australien und Nora trifft im Schwimmbad ihren Schulfreund  Lajos Molnar wieder und fängt mit ihm eine Ferienbeziehung an.

Dafür bekommt Pu ein Kätzchen geschenkt und streitet sich deshalb mit Laja, die traurig ist, weil ihre Mutter ihr im Gegensatz zu Feneks Vater keinen Brief schreibt.

Zu einer fast Katastrophe kommt es in dieser “literarischen Belanglosigkeit” auch, Fenek stürzt, hat einen Schädelbasisbruch und Nora muß  nun der Schwester, keiner Bürokraft?, im Krankenhaus erklären, wie das  mit Feneks Vater und seiner Mutter ist und, wie  in Zweifelfällen üblich  eine Kaution erlegen. Die teilt sie sich mit dem hilfreichen Lajos und alles geht gut aus. Fenek gesundet, darf im nächsten Jahr auch wieder mit zur Ferienfamilie fahren und seine Eltern kommen aus der fernen USA und  Australien zurück, um nach ihrem Sohn zu sehen.

Eine alltägliche leichte Sommergeschichte und etwas, was wahrscheinlich sowohl Barbara Frischmuth als auch Elfriede Hammerl, die ja auch eine Spezialistin von Patschworkfamilien ist, erlebt haben werden.

Interessant, daß dem Buch Alterserscheinungen anzumerken ist, nicht vielleicht, daß Lajos Pu zwanzig Schilling gibt, damit die Kinder sich ein Eis kaufen können und der nun schnell nachrechnet, wie man das durch drei dividiert, sondern Wendungen wie, “Sich vor Lachen biegen” oder “Plagegeister” erscheinen heute fast liebevoll altmodisch oder liebevoll Österreichisch, wo ja schon im Netz diskutiert wird, ob der Verlag nicht aus einem “Kindl” ein “Kind” machen soll, um Mißverständnisse zu vermeiden.

“Ein leichtes lockeres Sommerbuch und wieder eine Erinnerung, an die späten Siebziger- bzw. frühen Achtzigerjahren, wo ich Barbara Frischmuth gelesen habe und mit Doderer im Stadtpark gelegen bin.

Heute mache ich dagegen nur mehr Sommerfrischenwochenenden, aber das auch acht, beziehungsweise sieben Wochen lang, habe keine Kinder zu beaufsichtigen und hatte, das auch  nur bei einem und bin froh, diese frühe Frischmuth jetzt gelesen zu haben.

“Die Schrift des Freundes” ein etwas späteres Werk habe ich mir übrigens vorige Woche antwquarisch um zwei Euro gekauft.