Barbara Frischmuths Kinder und Jugendliteratur

In der “Alten Schmiede” gibt es jetzt ein dreitägiges Symposium unter dem “Unter die Wolken fallen fast aus den Wolken”, das sich mit den Kindern- und Jugendbüchern Barbara Frischmuths, die im vorigen Juli achtzig wurde, beschäftigt.

Peter Clar, Anna Babka, Silvana Cimenti und Heidi Lexe haben es in Zusammenarbeit mit der “Alten Schmiede” organisiert und ich kenne mich bei Barbara Frischmuths Kinderbüchern nicht so aus, beziehungsweise hatte ich keine Ahnung, daß sie so viele solche beschrieben hat, obwohl ich mich ja seit den Siebzigerjahren sehr mit ihr beschäftigte und auch schon viel von ihr gelesen habe oder mir früher die frühen “Residenz-Bücher” regelmäßig kaufte.

Als ich mich für Literatur zu interessieren begonnen habe, nach meiner Matura, hat sie gerade die “Sternwieser-Trilogie” geschrieben, den zweiten Band habe ich mir nach meiner Promotion in einer Buchhandlung auf der Ringstraße gekauft, die es längst nicht mehr gibt und bin damit, die Promotionsrolle in einem großen Sack ins Burgtheater gegangen und habe die Rolle an der Garderobe abgegeben.

Später hat sich Barbara Frischmuth die Türkisch und Ungarisch studierte auch mit der türkischen oder arabischen Kultur beschäftigt und noch später einige Gartenbücher geschrieben.

Die Kinder und Jugendbücher also, daß die “Klosterschule” ihr erstes veröffentliches Buch, dazu gezählt wird, hat mich erstaunt, die “Ferienfamilie” hätte ich eigentlich auch nicht dazu gerechnet. Die “Feenromane” vielleicht schon, es gibt aber noch vieles anderes das bisher an mir vorbeigegangen scheint.

“Die amoralische Kinderklapper” ist aber schon 1969 erschienen, dann gibts die “Philomena Muckenschnabel”, “Die Prinzessin auf der Zwirnspule”, “Grizzly Dickbauch und Frau Nuff”, “Ida und Ob”, “Machtnix oder der Lauf den die Welt nahm”, etcetera, darüber haben Heidi Lexe und Elisabeth Steinkellner nach der Begrüßung mit “Fragen, Antworten, Einordnungen und Fortschreibungen” referiert und einen Einblick in die Bücher gegeben.

Barbara Frischmuth ist in der ersten Reihe gesessen und hat den nächsten Referenten, Ernst Seibert, der ein Doyen der Kinderliteratur zu sein scheint, auch Auskunft auf seine Fragen gegeben, der über die “Variationen des Themas Kindheit” bei ihr referierte und hat einiges, wie das wohl so üblich ist, überinterpretiert.

Dann kamen Paulus Hochgatterer mit Gabriele Kögl und Cornelius Hell, der ein Selbstportrait mit Barbara Frischmuth” gab, aber das habe ich versäumt, denn um fünf eine Stunde, die sich nicht verschieben ließ, so bin ich in die Praxiswohnung und dann noch einmal in die “AS” gegangen. Ich habe da ja ohnehin noch Bewegungsnachholbedarf“, denn da hat Barbara Frischmuth aus ihren Buch “Machtnix” glesen. Das ist 1993 erschienen und wurde 2018 vom neuen “Residenz” wieder aufgelegt und auch in der “AS” präsentiert, wo ich bei der Lesung war.

Das Buch war, glaube ich, ihre Reaktion auf den Jugoslawienkrieg und da flüchtet ein traumatisiertes Mädchen, das nicht mehr an ihr Haus und an ihre Familie denken will und zu allen nur noch “machtnix” sagt, dann eine Kröte trifft und schließlich einem toten Soldaten das Brot aus dem Tornister zieht, wo zuerst eine Maus herauskommt.

Diese Stelle hat Barbara Frischmuth, glaube ich, auch 2018 gelesen und diesmal gab es vorher ein Gespräch zwischen Barbara Frischmuth und Klaus Reichert, der glaube ich, Lektor bei “Suhrkamp” war und das erste Mal 1964 in Wien bei einer Romantagtung wahrscheinlich in der “Gesellschaft für Literatur” wo er Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und eine junge Studentin kennenlernte. Da hat ihn Barbara Frischmuth widersprochen und gemeint, sie hat das anderes im Gedächtnis und ihn, wie sie glaubt, beim literarischen Colloquium kennengelernt.

Das Gespräch drehte sich um englische Kinderliteratur und den Humor den es in Deutschland in der Literatur nicht gibt. Barbara Frischmuth, die den ersten Feenromane geschrieben hat, betonte, daß sie aus der Tradition von Raimund her,kommt, der ja auch Zauberspiele hat und Barbara Frischmuth hat im Gründungsjahr 1975 das erste Mal und dann noch sehr oft in der “AS” gelesen.

Am Donnerstag ging es dann um die geschlechterspezifischen Fragen bei “Ida und Ob”, denn das wird ein Kind namens Olivia zur Erholung aufs Land zu Onkel Ferri geschickt, der früher Pferderennfahrer war. Jetzt hat er ein Gestüt. So heißt die spätere Auflage auch “Ida, die Pferde und Ob”, denn das Mädchen hat sich selbstbewußt in eine Ida umbenannt, bringt dem rumänischen Hilfarbeiter, der dort in einem Wohnwagen lebt, schreiben und lesen bei und freundet sich mit der Hausfrau Wanda an.

Das kann man alles gendermäßig aufbereiten, denn inzwischen gibt es ja Genderstudies und die Vortragenden scheinen von dort zu kommen. Das Bilderbuch “Der Pluderich” wurde auch besprochen. Julia Rabinowich, hätte über “Die Sächsin meines Gartens”, sprechen solle, hatte aber offenbar auch Corona oder eine andere Verhinderung. Am Nachmittag hatte ich wieder Stunden, so daß ich Oliver Ruf, Stefan Slupetzky, Peter Clar und Heinz Janisch sowie Annalena Stabauer und Andreas Jungwirth, die über das “Kindsein in Barbara Frischmuths Hörspiele” referieren, nicht hören konnte. Das ja ein Schwerpunkt der “Schmiede-Symposien, daß sie die Literatur mit der Wissenschaft verbinden.

Am Freitag ging es dann im Debut in der Breitegasse weiter. Da gab es auch Kaffee und Kuchen und Lena Brandauer, die ich von der “AS” kenne, referierte über die Kind-Erwachsenen-Beziehungen in Barbara Frischmuths Büchern. Dann kam Elias Hirschl, der Jungstar der Literatur, “Priessnitz-Preisträger” und Slammeister, der etwa zehn Minuten lang einen Text über das Absurde am Beispiel der “Philomena Muckenschnabel” , die er gleich in Mückstein umbenannte, worauf alle lachte, einen eigenen Text vortrug und Silvana Cimenti, die, glaube ich, die Idee zu diesem Symposium hatte, sprach über die realen Räumen in den Bilderbüchern.

Da gibt es ja “Donna und Dario”, wo Katzen aus den Fenstern springen und dann eine Art Kanalgang bilden und da scheint der Ort Wien und der Donaukanal zu sein. Ataussee kommt natürlich auch vor, etcetera. Es gibt die “Gutenachtgeschichte für Maria Carolina” und das “Vom Mädchen, das übers Wasser ging”, darüber referierte, glaube ich, auch die Schweizerin Christine Lötscher und dazu wurde Andrea Grill, die ja auch Biologin ist, eingeladen, die ihren literarischen Text “Gutenachtgeschichte mit Fischotter, Maus und Kröte” nannte.

Dann gabs eine Mittagpause, wo ich wieder zum McDonals ging und dann über die Mariahilferstraße marschierte, um endlich einmal Besorgungen zu machen, was ich fast zwei Jahre lang nicht konnte und danach wieder einen literarischen Text, diesmal von Verena Stauffer, die sowohl Lyrik als auch Prosa schreibt und, als Erstes erzählte, daß es ihr schwer gefallen ist, einen Text auf Barbara Frischmuths Texte zu schreiben. Dann ist ihr aber doch eine fantastische Geschichte eingefallen, die auch viel Applaus bekam und die Kinderbuchillustratorin Verena Hochleitner gab am Schluß noch mit Gittarrebegleitung eine Lifedemonstration zu “Einem Mann der Polsterer hieß” Dann gabs Blumen für Barbara Frischmuth und ein Buffet mit Wein, Käse und Schinkenn und es war eine schöne Veranstaltung. Ich habe viel gelernt und mich auch ein bißchen mit Peter Clar unterhalten, der mich als eine sehr verläßliche Literaturveranstaltungsbesucherin lobte.

Barbara Frischmuths starke Frauen

Barbara Frischmuth im Gespräch mit Peter Clar in der”Alten Schmiede”, die dort ihren bei “Aufbau” erschienenen Erzählband “Dein Schatten tanzt in der Küche”vorstellte und wie Johanna Öttl in der Anmoderation ankündigte es höchstwahrscheinlich die letzte Lesung ohne Publikum war, denn ab Morgen darf man ja mit Maske, Reisepaß und Impfzeugnis hinkommen und sich im Schachbrettmuster in den Vortragssaal setzen. Bis Ende Juni wird noch gestreamt versprach Johanna Öttl und zeigte auch die drei Kameras die im Schmiederaum aufgereiht waren, während sich Peter Clar freute, sozusagen eine Privatlesung zu bekommen und ich kenne die 1941 in Altaussee geborene, die sehr viele Bücher geschrieben hat und mehrmals sowohl ihren Stil als den Verlag gewechselt hat, schon lange.

Als ich zu schreiben begonnen habe, hat es gerade die “Sternwieser-Trilogie”gegeben, damals im alten “Residenz-Verlag” erschienen. Ihr erstes Buch war, glaube ich, die “Klosterschule”, später kamen dann die Romane, die din der Türkei spielten oder vom Islam handelten dazu. Sie hat nach dem es den “Residenz-Verlag”nicht mehr gab, den Verlag gewechselt und ist zu dem neuen “Aufbau”gegangen. Da gab es dann einige Gartenbücher, denn Barbara Frischmuth lebt jetzt wieder in Altaussee, wo sie geboren wurde. Da habe ich sie, als wir einmal mit der sehr kleinen Anna, ein Wochenende dort verbrachten, dort auch gesehen. Sonst öfter in der “Alten Schmiede”und gelesen habe ich auch sehr viel von ihr und mir am Tag meiner Promotion, glaube ich auch ein Buch von ihr gekauft. Wahrscheinlich war es ein Teil der “Sternwieser-Trilogie” und bin damit und der berühmten Rolle ins Burgtheater gegangen.

Fasziniert hat mich an ihrem Stil immer, der Realismus mit dem sie geschrieben hat, auch wenn ihre Sprache, zugegeben wahrscheinlich perfekter als meine ist, aber als mir in den Siebzigerjahren einmal zwei Leute hintereinander sagten, daß sie meine “Einladung zum Tee” für schlecht hielten”, habe ich zwei Seiten von ihr abgeschrieben und wollte sie den Gerhard K alsmeine präsentieren und schauen was erdazu sagt?

Dann habe ich mich das nicht getraut oder es hat sich nicht ergeben und Peter Clar den ich entweder beim Volksstimmefest oder bei den Jelinek-Symposien kennengelernt habe, scheint ein Fan von ihr zu sein, hat er ja auch die Veranstaltung in der “Gesellschaft” zu ihrem wahrscheinlich fünunundsiebzigsten Geburtstag, wo es sehr voll war und ich nachher ins MUSA ging, organisiert.

Da hat es auch einen Gedenkband gegeben und jetzt stellte er die alte Dame als Durasell-Hasen, der Literatur vor, die schreibt und schreibt und in dem bei “Aufbau” erschienenen Erzählband. Es sind fünf oder sechs Texte in dem Band versammelt und geht es immer, um Frauen und die prekären Verhältnisse in denen sie leben und Barbara Frischmuth las die Geschichte von einer Amelie, der erfolglosen Schauspielerin, auch an die siebzig, wahrscheinlich, was meine These. daß die Protagonistinnen mit ihren Autornnen älter werden bestätigt. Sie hat einen Sohn namens Leander, eine Schwiegertocher namens Lea und einen Enkelsohn namens Linus, den sie für autistisch hält, weil er, wenn sie ihn babysittet, sich immer hinter Handy und Tablett versteckt. Die Drei verunglücken und Amelie zieht sich das Kostüm an, in dem sie einmal in einem Film die einzige Hauptrolle ihres Lebens spielte und setzt sich damit in ein Cafe, um herauszufinden, ob sie jemand erkennt. Das geht schief. So geht sie in einen Park und dort erkennt sie ein Schauspieler, der mit ihr damals in dem Film gespielt hat. Der scheint obdachlos zu sein und als er mit ihr mitkommt, bringt er ihr offenbar gerettete Lebensmittel mit. Sie kredenzt ihm die Flasche Wein, die sie von ihrem Sohn geerbt hat. Sie unterhalten und betrinken sich, haben sex miteinander und, als sie ihm am Morgen das Frünstück ans Bett bringen will, erkennt sie, er ist tot.

Uje, uje, was macht man da? Altersex und Altersarmut sind interessante Themen, wie Peter Clar im Gespräch mit BarbaraFrischmuth behandelte. Interessant die Frage, wie politisch sind Barbara Frischmuths Texte? Sehr obwohl sie es, wie sie betonte, nicht darauf anlegt.

Beim neuen “Residenz-Verlag”,ist, glaube ich, im letzten Jahr noch ein Essayband erschienen und jetzt kann ich mir den Erzählband kaufen oder bestellen oder auch die anderen Frischmuth-Bücher lesen, die ich noch in meinen Regalen liegen habe.

Barbara Frischmuths Neuauflage

Während in Frankfurt die Buchmessen-Parties starteten, von denen ich hörte, daß es heuer weniger geben soll, präsentierte in der “Alten Schmiede” Barbara Frischmuth die Neuauflage ihres vor fünfundzwanzig Jahren bei “Residenz” erschienenen “Machtnix oder der Lauf, den die Welt nahm”, und ich dachte, ich muß früh in die Schönlaterngasse kommen, damit es mir nicht wieder wie bei Philipp Weiss passiert, stand dann schon vor halb vor der Türe, die Videowand zur Übertragung in den Schmiedesaal war schon aufgestellt, sollte dann aber nicht nötig sein, denn es waren auch noch nach sieben Plätze frei.

Die Seele und der Literaturbetrieb sind ein weites Land und nicht so leicht zu ergründen, aber vielleicht ergötzen sich die Literaturinteressierten alle in Frankfurt und die anderen hatten anderes vor, was weiß man schon so genau, hat einmal vor Jahren Cornelia Travnicek zu mir gesagt, als ich ich sie zur Vorbesprechung unserer “Mittleren-Lesung” einladen wollte.

Markus Köhle hat moderiert. Kurt Neumann war nicht zu sehen. Also vielleicht in Frankfurt oder krank und Markus Köhle hat also statt ihm, daran erinnert, daß Barbara Frischmuth schon sehr früh, so als  eine der ersten Leserinnen 1975 in der “AS” gelesen hat. Daran konnte sie sich nicht mehr so genau erinnern und das Buch hat sie geschrieben, weil sie von dem Jugolslawien-Krieg Anfang der Neunzigerjahre sehr verstört war.

Es ist eine Art Märchen oder Parabel. Bildgeschichte steht auf dem ursprünglichen Buch. Ein Kind flieht vor dem Krieg, hat sein Haus, seine Eltern verloren, seinen Namen vergessen und will sich nicht mehr an die Geschehnisse erinnern.

So sagt es auf alles “Machtnix” und wird dann so genannt. Es trifft auf eine zweifaltige Kröte, die immer “Ob du es glaubst oder nicht!” sagt und auf der Suche nach Essen, stehlen sie einem toten Soldaten, den Tornister. Darin sind nicht nur Brot und Zigraretten, sondern auch eine Maus, die kurz darauf sechs Junge gebiert. Ein blindes Huhn stößt dazu, eine Blindgängerbombe, die Klein-Gottfried heißt und ein besoffenes Schwein.

Man sieht es ist sehr märchenhaft. Markus Köhle betonte aber, daß es kein Kinderbuch ist und fragte Barbara Frischmuth im anschließenden Gespärch nach der Entstehungsgeschichte der Neuauflage, die kam erst nach einer Dramatsierung und einer Aufführung im Theater am Saumarkt in Feldkirch zustande und das erste Buch hatte 1993 schlechte Kritiken bei der FAz, weil es damals noch nicht verstanden wurde. Jetzt aber, wie Markus Köhle betonte, vielleicht aber auch im Programm steht, sehr aktuell ist und ich bin, kann ich betonen, so was wie ein Fan von Barbara Frischmuth.

Zumindest habe ich mir in den Siebziger- und Achtzigerjahren, die meisten alten schönen Residenz-Ausgaben von ihr gekauft und eifrig gelesen. Sie hat die “Sternwieser-Trilogie” geschrieben, die “Klosterschule”, später sich mit der Türkei und den arabischen Raum zum Beispiel in der” Schrift des Freundes” beschäftigt.

Die letzten Bücher von ihr habe ich nicht gelesen, war aber öfter in der “Alten Schmiede” bei Lesungen. Sie hat die letzuten bücher glaube ich bei “Aufbau” verlegt, auch einige Gartenbücher geschrieben und sich jetzt, wie sie Markus Köhle erzählte mit ihrer Kindheit beschäftigt und in dem im Frühjahr erscheinenden neuen Buch über die Jahre 1941 bis 1955 in Altaussee, wo die Nazi Größen herumspazierten, beschäftigt.

Die Ferienfamilie

Jetzt kommt noch ein Sommerbuch, ein älteres aus dem Bücherschrank und eines, das ich schon nach dem Erscheinen gern gelesen hätte, aber damals war ich zu geizig, um mir Barbara Frischmuths “Ferienfamilie” zu kaufen. Das Buch war aber, wenn ich mich nicht irre, in der “Frau” als Fortsetzungsgeschichte und ich bin, als ich damals auf einen “Ferientag” nach Linz gefahren bin, dort in eine alternative Buchhandlung gegangen und dort ein bißchen hineingelesen.

Und in der Beschrreibung des 1981 erschienenen Buches, die gefundene dtv-Ausgabe,stammt aus 1984, aber damals war die Anna schon geboren und ich bin nicht mehr allein nach Linz gefahren, steht etwas von “literarischer Kunstlosigkeit”. Damit ist vielleicht die Beiläufigkeit gemeint, mit der Barbara Frischmuth hier von einer Patschworkfamilie und dem Leben einer alleinerziehenden Mutter erzählt, ein Schicksal von dem sie  damals, glaube ich, auch betroffen war.

Da ist Nora, die Mutter von Pu, eine Übersetzerin und die hat im Sommer ein Haus am Land gemietet, um mit ihren Sohn dort die Ferien zu verbringen, acht Wochen, also eine Art Sommerfrische und das Häuschen ist so groß, daß es einige leere Zimmer hätte, so kommt die Schwester und Vater Nummer eins oder zwei, denn Pu hat noch einen Halbbruder und die geben Nora  ihre Kinder dazu.

Also reist sie noch mit dem zwölfjährigen Fenek und der achtjährigen Laja los und Vater eins oder zwei rät , daß sie allen erzählen sollen, daß sie eine richtige Familie seien, damit keine Fragen kommen.

Etwas was heut zutage vielleicht  nicht mehr so verständlich ist, aber es kommen ohnehin keine Fragen. Nur die Bäurin die das Haus vermietet hat, erklärt Nora, wie sie den Herd zu bedienen hat. Die Bäurin hat auch einige kinder und einen Fernseher, so ist die Freizeitfrage geklärt, denn am Nachmittag will Nora in der Laube arbeiten und ihre Ruhe haben.

Sie kocht am Abend Palatschinken und muß dann die Kinder suchen, die sich beim Fernsehen verplaudert haben und langsam  hört es auch zu regnen auf und die Ferienfamilie kann schwimmen gehen.

Ein wenig auffällig wirkt auch noch die Altklugheit mit der der zwölfjährige Fenek mit Nora Erwachsenengespräche  über Behiehungen führt, aber der lebt ja in einem Internat, weil Vater eins oder zwei mit Mutt drei in Amerika ist und seine Mutter in Australien und Nora trifft im Schwimmbad ihren Schulfreund  Lajos Molnar wieder und fängt mit ihm eine Ferienbeziehung an.

Dafür bekommt Pu ein Kätzchen geschenkt und streitet sich deshalb mit Laja, die traurig ist, weil ihre Mutter ihr im Gegensatz zu Feneks Vater keinen Brief schreibt.

Zu einer fast Katastrophe kommt es in dieser “literarischen Belanglosigkeit” auch, Fenek stürzt, hat einen Schädelbasisbruch und Nora muß  nun der Schwester, keiner Bürokraft?, im Krankenhaus erklären, wie das  mit Feneks Vater und seiner Mutter ist und, wie  in Zweifelfällen üblich  eine Kaution erlegen. Die teilt sie sich mit dem hilfreichen Lajos und alles geht gut aus. Fenek gesundet, darf im nächsten Jahr auch wieder mit zur Ferienfamilie fahren und seine Eltern kommen aus der fernen USA und  Australien zurück, um nach ihrem Sohn zu sehen.

Eine alltägliche leichte Sommergeschichte und etwas, was wahrscheinlich sowohl Barbara Frischmuth als auch Elfriede Hammerl, die ja auch eine Spezialistin von Patschworkfamilien ist, erlebt haben werden.

Interessant, daß dem Buch Alterserscheinungen anzumerken ist, nicht vielleicht, daß Lajos Pu zwanzig Schilling gibt, damit die Kinder sich ein Eis kaufen können und der nun schnell nachrechnet, wie man das durch drei dividiert, sondern Wendungen wie, “Sich vor Lachen biegen” oder “Plagegeister” erscheinen heute fast liebevoll altmodisch oder liebevoll Österreichisch, wo ja schon im Netz diskutiert wird, ob der Verlag nicht aus einem “Kindl” ein “Kind” machen soll, um Mißverständnisse zu vermeiden.

“Ein leichtes lockeres Sommerbuch und wieder eine Erinnerung, an die späten Siebziger- bzw. frühen Achtzigerjahren, wo ich Barbara Frischmuth gelesen habe und mit Doderer im Stadtpark gelegen bin.

Heute mache ich dagegen nur mehr Sommerfrischenwochenenden, aber das auch acht, beziehungsweise sieben Wochen lang, habe keine Kinder zu beaufsichtigen und hatte, das auch  nur bei einem und bin froh, diese frühe Frischmuth jetzt gelesen zu haben.

“Die Schrift des Freundes” ein etwas späteres Werk habe ich mir übrigens vorige Woche antwquarisch um zwei Euro gekauft.

Barbara Frischmuths Garten

Zu Barbara Frischmuth habe ich, glaube ich, eine besondere Beziehung, kenne ich sie so cirka, seit den späten Siebzigerjahren, wo gerade die “Sophie Silber-Trilogie” erschienen ist, die ich nicht zur Gänze gelesen habe, aber einen der Bände habe ich mir am Tage meiner Promotion gekauft.

Da bin ich ja aus Protest alleine hingegangen, danach ins “Hausboot” am Schwedenplatz essen und am Abend ins Burgtheater.

“Die Klosterschule” habe ich gelesen und bei den literarischen Abenden des Balasz Nemeths in der Zwinglikirche hat sie, glaube ich, auch einen ihrer “Amy-Bände” vorgestellt und ein Herr hat sie gebeten, fleißig zu sein und sie hat geantwortet “Ich bin schon fertig!”

Die meisten der alten “Redisidenz-Bände” habe ich gelesen und bin irgendwie ein Frischmuth-Fan, soweit man das von mir überhaupt behaupten kann und so habe ich auch ein bißchen ihre literarischen Wandlungen, die sie im Laufe ihres schreibenden Lebens machte, beobachtet.

“Die Frau im Mond”, “Hexenherz” “Einander Kind”, habe ich gelesen und als wir 1989, das erste Mal in Amerika waren, habe ich, das Taschenbuch-BBändchen “Das Verschwinden des Schattens in der Sonne” mitgenommen.

Die “Die Schrift des Freundes”, “Die Entschlüsselung”, “Vergiß Ägypten” sind dann später gekommen und haben mir eine andere Seite der Frischmuth gezeigt. Dazwischen kamen ihre Gartenbücher.

Ist sie ja irgendwann von Wien wieder nach Ausseee zurückgegangen und hat sich neben ihrem Türkei Interesse auch zu einer Gärtnerin entwickelt.

Ein paar der Bücher, die dann im “Aufbau-Verlag” erschienen sind, habe ich bei Lesungen in der “Alten Schmiede” mitverfolgt. Die letzten Frischmuth-Bücher habe ich nicht mehr gelesen, habe ich ja irgendwann zu kaufen aufgehört und irgendwie gibt es die Frischmuth in den Bücherschränken nicht zu finden, was vielleicht noch kommen kann. Eines der Gartenbücher, ich glaube, das erste, hätte ich fast dem Alfred zum Geburtstag gekauft und jetzt ist das vierte  “Der unwiderstehliche Garten” erschienen, das heute in der “Alten Schmiede” vorgestellt wurde.

Daztwischen war ich einmal bei einer Lesung in St. Pölten und auch beim letzten Roman “Woher wir kommen” bin ich in der “Alten Schmiede” gewesen und jetzt wieder ein Gartenbuch von Barbara Frischmuth, der 1941 in  Altaussee geborenen Autorin, ich glaube ein GAV-Gründungsmitglied, die dann während der Rushdie-Gesichichte ausgetreten ist, da habe ich ihr auch einen Brief geschrieben, den sie beantwortet hat und so bin ich heute wieder ein bißchen unbedarft zu einer Frischmuth-Lesung gegangen, das heißt, ich habe mich nicht sehr genau informiert, was mich erwartet und bin dann eingeleitet von Kurt Neumann und moderiert von Julia Kospach, die sich glaube ich, auch sehr für Gärten interessiert, in die Natur geworfen worden und ich habe ja im Gegensatz zu Barbara Frischmuth kein so grünes Händchen, obwohl es in  der Krongasse ein kleines Gärtchen gibt, aber da sitze ich im Sommer lieber mit dem Laptop, um meine Texte zu tippen, als das Unkraut zu vertilgen und so tief in die Natur hineinsinken, wie Barbara Frischmuth ist wohl auch nicht das meine.

Am meisten hat mich aber die Stelle während der fünzig Minuten Lesung, wie Barbara Frischmuth genau ankündigte, interessiert, wo sie vom Aufgeben der Beete, weil ihr mit zunehmenden Alter die Arbeit zuviel wird, geht, womit sie natürlich scheiterte, denn viele Pflanzen kommen ja von selbst und dann steht sie trotz aller Vorsätze wieder vor übervollen Beeten und das ist etwas, was ich und meine Leser auch sehr gut von mir kenne.

Alerdings nicht in Bezug von Blumenbeeten, denn ich setze mich ja über meine überlange Bücherliste auch sehr mit dem Ende meines Lebens auseinander.

Nehme mir immer wieder ganz ehrlich vor, ab nun keine Bücher mehr nach Hause zu tragen, damit ich wirklich alle lesen kann und dann wird die Leseliste immer länger und länger und werde vielleicht diese Welt irgendwann verlassen und noch eine Leseliste von ich weiß nicht wieviel Jahren hinterlassen und damit hat sich Barbara Frischmuth in Behzug auf ihren Garten auch beschäftigt oder tut das wahrscheinlich immer noch.

Dann ging es in den ausgewählten Kapitel über Pilze und das Leben der Pflanzen und die Sprachen, die diese angeblich sprechen.

Barbara Frischmuth scheint sich auch theoretisch sehr viel damit zu beschäftigen und erkkärte im anschließencden Gesüräch mit Julia Kospach sehr genau, was sie an der Pflanzenwelt so fasziniert. Es geht dabei, glaube ich, um wissenschaftliche Geheimnisse dieses Lebens, in das Barbara Frischmuth mit Hilfe ihres Garten durch ein Schlǘßelloch hineinschauen will.

Das ist mir, wie schon erwähnt ein bißchen fremd, da halte ich mich lieber an meine Bücher und bin natürlich sehr gespannt, ob und wann ich eines der Gartenbücher finden werde, obwohl ich ganz ehrlich, lieber ein paar andere lesen würde, denn es gibt ja einige der Frischmuth Romane, die ich noch nicht habe.