Dollfußs Monolog

Oder das “Plädoyers eines Märtyrers” eine Grosteskte des 1963 in Leoben geborenen Historikers und Juristen Werner Anzenbergers, der das literarische Psedonym Peter Veran gewählt hat und das Literaturhaus mit einer Menge steirischen oder auch anderen Politikerm gefüllt hat.

Ein tolles Buch sechsundachtzig Jahre nach den Februarkämpfen erschienen und ein bißchen zu spät, um den zwölften Feburar zu würdigen, aber nicht nur Afdolf Hitler ist in “Er ist wieder da”, ein Buch das ich noch lesen muß, zurückgekommen, auch Engelbert Dollfuß, der vm 1932 bis 1934 österreichischer Bundeskanhzler war und im Juniputsch der Nationalsohzialisten 1934 ermordert wurde, ist laut Werner Anzenberger zurückgekommen, beziehungsweise wurde er aus seinem Hietzinger Grab exhuminiert und in den Gerichtssaal gestellt, wo er der Frau Rat sein ganzes Leben erzählt und am Schluß ganz ganz sicher ist, daß er freigesprochen wird.

Sein Leben und seine politischen Ambitionen und da entpuppt er sich sowohl als Dauerredner, als auch als allwissender Erzähler, denn er weiß sehr viel, nicht nur über die “sozialistischen Weiber”, wie die Adelheit (Popp) steht dann irgendwo angemerktoder die konservative Hildegard (Burian), die den Frauen eine Verordnung für Garten und Küche bescherte und sich der Engelbert darüber wunderte, wozu sie dieses denn brauchen, als auch über das Ibiza-Video und den Kurzzeitvizekanzler, der ja heute seine Aschlermittwochrede hält in der er verkünden wird, ob er auch wiederkommen wird und Hannes Hofbauer sein Verleger moderierte und kommentierte den Monolog des ebenfalls sehr redegewandten Autors. Nachher gab es Brötchen,  Getränke und Gespräche. Ich habe mich mit einer steirischen Politikerin sehr lange unterhalten, die mir auch erzählte, daß Werner Anzenberger auch in Leipzig lesen wird und ich kann noch anmerken, daß ich vor langer Zeit Paula Wallischs “Ein Held stirbt”, ein Buch, das ich im Bücherschrank meiner Eltern in der Wattgasse gefunden habe, gelesen habe, das Werner Anzenberger auch erwähnte und weil es heuer am 12. 2. ja nichts Politisches gab, ist diese Groteske sehr zu loben und  jetzt muß ich nur noch schauen, ob ich sie im schrank einmal finde.

Die Weißen

Jetzt kommt ein Stück österreichische Zeitgeschichte, eigentlich ein Rundgang durch das letzte Jahrhundert, denn der 1950 geborene Luis Stabauer behandelt in seinen Büchern, obwohl er Schreibseminare der Schule für Dichtung oder der Leondinger Akademie, beispielsweise bei Lydia Mischkulnig oder Bettina Balaka besucht, für sehr politische Themen.

Vor einigen Jahren habe ich ihn kurz nach der GV der GAV bei einer Kleinstverlagmesse in Hietzing kennengelernt, da hat er mir zwei seiner Bücher, eine Anthologie der Leondinger Akademie und die Romanbigografie “Der Kopf meines Vaters”, die von einer Dreizehnjährigen berichtet, deren Vater von den Nazis hingerichtet wurde, gegeben.Später ist sein Buch ” Wann reißt der Himmel auf” über Südamerika erschienen und über seine Mutter hat er in “Atterwellen” auch geschrieben.

Die Politik scheint ihn aber nicht auszulassen und so hat er in Zeiten der Rechtswende, wo der Sozialismus, als gescheitert erklärt wird, höchstwahrscheinlich gerade richtig, den Versuch unternommen, zwei Zeitzeugen, nämlich diese Dreizehnjährige und das Spiegelgrundopfer Friedrich Zawrel, der durch das Buch “In den Fängen des Dr. Gross”, das ich, glaube ich, auch gelesen habe, bekannt wurde, zusammenzubringen und einen Roman darüber zu schreiben.

Franzi und Ernst, auch  Tschuri, heißen die beiden Hauptpersonen, die in abwechselnden Kapiteln, sie in Ich-Form, er in der Er-Perspektive, die Geschichte ihres Lebens beziehungsweise, das letzte Jahrhundert erzöhlen.

Die “Weißen” ist der Name einer Widerstandsgruppe, die sich im Austrofaschismus gründete, keine Ahnung, ob nachempfunden oder wirklich existent.

Ernsts Eltern haben sich jedenfalls darin engagiert und sind dabei ums Leben gekommen, so ist Ernstl, der seine Jugend auch im Schrebergarten seiner katholischen Großmutter verbrachte, bei Franzis Eltern, Toni und Hedi, die sozusagen seine Zieheltern wurden untergekommen. Die betrieben zuerst eine kleine Wäscherei in Ottakring, die sie später aufgegeben haben. Ernstl, ein wenig älter als Franzi war dann selbst im “Negerdörfl”, in einer Widerstandsgruppe, wo er sich Erciht Mühsam nannte und die Jüdin Rosa Luxemburg, sozosagen seine Jugendliebe war.

Tscherl war sein Deckname bei den Weißen und Toni wurde von den Nazis 1943 hingerichtet. Die Mutter blieb im Widerstand, wurde später Polizistin. Ernst, der sie verdächtigte, mit einem Pfarrer zu kollaborieren, brach den Kontakt zu ihr ab, aber da war er selbst schon in Schwierigkeiten.

War er doch wegen eines Lebensmitteldiebstahl auf den Spiegelgrund und so in die Fänge des Dr. Gross gekommen. Später nach dem Krieg, brachte er sich durch kleine Gaunereien, weil ihm der Führerschein durch eine Vorstrafe verweigert wurde, wie Friedrich Zawrel, durchs Leben. Wurde verhaftet, kam wieder in die Fänge des Dr. Gross, der jetzt  anerkannter Gerichtsgutachter war, der ihn nach Stein brachte. Dort gelang es ihm mit Hilfe des “Kuriers” und eines kritischen Arztes, hier Wolfgang genannt, Gross Machenschaften aufzudecken. Er wurde befreit und berühmt, ein uneheliches Kind zu dem ihm der Kontakt verwehrt wurde, hat er auch bekommen und zu seiner Jugendfreundin Franzi, ist er erst sehr viel später wieder in Kontakt gekommen.

Die beginnt ihre Kapitel aber, als alte Frau und daran kann man Luis Stabauers Arbeitsweise sehr gut erkennen, in dem sie das Haus, in dem sie aufgewachsen ist, wieder besuchen will. Dort lebt jetzt eine freundliche Tschetschenin, die sie herumführt und Franzi beschließt daraufhin ihr Leben aufzuschreiben.

Beschreibt den Widerstand der Eltern und die Schwierigkeiten, die sie im Kindergarten erlebte, als sie der Tante dort erzählte, daß sie plötzlich einen Bruder namens Tscherl bekommen hat.

Hier könnte ich einen Kritikpunkt anbringen, denn, ich glaube eigentlich nicht, daß eine Vierjährige schon soviel und ausführlich erzählen kann, wie es Stabauer beschreibt.

Der Krieg geht aber einmal zu Ende, Franzi heiratet, bekommt zwei Kinder und die Geschichte geht auch weiter, 1956 mit dem Ungarnaufstand und 1968 marschierten ja die Russen in Prag ein und hier macht Stabauer wieder Geschichte, in dem die kleine Emma an jenen 21. August in Prag bei ihrer tschechischen Oma ist und die Eltern haben Schwierigkeiten, die Kleine wieder nach Österreich zu bringen. Es gelingt aber, Hedi stirbt und 1989 kommt es noch einmal zu einer Wende.

Dazwischen gibt es  die Geschichte mit dem Pfarrer, denn Toni wurde ja an die Gestapo verraten, wer war das ist die Frage und da gibt es eine kleine Krimihandlung, nämlich jenen Pfarrer, der schwört, daß er unschuldig war und sogar das Beichtgeheimnis preisgibt und von einem, der von der Gestapo in die Gruppe eingeschleust wurde.

Erst spät kommt es zu einer Widerbegegnung mit Ernstl und Franzi. Dr. Gross wird endlich angezeigt und konnte, glaube ich, weil nicht mehr haftfähig, nicht verurteilt werden und Norbert Hofer und ein paar andere aktuelle Politiker tauchen auch noch auf, bis es zu Ernstls Begräbnis kommt, das die achtzigjährige Franzi besucht und da gibt es noch ein aktuelles Detail, nämlich, das, daß die Achtzigjährige, aus dem Pensionistenwohnhaus wieder aus und in eine kleine Wohnung zieht, als ihr dort die Reformbewegungen der Stadt Wien nicht gefallen. Ob das eine biografische Erfahrung ist?

Ich weiß es nicht und könnte Luis Stabauer danach fragen und ihn auch noch auf einige andere Details aufmerksam machen, die ich aus dem Buch herauslektoriert hätte.

So wird man glaube ich, nicht “Meine Herzfrequenz steigt an!”, sondern “Mein Herz schlägt schneller!”, sagen und bei einer Szene mit dem Pfarrer gibt es einen Perspektivenwechsel, der mir auch unlogisch erscheint.

Sonst aber ein interessantes Buch. Ein sehr interessantes Stück Zeitgeschichte, das ich wirklich nur empfehlen kann und ansonsten kann ich nur hinzufügen, daß ich es sehr schade finde, daß Luis Stabauer kein GAV-Mitglied ist.