Recherchebeginn und dreißig Jahre Schule für Dichtung

Da ich am Sonntag mit den “Gestohlenen Jahren” fertig wurde und außerdem, da der Alfred derzeit mit dem Karli in Kroatien ist, sozusagen Strohwitwe bin, kann ich meine praxisfreien Stunden zum Recherchieren nützen und bin so heute zu Mittag zuerst zum Silberwirt essen, dann zum KIK gegangen und dann nach einem kurzen Mittagschlaf ein bißchen über die Mariahilferstraße flaniert, um vielleicht etwas zu beobachten, was sich für den nächsten Text gebrauchen läßt, denn Ideen dazu habe ich noch nicht wirklich, nur den vagen Einfall, daß ich vielleicht das Social Credit System einbeziehen und nicht unbedingt über Corona schreiben will, aber sonst noch keine Ahnung. Vielleicht bin ich auch ausgeschrieben, weil in diesem Jahr schon drei Bücher geschrieben habe und sogar vier erschienen sind, also ein bißchen ratslos, aber ich kann und will mir ja Zeit lassen, das Thema suchen und das kann ich auf der Straße machen. Da habe ich ja zwei Jahre Nachholbedarf oder in meinen Bücher, Szenen schreiben, mich vielleicht sogar ein bißchen im Experimentellen üben und was Neues ausprobieren und da bin ich schon beim nächsten Thema, denn um fünf hat die “Schule der Dichtung”, zu einer Ausstellungseröffnung auf die Mariahilferstraße eingeladen und die wurde ja vor dreißig Jahren von dem Zetteldichter Ide Hintze, der 2012 gestorben ist, gegründet und die ist ja sehr experimentell, wollte er ja, wie bei der Eröffnungsrede zu hören war, die Wiener Avantgarde mit der amerikanischen Beatschule von Allen Ginsberg und noch einem Strang verbinden und so hab H. C. Artmann und noch viele andere dort Klassen gehabt.. Derzeit ist Fritz Ostermayer der Leiter und ich habe, als “Rund um die Burg” alt noch gab, die SFU-Performance, die es dort gab, immer angehört und vor fünf Jahren wahrscheinlich, war ich beim Fest im Rabenhof und einmal auch schon auf der Mariahilferstraße als dort das “Cafe Gerstl” eröffnet wurde und heute wieder.

Es gab Wein und Brötchen und viele Bilder an den Wänden und Videos von den Anfangszeiten, wo Christian Loidl, Blixa Bargeld, Ernst Jandl, H. C. Artmann und viele andere zu hören waren und dann ist es ins Metrokino gegangen, einige Filme zu diesem Thema gezeigt wurden.

Dazwischen war noch Zeit ins Literaturmuseum zu schauen und kurz durch die Stefan Zweig-Ausstellung zu gehen.

Im Kino trat dann kurz Fritz Ostermayer auf, der am Nachmittag und schon damals in der “Alten Schmiede”, als es um die Schreibschulen ging, fehlte und erklärte, daß ihm das Reden schwer falle, weil er zu Ostern einen Herzinfarkt hatte und dann kam ein Film über Ide Hintze “Weltenbauer der Poesie” von Blixa Bargeld, wo der SfD-Gründer siebzig Minuten aus der Schule plauderte, er hat Allen Ginsberg einmal kennengelernt, der hat ihn dann nach Amerika in die Kerouac-School eingeladen hat. Dann hat er Ernst Jandl und H. C. Artmann angesprochen und das Büro seiner Schule zuerst in seiner Wohnung in der Erstherhazygasse gehabt. Es gab Wasserklassen, da sah man Ide Hintze schwimmen oder auf der Straße und im Jaffeehaus erzählen, was es mit der Poesie auf sich hat. Da ist sein Vorbild die Sappho und die gibts auch in der Mariahilferstraße zu sehen.

Dann gabs eine Pause und dann wurde eine Kasse mit Nick Cave gezeigt, wo es um das Dichten und die Aufführung eines Liebesliedes ging. Augusta Laar, die das Schamrock-Festival gegründet hat, war damals Schülerin und Ernst Molden und im Anschluß gab es eine Diskussion mit den drei Filmemacherin. Den dritten Film hat die “Priessnietz-Preisträgerin” Nika Pfeifer gemacht und da gab es dann die jüngeren Stimmen, wie die von Sophie Reyer, Jörg Piringer, Peter Rosei, Gerhard Ruiss, Bodo Hell, Rosa Pock,, also die, die heute die Klassen machen, aber auch die Doyens wie Gerhard Rühm und ich habe wieder viel gelernt, obwohl ich keine Klasse besuchte, mich nur einmal um einen Gratisplatz bewarb, den ich nicht bekommen habe, aber jetzt die Anregung mitnehme und bezüglich meines Schreibens morgen auch einen “Tag der Dichtung” machen werde.

Doderer Veranstaltungen

Heimito von Doderer, das frühe NDSAP-Mitglied, wurde vor hundertzwanzig Jahren geboren und ist vor sechzig Jahren gestorben.

Anlaß zu einem Jubiläum und einem Gedenken, obwohl ich, als ich mich im Frühling durch seine Werke las, den Eindruck hatte, er wäre inzwischen, im Gegensatz zu Stefan Zweig, von dem ja im Mai der Film mit Josef Hader in der Titelrolle erschienen ist, vergessen.

Daß ich mich täuschte, sollte ich im Herbst merken, denn natürlich gibt es Gedenkveranstaltungen und Bücher, die über ihn geschrieben wurden.

Den Bildband der Eva Menaasse, die den Österreichern oder sind es die Berliner, das Lesen befiehlt, hat es zwar schon im Frühling gegeben, aber ich war in der Zeit, als ich ihn mit dem Fräulein Anne und dem lieben Stefan in den Himmel schickte, nicht einmal sicher, ob seine Bücher überhaupt noch erhältlich sind und habe die “Merowinger” und die “Wasserfälle von Slunj” in den alten “DTV-Ausgaben” gelesen, die ich mir wohl in den Siebzigerjahren kaufte.

Im Herbst waren dann die Fenster des “Morawas”, an denen ich ja regelmäßig vorübergehe, wenn ich von der “Alten Schmiede” komme, mit seinen Büchern gepflastert.

Klaus Nüchtern vom “Falter” wurde aufgefordert, eine Biografie über ihn zu schreiben und hat den “Kontinent Doderer” verfaßt, den ich mir von meiner Straßergassen-Schulkollegin Trude K., die im Haus gegenüber wohnt, zum Geburtstag wünschte.

Wann ich da zum Lesen komme, weiß ich nicht, habe es mir aber fix und ganz ehrlich für das nächste Jahr vorgenommen und Klaus Nüchtern auch auf der “Buch-Wien” darüber sprechen hören und in der “Gesellschaft für Literatur” hat es vor kurzem auch ein “Doderer-Symposium” gegeben und im österreichischen Literaturmuseum, dort, wo, glaube ich, der Schlafrock und die Pläne zur “Strudlhofstiege” oder sind es die der “”Dämonen” ausgestellt sind, gibt es diese Woche zwei Doderer Veranstaltungen, denn das Literaturmuseum hat auch eine Verbindung mit dem “Metro-Kino”, das es auch in der Johannesgasse gibt.

“Das Museum geht ins Kino” betitelt sich diese und da gab es heute, um sechs eine Einführung von Klaus Nüchtern und Bodo Hell in die “Merwoinger”, denn diese wurden ja in den achtziger Jahren von Ernst Schmidt Junior verfilmt und die ganze literarische Avantgarde oder sonstige Künstlerszene spielte dabei mit, gezeigt wurde.

So war Bodo Hell beispielsweise ein Arzt, der dem Chloderich das Klistir versetzte, Elfriede Gerstl war eine Sekretärin, Herbert J. Wimmer kam vor und ich habe ihn nicht erkannt. Franz West war der Professor Horn, Valie Export seine Ordinationshilfe, Schwester Helga und Klaus Nüchtern zeigte, um sechs im Literaturmuseum, wo lauter mir unbekannte Zuhörer waren, die aber zum Teil auch Erfahrungen mit diesem legendären Film hatten, den Winkel der Schuhe, an dem man den Wutgrad erkennt und Bodo Hell erzählte von seiner Filmerfahrung und zählte die Darsteller auf.

Die Schönlaterngasse und dort, wo man von der “Alten Schmiede” durch eine schmale Gasse geht, war auch ein Filmort und, um halb acht ging es dann ins Kino, um sich den Film anszusehen.

Der war zwar, wie ich, die ich das Buch vor kurzem gelesen habe, erkannte, weit ab vom Orignal, wie das bei den Literaturverfilmungen ja so üblich ist, aber wegen seiner Darsteller höchst interessant und eigentlich hätte mich “Das Diaarium des Dr. Döblinger”, unter der Regie von Michael Schottenberg, das Morgen gezeigt wird, mehr interessiert, aber da werde ich wieder nach Harland fahren, so daß ich mir am vorigen Samstag, als ich ins “Odeon” gegangen bin, nur eine Zählkarte holte, kann aber auf mein neuestes Buch verweisen, in dem der alte Meister ja auch eine Rolle spielt und dem, den es auch interessiert, kann ich empfehlen, noch rasch das “Mimikry-Rätsel” der “Vorschau” aufzulösen, denn übermorgen oder in ein paar Tagen, gibts ein Foto vom Buch und ich löse das Rätsel auf und mache das Gewinnspiel zu.