Wilderer

Jetzt kommt Buch dreizehn der deutschen Longlist und das zweite das auf der österreichischen Shortlist steht, “Wilderer” des 1982 in Kirchdorf an der Krems geborenen Reinhard Kaiser-Mühlecker und das war eigentlich keine Überraschung, sondern zu erwarten, denn der Oberösterreicher hat einen eigenen Ton, eine starke Stimme und ein eigenes Thema, das sogar mit Adalbert Stifter verglichen wird und ich habe mir ganz ehrlich, als ich den Inhalt von “Wilderer” gelesen habe, gedacht, das kenne ich schon, das kommt doch auch in “Fremde Seele dunkler Wald” vor , aber wahrscheinlich habe ich das verwechselt, denn “Wilderer” wurde schon in der “AS” besprochen und von dem schönen jungen Mann habe ich das erste Mal glaube ich bei einer “Literarischen Soiree” im Radio Kulturcafe gehöt, die jetzt abgeschafft werden soll, als dort sein Erstling “Der lange Gang durch die Stationen” vorgestellt wurde. Dann war ich bei einigen seiner Lesungen, habe auch einiges von ihm gelesen. Mit “Fremde Seele, dunkler Wald” war er, glaube ich auch auf beiden Listen und ich kann wieder schreiben, ein eigener sehr beeindruckender Ton, nicht ganz zu leicht zu lesen, denn wenn man unachtsam über das Alltaggeschehen, das hier geschildert wird, darüber liest, hat man etwas versäumt und weiß nicht mehr worum es geht?

Da ist einmal Jakob, ein Bauernsohn oder Bauer, der irgendwie haltslos dahinlebt. Mit der Schwester hat er Schwierigkeiten. Sein Bruder lebt in der Stadt. Die Großmutter will ihr Geld statt ihm den Rechten hinterlassen, tut es dann aber doch nicht. Mit dem Vater hat er Schwierigkeiten und dann passiert das, was sich, wie die literarische Metapher durch das Bauernleben zieht.

Sein Hund wildert und er schläfert ihn ein. Wildern, also das überschreiten der Grenzen, ist überhaupt, wie schon der Name sagt, das Thema. Jakob, der auch als eine Art Hausmeister, die Schule des Ortes betreut, soll die herrichten, weil eine Künstlerin ein Aufenthaltsstipendium bekommen hat. Zu der, Katja genannt, spinnt sich dann eine Beziehung an. Das heißt, sie kommt zuerst als Praktikantin auf seinen Hof. Baut mit ihm einen Musterbiobetrieb auf. Sie heiraten und es kommt ein Sohn. Es stimmt aber einiges nicht.

So geht Katja für einige Zeit mit dem Sohn nach Hamburg, weil sie dort ein Stipendium hat und kommt mit der Schwester Luisa zurück . Mit der gehen sie dann wandern und der Bruder, der in Wien lebt, will den neuen Hund Axel haben. Jakob überläßt ihn ihn, Katja ist wütend und auch, weil Jakob, während sie auf Stipiendiumsaufenthalt ist, ins Laufhaus geht.

Der Hund kommt wieder zurück, wildert dann auch und wird von Jakob getöte. Warum ist mir nicht ganz klar geworden, außer, daß das halt die Überhöhung ist, um das Buch literarisch zu machen?

Katja verläßt ihn dann mit dem Kind ,und spannend auch die Szene, wo auf einmal der Bürgermeister kommt um den Hof zu fotografieren zu lassen und Jakob hat keine Ahnung weshalb. Dann kommen Arbeiter und stellen Heizschwammerln, die jetzt auch verboten werden sollen, auf und Tische. Jakob hat wieder keine Ahnung, katha sagt “Laß dich überraschen!”, obwohl sie ihm böse war, als er, um sie zu überraschen den Hund zurückholte. Der <hof ist der “Betrieb des Jahres” geworden und Katja läßt sich als Mitbesitzerin eintragen und später auszahlen und läßt vielleicht einen haltosen Entwurzelten zurück und noch etwas ist interessant, weil mich ja die Frage, darf man jetzt Corona in den Text einbeziehen? Also das Masken tragen oder das Impfen erwähnen, stark beschäftigt, Jakob ist nicht geimpft.

“Diese endlosen Diskussionen weil er sich nicht impfen hatte lassen wollen. Er war kein Verschwörungstheoretiker und sympathisierte mitnichten mit den Arschlöchern, die damals auf die Straße gegangen waren, aber er war immer gegen diesen absurden Maskenzwang und das Schließen der Wirtshäuser gewesen, nein er fand diese Leute einfach lächerlich, die gegen etwas prostestierten, was man nicht ändern konnte, aber wie vielen anderen war ihm klar, dass bei all dem etwas anderes dahintergesteckt war, als die reine Gesundheit der Bevölkerung”

Da kann man sich natürlich fragen, ob Sätze, wie diese auf die Instabilität Jakobs hinweisen sollen und mein Facit des Buches von dem ich mir durchaus vorstellen kann, daß es den österreichischen Buchpreis gewinnt, ist, daß die Sprache durchaus beeindruckend und besonders ist, obwohl ich lange zum Lesen gebraucht und wie schon erwähnt auch manches überlessen hätte, weil ich nicht genug aufmerksam war.