Der rote Judas

Jetzt kommt ein Buch, das ich eigentlich erst in Leipzig lesen sollte, denn es spielt in dieser Stadt im Jännner 1920, als die letzten Kriegsheimkehrer mit nur einem Arm oder einen Bein von der Gefangenschaft zurückkamen, da man aber mit den Neuerscheinungen, wenn möglich nicht so lange warten soll und das Buch auch im Jänner bis Februar spielt, also auf zu Thomas Ziebulas “Roten Judas”, der offenbar vorher schon viele historische Romane und Fantasy geschrieben hat und es jetzt einmal mit einem historischen Krimi versucht und ich muß sagen, es ist ein sehr gutes Buch mit allen geforderten Spannungseffekten, auch wenn vielleicht darum, nicht alles so logisch erscheint, gut recherchiert scheit es aber  zu sein.

Ich habe ja schon einige Krimis und andere Bücher über das Jahr 1918 und dem Ede des World War ones gelesen, den ich ja auch literarisch die letzten Jahre begleitet habe, die spielten aber meistens in Wien und da kann ich noch anfügen, über die Weimarer Republik habe ich auch etwas gelesen.

Also wieder schön der Reihe nach, damit sich meine Leser nicht aufregen, daß ich schon wieder unverständlich schreibe, da ist der ehemalige Kommissar und jetzige Major oder so was, Thomas Stainer, der mit dem Verwundetentransport aus Frankreich heimkommt.

Er ist zwar nicht körperlich verwundet, aber traumatisiert, also doch, hat Gedächtnislücken, Schreikrämpfe, etcetera. Kann nachts nicht schlafen, weil ihm die Schrecken von der Front durch den Kopf gehen und wurde deshalb auch psychiatrisch behandelt. Seine Frau hat ihn auch verlassen, beziehungsweise lebt sie jetzt mit einem ebenfalls traumatisierten Oberarzt ihrer Klinik, sie ist Hebamme, zusammen.

Er wird aber trotzdem wieder in den Polizeidienst einberufen und da und das ist eine der Unlogigkeiten in dem Buch zum Inspektor hinaufbefördert und hat gleich einen oder mehrere Fälle aufzulösen, denn es werden einige Kriegsheimkehrer ermordet und langsam führen die scheinbar unabhängigen Fälle zu einem einzigen großen zusammen.

Tiere, was das Buch sehr sympathisch macht und ihm seine besondere Note gibt, kommen auch wieder vor. Als Stainer zum Dienstantritt fährt, muß die Straßenbahn stehenbleiben, weil Bengels ein Kätzchen in eine Blechdose gesperrt haben und über die Straße jagen. Das nimmt er zu seinem Dienstantritt mit und nennt es Eule. Es gibt dann noch einen Schäferhund, auch ein Symbol, einen die Internationale singenden und unflätig schimpfenden Papgei und einen Kanarienvogel, der zusehen muß, wie der, er ihn füttert, ermordet wird und die polizeilichen Ermittlungen werden durch die eigene Kollegenschaft auch immer wieder behindert. Akten verschwinden und tauchen später im Papierkorb auf, Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Zeugen verschwiegen, etcetera, denn die Polizeimannschaft ist, wie offenbar das ganze Land in zwei Lager, in das Rote und das Nationale gespaltet. Paul Stainer gehört zu der roten Fraktion. Ich kann gleich spoilern, daß er der rote Judas ist, während sein durch den Krieg querschnittgelähmter Vater, der trotzdem mit seinen Orden und dem Uniformmantel im Rollstuhl herumfährt der nationalen Seite angehört und an der Front, wo unaussprechliche Grausamkeiten passierten und unnötige Schießbefehle gegeben wurden, hat es Leute gegeben, die sie verweigerten, deshalb zum Tod verurteilt wurden, trotzdemmehr oder weniger verwundet nach Leipzig zurückkamen, sich selbst anzeigen oder Bücher über die Greuel schreiben wollten und nun nach und nach erhängt oder erschoßen werden und nach einer Aktentasche im Kartoffelkeller, auch einer der Unlogikeiten oder Akten im Tresor einer Villa in Gohlis wird auch besucht

Rilkes Gedichte kommen immer wieder vor, die Straßenbahn fahrenden Schaffnerinnen, die auch in dem Buch “November 1918” erwähnt werden und auch etwas, was vielleicht, als das Moralisierende des Autors interpretiert werden könnte.

Denn Stainer will seine Edith zurück. Sie scheint das auch zu wollen, trotzdem werden aber sie und Dr. Brandt erschoßen, weil die Täter diesen für Stainer hielten, was diesen dazu veranlaßte, besonders scharf hinzusehen, seine Befugnisse übertreten und den Mörder seiner Frau schließlich im Wasser ertrinken läßt, weil man mit einem Arm ja nicht schwimmen kann.

Interessant, die traumatisierten Männer, so deutlich habe ich das noch nie gelesen, die Stainer schließlich in die Obhut eines Psychoanayltikers und auf die berühmte Coach führen, weil er so sein Amt nicht länger ausüben kann und viele weitere Details, die das Buch, das ich wirklich nur empfehlen kann, auch in Wien  sehr lesenswert machen.

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