Gesund, frei, widerständig

Klingt ein bißchen nach FPÖ, ich gebe es zu, ist aber vielleicht trotzdem wichtig, wenn man den berühmten drei Gs, geimpft, getestet, genesen, mit denen man ab letzten Mittwoch in einen Gastgarten, ein Fitneßstidio oder in ein Flugzeug steigen kann, etwas entgegensetzen will und denkt, daß sein Impfzeugnis eigentlich weder dem Kellner noch einem Securityguard etwas angeht und einem die Freiheit, wie ich immer höre, wegen einem Virus, auf das auch selber achten kann, gar nicht genommen werden kann.

Was macht man also, wenn man sich nicht zur Impfung zwingen lassen will, weil man denkt, das ist vielleicht doch noch nicht so ausgereift und außerdem ist es vielleicht auch ein bißchen eigenartig , wenn ich das istmachen muß, um endlich wieder frei leben.

“Wir sind frei!”, hat Herbert Kickl auch einmal mal, glaube ich, gesagt, als es um das berühmte Freitesten ging. Im Jänner oder Februar wars wahrscheinlich, mit dem man dann zum Friseur gehen durfte. Nun ich habe mir meine Haare inzwischen selbst geschnitten und denke, daß jetzt, wo das Wetter zwar noch nicht wirklich schöner wird, es aber trotzdem schon im Garten grünt und der Flieder blüht, das freie Leben angesagt ist und das sollte man sich auch ohne Freitestapp gönnen. Denn vom Würstlstand kann man sich, habe ich gehört, seine Käsekrainer ohne Maske und Registrierung holen und sich sogar dann schon auf die nächste Bank setzen und muß nicht die fünzig Meter weiter hatschen, was, glaube ich, ohnehin nicht wirklich eingehalten wurde.

Am Mittwoch wurden also fünfzigtausend Restaurants aufgesperrt. Die berühmten Zahlen sind auch prompt hinuntergegangen. Das haben die Zukunftsforscher vorausgesagt, ich gestehe, ich habe es nicht so recht geglaubt und warte schon darauf, daß die indische Mutation, die sicher irgendwo hinter einem Pfeiler lauert, auftaucht, um das Ganze wieder rückgängig zu machen.

Aber unser Kanzler war sehr zuversichtlich, als er am neunzehnten Mai mit der Staatssekretärin Mayer, seinem Vizekanzler und Ministerin Köstinger ins Schweizerhaus zum Stelzenessen marschierte.

“Stelze nein, die ist mir zu schwer!”, hat der Vizekanzler in die Mikrophone gesagt und entschloßen den Kopf geschüttelt und der Bundeskanzler wurde ein wenig ärgerlich, als ihm eine Frau unerschrocken nach der Impfpflicht fragte und, wie es damit sei, ob dann die Kinder am nächsten Schuljahr nur noch geimpft in die Schule dürfen und, ob das Jugendamt anmarschiert käme, wenn man sein Kind nicht testen lasse wollen?

“Lassen Sie mich ausreden und jetzt Mittagessen! Haben Sie noch ein wenig Geduld!”, hat er gemahnt, denn er wurde ja angezeigt, weil er beim Ibiza-Ausschuß nicht die Wahrheit gesagt haben soll.

Deshalb soll, wie man hört, vielleicht bald die FFP2-Maskenpflicht fallen, was mich besonders freut. Hörte man doch allethalben, daß man die, wenn man sich nicht impfen lassen will, in Zukunft tragen muß und damit als die zweite Klasse in der Klassengesellschaft auffallen wird.

Das sollte man nicht so einfach hinnehmen, denke ich und auch nicht auf den Belohnungsfünfziger hoffen, wenn man sich vielleicht doch impfen läßt, damit man ohne Ärger ins Kaffeehaus gehen kann!

Das sollte nicht sein, das ist vielleicht doch unnötig! Da sollte man vielleicht ein bißchen Widerstand üben und wenn es sein muß, sich weiter einkaufen lassen und den Kaffee halt beim Takeaway holen. Das geht, habe ich festgestellt und natürlich ist es klar, daß es gut ist, wenn sich fünfzig, sechzig odermehr Prozent freiwillig und ohne Druck impfen lassen, weil dann gibts wahrscheinlich, hoffentlich oder auch vielleicht, die berühmte Herdenimmunität mit der man in das freie Leben aufbrechen kann! Aber das sollte, betone ich noch einmal, ohne wenn und aber, absolut freiwillig sein!

Ich sollte es machen, wenn ich mich dann geschützt fühle und keine Angst mehr habe, krank zu werde und nicht, damit ich mich nicht mehr jeden zweiten Tag mehr testen lassen oder sonst zu hausbleiben muß und ich denke, die fünfzig Prozent wird es auch ganz ohne Zwang,wenn man die Impfung als sinnvoll erachtet, geben und die anderen sollten vielleicht doch ein bißchen auf Widerstand setzen.

Friedlichen Widerstand natürlich und so waren, ich betone es, auch die Demonstrationen auf denen ich im letzten Jahr war und da war ich auch auf einigen, wo zwar auch Martin Sellner irgendwo gestanden ist und Österreichfahnen geschwungen wurden, aber dreitausend Schuß Munition mit denen auf die Polizei geschoßen wurde, habe ich nirgendwo gesehen und so denke ich, daß es vielleicht nicht ganz richtig ist aus jeden Corona- Kritiker gleich einen Terroristen zu machen, weil man keinen Widerstand haben will!

Frei, gesund, widerständig. Neunundneunzig Prozent der Bevölkerung sind ja symptomfrei und sollten ihren Gesundheitsstatus nicht überall beweisen müssen. Auch wenn am vierten Juni der grüne Impfpaß kommt. Die EU hat das, glaube ich, vor einigen Tagen beschloßen. Die Datenschützer schreien aber auf und rufen “Halt, da ist ganz persönliche Daten, Beruf, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Rehaaufenthalte, etcetera, drinnen, mit denen man vielleicht Mißbrauch betreiben kann!”

Also Vorsicht und vielleicht versuchen auch ohne Impfpaß für den Türsteher möglichst normal zu leben! Ich denke, es geht! Sollte gehen und ich werde es tun! Auch wenn ich vorläufig noch in die “Alte Schmiede” streame statt mit Maske dorthin zu gehen.

Wenn man im Cafe Prückl einen Impfpaß braucht, fällt wahrscheinlich auch die Sommerlesereihe des “Podiums” aus und vielleicht auch die des Lesetheaters im Weinhaus Sittl und jetzt, wo alle mit ihrem Impfpaß, die das wollen, endlich in den wohlverdienten Pfingsturlaub aufgebrochen sind und hoffen, daß sie dann auch eine Teststraße finden, um damit am Dienstag wieder zurück nach Deutschland oder wohin auch immer, zu können, denn die Lutschtests, die vielleicht auf der Hotelrezeption liegen, gelten nicht als Nachweis, bin auch ich in mein Pfingsten aufgebrochen, das ich frei, gesund und widerständig, in Wien verbringe.

Also kein Pfingsmarkt in Nußdorf an der Traisen. Da war ich schon einige Jahre nicht und das letzte Mal sehr hetzig mit dem Auto auf einen kurzen Spritzer, weil der Alfred kurz dachach auf Reisen ging und vorher noch die Betreuung seiner Mutter organiseren mußte. Aber am Sonntag auf die Mostalm, dann halt ohne Gastgarten und ohne Registrierungspflicht, bis es dann hoffentlich endgültig maskenlos und ohne Impfpaß frisch, frei und fröhlich, in die neue Normalität geht, die uns unser Bundeskanzler für den Sommer versprochen hat und, füge ich noch an, die vierzehn Auserwählten, die im Juni wieder aus dem Wohnzimmer in Klagenfurt lesen dürfen, wurden auch schon bekannt gegeben, von denen ich Magda Woitzuck, JuliaWeber, Nava Ebrahimi und Nadine Schneider kenne.

2 thoughts on “Gesund, frei, widerständig

  1. Sie haben völlig recht, liebe Frau Jancak! Auf keinen Fall Worte für die Überschrift benutzen, die von der bösen Gegenseite sein könnten und seien sie auch noch so vernünftig! Und sich natürlich gleich darauf beschämt zeigen, ganz wichtig. Sie machen das schon ganz richtig, ich bin stolz auf Sie 🙂

  2. Das wäre eigentlich ein Gegenargument, wenn Sie stolz auf mich sind! Aber keine Sorge, das bin ich schon selber und kann dazu auch auf meiner Seite bleiben! Also nicht das blaue Leiberl von der FPÖ kaufen, sondern sich sein eigenes frauenbewegtes, gesund, frei, widerständig, selber machen und ich weiß nicht, wer hier beschämt ist? Ich jedenfalls nicht, liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

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