Schwerkraft der Tränen

Heuer war ja Portugal das Gastland der Leipziger Buchmesse oder hätte das vielleicht schon im Vorjahr sein sollen. Die Messe hat dann nicht stattgefunden, Gastlandauftritte gab es schon und ich bin da per Zoom auch bei zwei Veranstaltungen gewesen, bei einer hat die 1979 in Angola geborene und in Portugal aufgewachsene Yara Nakahanda Monteiro ihr Debut “Schwerkraft der Tränen” vorgestellt, das seltsamerweise bei “Haymon” herausgekommen ist und für mich war neu, daß Angola oder von dort stammenden Autoren zur portugiesischen Literatur gehören. Also wieder was gelernt, daß das eine portugiesische Kolonie war und es einen Befreiungskrieg gegeben hat, über den jetzt Romane geschrieben werden. Ein paar Tage oder Woche später wurde mir dann das Buch angeboten, das ich jetzt gelesen habe, das auch sehr interessant ist.

Ein interessantes Thema, ein interessanter Schreibstil, auch ein bißchen verwirrend, aber sicher wichtig sich in die Literatur der jungen aus Angola kommenden Autoren einzulesen und möglicherweise ist auch ein bißchen Autobiografisches dabei.

Da ist jedenfalls die Bibliothekarin Vitoria, in Angola geboren, mit den Großeltern als Zweijährige nach Portugal geflüchtet und dort aufgewachsen, die keinen Kontakt zu ihrer Mutter Rosa Chitula, eine angolische Freiheitskämpferin hat, die sich nie gemeldet und so fliegt Vitoria nach Luanda, der Hauptstadt, um nach ihrer Mutter zu suchen.

Sie wohnt bei einer Freundin ihrer Tante, die ihr auch den Tip gegeben hat, sich mit einem General in Verbindung zu setzen. Den trifft sie dann bei einer Hochzeit. Vorher war sie mit ihren Cousinen tanzen und ist auch ein bißchen in das soziale Leben Angolas, der Armut und der Unterdrückung eingetaucht. Der General läßt sie warten, beziehungsweise engagiert er sie mit ihr seine Gedichte vorzustellen. Er bezahlt aber die Inserate, die Vitoria aufgibt, um nach ihrer Mutter zu forschen und die kommt dann in Kontakt mit Mama Ju oder Juliana, die sie damals zu ihren Großeltern brachte.

So fliegt Vitoria nach Huambo, wohnt dort bei Mama Ju, die damals mit ihrer Mutter kämpfte, deren Haus angezündet wird und erfährt von ihr nach und nach die Geschichte ihrer Mutter und den Grund, warum die sich nie gemeldet hat, ist Vitoria doch wahrscheinlich das Kind einer Vergewaltigung und Folteropfer und Vitoria, deren Großvater inzwischen gestorben ist, beschließt nie mehr nach Portugal zurückzukehren, sondern in Angola zu bleiben um für die Freiheit zu kämpfen.

Ein interessantes Buch, das, weil es in wechselnden Perspektiven geschrieben wurde, gar nicht so leicht zu lesen ist. Hab aber wieder etwas über die portugiesische Literatur erfahren, in der ich, wie ich schon geschrieben habe, nicht wirklich firm ist. Da das Portugal Paket mit einer Tragtasche, Lesezeichen und anderen Goodies inzwischen doch zu mir gekommen ist, warten noch zwei diesbezügliche Bücher auf mich.

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