Israelische und palästinesische Spannungsfelder und Konflikte

Norbert Gstrein hat einen neuen Roman geschrieben “In der freien Welt”, der gerade erst erschienen ist und der heute Morgen im Morgenjournal vorgestellt und wahrscheinlich angekündigt wurde, daß daraus am Abend in der “Alten Schmiede” gelesen wird. Das habe ich zwar ein wenig verschlafen, mir aber gedacht, daß ich früher hingehen soll, weil vielleicht viele Leute kommen werden. War aber nicht so, ein Platz in der ersten Reihe war jedenfalls noch frei und Kurt Neumann leitete, das neue Buch dann lange und umständlich ein.

Daß es um den israelisch palästinenischen Konflikt, beziehungsweise die Kriege dort, geht, habe ich schon im Morgenjournal mitbekommen und auch gewußt, daß der 1961 in Tirol geborene Norbert Gstrein, bekannt für seine provokanten Themen, beziehungsweise Spannungsfelder ist, so hat er auch über den Jugoslawienkrieg geschreiben und wurde, glaube ich “Beim Handwerk des Tötens” angegriffen, daß man so nicht über den Krieg schreiben darf, hat über das Haus “Suhrkamp” einen Schlüßelroman geschreiben, den ich mit Vergnügen gelesen habe, seine ersten beiden Bücher waren, glaube ich, experimentell und bei “Selbstportrait mit einer Toten” geht es, glaube ich, um den Wiener Literaturbetrieb, mit “Eine Ahnung vom Anfang” ist er auf LL von 2013 gestanden und den “Wildganspreis” hat er auch bekommen.

Ich habe einiges von ihm gelesen, die “Englischen Jahre”, wo ich auch einmal bei einer Lesung im Literaturhaus war, stehen auf meiner Leseliste und jetzt also der israelisch-palästinensiche Konflikt.

So ganz habe ich bei der Einleitung von Kurt Neumann nicht ganz verstanden, worum es in dem Buch geht, er erzählte jedenfalls von einem amerikanischen Schriftsteller namens John, der Jack gerufen wird, der, Sohn einer jüdischen Mutter, um etwas Nützliches zu tun, nach Israel zuerst in den Kibuz und dann in die Army geht, danach in Amerika verkommt, trinkt, im Untergrund lebt und einen anderen österreichischen Schriftsteller namens Hugo kennenlernt.

Ein Festival in Gmunden gibt es auch und Hugo schreibt einen Schlüßelroman. Der eine hat dem anderen eine Freundin weggekommen, deshalb sind sie Freunde geworden, sagte Kurt Neumann. Da kannte ich mich schon nicht mehr recht aus, daß John bei einem Attentat ums Leben kam und Hugo über ihm schreiben wird, hat er auch erwähnt und noch hinzugefügt, daß er jetzt auf etwas vergessen hätte, da hat ihm das Publikum unterbrochen und gesagt, daß sie das selber lesen wollen.

Ja, ja, das Spoilern, was ich ja auch so gern betreibe, gilt als  inzwischen als Unart und “Amazon” streicht, glaube ich, solche Kritiken hinaus, Kurt Neumann hat sich aber nicht unterbrechen lassen, weil Norbert Gstrein aus dem zweiten oder dritten Kapitel seines Buches lesen wollte, das aus drei Kapiteln und einen Epilog besteht und dann würde man es nicht mehr verstehen.

Norbert Gstrein hat dann auch ziemlich hinten mit einer Stelle, wo John, dem Hugo sagt, daß er alles über ihm, aber ein gutes Buch schreiben soll, denn was hat er davon, wenn er ein Held ist und das Buch ist schlecht und sich dann etwas nach vorn und wieder zurück gelesen.

Eine Stelle, wo Hugo in Amerika in eine Buchhandlung kommt und einen Nachruf auf den toten Freund halten soll und da von einem nackten drogensüchtigen Mädchen erzählt, das er gerettet hat und das  später die jüngste Physik Profesorin von Tel Aviv wird und dann noch eine Stelle, wo Hugo nach Israel fliegt und im Flugzeug von einer pensionierten Lehrerin angesprochen wird, die ihm erzählt, daß sie leider keine Jüdin wäre, aber gern und oft nach Isreal fliegt, worauf er ihr erzählt, daß er ein Eisverkäufer wäre, der den Israelis besondere Sorten andrehen will.

Nachher hätte es laut Programm eine Gespräch zwischen Norbert Gstrein und Kurt Neumann geben sollen, der war aber vielleicht  beleidigt, jedenfalls hat er das Wort an das Publikum weiter gegeben und seltsamerweise haben sich mehrere Damen, darunter Evely Holloway gemeldet den Autor angegrifen, warum die Frauen bei ihm so schlecht wegkämen und warum er meint, daß die jungen Leute glauben, alle Juden umarmen zu müßen, um die Schuld ihrer Väter und Großväter gutzumachen, worüber sich Gstrein, glaube ich, lustig machte.

Auch, daß sich John für seine Schwäche schämt und stark sein will, um sich zu wehren, wurde kritisiert, was mir aber ebenso logisch, wie Norbert Gestrein erscheint, der mit den Angriffen erstaunlich locker umzugehen wußte, da habe ich bei Daniel Kehlmann ja schon einmal etwas anderes erlebt und auf die Frage, wieviel er für das Buch recherchierte, erzählte, daß er einen Schriftsteller und einen Journalisten als Berater gehabt hätte, die in dem Buch auch vorkämen und, daß er nicht unbedingt von dem israel palästinensichen Konflikt schreiben hätte wolle, sondern daß sich das im Lauf des Schreibens so ergeben hätte.

Er las dann noch ein Stück, nämlich von einer Literaturveranstalterin in Bad Ischl, die unbedingt Philip Roth zu ihren Lesungen einladen will, der aber ablehnte, weil er nicht in Deutschland oder Österreich lesen beziehungsweise von ihr umarmt werden will.

Ein spannender Roman und eine  interessante Lesung, denke ich, die ich bezüglich Norbert Gstrein bisher vielleicht ein wenig skeptisch war, spannend auch, ob ich das Buch einmal finden werde und ob es auf die neue LL kommt, aber ich habe ja noch die “Englischen Jahre” und auch einiges andere zu lesen.

Das Buch passt auch sehr gut zu der gestrigen Veranstaltung, denn ich interessiere mich ja sehr für den Holocaust und die Zeitgeschichte, obwohl ich keine Schuldgefühle habe und eigentlich nicht so viel umarmen will.

Der Susan Effekt

Jetzt kommt eine kleine Unterbrechung beim selbsternannten Buchpreisbloggen, nämlich Peter Hoegs “Der Susan Effekt” ein wahrscheinlicher Bestseller, der jetzt gerade von “Hanser” promotet wird.

Das heißt, es gab eine Bloggeraktion, wo man zehn Exemplare gewinnen konnte, bei solchen Aktionen beteilige ich mich öfter und gewinne selten, das heißt von “Hanser” habe ich schon die “Maulina Schmitt” gewonnen und das Polgar “Marlene-Buch”, das dann gar nicht so leicht zu bekommen war und jetzt inmitten der “Longpreis-Euphorie” und der Jagd nach den LL-Büchern, wie es “Buzzaldrin” nannte, kam der “Susan Effekt” ins Haus und ich kann einmal ganz offizell bloggen, obwohl ich solche Unterscheidungen sowieso für Unsinn halte und man gerade beim Bloggen (noch) machen kann, was man will und das auch tun sollte.

Und ein kleines bißchen geht es vielleicht auch in dem neuen Buch des “Fräulein Smillas-Erfinders”, des 1957 in Kopenhagen geborenen Peter Hoeg.

Fiilm und Buch habe ich damals gelesen bzw. gesehen, ein paar weitere Hoeg Bücher werden sich in meinen Besitz befinden und jetzt das neue Buch, das “Hanser” mit ein paar Filmchen promotete.

Da sieht man einen Mann oder Frau im Bild und die werden zu irgendwelchen Verbrechen befragt, sie leugnen, wehren sich, dann tritt Susan auf den Plan und die Wahrheit kommt zu Tage.

Das, der Susan Effekt, der Exsperimentalphysikerin Susan Svendsen ist, daß sie Menschen dazu bringt, die Wahrheit zu sagen. Da denkt man sich dann schon seinen Teil. Das Buch beginnt dann aber ganz anders und der sogenannte Wahrheitsfaktor ist meiner Meinung nach nur ein Nebeneffekt.

Iin Wirklichkeit denke ich, geht es um Macht, Politik und die neuen Eliten und das Buch spielt, wenn ich mich nicht irre, ein bißchen in der Zukunft, zumindest ist Susan, wie sie meint, eine der letzten, die noch ein Festnetztelefon besitzt.

Die Endvierzigerin Susan ist auch sonst ziemlich besonders, nämlich Mitglied einer dänische Herzeigefamilie, die auch entsprechend promotet und interviewt wurde, sie Experimentalphysikerin, ihr Gatte Laban, Komponist und auch die sechzehnjährigen Zwillinge scheinen etwas Besonderes zu sein.

Die Familie war ein Jahr in Indien und da geriet jedes einzelne Mitglied der Familie mit dem Gesetz in Konflikt, das wird nur so nebenher erzählt, beziehungsweise ist es der Aufhänger für die Handlung, denn damit sie nicht den Rest ihres Lebens inm Gefängnis verbringen, wird Susan vom Geheimdienst angeboten, daß sie sich freikaufen kann, wenn sie die Protokolle der sogenannten Zukunftskommission besorgt.

Das Ganze beginnt in der Villa des Nobelpreisträbers Bohrs, in dem jetzt eine alte Dame, ebenfalls Nobelpreisträgerin und Lehrerin Susans vor sich hinstirbt und Susan rückt nun aus dieses Protokoll zu beschaffen.

Der Weg dazu führt über ihre Mutter, eine Ballettänzerin, das Interessante an dem Buch ist, finde ich, das sich seine Protagonisten und Hauptfiguren in den Siebziger oder Achtzigern befinden, denn diese Zukunftskommission bildete sich 1972 und bestand aus sechs oder zwölf hoffnungsvollen jungen Wissenschaftlern, die dann auch, ähnlich, wie Susan, die Wahrheit herausfinden kann, die Zukunft vorhersagen konnte, also wann es zu welchen Kriegen, Katastrophen, etc kommen wird.

Das ist natürlich sehr brisant, so interessierte sich bald der Geheimdienst dafür und die jungen oder älter gewordenen Wissenschaftler begannen auch bald sehr gierig zu werden, kauften sich Kirchen, ließen sich Schlößer, etc, bauen und als Susan mit der Namensliste nun die einzelnen Mitglieder aufsuchen will, werden die nach und nach und das auf ziemlich brutale Art und Weise umgebracht.

So wird ein Gottesmann in eine Waschmaschine gesteckt, Susan und ihr Sohn Harald sollen von einem Bagger überfahren werden.

Man sieht der neue Bestseller liebt es brutal und lebt von Übertreibungen, nur das Härteste und Unwahrscheinlichste darf sein und so erzählt Susan bei der Weihnachtsfeier vor ihrer Mutter, ihren Kindern auch, daß sie mit Schzehn, da befand sie sich in einem Jugendheim, denn ihr Vater hat sie verlassen, vom Heimleiter vergewaltigt wurde. Sie rächte sich  natürlich, daß sie dem Täter Schrauben in den Körper bohrte.

Peter Hoeg hat vermutlich Steg Larsson gelesen, aber ich greife vor, noch ist es nicht so weit.

Noch bringt Susan, dem Geheimdienstler eine falsche Namensliste und soll dafür mit ihrer Familie nach Italen verschickt werden, sie bleibt natürlich und während die Kinder die Gänse braten, eine Diskussion, ob Fleisch oder vegarisch essen gibt es auch, geht sie mit Labdan in das Archiv eines Museums, um dort nach Unterlagen zu suchen. Das ist streng geheim, wenn sie erwischt werden, droht ihnen wieder Gefängnis. Aber auf einmal geht die Türe auf,  die Direktorin kommt mit dem Außenminister und einer Besuchertruppe herein und Labdan fängt zu dirigieren an, denn er ist ein Kommunikationstalent, dem alle gebannt zu füßen liegen und zu singen anfangen.

Ein bißchen absurd, der neue Bestseller natürlich, denn die Leute wollen ja wahrscheinlich lachen. Es geht also nach Haus zur Weihnachtsgans und da laden sich die Kinder immer einen Obdachlosen ein, diesmal ist der aber vom Geheimdienst und die Svendson werden auch auf eine sicherheitsgesperrte Biofarm verschickt, der Geheimdienstler ist der Gärtner, Susan die ihren Mann jedes Jahr einmal betrügt, bekommt ihm natürlich herum und so können sie, während der Gemeindiest schon ihr Haus verkaufte und ihre Konten auflöste,  fliehen und weiter aufklären.

Es geht, um nicht zu viel zu verraten, um einen Katastrophenplan und vierzig der Eliten sollen an eine geheimen Insel evakuiert werden, wenn diese Welt untergeht, die anderen werden vorher ermordet.

Susans verschollener Vater taucht wieder auf, erweist sich als Drahtzieher der Akton und während er,  Susan und der Außenminister in einem Ballon über den Dächern Kopenhagens schwebt, setzt Susan ihren Effekt ein, zwingt die anwesenden Männern, der Obergeheimdienstler in auch dabei, zur Wahrheit und die wird dann auch, die moderne Technik machts möglich, im Rundfunk übertragen und Susan kann zu ihrer Familie zurückkehren, weiterleben und weiterarbeiten, obwohl das gar nicht so sicher ist, denn auf ihrer einen Seite befindet sich zwar  ihr Mann, mit dem es ja Konflikte gibt, auf der anderen aber ein schöner junger Sicherheitsmann, der in die tolle starke Susan ein wenig verliebt zu sein scheint.

Ein Bestseller, der  leicht und spannend zu lesen ist und als Weihnachtsgeschenk für die berühmte Schwiegermutter wahrscheinlich gerade richtig kommt.