Sterne pflücken

Das dritte Weihnachtsbuch, beziehungsweise Buch von meinem Bücherchristbaum habe ich der 1959 in Linz geborenen und in St. Pölten lebenden Doris Kloimstein zu verdanken, die ich zu den Zeiten kennenlernte, als ich von St. Pölten nach Wien in meine Praxis gependelt bin und daher einmal zu einer Regionalversammlung der IG-Autoren dorthin ging.

Das ist lange her. Damals war sie, glaube ich, Obfrau der LitGES oder hat die Zeitscherift “Etcetera” aufgebaut.

Sie hat mich auch zu einer Lesung eingeladen, wo ich mit Manfred Wieninger lesen hätte sollen, der war aber noch in seinen Plagiatsskandal verstrickt und hat daher abgesagt, dann habe ich sie einmal in St. Pölten getroffen, als gerade die “Frequency” stattfand und man die Traisen eigentlich nicht befahren durfte.

Am Markt treffen wir uns jetzt öfter und sie war auch ein regelmäßiges Mitglied der Schreibgruppe, die es seit Sommer ja nicht mehr gibt, war Dramaturgin oder Regieassistentin im Stadttheater St. Pölten, hat oder spielt immer noch Geige, arbeitet bei der katholischen Kirche, obwohl sie sehr kritisch ist, ist Mitglied des PEN und veranstaltet diesbezüglich viele Frauenveranstaltungen und Ausstellungen.

Also eine sehr vielseitige Frau und das merkt man dem kleinen Weihnachtsbüchlein, das sie mir zusteckte, als ich sie Anfang Dezember bei einer Veranstaltung zum Frauenwahlrecht im Literaturhaus getroffen habe, auch an.

Klein aber fein, das heißt ein Umfang von nicht einmal vierzig Seiten und dann noch wunderschöne Bilder der ebenfalls in Linz geborenen Karin Köppl.

Engel und auch einmal eine Marienfigur mit dem Kindchen und dem Esel kommen darauf vor und immer wieder eine gut zu erkennende Geige spielende Doris Kloimstein und von ihr sind in dem Büchlein zwei Prosatexte “Wechselgespräch” und “Weihnachtsstimmung” genannt und eine Reihe von Gedichte, die eine oder einem mehr oder weniger in Weihnachtsstimmung versetzen können.

Das “Wechselgespräch” ist, wie ich denke, ebenfalls für Doris Kloimstein typisch, wie sie leibt und lebt. Da hat sich eine doch wieder einmal überarbeitet, so daß sie plötzlich Stimmen hört, die ihren kritischen und  wahrscheinlich auch Widerspruchsgeist rührt.

“Weißt Du”, sagte die Stimme. “Du wirst dich erholen und weitermachen. Einfach weitermachen.”

“Das muß ich sowieso”, brummte ich, ob mit oder ohne Deinen guten Ratschlag.”

“Sicher sagte die Stimme, “morgen wenn Du  am Abend neben dem Christbaum im Ohrensessen sitzt, dann reden wir weiter.”

Dann geht es in die “Weihnachtsstimmung”.

Ein Engel ist da auf linken Seite zu sehen und Doris Kloimstein beginnt ihren Text mit “Weihnachten – ja ich mag Weihnachten” und fährt bei paar Zeilen weiter fort “Wenn Mitte November die Nikoläuse reihenweise in den Supermärkten herumstehen, dann mag ich Weihnachten nicht.”

Um mit den zeitgenössischen Autoren fortzufahren, die es sich nicht leisten können “Gott zu loben, wenn sie in der Literaturszene ernst genommen werden wollen.”

Dann kommt sie zu den Liedern, die bei ihr zu Hause zu Weihnachten gespielt oder gesungen werden “bevor alle nur mehr in Richtung Küche schauen, aus der Kulinarisches herausduftet.”

“Stille Nacht” und “Es wird schon glei dumpa”, führt sie an. Aber im letzten Jahr hat sie auch “Dschingl Bells” geprobt. Dann “hat der Christbaum Feuer gefangen und “Dschingl Bells” ist für das nächste <Jahr ausgefallen.

Ja, Doris Kloimstein ist sehr hintergründig und kann durchaus zynisch sein, wie man vielleicht auch bei ihren Gedichten merken kann.

“Will die Sterne am Kleid des Engels zählen so wie damals und mich freuen Will die Berechnungen vom Tisch wischen wie ein Kind die Bauklötze und an das Wunder glauben”, heißt es da etwa oder

“Lichterketten, Tannenzweige – niemand sieht den Sinn dahinter Immer wieder wird es Winter heißt der brav gelernte Satz” um im “Dornenwald unserer Gedanken” zur Hoffnung zu kommen, denn

“Unendliche Hoffnung auch im Schmerz denn ein Licht und unendliche Liebe dereinst und heute”

So endet das Buch, um zu den beiden Biografien zu kommen und man hat sich, vielleicht neben den Christbaumkerzen schnell durch die fünfunddreißig Seiten durchgeblättert, dabei ein paar Kekse, Villekipferl oder Lebkuchenherzen genascht und ist, je nach dem, wie man zu Weihnachten steht, besinnlich oder rebellisch geworden.

Beides ist, glaube ich, in dem Buch vorhanden, gehört zu Doris Kloimstein, wie ich sie kenne und die zarten schönen pastellfarbigen Bilder von Karin Köppl passen dazu und sind auch ein Gewinn.

ds`weinochdn

Und jetzt kommt das zweite Buch von meinem Bücherchristbaum und Adventkalender, das zweite Weihnachtsbuch des Jahres, eines das nicht aus der “Wundervollen Buchhandlung” stammt und eines das  auch  zwischen dem Geburtstagsfest und Weihnachten zu mir gekommen ist, nämlich Franz Blahas in ottakringischen Dialekt, wo er offenbar aufgewachen ist, zwischen 2001 und 2016 für die Weihnachtsfeier im “Häferl”, dem Treff für Haftentlassene, wo ich auch schon mal gelesen habe, geschriebe Gedichte, die er jetzt herausgegeben hat und am dem Tag im Ottakringer Bezirksmuseum vorstellte, als das letzte KAV-ÖAAG- Refelexionstreffen mit Sekt und Brötchen war, so daß ich zu der Präsentation nicht kommen konnte.

Herr Blaha, den ich schon länger von Lesungen zu denen er auch als Besucher geht und auch einige seiner Publikationen kenne, war aber so lieb, mir das “Weihnachtsbuachl” zur “Poet-Night” vorbeizubringen, so daß es heuer bei mir doch sehr weihnachtlich wird.

Man sieht, ich komme trotz aller “Winterfestumbauaktionen” nicht darum herum und kann so am vierundzwanzigsten Dezember nicht nur einen Christbaum, sondern einen besinnlichen Gang durch Franz Blahas Kindheit, wie ich vermute, die sich auch zum Teil mit meiner deckt, denn ich bin ja ab 1953 in Hernals in der Wattgasse aufgewachsen und habe als Kind oft die eine Großmutter, die in Ittakring in den sogenannten Jubiläumsbauten lebte und die andere, die mit ihrer Tochter, meiner Tante Grete und ihrer Enkeltochter Susi, meiner Cousine, in einem Gemeindebau in der Hütteldorferstraße im vierzehnten Berzirk, ein Stückchen weiter unten lebte, geben.

Die Gedichte sind, wie Franz Blaha in seinem Vorwort schreibt im Ottakringer Dialekt geschrieben und wurden der besseeinem ziemlichen <hren Verständichkeit wegen, nicht in Hochdeutsch, sondern im “Normaldialekt” übersetzt und das ist gut so, denn sie wären sonst ziemlich unverständlich, denn ich bin ja auf Wunsch meiner Mutter in Hochdeutsch aufgewachsen, damit ich es einmal besser habe im Leben, wie das damals so  hieß und kann mich an dieses Ottakringisch auch nicht wirklich erinnern und glaube, daß die, in den Siebzigerjahren verstorbene Großmutter, ebenfalls Hochdeutsch, wahrscheinlich mit einem mehr oder weniger starken tschenischen Akzent, gesprochen hat.

Die Gedichte also bei der Weihnachtsfeier für Haftentlassene,Obdachlose und andere Menschen, die es wahrscheinlich nicht so gut im Leben haben und wie schon geschrieben, viel Nostalgisches und Sachen an die ich mich bei meinen Weihnachtsfesten in der Wattgasse, die ich eigentlich trotz der Kinderbücher von Friedrich Feld von Vera Ferra-Mikura, die Weihnachtsgaben der “Kinderfreunde” für die SPÖ-Mitglieder, was mein Vater ja bekanntlich war und sehr aktiver Berzirksfunktionär mit Kanditat Nummer sechszehn für die Bezirksvorsteherliste, kein sehr angenehmes war, denn die Mutter hat, wenn sie von ihrer Arbeit als Kindergartenhelferin nach Hause gekommen ist, noch bis weit in die Nacht des Vierundzwanzigsten geputzt und gebacken und war dann am nächsten Tag, wo es den Karpfen und die Pute vorzubereiten und den Christbaum aufzuputzen galt, nicht mehr so gut aufgelegt und der Vater drohte mir, daß es keine Geschenke gäbe, wenn ich nicht hoch und heilig an das Christkind glaube, was ich so zwischen dem ersten Trotzalter und der Pubertät ernster genommen habe, als ich es wahrscheinlich sollte.

Nun gut, so waren sie wahrscheinlich die Nachkriegsweihnachten in die Wirtschaftswundergeneration. Einen Christbaum hatten wir, das habe ich schon geschrieben, Krippe ist keine darunter gestanden und so habe ich auch an den “Ochs und den Esel” nicht so sehr geglaubt, denen Franz Blaha seine erstenGedichte widmete.

Das Cover ziert eine “Hausgrippe” nach einem Foto von Andreas Praefcke. Vorher gibt es noch ein Gedicht, das wahrscheinlich auch aus Franz Blahas Kindheit stammt, wo sich die dreißig Schilling am Tag verdienende Mutter, die ihrem Sohm ein Buch, um diesen Betrag kaufte, darüber ärgert, daß er es, statt es schön Tag für Tag einzuteilen, um länger davon etwas zu haben, ratzeputz sofort auslas.

Ja damals hat man sich über die lesenden Kinder noch geärgert und sich gefragt, ob sie niechts besseres zu tun hätten? Heute würde man sich darüber freuen, weil sie dann bis zur Matura wüßten was “Pathos” heißt, vielleicht mehr als fünf österreichische Autoren kennen und sie auch gelesen haben.

Die Zeiten ändern sich, heute biegen sich die Christbäume und die Geschenke darunter sind so teuer, daß die Schuldnerberatungsstellen vor Weihnachten im Radioempfehlen, daß man  nicht mehr ausgeben, als man hat und an den Einkaufssamstagen möglichst keine Kreditkarte mitnehmen soll, während Franz Blahas oder eine andere Oma vor demn schönaufgeputzen Christbaum der Zweitauserjahre steht und sich daran erinnerte, daß früher, als der Bundeskanzler keinen Baum zu Weihnachten versprechen konnte, alles viel schöner und viel besser war, die Gans , die es damals nicht gab, viel besser schmeckte, die Kerzen heller strahlten, etcetera. Ja, die Erinnerung kann trüben oder man hat sie sich verklärt.

Und so erinnert sich auch Franz Blaha an die Zeiten, als er erst ins Zimmer durfte, als der Christbaum schon aufgeputzt war und die Mutter am Fenster stand und ihm verkündete, daß das Christkind gerade hinausgeflogen war, weil es ja noch so viele andere brave Kinder und Franzu Blaha hasste dann diese, bescheren mußte, bevor er sich am Christbaum erfreute, an denen die Zuckerln hingen, die er selbst mit der Mutter eingewickelt hat, “weil man dem Christkind ja helfen mußte.”

Das Christkind trifft er dann an der Straßenbahnhaltestelle, als er vom Ottafkringer Friedhof kam, wo Anmerkung, nicht nur meine Großmutter begraben liegt, sondern auch Gerald Bisinger, Gerhard Kofler, etcetera und das erkundigt sich, ob hier der J-Wagen zum Karlsplatz fährt, aber die Straßenbahnen haben jetzt andere Nummern,  fahren andere Routen und das Christkind war offenbar schon lange nicht mehr da.

Auch kein Wunder, denn der Weihnachtsmann oder Santa Claus mit dem roten Mantel, der mit Renntieren im Schlitten fährt, hat es aus Amerika kommend, längst verdrängt und schmeißt jetzt seine Geschenkpackerl durch den Kamin und ein solches Gedicht, wo der heilige Klaus vorm PC sitzt und nicht gestört werden will, gibt es auch.

Dreizehn länger oder kürzere Weihnachtsgedichte in breiten Ottakringer Dialekt also, die sich in der Übersetzung, El Awadalla und ihr “morgenschtean” wird auch noch erwähnt, gut verstehen lassen und einen wahrscheinlich in die eigene Kindheit zurückführen, auch wenn man vielleicht viel später und nicht in Hernals oder Ottakring aufgewachsen ist und die ich allen Weihnachtsnostalgikern und auch Weihnachtshassern empfehlen kann, ob sie Petra Hartlieb in ihrer wundervollen Buchhandlung so leicht besorgen kann, weiß ich nicht. Franz Blaha ist aber ein sehr eifriger Literaturvermittler, hat oder hatte jetzt auch eine Schreibwerkstatt in der Pannaschgasse und wird sicher weiterschreiben.

“Ich wünsche euch schöne Weihnacht`n mit Kekserln und Kerzerln und ein schönes neu s Jahr”, das erstere habe ich zwar schon geschrieben, wiederhole es aber gern!

Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung

Nun kommt am Vorabend des vierzundzwanzigsten Dezember mein erstes Weihnachtsbuch, das eigentlich keines ist, weil es die stressige Zeit davor beschreibt, denn ich habe mir durch das Bloggen angewöhnt im Dezember Weihnachtsbücher zu lesen und zu sammeln.

Im Jahr 2015 habe ich sogar eines geschrieben und mir angewöhnt, an manchen Tagen ein Adventkalenderfenster in den Blog zu stellen, dann ist die Leseliste aber zu lang geworden, daß keine Zeit mehr war für angesammelten Weihnachtsbücher und das neue Kapitel. So habe ich in den letzten zwei Jahren, glaube ich, nur die Weihnachtsbücher gelesen, die Rezeptionsexemplare waren und heuer ist das wieder anders, denn Margit Heumann hat mir ja auf meine Frage was ich mir zu Geburtstagwünsche “Ein Buch natürlich (weil ich ja noch keines habe)?, einen “Thalia-Gutschein” geschenkt, das war zu Zeiten der “Buch-Wien” und wenn man dort hin will, muß man  seit einigen Jahren, wie Benedikt Föger bei einer seiner Eröffnungsreden so schön erwähnte, durch eine improvisierte Buchhandlung gehen und da habe ich auf den Stapeln zuerst Petra Hartliebs “Winter in Wien” die Geschichte von Arthur Schnitzlers Dienstmädchen gesehen. Das kostete circa elf Euro, wenn ich den Nachfolgeband auch gesehen hätte, wär das Problem gelöst gewesen, denn das hätte ich gern gelesen. Es war aber November und Petra Hartlieb hatte auf der “3Sat-Louge” am Vortag gerade ihr neues Buch “Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung” vorgestellt, was vom Preis auch passte, denn die 1967 in München geborene, in OÖ aufgewachsene und lange in Hamburg lebende Petra Hartlieb hat ja 2004 in der Währingerstraße eine Buchhandlung übernommen. Krimis hatte sie da oder danach auch schon geschrieben und ich sie daraus auch lesen gehört und dann ist sie mir als  “Gegen-Amazon-Kämpferin” aufgefallen, die offenbar alle Leute mit einem solchen Päckchen in der <hand ansprcach und “Entschuldigen sie warum kaufen Sie nicht bei mir fragte<ß”

Das hat mir nicht so gut gefallen, aber schreibe ich dazu, ich kaufe weder bei “Amazon” noch bei “Hartliebs-Bücher” und da würde ich mir nur ein ein bis höchstens drei Eurobuch aus der Abverkaufskiste ziehen. Ist ein Schlechtpunkt für mich, ich weiß, ist aber so.

Dann erschien 2014 die “Wundervolle Buchhandlung”.

Die Blogs überboten sich an Lobpreisungen und ich bin in Harland in diesem Jahr glaube ich, um Weihnachten mit dem Rad nach St. Pölten gefahren, habe mich in den “Thalia” gesetzt, das Buch durchgeblättert und mich gewundert, denn soviel Tolles, wie die Blogs schwärmten, habe ich nicht darin gefunden.

Dann bin ich ein paar Jahre später wahrscheinlich nicht um Weihnachten wahrscheinlich vom Literaturhaus nach Hause gegangen, vom “Wortschatz” stehen geblieben und habe die “Wundervolle Buchhandlung” dort gefunden.

Vielleicht war es sogar ein Leseexemplar, die die “Bücherinsel” aussortiert hat, die tun das manchmal und stempeln dann ihren Namen hinein oder einer der anderen Literaturkritiker oder Blogger die in der Gegend wohnen, ist es gewesen.

Das weiß ich jetzt gar nicht so genau, habe aber bei “Amazon” und auch bei einigen Bloggern über das Nachfolgebuch gelesen und dort erfahren, daß gar nicht soviel Neues drinnen stehen soll und ein “Amazon-Leser” hat sich sogar über die genervte Buchhändlerin beschwert, die über ihre Arbeit jammert und die Bücher von einer Asylwerbertin einpacken läßt.

“Uje!”, habe ich gedacht “wenn ich jetzt schon alles weiß!”

Denn wahrscheinlich hat mich das altmodische Cover mit dem Bäumchen und dem Mann im roten Anhzug mit einem Buch in der Hand vor den Bücherregal angezogen und muß sagen, ich bin postiv überrascht, denn wirklich bekannt war wahrscheinlich nur das erste Kapitel, wo Petra Hartlieb erzählt, wie sie zu ihrer wundervollen Buchhandlung kam.

Dann kommen die Weihnachtsanekdoten und die mag ich ja sehr gern und es interessiert mich auch, wie es in einer Buchhandlung zugeht.

Petra Hartlieb hat inzwischen eine Filiale in der Porzellangasse, einen Lagerraum gegenüber, so daß sie nicht mehr zur Weihnachtszeit ihre Bestellungen im Eßzimmer lagern muß, in das sie aber noch heute offenbar im Dezember nie kommt, um gemütlich Punsch zu trinken, denn Weihnachten  beziehungswweise das Monat davor, ist die streßigsteZeit für den Buchhändler. Wird da doch zwanzig Prozent des Umsatzes gemacht und Petra Hartliebs Buchhandlung ist um diese Zeit auch immer bummvoll. Der Herr Primar, wahrscheinlich vom naheliegenden AKH, kommt kurz nach Geschftsschluß noch mit seinem Bestellzettel herein. Die Kunden bringen Vanillekipferln und nur eine Dame will sich fünf vor sechs noch vierundzwanzig “Pixie-Büchlein” einpacken lassen. Sie tut es dann selbst, nimmt sich aber das Papier dafür mit und zu Petra Hartliebs Kunden gehören neben Ärzten und Kammersänger auch Doris Knecht, oder ist sie mit der nur befreundet und verkauft ihre Bücher, die lädt sie jedenfalls auch im Dezember zu ihrem berühmten Parikahendl, Rezept im Anhang, was ich sehr unnötig finde, ein und Petra Hartlieb sitzt dann da und schweigt, weil sie zu müde zum Reden ist, hat sie doch den ganzen Tag hunderte Bücher beschrieben und genauso viele eingepackt, obwohl sie jetzt ja die besagte Syrierin hat, die früher Mathematiklehrerin war, ihr jetzt aber zur improvisierten Weihnachtsfeier einen selbstgemachten Brunnen bringt.

Wenn plötzlich ein Virus herumgeht und Petra Hartlieb und ihr Mann Oliver, der in der Nacht, die Bestellungen abarbeitet, zu kotzen anfangen, ist das genauso eine Katastrophe, die sich gut auflöst, wie wenn plötzlich der Strom ausfgällt oder der Computer nicht mehr funktioniert und dann kommt einmal ein Herr Mayerhofer mit seinen abgeholten Bestllungen zurück, denn das waren nicht seine Bücher und ein paar Tage später kommt sein Bruder, denn der heißt auch so und bestellt ebenfalls bei Petra Hartlieb, also werden fortan auch die Vornaamen auf die Bestellungen geschrieben und natürlich sollen die Kunden kommen und bestellen, denn Weihnachten ist ja zwanzig Prozent des Jahresumsatz, auch wenn die Buchhändler und die anderen Verkäuferinnen, wie der unzufriedene “Amazon-Kunde” erwähnte, am Vierunzwanzigsten um dreizehn Uhr kaputt aus dem Geschäft gehen und unter dem christbaum einschlafen, während das kleinereKind beseelt mit seiner Puppe spielt.

Ein amüsantes Buch das ich, die Nichtkäuferin” in zwei Schwüngen beschwingt in der Badewanne ausgelesen habe und “Fein!”, denke, “wenn die Leute vor Weihnachten so viele Bücher kaufen!”

Obwohl ich ja immer höre, daß die Zahl der Leser zurückgeht und auch der Buchhandel vor kurzem eine Zahl veröffentlicht hat, um wieviel Prozent der Umsatz zurückgegangen ist. Bücher gibt es ja immer noch in Hülle und in Fülle, weil die Leute zwar offensichtlich weniger lesen, aber gern selber schreiben wollen, aber in einem kann ich dem “Amazon-Kritiker” zustimmen, daß achtzehn Euro, in Österreich sind es wegen der Mehrwertsteuer noch einmal fünfzig Cent mehr für das sehr dünne kleine Büchlein wirklich sehr viel sind und ich mir das zum Normalpreis nicht kaufen würde, obwohl ich vor kurzem dem Schuster achtzig Euro für die wiederholte Reperatur meiner zwei Paar Waldviertlerschuhe gegeben habe und dann bin ich zum abverkaufenden Antiquariat nebenan gegangen und habe mir zwei Bücher um je drei Euro gekauft und bevor meine Leser jetzt aufstöhnen und sagen, daß ich den Weihnachtsfrieden mit meinen Bemerkungen störe, kann ich auf morgen und übermorgen hinweisen, wo noch zwei dünne Weihnachtsbüchlein kommen, die mir zwei befreundete Autoren geschenkt haben.

Der Weihnachtshund

Als Daniel Glattauers “Weihnachtshund” 2000 bei “Deuticke”  erschienen ist, waren wir auf der Buchmesse in Frankfurt und da habe ich das Buch gesehen und mir auch ein paar entsprechende Werbeweihnachtskarten mitgenommen.

Gekauft habe ich es natürlich nicht und Daniel Glattauer war damals glaube ich, noch eher als “Standard-Journalist” als als Autor bekannt.

Trotzdem hat mich das Buch die ganze Zeit interessiert und so habe ich mich sehr gefreut, als ich es, im letzten Jahr wahrscheinlich, in einem der Schränke entdeckt habe.

Im Vorjahr habe ich auch eine “Weihnachtsfilm-Manie” gehabt, die jetzt viel milder wieder vorhanden ist und die hat am fünften Dezember, glaube ich, mit dem verfilmten Weihnachtshund begonnen und heuer kam dann das Buch auf meiner Leseliste an die Reihe und so habe ich es am sechsten Dezember als wir aus Ungarn zurück waren mit dem Lesen begonnen und habe da entdeckt, es ist, wie die “Nika, Weihnachtsfrau”, ein Adventkalender.

Also vom ersten bis zum vierundzwanzigsten Dezember ein Kapitel und so habe ich umdisponiert, am sechsten Dezember bis zum sechsten gelesen und ab dann jeden Tag eines.

Nur beim letzten habe ich wieder ein bißchen geschwindelt, damit ich meinen Eintrag machen konnte und den Film habe ich mir am Dienstag auch noch einmal angeschaut und da bin ich, fürchte ich, ein bißchen durcheinander gekommen, denn Buch und Film unterscheiden sich vom Inhalt ziemlich und der Film hat mir nicht einmal so gefallen und jetzt schreibe ich gleich, das Buch auch nicht, denn da sind einige Sachen, die mich ziemlich stören.

Es war aber auch, das gebe ich zu, für mich ein bißchen schwierig an dem Buch drei Wochen zu lesen, weil ich ja dazwischen einiges anderes gelesen habe und so bin ich jetzt auch nicht sicher, ob ich alles richtig wiedergebe und nichts verwechsle.

Da ist also Max, der Journalist, vierunddreißig mit seinem Drahthaardackel Kurt, ein ziemlich träger Hund und der ist ein Weihnachtshasser, deshalb will er auch zu Weihnachten auf die Malediven reisen und sucht dazu eine Person, die auf den Hund aufpasst.

Das ist Kathrin, die am vierundzwanzigsten Dezember dreißig wird und weil sie das Geburts- und Weihnachtsfest nicht bei ihren Eltern, die sie unbedingt unter die Haube bringen wollen, verbringen will und ihr Vater eine Hundephobie oder Allergie hat, meldet sie sich auf das Inserat und so beginnt die Geschichte in den vierundzwanzig Kapitel in denen sich Max und Katrin unsterblich ineinander verlieben und am vierundzwanzigsten auch zusammenkommen.

Es gibt  dabei aber Hindernisse und die sind es auch, die mich ziemlich stören, so daß ich das Buch fast, obwohl ich das ja sonst nicht tue, in eine Ecke schmeissen könnte.

Aber hallo, kann das sein, daß so eine große Liebe wirklich geht?

Am Buchrücken steht etwas  von: “Der Roman ist ein Antidepressivum gegeg den vorweihnachtlichen Frust, bei dessen Lektüre man mindestens einmal pro Seite lacht. Eine Liebesgeschichte, wie sie schöner nicht sein könnte.”

Beispiele dazu gefällig: Max hat, wie auch im Film hervorgeht, ein Kußproblem, als Jugendlicher sollte er, angeheuert von Freunden, die fette Sissi küssen, seither graust ihm davor und er speibt sich jedesmal an. Im Film fällt er in Ohnmacht und das hat natürlich  Auswirkungen auf seine Liebesleben.

Das finde ich ja noch ganz lustig, aber das richtig Widerliche an dem Buch, sind Max Freundinnen oder Frauengeschichte, denn da kommt Katrin auf Besuch, sie essen Birnenkuchen oder lieben sich, dann muß Katrin aber weg, weil Max, natürlich ganz harmlos und “Es ist ganz anders als du glaubst!”, Besuch von seiner Freundin Paula bekommt, die ihm das Küßen beibringen soll.

Die versucht es auch mit der systematischen Desensibilisierung. Auch noch ganz lustig, dieser Einfall und besorgt ihm dazu ein Lippenfoto. Katrin erwischt ihn dabei, ist wieder mal beleidigt, aber die gute Freundin klärt auf und so besorgt Katrin dann noch das Original der Lippen und Max küsst mit verbundenen Augen diese.

Geht es noch besser? Das ist etwas, was ich nicht nur zu Weihnachten nicht lustig finde.

Ansonsten gibt es noch einige Unlogischheiten. So ist  Kurt ein sehr träger Hund und macht den ganzen Tag nichts anderes als schlafen. Bei Katrin verändert er sich aber gänzlich,  wird rabiatt und versetzt die ganzen Patienten, im Buch ist Katrin medizinische Assistentin  der Augenheilkunde und schmeisst für ihren Chef, dem Arzt, die ganze Praxis. Würde mich interessieren was die Ärztekammer dazu sagt? Aber auch noch ganz lustig.

Max und Katrin bekommen sich also nach vielen Hindernissen und vielleicht weil ich das Buch nicht auf einmal, sondern in drei Wochen gelesen habe, erscheinen die mir auch nicht immer ganz logisch, sondern an den Haaren herbeigezogen und wenn man zu “Amazon” geht, findet man sehr viele Einsternrezensionen, denen es ähnlich geht.

Ich habe inzwischen  einige Glattauer-Bücher elesen mit denen ich dieses Problem nicht habe. Das ist ein früherGlattauer  und es stimmt wahrscheinlich, daß man hier schon ein bißchen die Mailkontakte von “Gut gegen Nordwind” finden kann.

Das Buch scheint übrigens noch aktuell zu sein, so habe ich es vorige Woche in derselben “Goldmann-Ausgabe” bei “Thalia” liegen gesehen und eine Fortsetzung von dem Film, gibt es auch und ich habe diesmal einen Adventkalender gelesen, sowie einen geschrieben und der “Weihnachtshund” ist  heuer mein einziges Weihnachtsbuch, wenn man von der “Nika” absieht, die auch eines ist.

Und jetzt kann ich “Frohe Weihnachten!”, wünschen und meinen Lesern für den fünfundzwanzigsten Dezember ein weiteres Nika-Kapitel in Aussicht stellen.