In der Bel Etage

Jetzt ging es wieder live zu “Rund um die Burg” diesem Festival, das in den Neunzigerjahren gegründet wurde, wo man in einem Zelt zwischen Burgtheater und Cafe Landtmann vierundzwanzig Stunden lang live Literatur im Halbstundentakt erleben konnte. Ich bin, glaube ich, erst ein bißchen später dazugestoßen, war das ja die Zeit, wo ich meinen Vater pflegte, dann habe ich es doch geschafft rund dortzubleiben und bin ausgerüstet mit einem Pullover, Broten und einer Wasserflasche oder Kaffee, denn damals bin ich sehr sparsam gewesen hingegangen und habe die Nacht im Zelt sehr genossen.

Dann sollte es abgeschafft werden und hat schließlich den Veranstalter gewechselt, so ist Helmut Schneider von “Wien life”, der Festival Intendant geworden und das erste Mal gab es Veranstaltungen in dem Theater, das im Cafe Landtmann angesiedelt ist und eine in der Bel Etage, ob es ein Zelt gegeben hat weiß ich jetzt nicht. Es hat nur mehr bis Freitag zwölf gedauert und dann Samstag Vormittag weitergegangen und als ich von der Bel etage kommend zu der letzten Freitag-Veranstaltung in den Keller gehen wollte, sind mir die Leute entgegengekommen und haben “Zugesperrt!”, gesagt. Ich habe beim Veranstalter nachgefragt, so wurde wieder aufgesperrt und Andrea Grill,die lesen sollte, ist mit einigen anderen wieder hinuntergegangen.

Dann gabs ein Zelt und, ich glaube, einmal eine Gratiseistruhe, eine Lyrik-Bim, gab es auch und ich bin, jetzt war es im Frühjahr nicht mehr regelmäßig hingegangen, das letzte Mal war ich von meinen Gips noch gehbehindert im Jahre 2019 dort im Zelt und die letzten zwei Jahre gabs dann Corona bedingt nur mehr Stream-Veranstaltungen

Jetzt also wieder live und in der Beletage, das ist eine große Wohnung im Mezzanin, im Cafe Landtmann wird aber übertragen und man bekommt einen fünf Euro-Gutschein, wenn man dort ißt und auf der Website habe ich gelesen, daß sie sich erwarten, daß sich die Leute PCR testen lassen “Wir kontrollieren es zwar nicht, ihr bekommt aber viele Karmapunkte!”

Also in die Bel Etage wo Julia Zarbach und Günter Kaindlsdorfer moderierte. Es gab keine Großeröffnung, wie damals bei der rundum Veranstaltung. Es wurde nur Helmut Schneider interviewt und Günter Kaindlsdorfer, mein “Ohrenschmaus-Jury Kollege” begann mit dem Zizat “Allen Leuten recht getan ist eine Kunst ,die keiner kann!” und der konterte “Wer vieles bringt, wird manchen etwas bringen!”, denn das Programm war immer sehr bunt, Literatur, Sachbuch alles gemischt, was wohl Absicht ist und wahrscheinlich auch sinnvoll, alle Geschmäcker zu befriedigen und da gibts ja auch die Geschichte, daß Ilse Aichinger mit zittriger Stimme las und ihre Zeit überzogen hat und die zu Hauf gekommenen ältere Damen, riefen “Wir wollen den Grieser hören!” und ich dachte, in ein paar Jahren, liest Dietmar Grieser dort bei vollen Haus von seinen Begegnungen mit Ilse Aichinger.

Aber diesmal war es erstaunlich gut aufgeteilt, denn am Freitag, nur mehr von drei bis halb zehn, es wird immer kürzer und Zelt gibt es auch keines mehr, aber fast nur Literatur.

So begann es gleich mit Daniel Wissers “Erfundener Frau” diesen Erzhlband mit den Frauengportraits oder den Geschichten, die meistens oder immer einen Frauennamen im Titel tragen. Das habe ich schon gestreamt und beim Leipziger “Blauen Sofa” gehört und Daniel Wisser hat auch die Geschichte von der “Ingrid” wieder gelesen. Dann kam Lena Maria Biertimpel, eine Sprachkunststudentin mit ihrem Debut “Luftpolster” in dem sie ihre Psychiatrieerfahrungen schildert.

Renate Welsh, die Kinderbuchautorin, die auch für Erwachsene schreibt und, glaube ich, Präsidentin, der IG- Autoren ist, fiel etwas aus der Reihe, hatte sie doch einen Essayband mit dem Titel “Hoffnung lebt vom Totzdem”, weil sie die Salzburger Festspiele eingeladen haben, einen Text zu diesem Thema zu schreiben, was ihr so schwer gefallen ist, daß ein ganzes Buch daraus wurde.

Iris Blauensteiners “Atemhaut” habe ich schon gelesen und die junge Frau, glaube ich, auch vor zwei Wochen bei der “KritLit” gesehen. Jetzt konnte ich aber auch den Soundtrack dazu hören und Peter Karoshis “Zu den Elefanten” habe ich auch schon gekannt, weil es ja auf der letzten deutschen Buchpreisliste stand.

Dann kam Georg Biron den ich ja als eher linken Schreiber kenne, er war glaube ich bei “Frischfleisch und Löwenmaul” hatte dann einen kleinen Verlag und auch beim “Tag der Freiheit des Wortes” einmal oder öfter gelesen, jetzt entpuppte er sich mit seiner “Birons Welt” als Reiseschriftsteller, ein Buch, das der Alfred,, glaube ich, schon gekauft hat und eine der zwei Geschichten die er gelesen hat, war auch besonders witzig, so hat ihn eine Kakerlake in Mexiko in einem Film über Madonna und dann zu einem eingelegten Rebellenarm geführt.

Dann kam Otto Brusatti, der frühere Ö1 Musikjournalisten mit einem neuen Musikroman, wo einer die Musikgeschichte neu erfindet, wenn ich es richtig verstanden habe.

Dann wurde oder wars schon etwas weniger literarisch, denn die Kronezeitung Starreporterin Conny Bischofsberger hat einen Roman geschrieben der “Eisschwimmen” heißt,wo eine Journalistin, die dreiundneunzig Prozent von Conny Bischofsberger hat, das versucht und im dritten Buch wahrscheinlich ihren Lover nach Japan folgen wird und Chris Lohners “Ich bin ein Kind der Stadt”, hat mir der Alfred, glaube ich, schon im Vorjahr geschenkt, denn es konnte pandemiebedingt erst jetzt vorgestellt werden und der Ttel ist zwar ein Wildgans-Gedicht, schildert aber die Nachkriegerfahrungen der 1943 geborenen, die in Margareten aufgewachsen ist und dort noch zu leben scheint.

“Ich auch!”, sagte Günter Kaindlsdorfer, denn der wohnt, glaube ich, dem “Wortschatz” gegenüber, also habe ich vielleicht schon ein paar seiner Rezensionsexemplare dort gefunden und dann kam Andrea Roedig, die, glaube ich, “Wespennest-Redakteuerin” ist, seit 2007 in Wien lebt und ein Buch über ihre Mutter geschrieben hat, zu der sie ein schwieriges Verhältnis hatte und das derzeit in den Blogs oft zu finden ist.

Literarischer wurde es mit dem dritten Roman von Stefan Kutzenberger, dessen Held auch so heißt und ein Exilschriftsteller der zu Beginn des Buches eigentlich schon gestorben ist und jetzt habe ich noch den Triest Krimi von Christian Klinger vergessen, der sein Buch schon Renate Welsh vorstellte und der letzte am Freitag Lesende war Doron Rabinovici dessen “Einstellung” schon in der “Alten Schmiede” vorgestellt wurde, das habe ich aber versäumt, so konnte ich mich jetzt ein bisschen in die Geschichte von dem Fotografen der einen rechtsextremen Politiker fotografieren soll, einhören.

Nachher habe ich gleich die Teuerungswelle ein bisschen ausprobiert, habe ich mich doch, weil ich in den letzten zwei Jahren ja vom Konsumieren ein bißchen ausgeschlossen war, in den Garten des Landtmanns gesetzt und mir einen “Hugo” bestellt und dafür acht Euro fünfzig bezahlt.

Am Samstag habe ich dann überlegt, ob ich wieder hingehen sollte, denn da kam ja die Sachbuchreihe und die interessiert mich nicht so sehr, aber vorgenommen ist vorgenommen. Ich bin da sehr konsequent dabei und gelohnt hat es sich im Nachhinein gesehen sowieso. So hat es also mit dem ehemaligen Volksstheaterdirektor und jetzigen Reiseschriftsteller Michael Schottenberg begonnen, den ich schon einmal bei “Rund um die Burg” hörte, reist er doch seit er in Pension ist, durch die Welt, um sich selbst zu verwirklichen und schreibt Bücher darüber.

Eines davon habe ich einmal gefunden. Die Pandemie hat es dann verhindert über die Grenze zu kommen, so hat Michael Schottenberg Österreich bereist und jetzt auch Wien beschrieben, was ihm schwer gefallen ist, so ist eine Autobiografie daraus geworden, die der grand man sehr eindrucksvoll vortrug. Die Internet Drehbuchschreiber Ilona und Kurti oder Franziska Waltz und Claus Schönhofer habe ich, glaube ich, auch schon mal gehört, jetzt haben sie einen E-Mail Krimi über ein Foto und ihre bösen Exs geschrieben.

Dann gabs ein großes Gespräch geführt von Helmut Schneider mit den drei Fotografen Christine de Grancy, Lukas Beck und Pamela Roßmann, die auch erzählten, wie sie das Berufsverbot, das im Lockdown herrschte, bewältigt haben, so hat Pamela Roßmann ihre Portraits beispielsweise per Zoom angefertigt. Ich habe gar nicht gewußt, daß das geht oder, daß Fotografen lifestreams fotografieren.

Das taten sie dann aber in diesem Extrazimmer im Cafe Landtmann ,wo gestreamt wurde, denn dorthin bin ich um zwölf gegangen, um etwas zu essen und meinen Gutschein einzulösen und erstaunlicherweise war es dort fast leer und es ist auch gleich politisch geworden, kam doch Florian Scheuba auf die Bühne, der die Kurz- ChatsA verlesen hat. Dann kam ein Selbsterfahrungsbuch und ein Buch für “lle, die hier sind” von den beiden Politikerinnen mit Migrationserfahrung Faka El-Nagashi und Mirelle Ngosso, die letztere ist Ärztin und ist oder war Bezirksvorsteherstellvertretin des ersten Bezirks, ich habe sie schon mal bei der “Literatur im Herbst” im Odeon Theater gehört und die letzte Autorin war die 1987 geborene Anna Herzigß, womit es zum Schlu wieder literarisch wurde, hat sie doch die Novelle “Herr Rudi” und jetzt den Roman “Die dritte Hälfte eines Lebens” geschrieben.

Das wars dann für dieses Jahr, ich bin am Rückweg noch in ein paar Buchhandlungen gegangen und habe mir beim “Morawa” ein paar schöne Notizbücher gekauft und jetzt kann ich den Rest des Wochenendes wieder mit dem Schreiben und dem Lesen verbringen, was ja für mich sehr wichtig ist.

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