Kein Christkindlmarkt

“Michaela Reisinger hatte die zweite Kerze des Adventkranzes angezündet und das Nikolaussäckchen mit den Nüssen, den Mandarinen, und den Schokoladestückchen auf den Tisch gestellt.

“Kommst du Lena?”, rief sie ins Kinderzimmer.

“Der Kakao ist fertig! Dazu gibt es Lebkuchenherzen und schau einmal der Nikolaus war da und hat dir ein Sackerl mitgebracht!”

“Fein!”, rief die Viereinhalbjährige und war schnell, wie ein Blitz aus ihrem Zimmer gekommen.

“Wie schön, daß der Kindergarten Lockdown hat und ich die Tage bei dir verbringen kann! Sehr schön sogar! Gestern war der Krampus da und hat mir einen solchen gebracht und heute der Nikolo! Wieso ist der Papa nicht auch im Lockdown, wie der Kindergarten und du?”, wollte sie dann neugierig wissen. Hatte das Säckchen aufgemacht und sich ein Schokoladestück in den Mund gesteckt.

“Weil er zu den systemrelevanten Berufsgruppen gehört und in ein sein Office muß!”, antwortete Michaela und überlegte, ob die Kleine mit dem Wort systemrelevant etwas anfangen konnte? Sie nickte aber schon, wiederholte das Wort “Fein!” und sah sie prüfend an.

“Dann können wir, wenn schon Lockdown ist und der Nikolaus nicht in den Kindergarten kommen kann, doch auf den Christkindlmarkt gehen! Das wär doch fein, Mama und ich freu mich darauf, weil wir das gestern nicht waren und du es mir ja versprochen hast! Wir beiden nützen den Lockdown aus, gehen hin und du kaufst dann die Christbaumkugeln, die du noch brauchst! Machen wir das, Mama, weil man auch im Lockdown spazierengehen darf, um nicht krank zu werden!”, hat die Tante uns erklärt und der Kevin macht das auch!”, behauptet sie mit vollen Backen und griff dann zu dem Becher, um einen Schluck Kakao zu trinken.

“Das geht nicht, Lena, weil es im Lockdown auch keinen Christkindlmarkt gibt!”, versuchte Michaela Reisinger betont ruhig zu antworten, obwohl sie merkte, daß das Gespräch sie anspannte und sie auch etwas wütend machte.

“Erinnerst du dich nicht, daß wir im Vorjahr auch nicht dort waren, obwohl der der Papa und die Oma es dir versprochen haben”, versuchte sie an Lenas Gedächtnis anzudocken. Aber die schüttelte den Kopf und sah auf einemal wild entschlossen aus.

“Das stimmt nicht, Mama! Schwindele nicht! Es gibt heuer einen Christkindlmarkt, denn ich war mit der Oma schon vor drei Wochen dort, wo er gerade aufgestellt wurde. Erinnerst du dich, da hat die mich vom Kindergarten abgeholt, weil du einen Geschäftstermin hattest! Wir sind vorübergegangen und die Oma hat mir erklärt, daß er am Samstag eröffnet würde und daß da der Herr Bürgermeister mit dem Wiener Christkind kommt! Aber richtig, Mama, die Oma hat etwas von einem 2G gesagt, das man dazu haben muß, wenn man durch die Durchgangssperre will! Und das kannst du nicht, weil deine Eltern nicht geimpft sind! Aber vielleicht gehst du mit dem Kindergarten hin, weil du ja noch keinen Ninjapaß brauchst!”, hat sie gesagt und dann habe ich darauf vergessen, weil jetzt der Lockdown ist und der Kindergarten zu! Der Christkindlmarkt war aber schon eingeräumt! Warum ist er jetzt verschloßen? Das ist doch blöd, denn ich wollte mir ja die Sachen ansehen und mit dir Christkibaumkugeln kaufen und im Freien kann man sich auch nicht anstecken, hat die Tante gesagt!”

“Stimmt das ist blöd! Da habe ich mich auch geärgert und mich gefreut, daß du mit dem Kindergarten hingehen kannst, weil der Papa, die Oma und ich das mit dir nicht können, weil es dann ja den Lockdown für Ungeimpfte gegeben hat! Aber jetzt gibt es den für alle, weil die Covidzahlen wieder angestiegen sind und die Buden wurden wieder verschlossen! Vielleicht machen sie die nächste Woche wieder auf und du kannst vielleicht mit dem Kevin und seiner Mama hingehen, die, glaube ich, geimpft ist und das kann und wenn du spazieren gehen willst, können wir auch einen Abstecher zum Rathausplatz machen und und die Buden so anschauen. Der Christbaum ist ja aufgestellt und wahrscheinlich beleuchtet! M,ach nicht so ein Schlute, Kleine! Willst du das machen, wenn du den Lebkuchen gegessen und den Kakao getrunken hast?”

“Klar, Mama, machen wir das!”, antwortete Lena schon wieder fröhlich und klatschte in die Hände.

“Dann schauen wir uns die geschlossenen Buden an und haben es trotzdem schön! Das haben wir doch, mama? Die Kerzen brennen, der Krampus ist da und das Nikolaussäckerl und auch wenn du keine Christbaumkugeln kaufen kannst, haben wir trotzdem gemütliche Weihnachten nicht wahr? Dann nehmen wir eben die vom vorigen Jahr! Die trägt der Papa doch immer in den Keller! Dann holen wir sie heraus und machen es uns gemütlich!”, sagte und brach ab, um Michaela fragend anzusehen.

“Oder geht das auch nicht? Denn die Nchtgeimpften werden ungemütliche Weihnachten haben, hat der Kevin mir gesagt, daß das der Bundeskanzler verkündet hat, als er den Lockdown für Ungeimpfte ausgerufen hat und die Tante Hilde hat gemeint, daß es den bis Februar geben wird, weil dann die Impfpflicht kommt! Warum bist du, der Papa und die Oma nicht geimpft? Und warum hat das der Bundeskanzler gesagt, daß wir ungemütliche Weihnachten haben werden? Ich will doch gemütliche Weihnachten, Mama, bitte und wenn ich im Juni fünf werde, darf ich mich auch impfen lassen, hat die Tante Hilde gesagt und dann darf ich nächstes Jahr auf den Weihnachtsmarkt, wenn es dann keinen Lockdown gibt!”, sagte sie und Michaela schüttelte den Kopf.

“Das stimmt nicht mehr, Lena!”, sagte sie dann vorsichtig.

“Denn wir haben jetzt einen neuen Bundeskanzler und gemütlich wird unser Weihnachten auf jeden Fall! Das lassen wir uns nicht nehmen! Die Oma kommt wieder und Christbaumschmuck ist genug im Keller, keine Sorge! Deine Wünsche kann dir das Christkind auch erfüllen, weil es ja beim “Hofer” und beim “Spar” auch Spielsachen gibt! Aber bis dahin ist noch genügend Zeit und das gilt auch für den Juni, wo du fünf wirst und uns das mit dem Impfen überlegen können und da der Papa und ich das für dich entscheiden müßen, brauchst du dich darum nicht sorgen! Also jetzt, husch, husch, wenn du auf den verschlossenen Weihnachtsmarkt willst! Hol deine Jacke und deine Mütze! Ich trage inzwischen die Kakaobecher in die Küche und wasche sie ab”, sagte Michael Reisinger und blies die beiden Adventkerzen aus.”

Das ist passend zum Advent eine weitere Lena-Geschichte an der man die Covid-Veränderungen und die Maßnahmenverstärkungen gut beobachten kann. Die Erste gab es im September 2020, als die Corona-Ampel eingeführt wurde, die Zweite zu Weihnachten im letzten Jahr und dann gab es noch eine Sommergeschichte.

Von Massentests und Freitesten

“Testen, testen, testen!”, kann man jetzt immer hören und da wurde Anfang Dezember, als der Lockdown light oder hart langsam aufgehoben werden sollte, obwohl die Zahlen noch immer sehr hoch waren, verkündete der Kanzler plötzlich, daß es Massentests, wo die Bevölkerung in ein paar Tagen mit einem Schnelltest durchgetestet werden sollte, damit man Weihnachten in Ruhe feiern könne, nach dem Vorbild der Slowakei, wo das schon praktiziert wurde, geben würde.

Ab da gab es dann eine große Diskussion über die Freiwilligkeit. In der Slowakei war es das offiziell, aber ging man nicht dorthin, hätte man nicht mehr aus dem Haus, zur Arbeit oder einkaufen können, so daß der Bevölkerung nicht viel anderes übergeblieben ist. Das führte zu einer großen Testunlust, beziehungsweise zur Frage der Sinn oder Verhältnismäßigkeit? Denn diese Test sind ja nur Momentaufnahmen und stellt man sich in den Messenhallen an, um sich von den vermummten Bundesheersoldaten in die Nase bohren zu lassen, kann man sich auch anstecken, hieß es und dann kamen auch Gerüchte, daß der Kanzler, die Tests in der Schweiz doppelt zu teuer, als die Slowaken eingekauft hätte, die nun vertestet werden mußten, so hörte man in den Medien, daß man das tun müße, weil man sonst schuld wäre, daß hundert Arbeitsplätze verloren ginge, warum, das mit dieser Momentaufnahme geschähe, wenn man vielleicht ohnehin zu Hause bliebe, wurde nicht erklärt, nur, daß das sogar kriminell wäre oder man faul, wenn man lieber statt dessen Eislaufen ginge, denn der Eislaufverein hatte ja unter besonderen Sicherheitsauflagen im Dezember geöffnet.

Die Leute ließen sich von diesen Drohungen nicht abschrecken, der Zulauf blieb gering. Zwanzig Prozent oder so und so hörte man von Anreizen die gegeben werden sollten, fünfzig Euro oder so, wenn man sich testen ließe, was wohl etwas kindlisch wäre und die Bürger zu, aber diese krampfhaft Austreibung eines Virus mit schnlee testungen halte ich ohnehin dafür obwohl die Virologin Pamela Rendi-Wagner sehr dafür ist und dann kam der Hammer, die freiwilligen Tests sollen verpflichtet werden zumindestens fürviele oderfast alle Berufsgruppen und der Lockdown, der nach Weihnachten, daziwschen waren ein paar Tage die Geschäfte für das Einkaufen wieder offen, sollte zu bis achtzehnten Jänner vorgesetzt werden. Danach dürfe oder müsse man sich freitesten um die Privelegien zu erhalten wieder in Restaurants oder zum Friseur zu gehen, die anderen die schlimmen ungehorsamen, die sich nicht testen lassen, müßen weiter zu hause bleiben, was zu aufschreien und Gerüchte führten, daß man dann nur mehr mit FFP2-Masken auf die Straße oderzur Arbeit dürfe und damitdie Gesellschaft in zwei Klassen markiert wurden. Was man dann ohne test dürfe oder nicht dürfe, warnicht so klar, weil jeder etwas anderes sagte, nur, daß man zwar zu Weihnachten mit zehn Personen aus zehn Haushalten, als in der Praxis wohl schwer zu realisieren war, feiern dürfe, aber ab dem sechsundzwanzigsten in den harten Lockdown und testen solle man sich vor der Freitestung am fünfzehnten Jänner auch im mit der Familie feiern zu können, was erstaunlicherweise viele Leute dann auch taten, weil sie es offenbar als sinnvoller erachteten. Zu Silvester gab es dann wieder die Ausgangssperren, keine Parties, keine Feuerwerke, nur ein Gerangel von einigen Syriern am Reumannplatz, die die Polizisten mit Feuerwerkkörper beschoßen, Skandale gab es auch bezüglich der Skiliste die zwar am vierundzwanzigsten Dezember aufsperrten man die Gondel aber nur mit FFP2-Masken und die Sessellifte betreten durfte und Germknödel und Jagatee wurde auch nicht verkauft, während man beim Eislauftraum am Rathausplatz einen Pipser umgehängt bekam, der meldete wenn man jedmanden näher als zwei Meter kam.

Nun gut oder schlecht trotzdem Weihnachten so ungestört wie möglich feiern, die Zahlen die inzwischen über tausend liegen, stiegen am Vierundzwanzigsten und am Einunddreißigsten prompt wieder an und Rand Wagner meinte, daß man über Lockerungen nach dem Achtzehnten, wenn die Zahlen bis dahin nicht unter tausend liegen würden, gar nicht nachdenken brauche.

Ja die Impfungen haben am siebenundzwanzigsten Dezember auch angefangen, da gab es am siebenundzwanzigsten Dezember ein sogenannten Schow-Impfen in einigen Altersheimen, wo die Zahl der Erkrankten ja besonders hoch sind, aber dann wieder plötzlich eine Testpause und Schwierigkeiten mit den Impfdosen die offenbar doch nicht so schnell und Impfplan gemäß nach Österreich kommen sollten und am einunddreißigsten Dezember, wo wir mit einer Flasche Sekt auf die Rudolfshöhe wanderten, weil man jetzt ja alles mitnehmen muß, hörte man wieder, die wildesten Gerüchte was dann mit dem Freitesten geschehen würde und ob man wenn man sich nicht impfen lassen würde, dann noch notbehandelt würde oder selber schuld sei wenn man krank wird. Klar trage ich das Risiko, wenn ich mich dafür oder dagegen entscheide, aber wenn sich nicht genügend Leute impfen lassen funktioniert das Ganze nicht und am ersten Jänner hieß es plötzlich, die Novelle für das Epidemiegesetz, wo das Freitesten ermöglicht würde, ist eingebracht und man hat drei Tage Zeit dagegen Stellung zu nehmen. Ex-Minister Kilkl tobte, der Alfred schickte mir den Link zur Parlamentsseite und jubelte, daß die Zahl derjenigen, die Einspruch erhob innerhalb Minuten von dreißig auf dreihundert angestiegen wäre, mir ist es dann gerade noch gelungen meine Stellungnahme abzugeben. Der Alfred hatte dann schon Schwierigkeiten denn die Seite krachte zusammen und am nächsten Tag verkündete die Opposition, daß sie dagegen doch Einspruch erheben würde, so daß das Freitesten doch nicht kommen könnte und der allgemeine Lockdown auf den vierundzwanzigsten Jänner verschoben würde, die Friseur aber öffnen dürfen.

Chaos pur und eine Entmüdigung durch die ständigen Gerüchte, was man dürfe und was nicht und Aufhebelung der Grundrechte, was manche der Einspruchsheber darunter auch ein oder der Christian Kern auch entsprechend scharf formuliert haben.

Chaos pur und keine Aussicht auf Freiheit, wo und wann haben wir sie verloren, denn die Gerüchte, daß die alte Normalität auch trotz Impfung im Sommer nicht kommen wird, mehren sich, weil das nächste Virus oder die entsprechende Mutation die angeblich siebzig Prozent ansteckender als das alte ist von England schon nach Amerika hinübergeschwabt und wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit bis es auch bei uns ist und ob die Impfung auch die sogenannte Herdenimmunität die ja erwünscht wäre, bewirkt, ist wie ich höre, offenbar auch nicht so klar und so können wir gespannt sein, wie es weitergeht, sehr optimistisch bin ich aber nicht!