Von der “Gesellschaft” in die “Alte Schmiede”

Der Vorteil der Livestream-Veranstaltungen ist ja, daß man sich den Hin und Rückweg erspart, meisten die Veranstaltungen auch nachsehen oder zurückdrehen kann und so kann ich mir am Abend, wenn ich die letzte Stunde um fünf Uhr mache, von einer Veranstaltung zur anderen switschen oder, was ich ja gerne tue, mir auch mehrere Sachen ansehen, was auch heute der Fall war und da gab es in der”Gesellschaft” sowie in der “Alten Schmiede” ein ganz unterschiedliches Programm.

Wir haben ja März und da gibt es in der “Gesellschaft für Literatur” ja immer die Lyrik im März, eine Veranstaltungsreihe, die, glaube ich, Wolfgang Kraus eingeführt hatte, um die Lyrik, die ja ein Stiefkind der Literatur ist, besser zu etablieren und das letzte Mal, als ich in der “Gesellschaft” war, war ich auch in einer solchen Veranstaltung, wollte dann noch zu einer anderen gehen, habe mich aber im Foyer umgedreht, weil ich mich schon damals nicht, für den Fall, daß ich krank werden sollte, registrien lassen wollte und heute erklärte Manfred Müller, der sich da sehr streng an die Covid-Regeln hält und immer die Maske aufsetzt, wenn er das Vortragspult für den nächsten Lesenden desinfiziert, sind Großveranstaltungen zu diesem Thema nicht möglich. Da meinte er wahrscheinlich solche, wo mehrere Lesende auftreten, weil Publikum gibt es ja ohnehin nicht mehr und so hat er für den Lyrik-Schwerpunkt und das ist interessant, zwei Lesende eingeladen, die eigentlich keine Lyrik geschrieben habe, das heißt eigentlich schon, aber die Bücher die sie präsentierten, waren Prosawerke.

Der Erste, das ist auch sehr interessant, war eigentlich ein Literaturwissenschaftler nämlich der 1952 geborene Wolfgang Müller-Funk, der sich offenbar seit er sich in Pension befindet, als Lyriker betätigt, jedenfalls hat er schon zwei Gedichtbände und, ich glaube, ich habe ihn auch schon mal bei einer Podium-Bände-Präsentation erlebt, jetzt hatte er aber und das ist nochmals interessant, eine meiner Meinung nach Essaysammlung, nämich, die Texte und Notizen in dem er ein Jahr beschreibt oder sie innerhalb eines Jahres geschrieben hat “365 Tage sind kein Jahr- Roman in lyrischer Prosa” heißt der etwas widersprüchige Titel und Wolfgang Müller-Funk hat aus den zwölf Abtelungen, die auch jeweilsdigitalen Abbildungen von seiner Frau hatten, jeweils zwei Textstellen gelesen. Manfred Müller betonte in der Einleitung, das Lyrische an den Texten. Wolfgang Müller-Funk erklärte noch, daß es eigentlich Lyrik werden hätte sollen, dann aber von ihm Roman genannt wurde, weil das eine Form ist, wo man ja alles hineingeben kann. Eine Definition, der ich widersprechen würde, ich bin aber keine keine Literaturwissenschaftlerin und interessant ist auch, daß Wolfgang Müller-Funk sich über den Essay habilitierte.

Also tagebuchartige Jahresbetrachtungen und er erzählte auch noch, daß er dabei nur wenig geschummelt hätte, sondern meistens seine Notizen wirklich Tag für Tag geschrieben hätte. Interessant also die intellektuellen Betrachtungen, wie er es, glaube ich, auch noch nannte, eines Intellektuellen und dann kam der 1960 in Feldkirch geborene Christian Futscher, den ich schon bei mehreren Veranstaltungen hörte, auch mit einem Prosaband, der sich “Mein Vater, der Vogel” betitelte und von einem Vater handelte, der ein komischer Vogel war oder einen solchen spielte, also während der Geburtstagsfeier seines Sohnes auf einen Baum kletterte und dort die Hände ausstreckte und “Ich kann fliegen!” rief, während sich der Sohn genierte und “Wenn du noch einmal so lustig bist, bringe ich mich oder dich um!”

Christian Futscher ließ seinen Erzähler später nicht mehr so genau wissen, ob er die erste oderzweite Form verwendet hat, ich denke die erste drückt wahrscheinlich, die größere Verzweiflung aus und leitete auch zu der anderen Veranstaltung in die “Alte Schmiede” über, die “Aus der Werkstatt” hieß und überraschenderweise von Raphaela Edelbauer moderiert wurde und da weiß ich nicht genau, ob das jetzt die neue Form der “Textvorstellungen” ist oder eine Sonderveranstaltung in der die 1990 geborene Raphaela Edelbauer, die ich ja einmal auf der “Buch Wien”, als sie, glaube ich, noch Studentin der Sprachkunst war, mit einem sehr experimentellen Werk hörte, daß ich mir fast von Ralph Klever abeschnorrt habe, vier Studenten der Sprachkunst und ihre jeweiligen Works in Progress vorgstellte. Denn inzwischen ist viel geschehen. Raphaela Edelbauer hat in Klagenfurt gelesen und ist mit im “Flüßigen Land”, das mir sehr gut gefallen hat, sowohl auf der deutschen also auch auf österreichen Shortlist 2019 des Bp gestanden. Jetzt ist sie offenbar auch Vortragende im Institut für Sprachkunst und unterrichtet dort das Romanschreiben und so stellte sie vier der Studenten vor, die Auszüge aus ihren noch nicht veröffentlichten und auch nicht fertigen Romanen lasen. Interessant, interessant und ein Kontrast zum falschen Lyrikabend der “Gesellschaft” und die erste Lesende war, die 1984 in der Schweiz geborenen Bettina Scheifflinger, deren Romanmanuskript “Erbgut” hieß und von der Geburt mehreren Generationen handelte. Raphaela Edelbauer erzählte im Gespräch etwas von einem Familienroman und, daß mehre Studenten solche schreiben würden und interessant an diesem ist, daß da die Geburten beschrieben werden. Die nächste Lesende hieß Lena Biertimpel und wurde 1991 in Hamburg geboren. Ihr Roman heißt glaube ich “Heimwehvogel” und handelt von einer Frau, die sich in die Psychiatrie einweisen läßt, was sehr genau beschrieben wurde. Das passte gut zum nächsten Text, dem des 1994 in Dresden geborenen Johann Voigt der trotz seiner Jugend schon eine beachtliche journalistische Laufbahn hinter sich hat in seinem Text einen Roboter artigen Erzähler beschreibt, der die Polizei haßt und das Ganze dissoziative Amnesnie nennt und sagte, als Rapheala Edelbauer fragte, was das sei, daß man das Nachgooglen solle, weil er kein Psychologe wäre. Nun Dissioziation ist die Abspaltung, wenn man Dinge wegschiebt, weil sie einem zuviel sind und man sie nicht verdrängen kann. Vergewaltungsopfer tun das oft und auch ich denke, daß ich, um die Pandemie auszuhalten, vieles dissoziere.

“Dann geht es mir besser!”, habe ich Doris Kloimstein, glaube ich, als Motto für ihre “Noahs Fest-Anthologie” geschrieben.

Der vierte Text der, der 1986 in Wien geborenen Maria Muhar ist auch sehr interessant und handelt von drei Personen, die in einer WG zusammen wohnen. Eine Alex, einen Daniel und einer Martha. Die Martha hat, glaube ich, eine Zwangsstörung, der Daniel ist ein Nachtschwärmer und die Alex eine Schriftstellerin und eine Szene, die Maria Muhar las, handelte und das ist ebenfalls sehr interessant von einem verregneten Volksstimmefest beziehungweise einer linken Wortlesung, die dort stattfand.

Interessant, interessant, Raphaela Edelbauer wiederholte noch die Titel der unvollendeten Werke, damit man sie sich merken und wenn sie erschienen sind kaufen können und ich fand sowohl den Einblick in die Romanwerkstatt in das was die Studenten dort schreiben, als auch die in die Lyrik die keine war, sehr interesssant.

Julian Schuttings Einführung in die Lyrik

Nach dem Doml-Workshop, wo es heuer keine Weihnachtsfeier gegeben hat, zum letzten Mal in die “Alte Schmiede” in diesem Jahr, zu einer besonderen Veranstaltung, hat doch Julian Schutting sein bei “Jung und Jung” erschienenes “Unter Palmen” vorgestellt. Gedichte steht auf dem Band und Daniel Terkl, der in die Veranstaltung einführte, erklärte etwas von vier Teilen des Buches in denen es immer um Palmen geht. Im ersten Teil wird ein Spaziergang mit Barbara Schönberg in Palm Spring, der Tochter von Erik Zeisl und Arnold Schönberg geschildert, die einen Text von Julian Schutting übersetzte, im zweiten Teil geht es um eine “Hymne an Kuba”, je in elf bzw. sieben Silben geschrieben, der dritte Teil handelt von “Heinrich dem Seefahrer” und der vierte trägt den Titel “Einmal noch”, dann kündigte er die Lesung an, wobei Julian Schutting erklärte, daß der Verlag das Buch, als Gedichte handelt, es aber keine Gedichte wären und las dann etwa fünfundzwanzig Minuten von dem Spaziergang unter Palmen, wo immer wieder Referenzen auf das Salzkammergut, einem Park in Salzburg, die Begegnung mit Hilde Spiel etcetera erwähnt wurde. Wiener oder österreichische Dialektausdrücken, wie “Blunzn mit Powidl”, wenn einem etwas egal ist, werden erwähnt und die “Wuckerln”, die Locken mit den englischen “Curls” verglichen.

Danach nach dem sehr poetischen Text erklärte Julian Schutting, doch etwas Lyrisches darin zu finden und ging zu dem zweiten Text, der nach dem Versmaß elf und sieben Silben geschrieben war, wobei Julian Schutting vorzählte und zum Mitzählen aufgefordert wurde.

Der Text heißt “An Kuba”, der Verlag oder der spanische Übersetzer hat eine “Hymne” daraus gemacht gegen die sich Julian Schutting auch wehrte und gab dann noch eine Textprobe aus dem dritten Teil, dazwischen erklärte er immer wieder sehr enthusiastisch was Lyrik für ihm bedeute und was der Unterschied zwischen Lyrik und Gedichte  ist und was man in Prosa schreiben kann.

Sehr interessant die wortgewaltigen  poetischen Texte des 1937 in Amstetten als Jutta geborenen Dichters, der auch als Fotograf tätig ist und von dem ich schon einiges gelesen habe und bei mehreren Lesungen war.

Interessant auch die Erklärung, daß der Dichter zum Schreiben den Schmerz benötige, denn Glück kann man nicht beschreiben. Ein Argument dem ich öfter begegnene, aber immer skeptisch gegenüber stehe, eine wunderschöne flüßige Sprache, die lyrische Prosa oder prosaische Lyrik und ich habe wieder etwas von der Theorie und der Praxis des Dichtens gelernt und  schöne Texte gehört.

Der Schmiede Saal war ziemlich voll mit Schuttings Fans, ich habe mich mit Erika Parovsky unterhalten, Christl Greller, gbegrüßt, Angelika Kaufmann, Herbert J. Wimmer und noch viele andere gesehen.

Und was den Adventkalender betrifft, kann ich berichtigen, daß ich heute, als ich in die Spengergasse ging, statt des gestern angekündigten “Besser spät als nie”, die Kroatiensommergeschichte Claire-Klara-Clarisse” in den “Wortschatz” lebte.

Und am neunzehnten November gibt es auch ein Adventkalenderfenster aus der “Nika” im Blog und ich verlinke auch die übrigen Fenster, die schon geöffneten und noch geschlossenen. Leider wird es heuer angesichts meiner Leseflut kein neues Fenster geben, es werden aber noch einige ältere in diesem Jahr zu öffnen sein.

1 5 7 9 19 20 24 25 29 und 30

Und als mein Advent-Weihnachtsgeschenk habe ich mir Mieze Medusas “Freischorcheln” das bei “Milena 2008”, als die  gerade  begannen Männer zu verlegen aus dem Schrank gezogen, ein Buch mit dem sie 2008 bei “Rund um die Burg”, das es damals noch nonstop gab, eingesprungen ist und ich sie auch auf der “Buch-Wien”, als ich dort für die “Buchprprämie-Jury” in der ich damals war, vorbereitet habe, beim Verlagsstand getroffen und auf das ich sehr neugierig war und eigentlich immer lesen wollte.

Juppie und noch ein Buch mehr auf meiner 2019-Liste!