Ricardi

Den 1958 in Wels geborenen Dietmar Füssel habe ich, glaube ich, 1987 kennengelernt, als ich in die Schreibwerkstatt der AK im Römerhof in Linz eingeladen wurde, kennengelernt oder habe da von ihm gehört, denn er hat, im Gegensatz zu mir, glaube ich, den “Max von der Grün-Preis” gewonnen, ich bin laut einem Juror mit meinem “Slavica-Text” nur in die engere Auswahl gekommen und bin , als ich schon bloggte auf seine Website gestoßen, wo es immer Gewinnspiele gab oder noch gibt.

Ich habe auf diese Artund Weise ein paar seiner Bücher gewonnen und bin mit ihm, weil er auch GAV-Mitglied ist mit ihm dann auch in Kontakt gekommen, so daß er mir jetzt seine Bücher schickt, die ich nicht alle, aber sehr viele gelesen habe und ich kann nur wieder sagen, daß der ehemalige oder noch Bibliothekar der im Ried am Innkreis mit seiner Moni wohnt ein sehr rühriger Autor ist, ich würde ihn einen bemühten “Mittleren” nennen, also einen, den, wie mir die große Karriere nicht gelungen ist, aber trotzdem unermüdlich schreibt, sich von einem kleinen Preis zum nächsten hantelt, einer meiner Leserinnen hat ihn, glaube ich einmal skurril oder schräg genannt, das ist er nicht wirklich oder doch vielleicht, wahrscheinlich schreibt er so in seinen Lyrik, Prosa, Krimi, Roman und Kinderbuchprojekten.

Und das mit dem Humor und der Ironie ist etwas, was mir nicht so liegt. Ich mag es ja ernsthafter pschologisch, realistischer. Kunststück bin ich ja Psychologin vom Brotberuf, aber die Skurrilität ist sicher auch etwas mit dem man schreiben kann und jetzt nach dem Gedichtband vom letzten Jahr ein Roman, “Ricardi” genannt und da würde ich mir immer noch etwas schwer mit der Zuordnung tun.

Das Buch ist im letzten Herbst erschienen, spät zu mir gekommen und weil ich da noch Buchpreis las, habe ich es erst jetzt gelesen. Der “Sisyphus-Verlag”, wo es erschienen ist, hat es im Oktober in der Amerlinghaus vorgestellt. Da hat mich Dietmar Füssel zu der Lesung eingeladen und da war ich ja noch zweimal bei den “Wilden Worten”, natürlich ohne Maske, weil das Richard Weihs offenbar egal war und man sich gleich nach Eintritt ohnehin auf einen Sessel setzen und damals noch die damals noch erlaubte, gewöhnliche Maske abnehmen konnte, aber weil ich nicht sicher war, ob nicht beim Eingang jemand steht, der meine Daten haben wollte. Ein Tisch mit Masken, Regeln und Desifektionsmittel stand da ja davor, bin ich nicht hingegangen. Inzwischen hat Richard Weihs seine “Wilden Worte” für das erste Halbjahr abgesagt, weil er offenbar auch keine Masken will und ich habe “Ricardi” gelesen und ich muß sagen, es gefällt mir sehr, weil man es wahrscheinlich weniger klamaukhaft, als andere Füssel-Bücher interpretieren kann, um die Gattung mache ich mir noch immer Gedanken. Was sind sie bloß die Jugenderinnerung des Protagonisten, der in den Siebzigerjahren, wie ich studierte, da in einer Künstler-WG lebte, ein berühmter Autor werden wollte und es dann doch nur zu einem Sportjournalisten in einer mittelmäßigen Kleinstadt gebracht hat?

So geht es vielen und wenn man sich, wie ich für das Schreiben interessiert, kann man in dem Buch auch eine Schreibanleitung entnehmen und weiß inzwischen auch, daß das die Literaturwissenschaftler und Rezensenten wahrscheinlich am wenigsten interessiert. Die ebenfalls Schreibenden wahrscheinlich schon und ob man aus der Erzählung eine Allegorie für das Leben mitnehmen kann, wie am Buchrücken steht, würde zumindest ich bezweifen oder sagen mir das wäre mir nicht aufgefallen, weil ich alles, meiner Professionen nach, eher von der schrebtechnischen oder psychogischen Seite interpretiere und da wäre die Frage, wie das jetzt mit dem Zusammenhang Drogen und Psychose ist, interessant und da kann man durchaus Schlüße daraus ziehen. Was mir ebenfalls noch aufgefallen ist, ist der lakonische Stil, den man wahrscheinlichin vielen oder allen Füssel-Bücher finden kann und auch, daß er seinen Helden oft sehr große Schwächen oder Tolpatschigkeit unterstellt, die mir dann meistens nicht so gefallen, aber diesmal ist das nicht einmal so arg.

Da gibt es den Ich-Erzähler Franz Pospischil, der, der in den Siebzigerjahren wahrscheinlich, nach der Matura nach Wehrstadt zog, das ist offenbar eine österreichische Provinzstadt, die es wahrscheinlich nicht gibt, um dort Germanistik zu studieren und nicht nach Wien oder Graz und die Realistin merkt in mir an, daß es dort wahrscheinlich weder eine Uni noch eine Kunstakademie gibt. Es gibt dort aber ein Studentenheim und das hat nur Zweibettzimmer. So zieht er mit Baccu oder Martin Bachmüller zusammen, der Maler werden will. Der war in Wien an der Kunstakademie zur Aufnahmsprüfung, wurde aber abgelehnt. So zieht er nach Wehrstadt, um dort Soziologie zu studieren, was wahrscheinlich wieder eine der Ironien Dietmar Füssels ist. Sie lernen bei einem Fest Marie kennen, die eigentlich Eduarda nach ihrem Vater heißt und ziehen mit ihr in eine Künstler-WG, die befindet sich in einem geheimnivvollen Haus, mit einer Dachstube, die gleich Baccu bezieht. Einen geheimnisvollen Keller gibt es auch. Aber das erst später.

Zu Beginn ist Pospischil ein mehr oder weniger erfolgreicher Sportreporter und räumt seinen Keller auf. Da findet er eine Schachtel mit seinen schriftstellerischen Ergüßen, fängt zu blättern an und stolpert über die “Ricardi-Notizen”, denn das Haus hat sich in der Ricardigasse befunden und das war ein italienischer Maler des siebzehnten Jahrhunderts, der eine Zeitlang in der Stadt lebte und drei Bilder malte, die im Schloßmuseum zu besichtigten sind. Das bringt den angehenden Schriftsteller auf die Idee einen Roman darüber zu schreiben, geht in das Museum schaut sich die Bilder an. Überlegt, wie er einen Roman über den geheimnisvollen Maler, wie in dem Führer, den er im Museum kauft, steht, anfangen kann und überredet dann sowohl Marie, als auch Baccu mit ihm in das Museum zu gehen, um sich die drei Bilder anzusehen, beziehungsweise eines von ihnen, das geheimnvsolle Blaue, das drei Herzogtöchter zeigt, die etwas später gestorben sind.

Franz erkennt in der Mittleren Marie. Die ist empört darüber. Bei Baccu löst der Anblick aber einen Anfall aus, der ihn etwas später in die Psychiatrie und zu einer Schizophrenie-Diagnose bringt. Bei Franz löst sie Alpträume aus und die WG wird aufgelöst. Franz kehrt in seine Vaterstadt zurück, wird Sportjournalist und findet dreißig Jahre später die Mappe, um all das zu erzählen und wir haben einen spannenden Roman gelesen, den ich empfehlen kann, wieder einmal bedaure, das das wahrscheinlich nur sehr wenige tun werden, weil wahrscheinlich nur mehr sehr wenig Leute lesen, die sich dann wieder wahrscheinlich auf die Mainstreamliteratur stürzen, die auf den Buchpreislisten steht, wenn sie überhaupt Belletritik und nicht nur Sachbücher lesen und das ist schade, denn es gibt ja, wie Dietmar Füssel beweist, einige Autoren, die bemüht jenseits des Mainstreams schreiben und die zumindestens mir interessanten Aufschluß über die österreichische Gegenwartsliteratur geben.

Mondgezeiten

Den 1958 in Wels geborenen und in Ried im Innkreis als Bibliothekar, Schriftsteller und politischer Aktivist lebendern Dietmar Füssel kenne ich schon lang. Kennengelernt habe ich ihn, glaube ich, 1987 als ich in Linz bei diesem “Max von der Grün-Preis”, den er, nicht ich, gewonnen hat, zu einer Art Schreibwerkstatt eingeladen wurde und dann als ich bloggte bin ich auf seine Website mit den monatlichen Gewinnspielen seiner Bücher bekommen, habe mich, wie es meiner Art entspricht, eifrig beteiligt und einiges gewonnen, so daß ich nicht alle, aber viele seiner zahlreichen Bücher gelesen habe und mich wenn man so will, als Dietmar Füssel Spezialistin bezeichnen kann.

“Einen schrägen Vogel”!”, hat ihn, glaube ich, einer meiner Leserinnen die mich eine Zeit sehr wohlwollend verfolgte, genannt und das ist er sicher auch in sehr vielfältigen Genres.

Die Satire ist sicher eine davon, Dietmar Füssel, der schräge Typ, der auch immer Videos zur politischen Situation ins Netz stellt. Es gibt Krimis, historische Romane, Kinderbücher, aber auch Lyrik und als er mir im Oktober während der  GAV-GV  seinen neuesten Lyrikband “Mondgezeiten” in die Hand drückte, habe ich mir auch schränges erwartet und wurde, wie das halt so ist und es sich daher immer wieder lohnt, genau hinzuschauen, überrascht, denn es ist zwar nicht so besonders rhythmisch und musikalisch, sondern wahrscheinlich eher monoton wiederholend, dafür aber besonders eindringlich, was da auf den achtzig Seiten des kleinen Büchleins aus dem “Mitgift-Verlag”,  den ich im Dezember im “Buchquartier” kennenlernte und auch Dietmar Füssels-Lyrikband bewundern konnte, steht.

Eindringlich und nachdenklich und sehr zu emepfehlen, sich in diese Seite des Füsselschen Schaffens einzulesen. Ich weiß gar nicht, ob es diese Gewinnspiele noch gibt, wenn kann ich aber sehr empfehlen, sich zu beteiligen oder sich das Büchlein anderwertig zu besorgen.

“Während  um uns alles kühler wird, ziehen wir schwermütig westwärts”, heißt es auch gleich melancholisch im ersten Gedicht.

Und “Haus und Seele” ist scheinbar widersprüchig und regt zum Nachdenken an:

“Die Tür trägt die Inschrift: “Dies ist keine Tür” Und alle Wände sind Spiegel in denen keine Seele sich spiegelt.”

In diesem Sinne geht es gleich weiter im “Feuer frißt Schatten”:

“Feuer frisst Schatten, Wo viel Schatten, da kein Feuer, Wo viel Feuer da kein Schatten.”

Die Angst vor dem Sterben, das Älterwerden, die Sinnlosigkeit des Lebens, sind  ständige Themen, die immer wieder auftaucht und das Politische wird, wenn auch kurz, auch gestreift:

“Der siebte Staat heißt Österreich und Österreich ist wüstengleich”, wie immer man sich das deuten mag.

“Die Weisheit des Alters” ist ein Thema und wie schon erwähnt “Die Vergänglichkeit”

“Bemessen ist unsere Zeit: Nur junge, sehr junge Menschen bauen an mehreren Türmen” oder

“Im Winter meines Lebens”

“Im Winter meines Lebens – denn  auf den Sommer folgt kein Herbst – ist jeder Schritt mit Schmerz verbunden, wie bei der kleinen Meerjungfrau.”

Bei dem “Demenzgedicht”

“Die nutzlosen Alten, gefangen im Ein-Zimmer-Layrinth ihrer Demenz  – Leben in Pflegeheimen gewickelt, gefüttert, bewacht  – Ein Leben ohne Erinnerung ein Leben ohne Leben” – würde ich ihn widersprechen und meinen, daß ein Leben in der Vergangenheit und ein sich mit dem Damals und den damals Lebenden beschäftigten,  auch sinnvoll sein kann, auch wenn es von außen betrachtet, vielleicht nicht so aussieht und dann würde ich noch gerne wissen, was mit dem “Psychopomp, der den Weg von diesem Seits in Jenes weist”, gemeint ist.

Sehr beeindruckend das Gedicht “Information”

Buchstaben fallen aus Büchern und werden durch Bilder ersethzt.

Bücher fallen von Regalen und werden durch Bildschirme ersetzt.

Bildung fällt bodentief und wird durch Information ersetzt.

Etwas über Ausländer gibt es es natürlich auch:

“Unerwünschte Menschen aus unerwünschten Ländern mit unerwünschten Sitten und unerwünschten Glauben”, das vielleicht der FPÖ sehr zu emfpehlen ist und am Schluß wird es dann doch versöhnlich und wieder hoffnungsvoll:

“Das Leben jedoch ist geduldig. Alles beginnt. Alles begann. Alles wird beginnen.”

In diesem Sinn, auf ins neue Jahr mit hoffentlich viel Lyrik und neuen oder auch alten Lesestoff und ich bin sehr neugierig, was ich von Dietmar Füssels lyrischen oder auch satirischen Schaffen noch alles hören und lesen werde.

Deppentango

Im Amerlinghaus habe ich das Lesen des Buchs angefangen, das mir Paul Jaeg vom “Aroell-Verlag” an dem Tag schickte, an dem ich ihm im Amerlinghaus getroffen habe. Das war Ende August, es hat also ein bißchen gedauert, bis ich zum Lesen von Dietmar Füssels Kurzgeschichten gekommen bin, obwohl ich den 1958 geborenen schon lange kenne, auf seine Homepage 2008 oder 2009 gestoßen bin und mich eine Zeitlang auch an seinen monatlichen Gewinnspielen beteiligt habe und schon sehr viele seiner Bücher gelesen habe.

Der Oberösterreicher ist ein sehr origineller Autor, der immer wieder skurrile Themen für seine Bücher findet und so sind die “literarische Kurzgeschichte” wie am Buchrücken steht, diesmal den “Versagern, Unglücksraben und Idioten”, wie der Untertitel lautet, gewidmet und Dietmar Füssel geht es in seinen kurzen Texten auch rasant an.

So wird hier in der “Operation Adele” von einem Experiment berichtet, wo der britische Geheimdienst aus Adolf Hitler  eine Adele machen wollte, weil Frauen ja viel friedlicher sind, was, wie Dietmar Füssel behauptet, leider mißlungen ist, weil stattdessen aus Ernst Braun eine Eva wurde.

Es geht um einen Herrn mit “Grillenangst”, der an einer Insektizidvergiftung zugrunde geht, um einen “Ewigen Versager”, das ist ein Mensch, der soviel Pech in seinem Leben hatte,  daß er nicht eimal den Kannibalen schmeckt und ein “Interview mit einem  Vampirjäger”, gibt es auch.

Es gibt den “Spaghettifeind”, der diese Sorte Nudeln nicht mag, nicht weiß warum und deshalb schaut, daß sein Sohn einen Grund dafür hat und den, der wegen der Muttermilch, keine solche in seinem Kaffee mag.

Ein Arbeitsloser schreibt, um sich selbst einen Posten zu verschaffen, einen Brief an den Finanzminister mit Vorschlägen, wie man durch “Gesundbeten”, die Leute schneller gesund werden lassen kann und Sir James wird, als er seine Frau weggeschickt hat und genüßlich mit der Zofe ins Bad steigen will, zweimal durch das Telefon herausgeholt.

Weiter geht es mit dem Mann, der seiner gewöhnlichen oder auch ungewöhnlichen Maus ein Mausoleum um zwölftausen Euro setzte,  dem “Ziegenbockpeter”, der sich aus hygienischen Gründen nicht duscht und dem Märchen von dem Knecht, der sich von seinem Bauern mit einer angeblichen “Zauberwindel” abspeisen ließ.

Es gibt den “Leichensammler” und den Mann, der sich an einem Sonntag auf einen zwanzig Kilometer Fußweg zu seinem Zahnarzt begibt, um sich seine Schneidezähne ziehen zu lassen, um den Frauen besser zu gefallen und in der Geschichte vom “Königstiger” geht es um einen Säufer, der sauft und sauft, zuerst weiße Mäuse, dann weiße Katzen, weiße Hunde und zuletzt einen weißen Königstiger sieht, das beunruhigt ihn  so sehr, daß er die Polizei anruft, die schickt ihm die Sanitäter mit den weißen Jacken und die werden dann, wem wundert es bei Dietmar Füssels schrägen Humor, prompt aufgefressen.

Das “Kind mit den Blumen”, die zu allem nicken, ist vielleicht ein wenig einfach , wie bei einigen der kurzen Texten auffallen kann, daß sie, wie schnell hinunter geschrieben wirken.

Dietmar Füssels Stil und skurriler Humor ist auch der “Magischen Kriegsführung” gut zu erkennen. Da geht der Leutnant Pospischil zu General Weissfuß, der gerade mit “gezückten Zeigefinger durchs Zimmer hüft und dabei laut “Päng! Päng Du bist tot!”, brüllte und der ihm dann Befehl gibt, einen Zauerspruch zu finden, mit dem man die feindliche Armee in Schweine verwandeln kann.

Im Verein der “Wildenwerwolfwürger” hat noch keiner der Mitglieder einen Werwolf weder gewürgt noch gesehen und gehört und als er das bemerkt, verläßt Herr F. der, den Verein  zu Recherchezwecken besucht hat, diesen frohgemut, denn “Ich hatte soeben feststellen dürfen, dass es tatsächlich Leute gab, die noch verrückter waren als ich selbst.”

Was die Frage aufwirft, ob es sich bei Herrn F. um den Autor selbst handelt, was vermutlich stimmen könnte, da der Herr F. der in “Die wichtige Angelegenheit” zu einem Grafen Tox gerufen wird, Schriftsteller ist und am Schluß noch hintergründig an seine Leser, die Frage stellt: “Bist du aus dieser seltsamen Geschichte schlau geworden? Ich nämlich nicht.”

“Na dann ist Hopfen und Malz verloren!”, mag sich die Leserin denken, die eigentlich gar keine “Idiotengeschichten” mag, aber die vom “Angsthasen” enthält Eemente, die der Psychologin gefallen können.

Da fürchtet sich einer vor allem, hat “Höhenangst, Platzangst,  Versagensangst, Angst vor Wespen, Hornissen, Spinnen, Mäusen, Hunden, Schlagen, Betrunkenen und Psychiatern”.Dann geht er in eine Bank “um einige Erlagscheine einzuzahlen”, beobachtet einen Bankräuber und steckt ihm aus Angst “in der Zukunft für einen erbämlichen Feigling gehalten zu werden”, “den rechten Zeigefinger in den Rücken und sagt barsch: Pech gehabt Freundchen, Kriminalpolizei. Weg mit der Waffe und Hände hoch!”

Das nenne ich  originell, während zugegeben, die anderen Geschichten, die sich zum Teil in ihren Elementen wiederholen, so bildet sich einer ein, ein Indianer zu sein, geht auf eine Bank, um sein Geld abhzuholen und landet dann in der Gummizelle, weil der Bankbeamte die Rettung holt, nachdem er mit “Wilder Büffel” statt seinem Namen unterschreibt,  manchmal etwas nerven, weil die Menschen wahrscheinlich doch nicht so eindimensional deppert sind, wie sie Dietmar Füssel genüßlich schildert.

“Es gibt den harmlosen Spinner”, der seinem Psychiater beweisen will, daß er “ein gemeingefährlicher Psychopath ist” und es dann nicht zusammenbringt, ihn zu erschlagen oder zu erschießen und dann den “Verständnisvollen”, der alles versteht, daß ihn seine Frau betrügt, sein Chef entläßt, der Räuber ausraubt und dafür nicht einmal in den Himmel, sondern in die Hölle kommt und vom Teufel belehrt wird, daß “wer sich nicht wehrt, verkehrt lebt.”

Am Schluß wird noch das “Denkmal” der Gerechtigkeit nicht enthüllt, was vielleicht auch eine “Hinterfotzigkeit” Dietmar Füssel ist, darüber eine Geschichte zu schreiben.

Dietmar Füssel Skurrilität und  Vielschreiberfleiß ist also beeindruckend und ich bin gespannt, was dem “Kurzgeschichtenmeister”, der zu seinen größten Erfolgen die Teilnahme an einem “Hundert Kilometer Lauf von Biel mit einer Endzeit von knapp über vierzehn Stunden”, zählt, noch so alles einfallen wird.

Am Cover ist auch noch einer zu sehen, der genußvoll lächelnd, den Ast abzusägen beginnt, auf dem er sitzt.

 

Wiederholte Geburten

Nun kommt der historische Roman aus dem alten Ägypten “Wiederholte Geburten”, an dem Dietmar Füssel, glaube ich, sehr lang gearbeitet hat.

Jedenfalls kann ich mich daran erinnern, als ich 2008 oder so auf seine Website und seine Gewinnspiele, stieß, an denen ich mich zu Anfang sehr beteiligt und mich so inzwischen fast durch sein gesamtes Werk gelesen habe, daß er schon da an einem historischen Roman gearbeitet hat.

Inzwischen sind aber einige andere Bücher, Gedichte, Erzählungen, Satiren, entstanden, denn der 1958 in Wels geborene Schriftsteller und Aktionskünstler, der mir auch regelmäßig seine Videos schickt, ist ein Vielschreiber und er hat ohne Zweifel einen Hang zur Satire beziehungsweise zum schwarzen Humor.

Deshalb war ich, als ich von dem neuen, wieder bei “Sisyphus” erschienenen Roman erfuhr, auch ein wenig skeptisch, denn ganz ehrlich, Romane aus dem alten Ägypten interessieren mich nicht so besonders, hört mein historisches Interesse, das an sich stark vorhanden ist, ja ungefähr beim ersten Weltkrieg auf und bei “Wiederholte Geburten” handelt es sich noch dazu um ein besonders dickes, über sechshundert Seiten, Buch.

Es scheint seinem Autor, dem sehr bemühten GAV-Mitglied aber sehr wichtig zu sein und er hegt, wie er mir bei der letzten GV beim Abendessen versicherte, damit auch große Pläne, hat er doch nichts anderes vor, als damit auf die Longlist für den nächsten öst Bp zu kommen und deshalb versucht er es auch bekannt so machen, so daß nicht nur ich ein diesbezügliches Ememplar bekommen habe, sondern sogar zwei, denn das erste habe ich auf die “Buch-Wien” getragen und das zweite jetzt gelesen, das, ich kann es gleich gestehen, nicht so langweilig war, wie erwartet und das konnte es eigentlich auch  nicht sein, ist Dietmar Füssel ja ein Satiriker und so ist die Geschichte des Frauenarztes Merire aus dem dreizehnten vorchristlichen Jahrhundert auch eine, die voll Sarkasmus tropft und so erzählt wird, wie es sich höchstwahrscheinlich nicht im alten Ägypten zugetragen hat oder doch vielleicht, gibt es ja am Ende einen umfangreichen Anhand und eine ausführliche Quellenangabe, die uns die ägyptische Geschichte näher bringen kann, während der Autor, wie er vorher schreibt, versucht hat, seinen Stoff so alltagstauglich, wie nur möglich zu erzählen, so kommen auch Worte und Wendungen darin vor, wie “Sanktionen” oder “Du hast einen Vogel!”, wie sie die alten Ägypter höchstwahrscheinlich nicht verwendet haben und Dietmar Füssels Stil ist wieder sehr bedächtig, sehr genau, verwendet Erzählung um Erzuählung, um uns in das alte Ägypten einzuführen und uns dabei eine wahrscheinlich sehr heutige Geschichte zu erzählen, die von Intrigen, Liebe, Haß, Verrat, etcetera handelt.

Einige Absurditäten, ganz, wie bei einem Füssel gewohnt, sind auch dabei und am Ende kommen immer wieder Wendungen, wie “Dieses hier ist aber nicht geschehen!”, so daß man sich nicht so ganz auskennen kann, von dem listigen Autor irregeleitet und das muß ich zugeben, auch gut unterhalten wird.

Es beginnt mit der Mitteilung, daß 2005, vielleicht der Beginn der Füsselschen Romanarbeit, im altägyptischen Piramesse, das Skelett eines männlichen Kindes mit dem Kopf eines Frosches gefunden wurde und “Heket” entnehme ich dem Anhang, war die “Froschköpfige Geburtsgöttin, diezuständig für das  Wachstum des Ungeborenen, im Leib der Mutter und für den Vorgang der Geburt ist, die meistens als froschköpfige Frau dargestellt wird.”

Um aber an den Anfang zurückzukommen. Da sitzt die Frau des  thebanischen Sunus Maatamuun, das ist ein ägyptischer Allgemeinmediziner, auf dem Geburtsziegel, um zu gebären, während der Gatte draußen warten muß, darf er ja nicht seiner Frau dazu beistehen. Er darf nur später hereinkommen und dem Kind, es ist ein Sohn, seinen Namen geben.

Er nennt ihn Merire und die Mutter stirbt nach drei Tagen, während der Dreijährige von seiner älteren Schwester erfährt, daß er schuld am Tod seiner Mutter ist. Er rennt darauf in die Ordination des Vaters und spricht sehr viel für einen Dreijährigen. Der Vater beruhigt ihn und Merire beschließt daraufhin Frauenenarzt zu werden, um anderen Frauen in ihrer schweren Stunde zu helfen.

Was er auch tut. In deren Nähe wird er später allerdings im Zustand des Gebären nicht dürfen, denn das ist nur den Hebammen gestattet, die müssen bei uns zwar auch bei einer Geburt dabei sein, die Frauenärzte haben aber Zutritt, Merire, der ein ausgezeichneter solcher geworden ist, aber nicht. So gerät er später beim Pharao auch in Ungnade, als er aufmüßig genug, doch in den Leib einer Frau hineingreift, um das tote Kind herauzuholen und ihr damit das Leben zu retten und wird dafür auf eine Mission zu den Hetihtern geschickt, die ziemlich unmöglich klingt, obwohl Merire immer wieder versichert, daß es eigentlich gar nicht so unmöglich ist. Er soll nämlich einer sechzigjährigen Prinzessin zur Mutterschaft verhelfen.

Heutzutage bringt, glaube ich, die Wissenschaft mit der Gentechnik, künstlicher Berfruchtung und Leihmutterschaft etcetera, solches zusammen, ich erinnere da nur an ein köstlichen Fian-Dramulett, das ich vor einiger Zeit im “Standard” gelesen habe, im alten Ägypten war es aber wahrscheinlich unmöglich, umsomehr, da Merire  gar nicht an den Körper der Prinzessin und sie auch nicht untersuchen durfte, so daß er ihr nur täglich ein paar Zäpfchen schicken konnte, die im günstigen Fall einen roten Regelähnlichen Ausfluß vortäuschten.

Er bricht auf seine Mission in das Land der Hetither mit einem Rahotep genannten Priester auf, offiziell, weil dieser die Sprache der Hetither spricht, inoffiziell, weil er den Frieden zwischen Ägypten und den Hetithern wiederherstellen soll, was so geheim ist, daß Merire keine Ahnung davon hat, was aber zu seltsamen Verwicklungen und Mißverständnissen führt, denn Merire verliebt sich in die schöne Hofdame Lavinia, die auf Geheiß der Königin, den Haushalt der beiden Fremden betreuen soll. Rahetop versucht ihn davon abzuhalten, was ihm aber nicht gelingt und einen assyrischen Gedandten namens  Assur-Nadin, der all das verhindern soll, Lavinia vergewaltigt, Rahetop zu töten versucht, gibt es auch, der um die Mission zu verhindern, die harmlosen Zäpfen mit einem mit Gift gefüllten vertauscht, so daß die Prinzessin stirbt und Merire an ihrer Tötung verdächtigt wird. Er soll dafür getötet werden, die hochschwangere Lavinia, kann das aber verhindertn. Kurz darauf kommt sie nieder. Gebärt ihr Kind mit einer sehr harschen Hebamme, während Merire nichts anderes überbleibt, sich in der Zwischenzeit mit dem Sunu Rabasha zu betrinken und dann gibt es in Merires Haus noch einen Pestverdacht, Rahtop ist inzwischen auf Mission in Ägypten, an dem Livinia und ihr Sohn angeblich sterben und Merire wird des Landes verwiesen.

“Packend leidenschaftlich und mit großer Sachkenntnis erzählt Dietmar Füssel von Autokratie, politischer Ränke, verlogener Staatsräson, Korruption, Heuchelei und Gewalt, aber auch von wirklicher Freundschaft und wahrer Liebe im alten Ägypten”, steht am Buchrücken und ich füge noch hinzu, daß, die in der gewohnt Füsselschen-Manier manchal sehr verzerrt erscheint.

So beginnt das Brautpaar am Vortag seiner Hochzeit gehörig zu streiten und dabei ganz derbe Wortfloskeln zu verwenden “Warte nur, wenn wir erst verheiratet sind, dann werde ich dir schon noch Manieren beibringen, verlaß dich darauf”

“Wenn da so ist , möchte ich dich lieber doch nicht heiraten…”

“Das mein Lieber hättest du dir vorher überlegen müssen. Jetzt ist es dafür zu spät. Jetzt wird geheiratet.””

Den Titel des Buches, habe ich, wie ich gestehen muß, nicht ganz verstanden, wenn er sich nicht vielleicht auf die ägyptische Mythologie beziehen sollte, wovon es am Buchrücken noch ein Zitat gibt:

“Wir dürfen uns freuen, Liebster, aber wir dürfen auch traurig sein. Weil jede Geburt das Ende eines Beginnes und der Beginn des Ende ist!”

Denn so viel Geburten hat ja der berühmteste Frauenarzt den Ägypten im dreizehnten vvorchristlichen Jahrhunderts, nach seiner Aussage, hatte, gar nicht mitbekommen.

Aber auch das ist vermutlich ein Teil der Füsselschen Satrie, so daß ich nicht umhin komme, zu erklären, in den letzten fünf Tagen einen sehr spannendes Roman gelesen zu haben.

Ob ich jetzt viel vom altägyptischenen Leben erfahren habe, bin ich aber nicht sicher, halte das Buch aber für einen “sehr gelungenen Füssel”, dem ich für den nächsten österreichischen Buchpreis aless Gute wünsche und bin gespannt, ob ich es auf der Liste finden werde?

Denn dann hätte ich auf jeden Fall weniger zu lesen und ach ja, als Weihnachtsgabe für die berühmte Schwiegermutter, eignet es sich allemal, denn diese mögen ja im Allgmeinen, wie ich von meiner Schwiegermutter weiß, historische Romane sehr.

 

Wirf den Schaffner aus dem Zug

Von dem 1958 in Wels geborenen Dietmar Füssel, ein GAV-Kollege, habe ich schon viele Bücher gelesen und bin auch auf einigen seiner Lesungen gewesen, kann ich mich doch erinnern, daß ich ihn über den “Max von der Grün-Preis”, den er einmal gewonnen hat, ich nie, kennenlernte und dann später, als ich schon zu bloggen begonnen hatte, auf seine Website gestoßen bin, denn da gibt es ja ein monatliches Gewinnspiel, wo man eines seiner Bücher gewinnen kann und so bin  ich in Kontakt mit ihm bekommen und habe viele seiner Bücher gelesen.

Alle nicht, denn der Bibliothekar, Aktionskünstler und “Panthokanarier”, wie er sich nennt, hat sehr viele Bücher geschrieben, 1983 beispielsweise, eine Sammlung, seiner schwarzen Erzählungen mit dem Titel “Wirf den Schaffner aus dem Zug”, das auf der Frankfurter  Buchmesse mit dem “Preis des besten deutschsprachigen Erstlingswerk” ausgezeichnet wurde.

Das ist lange her und ich habe  erst mit “Rindfleisch”, das, inzwischen auch neuaufgelegt wurde und jetzt anders heißt, mit dem Lesen angefangen.

Zum Glück gibt es aber jetzt bei Vito von Eichborn oder bei “Vitolibro”, das ist, glaube ich ein neuer alternativer Kleinverlag, eines aktiven Literaturaktivisten, eine Neuauflage, die überarbeitet wurde, so werden die Preise darin in Euro und nicht, wie vermutlich früher in Schillingen angegeben und es sind auch Texte aus dem Nachfolgerband “Dietmar Füssels Wunderhorn”, der mir ebenso entgangen ist, darin enthalten.

Eine Menge kurzer böser Texte, denn Dietmar Füssels Eigenart und Besonderheit ist wahrscheinlich sein schwarzer Humor, mit dem er die Welt verdreht und so auf das Bizarre, das uns umgibt und das uns daher gar nicht mehr auffällt mit spitzer Stimme  oder Feder hinweist.

Sehr makabre kurze Texte und ich kann und will sie gar nicht alle nacherzählen, was man, da man ja selber lesen soll, auch gar nicht braucht.

Da fährt also einer mit dem Zug, der Schaffner verlangt, die Fahrkarte und wirft sie aus dem Fenster, dann verlangt er sie noch einmal und weil der Reisende sie nicht mehr hat und auch kein Geld für eine neue, wird er zum Tod verurteilt.

Zum Glück ist das wirkliche Leben nicht ganz so grausam, wie Dietmar Füssels schwarze Phantasie, denn da geht auch einer auf die Post, um einen Brief aufzugeben, bezahlt die Marke und sieht, wie der freundliche Beamte, den Brief in den Mistkübel wirft, darauf angesprochen zeigt er ihm drei Leichen von lästigen Fragestellern im Kasten. Der Erzähler geht zu Polizei wird verhaftet, denn man findet nun in seinem Kasten, die Leichen von drei Postbeamten.

Da kann man nur an die inzwischen mit der BAWAG vereinigte österreichische Post denken, daran, daß die Briefe oftmals erst am Nachmittag kommen  und man seine Pakete sich inzwischen beim “Heimtierprofi” einem Weinhändler oder einem Schneider abholen kann.

Alois Brandtstetter hat darüber auch ein berühmtes Buch geschrieben, das ich vor kurzem gelesen habe.

Bei Dietmar Füssel geht es aber munter weiter, da schickt ein Vater seinen Sohn in nächste Gasthaus, eine Flasche Bier zu holen, was jetzt streng verboten ist, 1983 war es das wahrscheinlich noch nicht, der Sohn trinkt also das Bier aus, wird von einer Hexe in die Flasche verzaubert, die nun der Vater trinken muß.

Eine Kellnerin beschwert sich über die betrunkenen Männer, die ihr auf den Po klopfen, ein Chef verwünscht seinen Buchhalter bei seiner Pensionierung, ein Obdachloser wird als Pharao in den Sarg des kunsthistorischen Museums gelegt, ein Mann wird schwanger und gebiert ein Stacheschwein und so weiter und so fort, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und das Lesen der schwarzen bösen makabren Dietmar Füssel-Geschichten macht Spaß und regt zum Nachdenken an.

Das Lachen, das vielleicht kommen könnte, wird natürlich im Halse erstickt, so wie Eva, der Apfel, den sie vom Baum der Erkenntnis aß und mit dem sie Adam zum Bösen verführte, nicht schmeckte und sie stattdessen Bauchweh bekam, weil er natürlich vergiftet war.

Bei einigen Geschichten outet sich der Autor, als Erzähler und nennt sich Didi F., der vor seiner Lesung seinen Text erklärt und am Schluß in einer Irrenanstalt landet, weil er sich für den größten Erzähler aller Zeiten hält.

So schlimm ist es wahrscheinlich nicht und man kann mit diesem Irrglauben im Normaloland, das, glaube ich, auch öfter vorkommt, ganz normal leben, ein “Plagiat” im Untertitel der Geschichte “Die Verwandlung” gibt es auch und die ist dann natürlich ein bißchen anders, als die Berühmte von Franz K. und Sherlock Holmes wird vom Gevatter Tod mit der Sense in den Himmel geholt und dort langweilt er sich, weil es für ihn nichts Böses gibt und versucht Gott dazu zu zwingen, das für ihn zu erschaffen.

Ein kleines Kind wünscht sich dagegen vom lieben Gott ein “Nein zu Zwentendorf”, so steigt der auf die Erde herab konferiert mit dem Bundeskanzler, dem Kardinal und hält auch eine Brandtrede, die allerdings nichts nützt, so daß er Österreich das Atomkraftwerk, als Strafe wünscht, aber das, lieber größer Schriftsteller aller Zeiten, haben ja die Wähler verhindert und ein Papst hält seinen Gläubigen eine zu kritische Rede, so daß er von seinem Kardinal eliminiert werden wird.

Spannend, spannend diese “frivolen und fröhlichen, makabren und haarsträubenden, ironischen wie selbstironischen Geschichten, die Tabus berühren”, wie am Buchrücken steht und ich, die ich ja mit dem Humor manchmal meine Schwierigkeiten habe, habe mich gut unterhalten und empfehle also meinen Lesern, Dietmar Füssel zu lesen, der vielleicht nicht wirklich, der größte Schriftsteller aller Zeiten ist, aber ein sehr umtriebiger und bemühter, der noch dazu das Buch höchstwahrscheinlich bei seinem Gewinnspiel verlost. So, daß man man es mit etwas Glück gewinnen kann, obwohl es für dieses Monat vielleicht schon vergeben sein wird.

Also weiter seine Homepage lesen und es im nächsten Monat wieder versuchen, so habe ich es jedenfalls einige Male gemacht.

Makabre und ernste Lyrik

Jetzt kommen zwei in österreichischen Klein- oder Mittelverlagen erschienene Gedichtbändchen, die mir zwei liebe GAV-Kollegen übergeben haben, die ich zu einer “Mittleren-Reihe” einladen könnte, wenn ich eine solche für Männer machen würde.

Dietmar Füssels “eigentartige Gedichte – Menschenfleisch”, wie er sie selber nennt, 2014 in der “Edition Roesner” erschienen, wo auch Anita C. Schaubs Frauenbuch erschienen ist, in dem ich ein Portrait habe und Axel Karners “Der weisse Zorn”, von beiden Autoren, habe ich schon Bücher gelesen und besprochen und Dietmar Füssel, auf dessen Website, man Monat für Monat eines seiner Werke gewinnen kann, nennt sich selbst, glaube ich, humoristischer oder satirischer Schreiber und ist als solcher auch höchst vielseitig, gibt es doch von ihm Romane, Satiren, Erzählungen, Gedichtbände, seinen ersten Krimi habe ich vor kurzem besprochen, der neueste Gedichtband fehlt noch in meiner Sammlung, aber “Menschenfleisch” hat mich positiv überrascht, dachte ich doch, nach der Einleitung des Herausgebers, Erich Schirhuber, der ihn sogar, wenn auch etwas zögernd mit Morgenstern vergleicht, an eher platte Witzchen und es geht auch sehr viel um, wie schon der Titel besagt, um Kannibalentum. Die Sozialkritik läßt sich dabei aber nicht übersehen und, daß er eine originelle Weise hat, den Reim auf höchst moderne Art wiederzubeleben, hat auch Erich Schirhuber herausgearbeitet.

Ein paar Beispiel gefällig?

“Immer wenn ich Flöhe sehe, wird mir ums Herz so wehe. Sie gemahnen mich daran, daß der Mensch von Anfang an Bis zum Tod vergeblich lebt und nach Eitlem stets nur strebt.

“Er ging zu Fuß nach Tulipan von Wardehoh nach Tulipan. Er kam nach Tulipan bei Nacht und lernte es nicht lieben und klagte laut, ach wär ich doch in Wadeloh geblieben!”

“Wirum warum wand, bist ein Asylant. Deine Haut ist schwarz oh Graus! Schubhaft und zurück nach Haus”

“Er hatte Glück im Spiele stets, nicht in der Liebe, er hatte AIDS”

“Was macht ihr da? So fragte er. Ich fürchte fast Geschlechtsverkehr! Erraten sagte seine Frau, mein Kompliment, du bist sehr schlau!”

“Sie ging in den Keller. Sie trug einen Teller. Sie ging zu der Truh und sah und sah: Leichenteile von einer Kuh und ein zerstückeltes Schwein. Oh ja!”

“Warum gehn in deinem Haus Kinder ein und nicht mehr aus? Das kann ich dir schon erklären: Kinder sind mein Lieblingsschmaus”

Und so weiter und so fort, manches klingt vielleicht wirklich etwas platt, aber vieles, vieles regt zum Nachdenken an und ist dennoch scheinbar lustig, so daß man, wenn man will und es einem nicht im Halse stecken bleibt, auch darüber lachen kann.

Wie passt da, der 1955 in Zlan geborene Axel Karner hinzu, der in Wien als Religionslehrer tätig ist, werden da die österreichischen Literaturexperten vielleicht fragen.

Und die Antwort ist zuerst pragmatisch, lassen sich in der Badewanne ja oft zwei oder mehr Gedichtbändchen auf einmal lesen und Axel Karners “Weißer Zorn” hat nur siebenunddreißig Seiten und etwa zwanzig Gedichte, die von einem Prolog bis zum Epilog gehen. Die Sprache ist zugegeben ganz anders. Erhöht, abgehoben nicht so einfach makaber und dennoch, trotzdem, die Themen bleiben gleich und sind ja immerfort dieselben, weil sich das ganze Leben, um die Liebe und den Tod, Verrat und Eifersucht, etcetera dreht und man kann, wie es die beiden Gedichtbände beweisen so oder so sagen und wenn man beides mischt oder hintereinander liest, hat man über den Tellerrand hinausgeschaut und ein schönes Stück österreichischer Gegenwartslyrik mitbekommen.

“kanns fast so schön wie messers faust da oben töne machen der engel läuft die ganze Nacht sehen kann ich ihn”

“Den Allmächtigen kann ich schweigen hören am Ort der Wahrheit. Vor dem Haus des Großmauls. Der Lobpreis verebbt. Feixen Leute. Auf geht das Tor.”

“Schlug mit dem Schädel auf Eis. Da erzitterte der Spiegel. Sein Grinsen. Barst. Die Augen blitzen.”

“Der Wächter klopft die Hosen zu, richtet sein Geschlecht, danach das Holster. Schöne duftende Frau.”

“Lieber Gott, danke für die zehn gestrigen Gebote und den heutigen Ziewback.”

Man sieht der Kärtner Religionslehrer kann nicht weniger zynisch als der oberösterreichische Bibliothekar Dietmar Füssel sein, der sich, wie er mir immer wieder durch seine You Tube Filmchen beweist, auch politisch betätigt.

 

Der Strohmann

Ein Kriminalroman von Dietmar Füssel, dem 1958 in Wels geborenen GAV-Kollegen, der schon eine ganze Anzahl in Kleinverlagen erschienenen Romane, Gedichtbände, Erzählungen, Satiren, Kinderbücher hat, die er auf seiner Seite regelmäßig vorstellt und die man jedes Monat auch bei einem Gewinnspiel bekommen kann.

So bin ich zu einer ganze Reihe seiner Werke gekommen und kann mich als Füssel-Expertin bezeichnen und das Lesen, seines neuesten Werkes, stimmt nicht ganz, denn wenn ich mich nicht irre, gibt es noch einen Gedichtband, den ich aber erst bekommen muß, war auch sehr spannend, denn Dietmar Füssel ist ein begnadeter Satiriker, macht sich gekommt über alles lustig und so ist das auch bei seinem, wie er mir sagte, ersten Krimi, der wahrscheinlich gar keiner ist, sondern eine Satire auf den amerikanischen Way of life oder auf den amerikanischen Wahlkampf und da sind wir mitten drin in der Satire oder im realen Leben, denn Vorbilder denen Füssel sich bedient haben könnte, fallen einem sofort ein.

Da ist er also der amerikanische Präsident auf dem Weg seine Rede an die Nation zuhalten, aber er ist, wie Füssel schreibt “höflich ausgedrückt ein klein wenig unterbelichtet”, so hat er, weil er auch schlecht lesen kann, Kopfhörer und der Assistent diktiert ihm die Rede, aber leider fällt die Technik aus. Er muß improvisieren und sein Team rauft sich die Haare, denn es ist Wahlkampf und wenn das so weitergeht, verliert er die Wahl.

Hilfe muß her, also macht sich der CIA auf dem Weg, beziehungsweise ein Agent in vorschriftmäßiger Tarnung, die so platt ist, daß ihm eine Menge Neugieriger verfolgt, was der Agent, der vorschriftsmäßig eine Zeitung vor dem Gesicht trägt, nicht bemerkt. Er geht in ein Zierfischgeschäft, denn dessen Inhaber, war einmal ein berühmter Detektiv, wurde aber von der Mafia enttarnt und jetzt kommt der Agent und schlägt ihm vor den Gegenkanditaten, einen begnadeten Bodybildner und Schauspieler mit österreichischen Wurzeln, auch da mag es ein Vorbild geben, zu enttarnen.

James Winston will den Auftrag nicht annehmen, dann lockt es ihm aber doch, sich an dem Mafiaboss Chinchilla zu rächen, läßt sich dafür zwei Millionen Dollar Spesen überweisen, beziehungsweise holt er sich, die selbst bei einem Bankraub.

Füssel strotzt wahrlich vor absurden Einfällen, denn er schickt Winston noch in ein Bordell, um sich dort irgenwelche Tarnausrüstungen liefern zu lassen, beispielsweise Bärte, die sich verfärben oder Pillen mit denen man sich, wenn man sie schluckt, kurzfristig in einen Frosch verwandeln kann.

Er sucht auch ein Gespräch mit dem Mafiaboss, der ihn aber kurzfristig in die Psychiatrie einweisen läßt,  dann nimmt er die Herausforderung an, denn Winston ist der einzige, der ihm Paroli bieten kann und der Kampf beginnt. Denn jetzt gilt es zu beweisen, daß Charlton David Mitglied der Organisation ist, gar nicht so einfach, denn er ist ein Mann ohne Fehl und Tadel, niemand kann ihm etwas Schlechtes nachsagen.

Nur der Hollywood-Priester ist empört, denn David geht zwar jeden Sonntag in die Kirche, er würde auch beichten, hat aber nichts, was er dort sagen könnte, was den Priester ärgert, denn auch der Papst hat ja einen Beichtvater und dann gibt es noch etwas, er sprach immer, wenn es  bei den Drehtagen Schwierigkeiten mit den Schauspielern gab, mit ihnen und alle Probleme waren gelöst.

Also den Schauspieler bzw. Präsidentschaftskanditaten in seiner  gesicherten Villa aufsuchen, der ist sehr freundlich, läßt Winston und die Reporterin, die ihn begleitet, an einer Familienkonferenz teilnehmen und bestreitet  ein Mafiamitglied zu sein.

Jetzt hilft nur noch eines, Winston muß selbst kanditieren und schlägt David im Vorkampf um Runden. Dann tritt er gegen den unterbemittelten Präsidenten an, will aber verlieren, so verwandelt er sich in einen Frosch und dann

Der Strohmann war der Falsche, Winston ist dem Mafiaboß gekonnt in die Falle getappt und begibt sich am Schluß freiwillig wieder in psychiatriesche Behandlung und wir haben ein paar Stunden oder Tage Dank Dietmar Füssel Gelegenheit gehabt, uns über die amerikanischen Zustände köstlich zu amusieren.

Einen kleinen Kritikpunkt kann ich trotzdem anmerken, sie betrifft  die Herstellung des  im “AAVAA-Verlags” erschienen Buches, denn die Qualität des Drucks, beziehungsweise des Papiers ist erbärmlich, der Umschlag viel zu weich, nach einmal lesen ist das Buch unbrauchbar und mit den Seitendruck stimmt auch einiges nicht, so sind einige Seiten nur halb bedruckt, obwohl das Kapitel noch nicht zu Ende ist.

Dagegen ist das Cover schön, Dietmar Füssel hat mich bei der GAV-Lesung extra darauf aufmerksam gemacht. Er und seine Freundin haben es selber hergestellt und den Fisch im amerikanischen Flaggendesign gezeichnet.

Sehr zu empfehlen, wenn man  Satire mag und es stimmt auch nicht, was am Buchrücken steht, daß “Der Strohmann ein sexistischer und politisch unkorrekter  Kriminalroman über amerikanische Politik, den Kampf gegen den Terror, Hollywood und die Haltung von Zierfischen ist”, wie Dietmar Füssel behauptet.

Ich würde meinen, es ist eine herrliche Leistungsshow und Sammlung der gesammten bedächtig erzählten satirischen Füssel-Einfälle und schade, daß das Buch von so einer schlechten Druckqualität ist, zumindestens ein Hardcover hätte dem Buch gut getan und um die Füsselsche Vielseitigkeit, die auch im Klappentext erwähnt wird, zu beweisen, habe ich den Gedichtband  “Menschenfleisch” noch auf meiner Leseliste und werde ihn mir demnächst vornehmen.