Landschaftsproeme

Schule für Dichtung
Barbara Hundegger

Die “Sprachspiele Biennale West”, die sich mit H. C. Artmanns “Poetischen Akt” beschäftigen, gibt es, glaube ich, zum vierten Mal und einmal bin ich im Breitenseeerkino dort gewesen. Dann kam die Pandemie und die Maskenpflicht und, ob es im Vorjahr ein Festival gegeben hat, weiß ich gar nicht, denn möglicherweise gibt es die Veranstaltung nur jedes zweite Jahr. Heuer aber wieder und da fand die Veranstaltung in der “Alten Schieberkammer” in der Meiselstraße statt, denn H. C. Artmann wurde ja am zwölften Juni 1921 in Breitensee geboren, hätte also bald seinen hundertersten Geburtstag und dort hat es ein Grätzselfest gegeben, so daß während die Biennale musikalisch eröffnet wurden, Christa Meissner und Christian Schreibmüller, glaube ich, slamten und die Veranstaltung hatte außer den poetischen Akt noch ein spezielles Thema nämlich “Landschaften” und das Wort “proeme”, also eine Mischung zwischen Prosa und Lyrik wurde von der vor einem Jahr verstorbenen Friederike Mayröcker geprägt.

Johanna Öttl, Curd Duca

So wurde eine Schulklasse eingeladen, die mit einem Künstlerteam Trickfilme zu diesem Thema herstellten, die gleich zu Beginn gezeigt wurden. Dann kam der Literaturwissenschaftler Thomas Eder und beschäftigte sich mit “Inneren Landschaften” in der Dichtung und dann kam der 1930 geborene Gerhard Rühm und sprach von seinen “Sprachlandschaften” beziehungsweise seinen Lebenslauf und seiner Begegnung mit der Wiener Gruppe, die ja aus H. C.Artmann, Konrad Bayer, Oswald Wiener, ihm und später noch aus Friedrich Achleitner beestand. Rosa Pock ,die Artmann Witwe, die ein sehr schönes Kleid anhatte, las dann aus dem “Landschaftsbuch” von H. C.Artmann. Dann gabs eine Pause und dann die offizielle Eröffnung von Julia Danielczyk, die das Veranstaltungsteam sehr lobte.

Eine Ausstellung, nämlich Katrin Plavcaks “Grenzübertretungen”., gabs auch. Dann gings wieder zu H. C. Artmann und zu einem Film von Bernhard Koch aus dem Jahr 1995, “Die Jagd nach H. C. Artmann”, wo es Lesungsausschnitte gab und auch einen Schauspieler, der mit einem Bären nach dem Star suchte. Es gab auch Interviews, aber leider nur von Männer. Die Frauen kamen nur als Stimmen vor, was ich ein wenig schade finde, denn man hätte eigentlich auch Rosa Pock und Friederike Mayröcker befragen können. Es gab aber in Anschluß ein Gespräch zwischen Thomas Ballhausen und der Artmann-Tochter Emily.

Nach einer neuerlichen Pause, wo die Musik vom Grätzelfest deutlich zu hören war, interessant zwei verschiedene Feste am selben Ort, ein Kontrastprogramm hörte ich eine Zuhörerin sagen, gabs noch zwei Kurzfilme, einen zum Thema “Landschaft”, im zweiten las die Filmemacherin Valie Export acht Minuten Gedichte vor, die aus den sechziger bis siebziger Jahren stammten und dann kam Margret Kreidl, gdie mit dem Schlazeuger Björn Wilker, der auch eröffnet hat, in einem musikalischen Dialog trat. Das heißt, sie las eine Textcollage “Einleuchtend Weiss”, wo es um das Atmen ging. Der spielte dazu und so eine Veranstaltung habe ich auch einmal im Amerlinghaus gehabt. Margret Kreidl hat aber vorher mit Björn Wilker geprobt, während es bei mir spontan war und es gab auch ein langes Abschlußgespräch mit Gisela Steinlechner, was mir eigentlich zu theoretisch war, so daß ich schon während des Schlußkonzerts gegangen bin, was aber nichts machte, weil es beim Grätzelfest auch ein Konzert zu hören gab, also sehr spannend und sehr viel los im Wien.

Elisabeth Wandeler-Deck, Sebastian Kiefer, Ulrich Schlotmann, Thomas Eder
Elisabeth Wandeler-Deck

Am Samstag ist es dann wieder um die Landschaft gegangen und zwar wurden da immer ein oder zwei Kurzfilm einer Sprachstillesung gegenübergestellt. Den ersten Film habe ich versäumt und bin erst zu Johanna Öttls Einführung zu Thomas Antonics Epos, Sound und Film zurechtgekommen und da ist es um die Wüste Nevadas gegangen und man hat gesehen, wie da ein Auto endlos die Autobahn hinunterrollte. Danach hat mich Ottwald John, gefragt ob ich Kontakt zum “Wieser” habe und mir erzählt, daß er sich vom Lesetheater zurückziehen wird.

Dann gings mit einem 2020 gedrehten Wien-Film im Stil des dritten Manns aber mit Maske weiter und zu dem 1963 in den USA gedrehten “O.K End here” von Robert Frank weiter und da ist es eher um die inneren Landschaften, also um Beziehungen gegangen und dazu hat dann Judith Nika Pfeifer einen Text geschrieben, der sich auf den Film bezogen hat und darüber mit Renee Gadson diskutiert, die ja in New York geboren wurde.

Klemens Gruber
Esther Kinsky, Claudia Slanar

Der 2019 von Christoph Hertel gedrehten Film “Nach mir die sinflut” war sehr lustig und ließ an die Pandemiemaßnahmen bzw. an Ischl denken. Denn da geht in einem kleinen Tiroler Dorf in dem ein Fest gefeiert werden soll, der Fluß über und was macht man dann, wenn man sich die Freude nicht verderben will und dazu als Kontrastprogramm, die 1963 in Hall in Tirol geborene und in innsbruck lebende Barbara Hundegger, die Lyrikerin mit der feinen Sprachw und ihr “anich.Athomphören.atlas”, auch 2019 erschienen, das ich glaube ich schon einmal gehört habe.

Der nächste Slot war Martin Putz und Ulf Stolterfloht gewidmet. “Wind” hieß der Film und “tante krähe”, der noch nicht fertige Gedichtband, der von einer Krähe handelt, wo man nicht weiß, ist das ein Vogel oder doch ein Mnsch in diesem Fall eine Frau, der in verschiedene Schwierigkeiten verwickelt wird und auch viel von Lyrik versteht.

In der Pause habe ich und der Alfred viel mit Monika Vasik hüber Corona diskutiert und uns mit Elisabeth Wandeler-Deck unterhalten und dann gings zum “Klang der Sprache/Sprache des Kklangs des Curd Duca, der las und performte und dann auch noch den DJ machte.

Am Sonntag gab dann eine Matinee mit einem tollen Film von Mara Mattuschka “Perfekt Garden”, der in der “Arena-Bar” gedreht wurde, dann bin ich mit dem Alfred ins “Kent” auf der Märzstraße essen gegangen und weil nur eine halbe Stunde Pause war, habe auf diese Weise das Impulsreferat von Sebastian Kiefer “Zur poetologischen Unentschiedenheit des Experimentellen – Prosa und Lyrik” , fast versäumt und bin eigentlich erst in die Lesungen von Elisabeth Wandeler-Deck, deren “Visby infra- ordinaire” ich schon gelesen haben und in die von den mir bisher unbekannten Ulrich Schlotmann “Vivat vivat Hoher Priester” hineingekommen bin. Spannend war der Kommentar einer Stammbesucherin, die sich offenbar weniger Theorie und dafür mehr Bedeutung wünschte.

Monika Lichtenfeld, Gerhard Rühm
Monika Lichtenfeld, Gerhard Rühm

Die nächste Runde war zwei Kurzfilmen gewidmet, wo man wieder eine Viertelstunde dasselbe Bild gesehen hat. Esther Kinsky, die dann ihre Landschaftsgedichte präsentierte, meinte daß sie ein Fan des Filmers James Benning sei, ich habe aber keinen künstlerischen Sinn darin gesehen, sondern diese Art für Filme eher für eine blendende Meditationsvorlagen gehalten, weil man damit zur Ruhe kommen kann. Dann gabs noch ein paar experimentelle Filme, bevor es zum Höhepunkt des Sonntags, nämlich des Sprechkonzerts zwischen Gerhard Rühm und seiner Partnerin Monika Lichtenfeld kam und der Zweiundneunzigjährige ist wirklich ein hervorragender Performer und der Saal füllte sich. Ich habe mich in der Pause mit einem Herrn unterhalten, der eher zufällig zu der Veranstaltung gekommen ist und auch den Ärger einer jungen Mutter beobachten konnte, deren Kind offenbar von der Veranstaltung ausgeperrt wurde, weil es Gerhard Rühm zu laut war.

Sowas habe ich vor fünfunddreißig Jahren mit der kleinen Anna beim Herrn Jandl erlebt und erzähle dieses Beispiel ständig, das wäre mein Rat an die junge Mutter und danach gabs noch ein Aufführung der “Schule für Dichtung”. Da trat zuerst Fritz Ostemayer auf, der sich von seinem Schlaganfall oder Herzinfarkt inzwischen schon gut erholt zu haben schien. Er diskutierte mit Nell Zink, der Klassenleiterin und spielte Vogelstimmen vor, denn die <klasse hieß “Ästhetik der Vögel” und dann lasen einige junge Frauen, darunter Jana Volkmann, die ich von der “AS” kenne ihre diesbezüglich entstandenen Gedichte vor und Nell Zink Ausschnitte aus ihrem Roman, der auf Deutsch erst in nächsten Jahr erscheinen soll. Also eine Premiere und danach gab es noch ein Konzert von Anna Mabo und Clemens Sainitzer und ein paar Gespräche vor dem Tor.

Literarische und musikalische Begegnungen mit H.C. Artmann

Am zwölften Juni wäre H. C. Artmann hundert Jahre alt geworden und am vierten Dezember 2000 ist er getorben. Grund ihm zu feiern und ihm zu Gedenken und das hat die Präsidentin der “H. C. Artmann- Gesellschaft” Alexandra Millner offenbar zum Anlaß genommen, sein Schaffen in sechs Themen: Poetischer Akt, Surrealismus, Dandyismus, Popkultur, schwarzer Humor und Transkulturalität aufzuteilen und diese Themen je an einen Wissenschaftler und an einen Literaten zu vergeben, die jetzt von “Ritter” als Buch herausgeben wurde, das am Donnerstag in in der “AS” vorgestellt wurde.

Eine dazu passende Ausstellung im Heiligenkreuzerhaus scheint es zu geben und die Veranstaltung wurde von Johanna Öttl eröffnet, da Alexandra Millner, die wie sie sagte, aus Covid-Gründen, leider nicht kommen konnte, eröffnete.

Sie hat auch Daniel Wisser ,der, glaube ich, den schwarzen Humor vertreten sollte, entschuldigt und dann die Themen und die Namen, der Wissensfhaftler und Literaturen aufgezählt.

Der wissenschaftliche Teil hat, glaube ich, schon im Juni wahrscheinlich in Geburtstagsnähe in der Wien-Bibliothe stattgefunden.

Jetzt kamen die literarischeren Texte an die Reihe und da hat Ann Cotten, der offenbar das Dandytum zugeteilt war begonnen. Dann folgte Ferdinand Schmatz mit dem poetischen Akt und da hat es ja einmal in der Wien Bibliothek auch ein Symposium gegeben und Monika Rinck die den Surrealismus zuvertreten hatte, hat sich mit den Träumen beschäftigt. Dann gab es ein Gespräch zwischen Monika Rinck, Erwin Einzinger, Gerhild Steinbuch und Monika Rinck. Anne Cotten ließ sich entschuldigen, wo es um die persönlichen und literarischen Begegnungen mit dem großen Dichter ging und da kann ich mich erinnern, daß ich ihn einmal im eleganten weißen Anzug und vielleicht auch mit Spazierstock, als Dandy eben bei einer GAV-Jubiläumsfeier auftreten sehen habe. Dann habe ich einen Film gesehen, die Dracula-Aufführung und auch ein paar Symposien, das schon erwähnte zum “Poetischen Akt”, aber auch H. C. Artmanns Leben in Berlin, und als er 2000 gestorben ist, gab es, glaube ich, im Literaturhaus einige Veranstaltungen, an die ich mich erinnern kann und weil bei einer literarischen Veranstaltung wie Johanna Öttl betonte, die Literatur, das Sagen hat, folgten nach dem Gespräch, die restlichen Lesungen, nämlich Gerhild Steinbuch, die ja einmal den “Priessnitz-Preis” bekommen hat, und auch in Klagenfurt gelesen hat, wo ich sie kennenlernte, die sich mit der Popkultur beschäftigte und dazu Donald Duck und andere Comic-Figuren einzog und Erwin Einziger, der ja auch damals im Breitenseerkino, wo es ja auch immer H.C Artmann Veranstaltungen gegeben hat und gibt, gelesen hat.

Eine spannende Veranstaltung in die ich leider zu spät eingestiegen bin, daher in den Lesungen hin und herswitschte, um möglichst viel von der Veranstaltung mitzubekommen und am Freitag ging es dann mit den Sprachspielen nach H. C. Artmann weiter, denn da gab es eine musikalische Versuchsanordnung des österreichischen Jazzpianisten Oskar Aichinger und den Improvisationsmusikern Susanna Heilmayr und Burkhard Stangl, die sich mit Stimme, Piano und E-Gitarre erstaunlich viel auf Englisch mit dem Meister spielerisch annäherten.

Ein Dialektgedicht aus der “Schwarzn Tinten” gab es auch und drei Gedichte von dem ebenfalls zur Wiener Gruppe gehörenden Friedrich Achleitner und so ging es durch die sprachlichen Feinheiten des 1921 geborenen Dichters und nächste Woche wird es dann mit einem anderen hundersten Geburtstag weitergehen und zu den Texten von Ilse Aichinger, die diese Woche schon kurz vor sieben von Cornelius Hell bei den “Gedanken zum Tag” präsentiert wurden.

H. C. Artmann in Berlin

Während sich die Literaturbegeisterten, Autoren, Blogger, Verleger, etcetera in Frankfurt tummeln oder sich vielleicht ein paar Unentwegte über das Netz auf das “Blaue Sofa” setzen, bin  ich ab Donnerstag in die Wien-Bibliothek in die Bartensteingasse gegangen, um mir dort das Internationale  Symposium “H.C. Artmann und Berlin” anzuhören.

Aufmerksame Leser, falls ich solche haben, werden jetzt vielleicht sagen, aber das gab es doch schon vor ein paar Jahren, daß du dorthin gepilgert bist und dir dort zwei Tage lang H. C. Artmann beziehungsweise seinen poetischen Akt angehört hast, beziehungsweise am Freitag früher weggegangen bist, um mit dem Alfred nach Göttweig hinauszufahren, wo, glaube ich, auch Rosa Pock, die Artmann Witwe, gelesen hat.

Ja, habe ich, aber H. C Artmann ist offenbar ein wichtiger österreichischer Autor, mit dem sich die Germanistik sehr beschäftigt, während sich die Lleute im Literaturcafe, was ich immer noch ein wenig seltsam finde, darüber streiten, ob Peter Handke eine Schlaftablette oder vielleicht doch ein würdiger Nobelpreisträger ist und es hat sich, glaube ich, auch seit dem ersten Symposium eine “H. C. Artmann Gesellschaft” gegründet, die sich jetzt mit H. C. Artmanns Berliner Jahren beschäftigt, denn der H. C., der 1921 in Wien-Breitensee geborenen Hans Carl Artmann, da gab es auch noch ein Symposium in den Breitenseer-Lichtspielen, der im zweiten Weltkrieg verwundet wurde, lebte von 1961 bis 1965 in Stockholm und ist dann nach Westberlin gegangen, wo er sich offenbar auch mit anderen Wiener Autoren mit Gerald Bisinger, Elfriede Gerstl, beispielsweise zusammengetan hat und auch mit Ernst Jandl und Friederike Mayröcker gelesen hat und diese Berliner Zeit wurde nun in der Bartensteingasse beleuchtet.

So gab es das erste Referat von der Mitveranstalterin Sonja Kaar, die über H. C. Artmann und Gerald Bisinger referierte und der 1999 verstorbene Gerald Bisinger, der in erster Ehe mit Elfriede Gerstl verheiratet war, hat mit mir auch einige Zeit in Berlin gelebt, ist dort im literarischen Colloquiim tätig gewesen, bis er wieder nach Wien zurückging, wo ich ihm, nachdem ich in die GAV aufgenommen wurde, kennenlernte und eigentlich ein Fan von ihm war, weil mir sein Gedichte “Ich sitze im Zug, trinke ein Glas Rotwein und denke an Karl August!”, die ja wahrscheinlich streng genommen keine sind, sehr gefallen.

Gerald Bisinger war, glaube ich, auch ein bißchen ein Fan von mir, zumindestens hat er ein paar Texte von mir in Ö1 und in der “Rampe” veröffentlicht und mir auch den Rat gegeben mein “Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt” an “Residenz” zu schicken, was ich aber schon gemacht habe, so daß Jochen Jung über die zweite Zusendung eher verärgert war.

Daß er in Berlin war, habe ich zwar gewußt, in den sechziger Jahren war ich aber etwa fünfzehn und habe mich da noch nicht so sehr für Literatur interessiert.

Interessant war aber das zweite Referat, das in zwei Filmen, die österreichische Szene in Berlin und eine Lesung mit Friederike Mayröcker, Ernst Jandl und H. C. Artmann zeigte, die von Walter Höllerer moderiert wurde, die in einem Sprechgesang endete.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, wer oder was die Wiender Gruppe ist?

Streng genommen gehörten, glaube ich, Friedrich Achleitner, der vor kurzem gesgtorben ist, Gerhard Rühm, H. C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener, also fünf Personen dazu und es wird, glaube ich, gestritten, ob man Elfriede Gerstl, den Jandl und die Mayröcker auch dazu zählen soll oder nicht?

H. C. Artmann hat den Dialekt “med ana schwoazzn dintn” in die Literatur hineingebracht und in Berlin, glaube ich, sein “Dracula, Dracula” geschrieben. Die anderen Mitglieder sind aber, glaube ich, nicht so sehr wegen des Dialektes, sonder eher wegen der Sprachexperimente in die Literatur eingegangen.

Herbert J. Wimmer hat über Elfriede Gerstl und ihre Berliner Erfahrungen, sie hatte damals kein Geld und hat öfter ihre Wohnung, sprich die Untermietzimmer gewechselt, aber eine Zeitlang auch in der “Kleisstraße 35” wo auch Artmann wohnte, gelebt.

Es gab ein Referat über die Musik, denn H. C Artmann hat auch  mit dem Musiker Gerhard Lampersberg zusammengearbeitet, obwohl seine Oper  “Der Knabe mit dem Brokat” nicht aufgeführt worden ist und dann kam der in Amerika lebende Germanist Peter Pablisch an die Reihe, der, glaube ich, einen erweiterten Begriff der “Wiener Gruppe” hat und auch Peter Handke dazuzählt, die aber in Amerika verbreitet, berichtete darüber und hat dann die Fritzi angerufen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte und sie gefragt, ob sie sich an die Lesung in den Sechzigerjahren erinnern kann?

Sie konnte es und Rosa Pock, die Witwe, kam auch auf die Bühne und erzählte, daß sie den H. C. in Berlin kennengelernt hat. Gerhard Rühm mußte absagen. Dafür erschien aber, welch überraschung Oswald Wiener, den ich, glaube ich, noch nie live gesehen habe, der auch etwas über seine Beziehung zu dem H. C. etwas erzählen sollte.

Leider mußte ich die interessante Erinnerungsrunde verlassen, weil ich eine sechs Uhr Stunde hatte, die ich nicht verschieben konnte, so mußte ich auf das Brot und den Wein und das Gespräch mit der Angela und dem Josef verzichten, kann aber noch ein bißchen “Frankfurtsurfen” und aufs blaue Sofa gehen, um mir beispielsweise die “Aspekte-Preisverleihung” an Miku Sophie Kühmel, sowie den “Diogenes-Talk” anzusehen, bis es Morgen um neun weitergeht.

Am Freitag ist es dann mit Alexandra Millner, der Präsidentin der “Artmann-Gesellschaft”, die ja einmal Praktikantin in Annas Schule war, weitergegangen. Sie hat das “Artmannsche Universum” im “wackelatlas”, sprich in einem Film, den Artmanns Tochter Emily und seine Nicht kurz vor seinem Tod gedreht haben, vorgestellt und da kann ich mich gleich an eine GAV-Veranstaltung im AK-Theater, in den neunziger Jahren wahrscheinlich erinnern, wo der H C. in einem schönen weißen Anzug mit seinem Stock aufgetreten ist, im Dezember 2000 ist er, ein halbes Jahr nach Ernst Jandl und Arthur West gestorben. Da gab es dann eine Veranstaltung im Literaturhaus an die ich mich erinnern kann und in einem Film im Filmcasino bin ich auch gewesen.

Wie der aber geheißen hat, habe ich keine Ahung mehr. Beim Symposium ist es mit der Druckwerkstatt der Dichter in Rixendorf weitergegangen, die Uwe Bremer vorstellte und die nie in Rixendorf war.

Dann gab es eine Mittagspause und anschließend gab es noch eine Gesprächsrunde zu “Dracula, Dracula”, da bin ich aber schon in die “Alte Schmiede” gegangen, zum “Kulturpolitischen Arbeitskreis” der GAV, deren Präsident oder Generalssekretär H. C. Artmann, als er wieder nach Wien zurückgekommen ist,  ja einmal war.

Sprachspiel.Biennale.West

Der Dichter H. C. Artmann, der den Dialektband “Med ana schwoazzn dintn” geschrieben hat, Mitglied der Wiener Gruppe war und den “Poetischen Akt” proklamierte, wurde 1921 in Breitensee geboren, dort gibt es ein Kino, die “Breitenseer Lichtspiele” und das fühlt sich offenbar H. C und seinen Werken sehr verbunden, wurde dort  doch ein Artmann-Festival “Schwarze Chansons-med ana schwoazzn Dintn” lautete, das drei tägige Festival und das ist, kann ich sagen, schlichtweg falsch, ging es in dem Programm doch um vieles anderes und gesungen wurde, wenn, nur ganz am Schluß.

Das heißt, so richtig kann ich es eigentlich nicht sagen, denn ich war gestern, wo Julia Danielczyk eröffnet hat und es einen Eröffnungsvortrag von Thomas Eder zu diesem Thema gegeben hat, nicht dort, denn ich hatte einige Stunden, die zum Teil zwar ohnehin nicht stattgefunden haben, es war aber auch das Augustin-Grillfest und das hatte ich mir schon länger eingetragen und nochmals eigentlich habe ich am Samstag einen Stadtflanerie Spaziergang auf den Spuren Doderers machen wollen, der war aber bei meiner Anmeldung schon ausgebucht, dann ist die Einladung zu dem Festival gekommen, ich habe gedacht “Ich sollte eigentlich korrigieren!” und dann “Das ist interessant!” und so bin ich heute nach Breitensee hinausmarschiert, eine Gegend, die mir bekannt ist, weil ich als Kind meine Ferien oft bei meiner Großmutter, die in der Hütteldorferstraße 150 wohnte, verbrachte.

Die Breitenseer Lichtspiele sind so ein altes Kino, aus den Fünfzigerjahren, ob es noch als Kino benützt wird, weiß ich gar nicht so genau, aber die “Schwarzen Chansons”, von Sprachspiel. biennalewest. at organisiert, haben am Samstag jeweils immer mit einigen künstlerischen Kurzfilmen begonnen, dann gab es eine Autorenlesung und danach ein Gespräch mit einem Literaturwissenschaftler über das Gelesene.

In den Programmzetteln, die ich mir ausdruckte, steht noch etwas über die Absichte der “Sprachspiele”, die wollen H. C. Artmann und seine Werke dem Publikum nher bringen, obwohl am Samstag eigentlich gar nicht von ihm die Rede war.

Denn nach den ersten Kurzfilmen, wo ein Theater zertrümmert wurde und eine Frau von ihrer Vergewaltugung erzählt, kam sinone Hirt auf die Bühne und las aus ihrem Debut “Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft”, ein Buch das ich schon gelesen habe und ich muß sage, es schloß sich nahtlos, wie auch später mit Ferdinand Schmatz diskutiert wurde, an die gezeigten Filme an. Geht es da ja nicht um eine Zertrümmerung, sondern um eine Frau die mit einem toten Maulwurf in einem Keller haust und sich dort anhand eines Lehrbuchs der Betriebswirtschaft eine Notunterkunft zurechtzimmern will.

Der Realistin in mir, war das Buch ein wenig zu surreal, beziehungsweise habe ich es wahrscheinlich, weil ich es ja realistisch will, nicht so ganz verstanden, so daß es ein Glück war, daß nach der Lesung Ferdinand Schmatz auf die Bühne kam und Inhalt und Absicht erklärte. Einer Fleischertochter wurde nach dem Tod ihrer Eltern das Haus abgerissen und nun sitzt sie da und baut es surreal auf. Natürlich das war zu erwartet, daß bei einem Festival das H. C Artmann gedenken will, keine realistischen Autoren eingeladen waren.

So folgte nach der Pause, wo alle auf der Straße standen und sich küßten und umarmten oder ein Bier beziehungsweise Wein tranken und hier sah man sehr wohl das realistische Gefälle, denn neben und zwischen dem Kino mit dem Fünfzigerjahre Charme sind Pizza und Kebabbuden, die eine ganz andere Klientel haben, als die Leute, die zu dem Festival kamen, Max Höfler mit dem, bezeihugsweise seinem Roboter ich einmal am Volksstimmefest gelesen habe, dessen ersten Buch ich im Schrank gefunden habe, das zweite bei einer Lesung im Literaturmuseum hörte und das dritte, alle drei sind bei “Ritter” erschienen vor und wurde dann von Alexandra Millner erklärt, die ich ja auch schon über H. C. Artmann referieren gehört habe.

Sein Buch ist nach Dante “Göttlicher Komödie” geschrieben, also in drei Akten oder Teilen, aber natürlich viel moderner, denn es geht um das Internet, den Neoliberalismus und interessant. Es tauchen real existierende Personen auf, nämlich beispielsweise der Schauspieler Peter Simonischek, der ist bei Höfler allerdingjs ein Politiker, whrend H. C. Strache ein Autor ist.

Dann kam nochmals eine Pause und dann Erwin Einzinger aus OÖ, der dort als Lehrer arbeitete und den ich schon bei “Literatur und Wein” lesen hörte. Er las Fragmente, beziehungsweise Märchensplitter, die demnächst bei den “Mansukskipten”, die ich ja nicht mehr bekomme, erscheinen werden und danach kam das Finale mit einerLesung der Artmann Witwe Rosa Pock aus ihrem Buch “Die Hundekette, mein eigenes Revier” und wurde dabei von Peter Ahorner, beziehungsweise den Musikern Hannes Löschel und Vinzenz Witzelsberger unterstützt.

Am Sonntag ging es am Vormittag mit Kurzfilfmen von Peter Kubelka und einer Performance von Jörg Pieringer den ich schon von einigen Veranstaltungen kenne. Er projizierte das Alphabet an die Wand und machte dann sehr sinnliche Sprachspiele daraus. Anschließend gab es ein Gespräch mit Fritz Ostermayer und am Nachmittag ging es dann direkt in die Wiener Gruppe, beziehungsweise zu Gerhard Rühm, dem Doyen, den ich ja erst am Donnerstag im Literaturhaus gesehen habe, jetzt wurde ein Hörspiel zum Thema “rhythmus r”, also alles r Worte, wie er erklärte, gezeigt und dann gab es einen Stummfilm zum Thema Regen aus den Zwanzigerjahen von Joris Ivens mit der Musik von Hanns Eisler.

Dann kamen die “Dental Princes”, sprich Ann und Lucy Cotten mit Mario Schlager, Ann Cotten schwarz geschminkt im Kimono und da gab es dann feministische schwarze Chansons, wenn man so sagen kann, wo alles in Oarsch ist und man sich nicht aufrgen soll oder doch.

Das Gespräch führte wieder Alexandra Millner.Sie interviewte auch gleich Hannes Löschel, der ja am Samstag Abend aufgetreten ist.

Dann kamen Kurzfilme von Linda Christanell, der Frauenbewegten, sehr schöne Filme, der letzte allerdings in einer sehr schlechten Tonqualität. Dann sollte Friedrich Achleitner, ebenfalls ein Mitglied der Wiener Gruppe folgen, der aber nicht kommen konnte. So las Fritz Ostermayer seine Texte und der Impulsvortrag von Marc Oliver Schuster fiel ebenfalls aus. So kam es gleich zum Podiumsgespräch mit Daniela Strigl, Ferdinand Schmatz und Fritz Ostermeyer, und Thomas Eder unter der Leitung der ORF-Journalistin Judith Brandter, wo gerklärt wurden, was die Ziele der Wiener Gruppe waren?

“Die bösen Buben wollten nach der Nazizeit die Gesellschaft provozieren!” sagte, glaube ich, ungefähr Daniela Strigl, und wurde von Gerhard Rühm unterbrochen, der erklärte, daß eigentlich gar nicht ihre Absicht war. Aber die Publikumsbefragung kommt erst spöter erklärte Judith Brandtner etwas ungehalten und Ferdinand Schmatz erkundigte sich , ob man weiter machen sollte?

Natürlich, die Experten wissen es ja besser, als die die damals dabei waren. Gerhard Rühm ließ sich aber nicht beirren und Linda Christanell ergänzte die Rollen der starken Frauen, die es damals auch gegeben hat, die sich aber in anderer Art und Weise äußerten, beispielsweise daß sie die AUF gründeteten oder Experimantalfilme machte. In der Wiener Gruppe waren, glaube ich, ja nur Elfriede Gerstl und Friederike Mayröcker, aber auch erst spät und die Gerstl hat sich ja, glaube ich, eher an den Rand gedrängt gefühlt.

Dann kam es zur Präsentation der H.C.Artmann-Klasse der Schule für Dichtung, die unter der Leitung des Trio Lepschi, beziehungsweise Stefan Slupetzky, einige Songs nachgedichtet  oder neu geschrieben haben,  die sie jetzt mehr oder weniger gut vorbereitet,  mehr oder weniger gut gesungen vortrugen.

Sie bekamen großen Applaus. Eine Danksagung der Festivalorganisatoren gab es auch noch und es war  eine sehr schöne Veranstaltung in einen eher kleinen Rahmen des literarisch interessierten Insiderpublikums und soll, wenn ich es recht verstanden habe, in zwei Jahren wiederholt werden und da wäre es schön, wenn die Akteure der Wiener Gruppe soweit vorhanden, selber zu Wort kommen könnten.