Zum hundersten Geburtstag von Vera Ferra Mikura

Ich bin ja, wie ich immer schreibe, in einem der alten Zwischenkriegsgemeindebauten aufgewachsen, der Vater ein aktiver Sozialist, Krankenkassenangestellter, der in seiner Freizeit in der Tanzschule Hernals, die der SPÖ gehörte arbeitete, die Bücher der “Büchergilde Gutenberg” vertrieb, etcetera, was zur Folge hatte, daß ich von den “Kinderfreunden” jedes Jahr ein Buch zu Weihnachten bekam.

So bin ich zu der am vierzehnten Februar 1923 geborenen Vera Ferra Mikura beziehungsweise ihren Büchern gekommen, die damals in den Neunzehnsechzigerjahren zumindestens in den sozialistschen Kreisen en vogue war.

Die “Drei Stanisläuse”, “Zwölf Leute sind kein Dutzend”, “Peppi und die doppelte Welt”, “Meine Freundin Rosine”, Titel, die heute noch bekannt sind, obwohl die Autorin, die zu meinen Erstaunen erst 1997 gestorben ist, inzwischen ziemlich vergessen ist oder vielleicht richtiger, wird sie inzwischen wieder entdeckt.

So ist vor kurzem ihr Nachkriegsroman für Erwachsene, “Die Sackgasse”, 1947, erschienen, wieder auferlegt worden und jetzt zu meinen Überraschen in den “Gedanken für den Tag”, Christian Teissl, den 1979 geborenen Lyriker, mit dem ich am Skriptorium in Seitenstetten teilnehmen sollte und der inzwischen auch Präsident oder Vorstand des Schriftstellerverbandes ist “Schreiben als literarische Luftnummer”, eine Gedenksendung zu der Autorin, die als Gertrud Mikura in Wien geboren wurde, 1948 den Statsoperntänzer Ludwig Mikura geheiratet hat und seit dieser auch Zeit als freie Schriftstellerin tätig wir.

Ihr Gedichtband “Melodie am Morgen”, den Christian Teissl zitierte, ist schon 1946 erschienen, dann kam der bisher wahrscheinlich unbekannte Roman und dann die Kinderbücher.

“Der seltsame Herr Sauerampfer”, ein Titel, der mir bekannt erscheint, ist 1957 erschienen. Ich habe aber, wie ich zu meinen Erstaunen feststellte, als ich in meinen Biblothekskatalog nachsah, nur drei ihrer Büchher, nämlich “Lustig singt die Regentonne”, die schon erwähnte “Freundin Rosine”, die mich sehr beeindruckt hat, eher ein Jugendbuch und dann noch die 1959 bei “Bergland” erschienene Erzählung “Die Lektion”.

Also nicht einmal “Die drei Stanisläuse”, an die ich mich lebhaft erinnern kann. Aber vielleicht habe ich die Bücher verschenkt. Als ich in der Otto Bauer Gasse wohnte, habe ich öfter meine Kinderbücher den jugoslawischen Nachbarkinder gegeben oder sie in der Hauptschule gelesen.

An den “Peppi und die doppelte Welt”, 1963 erschienen, wahrscheinlich aus der Hauptschulbücherlande, kann ich mich lebhaft erinnern, geht es da doch, um ein Scheidungskind, das die eine Wochenhälte bei der Mama, die andere bei dem Papa lebt. Am Sonntag Mittag ist die Übergabe und da ist da das Problem, glaube ich, daß der Peppi da Schwieigkeiten mit dem Mittagessen hat, weil er das dann zweimal bekommt und niemanden kränken will.

“Die Freundin Rosine” schildert ein Außenseiterkind mit Komplexen. Also auch sehr sozialkritisch und so hätte ich Vera Ferra Mikura, die ich für eine Vorgängerin der berühmten Christine Nöstlinger halten würde, auch eingeschätzt und lese jetzt mit Erstaunen bei “Wikipedia” daß ihre Bücher auch phantastische Elemente, also, die des magischen Realismus enthalten. Ja für Kinder ist die <phantasie sehr wichtig, da liest es sich wahrscheinlich leichter und da kann man die Realität auch sehr gut hinüberbringen.

Vera Verra Mikura also meine Kinderbucherinnerungsautorin, deren Bücher ich, wie, die von Friedrich Feld, die auch unter dem Christbaum lagen, gern gelesen habe.

In der Hauptschulbücherlade, wo man sich die Bücher ausborgen konnte, lag, glaube ich, auch ein Buch der Erika Mitterer “Kleine Damengröße”, die ja eher dem bürgerlichen Lager zuzurechnen ist. Das habe ich, glaube ich, einmal versucht abzuschreiben, bin aber wahrscheinlich über das erste Kapitel nicht hinausgekommen und jetzt eine Woche in das Werk der Vera Ferra Mikura, die mir trotz des Erzählbandes, als Kinderbuchautorin in Erinnerung ist, eintauchen.

Als das “Wiener Lesetheater” seinen Osterspaziergang, den es nicht mehr gibt, glaube ich, durch die Landstraße machte, sind wir in irgendeinen Gasthaus gesessen, wo wahrscheinlich eine Tochter der Autorin, die Werke ihrer Mutter las, die sich wahrscheinlich nicht nur als Kinderbuchautorin verstand, was man jetzt vielleicht jetzt erst oder wieder entdecken kann.