Die Zeit am Spittelberg

Die 1940 geborene Christl Greller, die ich von der GAV kenne und die, glaube ich, seit ihrer Pensionierung schreibt, da schon einige Bücher herausgebracht hat und sehr bemüht und rührig ist, hat seit einigen Jahren eine GAV-Lesereihe “Die Zeit und wir”, wo sie zu diesem Thema verschiedene Autoren einlädt und und da immer besonders interessante Leseorte dafür auswählt.

So habe ich zum Beispiel in der Klimt-Villa gelesen, einmal war die Veranstaltung beim “48-Tandler” und jetzt hat sie zu einer Matinee ins Theater am Spittelberg eingeladen.

Die Einladungen zu der Veranstaltung sind bei der GAV-GV aufgelen und als da diskutiert wurde, wie man mehr Pubikum zu seinen Veranstaltung bekommt, hat sie noch extra darauf hingewiesen. Denn die Orte, die sie auswählt und das ist auch sehr interessant, sind meistens sehr groß.

So hat das Theater am Spittelberg, wo, ich glaube, ich schon im Rahmen der Adventrundgänge, die es glaube ich nicht mehr gibt, dort gewesen und habe die Gruppe “ALMA” dort gehört.

Als ich um elf, das Theater erreichte waren nur recht wenige Zuhörer da. Klar, am Samstag Vormittag zu einer Lesung ins Theater, das funktioniert wahrscheinlich nicht sehr. Da kommen wahrscheinlich nur die Enthusiaten und Bekannten und so hat Christl Greller in ihrer Einleitung auch darauf hingewiesen, daß man auf diese Art und Weise die Corona-Abstände besonders gut einhalten kann.

Die Ruth war da, Monika Gentner die seit einigen Jahren den “Tag der Freiheit des Wortes” organisierte, Gerhard Altmann und Christl Greller haben gelesen und Martina und Iva Mazanik haben zwischen den Leseblöcken, zu Beginn und am Ende auf der Querflöte gespielt.

Es war also sehr festlich und die 1960 geborene Monika Gentner hatte zwei Texte vorbereitet, die das Thema und das Zeitkriterium deutlich machten. Ging es in dem Ersten doch, um eine Frau, die es einmal besser im Leben haben wollte oder sollte. Also Matura machen statt in die Fabrik gehen und dann, weil die Männer nach der HTL Manager werden und die Frauen ihre Sekretärinnen BWL, studieren. Das war aber nicht das Richtige, also Architektur. Passte auch nicht, dann Journalistik. Das Richtige war dann das Schreiben. Der nächste Text war ähnlich strukturiert. Da ging es um das Älterwerden und die Frage, was ein erfülltes Leben ist? Richtig, die Zeit vergeht, man wird älter und alles ändert sich.

Der nächste Leser war der 1966 als “Pfarrersbua” im Burgenland geborene Gerhard Altmann. Er hat einige Bücher bei der burgendländischen Edition Ex-Liszt und auch ein Buch über Hertha Kräftner geschrieben. Da ist ja auch Dine Petrik ,Spezialistin und er begann mit einem Rap “Ich bin Weinbauer und habe Weinpower”, um wie sagte seine Stimme einzuüben und brachte dann einen Text über sein “Heimathaus”, das, glaube ich, in Rust neben der Kirche gestanden ist, denn er war der Sohn des evangelischen Pfarrers und fühlte sich deshalb in der Schule und auch am Sportplatz immer fremd.

Christl Greller las ein Stück aus einem Buch, wo es um Puppen geht, die das Leben und die Vergänglichkeit einer Frau bestimmen. Die Puppe über die gelesen wurde, heißt Mila und stammte aus der Slowakei und mußte daher, wahrscheinlich vor einigen Jahren, in einen VW-Käfer aus Bratislawa regelrecht geschmuggelt werden. Dann saß sie jahrelang in der Wohnung der Protagonistin, wurde später in einem Schrank verstaut, weil sie mit ihren echten Zöpfen und vielen Unterröcken altmodisch geworden war, bis sie bei zwei Lehrerinnen in der USA eine neue Heimat fand.

Eine interessante Veranstaltung nach einer intensiven literarischen Woche, wo ich zweimal im Literaturhaus und in der “Alten Schmiede” war und da viel Interessantes und Unterschiedliches hörte. Morgen, das kann ich gleich verraten, wird es wieder eine Matinee geben, auch wenn die vielleicht nicht ganz so literarisch sein wird.

und fließt die zeit wie wasser wie wort

Und wieder ein wenig Lyrik, die kommt ja bei meinen Bücherbergen und den dicken Schmökern von Romanen, die manchmal darauf liegen und ich ja auch eine dicht an der Realität befindende Romanschreiberin bin, oft ein wenig zu kurz, obwohl im März ja wieder der Mona der Lyrik naht, es in der “Alten Schmiede” und auch sonst wo die Lyrik-Festivals gibt und ich  auch erst vor kurzem bei einem Lyrikabend war, da habe ich die 1940 geborene Christl Greller getroffen, die  rührige bemühte GAV-Kollegin, die  Werbetexterin war und sich 1995, wie ich dem Klappentext entnehme, dem literarischen Schreiben zuwandte.

Gehört oder gelesen habe ich das erste Mal, glaube ich, von ihr, als ich so um 2000 muß das gewesen sein, eine eifrige Besucherin der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft war, zu der ich  durch “Luipold Stern-Preis” gekommen bin und sie dort, glaube ich, eines ihrer Bücher vorstellte.

Sie hat, entnehme ich, weiter dem Klappentext, drei Erzählbände, einen Roman und sechs Gedichtbände, die Erzähbände “Der Schmetterlingsfüßler” 1998 erschienen und “Schatten werfen” habe ich in meinen Regalen, ebenso das “Podium-Portrait-Gedichtbändchen”, das sie mir freundlicherweise einmal verehrte.

Als ich 2002 bei dieser Halbpreisschiene in dem damals noch nicht so existierenden Schmiedesaal in den Semesterferien, um fünf Uhr Nachmittag mit Uwe Bolius in der “AS” gelesen habe, war sie unter dem Publikum, da habe ich sie persönlich kennengelernt und sehe sie seither immer wieder im  bei Veranstaltungen, in der “Alten Schmiede”, im Literaturhaus, in der “Gesellschaft” und bei den “Mittleren” hat sie auch einmal gelesen.

Sie organisiert auch selber Veranstaltungen und da ist, wie beim vorliegenden sechsten oder siebenten Gedichtband, die Zeit das Thema, “Die Zeit und wir” heißt es da und da habe ich bei einer ihrer Veranstaltungen in der Klimt Villa gelesen, sucht sie für ihre Veranstatlungen ja immer ungewöhnliche Orte, ich war aber auch bei einem ihrer Lyrik Abende in der “Gesellschaft” und und.

Es gibt Preise und Gedichte, die im “Standard” und in Ö1 erschienen ist, ist Christl Greller ja, wie schon beschrieben sehr bemüht und so gibt es auch in dem vorliegenden in der “Editon  lex  liszt” erschienenen Band, sehr viel Kollegalität, nämlich ein Mottogedicht von Marie Therese Kerschbaumer, der großen Dichterin, die ich im Arbeitskreis schreibender Frauen schon in den soäten Siebzigerjahren kennenlernte und Zeichnungen, schöne zarte Graphikmuster von der 1935 bei Villach geborenen Angelika Kaufmann, die ich auch regelmäßig in der “Alten Schmiede” sehe, gibt es in dem Buch auch und ein Nachwort von Rudolf Kraus, der das Fließen und die Bewegung, der klein geschriebenen Texte erwähnt. Das Wasser und die Zeit, die als ständige Thema, das sich durch das hundertzehn Seiten Bändchen fließt. Die Vergänglichkeit ist ebenfalls ein ständiges Thema, das ja sowohl mit dem Fließen, als auch mit der Zeit zusammenhängt, ein Suchen, ein Bewegen und ein sich Ausdrücken und dann gibt es auch Momente, da findet sich nichts, man muß warten, stehenbleiben, ausatmen und an Morgen denken.

“hm” heißt das Gedicht “und denke und denke und denke – und finde nichts, das wichtig genug ein gedicht darüber zu schreiben. vielleicht morgen?” schreibt Christl Greller und man kann das Schwerfallen des Stehenbleibens und Verweilen müßen hautnah spüren und doch ist man zu diesem Zeitpunkt auf Seite zweiundsiebzig und ist mit Christl Greller schon durch viele bewegende Momente gegangen und sehr schön finde ich die Zusammenfassungen, ein paar kurze klare Worte, die unter manchen ihrer Gedichte stehen, beim “schneefall” zum Beispiel:

“auf den lippen eine flocke und zergeht. und kühl vor den augen der tanz, und leicht auf den schultern die liegengebliebene last.

morgen salzstreuung”

Es gibt Gedichte, die an ihre Reisen nach Norwegen erinnern und dann eines das den “pannonischen sommer” beschreibt: “und reben, reih und glied, in liebe aufgebunden. der see als streif am horizont”, die letzte Zeile wird refrainartig mehrmals wiederholt, was uns die pannonische Landschaft so richtig vorstellen läßt und das Gedicht “blattgold”, das die Vergänglichkeit des lebens, wie noch bei ein paar andere, wohl am stärksten zeigt:

“jetzt nicht mehr sparen, später ahorn und verschenkt, verschleudert er sein gold – und nützt ihm nichts, wenn es an sterben geht”

Man kann sehr schön in diesen zarten Zeilen ungehemmt von hinent nach vorne springen und sich dabei von der auch immer kritischen und manchmal auch melancholischer Sprachmelodie umhüllen lassen.

Kommt dann zur “doppelstunde”, wo Christl Greller den Zeitsprung beschreibt, wo die “sommerzeit wieder normalzeit” wird, die sich listig ausnützen läßt:

“einmal wunscherfüllung einmal ZWEImal leben seis nur von zwei bis drei zeiger zurückgestellt, stunde wiederholt. zweite chance gehabt – und doch: weiter wie immer”

Sehr beeindrucken würde ich sagen und so gleitet man sprachumhüllt durch das Bändchen, um über dem ebenfalls sehr beeindruckenden “Chipgedicht” zu einem Wien-Zyklus, den “Gesichtern einer Stadt” zu kommen, wo Christl Greller für jeden Monat vom Jänner bis Dezember ein eigenes Gedicht hat, das von den “farblosen tagen, der abgeschalteten weihnachtslichter am graben” im Jänner bis zum Dezember, wo es “auf jedem freien  platz im häusergewühl, eine holzhütte, sogenannter weihnachtsstand” gibt.

Und so bin ich an das Ende des Bändchen gekommen, kann mich bei Christl Greller für das von ihr gewünschte Lesevergnügen bedanken, ihr den Anklang den es bei mir gefunden hat, versichern, hoffe auch das entsprechende Feedback gegeben zu haben und kann ihr noch weitere Lyrikbände wünschen.

Zweimal Lyrik

Die “Lyrik im März” wäre heuer fast an mir vorbei gegangen, war ja vorige Woche, als es die traditionelle GAV-Veranstaltung gab, Schreibgruppe und die Lyrikabende in der “Gesellschaft” am siebenten und am achten März habe ich auch versäumt, wenn  nicht am Dienstag noch einmal zwei Lyrik-Bände dort vorgestellt worden wären und bezüglich Lyrik habe ich am Vormittag auch eine Überraschung erlebt, denn als ich da in die Vinothek in die Ziegelofengasse gegangen bin, um meine Büchersendung abzuholen, hatte mir Anita Keiper ganz unerwartet wieder ein Lyrikbändchen aus ihrer Reihe, nämlich Gedichte des 1984 geborenen Grazers Mario Hladicz geschickt, dessen Band “Gedichte zwischen Uhr und Bett” wohl an welchen Monsterroman erinnert, den auch ein junger Grazer geschrieben hat, wenn ich mit einer Räselfrage zu der Lyrik in der “Gesellschaft für Literatur” überleiten darf.

Zu gewinnen gäbe es dann keinen Gedichtband, denn solche schreibe ich ja nicht, aber da sich auf meine Gewinnspiele ohnehin keine Leute melden, gerate ich diesbezüglich wahrscheinlich in keinen Zugzwang und in der “Gesellschaft” sind wieder zwei gute alte Bekannte aufgetreten, nämlich Manfred Chobot und Christl Greller und die 1940 geborene Christl Greller hat mich, 2002 muß das gewesen sein, als ich mit Uwe Bolius meine “Halbpreislesung” in der “Alten Schmiede” hatte, angesprochen, so habe ich sie vermutlich kennengelernt oder kannte ich sie schon von diversen GAV-Veranstaltungen?

Sie sie jedenfalls auch eine eifrige Veranstaltungsbesucherin, ist sehr bemüht und ehrgezig, hat früher in der Werbung gearbeitet und, wie Manfred Müller einleitete in den Neunzigerjahren zu schreiben und zu publizieren begonnen.

Ich habe ihren Namen  auch einmal in der Gewerkschaft gehört, wo ich ja 2000 bei der Schreibwerkstatt der Evelyne Haas mitmachte. Da gab sie eine Lesung und zehn Bücher hat sie, wie Manfred Müller betonte, auch schon geschrieben.

Ein Roman, drei Erzähl-, sechs Gedichtbände. Einige davon habe ich zu Haus und bei Christl Greller Lesungen bin ich auch schon gewesen und eine Spezialität derselben ist wohl, daß sie ihre Arbeiten öfter mit den Werken anderer Künstler verquickt.

So gab es zu einigen Gedichten aus dem “Residenz-Bändchen” “stadtselenland”, das sie vorstellte, einen Leporello der Künstlerin Yoly Maurer, den man sich im Foyer anschauen konnte und Manfred Müller rühmte auch  die Alltagsthemen, die Christl Greller in ihren Gedichten berührt.

Sie führte dann durch ihren Gedichtband, sagte immer etwas dazu, was ich sehr interessant fand.

Die Jahreszeiten wurden dabei auch berührt, so gab es Frühlingsgedichte, welche über Amseln, Grillen, bis es dann zu Weihnachten ging.

Das Schreiben wurde, glaube ich, auch erwähnt und der Kontrast zu Christl Grellers feiner Lyrik und ihren kleinen feinen Sprachspielerein, war dann der 1947 geborene Manfred Chobot, den ich auch schon über in der “Gesellschaft” hörte und mit dem ich auch kürzlich in Salzburg gelesen habe.

Einen größeren Kontrast kann es, glaube ich, nicht geben, aber Manfred Chobot, der inzwischen aus Bangladesh zurück ist, wohin er kurz nach unserer Lesung flog, feierte in Mai seinen siebzigsten Geburtstag.

Zu seinem sechzigsten feierte er, glaube ich an dem Tag im Literaturhaus, wo ich den “Tag der Freiheit des Wortes” veranstalten wollte.

Jetzt gibt es einen von Beppo Beyerl herausgegeben Gedichtband, der eine Sammlung aus den fünfzehn schon erschienenen Bänden ist und durch diesen hat sich Manfred Chobot durchgtelesen. Bekannt für ihn gab es sehr viel Erotisches, das mir manchmal zu stark und zu derb war. Die politischen Gedichte haben mir aber schon in Salzburg sehr gefallen und am Schluß gab es noch eine Diskussion über die Art des Schreibens und, wie die beiden ihre Themen finden?

Auch da gibt es Unterschiede, Manfred Chobot schreibt sehr viel im Dialekt, Christl Greller bleibt bei der Hochsprache und sie hat im ORF auch eines der sogeannten”Schirmgesichte”, das sie auch noch vorlas und dafür um Stimmen für die diesbezügliche Abstimmung bat.

Da weiß ich nicht so genau, ob ich das mache, denn da müßte ich auch die anderen Gedichte kennen, bevor ich mich für mein Lieblingsgedicht entscheiden kann und so genau höre ich nicht Radio oder lese ich den “Standard”, um das entscheiden zu können.

Manfred Chobot, den ich, glaube ich in den frühen Siebzigerjahren durch eine Arbeiterzeitung-Beilage  meines Vaters kennenlernte und später immer wieder bei Veranstaltungen und auch in GAV wiederbegegnet bin, wünsche ich aber zum Geburtstag alles Gute und fein auch heuer etwas von der “Lyrik im März” mitbekommen zu haen, denn es wird  noch etwas dauern, bevor ich Band fünfzehn der “Editon Keiper” lesen werde können.