Dear Oxbrigde

Jetzt kommt eigentlich eine Mogelpackung, nämlich ein Buch über die Studienbedingungen der elitären englischen Unis wie Oxford und Cambrigde, wo die die dort waren, dann die späteren Premiermister oder andere Einflußträger werden und, wie man dort als Otto Normalverbraucher oder Verbraucerin  hineinkommt und kein Buch über den Brexit, al la “Kakerlake” etcetera, wie ich eigentlich glaubte und sehr gespannt auf das Buch der 1988 in Berlin geborenen Nele Pollatschek, von der ich 2016 “Das Unglück anderer Leute” gelesen habe, das mir zuerst gut gefallen habe, ich später aber für sehr übertrieben fand.

Der Verlag hat mir das Buch, glaube ich, schon im Dezember, als man ständig über den Brextit hörte und ich mir dachte, daß der nie zustande käme, angeboten.

“Wir schicken es Anfang Jänner aus, damit Sie es pünktlich rezensieren können!”, haben sie geschrieben. Es ist dann nicht gekommen. Ich habe nachgefragt, ich glaube, im Februar, wir schicken ein Zweites hat es geheißen, ich bin beruhigt in die Winterfrische mit der Ruth nach Salzburg gefahren, als ich zurückgekommen bin, war das Buch noch immer nicht da,  dafür aber das Coronavirus was alles durcheinanderbrache und offenbar keine Bücher mehr über die deutsche Grenze läßt, als mir “Rowohlt” geschrieben hat, das sie Bücher zurückbekommen und mir den neuen Camillieri als PDF schickten, habe ich nochmals angefragt und,  um ein PDF gebeten, das habe ich dann auch beim Lutz Sailer so gemacht und jetzt den “Abschiedsbrief” der Nele Pollatschek gelesen, was eigentlich Brexit mäßig ohnehin schon anachronistisch wäre durch Boris Johnson Corona-Erkrankung aber höchst aktuell, aber wieder schmecks, es beginnt mit etwas ganz anderes, nämlich, wie man als Deutsche nach Oxford oder Cambrigde kommt und warum man glaubt zu müßen, weil man sonst im Leben  nicht weiterkommt. Das sagt sehr viel über den Streß und die Anspannung der heutigen Zwanzigjährigen aus. Darüber habe ich schon viel gelesen und  kann mich auch an ein eigenes Beispiel erinnern, nämlich erstens, daß ich 1973 oder 1974 als ich meine Workcamps im Westpark- Hospital machte, um endlich in die Psychiatrieluft hineinzuschnuppern, haben wir da einen Ausflug nach Campbrige oder Oxford gemacht. Das weiß ich auch nicht mehr so genau, wahrscheinlich dorthin, wo es näher war. Es war an einem Sonntag und da kann ich mich an die Aufkleber eines Schuhgeschäftes “Come in and look around” oder so erinnerin, die ich mir mitgenommen habe und die dann lange in meinem Mädchenzimmer am Almweg hingen, in dem Haus an der Höhenstraße, das es wahrscheinlich nicht mehr gibt.

Dann hat mir einmal eine Psychologenkollege, eine sehr feine Dame, die eine Villa in Währing hat, erzählt, daß ihre Tochter dort aufgenommen wurde, aber über die Anforderungen und den Streß dort sehr unglücklich war, so daß sie sie gebeten hat, wieder zurückkommen zu dürfen.

Bei Nele Pollatschek war das nicht so, denn sie schreibt über das gute Essen, das man dort umsonst bekommt und auch über die Party und die Einladungen, die man dort von seinen Tutoren, bekommt, etwas was Nina H. offensichtlich nicht ausgehalten hat.

Nele Pollatschek schreibt und das finde ich sehr gut über ihre Hochschulerfahrungen und beginnt damit, daß sie an dem Tag,  an dem der Austritt bekanntgegeben wurde,  reich geworden ist. Das  entspricht eher Nele Pollatscheks Stil, denn sie hatte Schulden an der Uni bezüglich der Studiengebühren und da weil das Pfund gefallen ist..

Dann erzählt sie von den Zimmern in denen die Studenten untergebracht sind. Die sind entweder alt und sehr klein oder neu und groß. Die Klos funktionieren aber in Beiden nicht und es ist in den Zimmern auch sehr kalt, weil die Dichtungen nicht funktionieren.

Wie ist Nele Pollatschek nach Oxbridge gekommen? Sie wollte englische Literatur studieren, dachte, das kann ich im Originalsprachland besser und hat sich für Oxford oder Camprige entschieden, obwohl sie in keiner englischen Privatschule war, die jahrelang nichts anderes macht, als ihre Schüler darauf vorzubereiten.

Jetzt mußte sie eine gute Durchschnittsnote haben, um überhaupt zur mündlichen Bewerbung eingeladen zu werden. Die hatte sie, dann brauchte sie ein Bewerbungsschreiben. Sie bat ihre Lehrerin, die das aber noch nie gemacht hat, hat sich ein Jahr lang mit dem “Hamlet” beschäftig, wurde dann eingeladen und wurde nach dem mündlichen Gespräch abgelehnt, weil es ihr nicht gelungen ist, als “Rohdiamant, der erst geschliffen werden muß”, aufzufallen, so daß sie beschlossen hat, es auf anderen Weg zu versuchen.

Das heißt, nicht gleich, zuerst wurde sie depressiv und hat zugenommen. Die Eltern haben sie dann angestachelt, es noch einmal zu versuchen. So hat sie es in Heidelberg probiert, weil man da ein Studienjahr in Oxford machen konnte. Das heißt, es gab einen Platz für die, die englische Literatur studierten. Also die Klinken bei der Bewerbungsstelle putzen. Lernen, lernen, lernen und die anderen überflügeln. Dann hatte sie das Auslandsjahr, war aber immer noch nicht richtige Oxford-Studentin, machte also ihren Bachelor und bewarb sich für den Master dort.

Was klappte, aber auch wieder nicht passte, denn die richtigen Studenten, aus denen später etwas wird, machen nur den Bachelor. Bei den Masterstudenten kann etwas nicht stimmten und so weiter und so fort. Dann wird der Unterricht in den Elitecolleges beschrieben. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man alles genau zitieren muß, muß man hier statt in Vorlesungen gehen, mit den Dozenten oder Tutoren viel diskutieren, beziehungsweise Essays über bestimmte Themen schreiben, wofür man lesen bis zu Erschöpfung muß.

Dann kommt Nele Pollatschek zu den typischen Eigenschaften, der Engländer beispielsweise, daß sie sich nie direkt über etwas beschweren, beispielsweise daß Züge unüpnktlich sind und  man sich, um das Flugzeug doch noch zu erreichen, ein teueres Taxi leisten muß.

Sie führt auch die Geschichte eine Allergikers an, der dreimal nachfragt, ob in seinem Essen Nüße sind?

“Nein!”, wird ihm versichert. Sie waren es doch. Er muß ins Krankenhaus, den zurückgebliebenen wird dann aber die rechung samt dem Nußpesto serviert und die legen das Geld ohne aufzumucken hin.

Interessant ist das Kapitel, wie man in Oxbridge oder überhaupt in England mit Medikamenten umgeht, hat Nele Pollatschek doch, als sie sich beim Sport das Knie verletzt hat, Antidepressiva verschrieben bekommen und  festgestellt, daß fast alle ihrer Mitstudenten solche nehmen, während Gesprächstherapie, wie in Deutschland betrieben, eher unbekannt ist und das hat natürlich den Grund, daß die kleinen feinen Pillen billiger sind, wie das mit den verletzen Knien zu erklären ist, bleibt dagegen noch ein bißchen unklar.

Spannend auch das Kapitel übers Gendern und da ist mir schon vorher aufgefallen, daß Nele Pollatschek konsequent das Wort “Student” verwendete.

“Ich bin Student” und dann erklärt, daß ihr ihr Deutsch lerndender Professor, sie einmal fragte, ob das stimmt, daß die Deutschen Angela Merkel, als BundeskanzlerIN bezeichnen und der Meinung war, daß das sexistisch ist, weil es ja auch rassistisch wäre, einen Menschen als schwarz zu bezeichnen. Interessant die länderspezifischen Sprachunterschiede, was ja durch die Transpersonen, und die Möglichkeit sich als divers zu bezeichnen, noch ein bißchen komplizierter wird.

Dann gibts ein Kapitel über Margret Thatcher, die eiserne Lady, die auch Absolventin des Colleges war, in dem Nele Pollatschek studierte, die sich aus unterer Schicht nach oben kämpfte und dann gegen die Schwachen war und gegen das Böse kämpfte und ganz am Schluß kommt Nele Pollatschek über das Wort “kindness” doch zum Brexit, erwähnt, daß  nur 52% der Briten für den Brexit stimmten und schließt mit dem Satz; ” Viele der Lexit-Wähler bereuren ihre Wahl heute bitterlich. Manche glauben nach wie vor, daß nach dem Verlassen der EU alle Träume vom gerechten Sozialstaat wahr werden. Ich wünsche ihnen, daß sie recht haben” und ich habe, wie erwähnt, ein interessantes Buch gelesen, daß einen tief in das Studiensystem von Oxford und Campbridge und wahrscheinlich auch in Nele Pollatscheks Denken, dem ich nicht immer zustimme, eindringen läßt.