Yemen Cafe

Jetzt kommt, bevor es an das “Buchpreis-Lesen” geht, noch ein Bücherschrankfund, nämlich Evelyn Schlags 2016 erschienenes “Yemen Cafe”, da war ich bei der Präsentation in der “Alten Schmiede” und die 1952 geborene, die im Waldviertel Lehrerin war, kenne ich schon lang, von ihren Lesungen, einige ihrer Bücher habe ich auch gelesen und jetzt war ich ein bißchen erstaunt, wie banal die Handlung in diesem, Gesellschaftsroman, würde ich sagen, eigentlich ist.

Yemen Cafe, ein Buch, das in einem von Schweizern geführten Krankenhaus in Sanaa, der Hauptstadt von Jemen, der Alfred war schon vor mehr als dreißig Jahren dort und hat mir ein Ketterl mitgebracht, spielt, eines in dem hochrangige Regierungsvertreter behandelt werden und eine der Hauptfiguren ist Jonathan, ein österreichischer Arzt, der eben nicht bei “Ärzten ohne Grenzen” arbeitet, sondern in einem Spital in dem korrupte Beamte und Ausländer behandeln werden und der ist, könnte man sagen, ein Frauenheld, vor den Jemen hat er in Äthiopien, wahrscheinlich bei so etwas wie “Ärzte ohne Grenzen” zusammen mit Delphine, einer Französin, gearbeitet, die ist jetzt nach Frankreich zurückgeflogen, um ihre Mutter zu betreuen und zu Beginn des Buches wird Christian Malte, ein Deutscher, in dem Spital neu anggestellt, der hat eine Frau namens Susanna, in die verguckt Jonathan sich ein bißchen, der eine Designerin, gefällt es im Jemen aber nicht. So fliegt sie zurück nach Berlin zu ihrem Lover und Jonathan lernt Katie kennen, eine junge Amerikanerin, die für eine NGO arbeitet.

Dann gibt es noch Hassan, den Dialysepfleger, der hat zwei Jahre in München Medizin studiert, spricht daher gut Deutsch, bevor er von seinem Vater zurückgerufen wurde, dessen Bruder Khalid ist verschwunden, so wird er von einem Abdul bedrängt, das Spital auszuspionieren und geheime Pläne zu zeichnen.

Es herrscht Terroralalam und Kämpfe zwischen Shiiten und Huthis im Land. Immer wieder werden Verletzte gebracht und eine indische Krankenschwester, die eigentlich heiraten will, gibt es auch. Da muß Jonathan in den Chefetagen vermitteln, daß sie ihr Gehalt bekommt. Ein Arzt wird verdächtigt Medikamente gestohlen zu haben und eine schöne Stelle ist mir noch im Gedächtnis, wo Jonathan Delphine anruft und sie bittet, für ihn ein Glas Rotwein mitzutrinken, da Jemen ist ja ein Land mit Alkoholverbot und sein Fahrer Ali bittet ihn um Geld für Nachhilfestunden für seinen Sohn, dann erzählt er ihm, daß er nun im Militärgymnasium aufgenommen wurde, weil es im Jemen nur etwas bringt, wenn man bei der Armee ist.

Ich frage mich und weiß nicht mehr genau, ob das damals bei der Lesung thematisiert wurde, wieviel Evelyn Schlag für das Buch recherchiert hat und ob sie deshalb im Jemen gewesen ist?

Sprachlich ist es sicher schön geschrieben, dafür wird Evelyn Schlag ja hoch gelobt und hat auch Preise dafür bekommen.

Der Inhalt ist eigentlich banal und, ob man viel über Jemen und die Kämpfe, die sich dort abspielten gerlernt hat, wenn man das Buch gelesen hat, bin ich mir eigentlich auch nicht sicher.

Kann mich aber nicht beklagen, bastle ich mir ja gerade selber eine Handlung, wo nicht so viel passiert, an Hand der Corona-Problematik zusammen und da hat mich das Buch wohl bestärkt, daß ich mir dachte, wenn die Schlag das darf, darf ich es auch und wem es interessiert, mein Handlungsrahmen steht schon ziemlich und am Schluß schmeißt der Uwe Kathis Handy, ja die gibt es auch bei mir, in einen Blumentopf.

Der Mönch von Mocca

Jetzt kommt ein interessantes Buch aus der Herbstproduktion, Dave Eggers “Der Mönch von Mocca”, in dem der 1970 geborene amerikanische Kultautor , von dem ich den “Circle” gelesen und einige andere Bücher im Schrank gefunden habe, selbst darauf besteht, keinen Roman geschrieben, sondern die Lebensgeschichte eines Sohnes jemitischer Einwanderer, der es geschafft hat jemitischen Kaffee nach San Fransico zu bringen und trotz der Kriegswirren einen fairen Kaffeehandel aufzuziehen.

“Die Geschichte des gefährlichsten Kaffees der Welt”, steht am roten Cover und Dave Egger erzählt in seiner biografischen Beschreibung sehr schlicht die Lebensgeschichte des jungen <mannes, Moctahar Alkanshali, der mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern in einer zwei Zimmerwohnung in San Fransico aufwuchs.

Der Vater war Buschauffeur und Moctahar, der sehr umtriebig und aktiv ist, wollte eigentlich Jus studieren, dafür hat er von einer griechischen Freundin auch einen Tasche geschenkt bekommen, in der sammelte er Geld für einen wohltätigen Zweck, das er gleich an Ort und Stelle überbringen will, leider verlor er auf dem Transport Geld und Tasche, so war es aus mit dem Traum des Studiums.

Er mußte Portier werden, um seine Schulden abzuarbeiten und blieb solange, bis ihm jemand die Geschichte des jemitischen Kaffees erzählte, der der beste ist, so daß er sponta in den Jemen, wo sein Großvater ein einflußreicher Mann ist, flog, alle Kaffeebauern abklapperte, ein Kaffeeimperium aufzubauen beginnt, aber leider in den Krieg hineinkam, so daß es noch eine abenteuerliche Flurchtgeschichte zu erzählen gibt, bis Moctahar mit seinem Koffer, in denen sich die Kafeebohnen befanden, nach Seattle zu einer Kaffeemesse kommen konnte und damit so berühmt wurde, daß er sich ein Zimmer in dem Wohnblock, wo er einst Portier war, leisten konnte.

Eigentlich eine sehr einfache Geschichte und auch sehr einfach, wenn auch spannend erzählt und so erfährt man sowohl von Kaffee sehr viel, als auch von der Geschichte Jemens.

Kein wirklicher Roman würde auch ich sagen, sondern ein spannend aufbereiteter Tatsachenbericht eines amerikanischen Erfolgsautor, der aber wahrscheinlich sowohl allen Islamphobikern, als auch allen Kaffeeliebhabern sehr zu empfehlen ist.

Agent Storm

Seit den Anschlägen in Paris im Jänner auf Charlie Hebdo boomen die Berichte über den radikalen IS-Terrorismus. Michael Köhlmeier hat am Freitag in den “Beispielen” in “Ö1” die Geschichte des John Walker Lindh oder des “amerikanischen Taliban” gelesen und die “Müncher Verlagsgruppe”, mit der ich durch Judith Grohmanns Buch in Kontakt gekommen bin, hat auch zwei Bücher zu diesem Thema veröffentlicht, die mich interessieren, weil ich mich ja selber, wenn auch auf viel weniger radikalere Art gerade in der “Bibliophilin” mit diesem Thema auseinandersetze.

So habe ich den “Konvertiten”, einem Thriller eines Ex Polizisten und Ex-Hooligans vor einer Woche gelesen.

“Agent Storm – Mein Doppelleben Al-Quaidia und der Cia” von Morten Storm und den  Journalisten Paul Cruickshank und Tom Lister geschrieben folgt und es ist ein interessantes Buch, obwohl ich von den Geheimdiensten und, wie es dort zugeht nicht wirklich viel Ahnung habe und mich Thriller auch nicht wirklich interessieren.

Wenn man eine fünfzehnjährige Schülerin aber nach Syrien schicken will, sollte man schon ein wenig darüber wissen und ich habe zufälligerweise auch letzte Woche zwei Bücher über das Frauenbild des Islams in den Schränken gefunden, so daß meine Beschäftigung mit diesem derzeit sehr aktuellen Thema weitergehen und mein ursprünglich geplante Leseliste weiterdurcheinanderkommen wird.

“Agent Storm”, ein dickes rotes Buch auf dessen Cover ein dicklicher Mann mit Bart, weißer Tunika und Kalaschnikow zu sehen ist, erzählt die Geschichte des 1976 in Dänemark geborenen Morten Storm und belegt es mit vielen Beweisen in Form von Bildern, Protokollen und mehreren Anhangtafeln, die Auskunft über die handelnden Personen, über Radikale in Jemen, ein Agentenarchiv, etc und diese Geschichte gleicht dem, was man sonst so über das Hineinschlittern in die radikale Szene der Konvertiten hört.

Da ist also ein sehr umtriebiges Kind einer alleinerziehenden Mutter, das frühzeitig in der Schule durch seine Gewalttaten und Unruhe auffällt, das zuerst zu einem Kleinkriminellen wird, ins Gefängnis kommt und dann in die Bibliothek seiner Heimatstadt Korsor, davon gibt es zwei Fotos zu sehen, wo ihm ein Buch über den Islam in die Hände fällt und er beginnt zu lesen.

Offenbar sucht auch er Halt und Geborgenheit in dieser so rauhen Welt, findet sie im Islam, konvertiert, geht zuerst nach England, später in den Jemen, wo er mit dem Haßprediger Awlaki in Berührung kommt, beziehungsweise an dessen Studienkreise teilnimmt.

Er kehrt wieder nach England oder Dänemark zurück, verheiratet sich mit einer muslimischen Frau, bekommt von ihr zwei Kinder, die Ehe wird getrennt, weil die Frau ihn nicht aushält. Der Kontakt zu den Kindern bleibt aber und die Prediger, die man in England oder Dänemark so zu hören bekommt, gehen ihm bald auf die Nerven, so daß er sich zuerest dem dänischen Geheimdienst, dann den britischen und schließlich noch dem CIA anschließt.

Das wird in dem Buch sehr eindringlich geschildert, wie er sich mit seinen Betreuern trifft und zum Beweis für seine neuerliche Konvertierung anfängt Bier zu trinken und Schweinefleisch zu essen. Er besucht auch wieder Bordelle, was seiner zweiten verschleierten Ehefrau zu schaffen macht, die lange nichts von seinen Geheimdienstaktivitäten ahnt, er reist aber viel herum, unter anderen auch nach Wien um Alwaki eine kroatische Muslima als Ehefrau zu besorgen.

Damit kommt er in Schwierigkeiten mit dem CIA und als die dann noch Alwaki ausschalten, verschärft sich der Konflikt, so steigt er etwa 2012 aus den Geheimdiensten wieder aus, offenbart sich einer dänischen Zeitung, schreibt schließlich 2014 mit den beiden Journalisten das Buch, wird zum gesuchtesten Feind aller Seiten, erleidet ein posttraumatisches Belastungssyndrom, seine Kinder zeichnen Bilder, die den Vater, als Helden darstellen, die Mutter wird, wie die ehemaligen Freunde auch, wahrscheinlich erleichter sein und Morten Storm freut sich, daß er nicht mehr beten muß, um den anderen Radikalen nicht als Ausgestiegener aufzufallen und wieder Jeans und Leiberln tragen darf.

Ich bin ich nicht ganz sicher, was ich von der Authetinzität des Buches halten soll, habe ein bißchen nachgegooglet interessant ist es aber sich in Zeiten, wo wir soviel von der radikalen IS, den Geheimdiensten und den Dreizehnjährigen, die sich plötzlich nach Syrien oder in den Jemen aufmachen, hören, sicher, die Geschichte des Morten Storms zu lesen und sich Gedanken über seine und unsere Welt zu machen.