Wieder da

Das ist jetzt keine Rezension von Timur Vermes Kultbuch “Er ist wieder da”, obwohl ich das Buch, glaube ich, zu Anfang des vorigen Jahres im Schrank gefunden habe aber das Lesen noch nicht schaffte, sondern ein Bericht zu zehn Jahre offener Bücherschrank in der Zieglergasse, den es dort ja seit 2010 gibt und von mir fleißig frequentiert wird.

Er wurde dann auch einmal erneuert und unter der Patronanz von Nermann Nietsch wiedereröffnet und als ich im Sommer oder Herbst einmal vorbei kam, war er o Schreck verschwunden, und der Platz auf dem er steht, eine Baustelle, wird ja derzeit die ganze Wiener Innenstadt zu einer Fußgängerzone umgestaltet und ein Herr sagte mir auch beim “Wortschatz” am Margaretenplatz, daß er bis Weihnachten verschwunden sein würde.

Weihnachten ist vorbei und der Schrank nicht aufgetaucht, aber dafür eine Notiz auf der Seite bzw. am Platz, am 5. Februar um zehn Uhr ist Eröffnung und da bin ich natürlich hin, obwohl mir gar nicht so klar ist, ob das jetzt ein großes Ereignis sein wird oder nicht?

Es war dann auch nur ein Kleineres, als ich ein paar Minuten nach zehn dort auftauchte, denn der Schrank vorhanden, jetzt, glaube ich, von einem anderen Künstler gestaltet, ein paar Leute standen, um ihm herum. Schachteln standen am Boden und so ein Stehtischenchen war aufgestellt, auf dem eine Sekt Flasche stand. Frank Gassner war, glaube ich, da, der sich mit einer Frau unterhielt, die sich erkundigte, ob die Sitzgelegenheiten auch wieder aufgestellt werden würden, weil sie da gerne lesend gesessen hätte. Sie kommen, versicherte er und der Schrank gefüllt, aber mit gar nicht so besonderen Stückchen, den Tom Wolfe sah ich zwar und noch ein dickes Stück und ich habe mir James Joyces “Portrait des Künstlers als junger Mann” und Eva Menasses “Sieben Todsünden” herausgefischt, sowie, “Die Farbe Lila”, die ich, wie ich ientdeckte, aber schon hatte, also in den “Wortschatz” zurücklegen werde und bin dann in den Bürosupermarkt in die Neubaugasse um Büroklammern zu kaufen gegangen und als ich zurückkam, waren die Leute, das Tischchen, die Schachteln und der Sekt verschwunden und vor dem Schrank stand ein einzelner Mann.

Also ein sehr kurzes Event, aber trotzdem Bücherfreunde aufgepasst, der Schrank ist wieder da und kann bedient werden.

Geben und nehmen auf der einen und auf der anderen Seite und ich füge hinzu, daß ich diese Initiative des öffentlichen Raumes sehr sehr toll finde. Frank Gassner geht es, glaube ich, gar nicht so sehr um die Leseförderung, sondern eher, um das Kunstprojekt.

Die Schränke, die es in Wien aber jetzt zehn Jahre gibt, haben eingeschlagen wie die berühmten Schwammerln aus dem Boden. Mein Leseverhalten hat es verändert, habe ich doch durch den Schrank so manches Schmankerl gelesen, an das ich sonst vielleicht nicht herangekommen wäre und es gibt inzwischen zahlreiche Schränke in Wien, von denen ich wahrscheinlich gar nicht alle kenne, bei der Eröffnung im Hegerpark bin ich aber gewesen, bei dem in der Grundsteingasse habe ich einmal gelesen und sonst gibt es natürlich den “Wortschatz”, der aber nicht unter Frank Gassners Fittiche fällt, ich frequentiere, wie schon beschrieben die Schränke häufig und regelmäßig, lese aber inzwischen auch Neuerscheinungen und habe da, als ich mit meinen Bücherschrankfunden, sowie einen Glühweingewürz und zwei Glühweinhäferln, die ich bei diesem Geschäft in der Zieglergasse, bei dem man auch die Zaunerstollen kaufen kann, als Schnäppchen bekommen habe, David Albaharis “Heute ist Mittwoch”, das ich schon gelesen habe, ein zweites Mal bekommen , während ich immer noch auf Nele Pollatscheks Brexitroman warte.

3 thoughts on “Wieder da

  1. “Die Schränke, die es in Wien aber jetzt zehn Jahre gibt, haben eingeschlagen wie die berühmten Schwammerln aus dem Boden.”

    Solche epischen Kracher kriegen wahrhaftig nur Sie zustande, liebe Frau Jancak! 🙂 🙂 🙂

  2. Schön, daß es Ihnen gefällt und im Vertrauen, das mit den “Schwammerln aus dem Boden” ist ein Satz oder eine Metapher, die mir sehr gut gefällt und die ich daher öfter verwende, auch wenn sie vielleicht grammatikalisch nicht ganz stimmt, wie mir einmal ein lieber Freund erklärte, aber wie heißt es doch so schön, Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden, also schönen Tag und fein, daß Sie mich lesen, damit ich weiß, daß ich ein bißchen mehr auf die Freudschen- oder auch legasthenen Verschreiber aufpassen soll!

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