Die Kuratorin

“Geplatzt. Nicht der Traum, sondern das Mon dom”, ist der erste Satz des neuen Romans des 1981 geborenen Norbert Maria Kröll, von dem ich schon einiges gehört, mit ihm einmal gelesen und ihn eher für experimentell gehalten hätte und der letzte des vorletzten Kapitels “Ich sterbe einen langsamen qualvollen Tod.”

Dazwischen liegt eine herrliche und wahrscheinlich nur manchmal bösartige Satire auf den Kuturbetrieb. Ein sanfterer Bernhard würde ich sagen mit einer Frau als Antiheldin und diese über vierzig, Regina Steinbruch, ist die Kuratorin der Außenstelle der “Belvertina”. Die liegt in Simmering und in der gibt es keine Bilder sondern Performances die sich “money sells” oder “three mothers” betiteln” und diese Regina macht in dem Buch eine Wandlung durch.

Auch nur eine sanfte, halbe, sonst wäre der Roman wahrscheinlich kitschig geworden und die sanfte Abrechnung mit dem Kulturbetrieb hat es wahrscheinlich in sich. Ich kenne ja nur eher den Literaturbetrieb. Der der bildenden Kunst ist wahrscheinlich noch härter und erbarmungsloser und man kann als Frau, die Kunstgeschichte studierte, wahrscheinlich darin Karriere machen. Besagte Regina wurde als Kind natürlich vergewaltigt und sie hat noch andere Traumen. So stellt sie sich und das ist köstlich abartig immer ihr eigenes Sterben vor.

Sie hat auch einen behinderten Bruder und nach der Gewalterfahrung mit dreizehn Jahren, hat sich das brave Schulmädchen vorgenommen, sich ab nun nie mehr als Frau etwas gefallen zu lassen, sondern aufzusteigen und Karriere zu machen und ist dabei hart und bösartig geworden. So hält sie dem Bettler an dem sie vorübergeht einen hundert Euroschein hin und steckt ihn dann genüßlich ein. Bei Heinz Strunks Satire auf den Literaturbetrieb habe ich auch schon so was gelesen. Aber da geht der Held schließlich zu Grunde. Regina, so viel sei verraten, kehrt ganz, fast oder halb ins normale Leben zurück und am Anfang ist ein Kndom geplatzt, das sie mit Marvin einen gegenständlichen <maler fast zufälig gebrauchte. Sie gibt ihm eine Ohrfeige, schmeißt ihn hinaus, um dann doch den Ankauf eines seiner Bilder zu organisieren. In ihrem Büro liest sie die Mails zwischen einem anderen Kurator und ihrer Assistentin und als sie schwanger wird, beschließt sie die Abteibung, um die Klinik oder Ordination dann doch zu verlassen. Hat sie doch eine bessere Idee. Näämlich eine Freundin namens Sue, die mit einer Jen verheiratet ist und die wollen, weil es nicht anders geht, ein Kind adoptieren.

Also wird das beschloßen, nach dem Vater gefragt, Marvin auch einmal unverbindlich eingeladen und dazwischen wurde die Ausstellung “money sells” kuratiert, wo ein Künstler ständig fünfzig Euro an die Wartenden verschenkt und damit ein großer Erfolg wurde. Woher das Geld kam, wurde mir nicht ganz klar. bei der nächsten Vernissage ist Regina schon im Mutterschutz, darf daher nicht die Eröffnungsrede halten und verrät um einen Verehrer abzuschütteln, Marvin, daß er der Vater ist, dann platzt die Fruchtblase und Marvin muß die Rettung holen. Das Kind, Tom, kommt per Kaiserschnitt zur Welt und als er ungefähr ein Jahr ist, darf die Tante Regina das Baby hüten, weil die beiden Frauen ins Theater gehen wollen.

Das ist, glaube ich, eine rührende Szene. Der Kleine lacht und brabbelt “Mama” und fürchtet sich gar nicht vor der fremden Frau, die er noch nicht oft gesehen hat. Regina spult die ganzen Tätigkeiten, füttern, Märchen vorlesen, das Wickeln läßt sich aus, intellektuell hinunter und als sie das Kinderzimmer verlassen will, fängt der Kleine zu schreien an und hört nicht mehr auf damit, so daß ihr nichts anderes einfällt, als Marvin anzurufen, der dann weinend seinen Sohn zum ersten Mal in den Armen hält. In diesem Moment, der Kleine hat sich schon beruhigt, erscheint Sue, die sich mit Jen zerstritten hat und reißt den Beiden böse das Kind aus der Hand.

Regina fährt daraufhin nach Kärnten ins Elternhaus. Da gibt es noch eine Phantasie wo sie den behinderten Bruder ertränken will, ihm dann aber ihre Lebensgeschichte erzählt und der trinkende Vater hat ihr vorher erzählt, daß er gerne Künstler geworden wäre, sein Vater aber seine Zeichnungen verbrannt hat, damit aus dem Buben was Richtiges wird.

Dann geht es nach Wien zurück. Regina ist ein bisschen geläutert, das heißt, sie gibt dem Bettler zwanzig Euro und verspricht ihm zu Weihnachten fünfzig. Dann ruft sie Marvin an, erzählt ihm, sie hätte die Pille genommen und er braucht kein Kondom mehr, der ihr das nicht glaubt und nachdem er ihr verraten hat, in welcher Stellung man ein Mädchen oder einen Jungen zeugt und dann noch, daß er inzwischen eine Freundin hat, geht es los oder mit der schon zitierten Erhängungsphantasie weiter, weil der Bruder offenbar gestorben ist, wie sie an den Anrufen ihrer Eltern vermutet. Dann wird es doch eine Thelma und ich habe einen sehr realistischen satirischen Roman gelesen von dem ich es nur sehr schade finde, daß er nicht auf der Öst gelandet ist, aber richtig, ein wenig konventionell ist er vielleicht schon. Also bin ich sehr gespannt, wie ihn die Literaturkritik aufnehmen wird?

Wieder ins Musa

Das Jahr geht weiter mit der Vorstellung der Stadt Wien Stipendiaten von 2016 und diese sind wieder sehr experimentell. Das heißt, bei bei dem 1981 geborenen Kärntner, der auch Musiker ist, Norbert Kröll, Absolvent des Hochschullehrgangs für Sprachkunst wußte ich das nicht so genau, denn der war mir bisher nicht bekannt.

Sein Roman, der im Frühjahr bei “Löcker” erscheinen wird “Sanfter Asphalt”, von Straßenbildern begleitet, ist das aber, denn das gibt es eine Erzählstimme, die mit seinem Körper spricht, das Zähneputzen, die Funktion des Magens,  wird besprochen, es geht es weiter über das Müsliessen und dann kommt pötzlich ein Spam, das sich, als Angebot eines Druckkostenverlages entpuppt.

Der Protagonist, der Stadtflaneur, der durch Wien wandert, erlebt eine sterbende Katze im Hausflur und Gedanken über die Homosexualität gibt es, glaube ich, auch.

Sehr experimentell und plotlos könnte man sagen und dabei bin ich mit meinem kleinen in St. Pölten gekauften Büchlein dagesessen und habe mir meinen Plot, der den zweiten Teil meines Romanes betrifft, auffnotiert, denn Sieg, ich habe eine Handlung und die ersten siebzehn Szenen, die ich mir bis Sonntag auffnotiert habe, jetzt zweimal durchkorrigiert, die drei Handlungsstränge, die ich bis jetzt habe, haben jetzt ein Ende.

Bei Sophie und Fabi endet es bei der Angelobung des Bp. Da wird ein Stein auf Fabi geschmissen und Sophie zieht ihn weg ins Cafe Eiles. Die Therese ist inzwischen von Graz, wo die Performance auch durch eine Demonstration gestört wird, nach Linz, nach Salzburg und  bis Berlin gekommen, wo sie in den Terrorangriff auf den Weihnachtsmarkt hineinkommt, bevor sie zurück nach Wien und in die Sprechstunde ihres Psychiaters fährt und die Doro verbringt ein Wochenende in der Bibliothek, schreibt und liest da ihren Roman zu Ende, dann sperrt sie ab und geht aufs Dach früchstücken, wo sie dann der Karo sowohl das die “Viertagebuchfrau”, als auch den Schlüßel  zu denm Abstellkammerl übergibt und nach Hause duschen geht.

Das habe ich mir neben Hermann Hendrich und der ganzen experimentellen Szene sitzend aufnotiert. Vor mir saß Lukas Cejek, Elisabeth Wandler-Deck war auch da und ein paar junge Leute, möglicherweise Sprachkunststudenten.

Julia Danielcyk interviewte dann wieder den jungen Stipendiaten, fragte, ob es ein Wien Roman sei und nur dort spielen könne und vorhat sie der Technik gedankt, denn wo elffriede.auffzeichnensysteme vorkommt, wird es kompliziert.

Da war ich schon bei zwei Performances im Literaturhaus, deshalb war wahrscheinlich auch Barbara Zwiefelhofer da.

Das Licht wurde gelöscht, jemand legte sich auf den Boden und die Performancerin trat mit zwei Stirnlampen auf, las ihren Text, “Nachrichten vor dem Ton”, der, würde ich mal flapsen aus einer Reihe von Sprichwörtern und Alltagswendungen bestand, von einer Rolle, hatte auch ein Diktiergerät in der Hand und während Julia Danielcyk, die Stipediatin interviewte, lag der Kollege, was wahrscheinlich auch ein wenig irritierte noch immer da.

Interessant, interessant und mir stellte sich wieder mal die Frage, wer das ganze Experimentelle, Ralph Klever war da und verkaufte elffriede.aufzeichnungssystemes Werk, wirklich liest und behaupte, außer den Jurymitgleider wahrscheinlich nicht sehr viele Leute.

Es waren auch die Stammbesucher, die sagen wir mal, wegen dem Wein und dem Brot kommen, heute eher nicht anwesend. Dafür die experimentelle Szene Wiens oder ein Teil davon und ich habe in dieser Umgebung meinen sehr politischen und wohl auch linearen neuen Roman oder wahrscheinlich wird es wieder nur eine Erzählung konzipiert, schüttele den Kopf bei all dem Experimentellen, gehe aber immer wieder getreulich hin und habe auch im Gespräch mit Wolfgang Helmhart behauptet, das ich mir jedesmal etwas davon mitnehme und auch das ist interessant.