Von Christel Fallenstein zu Herrn Faustini

Christel Fallenstein, die Mayröcker-Vertraute, die wegen der Dichterin mit ihrem Mann von Deutschland nach Wien gezogen ist,  habe ich vor einigen Jahren kennengelernt, weil wir beide sehr eifrig die Literaturveranstaltungen besuchten.

Sie hatte auch noch eine Reihe jüngere Autoren, um sich gescharrt, mir auf dem “Fest für Ernst Jandl” Alexander Nitzberg kennengelernt und mir einige Mayröcker Texte geschickt. Sie war auch einmal auf einem meiner Geburtstagsfest und hatte im Sommer vor einem Jahr einen Schlaganfall, so daß sie seither im “Maimomides Zentrum” wohnt.

Erika Kronabitter hat mir als ich sie einmal im Amerlinghaus bei den “Wilden Worten” traf, gesagt, daß sie sich Besuche wünsche, ich habe sie dann aber wieder bei Literaturveranstaltungen gesehen, wo sie sich von einem Fahrtendienst und begleitet von einem Sprachkunststudenten hinbringen ließ, was ich sehr toll finde.

Es gab diesbezüglich im Mai oder Juni, als wir im Kroatien waren auch inm Literaturhaus eine Benefizversteigerin und ich habe mich bemüht mir einen Besuchstermin auszumachen, was lange Zeit irgendwie nicht klappte, dann hat sie mich angeschrieben undgefragt, ob ich ihr nicht aus meinem neuesten Buch etwas vorlesen will?

“Ja, natürlich!”, habe ich geantwortet und an “Paul und Paula” gedacht, das war zwar nicht ganz das Neueste, denn das wäre bis vor kurzem ja die “Nika” gewesen oder eigentlich doch nicht wieder, denn der Transgendertext wurde ja später geschrieben, ist aber früher erschienen, aber heute kamen die “Berührungen” druckfrisch aus der Druckerei, so habe ich das Buch eingepackt und bin zur “Donaumarina” hinausgefahren.

Das “Maimonides-Zentrum” liegt gleich beim Gewerkschaftshaus, wo ich vor Jahren einmal bei der “KritLit” war und Christel Fallenstein kam mit der Studentin gerade aus dem Garten, Matthias Fallenstein war da und auch Eva Brenner, denn Christel Fallenstein wird von der literarischen Szene viel besucht und hat glaube ich sogar ein regelrechtes Vorlesungsprogramm.

Also habe ich gelesen und gelesen, die ersten fünf Szenen aus dem neuen Buch und dann noch die achte, die ich schon beim Volksstimmefest las, die wo sie Anne Frank mit Stefan Zweig und Heimito von Doderer im Cafe Wolke beim Frühstück treffen, dann bin ich statt ins Literaturhaus, wo Tomer Gardi beim “Round Table” über “das jüdische Leben heute” in meine Praxis zurückgefahren, weil ich eine Stunde hatte, habe meine kleine Buchaussendung gemacht und bin dann, weil es sich noch ausgegangen ist, in die “Gesellschaft für Literatur” gefahren, wo der 1961 in Bregenz geborene Wolfgang Hermann, seinen vierten “Faustini-Band” vorstellte und der ist mir ja ein alter Bekannter, hat er doch mit der Vorform des Herrn Faustini beim “Siemens Literaturpreis”, lang lang ists her, gewonnen, dann kam “Herr Faustini verreist”, 2006 erschienen, da war ich glaube ich bei der Literaturhauspräsentation und habe den Autor gefragt, ob das die Fortsetzung der Preisgeschichte ist, wo Herr Faustini, der etwas schrullige Sonderling und  Pensionist mit einer Netzkarte Tag für Tag durch Vorarlberg reist.

2008 kam “Herr Faustini und der Mann im Hund”, eine etwas esoterische Geschichte, die ich, glaube ich, in der “Alten Schmiede” hörte und 2011 “Die Augenblicke des Herrn Faustini”, bei “Haymon erschienen.

Der vierte Band “Herr Faustini bleibt zu Hause” erschien bei “Langen Müller”.

Manfred Müller leitete ein und erzählte was zu dem Charakter des unscheinbaren älteren Herrn, der in einem kleinen Dorf bei Bregenz lebt, der nur ganz kleine Erlebnisse hat, ein nicht erzählender Roman hat ihn Wolfgang Hermann genannt, sprachlich sehr leicht zu lesen, er fällt aber immer durch besondere sprachliche Wendungen und Ausdrücke auf und Wolfgang Hermann, der dazwischen noch einige andere Bücher geschrieben hat, las zwei Stellen vor, die eine, wo er plötzlich von der ehemaligen Schulkollegin Uschy, an die er sich gar nicht mehr erinnern kann, angerufen hat, die ihn zu sich in ihr Haus in Dornbirn lädt und mit Weihnachtskeksen bewirtet, sie sucht ihren Mann, einen Vater für ihre zwei halbwüchsigen Kinder, in der Diskussion stellte sich dann heraus, daß sie gar nicht mit einem Pensionisten in die selbe Klasse gegangen sein kann, wenn ihr Sohn erst zwölf ist, Herr Faustini will sich aber ohnehin nicht verändern, sieht die Klassenkameradin immer kleiner und kleiner werden.

Manfred Müller, der Kafka-Gesellschafts-Präsident hat ihn dann gleich damit verglichen und Wolfgang Hermann einen Kafka Experten genannt und die zweite Stelle, die noch gelesen wurde, spielt am Bregenzer Markt, wo die Bregenerzinnen einkaufen und Herr Faustini einige Gespräche erlauschte.

Daran knüpfte sich eine intensive Diskussion. Unter anderen waren Christl Greller und Dine Petrik im Publikum und Wolfgang Hermann verriet, daß er schon am nächsten “Faustini” arbeiten würde und erzählte lang und breit von den italienischen Gastarbeitern, die vor vielen Jahren nach Vorarlberg gekommen sind, daher kommt auch der Name und Hans Platzgumer hat in seinem “Rand” ja auch etwas von einer Südtiroler Siedlung geschrieben, wo sein Protagonist lebt.

Spannend spannend also der Bogen von Christel Fallenstein zu Wolfgang Hermann und von den “Berührungen” zum “Herrn Faustini”.

Ich schreibe ja realsitischer als Wolfgang Hermann, surreal bin ich auch nicht sehr, habe aber in meinen Notizbuch, als ich mir die ersten Skizzen machte, neben den Namen Zweig und Doderer, die ja darin vorkommen sollten, auch den von Kafka stehen, bin aber davon bald abgekommen.

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