Albors Asche

Ich muß gestehen, Marlen Schachingers neues Buch “Albors Asche” mit lodernden Flamme am Cover, hat mich zu Beginn ein wenig ratlos gemacht.

Denn kann man Anfangs des Einundzwanzigsten Jahrhunderts noch, wie im neunzehnten, zu Zeiten E.T.A. Hofmanns oder einer Betty Paoli, erzählen? Weitschweifend, gelehrig, mit lateinischischen Zahlen in den langen Kapitelüberschriften, wie beispielsweise “I Meterologie, altgriechisch, ……Untersuchung der überirdischen Dinge und Himmelskörper”, die griechischen Buchstaben habe ich jetzt in Ermangelung meiner Altgriechischkenntnisse ausgelassen, den Lesern mag es vielleicht ähnlich gehen und auch das, was da erzählt wird und, wie ich dem Klappentext entnehme, gegen Ausgrenzung und Fremdenhaß, alles also sehr aktuelle Themen, geht, kommt am Anfang sehr behäbig und umständlich daher und wenn nicht ab und zu das Wort “Computer” oder andere Neuheiten unserer Gesellschaft erwähnt werden, würde man meinen, man wäre im neunzehnten Jahrhundert, wo uns E T. A Hoffmann von Nixen, Teufeln und anderen Dämonen erzählt.

Da gibt es Valerian, ein wahrscheinlich nicht mehr so junger Mann, der seit einundzwanzig Jahren sein Zimmer nicht mehr verlassen hat, denn damals ist in dem Städtchen Albor etwas Entsetzliches geschehen, daß ihn seine Mutter Maria nahm, seither sitzt er am Schreibtisch oder steht am Fenster und schreibt, wie ein Chronist alles, was sich so ereignet auf.

Seine Halbschwester, die Lehrerin Lucia, versorgt ihn mit Essen und eines Tages beobachtet er, daß in der verfallenen Kirche gegenüber, die damals auch zerstört wurde, man kommt erst ganz langsam in das Geschehen, Marlen Schachinger, die Sprachschullehrerin, versteht es, spannend zu erzählen, eine seltsame Frau mit einem seltsamen Kleid und bodenlangen roten Haar einzieht, in dem Städtchen gehen seit dem damaligen Geschehen alle im chinesischen Einheitsdrill, wahrscheinlich eine Anspielung auf das Zeitggeschichte, daher.

Und diese Frau, Pastora, Valerian nennt sie Tithorea, nach einem Schmetterling “III Tithorea Tarricina, eine der Nymphalidaen, auch Tarricina Langflügel oder Creme-Getrupfter Tigerflügel genannt” und  zählt ihre Sommersprossen, die, scheint, wie auch etwas langatmig erzählt wird, aus dem Fluß Ebro gekommen zu sein. Ist sie eine Nixe?, habe ich Anfangs gedacht, denn sie hat, wie sie dem Wasser entstiegen ist, alle sich in ihren langen Haaren befindlichen Fischchen langsam herausgeschüttet.

Sie scheint aber mit ihrem Vater, der sich mit Platon beschäftigt, dort gelebt zu haben und kommunziert auch ständig mit ihm, während sie sich in der verfallenen Kirche einrichtet.

Richtig, einen Koffer hatte sie auch noch in der Hand und der interessiert die Jungfrauen im Dorf, so daß sie Lucia mit einer Heckenschere zu ihr schicken und die Männer, der Apotheker, der Bürgermeister, der Polizist, der Journalist und dann noch die Gemeinen, sind von der Schönen derart angezogen, daß sie sich Tag und Nacht auf dem Hauptplatz gegenüber der Kirche aufhalten, um sie, wenn möglich, anzustarren.

Die Bäckerin profitiert davon und eröffnet schnell ein Bistro, die Frauen werden eifersüchtig und schmieden Intrigen und so kommt es, wie es kommen muß. Pastora wird zu einer öffentlichen Versammlung vorgeladen, die Haare werden ihr abgeschnitten und es wird ihr auch aufgetragen, die verfallene Kirche zu reparieren.

Das erscheint mir jetzt ein wenig unlogisch, denn ist in dem ersten Kapitel nicht gestanden, daß sich niemand, um die Kirche kümmern will?

Pastoria tut es aber, hält sich Haustiere, legt Kräuter an, deshalb wird sie auch für eine Hexe gehalten und die Stadtverwaltung verlanlaßt,  seltsame Verodnungen, was nun alles in der Stadt verboten ist, was auch extra zuerst in ganzen dann nur noch halben Inseraten, in dem Buch angekündigt wird.

“Der Verzehr von Mäuseohren, eingelegt oder nicht, ist aus gesundheitlichen Gründen untersagt. (Dekret der Stadtverwaltung Albor erlassen am 5. 11. anno domini).” in etwa.

Trotzdem tut sich etwas in dem Städtchen. Pastora beginnt mit Valerian brieflichen Kontakt aufzunehmen und geht mit der Apothekersfrau in das Bordell, ja das gibt es auch und dort finden sich nächtlich die Honoratoren ein.

Sie bringt aber einige Gänse, die die Apothekerfrau den Mädchen zubereitet und dadurch selbst eine Verwandlung erlebt. So finden sich nach und nach die Mädchen und auch Jakob mit der Hupe, ist das eine literarische Anspielung auf Erich Kästner?, in Pastoras Kirche ein.

Es geschieht zwar auch einiges Unheil, Tote werden in dem Städtchen aufgefunden, die Unliebsamen verschwinden und der Stadtrat bestreitet, wieder bei Stafe, daß in dem Städtchen gemordet wird. Am Ende brechen dann, wenn ich es richtig verstanden habe, leicht ist das Buch nicht zu lesen und ob das in einer Zeit des wachsenden Analphabetismus und der zunehmenden Ungeduld und abnehmenden Konzentrationsfähigkeit gut sein kann, weiß ich nicht, die Guten Richtung Ebro auf, aber das steht auch im Klappentext “man steigt keineswegs zweimal in denselben Fluß”, auch Valerian ist wahrscheinlich dabei, der jetzt “Mian” heißt und Albor fängt wieder zu brennen an und ich füge an, daß ich das was derzeit bei uns geschieht, bezüglich IS Terror, Anschlägen und Radikalisierungen, mir dem Geschehen in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts, nicht so unähnlich scheint.

Spannend, spannend, sage ich am Ende trotzdem, denn ich bin ja neugierig und blicke gern über den Tellerrand und kann so Marlen Schachinger, die ich ich  durch Ruths Verlag kennenlernte, ihren Erstling “Morgen vielleicht”, dann ihren Krimi und zuletzt “Denn ihre Werke folgen Ihnen nach”, das mich deshalb faszinierte, weil es da ja auch um literarische Plagiate und um den Literaturbetrieb geht, gelesen habe, als eine Meisterin der verschiedenen Schreibstile bezeichen.

Sie ist  auch eine, deren literarische Karriere ich vom Lesetheater bis hin zu ihrem eigenen narrativen Institut verfolgen konnte und da habe ich jetzt ein Video über eine Sommerakademie, die sie in NÖ, anbietet, gesehen, wo sie “Zu literarischen Mut und literarischen Flunkern” auffordert.

“Es muß nicht alles realistisch nachzuvollziehen sein”, dieses Buch ist wohl das Beweisstück für diese These und natürlich muß es nicht und natürlich finde ich es spannend, das Ergebnis dieses literarischen Muts zu lesen, hätte vielleicht nur nicht gedacht, daß sich Verlage über solche Experimente darübertrauen und bin jetzt auf die Rezeption, des kürzlich erschienen Romanes sehr gespannt und natürlich auch, was und in welchen Stil ich Marlen Schachinger  noch lesen werde?

Abhauen

“Mit einem unverwechselbaren weilblichen Sound erzählt “Abhauen” vom Unterwegssein, von einem atemlosen Leben, das der Spur der Träume folgt und oft genug in einem Alltag landet, den es wieder abzuschütteln gilt”, steht am Buchrücken, des gerade bei “Residenz” erschienenen dritten Roman, der 1974 in Bratislava geborenenen Jana Benova, die, wie ich ihrer Biografie entnehme, als “Kultautorin einer neuen, urbanen Schriftstellergeneration gilt” und die scheint auch in der Slowakei sehr sprachgewaltig zu sein.

Eine neue Andrea Winkler könnte man so unken, aber nein, ich habe “Abhauen” gern gelesen und mit dem Roman, der aus kurzen Prosastückchen, die in Kapitel mit oft meist kurzen Überschriften gegliedert sind, wahrscheinlich mehr anfangen können, als mit Elisabeth Klars Debutroman “Im Wald” oder Martin Lechners “Kleine Klassa”

Vielleicht ist man als Stammbesucherin der “Alten Schmiede” die poetische ausufernde Sprache mit ihren schönen Wendungen und Metaphern auch gewohnt, selbst wenn man selber nicht so abgehobene Prosa schreibt.

Jana Benova unterscheidet sehr genau zwischen Poeten und Proaisten. Die Heldin Rosa, die einmal in der Ich-Form, dann wieder als “sie” erzählt, gehört offenbar zu den als etwas minder angesehenen Proasisten, ihr Geliebter oder Gatte Son, so genau habe ich das nicht herausgekommen, zu den als höher bewertetenden Poetikern.

Ob sie deshalb immer abhauen will? Aber nein, das scheint schon am Lebensgefühl unserer Gesellschaft und Zeit, sowie in Rosas Vergangenheit, aufgewachsen in einem Bratislava Plattenbau und gerade sechzehn glaube ich, als die große Wende des Kapitalismus kam, liegen.

Das Lebensalter Rosas dürfte mit dem Alter der Autorin zusammenpassen, die  zu Beginn beteuert “Alle Figuren deses Buches sind frei erfunden und keine ähnelt einer le benden Person. Die einzigen, die als real betrachtet werden können, sind Gerda, Kay und das Rentier aus H.Ch. Andersen Märchen “Die Schneekönigin”, womit man schon  am Anfang weiß, wo es auf den cirka hundertdreißig Seiten hingehen wird.

Das Buch ist nicht nur in Kapitel, sondern auch in zwei Teilen gegliedert, die seltsamerweise die gleiche Überschrift tragen  “Abhauen”, heißt es da jeweils groß geschrieben und das Wort abhauen steht auch oft unter den kurzen Textabschnitten.

Rosa also inzwischen vierzig Jahre und aufgewachsen in den Plattenbauten von Bratislava tut das sehr oft, beziehungsweise verspürt sie den Drang, die Sehnsucht, sich in keine Bindungen und Beziehungen einzulassen, so verläßt sie auch Son, den Dichter und reist mit einem Marionettenspieler nach Krems, der sie dort aber, glaube ich, auch verläßt oder sie ihn, so einfach ist das bei den ständigen Changieren zwischen Ort und Zeit, Realität und Traum oder Märchen nicht herauszufinden und ich könnte jetzt wieder vermuten, daß die Autorin Krems vielleicht deshalb so gut kennt, weil sie im Literaturhaus Stipendiatin war.

Es gibt aber auch andere Reisen in dem Buch, Rosa war auch in Rom, Paris, Amerika und irgendwo bei einem Literaturfestival, wo die Prosaisten und die Poeten zum  Frühstück “die kleinen Schölchen mit Butter, Marmelade und Honig öffnen” und dann “endet es immer damit, daß Prosa ganz gut ist, aber the best of course is poetry”.

Wenn man wie ich öfter in die “Alte Schmiede” geht hat man auch das schon öfter gehört, aber möchte ich anfügen Andrea Winkler und Jana Benova sind wahrscheinlich beide sehr poetische Prosaisten und “Abhauen” ist ohne Zweifel ein sehr poetischer Roman, der sich schnell und leicht liest.

Die wunderschönen Worten lassen sich leicht herunterplätschern, die Autorin hat wahrscheinlich sehr lang und genau daran geschrieben und vielleicht auch immer wieder viel geändert und es wird auch einiges im Ohr und in der Erinnerung haftenbleiben.

Einige der schönen Sätze habe ich mir auch angestrichen, um sie zu behalten oder hier wiederzugeben, wie “Der Tod wurde von einem Rechenzentrum abgelöst”, “Wir kamen von Pfefferminzflüssen, nicht vom Meer” oder “Österreich ist so ein Land. “Alles ist GOLDEN”. Es gibt das Hotel “Goldene Pastete” und alles sagen “Grüß Gott” und da kann ich gleich etwas anmerken oder unken. Denn natürlich wurde das Buch ins Deutsche übersetzt und ich weiß jetzt nicht, ob die Übersetzerin Andrea Koch-Reynolds eine Deutsche oder eine Österreicherin ist, aber in einem Buch, das zum Teil in Wien und Krems spielt und das von einem österreichischen Verlag verlegt wurde, mutet es mir ein wenig seltsam an, vom “Abendbrot”, statt von einem “Nachtmahl” oder “Abendessen” zu lesen.

Der sichtbare Feind

Der “Residenz Verlag” hat eine besondere Reihe, in der politische Essays von bekannten Schriftstellern, Schriftstellerinnen unter dem Titel “Unruhe bewahren” erscheinen.

Da habe ich schon literaturwissenschaftliche Betrachtungen von Anna Migutsch, eine Analyse von Martin Pollak zum zweiten Weltkrieg und der Lage in der Ukraine, sowie Ilija Trojanows Gedanken über die Angriffe auf die Freiheit gelesen.

Aber nein, das ist ein anderes Buch und steht, genau, wie Dave Eggers “Der Circle” amerikanischer Bestseller vom letzten Jahr noch auf meiner Leseliste, denn ich bin zwar schnell, habe aber sehr viele alte Bücherschätzchen in meinen Regalen, beziehungsweise werden, die von den E-book Nerds wahrscheinlich gerade in die Bücherschränke ausgelagert.

Pünktlich zur Leipziger Buchmesse bespreche ich aber Neuerscheinungen, ein wahrlich nur gelenkter Zufall und um die geht es auch in Anna Kims Bändchen zum “Sichtbaren Feind”.

Anna Kim, die 1977 in Südkorea geborene, die 1977 nach Deutschland und später nach Österreich gekommen ist, ist mir, glaube ich, bekannt, als ich Barbara Neuwirth vor Jahren einmal im Literaturhaus fragte, wer heuer ein Stipendium der Stadt Wien bekommen hat.

“Anna Kim!” hat sie mir geantwortet und ich habe mich gewundert, da sie  jünger als ich ist und ich bis dahin immer zu hören bekam, daß ich zu jung für ein Stipendium sei.

Die Zeiten ändern sich aber. Zu Internetzeiten noch viel schneller und als es die Büchertürme bei der “Literatur im März” noch gab, habe ich Anna Kims “Bilderspur” dort gefunden und so trägt einer meiner frühen Blogartikel auch Anna Kims Namen, sie hat dann noch einige Romane geschrieben, die sie bei “Rund um die Burg” vorstellte, sich an dem “Mit Sprache unterwegs Projekt” beteiligt, wo dann in weiterer Folge ihr Grönland-Roman entstand.

Jetzt also zwei Essays über “Die Gewalt des Öffentlichen und das Recht auf Privatheit”, was in Zeiten, wie diesen, wo wir ja alle googlen, twittern, facebooken, unsere Babyfotos ins Netz stellen, etc und uns dabei über unsere Überwachtheit aufregen, sehr interessant und wichtig ist.

“Die errechnete Gegenwart” heißt der erste Text und beginnt,  das habe ich sehr originell gefunden mit der Frage, ob Max Frisch in Zeiten, wie diesen noch seinen “Homo Faber” schreiben hätte können? Beziehungsweise stellt sie Überlegungen an, was heute passieren würde, trügen sich die Ereignisse, die Frisch schildert zu.

Nun muß ich gestehen, ich habe den “Homo Faber” nicht gelesen und es erscheint mir vielleicht auch ein wenig zu sehr in die Zukunft gegriffen, zumindest habe ich keine Ahnung was “Google Brillen” sind und kenne auch niemanden, der solche, beispielsweise in einem Flugzeug oder an anderen öffentlichen Orten trägt.

Anna Kim schreibt davon, daß diese bald in normale Brillen und sogar in Kontaktlinsen eingebaut werden würden.

Daß aber jemand die Geburt seines Kindes twittert oder das Babyfoto ins Facebook stellt, erscheint mir normal, obwohl ich ja nur blogge und dabei manchmal das Gefühl habe, öffentlich verloren zu gehen und nicht twittere und facebooke, aber auch das ist sicher ein Irrtum, denn das Netz vergißt und verliert nie, es ist alles nur eine Frage, der Priorität und das führt Anna Kim auch sehr genau aus und nennt Beispiele.

Sie spricht von Zufällen, die es Dank Google nicht mehr gibt und meint, daß unsere Zukunft durch Internet und Überwachung sehr genau berechnet wird. Nennt Beispiele von einer gefälschten Wahl in Südkorea zu Kennedys Zeiten, die damals höchste Protestbewegungen erzeugte. Heute, meint sie, regt das niemanden mehr auf, weil die Fälschungen und Manipulationen subtiler passieren und spricht von den Flashmob-Bewegungen, die Facebook erzeugen kann, die sie beuruhigen.

Da ist mir zum Beispiel, die bekannt, die in Berlin, eine vom Zusperren bedrohte Buchhandlung stürmte und sie dadurch vielleicht rettete. Die Buchhändler habe ich aber auch auf den offiziellen Facebookseiten von “Ihr Buch hat ein Gesicht gelesen”, stöhnen, wenn solche Aktionen im Weihnachtsgeschäft passieren.

Revolutionen werden inzwischen auch durch Facebook und Twitter gesteuert und da kann man bestimmt von zwei Auswirkungen bzw. Seiten sprechen, die das haben kann.

Daß wir unsere Freiheit für eine scheinbare oder auch tatsächliche Sicherheit so leichtfertig aufgeben, nennt Anna Kim “Bürgeropfer”.

Aber welche Wahl hat der Einzlene schon, sich vor der Überwachung seiner Daten zu wehren?

Richtig, er muß nicht googlen, facebooken, twittern und dort das posten, was er zu Mittag gegessen hat, wann er aufs Klo geht oder wie seine Zuckerwerte ausschauen.

Ich kenne, außer dem lieben Rudi, der das manchmal, glaube ich, spasshalber tut, niemanden, der solches praktiziert, oute mein literarisches Leben selbst sehr gern und sehr genau, stimme Anna Kim aber natürlich  zu, wenn sie “mehr Mut zur Iniffizenz” fordert, man könnte das auch vorauseilenden Gehorsam nennen und, daß in manchen Ländern in den Schulen jetzt  auf das Erlernen von Schreibschrift verzichtet wird und unsere Familienministerin, die Schulbücher abschaffen und stattdessen Kindern ab vier oder sechs I-Pads zur Verfügung stellen will, wird sicherlich auch Auswirkungen auf die spätere Lesekultur und Persönlichkeitsentwicklung haben.

Im zweiten Text “Der sichtbare Feind” wird es dann subtiler und es geht vordergründig von der erwarteten Überwachungsdimension weg, bzw. im ersten Teil in die Zeit der Spione und inoffiziellen Mitarbeiter, die ihre Verhörsprotokolle noch auf Schreibmaschinen tippten, nämlich zu der Fotografin Edith Tudor-Hart, die in der Wien-Bibliothek einmal eine Ausstellung hatte und die als Jüdin unter dem Namen Edith Suchschitzky in Favoriten aufwuchs, wo es auch eine Buchhandlung der Familie gab.

Sie ging dann nach England wurde Kommunistin, betrieb ein Fotogeschäft und spionierte für die Russen.

In den Abhörprotokollen die Anna Kim genau studierte, fanden sich auch ihre Liebesbriefe. Später hörte sie zu fotografieren auf, verbrannte ihr Archiv und wurde Antiquarin.

Auch hier könnte man spekulieren, wie die Überwachung in Zeiten, wie diesen aussehen würde. Anna Kim tut es nicht, sondern konzentriert sich in ihrem zweiten Essay auf ihre eigene Geschichte und spricht da von “Schattensprache”,  der “Tyrannei der Sichtbarkeit” und erinnert sich daran, wie sie als kleines Kind durch die Straßen Deutschlands ging und ihr die Leute in die Haare griffen, das so “fest wie Roßhaar war”.

Auch mit der Sprache war es nicht so einfach, denn sie mußte für die Eltern dolmetschen, obwohl die Mutter Deutsch, glaube ich, schon in Korea sprach. Kam dadurch in einen Rollentausch und das Koreanisch wurde zu zweiten, zur “Schattensprache” und wenn sie es in Seoul verwendet, reden die Koreaner auf Englisch zurück.

Und um den Bogen wieder zurück und in die Verallgmeinerung zu spannen, der auch im ersten Text sichtbar war, kommt Anna Kim zu dem Schluß, daß der Fremde das Recht auf seine Privatheit verliert und zum allgemeinen Überwachungsgut wird.

Darüber lohnt es sich sicher nachzudenken und mir fallen dazu die vielleicht allzuzwanghaften Bemühiungen ein, unter Integration in erster Linie Deutsch lernen, zu erlangen und auch einen Kindergartenzwang für alle zu fordern, beziehungsweise soll es ja schon Diskussionen gegeben haben, den ausländischen Kindern in der Schule, die Muttersprache, die Anna Kim  Schattensprache nennt, zu verbieten und auch die Bemühungen ein türkischsprachiges Gymnasium in Wien zu verhindern, eh klar, da man, wenn man nicht versteht, die Kontrolle über die anderen verliert, die sich ja auch über einen lustig machen könnten.

Ein interessantes Buch, dessen zweiter Teil mich etwas erstaunte, vielleicht weil ich in dem Vorurteil befangen war, weiter über “Abhörskandale und Rasterfahndungen” etwas zu hören, aber ” Aus der Logik der Überwachung entsteht die Figur des “sichtbaren Feindes” klärt  schon der Buchrücken auf und darum scheint es Anna Kim in ihren Essays, die, wie im beiliegenden Prospekt steht “Stellung zu wesentlichen Fragen zur Zeit” nehmen, zu gehen.

Augen zu

Jetzt wird es wieder etwas literarischer von den Krimis geht es zu Ruth Schweikerts poetischer Sprache, die 1965 in der Schweiz geboren wurde und 1994 beim Bachmannlesen einen Preis gewonnen hat.

“Augen zu” ist ihr erster Roman, 1998 zuest bei “Amman” erschienen. Ich habe eine TB-Ausgabe im Schrank gefunden und er ist wahrscheinlich insofern biographisch, da er hauptsächlich 1996 am dreißigsten Geburtstag der Malerin Aleks Martin Schwarz spielt, die richtig Alexandra Martina heiß, spielt.

Bei “Amazon” habe ich eine  Rezension gefunden, wo die Rezensentin meint, wegen der vielfältig miteinander verknüpften Lebensläufe und Fallschilderungen nicht viel verstanden  und sich mehr auf die poetisch schöne Sprache verlassen zu haben und ich, die darin geübter bin, habe mich mit den assoziationsartigen Verknüpfungen vielleicht auch ein wenig schwer getan, aber eine interessante Schilderung der Nachkriegsgeneration gelesen. Davon gibt und gab es wahrscheinlich viele. Ruth Schweikert tut das und das ist wahrscheinlich auffällig, scheinbar distanziert.

Die dreißigjährige Malerin liegt an einem Freitag,” am sechzehnten Juni 1994 um neun Uhr fünfzehn im Bett mit dem nicht mehr ganz jungen Mann, Raoul Felix Lieben, wird mit ihr ein Kind zeugen, das später namenlos und vor seiner Geburt sterben wird.”

Ungefähr so hüpft Ruth Schweikert in neun Kapitel mit schönen Überschriften, einen Vor- und einen Nachspann  nach vor und zurück und erzählt vom Leben jener Malerin, die in einer Kleinstadt mit zwei Brüdern aufgewachsen ist, die Mutter eine Deutsche, ist kriegsgeschädigt, weil sie 1942, glaube ich, bei einem Bombenangriff, ihre Familie verlor, das verleitete sie zum Trinken, die Ärzte verordneten Medikamente, die Tochter verleugnet daraufhin ihre Weiblichkeit, beginnt sich zu schneiden, wird zu einem Psychologen geschickt, wo sie offenbar Stunde um Stunde um ihr Geld schweigen darf.

Sie ist mit Achtzehn, nach der Matura schon schwanger von zu Hause weg und nach Zürich gegangen. Hier hat sie mit Philiph zwei Kinder, die manchmal vom Vater betreut werden. Sie hatte auch eine Beziehung zu einem Silvio, die sie wegen dem Juden Raoul verließ, der Kriegsberichterstatter ist und in der Welt herumreist, um Kindersoldaten zu interviewen.

Ihr Vater hat ihre Mutter verlassen, läßt sie aber noch in dem Haus wohnen und besucht sie auch manchmal. Die Mutter kommt in die Psychiatrie und nimmt sich dort mit Pharmaka das Leben, so daß sich die Familie nach Alexs dreißigsten Geburtstag bei ihrem Begräbnis wiederfindet.

Da drückt ein junger Pfarrer Alexs ein Briefchen in die Hand, das sie nach Wunsch der Mutter, bei der Trauerfeier lesen soll. Da bezieht sich die Mutter darauf, wie es war im Krieg ihre Familie zu verlieren, worauf einer der Söhne, der wie der Bruder Jus studierte, die Halle verläßt.

Alex hat vor ihrer Malerkarriere sich auch als Schauspielerin versucht und da mit ihrer Freundin Ulrike zusammengewohnt und es gibt auch eine tschechische uneehliche tochter des Vaters die auch Alexandra heißt und wird einige Zeit nach der Totgeburt,ein neues Kind bekommen.

All das wird durcheinander, von vorne nach hinten und wieder zurück in einer sehr schönen Sprache erzählt. Details aus Malerbiografien werden erwähnt und Ruth Schweikart scheut auch nicht von dem Klischee, des in der Waschmaschine mitgewaschenen Kindes zurück.

Ein spannendes Stück schöner Literatur, dem man das Bemühen um die Sprache anmerkt und das deshalb auch als literarisch gilgt, könnte man so sagen.

Warum es “Augen zu” heißt, habe ich nicht ganz verstanden, aber wahrscheinlich sind die Verdrängungen der Familienidyllen und des Wohlstandbürgertums damit gemeint.

Von Ruth Schweikert habe ich, glaube ich, noch “Ohio” auf der Leseliste.

Wozu Gedichte?

Außer dem Frauentag gibt es im März ja noch ein sehr wichtiges Ereignis, das sich allerdings das ganze Monat hinzieht, nämlich die Lyrik oder oder den “Tag der Lyrik im März”, wenn ich mich nicht irre, von Wolfgang Kraus in der “Gesellschaft für Literatur” in den sechziger oder siebziger Jahren eingeführt, die GAV hat ihre “Lyrik im März-Veranstaltung” und der “Literaturkreis  Podium” hat einen eigenen Folder “Lesen Sie Gedichte-Lesen Sie diese Gedichte”, den er im März herausgibt.

Davon habe ich, glaube ich, 1977, ich war gerade in die Otto Bauer Gasse eingezogen, im Radio gehört, daß es den gibt und keine Ahnung, wie ich an ihn kommen könnte. Inzwischen liegt er in der “Alten Schmiede” auf, im “Literaturhaus” etc und ich nehme immer ein paar davon der Ute nach Leipzig mit.

Ich gehe nicht jedes Jahr zu der GAV bzw. den “Gesellschafts-Veranstaltungen”, aber manchmal und heuer bot die Gesellschaft für Literatur sechs Veranstaltungen in zwei Wochen an, wo ich heute bei der fünften war und die eine neuerliche Frauentagsveranstaltung um Amerlinghaus ausgelassen habe.

“Warum, weshalb, wo, wann und wie schreiben junge AutorI nnen  heute (keine) Gedichte (mehr)?”, lautete die Frage die die “Junge Literaturwerkstatt Wien” unter Semier Insaif, die heute das  neunzehnte Mal in der Gesellschaft auftrat, bei zwei Veranstaltungen bin ich gewesen, stellte.

Gabor Fonyad, Laura Freudenthaler, Verena Mermer, alle zwischen 1983 und 1984 geboren, alle Absolventen eines Germanistik- oder Literaturwissenschaftsstudium, von denen zwei nicht, eine Autorin nämlich Verena Wermer, deren erster Roman “Die Stimme über den Dächern” im Herbst  bei  “Residenz” erscheinen wird, schreibt auch welche und Semier Insaif leitete mit einem Essay ein, daß wir nicht wüßten was die Natur der Gedichte sei, aber eine Ahnung davon hätten.

Da antworte ich gleichmal flapsig, daß ich das schon weiß, ein Gedicht ist knapp und kurz, verdichtet, später habe ich erfahren oder ist mir selber eingefallen, daß es auch sehr lange Gedichte, nämlich, beispielsweise das von Ransmayr “Der fünfte Berg” gibt, es ist auch nicht mehr unbedingt gereimt, könnte man hinzufügen und es liegt in der Bewertung hoch oben, die Lyrik, die Krone der Schöpfung, da greife ich auch schon vorweg, hat Semier Insaif doch eher erst einen Standardartikel vorgelesen, daß in Russland ein betrunkener Lyriker einen Prosaisten erschlagen hat, weil sie sich darum gestritten haben, und Jana Benova hat in ihrem sehr lyrischen Roman “Abhauen”, diese Frage auch gestellt, die Lyrik gilt also sehr hoch, während auf die Novelisten und da erst die mit Plot arbeitenden , ja manchmal hinabgesehen wird, die Verlage schreiben aber alle “Romane” auf ihre Bücher und den “Tag der Lyrik” mußte man erfinden, um diese brotlose Kunst zu fördern, die Feuilletisten besprechen keine Lyrik, erzählte Seimier Insaif weiter und ich habe heute erst in der Rezension von Sophie Weigand in “Literaturen” gelesen, daß es eine Sensation ist, daß in Leipzig ein Gedichtband für den Preis der Lyrik nominiert wurde.

Ja so ist es mit den Gattungen der Kunst.

Zuetrst fragte Semier Insaif aber seine drei Eingeladenen an welche Gedichte sie sich erinnern können, da würde ich an die Gedichte von der Schule denken, die man damals noch auswendig lernen mußte und an die Reime, die in deer “Jugend und Volk” oder so, Zeitung des Clubs für Jugendliteratur war, die man damals bekommen hat.

Verena Mermer erwähnte die “Sternenmühle von Christine Busta, Laura Freudenthaler brachte ein Bachmann- Gedicht an das sie sich noch erinnern konnte, sie wußte eine Zeile, hat das Gedicht, das “Paris” hieß, dann aus dem Gedächtnis nachgeschrieben und das Original  vorgelesen und  Gabor Fonjad, in Wien geboren und Lehrer, für seinen Roman sucht er auch schon einen Verlag, hat Gedichte aus dem  Ungarischen übersetzt, für ihn ist ein Gedicht das, “wo rechts Platz frei bleibt”, eine schöne Forumlierung der Dichtung finde ich und schon waren wir beim Raum.

Laura Freudenthaler beteuerte auch geheim keine Gedichte zu schreiben. Ich habe ein paar geschrieben, die ich aber nicht wirklich als solche bezeichnen würde.

Eines in der Schreibwerkstatt der Evelyne Haas, das zwar nicht zur Jahreszeit passt, das ich aber verlinken kann und dann brauchte ich eines  für die “Wiener Verhältnisse” und interessant ist auch, daß Ilse Kilic meinen “Kokosnuß-Text” als Gedicht bezeichnet hat.

Aber was ist schon ein Gedicht? Wir wissen es nicht, hat Semier Insaif eingangs  behauptet, es gibt sehr lange, wie das von Ransymayer oder vom Herrn von Lohenstein oder die von Gerald Bisinger, die ich ja sehr mochte, die eigentlich immer den selben Inhalt hatten.

“Ich sitze im Zug nach Prag, Berlin, Wien etc, trinke ein Glas Rotwein und denke an Karl August”, der war einmal mit Kerstin Hensel bei einem Poetenfestival, sie hat mir 1992 davon erzählt und dazu gesagt, das wären keine Gedichte nun ja, nun  ja.

Laura Freudenthaler erwähnte noch Peter Handkes Epik und dann kamen eigene Textbeispiele, das heißt Verena Mermer las zuerst ein Lavant-Gedicht, das sie sehr beeindruckt hat und dann ein paar eigene und Semier Insaif, der das als Kommunikationstrainer ja immer sehr genau macht, fragte inzwischen das Publikjum nach eigenen Gedichterfahrungen.

Da fiel mir meine Großmutter ein, die in der Schule “Die Kraniche des Ibykus” und die “Glocke” auswendig lernte und das als alte Frau noch rezitieren konnte und die die Psychologin in mir fragte, was werden die Kinder später als alte Menschen machen, die nichts mehr auswenig lernen mußten?

Ich behaupte ja, das ist ein tolles Gedächtnistraining, das man wahrscheinlich genauso braucht, wie die motorische Handschrift.

Genau wissen wir das noch nicht, aber Gabor Fonyad erwähnte, in seiner Schule wird noch gelernt und er brachte dann einige, auch sehr lyrische Kurztexte und proejzierte je ein Bild dazu und Laura Freudenthaler hatte vorher einen Prosatext gelesen, in dem es auch sehr lyrisch, um Orangen ging, die in einer Confiserie ohne Schalen verkauft wurden, weil der Konditor die Schalen für sein Konfekt benötigten.

Sehr interessant also, die Gedanken zum “Tag der Lyrik”, der Königsdisziplin, die als sehr hoch gilt, aber angeblich mehr geschrieben, als gelesen wird, es gibt auch drei kleine österreichische Verlage, die wieder Lyrikreihen herausgeben und die wurden auch vorige Woche, wo ich woanders war, in der “Gesellschaft” vorgestellt und morgen gibt es dann die “richtige” Veranstaltung zum “Tag der Lyrik”, wo Annemarie Moser, Dine Petrik, Daniela Kocmut (zweisprachig)  ihre Gedichte vorstellen, die wieder von den Schauspielschülern der Elfriede Ott vorgetragen werden und ein Grund hinzugehen und es sich anzuhören, ist sicher auch, daß es im Anschluß Erfrischungen gibt.

Im Leipzig wird das die Messe eröffnet und am Donnerstag werden wir erfahren, ob Jan Wagners “Regentonnenvariationn” in der Abteilung Belletristik gewonnen hat oder doch Teresa Präauer”Jonny und Jean”, das glaube ich auch sehr lyrisch ist, jedenfalls wie ich hörte, nicht linear erzählt, bzw die drei anderen auf der Liste.

Rosa Mayreder-Abend

Noch eine Veranstaltung zum internationalen Frauentag, obwohl der jetzt ja schon vorbei ist, aber Hilde Schmölzer, die ja 2002 eine “Rosa Mayreder Biografie” geschrieben hat, ist mit drei anderen Frauen, Judith Gruber-Rizy, Christa Nebenführ und Angelika Raubek wieder im Festsaal der Bezirksvorstehung Wieden aufgetreten und hat uns wieder das Werkt der von 1858-1935 Wiener Frauenrechtlerin nahegebracht.

Das heißt, bei mir brauchte sie das nicht mehr so sehr, habe ich ja ihr Buch gelesen und als wir uns 2001 oder so einmal im Sommerhäuschen der Hilde Langthaler, von der ich heute hörte, daß sie gerade eine Operation hinter sich gebracht hatte, in der Donaustadt waren, hat sie uns davon erzählt und laut Mayreder nicht Mayröcker ausgerufen, als ob es da was zu verwechseln gänge.

Das Buch hat sie mir dann wohl einmal zum Geburtstag gebracht und als ich schon bloggte war einmal ein Mayreder Abend in der Wien-Bibliothek in der Bartensteingasse, die Hilde Schmölzer war da und der Mandelbaumverleger und auf meinen Bericht hat sich sogar die Nachlaßverwalterin gemeldet.

Rosa Mayreder die Gründerin des ersten österreichischen Frauenvereins, die für eine Hugo Wolf Oper ein Drehbuch schrieb, ist sicherlich eine interessante Frau und sie hat mit ihrem Mann Karl in der Wieden in der Schönburgstraße gewohnt, wie die Vertreterin vom Bezirksamt in der Einleitung erwähnte. Aufgewachsen ist sie aber in einem Haus in der Landskrongasse und ihre jugenderinnerungen hat, glaube ich Käthe Braun-Prager in dem gleichnahmigen Buch herausgegeben.

Daraus wurden Auszüge gelesen, die schlechten hygienischen Bedingungen damals wurden da beschrieben, wenn man baden wollte, kam ein Badewagen mit Fäßern mit heißem und kalten Wasser und einer Badewanne und im Sommer ist die Familie aufs Land gezogen und hat da den Kindern ein Stückchen Garten zur Bearbeitung überlassen, die kleine Rosa hat sich aber nicht dafür interessiert, sondern hat sich in eine heiße Dachkammer zu ihren Büchern zurückgezogen und  sich da wohl ihre Bildung im “Schweiße ihres Angesichtes” angelesen.

Der Vater war ein Patriachat und die Tochter litt darunter so oft zu hören, daß sich für ein Mädchen das und jenes nicht schickt und daß es schade wäre, daß sie ein solches ist, denn als Junge stünden ihr wohl andere Bildungsmöglichkeiten offen.

Mit dreiundzwanzig hat sie den KarlMayreder geheiratet und mit fünfundvierzig ist sie eine platonische Beziehung eingegangen.

Mit Rudolf Steiner und Hugo Wolf war sie befreundet und mit Auguste Fickert, hat sie den ersten Frauenverein gegründet.

Zuerst hat sie gemalt, dann Romane geschrieben, aus einigen gab es Kostproben in einem “Pipin – ein Sommererlebnis” setzt sie sich mit Pipin über die Ehe auseinander und ist natürlich sehr dagegen, gegen diese Sklaverei.

Es wurden auch Ausschnitte aus Hilde Schmölzers Buch gelesen und aus den später erfolgten theoretischen Schriften.

Der Gatte Karl bekam eine psychische Krise und zum siebzigsten Geburtstag gab es eine Ehre mit einer Ehrenschrift, die von vielen berühmten Persönlichkeiten, wie Stefan Zweig etc, mitgeschrieben wurde.

Den Naziterror hat sie nicht mehr erlebt, ist sie doch schon im Jänner 1938 gestorben, ihr Nachlaß wurde aber wie Hilde Schmölzer erwähnte, schon unter Hakenkreuz im Dorotheum versteigert und der letzte fünfhundert Schillingschein zierte ihr Konterfei, das hätte sie sicherlich gefreut, schloß Hilde Schmölzer die Lesung, nachher gab es statt den sonst im Amtshaus üblichen Oliven, topfenkuchen zum Wein und Gespräche, Elfriede Haslehner war da und eingie andere Damen, die ich vom Sehen kannte.

Schreibeuphorie

Ja, das gibt es bei mir und zum Glück inzwischen gar nicht mehr so selten, zwar auch die Schreibkrisen, wie vor drei Jahren, als ich dann fertig war und nicht so recht zufrieden, inzwischen glaube ich zwar, daß sch das hauptsächlich auf die Frage, was dann danach passiert, bezogen hat. Da bin ich fertig, korrigier dann ein paar Wochen, der Alfred macht ein Buch, ich schicks ein paar Mal weg, zeig es ein paar Mal her und das war es dann. Bbeziehungsweise fange ich schon fast an mich zu genieren, wenn ich jemanden sage, daß ich schon an die fünfunddreißig selbstgemachte Bücher habe, weil die Leute dann meistens lächeln und sagen “Schreib nicht soviel!”, als ob das wirklich eine Schande wäre, die sogenannten Gebrauchsschreiber, die mit den vielen Pseudonymnen, tun das auch und sind wahrscheinlich noch stolz darauf und die Trödelphasen, wenn ich dann meinen Text endlos noch und noch einmal auf Fehler durchgehe und am Schluß immer noch höre, sie würden, wie ein Rohtext wirken, vielleicht sollte ich einmal genauer nachfragen, was damit gemeint ist, gibt es, wo ich dann zu Weihnachten in die Weihnachtsfilme- Orgie ausgewichen bin, das kann ich derzeit nicht, denn im Moment hindern mich die technischen Probleme, warte ich doch noch immer auf einen neuen Lüfter und das Ding kann mir, wenn ich Pech habe dazwischen ungesichert eingehen und am Freitag machte noch der Drucker Probleme, das heißt ich kann mir meinen Rohtext jetzt auch nicht ausdrucken, aber damit geht es mir eigentlich sehr gut, ich schreibe und schreibe und bin eigentlich sehr zufrieden damit.

Dem Wolfgang Helmhart habe ich am Mittwoch gesagt, mein Ziel wäe es die “Bibliophilin” so flüßig, wie den neuen Houllebeqc hinzubekommen, den ich demnächst lesen will, da hat er mich, glaube ich, für größenwahrnsinnig gehalten, aber es stimmt und als ich, wie ich die “Brüderschaft” geschrieben und Daniel Kehlmanns “F” gelesen habe, habe ich gedacht, der hat sicher ein Lektorat und ist sprachlich viel viel genauer, aber sonst…

Nun ja, das wird so stehen bleiben, weil die meisten, um den Beweis anzutreten, nicht nachlesen und vergleichen werden und ich so um den Jahreswechsel ja auch geschrieben habe, daß ich mir mit dem Neuen diesmal wirklich viel Zeit lassen werde und jetzt habe ich vor zwei Wochen  mit dem Rohtext angefangen und halte derzeit bei dreiundfünfzig Seiten, siebzehn Szenen und 25.752 Worten, ob ich damit im ersten Drittel, bei der Hälfte oder viel weiter bin, kann ich derzeit nicht sagen, denn, daß ich bald fertig bin, weiß ich meistens erst kanpp davor.

Aber eine ungefähre Vorstellung, wo es hingeht, habe ich schon und diesen Beitrag schreibe ich jetzt auch, weil ich danach meine bisherigen Konzeptnotizen noch einmal durchgehen und die dreiundfünfzig Seiten korrigieren möchte, bevor es weitergeht.

Das Konzept hat sich inzwischen auch ein bißchen geändert. Die Thekla mit ihren Büchern ist wieder nicht so sehr die Hauptfigur, die ist einerseits die Yasmin Bilic und dann hat die Selma inzwischen nicht nur eine, sondern auch noch eine zweite Stimme bekommen und läßt sich nicht nur nach Damaskus fliegen, um dort mit einem falschen Paß zu flüchten, nein, sie wohnt vielleicht gleichzeitg oder ist das eine andere Figur, ohne Paß in Janusz Warszinkis Flüchtlingsheim und geht ins Integrationsministerium putzen, dort könnte sie eine Begegnung mit dem jungen schönen Integrationsminister, richtig, der heißt Sebastian, das habe ich mir vom Houllebeqc abgeschaut, machen, das weiß ich noch nicht so genau, das könnte sich noch verändern.

Die Yasmin schreibt ihm tausendundeine Nachricht zum Integrationsvertrag, die erste hat sie schon geschrieben, die “Romantherapie” spielt auch eine wichtige Rolle, dagegen rückt das Janusz-Fritzi Verhältnis wieder in den Hintergtrund und ich bin zufrieden und denke, ja, ich kann schreiben, blöd nur, daß das niemand merkt, da scheine ich ein wahrer Pechvogel zu sein oder mich mit dem “Literaturgefluester”, weil ich  so offen darüber schreibe, erst recht in ein Fettnäpfchen zu setzen, stimmt vielleicht auch nicht so ganz, denn ich höre jetzt öfter “Sie haben viele Fehler, schreiben aber trotzdem gut!”, stimmt vielleicht, hilft mir aber auch nicht weiter, denn ein Poblem hat das schnelle Schreiben, das ich persönlich gar nicht so negativ empfinde, der Alfred kommt mit den Fertigstellen nicht mehr nach.

Und so warten ja noch das “Schutzengelchen” da gibt es wenigstens schon eine Vorschau und “Im Namen des Vaters“, das liegt vom Alfred noch vollig unbemerkt auf seinem Schreibtisch und das Coverfoto gibt es auch noch nicht, auf das Fertigwerden und ich fürchte fast, da geht vielleicht nichts weiter, was, wie schon erwähnt, nicht wirklich etwas macht, wenn das andere so unbeachtet bleibt.

Die schöne Rezension vom Robert ist aber inzwischen eingestellt und da muß ich anmerken, es sind nicht fünfunddreißig Romane, ob es schon fünfunddreißig selbstgemachte Bücher sind, weiß ich selber nicht so genau, das müßte ich erst nachzählen, insgesamt wird die Zahl stimmen, aber es sind nicht alles Romane, gibt es ja das “Literaturgeflüstertexte-Buch”, zwei Erzählbände und einige Bücher würde ich auch eher als Novellen oder Erzählungen, als als Romane bezeichnen.

Eiune Anfrage am Tag des Buches, am 23. April, bei den “Wohnpartnern” im Reumannhof, die “Güler” und das “Grufitiemädel” zu lesen, habe ich inzwischen auch bekommen.

Der fünfte Berzirk ist sehr rührig, macht etwas für seine “Künstler”, zahlt aber kein oder nur wenig Honorar und der Alfred hat das Foto, das auf meiner Website und in meinen Büchern zu finden ist, die aktuelle Ausgabe, tausendmal auf Karten drucken lassen und die Literaturgeflüsteradresse dazu geschrieben, die werde ich jetzt in Leipzig austeilen und beobachten, ob sich dadurch meine Besucherfrequenz erhöht und am Wochenende habe ich wieder geschrieben und geschrieben und bin, was, wie erwähnt, gelegentlich passiert, bei der “Lore und Lena” war es das erste Mal so und dann glaube ich auch bei der “Frau auf der Bank” und die Handlung weiterentwickelt.

Ich bin jetzt auch ein paar Mal mit meinem schwarzen Buch in der “Alten Schmiede” gesessen, habe zugehört und dabei den Plot entwickelt, nicht bei der Veranstaltung mit der Liesl Ujvary, wo die sich ja, glaube ich sehr energisch gegen die Handlung ausgesprochen hat, aber am Donnerstag bei der Marlene Streeruwitz und ich werde jetzt ja auch wieder eine Unterbrechung haben, wenn wir am Mittwoch nach Leipzig fahren.

Dann gibts aber ein paar Tage in Ungarn und da intensive Zeit zu schreiben und meine weiteren Pläne sehen jetzt vor, das Ganze durchzukorrigieren und dann schauen, wie die Handlung weitergehen könnte, daß die Selma am Schluß zurückkommt und ihr Kopftuch tragen darf, weiß ich schon und die Yasmin geht auch wieder zu ihrer Mutter zurück. Dazwischen kann ich mir dann noch die Mühe machen, das mit den tausend und eins Geschichten oder Mails weiter auszuarbeiten, der Herr Minister Sebastian könnte einen eigenen Handlungsstrang bekommen und die Thekla hat ja auch noch Potential, denn die wollte ja wieder einmal ihre Bücher auflesen, nun ja, nun ja, ich lese derzeit Olga Flors “Ich in Gelb”, ein sehr lebendiger Blogroman, mit einer sehr jugendlichen Heldin und dann in Ruhe und genau den Houllebecq, der hilft mir auch weiter, wie es  mit der Handlung werden wird und den nehme ich wahrscheinlich nach Leipzig mit, spannend spannend, köpnnte ich so sagen und schade, daß ich damit niemanden von den Stockerln reiße, aber das ist mir inzwischen auch egal. Denn, wie habe ich einmal zu meiner Psychologiekollegin Irmgard, von der ich jetzt schon länger nichts gehört habe, gesagt, ich kann schreiben und tue es auch und habe meine Sachen inzwischen auch sehr gut dokumentiert, so daß man das alles nachlesen kann.

Das Gesetz der Lagune

Nach dem achten kommt jetzt Commissario Bruettins zehnter Fall und wieder einer der “weichen” Donna Leon Krimis, nach den harten schwedischen, die ich zu Beginn des Jahres gelesen habe?

Aber so weich sind Donna Leons venezianische Kriminalgeschichten auch wieder nicht, selbst wenn sie so dahinplätschern, immer ein aktuelles Thema anschneiden, von Umweltschutz, Kinderprostituion etc sprechen und dann den Kriminalfall entwickeln, den Commissario Bruetti zu lösen hat, während er mit Paola Weint trinkt, mit den Kindern zu Mittag ißt oder mit Sergente  Vianello unterwegs ist, beziehungsweise Signora Elettra hacken läßt, um die geht es im “Gesetz der Lagune” bevorzugt und besonders und dieser Krimi gehört auch zu denen, die ich mir im vorigen Jahr per you Tube angesehen habe, jetzt aber nicht genau sagen kann, ob  das Buch oder der Film besser war? Möglicherweise haben sie mir beide nicht so besonders gefallen.

Es geht in die Lagune zu den schweigsamen Fischern, die die Wässer leerfischen, dabei Steuer hinterziehen und sich nicht besonders darum kümmern, ob die Muscheln, die sie aus dem Wasser ziehen, nun kontaminiert sind oder nicht.

In dem Dörfchen Pellestrina fängt in einer Nacht jedenfalls ein Boot zu brennen an und geht unter, zwei Männer, Vater und Sohn werden ermordet aus dem Wasser gezogen und Brunetti und Vianello, die hinauskommen, um den Fall zu klären, stehen vor einer schweigenden Dorfbewohnerschar, die nichts aussagen will.

Das heißt, das stimmt nicht ganz, der Kellner, wo sie zu Mittag essen, Brunetti Fisch, Vianello Hähnchen, erzählt etwas von einer Rauferei und verschwindet dann und eine Lebensmittelhändlerin ist zuerst auch sehr gesprächig, wird später von zwei Männern eingeschüchtert und zuletzt tot aufgefunden.

Der Vize-Questore, Bruettis Feind, fährt zu einem Kongreß nach London, obwohl er gar nicht Englisch kann und eigentlich Brunetti eingeladen war und Signora Elettra läßt den Commissario wissen, daß sie eine Cousine in Pellestrina hat und beschließt einen Woche Urlaub zu nehmen und dorthin zu fahren.

Eine Weile pkänkelt sie mit dem Kommissar herum, ob das nicht zu gefährlich ist, dann setzt sie ihren Willen durch und verliebt sich prompt in den Neffen eines Fischers, der früher Finanzbeamter war.

Ihr sagt er, er war Wirtschaftsstudent, aber die Signora verrät ihm auch nicht, daß sie auf der Questura arbeitet, sondern gibt sich als Bankbeamtin aus und während sie sich weigert, wieder nach Venedig zurückzukommen, bekommt Bruetti heraus, daß ihr Carlo von der Finanzbehörde entlassen wurde, weil er einen Anruf nicht weitergegeben hat, sein Onkel hat Bottin, das ist eines der Mordopfer, wegen Steuerbetrugs angezeigt.

Der Onkel bekommt heraus, daß Elettra bei der Polizei arbeitet und Onkel und Neffe fahren mit ihr bei Sturm auf die See hinaus, was zu heftigen Turbulenzen führt. Brunettis Bootführer, der ihr nachfährt, kommt dabei um, das heißt er wird vom Onkel ermordet,  Brunett verfährt deshalb sehr brutal mit ihm, Carlo fällt ins Wasser und Paola fragt später, als alles vorbei ist, ob Signora Elettra das verkraften wird?

Die Antwort ist, wenn man sich durch die weiteren Bruenetti Fälle liest, wahrscheinlich ja und, daß das Gesetz der Legune sehr brutal und hart ist, haben wir inzwischen, sowoh im Film als auch aus dem Buch auch gelernt.

Frauen Lieben zum Frauentag

Der internationale Frauentag naht auf leisen Pfoten und deshalb gibt einen außerordentlichen Bericht, denn im Amerlinghaus finden darum herum zwei Veranstaltungen statt, die erste war heute am Samstag, um achtzehn Uhr “Frauen Lieben” modertiert von Anita C. Schaub, der, wie sie sie vorstellte, Autorin und Schreibpädagogin, die Germanistik, Literatur, Psychologie und vielleicht noch einiges andere studierte und die ich 2002 im Literaturhaus kennenlernte, als da Rolf Schwendter den “Tag zur Freiheit des Wortes” organisierte.

Da hat sie uns angesprochen, daß sie eine Frauenlesegruppe des Lesetheaters gründen will, mich, die Elfriede, die Hilde Langthaler, die Judith Gruber war dann dabei, Marlen Schachinger, Mechthild Podzeit-Lütjen, die Ruth wurde glaube ich eingeladen, hat aber nicht wirklich oder erst später daran teilgenommen.

Es gab dann auch ein Frauenbuch, wo auch ein Portrait von mir enthalten ist und die Frauengruppe, die umbenannt werden mußte, findet unter der Organisation von Judith Gruber immer noch statt, die nächste Veranstaltung ist, sicher auch passend zum Frauentag ein MayrederAbend im Bezirksamt Wieder am Montag, die Antia C. Schaub ist bald ausgestiegen, es gab, glaube ich, irgendwelcher Streiereien über irgenwelche Qualitätsfragen etc, ich habe jedenfalls auch zwei Veranstaltungen mit eigenen Texten organisiert, weil mir, da ich keine Schauspielerin bin, das eigene immer wichtig war und gehe jetzt nur mehr zu den Veranstaltungen, die mich ja interessieren, nicht mehr zu den Jour Fixes und lesen will ich eigentlich auch keine fremden Texte, weil ich das wahrscheinlich auch nicht so gut kann.

Anita C. Schaub hat einige Bücher geschrieben, die in den kleien Verlagen erschienen sind, eines habe ich gelesen, bei ein paar Veranstaltungen war ich auch, einmal haben wir bei den “Textvorstellungen” zusammen gelesen und bei den Poet Nights auch.

Jetzt also eine eigene Veranstaltung zum Frauentag zu Thema Frauenliebe, mit Literatur, Film und Musik und mit dieser mit zwei Jazzmusikerinnen, die aus Graz angereist waren, hat es begonnen und das Amerlinghaus war auch sehr voll.

Dann smoderierte Anita C. Schaub den Abend und begann mit einer großen weiblichen Stimme, nämlich der Dichterin Sappho von der Insel Lesbos, eines ihrer Zitate “Kommt nun herbei, Grazien zart, Musen mit schönen Haaren…” zierte auch das Programm und SISI Klockner die Autorin und Filmemacherin, die ich schon bei den “Wilden Worten” wo sie mit Alfreds Klapprad herumgefahren ist und beim “Katzenfasching” hörte, hat einen eigenen Film über die Liebe gedreht, wo es auch um die Verletzungen und Kränkungen geht, die Liebe auslösen kann und sie ihn mit ihrer Stimme und ihren Texten untermalt.

Mit Marlen Schachinger, die in den letzten Jahren, ja sozusagen den literarischen Durchbruch schaffte, habe ich mich in der letzten Zeit intensiver beschäftigt, habe ihr neues Buch gelesen, dessen Besprechung demnächst erscheinen wird und war auch bei ihrer Festvorlesung über Betty Paoly, jetzt stellte sie Antia C. Schaub mit allen ihren Werken und Preisen vor und sie las aus dem Buch das ich noch nicht von ihr kannte, nämlich “Leben”, wo es, glaube ich, um den Nationalsozialismus, um die Liebe zwischen einer älteren und einer jüngeren Frau und wahrscheinlich auch um vielen anderes geht.

Dazwischen improvisierten immer wieder die beiden Jazzmusikerinnen, Anette Giesriegl und Dena Derose und Anita C. Schaub las am Schluß einen Dialog zwischen einer Eva und einer Ada, die beiden ganz in lila gekleidet miteinander zu Abend essen und dabei ihr Leben und ihre verschiedenen Lieben Revue passieren ließen, die eine war verheiratet, die andere hatte verschiedene Liebhaberinnen, es gibt schon ein Enkelkind mit einer lila Schleife, VErpartnert hat sich die eine auch und die andere war ihre Trauzeugin und am Schluß lösen sich sowohl Venus als auch Sappho aus ihren lila Bilderrahmen und fangen mit den Beiden zu tanzen an.

Als es die Frauenlesungen in der Galerie Heinrich noch gab, wo Marlen Schachinger auch mitmachte, haben wir auch einmal zum Thema “Frauenliebe” gelesen, wo ich, glaube ich mein “Und Trotzdem” vorstellte.

 

Vermiss mein nicht

Wie bei den Veranstaltungen machte ich auch hier die Erfahrung, daß man ganz zufällig ein Buch lesen kann, daß ganz genau zu den vorangegangenen passt und ähnliche Inhalte auf ganz verschiedene Art und Weise bearbeitet hat.

So folgte auf David Grossmanns “Wohin du mich führst”, das Buch, der 1981 geborenenen Cecilia Ahern,  Tochter eines irischen Ministerpräsidenten  “Vermiss mein nicht”, mein erstes Ahern Buch, ein paar andere stehen noch auf meiner Leseliste, ist Cecilia Ahern ja eine Bestsellerautorin, deren Romane man öfter in den Schränken findet.

Und um das Verlieren und das Finden geht es auch und ähnlich, wie beim Grossmann, “Vermiss mein nicht” ist wahrscheinlich eher ein ChicLit als ein Jugendbuch, geht es hier um zwei Erzählstränge, um einen Mann und eine Frau, die einander suchen, bzw. finden.

Die Heldin ist, die Ich-Erzählerin Sandy Shortt, die trotz ihres Names dunkelhaarig und sehr groß ist und hat in ihrer Kindheit unter der sehr viel besseren Jenny  May gelitten, die verschwunden ist, als sie zehn Jahre alt war.

Seither hat Sandy sehr viel verloren, ihren Teddy, ihre Socken, etc und ständig danach gesucht und nicht gefunden, was ihre Eltern sehr berunruhigte und sie auch zu dem Therapeuten Gregory Burton schickten.

Erwachsen geworden, wurde Sandy zuerst Polizistin, später gründete sie eine Agentur für Vermißte und als das Buch beginnt, ist sie auf der Suche nach dem Bruder von Jack Ruttle, der vor einem Jahr verschwunden ist.

Sie fährt nach Limerick um ihn zu treffen bzw. mit einem Freund des Bruders zu sprechen, kauft sich an einer Tankstelle einem Becher Kaffee, steigt dann aus dem Auto aus, es ist früh am Morgen, um eine Runde zu joggen und verschwindet im Wald.

Dort irrt sie ein paar Tage herum, bevor sie auf eine Gruppe Leute trifft, die in den Sechzigerjahren als Jugendliche verschwunden sind, die führen sie in das Dorf, in dem die Verschwundenen, die in dieses Zwischenreich gekommen sind, wohnen und Sandy gibt sich auf Anraten Helenas, einer der Jugendlichen, als die Leiterin einer Schauspielagentur aus, weil die Verschwundenen, wie sie meint, beunruhigt wären, wüßten sie, daß Sandy nach Verschwundenen sucht.

Auf den Boden liegen  überall Sachen herum, die ebenfalls verschwunden sind, so kleidet sich Sandy mit Sachen einer Frau ein, deren Koffer vor zwanzig Jahren während eines Flugs verschwunden ist und Sandy, die eine Liste all der Leute bei sich hat, die sie sucht, lädt die zum Vorsprechen ein, um mit ihnen ein Theaterstück aufzuführen und erzählt ihnen dabei von ihren Verwandten und dem Leben, das die inzwischen führen.

Das erregt Aufsehen und Mißtrauen bei den Verschwundenen, vor allem weil auch zuerst Sandys Uhr und später noch einige ihrer Sachen verschwinden,  die schon vor ihr angekommen sind, was bei den Verschwundenen offenbar nicht üblich ist.

Während das geschildert wird, erfährt man viel von Sandys bisherigen Leben, sie war irgendwie beziehungslos und ist auch immer zwischendurch kurz verschwunden und hatte zu Gregory Burton, ihrem ehemaligen Therapeutin, auch eine Art Beziehung,  die zwar sehr locker war,  aber nie abbrach.

Dazwischen wird sie von Jack gesucht, der sie an der Tankstelle, wo sie den Kaffee kaufte, zum ersten Man sah, ohne sie zu erkennen. Als sie nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt kommt, sucht er nach ihr, findet das Auto, in dem sich noch der Kaffee befindet, ihr Handy und die Akte mit den Unterlagen über seinen Bruder.

Er holt die Polizei, die aber  nicht beunruhigt ist, weil Sandy öfter mal verschwindet, so forscht er auf eigene Faust nach, fährt nach Dublin, wo Sandy jetzt wohnt, geht in Gregory Burtons Praxis, spricht mit  Angehörigen von Verschwundenen, die Sandy suchte und mit ihren Eltern und, um es nicht zu vergessen, er findet auch ihre Uhr, die sie schon in dem Zwischenreich verloren hat.

Weiters findet er seinen Bruder, der von seinem Freund ermordet wurde und als er dann die Polizei zwingt, doch nach Sandy zu forschen, findet er auch sie, mit einem gebrochenen Bein und einer Kopfverletzung, denn Sandy ist, nachdem sie zuerst von den Verschwundenen verhört wurde, später Jenny May Butler gefunden hat, mit einem Bild von ihr zurückgekommen, daß sie es ihrer Mutter zeigen kann und alles wird gut.

Sandy hat, wie in der Beschreibung steht, sich selbst gefunden, bzw. ihr Kindheitstrauma überwunden, kann jetzt auch mit Gregory zusammenkommen und wahrscheinlich bei ihm bleiben und Jack findet, nachdem er seinen Bruder gefunden und ihn damit vergessen kann, wahrscheinlich auch zu seiner Freundin Gloria zurück, die zuerst ständig schlafend geschildert wird, während Jack unruhig nach dem Bruder forschte, während sich alle anderen schon mit seinem Verschwinden abgefunden hat.

Wahrscheinlich ist es doch kein ChickLit, sondern eine Art philosophische Parabel über das Vergessen. Nicht umsonst heißt das  Stück, das die Verschwundenen in ihrer Zwischenwelt aufführen “Der Zauberer von Oz” und, wie das mit diesem Zwischenreich funktioniert und wieso und warum, die Leute so einfach verschwunden sind und dort ein neues Leben weiterleben, wird nicht genau erklärt, es ist eigentlich auch nicht wichtig, weil die Parabel über das  Trauern und Vergessen überwiegt und wenn man sich erst einmal in das Buch eingelesen hat, das manchmal sehr packend, manchmal wieder auch ein wenig umständilich ist, empfindet man es wahrscheinlich als sehr spannend.