Happy green family

Wieder ein “Wagenbach-Quartbuch”, als E-book gelesen und wieder von einer mir bisher unbekannten Autorin nämlich der Amerikanerin Deb Olin Unferth, die für ihre Erzählungen Preise gewonnen hat und in Gefängnissen Schreibkurse gibt.

Ein sehr ungewöhnliches Buch, das wie ich auf der “Wagenbach-Seite” gesehen habe, auch beim nächsten Freed-Festival im Literaturhaus vorgestellt werden wird, in einer sehr frischen Sprache, die sich mit den Umweltschutz in unserer kaputten halb oder ganz verseuchten Welt beschäftigt und das Ungewöhnliche an der Sprache ist, daß es im zeitlichen Kontinuum wild umherspringt. Mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, mal in der Zukunft ist, in der das Buch auch zu spielen scheint und in ein etwas dystopisches Gewand gehüllt ist, so gibt es Betriebsprüfer, Ermittler und andere Betriebskontrollorgane, womit die Nachtwächter gemeint sind, die die Welt bevölkern.

Eine der Hauptpersonen ist Janey, der wurde von ihrer Mutter zum fünfzehnten Geburtstag erklärt, daß sie nicht, wie geglaubt, aus einer künstlichen Befruchtung stammt, sondern der Vater irgendwo im gottverdammten wilden Westen in einem heruntergekommenen Haus lebt. Sie schmeißt die Schule und fährt wildentschlossen hin, quartiert sich bei ihm ein und, als sie wieder zurück zu ihrer Mutter will, erährt sie von der Nachbarin, daß die bei einem Autounfall gestorben ist und das Jugendamt hat keine bessere Idee, als sie zu ihrem Vater zurückzuschicken. Der Sozialarbeiter schickt sie in die Schule und als sie die erfolglos abgeschlossen hat, wird sie Betriebsprüferin bei Hühnerfarmen. Der Vater vermittelt ihr das und dort trifft sie die Clevleand, bei der die Mutter Babysitterin war und die klaut einmal ein Huhn von der Straße, womit die Geschichte beginnt, nämlich der Plan die Hühner aus den Farmen zu befreien und in Tierasyle zu bringen. Dazwischen kommen Exkurse über die Massentierhaltungen und warum man die Hühner so billig halten muß und, daß es ohnehin schon viel zu viele Eier gibt.

Der Plan hunderttausende Hühner der green family farm zu befreien und in Gnadenhöfe zu verbringen, die ist deshalb so geeignet, weil Annabelle die Schwester des Besitzers schon lange ausgestiegen und unter die Türschützer gegangen ist. Janey vermittelt die Transporte. Annabelle überwältigt das urlaubsvertretenden Kontrollorgan und die Mission mißlingt, weil einer der Ställe in Flammen aufgeht.

Dann wird es unübersichtlicher. Die Frauen werden verhaftet, die Männer kommen frei und mit Sozialstunden heraus, wo sie dann die Hühnerscheiße wegputzen müßen und Janey hat in einem der Ermittler, wie die Türschützer heißen, ihren Lebenspartner gefunden. Bekommt ein Kind von ihm, das aber stirbt, so kehrt sie in das Haus ihres Vaters zurück, mit dem sie sich eigentlich doch ganz gut versteht und der sich auch um sie kümmert und am Schluß haben die nicht verendeten Hühner in einem halbverseuchten Naturpark ein neues Leben gefunden.

Ein interessantes Buch, das sich auf eine sehr ungewöhnliche Art mit einem brisanten Thema beschäftigt, das ich wirklich nur empfehlen kann. Also geht ins Literaturhaus zum “Fried-Festival”, man kann sich habe ich gesehen, schon einen Platz reservieren, weil in Wien ja die Schutzmaßnahmen auch nach dem Freedomday weitergehen werden.