Afghanistan-Solidemo vor den O-Tönen

Sabine Schönfellner

Sabine Schönfellner

Michael Köhlmeier

Michael Köhlmeier

Seit am Sonntag die Taliban Kabul eingenommen hat, ist die Welt in Aufruhr und es gibt in OE24 TV neben dem Dauerbrenner Corona, Berichte über die Situation der Frauen und über die, die sich am Flughafen drängen, um aus dem Land hinauszukommen, während es vom Innenminister Nehammer stoisch heißt “Wir schieben weiter ab und nehmen niemanden auf, weil wir die Flüchtlingskrisen von 2015 nicht wiederholen wollen!”

Da gab es Empörung der Oppositionsparteien und am Donnerstag viele Demos. Schon am Vormittag am Platz der Menschenrechte eine Solidaritätskundgebung der SPÖ. Ich habe bei OE24 mitgechaut und überlegt, ob ich hingehen soll, dann aber meine “Hundert Tage”weiterkorrigiert und am Nachmittag zuerst ein Mail der GAV und dann eines der Linken bekommen, die mich auf die Solidaritätskundgebung, die um sechs vor der OVP-Zentrale begann und und am Ballhausplatz enden sollte, aufmerksam machte und das ging sich dann ja vor den O Tönen wunderbar aus.

Ich konnte mein Manu bis halb sechs weiter korrigieren und bin dann ein bißchen zu spät zur ÖVP–Zentrale gekommen. Viele Demonstranten, die hauptsächlich Masken trugen, wie das bei den Lnken eher üblich ist, so daß ich eigentlich zuerst nur die Elfi Resch und dann beim Ballhausplatz Lukas Cejpek und Margret Kreidl erkannte, während seltsamerweise die Polizisten keine Masken trugen.

Susanne Scholl,die da ja sehr engagiert ist, hat am Ballhausplatz gesprochen. Es gab viel Empörung wegen der sturen Regierungshaltung und laute Kampfparolen und ich bin, nach dem ich mich bei Elfi Resch erkundigt habe, ob sie etwas über das Volksstimmefest weiß, zum Museumsquartier gegangen, wo Katja Gasser zuerst die 1987 in Krems aufgewachsene Literaturwissenschaftlerin Sabine Schönfellner und ihren Debutroman “Draußen ist weit” vorstellte, wo eine Ich-Erzählerin ihre Erfahrung mit drei betagten Menschen, die sie in einem Heim betreut oder mit ihnen auf Reisen geht, schildert. Leider hat die mir bisher unbekannte Autorin eher wenig gelesen, sondern fast dozierend über ihr Buch erzählte und dann kam der Dojen, der schon am Mittwoch in Ö1vorgestellt wurde, nämlich Michael Köhlmeier mit seinem neuen Roman “Matou”der von Katja Gasser als Premeielesung vorgestellt wurde, obwohl er ihn ja schon in Rauris vorgestellt hat. Ein gigantischer Roman in dem eine vorlaute Katze ihre sieben Leben schildert. Ihr erstes Leben hatte sie in der französischen Revolution, dann natürlich bei E. T. A Hoffmann, denn der hat ja über den Kater Murr geschrieben. Ein Leopard war sie auch einmal und in Amerika. Das siebente Leben verbringt sie bei einener alten Dame in einer DöblingerVilla und ihrem Neffen Daniel, den sie in die Bibliothek schickt um Bücher ür sie zu holen, denn sie schreibt ihre Memoiren.

Ein spannendes Buch, das sicher auf einer der Buchpreislisten kommen wird. Katja Gasser stellte am Schluß noch drei Fragen an Michael Köhlmeier von denen ich mir die, ob er eitel sei und ob er gut schlafe, gemerkt habe. Michael Köhlmeier ist wohl sowohl ein guter Leser, als auch ein routinierter Schreiber, der auch sehr gekonnt durch sein Buch führte und nun müßte man es lesen, was ich vermtlich auch irgendwann tun werde.

Zwei Herren am Strand

Ich habe mir auf unserer Bodensee-Radrundfahrt ja eifrig heimische, sprich Vorarlberger Literatur mitgenommen. Literatur von Vorarlberger Autoren, obwohl der Bodensee ja nur zu einem eher kleinen Teil in Österreich liegt.

Aber Schweizer- Bodensee-Autoren sind mir keine eingefalen, von den deutschen nur der Martin Walser, der aber dort lebt und auch sehr viel darüber schreibt, während der Vorarlberger Michael Köhlmeier, zwar  in Hard am Bodensee, wo wir, glaube ich, waren und ein Eis gegessen haben, geboren wurde, aber in Hohenems und in Wien lebt.

In Hohenems sind wir, dank Erika Kronabitter und der Konditorei, wo man sehr gute Schokolade kaufen konnte, auch gewesen und der 1949 geborene Michael Köhlmeier ist mir auch ein Begriff.

Also ein Vorarlberger und kein so besonderer Bodensee-Autor, aber als wir mit Erika Kronabitter im Bregenzer Wald gewesen sind und Clou am Rande dort ausgerechnet Antonio Fian und das Kollegium Kalksburg hörten, hat der erstere, als Zugabe auch eine Köhlmeier Hommage gebracht, beziehungsweise sich in einem Dramulette darüber lustig gemacht, daß der das Telefonbuch vorliest und alle sind begeistert und wollen die CDs haben.

Michael Köhlmeier ist ein fleißiger Schreiber, er ist auch, glaube ich, GAV-Mitglied und ich kann mich an eine GAV- GV vor Jahrzehnten erinnern, wo Thomas Rothschild  aufstand und sagte, er würde jetzt das Buch des Mitgliedes Köhlmeier lesen.

Damals war er mir noch nicht so ein Begriff, inzwischen habe ich einiges von ihm gelesen und gefunden und die “Zwei Herren am Strand”, ein Buch über Charlie Chaplin und Winston Churchill, beziehungsweise über die Depressionen der zwei berühmten Männer stand 2014 auf der Longlist des dBps.

Da waren wir, wieder Detail am Rande gerade im Elsaß urlauben und sind einen Tag nach Bekanntgabe der Liste nach Ansbuach zurückgekommen, wo mir die freundliche Buchhändlerin die Liste ausdruckte.

Damals habe ich noch nicht Buchpreis gelesen, das Buch aber später einmal im “Wortschatz” oder im “Bücherschrank” gefunden und es noch nicht gelesen. Was lag also näher, als es auf meine Leseliste zu setzen und es auf die Radreise mitzunehmen?

Eigentlich nichts, außer daß es  gar nichts mit dem Bodensee zu tun hat und Michael Köhlmeier auch nicht sehr oder doch vielleicht wieder, denn wir sind ja zweimal kurz in Hohenems gewesen, haben da zwar Michael Köhlmeier genausowenig gesehen, wie in Überlingen Martin Walser.

Das Buch habe ich aber in Konstanz zu lesen angefangen, dann in Rorschach weiter gelesen und im Hotel Bodensee in Bregenz beendet und es spielt hauptsächlich in Amerika, wo  laut Michael Köhlmeier, also wieder nicht sehr klar, ob jetzt wirklich oder erfunden, Charlie Caplin und Winston Churchill bei einer Party in Sanct Monica aufeinander trafen, dort am Strand spazierengingen und beide eine Freundschaft für das Leben schlossen.

Das Buch ist in fünf Teile gedliedert und wird von einem wahrscheinlich wieder fiktiven Ich-Erzähler erzählt, der höchstwahrscheinlich nicht Michael Köhlmeier ist, sondern von seinem Vater Unterlagen vererbt  bekam und jetzt schildert er in fünf Teilen einen Teil des vergangenen Jahrhunderts. Er schildert auch Charlie Chaplins Flme “Der Tramp”, “Der Große Diktator” und und und…

Ich bin, wahrscheinlich im Gegensatz zu Michael Köhlmeier, keine Chaplin Spezialistin und habe, glaube ich, auch keinen dieser Filme gesehen und von Winston Churchill war ich bis jetzt nur sehr erstaunt, daß der 1953 den “Nobelpreis für Literatur” bekommen hat.

Wie bitte? Das war doch ein Staatsmann und Politiker und hat trotzdem hitstorische Romane geschrieben. Laut Köhlmaeier soll er in seinen Depressionen auch gemalt haben und die Depression wird in dem Buch “der schwarze Hund” genannt.

Roman steht in dem Buch und es ist wieder keiner, sondern biografphische Episoden über die beiden Männer. Es wird nicht chronologisch erzählt, sondern in den fünf Teilen hin und hergesprungen und die Buchhändlerin in der Margaretenstraße, die ich ja irgendwie in Verdacht habe, daß es ihr Leseexemplar ist, das ich da auf meiner Radrundfahrt gelesen habe, hat mir im Vorjahr, als ich nach dem Leseprobenbüchlein des östBp fragte, das Buch sehr empfohlen.

Es sei besser als das “Mädchen mit dem Fingerhut” hat sie gemeint. Das kann ich nicht beurteilen, denn “Deuticke” oder “Hanser” schicken mir ja keine Rezensionsexemplare und bei diesen war ich vielleicht nicht in der richtigen Stimmung, interessiere ich mich ja ganz ehrlich weder so besonders für Charlie Chaplin, als für Winston Churchill und in diesen Fall war ich auch eher an Bodenseebezügen interessiert.

Aber wir haben in dem Schloßcafe Fenkart in Hohenems Kaffee getrunken und Schokolade für die Anna eingekauft und die “Idylle mit Hund” muß ich erst lesen, das “Mädchen mit dem Fingerhut” finden, der “Joel Spzierer” hat mir, soweit ich mich erinnern kann, gefallen und die letzte Köhlmeier-Helfer Lesung in der “Alte Schmiede” habe ich leider versäumt, weil ich eine achtzehn Uhr Stunde hatte und dann zu spät hingekommen wäre.

Halbzeit bei den O-Tönen

20160804-204727

Der vierte Abend des heurigen Literaturfestes im Museumsquartier, das diesmal wieder im Haupthof stattfand und als ich mit dem Alfred vor halb acht dort eintraf, war es schon ziemlich voll und schwer einen Platz zu finden, den wir dann ganz hinten, eine Reihe vor Nadine Kegele und anderen Jungliteratinnen zu denen auch Pia Piuk, die diesmalige Debutantin, kamen, fanden.

Brigitte Schwens-Harrant, Jurymitglied des österreichischen Buchpreises und Staatspreisträgerin für “Literaturkritik” moderierte und stellte auch die Debutantin vor, deren Buch ich inzwischen gelesesen habe und das mich sehr beeindruckt hat.

Leider waren beim Vorgelesen bekommen die vielen abgebrochenen Sätze, in denen Pia Piuk ihre hyperaktive Protagonistin durch das Leben taumeln, beziehungsweise durch die Luft fliegen läßt, fast störend, beim Selberlesen habe ich es nicht so bemerkt, trotzdem ein spannendes Buch und  sehr beeindruckend der Realismus mit dem die Debutantinnen das harte Leben des Erfolgs und Scheiterns im Neoliberalismus schildern und dann kam als Hauptlesender Michael Köhlmmeier mit seinem “Das Mädchen mit dem Fingerhut”, eine Mischung zwischen Märchen oder Flüchtlingsschicksal, das ich in Leipzig, wo das Buch am blauen Sofa vorgestellt wurde, versäumte, das, wie Brigitte Schwens-Harrant in ihrer Einleitung erklärte, durch die Parabel besser rüber kommt, als wenn die harten Fakten der unbegleiteten Flüchtlingsschaft direkt angesprochen würden.

Da weiß ich zwar nicht so genau, ob ich dem zustimme, es gab auch diesmal kein Gespräch, so daß Michael Köhlmeier nichts erklärte und man gleich in Medias Res geworfen wurde oder mit der Einleitung der Moderatorin auskommen mußte.

Petra Piuk

Petra Piuk

Michael Köhlmeier

Michael Köhlmeier

Es geht jedenfalls, um ein wahrscheinlich namenloses, stummes, sechsjähriges Mädchen, das von einem Onkel auf einen Markt zu einem Bodgan geschickt wird.

Es versteht die Sprache nicht oder nur mangelhaft, hat von diesen Onkel und einigen Frauen aber Unterweisungen bekommen. So stellt es sich einfach hin und schaut, bis es zu Essen bekommt und wenn es das Wort “Polizei” hört, fängt es an zu schreien.

Auf diese Weise geht es eine Weile gut, bis der Onkel, der das Kind  jeden Abend von dem Geschäft des Bodgans, wo es den Tag verbringt, abholt, nicht mehr erscheint und es alleine loszieht, in einer Mülltonne landet und schließlich in einem Cafe von der Polizei aufgegriffen wird.

In Zeiten, wie diesen ein interessantes und sehr wichtiges Thema und ein Buch warhscheinlich, das man auch auf den beiden Listen, die es ja in ein paar Wochen gibt, finden wird.

Der 1949 geborene Michael Köhlmeier ist ja vor zwei Jahren mit seinen “Zwei Herren am Strand”, ein Buch, das ich inzwischen gefunden habe, auf die Longlist gekommen, ein Jahr früher mit seinen “Joel Spazierer” nicht.

Brigitte Schwens-Harrant hat noch ein paar andere Kählmeier Werke aufgezählt und nächste Woche wird es mit der Grande Dame, Friederike Mayröcker weitergehen, deren “fleurs” ja auch der österreichischen Liste stehen kann, die am sechsten September veröffentlicht wird.

Ein schöner, spannender und recht kurzer Abend. Gustav Ernst habe ich auch noch im Publikum gesehen.