Spaziergang durch den Neunten

Ich bin ja jetzt, wie im vorigen Jahr auch, seit zwei Wochen “Strohwitwe”, weil sich der Alfred ja mit dem Karl in den USA befindet und von dort fast täglich schöne Fotos schickt. So weiß ich, daß er kürzlich in einer Bibliothek in San Fransico war und sich jetzt im Yellostone Nationalpark befindet und ich befinde mich oder sollte das, neben  meiner täglichen Praxisroutine auf einem intensiven Korrigierretreat, um möglichst bald mit der “Unsichtbaren Frau” fertig zu werden und etwas Neues zu beginnen.

Im Vorjahr, wo der Alfred mit dem Karli in einem anderen teil der USA war, habe ich die “Besser spät als nie-Szenengeschichten” geschrieben und habe mit der Ruth den öffentlichen Raum erforscht, woraus sich, was mir damals gar nicht so bewußt war, dachte ich doch, das ist eine schöne Schreiberei und Ablenkung beziehungsweise Fingerübung, bevor ich mit meinem nächsten Jahrhundertromanprojekt beginnen kann,- eine schöne Veranstaltungs- und Veröffentlichungsreihe entwickelte, die im letzten April begonnen hat.

Denn die Ruth hat das Projekt bei der GAV eingereicht und dreimal drei Spaziergänge zu den jeweiligen Orten mit einer Lesung und einem kunstgeschichtlichen Exkurs von Robert Eglhofer geplant. Den ersten diesbezüglichen Spaziergang haben wir, wie schon erwähnt, im April gemacht und sind da vom Heldenplatz über die Schlüssel vom Servitenplatz zum Thuryhof gegangen und vorher hat es einige der Texte mit sehr schönen Fotos, die der Alfred im Februar machte, im “Hammer 95” der Zeitschrift der “Alten Schmiede” gegeben, die auch der Straßenzeitung “Augustin” beigelegt war.

Ja und da ist die Ruth mit der Leiterin der VHS des neunten  Bezirks ins Gespräch gekommen, die so einen Spaziergang durch den neunten Bezirk in ihrem Programm ankündigen wollte.

Da ist für den Spzaziergan der neunte November, der Tag meines fünfundsechzigsten Geburtstags, so daß wir nachher schön feiern,  Sekt trinken und Torte essen können. Wir haben aber nur zwei Objekte im neunten Bezirk beschrieben, in dem Folder von dem und mit dem wir ausgegangen sind, gibt es aber noch ein anderes Kunstwert, das zwar vielleicht nicht so ganz zu der Zeitgeschichte der zwei anderen passt, aber sehr schön und idyllisch anzusehen ist, denn am Zimmermannplatz an dem ich ja, seit es dort den offenen Bücherschrank gibt, der ja eigentlich auch ein Kunstwerk des öffentlichen Raumes ist, aber vom Künstler Frank Gasser initiiert wurde und daher nicht in dem KÖR-Folder enthalten ist, vorübergehe, wenn ich vom klinischen Mittag komme, gibt es auf der anderen Seite ein Projekt ohne Namen oder eigentlich einen Garten mit Brunnen, den die brasilianische Künstlerin Ines Lombardi gestaltete und der 2009 von Stadtrat Mailath-Pokorny eröffnet wurde und so bin ich heute früh aufgestanden und habe mit einer Bücherkastentour, weil sich das ja schön ausgegangen ist, weil ich sowohl am “Wortschatz”, als auch an dem in der Zieglergasse und dem in der Josefstädterstraße über den Frank Gasser sehr sauer war, weil ihn der Bezirk, ohne ihn zu fragen, einfach von ihm abgekupfert hat, vorüberkomme, wenn ich zum Zimmermannplatz will.

Interessant ist dabei vielleicht noch, daß ich in der Zieglergasse zwar ein abgegriffenes dünnes “Haymon-Bändchen” von Bernhard Aichner “Das Nötigste über das Glück fand”, aber erst am Zimmermannplatz, bei dem ich jetzt schon lange nicht mehr war, so richtig fündig wurde, denn dort gab es ein Reprortagebändchen vom “Augustin-Blattmacher Robert Sommer “Wie bleibt der Rand am Rand”, den ich in der letzten Woche dreimal gesehen habe und dann noch ein kleiner “Meeresroman” von Petri Tamminen aus der “Edition Mare”. Einen dicken Simmel gab es auch, aber den habe ich mir auf unseren Spaziergang durch den neunten Bezirk nicht mitgenommen und einen Roman von Carlos Ruiz Zafon, von dem ich nicht ganz sicher bin, ob ich ihn nicht schon habe?

Die Ruth ist schon auf einer der Bänke neben dem Schrank gesessen, wir sind zu dem Brunnen in dem verwunschenen Garten auf die  andere Seite hinübergegangen, den ich obwohl ich ja öfter über die Platz gegangen bin, nie gesehen habe und der wirklich ein idyllisch schönes Kunstwerk ist. Ein Stück Märchenlandschaft mitten in der Stadt zwischen AKH und St. Anna Kinderspital gelegen. Ein Steinbrunnen auf dem ein Kübel steht, dem gegenüber ein Rabe auf einem Holzscheit sitzt, aus dessen langen Schnabel sich der Wasserstrahl in den Kübel ergißt und das Ganze ist von dichten Büschen und Rosenhecken umgegeben.

Ein verwunsche Märchenlandschaft mitten in der Stadt sehr idyllisch und ich bin in der sommerlichen Vormittagshitze auf der gegenüberliegenden Bank gesessen und habe das Ganze begierig aufgeschrieben und dann sind wir, um die Zeit für unseren Spaziergang abzustoppen, noch zu den zwei anderen Kunstwerken des Neunten gegangen, beziehungsweise sind wir mit der Straßenbahn dorthin gefahren, weil wir ja nicht wissen, ob die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Spazierganges im November wirklich so weit gehen wollen oder können.

Sind also zuerst zum Thuryhof gegangen und haben den Recken mit dem Schwert angesehen, geschrieben und gelesen haben wir nicht, denn das haben wir ja schon getan und sind dann mit einer anderen Straßenbahn zur Grünetorgasse gefahren und haben uns auf die Bank vor den “Schlüßel gegen das Vergessen-Installation gesetzt und dann in den Straßengarten eines Restaurants in der Servitengasse um Mittag zu essen. Backhendlsalat und roter Spritzer ich, die Ruth hat es mit einer Kokussuppe und einem Eiscafe versucht und ich habe einen intensiven Sommervormittag im öffentlichen Raum verbracht und kann mich jetzt wieder meinem Korrigierprojekt widmen.

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