Landschaftsproeme

Schule für Dichtung
Barbara Hundegger

Die “Sprachspiele Biennale West”, die sich mit H. C. Artmanns “Poetischen Akt” beschäftigen, gibt es, glaube ich, zum vierten Mal und einmal bin ich im Breitenseeerkino dort gewesen. Dann kam die Pandemie und die Maskenpflicht und, ob es im Vorjahr ein Festival gegeben hat, weiß ich gar nicht, denn möglicherweise gibt es die Veranstaltung nur jedes zweite Jahr. Heuer aber wieder und da fand die Veranstaltung in der “Alten Schieberkammer” in der Meiselstraße statt, denn H. C. Artmann wurde ja am zwölften Juni 1921 in Breitensee geboren, hätte also bald seinen hundertersten Geburtstag und dort hat es ein Grätzselfest gegeben, so daß während die Biennale musikalisch eröffnet wurden, Christa Meissner und Christian Schreibmüller, glaube ich, slamten und die Veranstaltung hatte außer den poetischen Akt noch ein spezielles Thema nämlich “Landschaften” und das Wort “proeme”, also eine Mischung zwischen Prosa und Lyrik wurde von der vor einem Jahr verstorbenen Friederike Mayröcker geprägt.

Johanna Öttl, Curd Duca

So wurde eine Schulklasse eingeladen, die mit einem Künstlerteam Trickfilme zu diesem Thema herstellten, die gleich zu Beginn gezeigt wurden. Dann kam der Literaturwissenschaftler Thomas Eder und beschäftigte sich mit “Inneren Landschaften” in der Dichtung und dann kam der 1930 geborene Gerhard Rühm und sprach von seinen “Sprachlandschaften” beziehungsweise seinen Lebenslauf und seiner Begegnung mit der Wiener Gruppe, die ja aus H. C.Artmann, Konrad Bayer, Oswald Wiener, ihm und später noch aus Friedrich Achleitner beestand. Rosa Pock ,die Artmann Witwe, die ein sehr schönes Kleid anhatte, las dann aus dem “Landschaftsbuch” von H. C.Artmann. Dann gabs eine Pause und dann die offizielle Eröffnung von Julia Danielczyk, die das Veranstaltungsteam sehr lobte.

Eine Ausstellung, nämlich Katrin Plavcaks “Grenzübertretungen”., gabs auch. Dann gings wieder zu H. C. Artmann und zu einem Film von Bernhard Koch aus dem Jahr 1995, “Die Jagd nach H. C. Artmann”, wo es Lesungsausschnitte gab und auch einen Schauspieler, der mit einem Bären nach dem Star suchte. Es gab auch Interviews, aber leider nur von Männer. Die Frauen kamen nur als Stimmen vor, was ich ein wenig schade finde, denn man hätte eigentlich auch Rosa Pock und Friederike Mayröcker befragen können. Es gab aber in Anschluß ein Gespräch zwischen Thomas Ballhausen und der Artmann-Tochter Emily.

Nach einer neuerlichen Pause, wo die Musik vom Grätzelfest deutlich zu hören war, interessant zwei verschiedene Feste am selben Ort, ein Kontrastprogramm hörte ich eine Zuhörerin sagen, gabs noch zwei Kurzfilme, einen zum Thema “Landschaft”, im zweiten las die Filmemacherin Valie Export acht Minuten Gedichte vor, die aus den sechziger bis siebziger Jahren stammten und dann kam Margret Kreidl, gdie mit dem Schlazeuger Björn Wilker, der auch eröffnet hat, in einem musikalischen Dialog trat. Das heißt, sie las eine Textcollage “Einleuchtend Weiss”, wo es um das Atmen ging. Der spielte dazu und so eine Veranstaltung habe ich auch einmal im Amerlinghaus gehabt. Margret Kreidl hat aber vorher mit Björn Wilker geprobt, während es bei mir spontan war und es gab auch ein langes Abschlußgespräch mit Gisela Steinlechner, was mir eigentlich zu theoretisch war, so daß ich schon während des Schlußkonzerts gegangen bin, was aber nichts machte, weil es beim Grätzelfest auch ein Konzert zu hören gab, also sehr spannend und sehr viel los im Wien.

Elisabeth Wandeler-Deck, Sebastian Kiefer, Ulrich Schlotmann, Thomas Eder
Elisabeth Wandeler-Deck

Am Samstag ist es dann wieder um die Landschaft gegangen und zwar wurden da immer ein oder zwei Kurzfilm einer Sprachstillesung gegenübergestellt. Den ersten Film habe ich versäumt und bin erst zu Johanna Öttls Einführung zu Thomas Antonics Epos, Sound und Film zurechtgekommen und da ist es um die Wüste Nevadas gegangen und man hat gesehen, wie da ein Auto endlos die Autobahn hinunterrollte. Danach hat mich Ottwald John, gefragt ob ich Kontakt zum “Wieser” habe und mir erzählt, daß er sich vom Lesetheater zurückziehen wird.

Dann gings mit einem 2020 gedrehten Wien-Film im Stil des dritten Manns aber mit Maske weiter und zu dem 1963 in den USA gedrehten “O.K End here” von Robert Frank weiter und da ist es eher um die inneren Landschaften, also um Beziehungen gegangen und dazu hat dann Judith Nika Pfeifer einen Text geschrieben, der sich auf den Film bezogen hat und darüber mit Renee Gadson diskutiert, die ja in New York geboren wurde.

Klemens Gruber
Esther Kinsky, Claudia Slanar

Der 2019 von Christoph Hertel gedrehten Film “Nach mir die sinflut” war sehr lustig und ließ an die Pandemiemaßnahmen bzw. an Ischl denken. Denn da geht in einem kleinen Tiroler Dorf in dem ein Fest gefeiert werden soll, der Fluß über und was macht man dann, wenn man sich die Freude nicht verderben will und dazu als Kontrastprogramm, die 1963 in Hall in Tirol geborene und in innsbruck lebende Barbara Hundegger, die Lyrikerin mit der feinen Sprachw und ihr “anich.Athomphören.atlas”, auch 2019 erschienen, das ich glaube ich schon einmal gehört habe.

Der nächste Slot war Martin Putz und Ulf Stolterfloht gewidmet. “Wind” hieß der Film und “tante krähe”, der noch nicht fertige Gedichtband, der von einer Krähe handelt, wo man nicht weiß, ist das ein Vogel oder doch ein Mnsch in diesem Fall eine Frau, der in verschiedene Schwierigkeiten verwickelt wird und auch viel von Lyrik versteht.

In der Pause habe ich und der Alfred viel mit Monika Vasik hüber Corona diskutiert und uns mit Elisabeth Wandeler-Deck unterhalten und dann gings zum “Klang der Sprache/Sprache des Kklangs des Curd Duca, der las und performte und dann auch noch den DJ machte.

Am Sonntag gab dann eine Matinee mit einem tollen Film von Mara Mattuschka “Perfekt Garden”, der in der “Arena-Bar” gedreht wurde, dann bin ich mit dem Alfred ins “Kent” auf der Märzstraße essen gegangen und weil nur eine halbe Stunde Pause war, habe auf diese Weise das Impulsreferat von Sebastian Kiefer “Zur poetologischen Unentschiedenheit des Experimentellen – Prosa und Lyrik” , fast versäumt und bin eigentlich erst in die Lesungen von Elisabeth Wandeler-Deck, deren “Visby infra- ordinaire” ich schon gelesen haben und in die von den mir bisher unbekannten Ulrich Schlotmann “Vivat vivat Hoher Priester” hineingekommen bin. Spannend war der Kommentar einer Stammbesucherin, die sich offenbar weniger Theorie und dafür mehr Bedeutung wünschte.

Monika Lichtenfeld, Gerhard Rühm
Monika Lichtenfeld, Gerhard Rühm

Die nächste Runde war zwei Kurzfilmen gewidmet, wo man wieder eine Viertelstunde dasselbe Bild gesehen hat. Esther Kinsky, die dann ihre Landschaftsgedichte präsentierte, meinte daß sie ein Fan des Filmers James Benning sei, ich habe aber keinen künstlerischen Sinn darin gesehen, sondern diese Art für Filme eher für eine blendende Meditationsvorlagen gehalten, weil man damit zur Ruhe kommen kann. Dann gabs noch ein paar experimentelle Filme, bevor es zum Höhepunkt des Sonntags, nämlich des Sprechkonzerts zwischen Gerhard Rühm und seiner Partnerin Monika Lichtenfeld kam und der Zweiundneunzigjährige ist wirklich ein hervorragender Performer und der Saal füllte sich. Ich habe mich in der Pause mit einem Herrn unterhalten, der eher zufällig zu der Veranstaltung gekommen ist und auch den Ärger einer jungen Mutter beobachten konnte, deren Kind offenbar von der Veranstaltung ausgeperrt wurde, weil es Gerhard Rühm zu laut war.

Sowas habe ich vor fünfunddreißig Jahren mit der kleinen Anna beim Herrn Jandl erlebt und erzähle dieses Beispiel ständig, das wäre mein Rat an die junge Mutter und danach gabs noch ein Aufführung der “Schule für Dichtung”. Da trat zuerst Fritz Ostemayer auf, der sich von seinem Schlaganfall oder Herzinfarkt inzwischen schon gut erholt zu haben schien. Er diskutierte mit Nell Zink, der Klassenleiterin und spielte Vogelstimmen vor, denn die <klasse hieß “Ästhetik der Vögel” und dann lasen einige junge Frauen, darunter Jana Volkmann, die ich von der “AS” kenne ihre diesbezüglich entstandenen Gedichte vor und Nell Zink Ausschnitte aus ihrem Roman, der auf Deutsch erst in nächsten Jahr erscheinen soll. Also eine Premiere und danach gab es noch ein Konzert von Anna Mabo und Clemens Sainitzer und ein paar Gespräche vor dem Tor.

Von der Revolution zum Schamrock-Festival

Zugegeben ein ziemlicher Kontrast, aber nach zwei Wochen Pause habe ich mich heute wieder mit der Ruth in der Domumentationsstelle mit dem Stephan Teichgräber getroffen und wir haben uns weiter mit der Revolutionsliteratur beschäftigt, wobei da ja noch immer nicht ganz klar ist, was diesen Begriff umfaßt? Die Französische oder die Russische, wie ich eigentlich dachte, ist es ja nicht, sondern die im November 1918, die zur Rebubliksgründung führte und dann schlug Stephan Teichgräber  zwei Ausgangswerke vor, nämlich Döblins “November 1918” und Aleksej Tolstojs Tetratologie “Der Leidensweg”, da sind wir von der Republiksgründung etwas entfernt und ich habe ja eher an das Theaterstück von Franz Theodor  Csokors gedacht, daß ich einmal im Burgtheater gesehen habe und, ich glaube, ich habe das Stück auch in den Regalen und mǘßte es nur suchen und dann war ich ja inzwischen im Palais Epstein in der Parlamentsbibliothek und Gerhard Loiblsberger “Schönbrunner Finale” , das sich mit diesem Thema und  Datum beschäftigt, ist inzwischen auch zu mir gekommen.

Ich habe nur vergessen, das Buch in die Spengergasse mitzunehmen, Stephan Teichgräber beschäftigt sich aber ohnehin mit den “Untersuchungen von Märchen” von Vladimir Propp, die mich sehr stark an die “Heldenreise” erinnerte.

Damit will er das nächste Mal den Döblin analysieren, weil das Buch auch mit einem Abschied beginnt und im Literaturhaus gab es wieder, zum dritten oder vierten Mal das “Schamrock-Literaturfestival”, das von Augusta Laar veranstaltet wird.

Ich kam gerade mitten in die Eröffnung von Robert Huez, der gerade die Festivaldirektorin vorstellte und die erklärte dann, daß sie die Idee zu einem Frauenliteraturfestival aus der Wut heraus, daß Frauen im Literaturbetrieb immer noch unterdrückt werden, startete.

Das 1955 geborene GAV-Mitglied lebt aber in München und so wollte sie das Festival auch dort veranstalten, aber Friederike Mayröcker einladen, die nicht so weit fahren wollte, also gibt es einen Abstecher nach Wien, während es in München ab Freitag drei Tage weitergeht.

Einmal war ich schon bei einem dieser Festivals im Literaturhaus, was ja den Vorteil hat, daß man sich da keinen Festivalpaß besorgen muß, dafür ist das Programm aber überschaubarer, traten ja nur drei Autorinnen auf und nach der Pause gab es eine Klassenperformance der Schule für Dichtung mit Anne Waldmann.

Das Festivalthema lautete “Europe inside outside” und so trat als erste Autorin die Südtirolerin Sabine Gruber deren Journalgedichte und Lesung aus “Im Abgrund und im Himmel zu Hause” ich schon vor einer Woche gehört habe, sie als Lyrikerin jetzt deutlicher bei mir verortet ist und dann kam die ukrainische Autorin Oksana Sabuschko, die ich eigentlich auch nicht als Lyrikerin kenne.

Sie las ihre Gedichte auf ukrainisch, die deutsche Übersdtzung wurde projiziert und erzählte immer ziwschen durch ein bißchen was auf Englsich, während die aus St. Petersburg stammende Olga Martynova sowohl auf Deutsch, als auch Russisch schreibt und ihre Gedichte auch abwechselnd in beiden Sprachen vortrug.

“Von Tschirik und Tschirka”, habe ich mir ja einmal bei einem “Morava-Abverkauf gekauft, aber immer noch nicht gelesen. Jetzt erzählte die Autorin auch sehr viel und brachte auch ein Wien-Gedicht, wo sie ihre Erlebnisse in den Kaffeehäusern schilderte und, wie sie es ausdrückte, ihre Reaktion auf die Gefühle verarbeitete, die sie empfindet, wenn ihr die Leute erzählen, daß sie schon einmal einen Tag in St. Petersburg waren.

Dann gab es eine Pause, wo ich mich wieder intensiv mit Wolfgang Helmhart unterhalten habe und danach die Klassenperformance, wo meist auf Englisch präsentiert wurde und eine Extralesung, der 1945 in New Jersey geborenen Anne Waldman , die wie in “Wikipedia” steht, bekannt für ihren experimentellen usgang ist und auch mit Allen Ginsberg gearbeitet  hat.

Die Performance war sehr beeidruckend, danach lud Augusta Laar zum Wein und Bücherkaufen ein, während es am Freitag ja in München mit vielen anderen Kkünstlern, darunter Petra Ganglbauer, Margret Kreidl, aber auch Dragica Rajcic, von der ich ja in Bern ein Buch gefunden habe, Elisabeth Wandeler-Deck, Barbi Markovic, etcetera, weitergeht. Aber da muß man sich erstens einen Festivalpass kaufen und zweiten werden wir da in Harland sein.