Entführung

Wieder ein Krimi und eigentlich ein Nachtrag meines Schweizer Lesens, denn Petra Ivanov von der ich im Vorjahr schon “Alte Feinde” gelesen habe, wurde 1967 in Zürich geboren, lebte aber in Amerika und ihr neues Buch, Ende August erschienen, gefiel mir besser als das letzte, obwohl ich mir auch hier mit dem Ermittlerteam schwertat.

Denn Petra Ivanov schreibt Serien und setzt da vieles voraus, was in den vorigen Büchern geschah.

Es geht hier, um einen Anwalt mit kosovarischen Wurzeln, einem Moslem namens Pal Palushi, der wurde zum Pflichtverteidgers eines Entführers, einem zum Islam konvertierten eher unsicheren Burschen, der jetzt Mustafa, vormals Daniel, heißt, der hat eine Studentin entführt, wurde aber geschnappt, weil er sich so ungeschickt anstellte.

Jetzt weiß man nicht,wo die Entführte ist, der Entführer schweigt und Palushi gerät in das Fahrwasser der Presse, wird beschimpft, weil er sich des Täters animmt und er gerät auch in große Schwierigkeiten, was seine Schweige- beziehungsweise Berufsverletzungspflicht betrifft, unternimmt er doch Ermittlungen, um an den Fall, beziehungsweise an die Entführte heranzukommen, was er ja eigentlich nicht darf.

Aber tut er nichts, kommt das Opfer vielleicht um.Interessante Fragen, die hier aufgeworfen werden und ich spoilere gleich, daß es am Ende zu einem Berufsverbot kommt, was ich eigentlich nicht ganz verstanden habe, daß Petra Ivanov das Buch so enden läßt, denn eigentlich hat sich Pal Palushi nichts zu schulden kommen lassen und der Fall wurde auch glücklich aufgeklärt.

Es geht aber weiter, begiehungsweise ist vorher noch so einiges geschehen. So hat Pal Palushi eine Lebensgefährtin, die ExpolizistinJasmin Meyer, die offenbar in einem vorigen Fall entführt wurde. Ihr Entführer sitzt im Gefängnis, Jasmin zu Beginn des Buches in Thailand. Sie kommt aber zurück nach Zürich, wo der Fall offenbar spielt, um Pal zu helfen und der hat auch noch einen Neffen namens Rinor, der sich plötzlich verändert, von seiner Mutter verlangt, daß sie ein Kopftuch trägt und offenbar in die Fänge eines radikalen Imans oder Gebetgruppe geriet und den Onkel aushorchen soll und dann gibt es immer wieder Kapitel, die von einer Ich-Erzählerin handeln, die ein Fotoalbum durchblättert, in dem Fotos ihrer Tochter Delia zu sehen sind. Die wurde, bekommt man nach und nach heraus, Opfer eines islamischen Terroranschlags und nun versucht der Vater sich zu rächeln, der heißt eigentlich Richter, was auf Arabisch Faisal bedeutet. Der will auf einer islamischen Friedenskonferenz eine Bombe schmeißen und Jasmin und Pal haben sehr viel zu tun, den Anschlag zu verhindern und die entführte Lara Blum auch heil in ihrer Familie zurückzubringen.

Das entzweit das Paar während des Geschehens, sie haben Geheimnisse voreinander, kommen am Schluß aber doch wieder zusammen. Nur Pal bleibt über und muß sich rehabilitieren, aber vielleicht gelingt ihm das in einem späteren Buch, das Petra Ivanov gerade schreibt oder schon geschrieben hat und wir haben  einiges über den Islam, die Islamfeindlichkeit und das mulitkulturelle Leben, das offenbar nicht nur in Deutschland und in Österreich, sondern auch in der Schweiz vorherrscht, gelernt, so daß ich das Buch wirklich sehr empfehlen kann.

Alte Feinde

Wieder ein Buch aus der dritten oder vierten Kategorie meiner Herbstleseliste, diesmal ein Krimi und spannend, weil ich mich ja vor kurzem mit der Schweizer Literatur beschäftigt habe, einer von der 1967 in Zürich geborenen Petra Ivanov, die mehrere Jahre in den USA gelebt hat und mit “Alte Feinde”, den zehnten Fall der Flint – Cavalli Reihe vorlegt.

Regina Flint ist eine Schweizer Staatsanwältin, ganz habe ich nicht verstanden, was die bei einem Mordfall recherchieren, dachte ich doch eher, die träten erst bei den Gerichtverhandlungen auf. Aber vielleicht ist das in der Schweiz anders und Bruno Cavalli,  ist ein Erimttler mit indianischen Wurzeln und in diesem Fall gibt es auch noch Spuren zum amerikanischen Bürgerkrieg, 1861 oder so.

Ganz schön verwirrend, da in diese Reihe einzusteigen, könnte man so sagen und war auch so, denn während der ersten Kapitel schwirrte mir der Kopf und ich habe mich bei der Namensvielfalt nicht ausgekannt.

Aus diesem Grund hat mir wohl der Verlag freundlicherweise Band 1, “Fremde Hände”, der 2005 erschienen ist, dazugeschickt. Da meine Leseliste aber solang ist und ich beim dBp erst bei Buch zehn, habe ich das Lesen aufgeschoben und umgekehrt angefangen, was wohl auch den meisten Lesern passieren wird, wenn sie das buch kaufen oder geschenkt bekommen und bin nach und nach mit der Handlung vertraut geworden.

Für besonders spannend würde ich sie wegen der oben erwähnten Gründe nicht halten und dann versucht  “Petra Ivanov gehört zur Elite unter den zeitgenössischen Krimiautoren”, steht am Klappentext, die gelobte Autorin noch, was ich immer höre, daß man das nicht soll, die Genres miteinander zu verbinden.

So gibt es drei Handlungsstränge und wahrscheinlich brauchen auch die Leser, die die ersten neun Bände kennen, vielleicht etwas, um in die Spannung zu kommen, denn zuerst sind wir in North Carolina und dort  wird Bruno Cavalli, der halbe oder ganze Indianer, dazu braucht man wohl das Vorwissen, der in Zürich mit Regina Flint lebt, ermittelt und ein Kind von ihr hat, hingeschickt, um beim Fall des Blasrohrmörders zu ermitteln.

Da hat nämlich einer im Reservoir einige Leute umgebracht und man braucht einen Vermittler, der sich mit den Indianern auskennt und dann waren die Opfer auch noch alle mit Bruno Cavalli bekannt. Das nächste Opfer soll die Krankenschwester Emma werden, die seine Mutter pflegt, so geht er am Beginn mit ihr essen, wird angeschossen und taucht für die nächsten hundert Seiten oder so unter.

Genauer ausgedrückt, das ist im April passiert, während in Zürich im August, Regina hat da von Cavalli schon monatelang nichts mehr gehört, ein Albert Gradwohl mit einer Flinte erschoßen wurde, die im amerikanischen Bürgerkrieg verwendet wurde. Der stellt sich heraus, ist ein Enkel oder Urenkel eines Heinrich Wirz und das war eine real gelebt habende Person. Ein Schweizer, der nach Amerika auswanderte und im Bürgerkrieg Kommandant eines Lagers war und erschossen wurde.

Die Waffe aus der geschossen wurde, wurde im Bürgerkrieg verwendet, es wurde aber vor einger Zeit auch eine andere Nachfahrin des Heinrich Wirz von einem Nachfahren der Gegenseite erschossen und der dritte Strang geht in den Bürgerkrieg hinein und wir erfahren seitenlang von Personen, die damals dort tätig waren. Das denke ich, wird die meisten Krimileser, die ja Spannung wollen, nicht so interessieren und ich brauchte, wie schon geschrieben, lang in die Handlung hineinzukommen.

Man erfährt aber, glaube ich, auch erst auf Seite zweihundert oder so, daß die beiden Fälle zusammenhängen und, daß Regina dadurch nach Amerika und auf die Spuren von Bruno Cavalli, dessen alter Feind, ihn wie schon der Titel, sagt, ihn verfolgt und nun alles, um ihn herum Ratzebutz auslöschen will, gelockt wird.

Was nicht so einfach ist, denn Bruno Cavalli ist sehr gewitzt, allerdings ist das FBI auch nicht so ohne und, wie die Schweizer Polizei mit dem FBI zusammenarbeit, habe ich auch nicht ganz begriffen, hat also Verräter und Unterläufer und so passiert sehr viel auf  dreihundersiebzig Seiten, bis alles klar ist, und Regina und Bruno mit ihren Kindern wieder in die Schweiz zurückreisen und weiter ermitteln können.

Auffällig in dem Buch sind, wie die Überwachungsmethoden geschildert werden, mit denen gearbeitet wird.

Da könnte einer das Gruseln kommen und auch die zarten Hinweise, wie Petra Ivanov, den Polizistenalltag beschreibt.

Bruno Cavalli ist monatelang in Amerika und hat den Kontakt zu seiner Familie verloren und kann ihr nur versteckte Hinweise geben, in dem er ein Handy klaut, in Zürich einen Asia-Imbiß anruft und dort Erbsen und Reis für Lily bestellt, weil die das gern verzehrt und, die wird von einer spanischen Tagesmutter betreut, so daß sie spanisch zu sprechen anfängt und Regina sich immer öfter nur telefonisch erkundigen kann, wie es ihr geht, weil sie ja mit der Aufklärung ihrer Fälle beschäftigt ist.

Das hat mich, muß ich gestehen, mehr beeindruckt, als die Ereignisse im amerikanischen Bürgerkrieg, obwohl Petra Ivanov in einem Video-Clip, glaube ich, sagte, daß sie auf einer ihrer Armerikareisen, ein Monument dieses Schweizers gesehen hat, das sie auf die Idee brachte, dieses Buch zu schreiben und ihm ein Denkmal zu setzen.