Und auf Knopfdruck Urlaubsstimmung

“Jetzt sind wir auf Urlaub!”, hat die Ruth am Donnerstag zu mir gesagt, als ich mit ihr und dem Alfred den Neusiedlersee entlanggeradelt bin.

“Es ist keine Sport- sondern ein Genußradeln, wir können uns Zeit lassen und den Ausflug genießen!”, noch ein oder zwei Mal hinzugefügt.

“Nun ja! Na klar!”, habe ich gedacht.

“Natürlich!” und mich ein bißchen gewundert, daß sie das so extra betonte. Denn kann man auf Knopfdruck in eine solche Stimmung kommen?

Auf Knopfdruck natürlich nicht und normalerweise denkt man wohl auch nicht daran, daß man jetzt in Urlaubsstimmung kommt, wenn man die  Radtasche packt, das Bahnticket löst, sich in den Zug hineinsetzt und später zu Radeln beginnt.

Die Stimmung kommt wahrscheinlich dann von selber. Noch dazu, wo das Wetter ja sehr schön war, warm und sonnig und auch das Radfahren gut von statten ging.

“Wir sind zu schnell! Wir sollten eine Pause machen!”, sagte der Alfred zwar am Anfang öfter, offenbar weil er  an die gute Kondition nicht so ganz glaubte. Dann haben wir aber schon, um zwölf bei einem Heurigen in Donnerskirchen Mittagsrast gemacht, ein gutes und auch sehr billiges Menu zu uns genommen. Leberknödel- oder Grießnockerlsuppe, Surbraten mit Linsen. Haben Sturm oder auch ein “Lüfterl”, dazu getrunken, ein Gläschen Wein oder ein Bier und ich habe mir auch die Zitronennockerln mit Schlagobers und Erdbeersauce bestellt und damit die Urlaubsstimmung ganz von selber und ohne Knopfdruck in mir gespürt. Und am Nachmittag sind wir, um den See zu sehen,  nach Rust geradelt, sind  ein bißchen auf der Wiese gesessen und haben in das Wasser geschaut.

“Jetzt spüren wir die Poesie des Segelbootes!”, hat die Ruth gefordert, wohl um die Urlaubsstimmung  noch ein bißchen zu verstärken und zu verankern.

“Schreiben wir ein Gedicht über diesen Pullover!”, hat sie gemeint. Denn am Rand des Sees lag ein Stück Stoff, was zwar an sich nicht so besonders poetisch scheint. Aber natürlich man kann sich einige lyrischeZeilen  ausdenken, wie das Stück Stoff wohl an das Land gekommen ist?

Es könnte ein Badender vergessen haben oder ist es  aus einem Boot geworfen worden? Vielleicht hat von dort ein schönes Mädchen ihrem Liebsten zugewinkt und ihren Pullover dabei verloren?

Sich die Geschichte des Strandgutstpückes ausdenken, wenn man nur poetisch wäre. Aber ich schreibe  keine Gedichte und ein Pullover ist an sich auch kein sehr poetischer Gegenstand, sondern ein Gebrauchstück und die Urlaubsstimmung war auch schon da.

Ganz von selber und ohne Knopfdruck ist sie gekommen, als wir im Strandcafe auf den See und die Poolbar schauten, einen “Hugo” schlürften und der Alfred von dem Schmalzbrot schwärmte, das er nachher bei einem Heurigen zu einem guten Glas burgenländischen Rotwein trinken wollte.

Der Heurige war dann ein Landgasthaus und das Schmalzbrot, ein Bauerntoast, denn das Gasthaus setzte auf internationale Küche, auf Bruschetta und  Prosciutto, beispielsweise.

Die Urlaubsstimmtung wurde aber am nächsten Tag durch einige Telefonate der Anna, die, die Nachricht von einem geschwollenen Bein der Oma und dem Tod der Mutter ihrer Pflegehelferin überbrachte, erschüttert und auch das Radeln am Rand der dicht befahrenen Landstraße von Sopron nach Balf, am freitäglichen Stoßverkehr erforderte, wohl mehr Konzentration als Urlaubsstimmung, aber die ist später wieder zurückgekommen und war auch in Apetlon vorhanden, als wir am Abend das Gasthaus Zum fröhlichen Arbeiter” besichtigten und rätselten, ob sich dort die Arbeiter in der Zwischenkriegszeit oder wann auch immer getroffen haben, um bei einem Maß bier oder einem Stifterl Wein die Revolution zu besprechen.

Denn das Wetter war sehr schön, der Wein gut und auch das Radeln hat zumindest auf den mehr oder weniger gepflegten Radwegen, wo man auch die Weinlese beobachten und sich die reifen Trauben von den Lauben sozusagen in den Mund stecken konnte, Spaß gemacht.

Um den Neusiedlersee

Blick von oberhalb Oggau auf den Neusiedlersee

Blick von oberhalb Oggau auf den Neusiedlersee

Sopron

Sopron

Um den Neusiedlersee bin ich ein paar Mal mit dem Alfred und der Anna geradelt, als sie noch ganz klein war. Da kann ich mich an ein Wochenende Anfang der Neunzigerjahre erinnern, als wir mit der Iris und ihren Kindern losgeradelt sind.

Ich habe gerade “Lore und Lena” geschrieben und war diesbezüglich sehr beschäftigt, so daß ich die anderen ein paar Mal veroren habe und als wir dann mit dem Zug zurückgefahren sind, habe ich, glaube ich, versucht eine Szene zu schreiben, was einem Bestrunkenen aufgefallen ist, der auf Annas Antwort, was ich denn schreiben würde: “Die Mama schreibt ein Buch!”, die ganze Zeit wissen wollte, ob das Buch über ihn gehen und er drin vorkommen würde? Darüber hab ich, glaube ich, dann auch was geschrieben, was irgendwo, glaube ich, auch wo veröffentlicht wurde.

Am Tomalom Fürdö in Sopron

Am Tomalom Fürdö in Sopron

Ein kurzer Radweg von Sopron nach Balf

Ein kurzer Radweg von Sopron nach Balf

Dann wollten wir, glaube ich, noch einmal radeln, beziehungsweise, die Anna vom Neusiedlersee abholen, die dort eine Woche mit einer Freundin und deren Oma verbrachte. Wir waren aber zu spät daran, weil der Alfred unbedingt noch amMarkt von St. Pölten einkaufen mußte. Die Räder mußten wird auch aufmontieren, so daß die Anna schon in Wien war und wir mit ihr dann noch einmal hingefahren sind, aber ich glaube, nur zu einem Heurigen und gleich wieder zurück, weil, die Anna nicht mehr radfahren wollte.

Ja, ich hasse, zu spät zu kommen und unpünktlich zu sein, aber diesmal sind wir vier Tage von Donnerstag bis Sonntag mit der Ruth, mit der wir ja schon zweimal Rad gefahren sind, um den See gefahren und sogar ein kleines Stücken nach Sopron und alles hat ganz gut geklappt.

Obwohl man den See eigentlich nicht sehr oft und sehr gut sehen kann, aber die Radwege sind fast immer schön, von Sopron nach Balf hat es keinen gegeben, sonst aber schon, auch das Wetter war sehr schön und die Weinernte war auch überall zu beobachten, als wir am Donnerstag von Nejusiedl am See nach  Oggau geradelt sind und in Donnerskirchen bei einem Heurigen ein Menu und dann noch sehr gute Zitronennockerln gegegssen haben. Überall gab es schon Sturm zu trinken und in Oggau hatte der Alfred ein schönes Zimmer reserviert und wir sind, weil wir sehr flott unterwegs waren, noch nach Rust gefahren, um den See doch ein bißchen zu sehen.

Schloß Esterhazy in Fertőd

Schloß Esterhazy in Fertőd

Apetlon

Apetlon

Am nächsten Tag ist es dann über Mörbisch nach Ungarn gegagen und da hatten der Alfred beziehungsweise die Ruth vorgeschlagen, daß wir vom See noch weiter weg und nach Sopron radeln sollten, weil sie für eine Freundin etwas in einer Apotheke besorgen wollte.

Der Radweg von Mörbisch nach Sopron war zwar nicht ganz eben, aber gut zu befahren und wir haben bei einem Bad in einer Imbißstube einen sehr guten Fisch gegessen.

In Sopron, wo ich schon ein paar Mal im Zuge dieser Werbefahrten, die ich früher ganz gern gemacht habe, war, haben wir Kaffee getrunken, beziehungsweise Eis gegessen und sind am Freitagnachmittag auf einer dcht befahrenen Ausfahrtstraße nach Balf in das “Krodil-Panzio” gefahren, wo der Alfred Zimmer reserviert hatte, was ich eigentlich nicht so gerne mache, aber gut geklappt hat.

Apetlon

Apetlon

Danach ging es am Samstag  über einen Stop beim Schloß Esterhazy, wieder nach Österreich und zwar nach Apetlon zurück, wo wir in einem  schönen Gasthaus übernachteten, das Gasthaus zum “Fröhlichen Arbeiter” besichtigten und dann bei einem Heurigen ein Schmalzbrot, beziehungsweise eine Heurigenplatte aßen und am Sonntag über Ilmitz, Podersdorf nach Neusiedl zurück, wo wir wieder vom See nicht sehr viel gesehen haben, aber guten Wein und Sturm getrunken haben und ich durch die  Ruth auch einige literarische Impressionen über das Radfahrwochenende bekommen habe, die ich, glaube ich, noch verarbeiten werde.