Ilse Tielschs Kindheitserinnerungen

Die  1929 in Mähren geborene Ilse Tielsch wurde mir, glaube ich, in den Neunzehnhundertsiebziger Jahren von Valerie Szabo vorgestellt oder hat sie mich, die ich ja damals literarisch entdeckt und gefördert werden wollte, ermutigt, ihr einen meinen Texte zu schicken?

Seither grüßt mich die alte Dame immer freundlich, wenn wir uns bei einer Literaturveranstaltung sehen, es gab ja eine Lesetheaterveranstaltung im Literaturhaus und einige ihrer Bücher, die meistens von ihrer mährischen Geschichte handeltn, habe ich auch in den Schränken gefunden, aber leider leider noch nicht gelesen.

IlseTielsch schreibt auch Gedichte, leitete Johanna Öttl heute die Vorstellung ihres dünnen bei “Atelier” wieder aufgelegten Büchleins “Das letzte Jahr” in der “Alten Schmiede” ein. Sie ist, glaube ich, auch Mitglied des Literaturkreises Podiums.

Heute wurde aber ein kleiner Roman von ihr vorgestellt, denn je älter man wird, erklärte die Autorin freundlich, desto mehr kommen die Kindheitserinnerungen hoch und  so hat die heutige Lesung eigentlich gänzlich unbeabsichtig zu meiner gegenwärtigen Lektüre gepasst.

Denn da habe ich ja kürztlich “Wien 1938”, das Buch zu achtzig Jahre Anschluß gelesen und lese derzeit einen Oldie von meiner Backlist nämlich Arnost Lustigs “Deine grünen Augen” und das ist ein 1926 in Prag geborener jüdischer Autor, der damit wahrscheinlich seine KZ- Erlebnisse verarbeitet und dazwischen liegt das Jahr 1938 in dem kleinen mährischen Städtchen in dem die neunjährige Arzttochter Elfi in die deutsche Schule geht und sich wundert, daß man dort vom Heimatland Böhmen singt, denn wo das ist und ob das am Meer liegt hat die Kleine noch nicht gehört und trotzdem bahnen sich in dem Städtchen, wo die deutschen Kinder ganz selbstverständlich mit den tschechischen und den jüdischen befreundet sind, obwohl sie in verschiedene Schulen gehen, weil sie die verschiedenen Sprachen erlernen wollen, Veränderungen an, die das Kind nicht gleich versteht.

“Es ist kein autobiografischer Roman, obwohl es alle Personen real gegeben hat!”, hat Ilse Tielsch freundlich vor ihrer Lesung erklärt und ich habe wieder mal “No na!” gedacht und auf Johannas Öttls abschließende Frage, wieso die Autorin auf die Erzählpersepektive des neunjährigen Kindes gekommen ist, nur gelächelt.

Während Ilse Tielsch fast empört geantwortet hat, weil sie damals neun Jahre war und das die Erlebisse ihrer Kindheit waren, wie da das tschechische Dientmädchen in der Küche mit den Töpfen klapperte und der national eingestellte Zahntechniker, der offenbar mit ihr befreundet war,  der Kleinen sagte, daß sie eine deutsche Frau werden würde, die dem Führer viele deutsche Kinder schenken würde, während die energische Mutter, die weiterhin energisch zu den tschechischen und jüdischen Händler einkaufen ging, obwohl man das plötzlich nicht mehr machte, ihn aus der Küche verwies und die kleine Elfi gar nicht daran dachte zu heiraten und wenn, dann würde sie ihre Kinder bestimmt nicht irgendeinen Führer schenken.

Aber beim Fronleichnamszug, wo sich offenbar alle Frauen dafür neue Hüten kauften, wurden die plötzlich entweder beim deutschen oder beim tschechischen Hutmacher bestellt und die jüdische Freundin Lilly, die, die tschechische Schule besuchte, war plötzlich verschwunden und keiner erklärte Elfie warum.

Sehr interessant, das Buch, das Thema und die Vergleiche, die Ise Tielsch mit der heutigen Zeit zog, wo sich wenn man nicht aufpasst, vielleicht auch wieder etwas anbahnt, das nachher niedmand gewollt hat.

Der Saal war voll von vorwiegenden älteren Leuten, die wahrscheinlich zu Ilse Tielschs Bekanntenkreis zählte, Dietmar Grieser, Hilde Schmölzer habe ich gesehen, aber auch ihre Enkeltöchter waren da und nachher entfachte sich eine hietzige Diskussion, die zeigte, wie präsant das Thema des Neben- oder miteinander Lebens der verschiedenen Nationen ist und, daß man auch da wohl sehr aufpassen muß, um nicht in Streit zu geraten.

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