Ö1 Buch des Monats

Ö1 hat seit kurzem eine Koooperation mit dem Hauptverband des Buchhandels und da gibt es neben der ORF-Bestenliste, die sich von der des “Spiegels” abheben soll, jetzt jedes Monat eine Buchempfehlung, künstlich ist ja der Programmdirektor der Buch-Wien gleichzeitig auch Ö1-Journalist und dieses Mal ist es die Anton Kuh Biografie von Walter Schübler geworden.

Anton Kuh ein Kaffeehausliterat neben Egon Fridell, Peter Altenberg, wie ich es in der Schule lernte, aber das habe ich heute gelernt, darf man nicht sagen, ich bin zwar, glaube ich, ganz gut in der Literatur, aber keine Germanistin und halte es, wie man wahrscheinlich sehen kann, mit meiner Rechtschreibung auch so wie ich es will und Anton Kuh, google ich kurz nach, wurde 1890 in Wien geboren und ist 1941 in New York gestorben.

Ach ja, interessant, so viel weiß ich noch und die Biografie um 35.90 Euro werde ich mir vermutlich nicht kaufen. Sie wurde aber heute in der Musiksammlung der Wien-Bibliothek vorgestellt und daher bin ich nachdem ich den ganzen Nachmittag über meine Steuererklärung gesessen bin und ich mich ein wenig über den Verein mit dem ich einen Vertrag habe geärgbert habe, dorthin gepilgert.

Die Musiksammlung der Wien Bibliothek in der Bartensteingasse ist ein langer dünner Schlauch, da war ich schon ein paar Mal beim H. C. Artmann-Symposium beispielsweise und wenn man nicht früh genug dran ist, sitzt man irgendwo weit hinten.

Ich war um dreiviertel Sieben da und habe einen Platz im Eck mit eingeschränkter Sicht ergattert, aber neben mir ist eine eher verbissen aussehende Dame gesessen und hat vor sich hin komponiert.

Suzie Wong, die Öffentlichkeitsreferentin, hat eingeleitet und den Herausgeber Walter Schübler vorgestellt, auch etwas über die Kuh-Sammlung der Wien-Bibliothek gesagt und dann Stephan Paryla und Bela Koreny vorgestellt, die offenbar Teile aus ihrem Kuh-Programm vorsteltlen.

Alfred Kuh, da habe ich wirklich wenig Ahnung, er hat sich aber mit Karl Kraus zerstritten und davon gibt es am  vierzehnten März, glaube ich, einen Vortrag in der Wien-Bibliothek im Rathaus und er war, glaube ich , auch Schauspieler, auf jeden Fall hat wer offenbar Kabarettprogramme geschrieben, die von Stephan Paryla dargestellt wurden und da ist es sehr oft, um den besoffenen grantelnden Wiener gegangen, der, der seinen Arsch nicht herzeigen wollte, oder “Leck mich am Arsch!” vor sich hingröhlte oder um den “Anschluß?”, der schon 1926 also lange vor dem echten, in Wien Grinzing stattgefunden hat.

Da sitzen zwei Wiener beim Heurigen und der große deutsche Bruder kommt dazu und will den laschen Ossis die Wadl voririchten. Der Mann läßt sich das recht lang gefallen, bis er den deutschen Recken dann doch “Wissens was, leckens mich am Arsch!” zuflüstert.

Ich habs ja nicht so sehr mit dem Humor, wie mir mein rechter Kritiker Uli immer vorwirft und es stimmt wahrscheinlich auch ein bißchen, daß es mir nicht so sehr, wie dem vollgefüllten Saal gefallen hat.

Nachher gab es wieder Wein und Brote und Gespräche und ich habe einige Bekannte getroffen, mit denen ich mich mehr oder weniger intensiv unterhalten habe.

Immer ready sein zu gehen

Jetzt war ich  schon lange nicht mehr bei Veranstaltungen in der “Wien-Bibliothek”, die ja im Rathaus ist und eine Musiksammlung in den “Loos-Räumen” in der Bartensteingasse hat.

Dort war ich einmal bei einem “Mayreder-Abend”, wie das “jüdische Leben in Ottakring” vorgestellt wurde und beim “H.C.Artmann-Symposium”, sowie einmal bei einem Konzert, wo es so voll war, daß ich kaum Platz gefunden habe.

Ich gehe ja eher selektiv zu musikalischen Veranstaltungen und bevorzuge die Literatur, aber die Geschichte und das Leben in Wien im vorigen Jahrhundert ist  auch sehr interessant und so bin ich heute zu zwei Filmen, über die Geschwister Grünschlag gegangen.

Das waren ein Geige spielender Bruder und zwei Klavier spielende Schwestern, zwischen 1914 und 1921, glaube ich, geboren, die nach Israel sowie Amerika emigrierten, jetzt gestorben ist und die “Wien Bibliothek”, den Nachlaß bekommen hat, wenn sie daraus eine Ausstellung gestaltet, beziehungsweise die dazugehörenden Filme zeigt.

Das ist heute geschehen. Um halb sieben hat der Leiter der Musiksammlung durch die Ausstellung geführt, die aus drei Vitrinen bestand und das Leben der Geschwister in Wien, ihre Emigration und dann ihr Leben, als Musiker in Israel und Amerika an Hand von Briefen, Fotos, Tonaufnahmen etcetera zeigte.

Der Bruder hat in Israel in einem Orchester gespielt, die Schwestern sind in Amerika im Duett aufgetreten,  haben auch Konzerte in Europa gegeben, bezeihungsweise sind sie auch einige Male nach Österreich gereist.

Danach gab es die Filme, der erste, der auch in der Ausstellung zu sehen ist “It runs in the Family” wurde von der Tochter von David Grünschlag, Dorrit Straus gemacht, da war Toni Grünschlag schon gestorben und David auch, so erzählte die Tochter von ihrem Vater und die jüngere Rosi von ihrem Musikunterricht in Wien und der großen Tafel Schokolade, die sie für ein Konzert, das sie als junges Mädchen im weißen Kleidchen und Söckchen gegeben hat, von ihrem Lehrer bekommen hat. Sie erzählte das auf Englisch, alte Aufnahme vom alten Wien, in das die Nazis einmarschierten, gab es auch immer wieder zu sehen.

Der zweite Film heißt “Toni und Rosi” und zeigen die beiden Schwestern in ihrem Haus in Amerika, beim Klavierspiel, sie erzählen von ihrer Jugend und sind auch in Wien zu sehen, wo sie, 2006, glaube ich, im Musikverein ein Konzert gaben.

Sehr interessant das Leben einer jüdischen Künstlerfamlie für die die Musik alles war, der Bruder war geheiratet, die Schwestern sind ledig geblieben und jetzt hat Wien ein Stückchen Zeitgeschichte mehr, das man in der schönen alten Bürgerwohnung, in der Bartensteingasse bewundern kann.

Der Titel der Ausstellung sind übrigens die Worte der jüngeren Schwester, die in dieser Sprachmischung, sie scheint das Deutsch ziemlich verlernt zu haben, die Bereitschaft das Leben zu retten, in dem man Hab und Gut zurückläßt und gerade mal die Noten in den Koffer packt, auszudrücken wußte.